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{"created":"2022-01-31T13:26:59.266622+00:00","id":"lit16850","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Roos, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 16: 192-200","fulltext":[{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"ion Diaminen b<\nVon\nDr. Ernst Boos, Assistenzarzt.\n(Aus der mediciniachen Klinik in Kiel.)\n(Der Redaction zngegangen am 2. November 1891.)\nVor wenigen Jahren machten Baumann und v.Udr\u00e2nszky die interessante Entdeckung1 *), dass der Harn und die F\u00e4ces eines Kranken, welcher an Cystinurie litt, Diamine enthielten, und zwar Pentamethylendiamin und Tetramethylendiamin, zwei K\u00f6rper, welche mit den von Brieger*> beschriebenen Ptomainen Cadaverin und Putrescin nach den Untersuchungen von Ladenburg3) und Baumann4 *) identisch sind. Es gelang den beiden erstgenannten Forschern, diese K\u00f6rper in gr\u00f6sseren Mengen als Benzoylverbindungen und in reinem Zustande aus den Excreten ihres Kranken zu gewinnen. Bald darauf berichteten Brieger und Stadthagen8), in zwei F\u00e4llen von Cystinurie gleichfalls Pentamethylendiamin gefunden zu haben.\nSchon fr\u00fcher war von Brieger der Nachweis geliefert worden, dass Diamine durch die Lebensth\u00e4tigkeit von Bact\u00e9rien gebildet werden, und zwar wurden sie von dem genannten Autor bei der F\u00e4ulniss von Leichentheilen, Fisch und Leim,\n*) Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. XIII, S. 561\n*) Brieger. Ptomaine, Berlin 1885 u. 86.\n*) Ber. d. D. Chem. Ges., Bd. XIX, S. 2585.\n4) L. c., S. 575.\n*) Berl. Klin. Wochsnschr., 1889, No. 16.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"193\nin den Kulturen des Koch\u2019schen Kommabacillus\u2019) und von Bocklisch*) in den Kulturen des Finkler-Prior\u2019s\u00e7hen Bacillus gefunden, aus den Kulturen schon nach viel k\u00fcrzerem Bestehen derselben als bei der F\u00e4ulniss. Brieger vermuthet, dass Diamine in den Dejectionen von Cholerakranken Vorkommen, und wahrscheinlich ist der eigent\u00fcmlich spermatische Geruch derselben durch das Vorhandensein von Pentamethylendiamin bedingt8). Der sichere Nachweis ist aher bis jetzt noch nicht gef\u00fchrt.\nDurch diese Untersuchungen veranlasst, haben Baumann und v. Udranszky sofort nach der Auffindung der Diamine bei dem Cystinkranken die Ausscheidungen bei den verschiedenartigsten, besonders bacteritischen Erkrankungen daraufhin untersucht: bei Diphtherie, Typhus, Scharlach Pneumonie, Perforationsperitonitis, Blasenkatarrii, bei ausgebreiteten Eiterungen und tuberkul\u00f6sen Darmgeschw\u00fcren doch ohne jeden Erfolg. Nur aus Typhusst\u00fchlen wurden geringe Mengen von Substanzen erhalten, die sich aber nicht als Diamine erwiesen. Ebensowenig konnten dieselben bei lange andauernder Obstipation und in den Excreten von -normalen Menschen gefunden werden. Gleichwohl sprachen die beiden Autoren am Schl\u00fcsse ihrer Untersuchungen \u00fcber das Vorkommen der Diamine die Ansicht aus, \u00abdass es sehr wohl m\u00f6glich sei, dass dieselben noch bei der einen oder anderen Krankheit aufgefunden werden, glauben aber aus i iron bisherigen Erfahrungen schliessen zu d\u00fcrfen, dass dieses Vorkommen jedenfalls immer ein sehr seltenes bleiben wird\u00bb4).