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{"created":"2022-01-31T12:52:40.558108+00:00","id":"lit16832","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Devoto, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 15: 465-476","fulltext":[{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"lieber den Nachweis des Peptons und eine neue Art der quantitativen Eiweissbestimmung.\nVon\nDr. Luigi Devote,\nAssistenten an der niedicinisclien Klinik in Genua.\n(Au* .lern mcMlic\u00fciifri'h-chomiw-hen Laboratorium <l< r deutschen l'niversitiit in l\u00bbrn\u00ab.) (Der Redaction zugogangen am 28. M\u00e4rz 1HU1.)\nDom Ammonsulphat in .ges\u00e4ttigter L\u00f6sung kommt bo-kanntlich die Eigenschaft zu, alle Eiweissk\u00f6rpeiymit Ausnahme \u26661er von K\u00fchne Pepton genannten Substanz und der von der Protalbumose abstammenden Deuteroalbumose, zu fallen Zu den fallbaren geh\u00f6ren alle im Blut und pathologischen Harn vorhandenen Eiweissk\u00f6rper (H\u00e4moglobin, Serumalbumin, Globulin), ferner die \u00fcbrigen Albumosen, das Pepton von Br\u00fccke und, wie ich hinzuf\u00fcgen kann, das Nucteoalbumin. Diese Eiweissk\u00f6rper zerfallen wieder in zwei Gruppen, in solche, welche in h\u00f6herer Temperatur coag\u00fclir\u00e9n, und in solche, die das nicht tliun; nicht coagulabel sind von ihnen die secund\u00e4ren Albumosen und das Pepton von Br\u00fccke*).\nIch habe mir nun die Frage gestellt, ob es nicht m\u00f6glich sei, auf diese zwei Eigenschaften der genannten Eiweissk\u00f6rper,\n*) Wiewohl nach N eu meist er (Zeitschr. f. Biologie, Bd. 20, S. 33!)). sowie nac,i Hofmeister (Zeitschr. f. analyt. Chemie, Bd.30, S. 110) von den Albumosen namentlich die Deuteroalhumoseii einen wesentlichen\nBestandtheil des Peptons nach Br\u00fccke ausmachen, f\u00fchre ich ihieh dieses Pepton noch neben der Albumose an, weil das Br ficke\u2019sehe Pepton iir selbstst\u00e4ndiger \\\\ eise chemisch charakterisirt ist und dieser Begriff sich eingeb\u00fcrgert hat, und weil ferner die Definition der Albumosen vor\n<ler des Peptons nach Br\u00fccke nichts voraus hat.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"406\nn\u00e4mlich die Falibarkeit aller durch Ammonsulphat und di.* Coagulirbarkeit nur einiger, ein Verfahren zu einer scharfen Scheidung der coagulablen von den nicht coagulablen zu gr\u00fcnden, und habe diese Frage unter Leitung des Herrn Prof. Huppert zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht. P\u00bbei dieser hat sich ergeben, dass sich in der That die Eiweissk\u00f6rper des Blutserums und der Transsudate, das Acidalbumin, der im normalen Harn vorkommende Eiweissk\u00f6rper und das iXucleoalbumin der Synovia nach einem sehr einfachen Verfahren, aber mit analytischen Zwecken v\u00f6llig gen\u00fcgender Sch\u00e4rfe von den secund\u00fcren Alhumosen und dem Pepton nach Br\u00fccke trennen lassen. Ungen\u00fcgend dagegen erfolgt die Abscheidung des H\u00e4moglobins und der Heteroalbumose.\nDas Verfahren ist folgendes:\nMan versetzt die eiweisshaltige Fl\u00fcssigkeit in einem Becherglas auf 100 ebem. mit 80 gr. krystallisirtem Ammonsulphat \u2014 d. i. so viel Salz, als die Fl\u00fcssigkeit zur S\u00e4ttigung in der K\u00e4lte braucht \u2014 und bringt zun\u00e4chst das Salz in der W\u00e4rme (in einem Wasserbad) unter R\u00fchren und Zerdr\u00fccken der Krystalle mit einem Glasstab zur v\u00f6lligen L\u00f6sung. Dazu sind 10\u201415 Minuten erforderlich. Alsdann setzt man das (das noch 80\u201440 Minuten dem Dampf siedenden Wassers aus, worauf die Coagulation vollendet ist. L\u00e4sst man das Glas noch l\u00e4nger, bis 2 Stunden, im Dampf verweilen, so wird das Coagulum dichter, und das Filtrirei* und Auswaschen gehen dann schneller von statten.