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{"created":"2022-01-31T14:56:01.769847+00:00","id":"lit16826","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zillessen, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 15: 387-404","fulltext":[{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Bildung von Milchs\u00e4ure und Glykose in den Organen bei gest\u00f6rter Circulation und bei der Blaiis\u00e4urevergiftung.\nVon\t\u2022\u2022\nHermann Zillessen, prakt. Arzt.\n(Der Redaction zugegaiiRe\u00bb am 10. M\u00e4rz ln'JI.)\nUeber die Spaltungen, welche die Kohlehydrate und Fette im thierischen Organismus erleiden, \u00fcber die-Bildung und das Schicksal der dadurch entstehenden stickstofffreien Spaltungsund Oxydationsproducte des Stoffwechsels ist bisher noch wenig Sicheres und Bestimmtes bekannt geworden. Nur Hypothesen sind \u00fcber die Bildung dieser intermedi\u00e4ren Sloffweehsel-producte, der Milchs\u00e4ure, Glykuronsaure und fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren etc., aufgestellt worden. Allerdings behauptete Liebig\u2019) aut Grund seiner Analysen, bei denen er im normalen Harn, selbst nicht nach dem Genuss grosser Mengen milchsauren Natrons, nie Milchs\u00e4ure nachweisen konnte, \u00ab dass die Milchs\u00e4ure im Organismus zur Unterhaltung des Respirations-processes verwendet wird und die Rolle;, welche Zucker, Amylon, \u00fcberhaupt alle Stoffe spielen, welche in Ber\u00fchrung mit Thiersubstanzen in Milchs\u00e4ure \u00fcberzugehen verm\u00f6gen, h\u00f6rt jetzt auf, eine Hypothese zu sein: sie verwandeln sich im Blute in milchsaure Salze, die ebenso schnell wieder zerst\u00f6rt werden, wie sie sich bilden, und die sich nur da an h\u00e4ufen, wo die Menge des Sauerstoffs kleiner wird, oder wo sich seiner Wirkung eine andere Th\u00e4tigkeit entgegen:-setzt\u00bb. Diese Ansicht Liebig\u2019s fand jedoch Wenig Anklang und wurde bis in die neueste Zeit als eine ganz hypothetische\n'\t---\u2014------- '\t\u2022\tV\n*) Ann. Tlhem. Pharm., Bd. 62, S. 338, 1817.\t!\nZeitschrift f\u00fcr jiliysiologieche Chemie. XV.\t27\u2019","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nangesehen, wie dies besonders von H. Meyer1) ausgesprochen ist, \u00abda wir weder \u00fcber den Ort, noch \u00fcber die Art von der Zerst\u00f6rung der ins Blut aufgenommenen Kohlehydrate sicher unterrichtet sind \u00bb,\nGanz k\u00fcrzlich ist nun unter Herrn Prof. Hoppe-Seyler\u2019s Leitung von Araki*) festgestellt worden, dass in der That, in Folge von O-Mangel in der Athmungslutt, bei gesunden Hunden und Kaninchen in dem Urin ausser coagulirbarem Eiweiss, auch Milchs\u00e4ure und Zucker in sicher zu bestimmenden Mengen .auftreten. W\u00e4hrend die Ausscheidung des Eiweisses bei diesen Versuchen als eine durch den O-Mangel hervorgerufene Abnormit\u00e4t in der Function der Nieren angesehen werden muss, so war in Betreff der Milchs\u00e4ure und des Zuckers die Frage aufzuwerfen, in welchen Organen des thierischen Organismus diese abnormen Ausscheidungsprodude ihre Entstehung finden,\nEs ist schon lange bekannt, dass beim Tode der. Organe Milchs\u00e4ure und Zucker im Muskel und in der Leber gebildet werden; wahrscheinlich gilt dasselbe auch von der Niere und der grauen Substanz des Gehirns, aus welch\u2019 letzterer Gscheidlen Milchs\u00e4ure zuerst dargestellt hat.\nDurch die angef\u00fchrten Untersuchungen Araki\u2019s war die Annahme sehr nahe gelegt, dass ebenso wie beim Tode, so auch w\u00e4hrend des Lebens in den Organen die Bildung von Glykose und Milchs\u00e4ure stattfinde, wenn denselben auf die eine oder andere Weise der 0 entzogen wird, welcher normaler Weise zur Umwandlung jener Stoffe zu den letzten Oxydationsproducten GO, und H#0 erforderlich ist. Wahrscheinlich werden unter denselben Bedingungen ausser Glykose und Milchs\u00e4ure noch andere Spaltungsproducte in den Organen entstehen k\u00f6nnen. So ist es m\u00f6glich, dass von Eiweissstoffen stickstoffhaltige Uimvandlungsproducte gebildet werden, und w\u00fcrde es sich da zun\u00e4chst darum handeln,\n') Studien \u00fcber die Alkalescenz des Blutes, Archiv f. experim. Path. u. Pharmak., XVII. Bd., S, 304. XI.\n2) I eher die Bildung von Milchs\u00e4ure u. Glykose im Organismus hei Sauerstoffmangel, Inaug.-Diss., Strassburg 1801.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"389\nTepton, Leucin und Tyrosin iin Harne solcher Thiere, welche l\u00e4ngere Zeit an O-Mangel gelitten haben, nachzuweisen.