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{"created":"2022-01-31T15:20:44.030311+00:00","id":"lit16883","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Embden, H[einrich]","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 182-192","fulltext":[{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntniss der Alkaptonurie.\n1. Mittheilung.\t^\nTJeber einen neuen Fall von Alkaptonurie.\nyon\nV;-;/ Heinrich Entbden.\n(Aus dein Laboratorium von Professor Baumann, Freibarg i. B.) (Der Redaction zugegangen am 4. Jnli 1892.)\nKraske und Baumann1 *), sowie Wolkow und Bau-mann*) haben in j\u00fcngster Zeit \u00fcber einen von ihnen genau beobachteten und untersuchten Fall von Alkaptonurie berichtet ; die dabei erhobenen Befunde und die daran gekn\u00fcpften Uebei> legungen der genannten Autoren haben \u00fcber diese seltene und bis dahin unerkl\u00e4rte Stoffwechselanomalie ein neues Licht verbreitet. , ;\nDie fr\u00fcheren Autoren3) hatten als charakteristischen Harnbestandtheil bei der Alkaptonurie4) Brenzcatechin, Proto-catechus\u00e4ure, sowie eine Reihe nicht n\u00e4her bekannter aromatischer, S\u00e4uren beschrieben, unter denen nur die von Kirk entdeckte Uroleucins\u00e4ure durch Huppert mit einiger Wahr-\ni) M\u00fcnchen, med. Wochenschrift, 1891, No. 1.\n\u2022v *) Diese Zeitschrift, Bd. XV, \u25a0 S. 228. \u25a0. '\n8) Siehe eine ausf\u00fchrliche kritische Darstellung der Literatur 1 \u00bbei Wolkow und Baiunann, S. 228 ff.\n4) Wir bezeichnen nach dem Vorg\u00e4nge von Walkow und B\u00e4u* mann mit dem von Boedeker zuerst angewandten Sammelnamen Alkapton jede im Harn gewisser Individuen dauernd vorkommende Substanz, welche demselben zwei Merkmale verleiht, ein sehr bedeutendes Rediictionsverm\u00f6gen und die Eigenschaft, nach Zusatz von Alkalien unter Sauerstoffabsorption sich dunkelbraun bis schwarz zu f\u00e4rben.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"18:3\nscheinhchkeit als Trioxyphenylpropions\u00e4ure n\u00e4her rhuraklerisirt\nwerden konnte1).\nUeber die Herkunft der genannten Substanzen im Stoffwechsel der betreffenden Individuen, sowie \u00fcber die Ursachen' und die Bedingungen ihres Auftretens war man bis zu den\nj\u00fcngst publicirten Untersuchungen \u00fcber Vermuthungen nicht liinausgekommen.\nDurch die oben genannten Autoren wurde zum ersten Male die Natur des Alkapt\u00f6ns als eines eigent\u00fcmlichen, bis dahin piemals isolirten Harnbestandtheils erkannt, seine chemische Constitution ermittelt, seine Abstammung aus einem normalen Stoffwechselproduct nachgewiesen, die in Betracht kommenden Stoffwechsel Vorg\u00e4nge pr\u00e4eisirt und der Versuch gemacht, die\nAetiologie der Alkaptonurie auf theoretischem Wege zu er-gr\u00fcnden.\n\u201e \u201e\t\"'T Baumann und sei\u00bben Mitarbeitern beobachtet,\ntall ist bisher vereinzelt geblieben. Die Mittheilung eines vor mir beobachteten neuen Falles von Alkaptonurie d\u00fcrfte dahei nicht ohne Interesse sein, zumal derselbe zu dem erstgenannte, m Beziehungen steht, aus denen sich vielleicht weitere Gesichtspunkte f\u00fcr die Beurteilung des Wesens der Alkaptonurie gewinnen lassen.