\nWichtig f\u00fcr das Verfahren ist es nun, dass das Gelingen der vollst\u00e4ngen Coagulation unabh\u00e4ngig von der Reaction der Ei Weissl\u00f6sung ist. Das Eiweiss in Blutserum oder Transsudat wird bei alkalischer Reaction ebenso vollkommen coagulirt, als wenn die Fl\u00fcssigkeit mit so viel oder mehr Essigs\u00e4ure unges\u00e4uert wird, als zur Abscheidung des Eiwoisses durch Kochen allein erforderlich ist. Auch \u00ab1er Harn bedarf keiner weiteren Vorbereitung.\nDadurch, dass es nicht noting ist, der Eiweissl\u00f6sung f\u00fcr die Coagulation einen ganz bestimmten Grad der sauren Reaction zu ertheilen, ist das neue Verfahren viel einfacher","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"4r,7\nund leichter ausf\u00fchrbar, als die Coagulation nach_Scherer. Elwas umst\u00e4ndlicher ist sie aber durch das Erhitzen der mit \u25a0 Salz ges\u00e4ttigten L\u00f6sung im Dampf. Doch ist diese Bedingung leicht zu erf\u00fcllen. Ich habe die Bechergl\u00e4ser in den Dainpf-lopf gestellt, dessen sich Soxhlet zum Steriljsjren der Milch . bedient. Ohne gr\u00f6ssere weitere Vorrichtung l\u00e4sst sich dazu*' aber auch jeder andere Topf ben\u00fctzen; man hat die Gl\u00e4ser um aut (ine teste, im Wasser nicht schwimmende t iilcrlago, z.B. einen kleinen eisernen Klotz, ein St\u00fcck Cement platte ZU stellen, oder sie in anderer Weise vor dem Umfallenw\u00e4hrend des Kochens zu sichern, und den Topf w\u00e4hrend des Kochens lose bedeckt zu halten.\nDas Erhitzen im Dampftopf l\u00e4sst sich aber nicht umgehen. So gen\u00fcgt es nicht, das Becherglas blos An ein kochendes Wasserbad einzutauchen; denn in diesem Falle entgeht ein kleiner Theil des Eiweisses der Coagulation, vielleicht deshalb, weil die sich an der Wand des Glases empor-v \u25a0ziehende Fl\u00fcssigkeitsschicht nicht auf gen\u00fcgend hohe Temperatur gebracht wird. Ebenso wenig ist die Coagulation emo so vollst\u00e4ndige, wie im Dampfbad, wenn man nach dem S\u00e4ttigen der L\u00f6sung mit Ammonsulphat den entstandenen Niederschlag abfiltrirt und das Filter in einem Trockenkasten mehrere, selbst viele Stunden auf 120\u00b0 erhitzt. Es ist dann in beiden F\u00e4llen im Waschwasser noch Eiweiss vorhanden. , Nach der Coagulation im Dampftopf ist weder im Filtrat, noch in den Waschw\u00e4ssern, selbst wenn das Auswaschen bis zur vollst\u00e4ndigen Entfernung des Salzes fortgesetzt ist, weder durch die Biuretreaction, noch mit Ferrocyankalium und Essigs\u00e4ure Eiweiss nachweisbar. Eine gleichfalls empfindliche Reaction auf Eiweiss besteht in dem Schichten einer Eiweissl\u00f6sung auf krystallisirtes Ammonsulphat ; bei Gegenwart von Eiweiss bildet sich in der unmittelbar \u00fcber dem Salz befindlichen Schicht ein weisser, ringf\u00f6rmiger Niederschlag1). Auch\n) Bei der Anwendung in dieser Form ist das Heagens empfind* i'Hier. als wenn man die L\u00f6sung, wie Kauder (Areh. f. exper. PatH -U' S- sowie Pohl (das, Bd. 20, S. 42\u00ab) die Eiweissl\u00f6sung mit o, 1 \u2014 0,2 ehern, der ges\u00e4ttigten AininonsulpliallOsung misclit.