Open Access
{"created":"2022-01-31T12:43:41.334743+00:00","id":"lit16862","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winternitz, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 16: 439-444","fulltext":[{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Verwendbarkeit von Farbenreactionen zur Pr\u00fcfung von Ferrocyankalium - Eiweissniederschl\u00e4gen.\nVon\t'\nHugo Winternitz.\n(Dor Redaction Zug\u00e4ngen am 1h. Februar 1N\u00bb2.)\t,\nIn meiner Arbeit \u00abUeber Eiweiss im normalen Harn \u00bb \u2019)\nhabe ich davon Mittheilung gemacht, in welcher Weise die\nBi\u00fcrctreaction*) und M i 11 o n \u2019 s Reagens zur Pr\u00fcfung von Ferro-\ncjankaliumniederschl\u00e4gen auf Eiweiss herangezogen werden k\u00f6nnen.\nDas l errocyankalium stellt ein ausserordentlich empfindliches Eiweissreagens dar (nach Hofmeister*) ist Albumin dadurch noch in einer L\u00f6sung von 1 : 50000 nachweisbar), ohne dass es als absolut sicher bezeichnet werden darf, da geringe Niederschlage ^auch bei Abwesenheit von Eiweiss entstehen k\u00f6nnen, sei es als Zcrsetzungsproducte des Blutlaugensalzes, sei es als chemische Verbindung desselben mit anderen K\u00f6rpern.\nUnter solchen Umst\u00e4nden kann es nicht sei teil notli-wendig erscheinen, eine durch Ferrocyankalium hervorgerufene F\u00e4llung auf ihre Eiweissnatur zu pr\u00fcfen, um so die Differential--diagnose sicher zu stellen, und dies ist um so wichtiger, als\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XV.\n0 In einer rnir erst jetzt bekannt gewordenen Arbeit (Zuelzer\u2019s \u2022entralbl., Bd. I) hat Malfatti zu gleichem Zwecke \u2014 Wenn auch in anderer Weise \u2014 die Biuret reaction in An wendung gebracht. Ks ist selbstverst\u00e4ndlich, dass ihm demnach hierf\u00fcr die Priorit\u00e4t geb\u00fchrt. a) Diese Zeitschrift, Bd. % S. 288,","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"\u2666lie im Uebrigen noch empfindlicheren Eiweissreagentieii, wie Gerbs\u00e4ure, Phosphorwolframs\u00e4ure, Jodquecksilberjodkaliuni oder Jodwismuthjodkalium die Anwendung der Farbon-roadionen \u00fcberhaupt nicht zulassen.\nIm Nachfolgenden theile ich nun in K\u00fcrze mit, inwieweit auch die \u00fcbrigen Farben read ionen der Protein Substanzen zur Pr\u00fcfung von Ferroeyankaliunm iederschl\u00e4gen geeignet erscheinen. Die Verwendbarkeit dieser Farbenreactionen h\u00e4ngt im Wesentlichen ab von der Beeintr\u00e4chtigung, welche die Farbenreaction des Eiweissk\u00f6rpers durch die bei Einwirkung des Reagens sich bildenden farbigen Zersetzungsproducte des Ferrocyan-kaliums erf\u00e4hrt.\na)\tlieac t i o n von F r\u00f6 h d e *). Beim Behandeln von Albumin mit molybd\u00e4ns\u00e4urehaltiger Schwefels\u00e4ure f\u00e4rbt sich dasselbe sch\u00f6n dunkelblau. Diese an sich recht empfindliche und charakteristische Reaction der Ei weissk\u00f6rper ist. zur Pr\u00fcfung von Ferrocyankaliumniederschl\u00e4gen absolut unbrauchbar, weil das Ferrocyankalium den Ausfall der Reaction vollst\u00e4ndig beeintr\u00e4chtigt, wie denn schon F r \u00f6 h de hervor? hebt, dass diese Reaction nur mit reinem Albumin geling!.\nb)\tReaction von A d a m k i e w i e z, F errocyankaliuni gibt, wie bekannt, mit Eisessig einen unbedeutenden Niederschlag. Beim Kochen unter Zusatz einiger Tropfen concentrirter Schwefels\u00e4ure l\u00f6st sich derselbe und die Probe nimmt, sofern es sich um eine Eiweiss-Ferrocyankaliumverbindung handelt, die bekannte sch\u00f6n violette . F\u00e4rbung an. Die Reaction ist sehr empfindlich, und es gen\u00fcgt eine minimale Menge des Ferrocyankalium-Eiweissniederschlages f\u00fcr den positiven Ausfall derselben. Der Farbenton h\u00e4ngt von der Menge des Ferro-cyankaliumniederschlagcs ab und es unterscheidet sich die Reaction auch hierin in nichts von der, welche eintritt, wenn man es mit reinen Albuminl\u00f6sungen zu thun hat. Zu ei> w\u00e4hnen w\u00e4re noch, dass die Probe, wenn es sich um Ferro-cyankaliumeiweissniederschl\u00e4ge handelt, gen\u00fcgend lange geworden muss.","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"141\nc)\tReaction mit concentrirter Salzs\u00e4ure (so-\ngenannte Liebermann\u2019scho Reaction). Audi der Ausfall (lit .'