\nEhe ich \u00fcber meine Beobachtungen berichte, scheint es mir geboten, die wesentlichsten Ergebnisse der Untersuchung des Alkaptonharns von Kraske und Baumann und von Wolkow und Baumann zu recapituliren. '\nDieiser Fall von Alkaptonurie ist bei einem fast 7 Oj\u00e4hrigen-Manne, der wegen eines Prostalaleidens die chirurgische Klinik ZU Freiburg aufgesucht hatte, beobachtet worden. Der Kranke -gab an, dass er die eigent\u00fcmliche Verf\u00e4rbung seines Harns beobachtet habe, so lange er sich erinnern k\u00f6nne, dass er aber nie veranlasst gewesen sei, dem Verhalten seines Urins Aufmerksamkeit Zu schenken, da er sich vor Beginn seine* damaligen Leidens stets gesund gef\u00fchlt habe. \u2022\nAus dem Harn dieses Patienten isolirten die genannten Autoren eine sch\u00f6n krystallisirende Substanz, deren w\u00e4sserige\nl) Anal, des Harns, S. 1","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"? ' 184\nL\u00f6sung alle Eigenschaften des Alkaptonharns zeigte. Sie erkannten in derselben eine aromatische S\u00e4ure, deren Analyse zur Aufstellung der Formel C8H804 f\u00fchrte. Aus den Spaltungs-produeten ergab sich, dass man es mit derjenigen - bisher unbekannten \u2014 Dioxyphenylessigs\u00e4ure zu thun habe, die sich vom Hydrochinon herleitet. Als erste Homologe der als Gentisins\u00e4ure bezeichneten Dioxyphenylcarbons\u00e4ure erhielt die von W o 1 k o \\v und B a u m a nn entdeckte Alkaptonsubstanz den Namen Homogentisins\u00e4ure.\t; '-\nStoffwechsel versuche zeigten, dass die Homogentisins\u00e4ure wie alle bis jetzt bekannten der aromatischen Reihe angeh\u00f6renden Harnbestandtheile (bei Fleischnahrung) ein Derivat dm Eiweissk\u00f6rper ist. H\u00f6chst \u00f6berrascliend war jedoch der Nachweis, dass unter dessen Spaltungsproducten in den Darmkanal eingebraehtes resp. das dort gebildete Tyrosin als die ||j unmittelbare Quelle der im Harn ausgeschiedenen Homogentisin- : s\u00e4ure anzusehen sei.\nWolkow und Bau mann haben den chemischen Vorgang bei der Bildung von Homogentisins\u00e4ure aus Tyrosin in seine einzelnen Factoren zerlegt. Sie stellen folgende Gleichung : \u25a0 daf\u00fcr : auf :-\t. V\t3 y:\u00df.\nOH\t+ HH\tH :v. + '\t\nH//XH\t\tOHj^Nh\t,\t\n\u25a0vIV: '-\u00c6\t+ 50\t\u25a0=. \" \u25a0 ! \u2022\u2022\t\u25a0\t+ ^H\u00bb Hr\tCO., + 2H,o.\noh.-\ti;hiXH.,)-cooh + HH\tHl^yOH CH, \u2014CO OH\t\nMai\ti ersieht daraus,\tdass der im K\u00f6rper de\ts Alkapton-\nmannes\tverlaufende anon\tvale Vorgang, der zur\tBildung der\nHomogentisins\u00e4ure f\u00fchrt , sich darstellt als eine Combination von gleichzeitig an demselben Molek\u00fcl verlaufenden Reductions-und Oxydationserscheinungen ; eine Combination, wie sie bekanntlich das charakteristische Merkmal der durch die Hefen bewirkten Umwandlungen ausmacht.\nDas Tyrosin unterliegt also auf seinem Wege von den ersten Abschnitten des Darmkanals, in denen es gebildet wild, bis zu den Harn wegen, d ie den homogentisins\u00e4urehaltigen","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"liarii fuhren, einem Process, den Wolkow und Baumann\nals einen G\u00e4hrungsvorgang bezeichnet haben. Keine der zalil-\nreichen Beobachtungen \u00fcber die Umwandlung aromatischer\nVerbindungen durch den thierischen Stoffwechsel spricht;\nwie Wolkow und Baumann besonders betonen, daf\u00fcr, dass\ndie Umwandlung des Tyrosins zu Homogentisinsaure in den\nGeweben des K\u00f6rpers erfolge. W\u00fcrden durch das thjerische\nProtoplasma im Leben solche Umsetzungen thats\u00fcchlich bewirkt,\nso hatte man sie bei den \u00fcberaus zahlreichen Stofl'wechsel-\nversuchen mit aromatischen Verbindungen, welche in den\nbeiden letzten Jahrzehnten angestollt worden sind, unm\u00f6glich \u00fcbersehen k\u00f6nnen.