\nVon Franker) ist bereits fest gestellt worden, das bei > Hindernissen in den Athmungsorganen (zu enge Trachealfistel hei Hunden) in der Zeiteinheit mehr Harnstoff gebildet wird, als dies bei gen\u00fcgendem 0-Zutritt der Fall ist. Nach den Versuchen Araki\u2019s muss jedoch die Zersetzung der, stickstoffhaltigen Substanzen noch gr\u00f6sser sein, als es nach der Frankel'schon Angabe erscheint, weil die bei O-Mangel ausgeschiedene Milchs\u00e4ure mit NH, ges\u00e4ttigt, in! den Ham \u00fcbergeht und demnach neben dem vermehrten Harnstoff noch weitere Stickstoffmengen zur Ausscheidung gelangen.\nVon allen diesen Fragen suchte ich auf Anregung Herrn Prof. Hoppe-Seyler\u2019s zun\u00e4chst \u00fcber die eine Aufschluss zu erlangen, ob es m\u00f6glich ist, durch k\u00fcnstlich hervorge\u2019rufenen O-Mangel in den Organen des lebenden normalen Thieres die Bildung von Milchs\u00e4ure und Zucker nachzuweisen. Um O-Mangel in den Organen hervorrufen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen denselben die zuf\u00fchrenden Arterien unterbunden werden. W\u00e4hrend sich nun f\u00fcr die Absperrung der Biutzufuhr zum Gehirn und der Niere schwierigere Momente geltend machen, erscheint dies bei den Muskeln und der Leber verh'\u00e4ltniss-m\u00e4ssig leicht ausf\u00fchrbar zu sein. Es wurden daher die zur Beantwortung der aufgeworfenen Frage n\u00fcthigen Versuche zuerst bei den Muskeln und der Leber vorgenommen;\nI. Versuche am Muskel.\nDer bei diesen Versuchen am Muskel leitende Gedanke war folgender: Um O-Mangol in einem bestimmten Muskelgebiet am geeignetsten erschien dazu die untere Extremit\u00e4t \u2014 henorzurufen, wird die zuf\u00fchrende Arterie unterbunden. Nach einiger Zeit wird diese Unterbindung wieder gel\u00f6st, das Blut str\u00f6mt jetzt durch die bis dahin unter O-Mang\u00e9l stehenden Muskeln, schwemmt die in denselben w\u00e4hrenddessen ent-\n*) Frankel, Centralbl. f\u00fcr die med. Wisn., *1875, No. U; Archiv \u00bb\u2022 path. Arial., Bd. LXII, S. 1, Pd. LXXI, S. 117.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nstandenen Stoffe aus, wird nun aus der entsprechenden Vene aufgefangen und auf ihren Gehalt an Milchs\u00e4ure und Zucker gepr\u00fcft. Zu gleicher Zeit wird auch der seit der Unterbindung der Arterie gelassene Urin auf etwa in ihn \u00fcbergegangene Milchs\u00e4ure und Zucker untersucht. Die Methode der Milchs\u00e4ure\u00ab-Untersuchung richtete sich nach dem Drechsel-Wert her\u2019sehen') Verfahren, welches sich bei den Untersuchungen Araki\u2019s als das genaueste erwiesen hatte. Der Nachweis von Zucker geschah durch die Trommer\u2019sche, die Phenylhydrazin- und G\u00e4hrungsprobe, sowie quantitativ durch den Polarisationsapparat. Eiweiss wurde durch Kochen und nachherigen Zusatz von Essigs\u00e4ure coagulirt.\nAls Versuchstiere wurden Hunde benutzt und zwar wurde die Operation in den ersten beiden F\u00e4llen ohne Chloro-formnarkosc vorgenommen, weil durch die Untersuchungen Otto\u2019s*) nachgewiesen ist, dass der Zuckergehalt des Blutes bei der Chloroformnarkose deutlich vermehrt ist.\nBei den ersten beiden Versuchen wurde die Arteria femoralis hoch oben direct nach ihrem Durchtritt unter dem Poupart\u2019sehen Bande unterbunden, 'um dadurch vor der Herstellung eines Collateralkreislaufes m\u00f6glichst sicher zu sein. Die Unterbindung der kurz unterhalb der Unterbindungsstelle abgehenden kleinen Arteriae epigastricae, pudendae externae und circumflexae ilei wurde unterlassen, weil f\u00fcr die verh\u00e4ltnism\u00e4ssig kurze Zeit des Arterienverschlusses die Entstehung eines ausgebildeten Collateralkreislaufes durch, diese kleinen Zweige nicht erwartet wurde.\nNachdem die Ligatur um die Arterie auf einem kleinen d\u00fcnnen St\u00e4bchen fest geschlossen war, wurde um die Schenkelvene eine lose Schleife herumgelegt, diese in die Tiefe versenkt und nun die \u00e4ussere Hautwunde geschlossen. Diese Vorsicht erwies sich als sehr zweckm\u00e4ssig, da bei der nach ca. t\u00bb Stunden erfolgten L\u00f6sung der Ligatur die Umgebung der Unterbindungsstelle dermassen geschwollen und infiltrirt\n*) Pf I fiber\u2019s Archiv f. die pesammte Phys., Bd. ifi, S. 08, 1SS0.\n'*) Archiv f. d. gesanunte Phys., Bd. XXXV, S. 180.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"391\n\u2022 \u00bb\nwar, dass jetzt ein Auffinden der Vene ohne Leitung der fr\u00fcher herumgelegten Schleife erheblich s\u00e7hwi\u00e9riger gewesen w\u00e4re. So wurde die Vene leicht hervorgezogen und aus ihr ein sofort beim.Ausfliesscn gerinnendes, stark ven\u00f6s gef\u00e4rbtes Blut aufgefangen. Vor der L\u00f6sung der Ligatur batte in beiden F\u00e4llen eine mechanische Reizung der Beinmuskeln noch deutliche Zuckungen zur Folge, so dass trotz der hohen Unter-\n\" n\t\u2022 \u2022\nbindungsstelle eine v\u00f6llige Absperrung der Blutzufuhr jedenfalls nicht erzielt war, sondern ein geringer Collateraikreislaiif bestanden hatte.