\nDer sichere Nachweis dieser K\u00f6rper ist also nur bei der Cystinurie gef\u00fchrt, so dass es besonders nach der Ver\u00f6ffentlichung von Stadthagen und Brieger das N\u00e4chstliegende war, einen Zusammenhang der beiden Erscheinungen anzunehmen. Ein solcher ist allerdings bei so verschiedenen\n') Bert. Klin. Wochenschr.. 1887, S. 818, und Archiv Anat., Bd. 115. S. 486.\n*) Ber- d- B. Chem, (les., Bd. XX, S. 1441.\n8) Berl. Klin. Wochenschr., 1887, S. 819.\n4) Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. XIII, S. 587.\nf\u00bb patholog.","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"und auf so verschiedene Weise entstehenden K\u00f6rpern, wenigstens bis jetzt nicht einzusehen, und Baumann und v. Udr\u00e4nszky neigen auch zu der Ansicht hin, dass es sich in ihrem Falte um ein zuf\u00e4lliges Zusammentreffen gehandelt hat. Jedentalis gaben alle Versuche, durch welche diese Forscher einen Zusammenhang der Diamin- und Cystinausscheidung oder eine Abh\u00e4ngigkeit der beiden Erscheinungen von einander zu finden suchten, v\u00f6llig negatives Resultat *).\nSeit einiger Zeit habe ich bei verschiedenen Krankheiten mit der B a uma n n \u2019sehen Benzoylchloridreaction nach diesen Bacterienproducten gesucht, anf\u00e4nglich besonders in den Faces , da nach B a um a n n und v. U dr an szky der Darm die Bildungsst\u00e4tte der Diamine ist und nur mehr oder weniger geringe Mengen , welche resorbirt werden, im Harn erscheinen.\nDie Untersuchungen sind noch wenig umfangreich, und deshalb m\u00f6ge diese Mittheilung mehr als vorl\u00e4ufige betrachtet werden.\nBis jetzt bin ich in der Lage, \u00fcber zwei F\u00e4lle zu berichten , bei denen Diamine nachgewiesen werden konnten. Es wurde leider unterlassen, die Cystinurie bei denselben sicher auszuschliessen, doch bin ich sehr geneigt anzunehmen, dass wenigstens bei beiden wohl nicht gleichzeitig auch Cystinurie bestanden hat.\nDer erste Kranke, J. N., ein 23j\u00e4hriger, kr\u00e4ftiger, gesunder junger Mann reiste am Anfang d. J. nach Batavia und erkrankte sofort nach der Ankunft an schwerem Fieber, dem sich bald heftige, blutige Diarrh\u00f6en zugesellten. Nach kurzem Aufenthalt sah er sich gen\u00f6thigt, nach Deutschland zur\u00fcckzukehren und wurde zuerst in Hamburg behandelt, wo sein Leiden f\u00fcr Malaria und Dysenterie erkl\u00e4rt wurde. Gebessert reiste er nach Kiel, erkrankte aber wieder mit schwerem Fieber und wurde am 1. VII. in die Klinik aufgenommen. Das Fieber hatte ausgesprochenen Tertiantypus (die beiden ersten Anf\u00e4lle wurden medicament\u00f6s nicht beein-\n'VZeitschiv f. physiol. Chemie, Bd. XV, S. 77.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"195\nllusst1). Die h\u00f6chste Temperatur des ersten war 41\u00b0, die des zweiten 41,4\u00b0. Im Blute fanden sich zahlreiche Malaria-plasmodien. Die Milz war sehr gross, leicht palpabel. Der Stuhl d\u00fcnnbreiig mit leichter Schleim- und Blutbeimischung. Der ei weissfreie Harn enthielt nur sehr geringe Mengen Indican.