\tp\nAV o 1 k o w und Bau m a n n sprechen sich auf Grund eingehender Er\u00f6rterungen \u00fcber das Verhalten und die Entstehung dei ai omatischen Substanzen im Thierk\u00f6rper daf\u00fcr aus, dass die Bildung der Homogentisins\u00e4ure durch einen G\u00e4hrungs-process, welcher der Milchs\u00e4ure- oder Alkoholg\u00e4hrung .analog verlaufe, bewirkt werde, und dass dieser Process nicht wohl im thierischen Protoplasma verlaufe, sondern durch pflanzliche Parasiten, die den Darmkanal bewohnen, zu Stande gebracht Werde.\nWolkow und Baumann haben versucht, die von ihnen aufgestellte Theorie der Entstehung der Homogentisins\u00e4ure auf experimentellem Wege zu pr\u00fcfen. Die in dieser Richtung unternommenen Versuche sind aber zu einem entscheidenden Abschl\u00fcsse \u2014 wegen der Abreise des Patienten in seine Heimath \u2014 nicht gelangt. Sie heben deswegen in ihrer Arbeit hervor, dass die Frage nach der-Berechtigung der von ihnen entwickelten Theorie den Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen zu bilden habe.\nIn der Absicht, mir Material zu solchen Untersuchungen zu verschaffen, suchte ich im Sommer 189 t im Einverst\u00e4ndniss mil Herrn Professor Baumann und Herrn Professor Kraske den Alkaptonmann in seiner Heimath auf. Bei dieser Gelegen-' beit wurde ich auf einen neuen Fall von Alkaptonurie aufmerksam, der nicht nur wegen der Seltenheit der in Rede stehenden Affection beachtenswerth erscheint.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nDie mit unserem Patienten zusammen wohnende 60 j\u00e4hrige Schwester desselben, Marie D., gab n\u00e4mlich auf eine bez\u00fcgliche Frage, zu der mich die Beobachtung von Kirk ver-anlassto, der Alkaptonurie bei drei Geschwistern sah, an, dass ihr Urin das gleiche abnorme Verhalten zeige, wie der ihres Bruders.\t: ;J; '\t-\u2022'\nSie theilte dar\u00fcber Folgendes mit. Der ohne Beschwerden gelassene Harn zeige entweder sofort, meist aber erst nach einigem Stehen an der Luft eine br\u00e4unliche Verf\u00e4rbung. Er hinterlasse in der W\u00e4sche braune Flecken, die derselben mit einiger Hartn\u00e4ckigkeit anhafteten.\nDiese Eigenschaften ihres Harns hat Patientin w\u00e4hrend ihres ganzen Lebens, das sie als Magd an verschiedenen Orten des Schwarzwaldes zubrachte, ohne Unterbrechung bemerkt. Ja, aus Erz\u00e4hlungen ihrer Mutter weiss sie bestimmt, dass ihr Harn schon w\u00e4hrend ihres S\u00e4uglingsalters sein auffallendes Verhalten gezeigt hat. Sie berichtet, dass nach Erz\u00e4hlungen ihrer Mutter ihre Windeln sowie die ihres Bruders stets auffallende dunkelbraune Flecken gezeigt h\u00e4tten, die auch in der W\u00e4sche sich nicht vollst\u00e4ndig beseitigen Hessen1).\nVon sonstigen anamnestischen Angaben sei noch hervorgehoben, dass Patientin bis vor 6 Jahren, wo sie eine schwere acute Krankheit (Hirnentz\u00fcndung) durchmachte, stets gesund gewesen ist und schwere Arbeit verrichtet hat. Vor 4 Jahren erkrankte sie alsdann an einem acut einsetzenden Gelenk* rhouinatismus, der haupts\u00e4chlich die Kniegelenke befiel, die seitdem in ihrer Function schwer gest\u00f6rt sind.\nIch will gleich erw\u00e4hnen, dass bei einer im October 1801 erfolgten Aufnahme der Patientin in die hiesige medicinische Klinik ausser den Erscheinungen eines chronischen Gelenkrheumatismus beider Kniegelenke eine Stenose der Aortenklappen und eine Insufficienz der Mitralis diagnosticirt wurden\n>) Vgl. die von Ebstein und M\u00fcller (Vircli. Arch., Bd. 62, S. mitgetlieilten. fast gleichlautenden Angaben der Mutter eines an Brenz* cateihinurie leidenden S\u00e4uglings.