\nZeitschrift (\u00fcr physiologische Chemie. XV.\t;\u00bb.)","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nmit dieser Reaction ist nach der Coagulation kein Eiweiss aufzufmden. Wie nat\u00fcrliche Eiweissl\u00f6sungen (Blutserum, Transsudat) verh\u00e4lt sich auch der Harn; nur ist auf diesen die Pr\u00fcfung mit Ammonsulphat nicht anwendbar, weil die Harns\u00e4ure eine dem Eiweissniederschlag \u00e4hnliche Tr\u00fcbung von Ammonurat giebt. Ich muss jedoch noch erw\u00e4hnen, dass Filtrat und Waschw\u00e4sser mit Jodquecksilberkalium eine schwache Tr\u00fcbung geben. R\u00fchrt diese von Eiweiss und nicht etwa von anderen Bestandteilen der nat\u00fcrlichen Eiweiss-l\u00f6sungen her, so w\u00fcrde auch bei dieser Art der Coagulation eine Spur Eiweiss nicht gef\u00e4llt werden. F\u00fcr die Verwendung des neuen Coagulationsverfahrens zum Nachweis des Peptons neben Eiweiss ist dieser Mangel aber durchaus belanglos; denn wie ich mich durch sehr zahlreiche Versuche \u00fcberzeugt habe, erreicht die der F\u00e4llung entgehende Eiweissmenge niemals eine solche Gr\u00f6sse, dass sie sich durch die typische Peptonreaction, die Biuretf\u00e4rbung, oder eine der anderen angef\u00fchrten Eiweissreactionen bemerkbar machte. Auch normaler sowie peptonfreier Eiweissharn giebt nach der Coagulation mit Ammonsulphat die Biureireaction niemals.\nZum Nachweis von Pepton in nat\u00fcrlichen Eiwciss-l\u00f6sungcn und im Harn unterwirft man von den Eiweissl\u00f6sungen 50\u2014100 cbcm., vom Harn 200\u2014300 cbcm. zuerst der Coagulation mit Ammonsulphat, den Harn zur Beseitigung des . Nucleoaibumins auch dann, wenn er sich sonst als eiweissfrei erweist. Nach dem Erkalten bringt man entweder den Niederschlag sammt dem Antheil Salz, welcher wieder auskrystallisirt ist, auf ein Filter und w\u00e4scht mit heissem Wasser aus; oder man giesst die Salzl\u00f6sung m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig vom Niederschlag durch ein Filter ab, spritzt das Filter in das Becherglas zur\u00fcck und l\u00f6st den ganzen Inhalt, des Becherglases in kallem Wasser. Mit den einzelnen Portionen des Waschwassers oder mit einem Theil der gesummten L\u00f6sung hat man alsdann die Biuretreaction anzustellen, ausserdem nachzusehen, ob nicht andere durch Ferrocyankalium und Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Eiweissk\u00f6rper zugegen sind. Denn selbstverst\u00e4ndlich ist nur bei Abwesen-","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"m\nlicit solcher die Biuret probe f\u00fcr die Gegenwart von Pepton beweisend.\n\u2022 \u2022 > \"\u2022\nBei dieser Pr\u00fcfung mit Ferrocyariwasserstoflf ist aber zweierlei zu ber\u00fccksichtigen.\n, . v\nIn der Regel n\u00e4mlich geben eiweissfreie Ammonsulphat-l\u00f6sungen mit diesem Reagens nach k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer Zeit eine feine Tr\u00fcbung, welche der von Spuren Eiweiss sehr \u00e4hnlich ist. Mit k\u00e4uflichem Ammonsulphat tritt dieser Niederschlag sehr bald und relativ reichlich auf. Ammonsulphat, welches mit Schwefelammon vom Eisen befreit und wiederholt mit und ohne Zusatz von Ammoniak, umkrystallisirt wurde, gab noch eine schwache Tr\u00fcbung nach 5\u2014io Minuten. Ebenso verhielt sich ein Ammonsulphat, welches aus reinem, ans Salmiak dargestelltem Ammoniak und frisch destillirter Schwefels\u00e4ure bereitet war'). Es ist also zu diesen