\nDer von beiden Hunden nach der' Unterbindung der Arterie bis zum n\u00e4chsten Morgen secernirteUrin wurde ebenso wie das aufgefangene Blut auf Milchs\u00e4ure und Zucker untersucht.\nDie bei den ersten beiden Versuchen erhaltenen Resultate waren folgende:\t,\tI\ni\t. Blutmonge.\tMilchs\u00e4ure\u00ab Zink.\tZucker.\t\t\n1.\tHund .... 2.\tHund .... I\t40 chcm. 115 chcm.\t0.079 \u00bbIo 0,055 \u00b0f0\t0,2 \u00b0'0 0,15\"fo\t' \u2022 \u2019\t\u2022. \"\u2022 \u2019\u2022\t\" .\t\u25a0\t' v . r . '\t\n>\t.\tMilchs\u00e4ure* Urinmenge. i\t. 6 I Z nk.\t\t\tZucker.\tEiweiss.\tReaktion.\nL Hund .... 2. Hund ....\t| 204 chcm. f 275 chcm. t l\t\u2022\t\\\tSpur 0,004\u00b0/0V\t\u2014\t' ::\tsauer do. .\nDa die aufgefundenen Mengen von milchsaurem Zink, welche \u00fcbrigens mit Eisenchlorid deutlich die Uf fei man n-sche\u2019) Reaction ergaben, zu gering waren, als dass sich damit eine Analyse h\u00e4tte ausf\u00fchren lassen, so wurde zu einem radikaleren Operationsverfahren geschritten, welches die M\u00e4ngel der beiden fr\u00fcheren Versuche vermeiden sollte. Zu diesem Zwecke wurden, um die Bildung eines Collateralkreislaufes zu vermeiden und dabei auch ein gr\u00f6sseres Blutquantum zu erhalten, an zwei gut gen\u00e4hrten Hunden nach Er\u00f6ffnung der\n\u2019) l\u2019eber die Methode des Nachweises freier S\u00e4ureii im Mageninhalt, Archiv f. klin. Met!., Hd. 8.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"302\nBauchh\u00f6hle mit einem Schnitt, der vom Nabel bis gegen die Symphyse gef\u00fchrt war, beide Aerteriae ilaeae unterbunden, die Unterbindungsfaden in die Bauchh\u00f6hle versenkt und letztere dann mit zahlreichen Nahten gut verschlossen. Die \u00e4ussere Wunde wurde mit Jodoformcollodium bestrichen.\nDie Hunde wurden bei dieser Operation, ebenso wie nachher bei der Entnahme des Blutes, tief chloroforn\u00fcrt. Bei dem ersten der beiden Hunde wurde nach Verlauf von 3V* Stunden, obwohl die Beinmuskeln auf mechanische Reizung noch mit schwachen Zuckungen antworteten, nach Oeftnung der Naht die Vena cava inferior unterbunden, darauf die Ligatur der beiden Arteriae iliacae gel\u00f6st und aus der Vene 231 cbcm. dunkel ven\u00f6ses, sehr leicht gerinnendes Blut aufgelangen. Als kein Blut mehr aus der Vene abfloss, wurde die Aorta abdominalis ge\u00f6flnet und aus ihr bis zum Verblutungstode noch 105 cbcm. arterielles Blut gewonnen. Der seit der Unterbindung der Arteriae ilaeae gelassene Urin wurde gleichfalls gesammelt und untersucht.\nBei dem zweiten Hunde wurde nach Unterbindung der Arteriae iliacae bis zum Auflangen des Blutes aus der Vene 0 Stunden gewartet. Die Beinmuskeln reagirten nach dieser Zeit nicht mehr aut mechanische Reizung. Es wurde nun hier ebenso wie bei dem ersten Hunde verfahren und das gewonnene Blut wie Urin auf Milchs\u00e4ure und Zucker verarbeitet. Das Ergebniss dieser beiden Versuche enth\u00e4lt die folgende kleine Tabelle.\n\u2022 1 ' J\tBlutmvnge aus der Vene.\tBlutmenge au 8 der Arterie.,\tMilcli8aures Zink.\t\tZucker.\t\n\t\t\tVene.\tArterie.\tVene.\tArterie.\n1. Hund ' 1\tr \u25a0 s 231 cbcm.\t105 cbcm.\t0,080%\t0,047%\t0,15%\t0,1%\n2. Hund . ' .\t;\t\u2022 'v\" .\"j - V.. v.\t;\t.. 1\t108cbcm.\t114cbcm.\t0,126 \u00b0;0\t0,08X\t0,277 X\t\n\t! i Uriumenge. :\t. Reaction.\tMilchs\u00e4ure* Zink.\t\tZucker.\t- . : Eiweis\u00ab.\n\u25a0\u25a0\u25a0 \u25a0\u25a0 . 1. Hund\t1 72cbcm.\tsauer\t0,051 %\t\t\t\u2022 , geringe\n2. Hund .\t; 40cbcm. 1\tsauer .\u25a0 . \u25a0\t0,098\u00b0!,\t\t\tMengen. \u25a0 \u25a0 \u25a0","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"393\nDer Krystallwassergehalt des milchsauren Zinkes aus dem ven\u00f6sen Blute des zweiten Hundes betrug 11,6'%.\n0,104 wasserfreies Zinklactat ergaben bei der Zink-bestimmung 0,0418 ZnS = 0,028 Zn.\t>\nF\u00fcr (C3H503)i Zn berechnet 20,75\u00b0/0 Zn, gefunden wurde f\u00fcr 0,104 (C3IL03)s Zn 2G,92\u00b0/0 Zn.\t:\tV\nDie angestellte angestellte kleine Versuchsreihe., welche im Wesentlichen \u00fcbereinstimmende Resultate ergeben hat und deshalb auch nicht durch weitere Versuche vergr\u00f6\u00dfert wurde, zeigt, dass, entsprechend der vorher gestellten Annahme, im O-armen Muskel mehr Milchs\u00e4ure und Zucker zur Ausscheidung gelangt, als dies bei normaler O-Zufuhr der Fall ist, und zwar richtet sich die M e h r au s s c h e i d u n g dieser Sp al t u n gspr od uet e nach dem Grade der Absperrung der arteriellen Zufuhr. Dementsprechend war bei Versuch 4, wo die Muskeln bei Entnahme des Blutes auf mechanische Reizung nicht' mehr antworteten, die Menge der ausgeschiedenen Milchs\u00e4ure resp. Zucker am gr\u00f6ssten; am kleinsten war sie bei den ersten beiden Versuchen, bei welchen der Collateralkreislauf am wenigsten behindert war. Das Auftreten der Milchs\u00e4ure im Urin bei den beiden letzten Versuchen ist .sehr erkl\u00e4rlich, da hier ja die ganze untere K\u00f6rperh\u00e4lfte durch die Unterbindung, der beiden lliacae in einen Zustand von 0-Mangel versetzt war. Zucker wurde in keinem Falle im Urin nachgewiesenr was bei dem nur wenig vermehrten Gehalt des Blutes an redueirender Substanz nicht Wunder nehmen kann.