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"187\n- Ver\u00e4nderungen, die wir wohl mit Hecht auf den durch-gemachten acuten Gelenkrheumatismus beziehen d\u00fcrfen. Irgend welche Ver\u00e4nderungen der Harnorgane oder St\u00f6rungen in deien Function waren auch objectiv nicht nachweisbar.\nAus diesen Daten ergibt sich mit Bestimmtheit die Unabh\u00e4ngigkeit der anomalen Urinbeschaffenheit von den pathologischen Ver\u00e4nderungen, die am K\u00f6rper der Patientin gefunden wurden. Es wird deshalb im Folgenden nur von der Beschaffenheit des Urins die Rede sein.\tc\nDas Material f\u00fcr die Untersuchung! desselben wurde w\u00e4hrend des Sommers 1891 im Hause der Alkaptonfrau in grossen Blechkannen gesammelt; diese wurden je am Ende einer Woche an die 2 Stunden entfernte n\u00e4chste Eisenbahnstation geschafft und per Bahn nach Freiburg bef\u00f6rdert.\nWenn der Urin hier eintraf, war er stets einer durch die Sommerhitze bef\u00f6rderten starken ammoniakalischen Gahrung anheimgefallen und bot dann ein h\u00f6chst auffallendes Aussehen dar. Seine Farbe war n\u00e4mlich ein tiefes Schwarzbraun, so dass er gefaultem Pferdeharn sehr \u00e4hnlich sah.\nDie Untersuchung gelegentlich an Ort und Stelle gewonnener Proben, sowie die t\u00e4glich wiederholte Beobachtung des frischen Urins, zu der ich im Winter w\u00e4hrend vieler Wochen Gelegenheit hatte, zeigte, dass der frisch entleerte Harn sich von der Norm \u00e4usserlich nur durch einen eig\u00ebn-th\u00fcmlich goldigen Farbenton unterschied und dass die Braun-l\u00e4ibung genau in der von den fr\u00fcheren Autoren beschriebenen Weise von den obersten, mit der atmosph\u00e4rischen Luft in\nBer\u00fchrung stehenden Schichten ausgehend nach abw\u00e4rts fort-schritt.\nDurch Zusatz von Alkalien einerseits, durch Sch\u00fctteln mit atmosph\u00e4rischer Luft oder mit reinem Sauerstoff andererseits konnte die Braunfarbung momentan herbeigef\u00fchrt werden.\nDie weitere Untersuchung liess ein sehr bedeutendes reductions verm\u00f6gen des Harns erkennen. In Uebereinstim-mimg mit den Beobachtungen der fr\u00fcheren Autoren wurde ammoniakalische Silberl\u00f6sung in der K\u00e4lte, alkalische Kupf\u00e9r-oxydl\u00f6sung beim schwachen Erw\u00e4rmen reichlich reducirt.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XVII.\t~\tr>","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"Mit dem Nachweis der Verf\u00e4rbung und der Reductions* F\u00e4higkeit war unser Harn als Alkaptonharn gekennzeichnet. Es er\u00fcbrigte die Feststellung der Natur des Alkaptons.\n*\tv \u2022\u2022\t\u2022\t,\t\u2022\nZu diesem Zwecke wurde nach dem von Wolkow und Baumann angegebenen Verfahren der mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uerte Harn mit grossen Quantit\u00e4ten Aether wiederholt ausgesch\u00fcttelt, wobei, wie sich leicht .zeigen Hess, das Alkapton bis auf geringe, auch durch h\u00e4ufig wiederholtes Sch\u00fctteln nicht zu extrahirende Mengen in das Aetherextiact aufgenommen wurde. Nach dem Verjagen des Aethers blich im Kolben eine syrup\u00f6se, braune, aromatisch riechende Masse zur\u00fcck. Diese wurde in nicht zu geringer Menge Wasser gel\u00f6st und auf dem Wasserbade bis auf ca. 95\u00b0 erhitzt, heiss mit einer concentrirten L\u00f6sung Von neutralem essigsauren Blei versetzt und sogleich durch ein Faltonfilter filtrirt. Auf dem Filter blieben geringe Quantit\u00e4ten eines braunen, flockigen, schmierigen oder kr\u00fcmeligen Niederschlages zur\u00fcck, das