Versuchen m\u00f6glichst reines, wenigstens mit Schwefelammon behandeltes Ammonsulphat zu verwenden und eine Tr\u00fcbung mit Ferro-cyankalium und Essigs\u00e4ure nur dann auf die Gegenwart von Eiweiss zu beziehen, wenn sie sich innerhalb der ersten Minuten nach Zusatz der Reagentien zeigt. Die Gefahr einer Verwechslung dieses Niederschlags wird \u00fcbrigens immer geringer, je weiter man das Coagulum auf dem Filter ausw\u00e4scht; der durch das Salz bedingte Niederschlag bleibt endlich aus, w\u00e4hrend Eiweiss oder Pepton noch lange nachweisbar sind.\nFernei ist zu ber\u00fccksichtigen, dass eine mit Ferrocyan* kalium und Essigs\u00e4ure sofort entstehende Tr\u00fcbung nicht eindeutig auf Eiweiss bezogen werden kann , sondern dass von den hier in Frage kommenden Substanzen auch die prim\u00e4ren Albumosen bei dieser Reaction gef\u00e4llt werden. Dieser Umstand hat indess f\u00fcr den Nachweis des Peptons nicht viel auf sich. Denn wenn die Coagulation mit Ammonsulphat\n') Diese Pr\u00e4parate sind vom Assistenten des Institutes,\u2018.Herrn j\u00bbr. Kossler, dargestellt worden. Hierf\u00fcr, sowie f\u00fcr mannigfache andere Beihilfe bei dieser Untersuchung spreche ich ihm auch an dieser Stolle meinen Dank aus.\t. : :","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\ngenau nach der gegebenen Vorschrift ausgef\u00fchrt- worden ist, so kann man sich auch darauf verlassen, dass sich kein Eiweiss mehr im Filtrat vorfindet. Tritt dann riiit Ferro-cyanwasserstoff eine Tr\u00fcbung oder F\u00fcllung auf, die auf Eiweiss bezogen werden m\u00fcsste, so k\u00f6nnte es sich auch um erbe prim\u00e4re Albumose, insbesondere um Heteroalbumose handeln, und diese w\u00e4re dann durch eine gesonderte Untersuche nach bekannter Methode aufzusuchen.\t1\nDas Pepton wird mittels der Biurelprobe nachgewiesi n, und zwar, da zugleich Ammonsulphat vorhanden ist, nah K\u00fchne\u2019s Vorschrift unter Zusatz von viel concentrirter Natron-lauge. Bei der Untersuchung von ser\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten auf Pepton kann man zum Nachweis desselben auch so verfahren, dass man das Waschwasser auf krystallisirtem Anunonsulpl i| stehen l\u00e4sst: hei Anwesenheit von Pepton zeigt sich dann \u00fcber dem Salz eine weisse Zone, gleich der bei Gegenwa t von Eiweiss; nur auf Harn ist die Pr\u00fcfung mit Arnrn\u00f6i sulphat nicht anwendbar, des Niederschlags von Ammonur t wegen, der hier, wie bereits bemerkt, entsteht. W\u00e4scht rna das Coagulum auf dem Filter aus, so nimmt die Menge des sich l\u00f6senden Peptons mit der Verdr\u00e4ngung des Salzes und bis zu einer gewissen oberen Grenze mit der Menge des vorhandenen Peptons zu. Verwendet man also die Waschw\u00e4sser zum Aufsuchen des Peptons, so ist bei einem negativen Ausfall der ersten Proben die Pr\u00fcfung der einzelnen Portionen des Waschwassers noch fortzusetzen, namentlich wenn man \u00fcber die Abwesenheit des Peptons Gewissheit haben will. Tritt die Peptonreaction einmal in einer Probe auf, so ist sie dann auch noch in den n\u00e4chsten und selbst in einer gr\u00f6sseren Zahl derselben zu sehen.