\nII. Versuche an der Leber.\nUm in der Leber 0-Mangel hervorzurufen, wurde die Arteria hepatica bei Kaninchen und Hunden unterbunden. Allerdings musste man hierbei die Bef\u00fcrchtung hegen , dass einmal trotz der Unterbindung der Arterie- durch das Blut der Pfortader noch hinreichend 0 der Leber zugef\u00fchrt werde, -und dass zweitens auch hier wieder d\u00fcrch die Entstehung eines Goliateralkreislaufes die Hauptbedingung zum Gelingen","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\ndes Versuches, die Absperrung der 0-Zufuhr, vereitelt werden k\u00f6nnte. Die Entstehung eines Collateralkreislaufes w\u00e4re wohl nach dem Vorgehen von Slosse1), welcher die Arteria coeliaca und die Arteria mesentericae zur Bestimmung der Athem-gr\u00f6sse des Darms und seiner Dr\u00fcsen unterbunden hat, dadurch zu vermeiden gewesen, dass man die Arteria coeliaca direct bei ihrem Austritt aus der Aorta unterbunden h\u00e4tte. Es wurde jedoch auf dieses Verfahren verzichtet und nur die Arteria hepatica selbst unterbunden, um ein m\u00f6glichst reines Resultat \u00fcber das Verhalten der Leber allein im Zustande des 0-Mangels zu erhalten, w\u00e4hrend im andern Falle auch andere grosse Tlieile der Baucheingeweide unter dem Einfl\u00fcsse des 0-Mangels sich befunden h\u00e4tten und ausserdem dieThiere bei jener Operation schwerlich am Leben geblieben w\u00e4ren. Die Operation wurde an 3 gut gen\u00e4hrten Kaninchen und 3 Hunden nach je eint\u00e4gigem Hungern in tiefer Chloroformnarkose ausgef\u00fchrt.\nEs wurde in der Linea alba vom Processus ensiformis bis herab zum Nabel die Bauchh\u00f6hle er\u00f6ffnet, darauf das Netz bei Seite geschoben, das Duodenum nach links her\u00fcber gelegt und nun von der Leberpforte aus sich orientirend die Arteria hepatica aufgesucht und unterbunden. Bei Kaninchen verlief die Arterie direct auf der Vena portarum und theilte sich auf ihr bereits in mehrere Zweige; bei Hunden wurde sie neben und oberhalb des Ductus cysticus aufgefunden, beide Male in das z\u00e4he und sehr schwer von ihr zu isolirende Ligamentum hepatoduodenale fest eingeschlossen.\nNach der Unterbindung der Arterie wurden die Ged\u00e4rme, welche bei Kaninchen sich stets aus der Bauch wunde hervordr\u00e4ngten \u2014 bei Hunden war dies nicht der Fall \u2014, zur\u00fcckgedr\u00e4ngt , die Bauchw\u00e4nde durch zahlreiche N\u00e4hte gut geschlossen und mit Jodoformcollodium bestrichen, da sich das Anlegen eines Verbandes als zwecklos erwiesen hatte. Die Thiere wurden darauf in warmem Zimmer in einen Kasten gesetzt, welcher das getrennte Auffangen des Urins erm\u00f6g-\n') A. Slosse. Die Athcmgrosse des Darms und seiner Dr\u00fcsen, Archiv f. Anat. u. Physiol., Phys. Abth., Supplementhand 1800.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"395\nlichte, der ja bei dieser Versuchsreihe allein auf Milchs\u00e4ure und Zucker untersucht werden konnte. Die 3 operirten Kaninchen gingen nach 2\u20143 Tagen an Peritonitis zu Grunde, w\u00e4hrend die Hunde die Operation alle sehr gut \u00fcberstanden und ausser einem, der einige Tage an Durchfall litt, durchaus kein regelwidriges Verhalten zeigten. Die \u00e4ussere Bauchwunde, welche \u00f6fters gereinigt und frisch mit Jodoformcollodium bestrichen wurde, heilte unter geringer Eiterung In ca. 14 Tagen mit guter fester Narbenbildung. Die folgenden Tabellen zeigen die Untersuchungsergebnisse der aufgefangenen \u00dcrinmengen.\n\u25a0 <\u2022\t' i \u2022 \u2022\trrinmcnj,'*?. \u25a0 1 ! \u2022 \u2022\t\u2022 Reaction.\tKiweiss. . \u25a0\tMiii-h\u00bb.; Zink.\tZiukf-r.\n; \u2022 . \u2019 \u2022 1. Kaninchen, ope-rirt am 5. XII. 90 + am 7. XII.\t| . \u2022 35 chcm. am 0. XII.\t' alkalisch\tviel \u2022' \u2022 \u25a0' * \u2022\t: 0,085% '\t\u201c in\n2. Kaninchen, ope-\t85 chcm.\tsauer\tviel\t* 0,007 %\u2022\t\nriet am 20.XI 1.90\tam 22. XII.\t\t\t\"v:%:\t\n+ am 23. XII.\t30 chcm. am 23. XII.\tsauer 4\tviel . \u2022.. \u2022\u2022\u00bb \u2022 \u2022\u2022\u2022\u25a0 \u2022 \u2022 '\u2022\t0.003%\t\u25a0\u2014\n. 3. Kaninchen, ope-rirt am 20. XII. 90\t; 70 chcm. am 22. XII. t\tneutral .