\nAm 3. \\ II. untersuchte ich den Stuhl, welcher wahrend und direct nach dem zweiten Fieberanfall entleert wurde, von dem Gedanken ausgehend, dass bei einer so heftigen parasit\u00e4ren Erkrankung, deren einzelne Anf\u00e4lle so schnell ablaufen, die Producte der Parasiten wohl schnell \\vahrend und nach dem Anfall ausgeschieden werden. Die geringen Mengen des entleerten Urins konnten nicht getrennt a\u00fcf-gefangen werden. Die Consistenz des Stuhles war breiig bis w\u00e4sserig, die Farbe gr\u00fcnlich braun, der Geruch stark f\u00e4culenf, die Menge etwa 500 cbcm. Derselbe enthielt nur sehr geringe Mengen Schleim und Blut beigemengt.\nNach Extraction mit anges\u00e4uertem Alkohol und Iler-Wellung einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung aus dem R\u00fcckstand des eingedampften alkoholischen Extracts wurde dieselbe mit 15 cbcm. Benzoylchlorid und 150 cbcm. 10\u00b0/0 Natronlauge gesch\u00fcttelt. Der ziemlich starke Niederschlag, welcher entstand, wurde abfiltrirt und so weit als m\u00f6glich in Alkohol gel\u00f6st. Darauf wurde die alkoholische L\u00f6sung fdtrirt, eingedampft und in die etw\u2019a 30fache Menge kalten Wassers gegossen. Aus der sofort milchig getr\u00fcbten Fl\u00fcssigkeit schieden sich nach einigem Stehen ziemlich reichlich feine, runde K\u00f6rnchen aus, welche abfdtrirt eine sandartige Masse darstellten. Die Substanz wurde in Alkohol gel\u00f6st und fdtrirt. Erst nach Eindampfen des Filtrats auf ein sehr kleines Volum krystalli-drte ein aus zarten kleinen Pl\u00e4ttchen bestehender K\u00f6rper in der Menge von etwa 0,3 gr. aus. Derselbe l\u00f6ste sich nicht\n\u2022 .\t\u2022 4p'\n.... Ql Der Kranke erhielt nur tagt 4 X 15\u2019 cbcm. eines Decoct, cort Uun. i.0,0 : 200,0. Dass in demselben enthaltene K\u00f6rper bei den vorliegenden Untersuchungen nicht in Betracht gekommen sein k\u00f6nnen wurde, wie beim 2. Falle, der Sst\u00f6ndl. 5 Tropfen Tinct. Opii bekommen\u2019 <\u00ab*tte, durch besondere Controllversuche ausgeschlossen.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"'\t196\t\u25a0\t. \u25a0:; \u2022\nin Wasser und Laugen und gab bei der Probe auf Stickstoff einen starken Niederschlag von Berliner Blau.\nDie weitere Bestimmung dieses und des beim 2. Fall erhaltenen K\u00f6rpers wurde im chemischen Laboratorium des Herrn Professor Bau mann in Freiburg unter dessen g\u00fctiger Leitung ausgef\u00fchrt, wof\u00fcr ich auch an dieser Stelle meinen w\u00e4rmsten Dank ausspreche. Die Krystalle wurden abermals in Alkohol gel\u00f6st, filtrirt, die alkoholische L\u00f6sung eingedampff und mit viel Wasser gef\u00e4llt. Aus der opalescirenden Fl\u00fcssigkeit schieden sich sofort reichlich rein weisse Flocken aus, die aus feinen Pl\u00e4ttchen und Nadeln bestanden. Der im ^ Vacuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknete K\u00f6rper begann bei 125\u00b0 zu sintern und schmolz kurz \u00fcber 130\u00b0 zu einer dicklichen Masse.