\nBei der Untersuchung von Harn sind die ersten Waschw\u00e4sser farblos; wenn das Weg waschen des Salzes aber fort-sclueitet, beginnt auch der gef\u00e4llte Harnfarbstoff in L\u00f6sung zu gehen und die Filtrate fangen an, sich zu f\u00e4rben. In der Hegel tritt aber bei Gegenwart von Pepton die Biuretprobe schon in den farblosen Antheilen auf und da, wegen der Abwesenheit des Farbstoffes, in einer Reinheit, wie man sie","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"171\nnach dem F\u00e4llen des Peptons mit Phosphorwolframs\u00e4ure nie beobachtet. Auch die gef\u00e4rbten Waschw\u00e4sser geben die Probe, wenigstens die schwach gef\u00e4rbten, noch mit grosser Deutlichkeit j,\nWiewohl das H\u00e4moglobin nach dem beschriebenen .Verfahren nicht vollst\u00e4ndig coagulirt wird, l\u00e4sst es sich doch noch bei einiger Vorsicht auf den Nachweis von Pepton aiich in bluthaltigen Fl\u00fcssigkeiten anwenden. Ist n\u00e4mlich Pepton zugegen, so geht dieses beim Auswaschen des Niederschlags fr\u00fcher in L\u00f6sung, als der nicht coagulirte Theil des Blutfarbstoffs, und die ersten Filtrate pflegen dann mit Ferro-: cyankalium und Essigs\u00e4ure keine Reaction, aber eine deutliche Biuretf\u00e4rbung zu geben.\t,\nSelbstverst\u00e4ndlich w\u00fcrde nach dem geschilderten Verfahren auch die von K\u00fchne Pepton genannte Substanz dem Nachweis nicht entgehen. Sie w\u00e4re im salzges\u00e4ttigten Filtrat aufzusuchen. Doch muss ich bemerken, dass sie mir bei meinen Untersuchungen nicht begegnet ist und dass ich sie auch bei eigens darauf gerichteten Versuchen *jm Harn nicht nach weisen konnte. Der dazu verwendete Harn stammte von 4 F\u00e4llen von Pneumonie und je 1 Falle von Phthisis mit Cavernen, Empyem und Abscessbildung. Diese sieben Harne ergaben bei der Untersuchung nach Hofmeister sowohl als nach meiner Methode einen Gehalt an Pepton. Schulter') hat gleichfalls das Pepton nach K\u00fchne im Harne nicht nachzuweisen vermocht, und zwar bediente er sich zur Abscheidung dieses Peptons der Phosphorwolframs\u00e4ure; da jedoch das Pepton K\u00fchne\u2019s durch diese S\u00e4Ure nur unvollst\u00e4ndig gef\u00e4llt wird, so konnte es ihm entgangen sein. Ich habe deshalb die F\u00e4llung mit Tannin vorgenommen. ...\nUm ein Maass f\u00fcr die Empfindlichkeit der Probe, zu gewinnen, habe ich in verd\u00fcnntem Blutserum auf 1500 Theile 1 1 heil Witte\u2019sches Pepton gel\u00f6st. Trotz dieser grossen Verd\u00fcnnung der Peptonl\u00f6sung habe ich bei Verwendung von nur 30 ebem. des Serums das Pepton in mehreren Portionen der ersten Waschw\u00e4sser durch die Biuretf\u00e4rbung mit aller\n1) Schulter, J all res I\u00bb. f. Tliierchemie, 1*80. S. \u00b12%.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"Sicherheit nach weisen k\u00f6nnen ; diese 30 cbcm. L\u00f6sung enthielten aber nur \u00e2 mgr. Witte\u2019sches Pepton.\n\u25a0 i\nWeiter habe ich in Bezug auf die Empfindlichkeit mein Verfahren mit dem Hofmeister\u2019s verglichen und zu diesem Zweck das Pepton in einer und derselben, mittels Pepsin-' salzsaure dargestellten Verdauungsfi\u00fcssigkeit nach beiden Methoden polarimetrisch bestimmt. Wurden die beobachteten Drehungen auf gleiche Anfangsvolume berechnet, und die bei dem Hofmeis ter\u2019sehen Verfahren beobachtete Drehung gleich 10 gesetzt, so betrug die Drehung der nach meinem Verfahren is\u00f6lirten Peptonmengen in verschiedenen Versuchen zwischen 10,8 und 15,0. Nach meinem Verfahren wurde also immer mehr Pepton gefunden, als nach Hofmeister\u2019s Verfahren. Das Verh\u00e4ltniss zwischen den beiden Mengen der beiden Peptone war zudem kein constantes, es schwankte je nach den Bedingungen, unter welchen