\tviel \u2022 \u2022\t0.032%\t' \u2014\n+ am 2t. XII.\t32 chcm\tsauer\tviel\t0,052%\t\n\u25a0.\tam 23. XII.\t\u2022\t.\t\t\n1. Hund, operirt am 13. XII. 90.\t330 chcm. am It. XII.\tsauer '\t'V ' \u00cf \u2022 \u2022 \u2022\u2022\t\u25a0\t0,027%\t: \u2014.\nSection am Jt. I. 91.\t290 chcm. am 15. XII.\tsauer\t- \u2022.\t. 0,018%-\t* % i \u2014\nVorn 17.-20. XII. Urin durch Kotli\t1 120 chcm. am 10. XII.\tsauer\t\u2022\u2022 . .\to,019\u00b0:(1\t\u2014\u25a0\nverunreinigt. ' ..\t90 chcm. arn 21. XII.\tsauer\t\tO.OOfV\t\u2014\n2. Hund, operirt am 22. XII. 90.\t150 chcm. am 23. XII.\tsauer -\u2022K \u2022 '\u25a0\t\u2022\t0.032% \u2022\u2022 * .\t_ \u2022\nSection am 2t. I. 91.\t350 chcm. am 24. XII.\tsauer\t\u25a0\t' 0,019\"!,, . .\t\u2014\n\u2022\ti - . . \\ .\t000 chcm. am 25.-20. XII.\tsauer .\t-\t0.015%\t\u2014\n\u2022 1\tam 27.-30. XII. . '\tsauer \u2022 -\t.\t0.013%\t. \u2022","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"m\nFortsetzung der Tabelle auf Seite 395.\n'\t1\t\u2022j\t' ; \u2022 ' \\\t1 i Milchs.\tZucker.\n\tCrinmenpe.\tReaction, j\tEiweiss. ; 1 /.ink. \u2022 i \u2022\t\n3. Bund, operirt am\t145 cbcm.\tsauer\t-\t0.054%,\t\u2014\n8.1.91.\tam 9. I.\t\t}\u2018 . \u25a0.\t\nSection amO. 11.\t174 cbcm.\tsauer\tO o o' 1\t\u2014\nIC\tam 10.1. f \u2022\t\u2022 / . . ; .\t'\t\n\t90 cbcm. am 11.1.\tsauep '\u25a0\t, 0,047\u00b0, '\t.. \u2022\t\u2022. , I : /..\u2022\t~\n\u25a0 ' \u25a0 ' ' \u25a0 ' . \u25a0\t70 cbcm. am 12.1.\tsauer\t; 0,039\u00b0',,\t\n\t509 cbcm.\tsauer\t-\t0,041%,\t\n\tam 12.\u201415.1.\t\t1 \u25a0 ' .\t! :\n\t188 cbcm. am 20. 1. iiV\tsauer\t\u2014\t1 Spur? i\tj\ti '\u25a0 \u25a0 . \u2022 .\nDer Kryst all Wassergehalt von 0,1258 (G3H603)s Zn, welches aus dem Urin vom 9.\u201411. I. 91 des dritten Hundes gewonnen war, betrug 11,4 \u00b0/0.\nAus 0,113 wasserfreiem Zinklactat wurde 0,0463 ZnS = 0,031 Zn dargestellt = 27,46/0Zn; dagegen berechnet 26,75\u00b0/0 Zn.\nAus obiger Tabelle folgt, dass auch in der Leber bei O-Mangel Milchs\u00e4ure gebildet wird, oder vielmehr die sauerstoffarme Leber vermag nicht, wie dies nach Minkowsky\u2019s*) Versuchen bei G\u00e4nsen sonst der Fall ist, die Milchs\u00e4ure zu ihren normalen Ausscheidungsproducten GO, und I140 zu oxydiren, sondern l\u00e4sst einen Theil der Milchs\u00e4ure unzersetzt in das Blut \u00fcbergehen. Zu gleicher Zeit ist aus der Tabelle ersichtlich, dass der Milchs\u00e4uregehalt des Urins von der Operation an stetig abnimmt, dass also der Leber wahrscheinlich auf collateralen Bahnen allm\u00e4lig wieder mehr 0 zugef\u00fchrt worden ist. Uhd in der lhat haben die Sectionen der 3 Hunde ergeben, dass sich auch hier ein deutlicher Gollateralkreislauf ausgebildet hatte. Es zeigte sich n\u00e4mlich in allen F\u00e4llen, dass der nach der Leber hinf\u00fchrende Hauptstamm der Arterie bei der Section ver\u00f6det war und in seinem Lumen nur ganz wenig schleimig gelbliche Fl\u00fcssigkeit\n') Archiv f. experim. Pathol, u. Pharmak., BJ. XXI, S. 71 u. t-.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"397\nenthielt, dass jedoch von der Arteria gast rodUodenalis und der coronaria ventriculi dextra eine Menge kleiner Aestchen nach der Leber hinzogen. Es stimmte also dieser. Befund v\u00f6llig mit der Folgerung \u00fcberein, welche man aus dem Resultate der Urinuntersuchungen zu ziehen berechtigt war.\nZucker konnte nur in einem einzigen* falle nacligewiesen werden; warum er bei diesem Kaninchen auf!rat, dar\u00fcber vermag ich nicht zu entscheiden, da leidereine Untersuchung des Urins vor der Operation unterblieben war.\nWenn es auch nach der geringen Anzahl der oben beschriebenen Versuche etwas gewagt erscheint, daraus all-\ngemeine Schl\u00fcsse zu ziehen, so ist es doch nach den Ver- , suchen Araki\u2019s und mir sehr wahrscheinlich, dass der bei vielen Krankheiten, welche einen O-Mangel der Organe zur Folge haben, gefundene verminderte Alkalescenzgehalt des Blutes auf der Bildung von Milchs\u00e4ure und einer dadurch bedingten Verarmung des Blutes an basischen Salzen beruht.\nII. Meyer') und v. Jak sch*) haben diese Vermuthung bereits ausgesprochen, jedoch bisher keine Versuche nach dieser Richtung hin angestellt. Araki hat nun in seiner oben citirten Arbeit bewiesen, dass nicht nur beim Athinon im -O-armen Raume Milchs\u00e4ure und Zucker im Urin a\u00fcftritt, sondern dass auch bei der CO-Vergiftung,; wie nach der Strychninvergiftung und nach epileptischen* Anf\u00e4llen derselbe Befund im Harne gemacht wird. Diese Thatsaehen legen die Annahme sehr nahe, dass auch die Verminderung der Blutalkalescenz im Fieber, welche bereits von Senator?), C. A. Ewald*) und Andern nachgewiesen ist, auf der durch den gleichzeitigen O-Mangel bedingten Bildung von Milchs\u00e4ure im Blut beruhen wird. In gleicher Weise w\u00fcrde sich dann auch die Verminderung der Blutalkalescenz bei den anderen Krankheiten erkl\u00e4ren, bei denen sie von v. Jak sch\nl) A. a. 0.