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{"created":"2022-01-31T12:51:28.138299+00:00","id":"lit16877","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bunge, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 78-82","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"*' L\u2018 J '\" halt der Leber\nG. Bunge.\n(Der Redaction zugegangen am 28. Mai 1802.)\nIn einer fr\u00fcheren Mittheilung habe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass im Organismus weiblicher S\u00e4ugethiere schon vor der Conception ein Eisenvorrath aufgespeichert werde, um sp\u00e4ter der Frucht als Nahrung zu dienen1). Es kam nun darauf an, die Richtigkeit dieser Vermuthung zu pr\u00fcfen und den Eisengehalt der verschiedenen Organe bei weiblichen und m\u00e4nnlichen Individuen in verschiedenen Entwicklungsstadien zu vergleichen. Ich habe zun\u00e4chst an der Leber solche vergleichende Bestimmungen ausgef\u00fchrt. Dieselben haben noch kein entschiedenes Resultat ergeben. Dennoch erscheint es mir nicht nutzlos, die bisher gefundenen Zahlen zu ver\u00f6ffentlichen, weil ich glaube, dass mir die Entblutung der Lebern weit vollst\u00e4ndiger gelungen ist als meinen Vorg\u00e4ngern. Die Bestimmung des Eisens in der Leber hat keinen Zweck, so lange das Blut nicht vollst\u00e4ndig aus derselben entfernt ist, weil der Eisengehalt der Leber ein geringer ist und das Eisen der kleinsten Menge zur\u00fcckgebliebenen Blutes dagegen sehr wohl in Betracht kommt. An der ausgeschnittenen Leber gelingt die Entblutung niemals vollst\u00e4ndig. Die Aussp\u00fclung der Blutgef\u00e4sse muss am lebenden Thiere ausgef\u00fchrt werden. Es gen\u00fcgt dazu in die Pfortader Kochsalzl\u00f6sung einzuleiten. Beim Versuch, gleichzeitig in die Pfortader und in die Leberarterie die L\u00f6sung einstr\u00f6men zu lassen, ist mir die Entblutung niemals so vollst\u00e4ndig gelungen, weil die\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 13, S 403, 1883.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\nOperation zu lange dauert und leicht Gerinnung in einzelnen Gef\u00e4ssbezirken der Leber eintritt. Es scheint, dass beim Einleiten in die Pfortader und darauf folgender Durchschneidung der Leberarterie die Kochsalzl\u00f6sung von den Capillaren aus in umgekehrter Richtung in die Arterien eindringt oder dass die absterbenden Arterien sich contrahiren und ihren Inhalt in die Capillaren treiben, wo derselbe vom Kochsalzstrom fort gesp\u00fclt wird. Thats\u00e4chlich liess sich in den so durchsp\u00fclten Lebern kein H\u00e4moglobin mehr nachweisen.\nDas Verfahren war also folgendes. Es wird den Hunden und Katzen in tiefster Narkose \u2014 Morphium subcutan und darauf Chloroform \u2014 die Bauchh\u00f6hle ge\u00f6ffnet, eine Can\u00fcle in die Pfortader eingebunden und sofort ein Strom auf K\u00f6rpertemperatur erw\u00e4rmter 1 procentiger Kochsalzl\u00f6sung unter schwachem Drucke eingeleitet. Sobald die Kochsalzl\u00f6sung einzustr\u00f6men beginnt, wird die Leberarterie und die Vena cava durchschnitten und die Bauchh\u00f6hle geschlossen, nach einer Minute wieder ge\u00f6ffnet, die Leber herauspr\u00e4parirt, ohne Unterbrechung des Kochsalzstromes in eine Porcellanschale gelegt und das Durchleiten fortgesetzt. Die Porcellanschalen werden gewechselt, bis ganz reine Kochsalzl\u00f6sung aus den Lebervenen lieraus-fliesst. Das Durchsp\u00fclen dauert nur wenige Minuten und es ist damit der Einwand beseitigt, dass die Kochsalzl\u00f6sung dem Lebergewebe irgend welche Bestandteile entziehen k\u00f6nnte1). Die Gallenblase wird abpr\u00e4parirt, die Leber durch Abpressen zwischen Fliesspapier von der Kochsalzl\u00f6sung befreit, gewogen und in eine Platinschale gebracht. Die Entblutung wurde nur in den F\u00e4llen als gelungen betrachtet und die Eisenbestimmung vorgenommen, wo die Oberfl\u00e4che der Leber gleichm\u00e4ssig hellbraun gef\u00e4rbt war und keine rothen Flecke zeigte. Eine weitere Probe bestand darin, dass die mit einem Platinspatel zeist\u00fcckelte Leber, mit destillirtem Wasser \u00fcbergossen und tunger\u00fchrt, das Wasser nicht im geringsten f\u00e4rbte.