\nDie Analyse ergab trotz der geringen Menge Substanz folgende f\u00fcr das Dibenzoylpentamethylendiamin (Dibenzoyl-cadaverin)\nCH, - CH, - CH, - NH(C6H6CO)\nCH, \u2014 CH,M NH(C#H5C0)\t/gg\ngut stimmende Werthe :\n1.\t0,1280 gr. Substanz gaben 10,2 cbcin, N bei 18\u00b0 u. 739 B. = 8,94 N.\n2.\t0,0582 gr. Substanz gaben\n0,1570gr. CO, = 73,57\u00b0|0 C, -0,0394 gr. H2 0 ==\t7,52 \u00b0/0 H.\nBerechnet f\u00fcr\tGefunden:\n\t\tjNj\u00d6,:\tgg1. g\t%\nc\t= 228\t73,55\t\t73#\nH\t= 2*2\t7,09\t\u25a0 \t\t\t7,5!\nN\t== 28\t9,03\t8,94\t\u2014\n0\t=\t32\t10,32\t\t\n\t\u25a0V\u2019g 310 ;\t99,99.\t\t\nAus dem Filtrat des bei der Benzoylirung erhaltenen Niederschlags wurde durch dreimaliges Aussch\u00fctteln mit Aether nach Verdunsten desselben eine in Nadeln kryslallisirende Substanz erhalten, nach Entfernung von allen Beimengungen aber nur Spuren eines in Alkohol l\u00f6slichen, durch Wasser daraus f\u00e4llbaren K\u00f6rpers, so dass eine weitere Bestimmung","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"197\ndesselben nicht m\u00f6glich war. Doch sind bei dieser Dar-\nd \u00b0mUni gr.0SSer\u00b0 ^erlustc nicht sicher auszuschliessen, da mit dem Filtrat zu anderen Zwecken vorher einige Manipulationen vorgenommen worden waren.\tF ;\nerst alUS28UvTrren\tbei demselben Kranken\nerst am 28. VII. wieder eine Untersuchung ausgcf\u00f6hrt und\nzwar von 500 cbcm. Harn von den beiden vorhergehenden\nTagen nach der gleichen Methode, ohne dass auch nur die\nSpur eines \u00e4hnlichen K\u00f6rpers gefunden werden konnte. Der\nStuhl war inzwischen normal geworden und das Fieber durch\nDass die Bildung des Diamins wohl nicht auf die Rechnung der Malaria zu selzen, sondern mit der complicirenden Darmerkrankung im Zusammenhang stehend zu denken ist so I folgender Fall von allerdings einheimischer Malaria zeigen\u2019 hei dem wiederholt in verschiedenen Stadien der Krankheit nach diesen K\u00f6rpern gesucht wurde.\nDer 27j\u00e4hrige F. K., Arbeiter am Nordostseckanal \u00ab rankte am 1. VIII. nach kurzem vorhergegangenen Unwoh\u00cf - mit einem heftigen Fieberanfall, dem jeden zweiten Tag\n* dlese,be Zeit cm weiterer folgte. Am 7. VIII. Mittags wurde der Kranke auf die Klinik aufgenommen, nachdem \u00b0er Wim tags einen abermaligen Anfall durchgemacht hatte \u2018 Das Blut enthielt reichlich die charakteristischen Plasmodien^\nSi \u00cfLT f[\u00b0SS \u2019 Pa'pabel- Es bestand \u00abls Durch-\nII. Der Stuh vom 8. und der folgenden Nacht (etwa 00 cbcm.), welcher dunnhreiig war und keine besonderen Beimengungen enthielt, wurde gesammelt und nach der oben\nbis 10 Morgens entleerte, etwa 500 cbcm. (am 9. Morgens' sehr heftiger Fieberanfall). Auch der vom 9. Morgens bis\nHarn Zn' h T\"k Urobili\"baUi^ *mcr reagirende arn (700 cbcm.), ebenso der vom 11., an welchem Morgen\n\" weiterer Anfall eintrat, zum 12. gelassene (600 cbcm )\nurden derselben Behandlungsweise unterworfen, aber weder\naus dem Harn noch aus dem Stuhl konnten auch nur Spuren\n\u2022'hnheher K\u00f6rper gewonnen werden.