\n*) lieber die Alkalescenz des Blutes bei Krankheiten, Zeitschrift f\u00fcr klin. Medio., Bd. XIII.\n'*) l eher den fieberhaften Process und seine Behandlung.\n*) Archiv von Beichert und du Bois-Rey.mond, 1870.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"_ 398\nnachgewiesen worden ist, wie bei der Ur\u00e4mie, schwerer Pneumonie, Erkrankungen der Leber, weiche zu einer Destruction des Gewebes f\u00fchren, Leuk\u00e4mie, pernici\u00f6ser An\u00e4mie etc.\nIII. Versuche bei der Blaus\u00e4urevergiftung.\nUm \u00fcber die Berechtigung dieser Annahme Aufschluss zu gewinnen, unternahm ich es, auf Anregung Herrn Prof. Iloppe-Seyler\u2019s, wie Araki es f\u00fcr die CO-Vergiftung bereits nachgewiesen hatte, die von Geppert1) ausgesprochene Behauptung, \u00abdass die COs-Menge des Blutes unter dem Einfluss der Blaus\u00e4urevergiftung sehr erheblich sinkt und dass das Sinken der Gewebsalkalescenz eine specifische Wirkung der Blaus\u00e4ure sei\u00bb, daraufhin zu pr\u00fcfen, ob die Verminderung der Blutalkalescenz nicht durch das vermehrte Auftreten von Milchs\u00e4ure veranlasst sein k\u00f6nne. Vermutungsweise hat Geppert diese M\u00f6glichkeit auch ausgesprochen und sie dabei als abh\u00e4ngig von der Minderaufnahme des 0 gedacht, ohne jedoch dar\u00fcber Versuche zu ver\u00f6ffentlichen.\nUm die Minderaufnahme von 0 in den anzusteilenden Thierexperimenten in m\u00f6glichster Ausdehnung zu erreichen, war es n\u00f6tliig, die Thiere so stark zu vergiften, dass das zweite und dritte Stadium der Blaus\u00e4urevergiftung, welche sich \u00fcber die Zeit der Kr\u00e4mpfe, h\u00f6chsten Athemnoth und der L\u00e4hmung erstrecken, recht lange unterhalten wurde. Die Menge des zur Erreichung dieses Zweckes anzuwendenden Giftes wurde durch einige Vorversuche festgestellt. Die Thiere wurden dann mehrere Male am Tage vergiftet und schliesslich bei der letzten Vergiftung get\u00f6dtet, resp. die letzte Dosis so hoch genommen, dass sie daran zu Grunde gehen mussten. Es wurde nun aus dem Herzen und den grossen Gelassen das stets sehr dunkel ven\u00f6s gef\u00e4rbte Blut aufgefangen und dieses, sowie der w\u00e4hrend der Vergiftungsdauer secernirt\u00e9 Urin auf Milchs\u00e4ure und Glykose untersucht.\nDie Methode der Untersuchung war dieselbe, wie sie oben angewandt worden war.\n') Leber das Wesen der blaus\u00e4urevergiftung, 1889.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"399\nAls Versuchstiere wurden haupts\u00e4chlich Kaninchen benutzt, da sich bei diesen der wahrend der Vergiftung gelassene Urin leicht rein aullangen Hess, w\u00e4hrend dies hei Hunden wegen des Erbrechens und starken Speichelflusses nicht m\u00f6glich war, wenn man nicht den Hund nach jeder Vergiftung katheterisiren wollte.\t.\nZur Vergiftung wurde eine 0,64 \u00b0/0 resp. 3,2?/0 I31au-s\u00e4nrel\u00f6sung benutzt und wurde dieselbe theils in den Mund der Thiere, theils unter die Haut gebracht. Hierbei\u2019schien bei Anwendung der verd\u00fcnnten Blaus\u00e4urel\u00f6sung-die Wirkung vom Munde aus schneller einzutreten als bei der subcutancn Injection, w\u00e4hrend die concentrirtere L\u00f6sung keinen-.Unterschied in der Schnelligkeit Wirkung bei der;einen oder andern Amvendungsweise erkennen liess. Auf eine Anwendung von Cyankaliuml\u00f6sung wurde verzichtet, da dieselbe sich bekannter-inassen sehr bald zersetzt und man also dabei stets zum Anfertigen erneuter L\u00f6sungen gezwungen ist'. Eine Gew\u00f6hnung an die Gittdosis, wie sie Geppert bei Einspritzungen direct ins Blut beobachtet zu haben glaubt, haben wir nicht bemerkt, vielmehr schien bei einer erneuten Vergiftung mit ganz gleicher D'osis nach v\u00f6lligem Ablauf der ersten Vergiftungs-erscheinungen die dann eintretende Vergiftung viel intensiver zu sein als die abgelaufene.\n\u2666 %\nDie in der Folge beschriebenen 6 ersten Versuche sind an Kaninchen, die beiden letzten an Hunden \u00e4ngeslellt. 1\n1. Versuch.\n4, 5,7^6,10 je 10 Tropfen der 0,G4\u00b0/0 Blaus\u00e4urel\u00f6sung in den Murijd gebracht. Nach den beiden ersten Gaben Dyspnoe, Zuckungen, Kr\u00e4mpfe, L\u00e4hmung; das Thier erholt sich ziemlich langsam. Nach der dritten Gabe sehr schwere Vergiftung, welche um 7,13 den Tod zur Folge hat. -\n21 ebem. Urin, alkalisch, ohne Eiweiss- oder Zuckergehalt, enth\u00e4lt 0,1217 \u00b0/0 milchsaures Zink.