\nVon einer sehr grossen Zahl in dieser Weise ausgef\u00fchrter Bestimmungen stelle ich in folgender Tabelle nur die Ergebnisse\n') vpl. Za les k>, diese Zeitschrift, Bd. 10, S. 460 u. 461, 1886.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nderjenigen zusammen, bei welchen die Lebern wirklich voll* kommen blutfrei waren.\nDie procentischen Eisenzahlen f\u00fcr die blutfreien Lebern sind in sofern nicht ganz genau und unter einander vergleich* bar, als die in den gewogenen Lebern zur\u00fcckgebliebene Menge der Kochsalzl\u00f6sung nicht die gleiche sein konnte. Aus demselben Grunde habe ich es auch unterlassen, die Trockensubstanz zu bestimmen. Auch hierbei w\u00fcrde Kochsalz mitgewogen werden. Es scheint mir, dass man am besten unter einander vergleichbare Werthe erh\u00e4lt, wenn man das Verhalt niss der in den blutfreien Lebern enthaltenen Eisenmengen zum K\u00f6rpergewicht vergleicht. Ich habe deshalb in einer Rubrik der folgenden Tabelle die Eisenmengen der blutfreien Lebern, auf 10 Kilogr. K\u00f6rpergewicht berechnet, zusammen--. \u25a0 gestellt.; ;^\t\u25a0\n\\\t\u2022 j \u25a0 - ?\tv:i . r\tK\u00f6rpergewicht in gr.\tGewicht der blutfreien Leber in gr.\tAbsolute Eisenmenge in der blutfreien Leber ln Milligr. Fe.\tMilligr. Fe V auf 100 gra der 4 .\u25a0 blutfreien Leber.\tMilligr. Fe in der blutfreien Leber \u2022. auf 10 Kilogr. K\u00f6rpergewicht berechnet.\n1. Kater . .\t1430\t39,60\t3,4\t8,7\t24,0\n2. Kater. . !\t2300\t78,22\t0,8\t\t3,4\n3. Kater . .\t300S\t81,70\t2,1\t2,5\t6,9\n4. Katze . .\t1230\t39,55\t1,0\t2,6\t8,5\n5. Katze. .\t1335\t50,60\t2,4\t4,7\t18,0\n6. Katze. .\t2265\t66,70\t3,1\t\t13,8\n7. Katze . .\t2760\t62,20\t22,1\t35,5\t80,1\n8. Katze . .\t2925\t63,20\t3,3\t\u25a0\t11,3\n9. Hund. V\t7800\t178,00\t12,5\t7,0\t16,0\n10. H\u00fcndin .\t4290\t123,80\t7,9\t6,4\t18,3\nAuf dieser Tabelle springt sofort der hohe Eisengehalt in der Leber der jungen, aber nahezu ausgewachsenen Katze No. 7 in die Augen. Vergleicht man denselben mit demjenigen der n\u00e4chstkleineren und jedenfalls j\u00fcngeren Katze No. 6, so scheint es, dass beim Uebergang aus dem einen Entwicklungsstadium in das andere nahezu 20 Milligr. Eisen in der Leber aufgespeichert werden. Diese Menge ist sehr bedeutend, und es ist vielleicht nicht immer m\u00f6glich, dieselbe in der kurzen","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\nZeit, welche der geringen K\u00f6rpergewichtszunahme entspricht, aus der Nahrung zu assimilircn. Wird das Eisen dem Blute entnommen, so. ist f\u00fcr dieses der Verlust sehr erheblich. Die Katze No. 7 konnte nur circa 200 gr. Blut enthalten und darin nur etwa 80 Milligr. Eisen. Es w\u00fcrde also \u2022/, von dem Eisen des Blutes in diesem Entwicklungsstadium der jungen Katze in kurzer Zeit in die Leber wandern. Diese Thatsache scheint\nim Einkl\u00e4nge zu stehen mit der Vcrnmthung, welche ich \u00fcber die Entstehung der Chlorose in meiner fr\u00fcheren Mittheilung ausgesprochen habe1). Indessen m\u00f6chte ich vorl\u00e4ufig auf diesen isolirten Befund kein grosses Gewicht legen und die Versuche foitsetzen. Es wird eine sehr grosse Zahl von Bestimmungen ei-foiderlicli sein, um die Abh\u00e4ngigkeit des Eisengehaltes in der Leber von dem Entwicklungsstadium der m\u00e4nnlichen und weih- . liehen Thiere und von den Geschlechtsfunctionen festzustellen.