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"Nach Chinindarreichung verschwanden die Anf\u00e4lle und die Plasmodien, und am 2h. VIII. konnte der Kranke geheilt entlassen werden.\t... v\nDer zweite Fall, bei dem ein positives Resultat erhalten wurde, W. B., ein 20j\u00e4hriger, sonst gesunder junger Mann, suchte am 23. VII. wegen Gonorrhoe die Klinik auf. Am 11 . VIII. erkrankte derselbe unter Fieber an heftigen Durchf\u00e4llen, ohne dass eine Ursache in der vom Patienten genossenen Nahrung gefunden werden konnte. Um dieselbe Zeit traten auf verschiedenen Stationen der Klinik noch bei mehreren Kranken \u00e4hnliche Erscheinungen auf, doch auf demselben Zimmer, trotz der gleichen Kost, nur noch bei einem. Die Erkrankung trug den Charakter einer heftigen Cholerine, welche 7 Tage andauerte und den Patienten sehr herunter brachte. In den ersten Tagen halte derselbe 10\u201412 und noch mehr Entleerungen,\nAm 12. wurden 700 ebem. fast w\u00e4sserigen Stuhls nach der oben beschriebenen Methode untersucht. Der Geruch war eigenth\u00fcmlich s\u00e4uerlich, die Reaction sauer.\nDurch F\u00e4llen der alkoholischen L\u00f6sung des bei der Benzoy lining entstandenen Niederschlags mit viel W\u00e4sser entstand ein weisslicher, feink\u00f6rniger Niederschlag. .Derselbe wurde aus Alkohol umkrystallisirt, dann abermals in Alkohol gel\u00f6st und durch viel Wasser gef\u00e4llt. In der leicht milchig getr\u00fcbten Fl\u00fcssigkeit zeigten sich sofort schneeweisse kleine Nadeln und Pl\u00e4ttchen, welche abfiltrirt und getrocknet wurden. Die Gesammtinenge betrug nicht viel \u00fcber 0,05 gr.\nDie Substanz war stickstoffhaltig und bedeutend schwerer in Alkohol l\u00f6slich als di\u00e9 im 1. Fall erhaltene. Beim Erhitzen ; sinterte sie etwa bei 170\u00b0 unter leichter Braunf\u00e4rbung und , schmolz bei 175\u00b0. Obgleich ztir Analyse keine hinreichende Menge vorhanden war, so Hessen doch die Art der Gewinnung und alle die beschriebenen Eigenschaften, besonders auch die Vergleichung des K\u00f6rpers mit den bei dem Cystinkranken erhaltenen Dibenzoyldiaminen, die Herr Prof. Bau ma n n vorzunehmen die G\u00fcte hatte, keinen Zweifel \u00fcbrig, dass wir es mit reinem Diben-} zoyltetramethylendiamin (Dibenzoylputrescin) zu thun hatten.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Auflallend an diesem Ergebniss ist besonders die geringe Quantit\u00e4t, welche aus der immerhin betr\u00e4chtlichen Menge Stuhl erhalten wurde, gegen\u00fcber den Resultaten von Bau manu und v. Udr\u00e4nszky, welche an einem Tage aus den Faces ihres Cystinkrankken allein bis zu :? gr. Benzoyldian\u00fcne dar--stellen konnten.\nDas bis jetzt vorliegende Material ist jedenfalls viel zu gering, um daraus bestimmte Schl\u00fcsse ziehen zu k\u00f6nnen, wi\u00e7 weit diese K\u00f6rper bei den vorhandenen Krankheitserscheinungen helheiligt gewesen sein m\u00f6gen. Nach tien Untersuchungen von Sch euer! en, Fehleisen*) und Grawitz*) haben das Cadaverin und Putrescin Entz\u00fcndung und Nekrose erregende Eigenschaften, so \u00ablass es nahe liegen w\u00fcrde\\ die Darin-erscheinungen in den beiden F\u00e4llen wenigstens mit auf Rechnung dieser K\u00f6rper zu setzen.