\u2022( l Reaction ird 4111 r<* 11 die Gegenwart voii Ferroeyan\u2014 kalium in keiner Weise beeintr\u00e4chtigt. Bringt man eine sehr geringe Menge eines Ferrocyankaliumniederschlages, den mim tluicl) F\u00e4llen \\on Eiweissharn erhalten hat , mit tier Spitze eines Glasstabes in 1 bis i> ehern, concentrirler Salzs\u00e4ure und kocht die Probe, so tritt deutlich violette F\u00e4rbung auf. Da die.^e Iiobe indess selbst bei reinen Albuminl\u00f6sungen oft nicht in charakteristischer Weise ausf\u00e4llt und geringe Ver-unicinigungcn den t arbenton wesentlich ver\u00e4ndern, so d\u00fcrfte ihre diagnostische Vcrwerthung nicht unbedingt zu cm-pfehlen sein.\tJ \u00ab\t*\nd)\tXanthoprotcinreacIi0n. W\u00e4hrend Ferrocyan-kalium mit concentrirter Salpeters\u00e4ure\u00bb schon in der K\u00e4He - viel rascher beim Kochen durch die sich bildenden Ox\\ dationsproduele des Ferrocyankalimns eine gr.\u00fciirothe beziehungsweise dunkel rot he F\u00e4rbung annimml, bleibt die L\u00f6sung eines F er 1 0 c y a n k a 1 i u111 e i we i s s n i ed e r se h l\u00e4ge s in concentrirter Salpeters\u00e4ure auch beim Kochen gelb gef\u00e4rbt, Ks kommt hier offenbar die Eiwirkung der Salpeters\u00e4ure auf das Eiweiss \u2014 Xanthoprotein \u2014 zu Stande, ehe noch die Oxyd\u00e2tionsproducte des Ferrocyankalimns entstehen. Die Reaction selbst ist indess nicht charakteristisch lind sie wird hier nur der Vollst\u00e4ndigkeit wegen angef\u00fchrt. Zur diagnostischen Vcrwerthung eignet sie sich nicht.\n0) Reaction von Max Schulze (mit concentrirter Schwefels\u00e4ure und einigen Tropfen verd\u00fcnnter Rohrzuckerl\u00f6sung). Die Gegenwart von Ferrocyankalium. hindert den Ausfall der Reaction nicht. Dieselbe ist aber einerseits wenig empfindlich und ergibt andererseits nur selten ein befriedigendes Resultat, weil die Eiweissk\u00f6rper \u2014 auch die Eiweiss-Ferro-0 a n kal i um n i ed erse h l\u00e4ge \u2014 mit concentrirter Schwefels\u00e4ure allein rothbraune Farbstoffe bilden.\nAls die empfindlichste empfiehlt sich nach meinen Erlahrungen die Millon\u2019sehe Reaction. Eine geringe Menge\n\u00e0","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":". 442\neines Ferrocyankalium-Eiweissniederschlages wird, mit Mi lion\u2019s Reagens gekocht, sofort dunkel braunroth. Da wo die Eiweiss-inenge \u00fcberhaupt so gross ist, dass sie mit Ferrocyankalium in F\u00e4llung geht, wird man durch die Pr\u00fcfung mit Millon\u2019 s Reagens stets die Gegenwart von Eivveiss unzweideutig feststellen k\u00f6nnen.\nIn weiterer Folge kommen dann die Biuretreaetion, die sog. Liebermann\u2019sehe und die Adamkiewicz\u2019sehe Reaction in Betracht.\t.\t_\nDen im Vorstehenden gemachten Mittheilungen f\u00fcgt sich passend eine Erwiderung an, zu der ich durch eine von Mal fatt i ver\u00f6ffentlichte Arbeit1): \u00ab Zur Frage der physiologischen Albuminurie \u00bb veranlasst werde. Derselbe fuhrt in seiner Arbeit aus ; dass der von Pos ne r f\u00fcr Serumei weis* angesehene K\u00f6rper Mucin sei und kn\u00fcpft daran in einer Fussnote folgende Bemerkung : \u00ab Aus einer in neuester Zeit erschienenen Arbeit (Ztschr. f, phys. Chemie, Bd. XV) von Hugo Winternitz geht hervor, dass sogar dieser K\u00f6rper im normalen Harn fehlt. Dieses gegen alle bisherigen Erfahrungen sprechende Resultat erkl\u00e4rt sich aber aus der geringen Zahl der Beobachtungen und den unzureichenden Versuchsanordnungen, die in der Arbeit verwendet wurden.\u00bb\nHerr Malfatti hat zu seinen Versuchen Harne verwendet, welche nach seiner eigenen Angabe \u00ab die gew\u00f6hnlichen Ei wei ss reactionen nicht stark, aber deutlich ergeben hatten . Ich habe bei meinen Untersuchungen solche Harne, wie ausdr\u00fccklich betont wurde, grunds\u00e4tzlich ausgeschlossen und nur Harne verwendet, welche keine der \u00fcblichen EiweissreactIonen : gaben.