\nKrystall Wassergehalt 12,7 \u00b0/0.\n32 ebem. Blut ergaben 0,0905 \u00b0/0 milchsaurcs Zink und 0,247t, Zucker.\t-","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\n2.\tVersuch.\n0,04 % Blaus\u00e4urel\u00f6sung.\n3.45\tUhi* 8 Tropfen in den Mund gebracht; schwache Vergiftung.\n4.22\tUhr 0 Tropfen in den Mund gebracht; starke Vergiftung.\n5,35 Uhr 7 Tropfen in den Mund gebracht ; starke Vergiftung.\nAm n\u00e4chsten Morgen 04 cbcm. Urin ohne Eiweiss und Zucker. 0,005 % milchsaures Zink.\n10% 8 Tropfen subcutan; leichte Vergiftung.\n11.7\t7 Tropfen subcutan; leichte Vergiftung.\n12.15\t7 Tropfen subcutan; leichte Vergiftung.\n3,30 7 Trofpen subcutan; Dyspnoe, Kr\u00e4mpfe.\n4.15\t8 Tropfen in den Mund; schwere Vergiftung.\n5.22\t8 Tropfen in den Mund; schwere Vergiftung.\nDas Thier wurde im Zustand der h\u00f6chsten Athemnoth\nget\u00f6dlet.\n20 cbcm. Urin; alkalisch; kein Eiweiss; kein Zucker. 0,0047 % milchsaures Zink.\n40 cbfcrh. Blut ergaben 0,1315 \u00b0/0 milchsaures Zink und 0,17 \u00b0/0 Zucker.\n3.\tVersuch.\n0,04 \u00b0/0 Blaus\u00e4urel\u00f6sung.\n10.15\t7 Tropfen subcutan; Dyspnoe, keine Kr\u00e4mpfe.\n11.07\t7 Tropfen subcutan; schwache Kr\u00e4mpfe.\n11.45\t7 Tropfen subcutan; starke Kr\u00e4mpfe, L\u00e4hmung.\n4,20\t8\tTropfen\tsubcutan;\tschwache\tKr\u00e4mpfe.\n5,12\t8\tTropfen\tsubcutan;\tschwache\tKr\u00e4mpfe.\n5,50\t9\tTropfen\tsubcutan;\tsehr schwere Vergiftung.\n0,25\tTod.\t\u2018\nSofort nach dem Tode wurde Blut und Urin gewonnen. Gl cbcm. Urin; alkalisch; geringe Mengen Eiweiss; kein Zucker; 0,2140\u00b0/0 milchsaures Zink.\n20 cbcm. Blut, 0,1999% milchsaures Zink und 0,16% Zucker.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"401\n4.\tVersuch.\n0,04\u00b0/ff Blaus\u00e4urel\u00f6sung.\n3,52 0 Tropfen subcutan; Krampfe, L\u00e4hmung.\n4,34 10 Tropfen subcutan ; sehr schwere. Vergiftung.\n6.12\tTod.\n27 cbcm. Urin; alkalisch; kein Eiweiss; kein Zucker; Spur milchsaures Zink.\n56 cbcm. Blut; O,3087\u00b0/0 milchsaures Zink; 0,14\u00b0/0 Zucker.\n5.\tVersuch.\n0,64 \u00b0/0 Blaus\u00e4urel\u00f6sung.\n11,10 9 Tropfen subcutan; starke Vergiftung.\n12.32\t8 Tropfen in den Mund; starke Vergiftung.\n3,44 8 Tropfen subcutan; Kr\u00e4mpfe, L\u00e4hmung,\n5,16 10 Tropfen subcutan; sehr schwere Vergiftung. 6,43 Tod.\n83 cbcm. Urin; alkalisch; Spur Eiweiss; kein Zucker; 0.1156 \u00b0/0 milchsaures Zink.\n60 cbcm. Blut; 0,1293\u00b0/0 milchsaures Zink; 0,4\u00b0/0 Zucker. Der Krystallwassergehalt von 0,1988 (CsII50,)f Zn ergab H,370. ;\nAus 0,1279 wasserfreiem (0,14,0,), Zn wurde 0,0507 ZnS = 0,034 Zn dargestellt.\nF\u00fcr Zinklactat berechnet 26,75 \u00b0/0 Zn, f\u00fcr 0,127 des Zinksalzes fand man 26,61 \u00b0/0 Zn.\n6.\tVersuch.\n0,64\u00b0/0 Blaus\u00e4urel\u00f6sung.\t,\n11,4 9 Tropfen subcutan; schwere Vergiftung.\n3.32\t8 Tropfen in den Mund; schwere Vergiftung.\n5.13\t9 Tropfen in den Mund; schwere Vergiftung.\n6,15 Tod.\n38 cbcm. Urin; alkalisch; viel Eiweiss; kein Zucker; 0,1495 \u00b0/0 milchsaures Zink.\n45 cbcm. Blut; 0,2481\u00b0/0 milchsaures Zink; 0,21 \u00b0/0 Zucker.","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\n7.\tVersuch.\n3,2 \u00b0/0 Blausfiurel\u00f6sung.\n9,43 5 Tropfen subcutan; geringe Vergiftung.\n10,24 G Tropfen subcutan; geringe Vergiftung.\n3,47 12 Tropfen subcutan ; nach 2 Minuten Tod.\nG5 cbcm. Urin; sauer; kein Eiweiss; Spur Zucker; milchsaures Zink nicht vorhanden.\n3G4 cbcm. Blut; 0,142\u00b0/0 milchs. Zink; 0,125\u00b0/0 Zucker.\nDer KrystallWassergehalt von 0,2572 (C3H50,)aZn wurde auf 12,52% bestimmt.\nAus 0,225 wasserfreiem (CjHjOj^Zn wurde 0,0922 ZnS = 0,0618 Zn dargestellt.\nFur Zinklactat berechnet 26,75% Zn; f\u00fcr 0,225 des Zinksalzes wurde 27,1 \u00b0/0 Zn erhalten.\t%\n8.\tVersuch.\n3,2% Blausfiurel\u00f6sung.\n11,46 G Tropfen in den Mund; leichte Kr\u00e4mpfe.\n12,31 7 Tropfen subcutan; leichte Kr\u00e4mpfe.\n4,27\t7 Tropfen in den Mund; leichte Kr\u00e4mpfe.\n5,13 10 Tropfen subcutan; sehr schwere Vergiftung.\n5,49 Tod.\n15 cbcm. Urin; sauer; kein Eiweiss; Spur Zucker; Spur milchsaures Zink.\n275 cbcm. Blut; 0,496\u00b0/0 milchsaures Zink und 0,18% Zucker.\nAus den angestellten Versuchen ergiebt sich, dass bei der Blaus\u00e4urevergiftung die Milchs\u00e4ure im Blute bedeutend vermehrt ist, und dass also der verminderte Alkalescenzgehalt des Blutes durch das in Folge des O-Mangels erfolgte Auftreten der Milchs\u00e4ure bedingt sein wird und nicht auf einer specifischen Wirkung der Blaus\u00e4ure beruht. Weiter folgt, dass auch der Zuckergehalt des Blutes in Folge der Blaus\u00e4urevergiftung steigt, jedoch nicht in dem Masse, dass Glykose in den Urin \u00fcbertreten k\u00f6nnte. In den letzten beiden Versuchen war zwar eine deutliche Reduction des Kupfer-","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\noxyduls in alkalischer Losung zu sehen, dach war eine-quantitative Bestimmung der Glykose im Urin nicht m\u00f6glich.