der Verdauungsversuch angestellt worden war. Der Unterschied in der Drehung liegt nun nicht etwa daran, dass die nach meinem Verfahren gewonnenen L\u00f6sungen wegen ihres Gehaltes an Animon-sulphat st\u00e4rker drehten, denn ich habe mich \u00fcberzeugt, dass die specifischc Drehung des Peptons durch das Ammon-sulphat nicht ge\u00e4ndert wird, selbst dann nicht, wenn man eine Peptonl\u00f6sung mit dem gleichen Volumen ges\u00e4ttigter Ammonsulphatl\u00f6sung versetzt. Da nun auch, wie bereits angegeben, das Acidalbumin durch mein Verfahren vollst\u00e4ndig abgeschieden wird, so kann der Unterschied in den Resultaten, die nach Hofmeister\u2019s und meinem Verfahren erhalten werden, nur darin seinen Grund haben, dass nach Hofmeister\u2019s Verfahren ein gr\u00f6sserer Antheil der Albumosen aus dem Verdauungsgemisch gef\u00e4llt wird, als nach meinem Verfahren.\nEs l\u00e4sst sich demnach auch erwarten, dass inan das Pepton nach meinem Verfahren mit gr\u00f6sserer Sicherheit findet, als nach dem von Hofmeister. In der That ist dies auch der Fall. Ich habe den Harn von 14 verschiedenen Individuen, n\u00e4mlich in C F\u00e4llen von Pneumonie, 2 Tuberculosen, 3 Eiterungen, 1 Rheumatismus und 2 pleuritischen Exsudaten, gleichzeitig nach Ho fine ist er* s und nach meinem Verfahren","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"473\nauf Pepton untersucht und in allen F\u00e4llen nach meinem Verfahren Pepton gefunden, nach Hofmeister auch in 13 F\u00e4llen, in einem dagegen nicht.\nIn diesem Unterschied zwischen den beiden Methoden kann ich nichts Nachtheiliges f\u00fcr mein Verfahren erblicken. Bei der Feststellung der Peplonurie handelt es sich ja um den Nachweis von nicht coagulablen, der Gruppe der Albu-mosen ungeh\u00f6rigen Ei weissk\u00f6rpern, und dann w\u00e4re ein Verfahren, bei welchem die Albumosen minder leicht dem Nachweis entgehen, demjenigen viel mehr vorzuziehen als nachzusetzen, bei welchem der Verlust an Albumosen ein gr\u00f6sserer ist.\nMein Verfahren unterscheidet sich weiter von dem Hofmeisters durch seine gr\u00f6ssere Einfachheit in der Ausf\u00fchrung, namentlich insofern, als das gesonderte Aust\u00e4llen des Eiweisses in Wegfall kommt. Dieses erfordert nicht nur grosse Sorgfalt und Uebung, sondern, was besonders hervorzuheben ist, versagt auch manchmal vollst\u00e4ndig, wodurch in solchen F\u00e4llen die Untersuchung auf Pepton unausf\u00fchrbar wird. Wer die Hofmeister\u2019sehe Methode oft angewendet hat, dem werden, wie mir und Anderen, Harne vorgekommen sein, aus welchen sich eine durch Ferrocyanwasserstoff f\u00e4llbare Substanz durch Eisenchlorid, auch nach gen\u00fcgendem Zusatz von Bleiacetat, nicht entfernen l\u00e4sst. Als Vorzug meines Verfahrens w\u00e4re noch zu erw\u00e4hnen, dass bei meinem Verfahren die Biuretprobe in ungef\u00e4rbten L\u00f6sungen ausgef\u00fchrt werden kann, oder doch wenigstens in L\u00f6sungen, die viel weniger gef\u00e4rbt sind, als die nach Hofmeister\u2019s Verfahren gewonnenen;, ferner, dass nach meinem Verfahren die Biuretprobe an einem Object nicht blos einmal, sondern \u00f6fter angestellt werden kann.