\t': \u25a0\nSchon daraus geht hervor, dass das den Untersuchungen zu Grunde liegende Material dort und hier ein ganz verschiedenes war, und dieser Umstand allein w\u00fcrde mich der M\u00fche entheben, auf die Kritik, welche Herr Malfatti an meine Arbeit und ihr Ergebnis* gekn\u00fcpft hat, \u00fcberhaupt einzugehen. Da mir Herr Malfatti die Sache aber \u00fcberaus\n\u2019) Wiener Hin. Wochenschrift, No. 21, 1891,","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"443\nloielit gemacht li\u00e2t, so will ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diesbez\u00fcglich noch Folgendes anzuf\u00fchren : Der K\u00f6rper, welchen Herr Malfatti beschreibt, wird durch Sauren und saure Salze gef\u00e4llt: er ist, wie er des Weiteren ausf\u00fchrt, in Essigs\u00e4ure und verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren unl\u00f6slich. Der K\u00f6rper, mit welchem ich mich in letzter Instanz besch\u00e4ftigt habe, ist in Essigs\u00e4ure l\u00f6slich und wird aus dieser L\u00f6sung durch Ferrocyankalium gef\u00e4llt. Es handelt sicli also hier um zwei ganz verschiedene K\u00f6rper. Angenommen aber, es w\u00fcrde sich bei dem von mir untersuchten K\u00f6rper wirklich um. Mucin handeln, welches bei der Behandlung mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure ganz oder zum T heil in L\u00f6sung gegangen , ist*j, so m\u00fcsste die Ferrocy an kal i un 1 f\u00e4ll un g dieses K\u00f6rpers die von mir als verwendbar bezeichnten Farbenreactionen der Proteinsubstanzen geben \u2014 und diese gibt sie nicht.\nDass Mucin im Harne \u00fcberhaupt vorkommt, habe ich nicht nur nicht bestritten, sondern ich habe diesbez\u00fcglich sogar auf das Vorkommen eines K\u00f6rpers im Alkoholniedor-schlage hingewiesen, der die Adamkiewicz/sche Heaction gibt und von dem ich die Vermutlmng aussprach, dass es ein nnicinartiger K\u00f6rper sei5). N\u00e4her darauf: einzugehen hatte ich keine Veranlassung, weil mich nur die Frage besch\u00e4ftigte, ob der in essigsaurer L\u00f6sung durch Ferrocyankalium f\u00e4llbare, d. i. der von Posner als Serumeiweiss charakterisirle, K\u00f6rper Eiweiss enthalte oder nicht.\t>\n\u00ab \u25a0 *\nEndlich macht mir Herr Malfatti den Vorwurf, dass die Zahl meiner Versuche unzureichend sei. Er vergisst dabei nur, was ich ermitteln wollte, n\u00e4mlich ob jeder normale Harn Eiweiss enthalten m\u00fcsse, wie Senator und Posner behauptet hatten. Gelang es mir.festzustellen, dass auch nur einer der untersuchten Harne kein Eiweiss enthielt, so\n') teil mache (liege Annahme nur deshalb, weil Muciu Von Essig->;inre unter Imst\u00e4nden hei (legenwart von Xeutralsalzeir gel\u00fcst wrnl. Streng genommen ist indess auch diese M\u00f6glichkeit hier kaum in Betracht zu ziehen, weil der Alkoholuiederschlag vor dem Kxtrahiieh mit Essigs\u00e4ure nach dem Vorgang von Posner mit Wasser gewaschen wurde!\nJ) L. c., Seite 2\u00dc1, Zeile 2-0.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"gen\u00fcgte das, um zu beweisen, was ich beweisen wollte* Dass ich mich mit dem einmaligen Ergehn iss nicht begn\u00fcgte, brauche ich wohl kaum nochmals zu betonen.\nDie Bemerkung, dass meine Versuchsanordnungen mangelhaft sind, hat Herr Malfatti in keiner Weise begr\u00fcndet und ich erachte mich daher einer darauf gerichteten Erwiderung \u00fcberhoben.\t.\t.\nMit R\u00fccksicht auf die vorgebrachten Thatsachen halte ich demnach nicht nur meine Angaben aufrecht, sondern ich weise auch Herrn Mal fatt i s Kritik als unbegr\u00fcndet mit aller Entschiedenheit zur\u00fcck.\nPhys.-chem. Institut zu Strassburg, Februar 1892.","page":444}],"identifier":"lit16862","issued":"1892","language":"de","pages":"439-444","startpages":"439","title":"Ueber die Verwendbarkeit von Farbenreactionen zur Pr\u00fcfung von Ferrocyankalium-Eiweissniederschl\u00e4gen","type":"Journal Article","volume":"16"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:43:41.334748+00:00"}