\nBehringl * 3 4) beobachtete nach subcutaner Injection der Base und des salszsauren Salzes von Pentamethylendiamin bei Kaninchen bei Dosen von 0,4-0,6, bei Meerschweinchen nach Einf\u00fchrung von 0,3 0,5 subnormale Temjjoraturen, Kr\u00e4mpfe und Tod.\nDem gegen\u00fcber steht die Angabe von Brieger*), welcher diese Verbindungen als \u00abphysiologisch indifferent\u00bb bezeichnet-. Von Wichtigkeit sind hier auch die Versuche von Bau-\nmann und v. Udr\u00e4nszky \u2019), welche zu anderen Zwecken gr\u00f6ssere Mengen dieser K\u00f6rper an Hunde verf\u00fctterten. Ein Hund von 6 Kilo ertrug 3,0 salzsaures Tetramethylendiamin, sp\u00e4ter 4,0 salzsaures Pentamethylendiamin ohne St\u00f6rung des Wohlbefindens, und wenn derselbe Hund nach Eingabe von !0,0 gr. der letzteren Verbindung in Form des essigsauren Salzes wenige Stunden nach der Aufnahme erbrach und einige (liarrhoische Entleerungen hatte, so ist das wohl nicht die specifische Wirkung des Diamins, sondern Wirkung des Salzes\nl) Arbeiten aus d. eliirurg. Klinik d. Universit\u00e4t Berlin. .*1. Th.\n*) Virchow\u2019s Archiv, Bd. \u00c7X, S. 1. .\n3)\tBeutseh. med. Wochenschr., 1888, No. 21.\n4)\tPtomaine, II. Theil, S. 47.\n') Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. XV. S. 80 u. 81. -","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nals solches. Gr\u00f6ssere Mengen Ammoniumacetat , welche zur Gontrolle eingegeben wurden, hatten bei dem Thiere dieselbe Wirkung.\nSehr bemerkenswerth ist auch die Thatsache, dass der Cystinkranke, aus dessen Faces die genannten Autoren so grosse Mengen dieser Verbindungen isoliren konnten, nur breiigen Stuhl hatte und keine Erscheinungen irgendwie st\u00e4rkerer Darmreizung bot.\nDer zweite oben mitgethe\u00fcte Fall von Malaria, bei dem auch heftige Diarrh\u00f6en bestanden und die zahlreichen von Baumann und v.Udr\u00e4nszky mit negativem Resultat untersuchten F\u00e4lle zeigen, dass sich diese K\u00f6rper jedenfalls nur unter ganz besonderen Umst\u00e4nden finden. Offenbar ist es, wie diese Forscher schon bemerken, von grosser Wichtigkeit f\u00fcr die Wirkung, ob die Diamine als freie Basen oder in Form von Salzen sich im Darme finden, da besonders die freie Base reizend wirkt. Dem gegen\u00fcber muss ich daran erinnern, dass im letzten oben beschriebenen Falle der Stuhl sauer reagirte. \"\u00ffl\u00ff\u00ae\nEine vielleicht berechtigte therapeutische Schlussfolgerung w\u00e4re, bei solchen F\u00e4llen mit alkalisch reagirendem Stuhl ( ine locale oder innerliche S\u00e4uretherapie in\u2019s Auge zu fassen\nM\u00f6glicherweise sind weitere, umfangreichere Untersuchungen, die an Kranken angestellt werden sollen, im Stande, einige Aufkl\u00e4rung zu bringen und einen vielleicht bestehenden pathologischen Zusammenhang darzuthun.","page":200}],"identifier":"lit16850","issued":"1892","language":"de","pages":"192-200","startpages":"192","title":"Ueber das Vorkommen von Diaminen bei Krankheiten","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:26:59.266628+00:00"}