\nWenn ich somit mein Verfahren zum Nachweis des Peptons im Harn f\u00fcr einfacher und sicherer halte, als das Hofmeister\u2019sche, und es deshalb f\u00fcr weitere Verwendung empfehlen zu d\u00fcrfen glaube, so soll damit jedoch durchaus nicht der Werth, welchen Hofmeister\u2019s Verfahren f\u00fcr die grundlegende Erforschung der Peptpnurie besessen hat, herabgesetzt und Hofmeisters Verdienst um diese Frage ge-' schm\u00e4lert werden.","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nIst nun das Ammonsulphat zu so vollkommener F\u00e4llung (irr coagulabeln Eiweissk\u00f6rper tauglich, dass neben diesen Pepton nachgewiesen werden kann, so muss es auch zur quantitativen Bestimmung des Eiweisses geeignet sein.\nBei dem f\u00fcr diesen Zweck jetzt allgemein gebr\u00e4uchlichen Sehr rer\u2019schon Verfahren h\u00e4ngt die Genauigkeit des Resultats bekanntlich wesentlich davon ab, dass der der Coagulation unterworfenen Eiweissl\u00f6sung der richtige Grad der sauren Reaction ortheilt wird ; sonst entgeht ein Theil des Eiweisses der Bestimmung. Die Coagulation unter Zusatz von Ammonsulphat ist dagegen v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von der Reaction der L\u00f6sung. Trotz der Verschiedenheit der Reaction fallen die Bestimmungen doch quantitativ genau aus. Ich habe in gleichen Volumen derselben nat\u00fcrlichen Eiweissl\u00f6sung das Eiweiss mittels Ammonsulphats coagulirt bei der f\u00fcr die Coagulation geeigneten sauren Reaction, ferner nach Zusatz eines Ueherseh\u00fcsses von S\u00e4ure und bei stark alkalischer Reaction, und so im Mittel von je zwei Bestimmungen 0,2184,0,2100 und0,2172 gr. Eiweiss gefunden, Zahlen, welche von einander nicht weiter abweichen als die zweier einzelner Bestimmungen derselben L\u00f6sung nach ein und demselben Verfahren. Weitere Analysen, welche ich sofort anf\u00fchren werde, haben die gleiche Unabh\u00e4ngigkeit der Resultate von der Reaction der Eiweissl\u00f6sung ergeben.\nEs erschien mir ferner von Wichtigkeit, die Resultate zu vergleichen, welche man bei der Eiweissbestimmung nach Scherer und bei der mittels Ammonsulphat erhalt. Es'dienten dazu zwei verschiedene nat\u00fcrliche\u2019Ei Weissl\u00f6sungen mit verschiedenem Gehalt an Eiweiss. Die Bestimmungen wurden wieder paarweise ansgef\u00fchrt, die unter Anwendung von Ammonsulphat bei verschiedener Reaction. Es wurde gefunden im Mittel :\n;\tis \u2022 \u2019\u2022\ty' \u2022 ;\t.. | Nach jl Scherer. \u2019 ' |[ .. ...\t- \u2022 I\t\tMit Ammo 11 hu 1 phat.\t\t\n\t\t' Richtig \u00bbaiicr.\tStark sauer.\tStark alkalisch.\nI. II.\t0,1952 O.OS17\t0,1997\t0.1990 0.0855 . \u2022\t0,1997 0,0862\n4","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"475\nDarnach sind bei der Bestimmung nach Scherer die Werthe etwas niedriger ausgefallen, als bei der Bestimmung mit Ammonsulphat, und zwar in der einen Reihe um 2,2 \u00b0/0, in der anderen um 4,8 \u00b0/0. Dass bei der Bestimmung mit Ammonsulphat mehr Eiweiss gefunden wurde r h\u00e4tte seinen Grund in einem Ungen\u00fcgenden Auswaschen des Niederschlags oder in einer Beimengung eines schwer l\u00f6slichen Salzes, z. B. Calciumsulphat, zmp Eiweissniederschlag haben k\u00f6nnen. Aber Beides war nicht der Fall; denn die. Niederschl\u00e4ge wurden so lange mit heissem Wasser gewaschen, bis die Filtrate mit Chlorbaryum auch nach l\u00e4ngerem Stehen keine Tr\u00fcbung mehr zeigten, und beim Veraschen hinterliessen die mit Ammonsulphat erhaltenen Niederschl\u00e4ge nicht mehr Asche, als die nach Scherer gewonnenen.\n\u2019 >.> ...