\nEs bleibt ferner zu untersuchen \u00fcbrig, ob nicht auch in anderen Geweben und Organen bei den Weibchen der Eisengehalt in gewissen Entwicklungsstadien h\u00f6her ist als bei den M\u00e4nnchen. Insbesondere w\u00e4ren die Muskeln, die Milz, -die Lymphdr\u00fcscn, das Knochenmark darauf zu untersuchen.\n\u2014 Auf eine Entblutung dieser Organe am lebenden Thiere glaube ich verzichten zu m\u00fcssen. Es scheint mir zweck-\nm\u00e4ssiger, an den ausgeschnittenen Organen die Trennung des H\u00e4moglobin von den \u00fcbrigen Eisenverbindungen auf rein chemischem Wege vorzunehmen. Da das H\u00e4moglobin in kaltem Wasser l\u00f6slich, die \u00fcbrigen organischen Eisenverbindungen der Gewebe dagegen unl\u00f6slich sind, so ist eine solche Trennung sehr wohl ausf\u00fchrbar. Mit Untersuchungen in dieser Biehfmm hin ich besch\u00e4ftigt.\nAnalytische Belege.\n1. Junger Kater. 1430 gr. schwer. Gewicht der hint-freien Leber: 39,00 gr. Darin 0,0084 Ke PO, = 0,003115 Fe. BWm Tilriren verbraucht: 3,50 cbem. Clmin\u00e4leonl\u00f6s. (1 ebem. = 0,0010G74 Fe) = 0,003730 Fe. Mittel aus beiden Bestimmungen: 0.00342G Fe = 0,0O8C317o Fe.\nHiese\tBd. 13, S. 103, 188U.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XVII.\tf-","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"2.\tJunger Kater. 2300gr. schwer. Blutfreie Leber:\n78,22 gr. Darin 0,0015 FePO, = 0,00050 Fe. Beim Titrircn: 0,95 cbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6s. = 0,00101 Fe. Mittel : 0,000785 Fe = 0,00107, Fe.\t.\n3.\tKater. 3003 gr. schwer. Blutfreie Leber : 81,7 cbcm.\nDarin 0,0050 FePO,\t=\t0,002077\tFe.\tBeim Titrircn: 1,95\ncbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6s, \u2014 0,002081 Fe. Mittel : 0,002079 Fe = 0.00254\"/, Fe.\n4.\tjunge Katze. 1230 gr. schwer. Gewicht der blulfreien Leber : 39,55 gr. Darin 0,0020 Fe PO, - 0,000964 Fe. Beim Tritrircn : 1,05 cbcm. Gham\u00e4leonl\u00f6s. = 0,00112 Fe. Mittel : 0,00104 Fe = 0,0026347, Fe.\n5.\tJunge Katze. 1335 gr. schwer. Blutfreie Leber: 50,60 gr.\nDarin 0,0062 FePO,\t=\t0,002299\tFe.\tBeim Titrircn: 2,35\ncbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6s.\t=\t0,002508\tFe.\tMittel: 0,002404 Fe\n= 0,004751\"/, Fe.\n6.\tJunge Katze. 2265 gr. schwer. Blutfreie Leber: 66,70 gr.\nDarin 0,0085 FePO,\t=\t0,003152\tFe.\tBeim Titrircn : 2,90\ncbcm. Gham\u00e4leonl\u00f6s.\t=\t0.003095\tFe.\tMittel: 0,003124 Fe\n\u2014 0,004684\u00b0/, Fe.\n7.\tJunge Katze. 276Ugr. schwer. Blutfreie Leber: 62.2 gr. Darin 0,0592 FePO, = 0,021955 Fe. Beim Titrircn: 20,85 cbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6s. = 0,02226 Fe. Mittel: 0,02201 Fe \u2014 0,0355\u00b0/, Fe.\n8.\tKatze. 2925 gr. schwer. Blutfreie Leber: 63,2. Darin 0.0094 FePO, = 0,003486 Fe. Beim Titrircn: 2,90 cbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6sung = 0,003095 Fe, Mittel: 0,003291 Fe = 0,0052077., Fe.\n9.\tIluml. 7800 gr. schwer. Blutfreie Leber: 178,0 gr. Darin 0,0352 FePO, '*& 0,01303 Fe. Beim Titririen: 10,10 cbcm. Gham\u00e4leonl\u00f6s. = 0,01185 Fe. Mittel : 0,01245 Fe \u2014 0,00699\u00b0/, Fe.\n10.\tH\u00fcndin. 4290 gr. schwer. Blulfreic Leber: 123,8. Darin 0,0213 FePO, = 0,007899 Fe. Beim Titrircn : 7,43 cbcm. Cham\u00e4leonl\u00f6s. = 0,007952 Fe. Mittel: 0,007926 Fe = 0,006402 \"/, Fe.","page":82}],"identifier":"lit16877","issued":"1893","language":"de","pages":"78-82","startpages":"78","title":"Ueber den Eisengehalt der Leber","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:51:28.138305+00:00"}