\nNoch eine Beobachtung habe ich zu erw\u00e4hnen, welche bei Gelegenheit obiger Versuche gemacht Wurde. Durch Claude Bernard1) und W. Preyer*) ist bekannt, dass bei mit Blaus\u00e4ure vergifteten Fr\u00f6schen das ven\u00f6se Blut* eine hellrothe Farbe annimmt, aber dieselbe nicht, wie bei S\u00e4uge-tliieren, bald wieder verliert, sondern w\u00e4hrend der Dauer der \\ ergiftung beibeh\u00e4lt. Eine Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung ist bisher nicht bekannt geworden, und so legte mir Herr Prof. Iloppe-Sey 1er die Frage zur Untersuchung vor, ob jener Unterschied in der Wirkung der Blaus\u00e4ure auf die Farbe des Blutes der Warm- und Kaltbl\u00fcter etwa auf der Verschiedenheit der Temperatur des Blutes beruhen m\u00f6ge?\nZur Beantwortung dieser Frage wurden Fr\u00f6sche in einen halb mit 0,7 \u00b0/0 Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllten Topf gebracht, welcher oben mit einer Glasplatte verschlossen worden konnte;\u2022 so-dann wurde der Topf auf ein Wasserbad gestellt und das Wasser ganz allm\u00e4lig auf ca. 37\u00b0 erw\u00e4rmt. Bei dieser Temperatur ging ein Tlieil der Fr\u00f6sche zu Grunde, w\u00e4hrend ein anderer Theil zwar regungslos dalag, aber noch ziemlich gut athmete. Letztere wurden herausgenonirnen, auf einem Brettchen ausgespannt und schnell bei ihnen das Herz blos-golegt. Das Blut im Herzen zeigte sich jetzt unter dem Einfluss der erh\u00f6hten Temperatur dunkel ven\u00f6s gef\u00e4rbt; wurden nun diese Fr\u00f6sche mit einem Tropfen Blaus\u00e4ure vergiftet und auf dem Brettchen liegend wieder in die erw\u00e4rmte Kochsalzl\u00f6sung gebracht, so konnte man beobachten, wie nach einiger Zeit das Blut eine hellere kirschrothe Farbe annahm, wie diese F\u00e4rbung aber bald einer dunkel ven\u00f6sen Platz machte, \"eiche nun fortbest ehen blieb, \\ergiftete man sp\u00e4ter zum. zweiten Male, so wiederholte sich dieselbe Erscheinung. Nahm man einen der so vergifteten noch lebenden Fr\u00f6sche aus der\n') Le\u00e7ons sur les substances toxique et m\u00e9dicamenteuses.' *\n-) Die I. rsache der (\u00eeifti^keit des Cyankalium und der Blaus\u00e4ure, Virchow's Archiv f. path. Anat. u. Phys., lid. XL.\nZeitschrift f\u00fcr j>h)Hk)logisehc Chemie. XV.\t. \"\tjJS","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nerw\u00e4rmten Kochsalzl\u00f6sung heraus und liess ihn sich langsam an der Luft abk\u00fchlen, so wurde die Farbe des Blutes alim\u00e4lig hellroth und blieb so bis zum Ablauf der Vergiftung bestehen.\nNach diesen \u00f6fters mit demselben Resultate wiederholten Versuchen scheint der Unterschied in der Giftwirkung der Blaus\u00e4ure auf die Farbe des Venenblutes bei Kalt- und Warmbl\u00fctern in der That auf der Verschiedenheit der Bluttemperatur zu beruhen.\nFasse ich die Resultate der von mir angestellten Versuche zusammen, so komme ich zu folgendem Ergebniss:\n1.\tBei k\u00fcnstlicher Absperrung der 0-Zufuhr zu Muskel und Leber wird in diesen Organen w\u00e4hrend des Lebens Milchs\u00e4ure in vermehrter Menge gebildet.\n2.\tDer verminderte Alkalescenzgehalt des Blutes bei der Blaus\u00e4urevergiftung ist durch das vermehrte Auftreten von Milchs\u00e4ure im Blute bedingt.\n3.\tDer Zuckergehalt des Blutes ist bei der Blaus\u00e4urevergiftung etwas erh\u00f6ht.\n4.\tDie Verschiedenheit der Blaus\u00e4ure-Wirkung auf die Verf\u00e4rbung des Venenblutes bei Warm-und Kaltbl\u00fctern beruht auf dem Unterschied der Bluttemperatur.\nZum Schl\u00fcsse erf\u00fclle ich die angenehme Pflicht, Herrn Prof. Hoppc-Seyler f\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit, sowie f\u00fcr die \u00e4usserst liebensw\u00fcrdige Unterst\u00fctzung bei den Versuchen meinen ganz gehorsamsten Dank abzustatten.\nAnmerkung. In der Dissertations*Ausgabe dieser Arbeit sind folgende Aeiiderungen noting. Es ist auf Seite 11 derselben Zeile 4 statt 0,0dl zu setzen 0,0418, auf Seite 14 Zeile 12 statt 0,004 zu setzen 0,0463 und auf Seile 20 Zeile 11 statt 0,0931 zu setzen 0,0922 ZnS.","page":404}],"identifier":"lit16826","issued":"1891","language":"de","pages":"387-404","startpages":"387","title":"Ueber die Bildung von Milchs\u00e4ure und Glycose in den Organen bei gest\u00f6rter Circulation und bei der Blaus\u00e4urevergiftung","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:01.769855+00:00"}