*\nDer Grund, warum bei der Bestimmung nach Scherer weniger Eiweiss gefunden wird, ist der, dass dabei etwas Eiweiss der F\u00e4llung entgeht. Bei diesen Bestimmungen bin ich so verfahren, dass ich die nat\u00fcrliche Eiweissl\u00f6sung nach dem Verd\u00fcnnen mit 2procenliger Kochsalzl\u00f6sung nach und\nnach mit Essigs\u00e4ure versetzte, bis eine Probe nach dem Goaguliren ein Filtrat lieferte, welches durchs Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium nicht mehr getr\u00fcbt wurde. \u201c Von der so hergerichteten L\u00f6sung wurde dann ein abgemessener Theil direct zur Coagulation verwendet. Auf diese Weise habe ich es vermeiden k\u00f6nnen, dass die vom Goagulum abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit Eiweiss in einer durch FerrocyanWasserstoff nachweisbaren Menge enthielt. Mittels festem Ammonsulphat aber, sowie mit Salzs\u00e4ure und Phosphorwolframs\u00e4ure Wurden in den Filtraten betr\u00e4chtliche Tr\u00fcbungen erhalten, F\u00e4llt'man das Eiweiss aber in der Weise aus, dass man der siedenden\nFl\u00fcssigkeit verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure bis zur deutlichen Flockenbildung zusetzt, so kann es, trotz anscheinend vollkommen gelungener Coagulation, geschehen, dass sich das Filtrat auch mit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium tr\u00fcbt und eine zweifellose Biuretreaction giebt.\nF\u00fcr die Bestimmung des Eiweisses mit Ammonsiilphat wurden eben so grosse Volume abgemessen, wie l\u00fcr die\n.32*","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nBestimmung nach Scherer, und diese dann direct, oder nach st\u00e4rkerem Ans\u00e4uern oder nachdem sie wieder alkalissh gemacht worden waren, zum Versuch verwendet. Hier war nun weder im ersten Filtrat, noch in den Waschw\u00e4ssern, wenn bis zum Verschwinden der Schwefels\u00e4urereaction gewaschen wurde, auf die oben angegebene Art irgend eine Spur Eiweiss nachweisbar.\nDie quantitative Bestimmung des Eiweisses mit Ammon-sulphat ist also nicht nur bequemer, weil sie die Ertheilung der richtig sauren Reaction \u00fcberfl\u00fcssig macht, sondern auch genauer, weil sie Eiweiss Verluste verh\u00fctet. Es hat dabei nichts auf sich, dass das Wegwaschen des Sulphats vielleicht etwas l\u00e4nger dauert, als das Wegwaschen der Chloride bei der Bestimmung nach Scherer.\nDas Verfahren ist f\u00fcr die quantitative Bestimmung ganz dasselbe, wie das bereits zur Abscheidung des Eiweisses f\u00fcr das Aufsuchen des Peptons beschriebene. Ist es n\u00f6thig, die Eiweissl\u00f6sung, um kleine Volume genauer abmessen zu k\u00f6nnen, zu verd\u00fcnnen, so bediene man sich dazu einer 2procentigen Kochsalzl\u00f6sung.\nMit nat\u00fcrlichen Eiweissl\u00f6sungen, wie Blutserum oder Transsudaten, giebt dieses Verfahren ausgezeichnete Resultate. Bei der Coagulation von Blut erh\u00e4lt man jedoch leicht gef\u00e4rbte Filtrate. Aber auch nach Scherer ist die vorwurfsfreie Ausf\u00fcllung des Eiweisses aus Blut bekanntlich nicht leicht.\nDas klinische Material zu dieser Untersuchung verdanke ich der Gef\u00e4lligkeit' der Herren Professoren v. Jaksch und Przibram; ich unterlasse nicht, ihnen hierf\u00fcr auch an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen.","page":476}],"identifier":"lit16832","issued":"1891","language":"de","pages":"465-476","startpages":"465","title":"Ueber den Nachweis des Peptons und eine neue Art der quantitativen Eiweissbestimmung","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:40.558114+00:00"}