Filtrat stellte eine klare, hochgelbe bis braune Fl\u00fcssigkeit dar. In derselben schied sich beim Erkalten eine zuerst weisslich, sp\u00e4ter gelb bis braun gef\u00e4rbte Krystallmasse ab, die nach 24 Stunden abfiltrirt und an der Luft getrocknet wurde. Durch Behandeln mit Schwefelwasserstoff und erneutes F\u00e4llen mit neutralem Blei-i \u00e4cetat Hessen sich die Krystalle leicht reinigen ; sie zeigten alsdann eine gelbliche Farbe, die sie in Uebereinstimmung mit den von Wo 1 kow und Baumann gemachten Beobachtungen auch bei wiederholtem Umkrystallisiren nicht verloren.\nDie Untersuchung\nder beschriebenen Substanz\ndass sie aus reinem homogentisinsauren Blei bestand.\nDer Schmelzpunkt lag bei 215\u00b0. Die Bestimmungen Krystallwassergehaltes sowie des Bleies ergaben mit den be-\nrechneten Mengen gut \u00fcbereinstimmende Resultate:\n0,1)438 gr. lufttrockenes Salz verloren bei 100\" 0.058 gr. HL.B- .\nBerechnet fur (:l6H|40,Ph + aHv\u00d6:\nGefunden:","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"180\nDio bei 100\u00b0 getrockneten Quantit\u00e4ten der Substanz\nwurden f\u00fcr die Bleibestimmung verwandt.\n^ \u2022\u00bb\nO.3CI05 gr. wasserfreie Substanz ergaben 0,1507 gr. IMeisulfat. eut* sprechen\u00bb! 0,1020 gr. Fl\u00bb.\nBei \u2022eclmet f\u00fcr (:iaH\u201e0,Ph:\nGetnnden :\nPb =\n'MM\nMW,,.\nDie Untersuchung der aus dem Bleisalz durch Zersetzen mit Schwefelwasserstoff und Verdunsten der Losung im \\acuum erhaltenen freien Saure ergab deren Identit\u00e4t mit\nder von 4\\ olkow und Baumann beschriebenen Homo-gentisins\u00e4ure.\nDie S\u00e4ure krystallisirte in .sch\u00f6nen prismatischen weissgelblichen Madeln, die einmal hei Winterk\u00e4lte in einer L\u00e4nge\nvon 1 cm. erhalten wurden. Der Schmelzpunkt lag hei \u00eeib\u20141470.\nDie S\u00e4ure l\u00f6ste sich leicht in Wasser, Alkohol und Aether. Dir* w\u00e4sserige L\u00f6sung zeigte die bekannten Eigenschaften des Alkaptonharns.\nBei vorsichtigem Zusatz einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung von Eisenchlorid trat eine sofort wieder verschwindende, hei erneutem Zusatz des Reagens einige Male wieder auftretende und vergehende sch\u00f6ne Blauf\u00e4rbung auf. *.\nDiese Daten zeigen zur Gen\u00fcge die Identit\u00e4t des hei unserer Patientin auftretenden Alkaptons mit dem bei ihrem Bruder entdeckten. Auch die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Ausscheidung, die hei anderer Gelegenheit eingehende Besprechung finden werden, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Bruders.\nUm die Natur der oben erw\u00e4hnten aus dem Harn nicht 1 u oxtrahirenden geringen Mengen reducirender Substanz festzustellen, wurde der nach wiederholtem Sch\u00fctteln mit Aether zur\u00fcckbleibende stark saure R\u00fcckstand auf dem Wasserbade auf ein kleines Volum eingeengt und von Ne\u00fcem mit Aether gesch\u00fcttelt. Es gingen jetzt neue Quantit\u00e4ten des Alkaptons ui den Aether \u00fcber. Die gewonnene Substanz erwies sich als Ilomogentisins\u00e4ure.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0\t190\nAuf Grund dieser Erfahrung wurde der Versuch gemacht, den stark anges\u00e4uerten Harn vor dem Sch\u00fctteln mit Aether einzudampfen. Das Resultat war ein durchaus befriedigendes. Vergleichende Untersuchungen, die in der Weise angestellt wurden, dass eine H\u00e4lfte einer Harnportion nicht eingedampft, die andere eingedampft mit Aether extrahirt wurde, ergaben, dass man ohne Verluste den anges\u00e4uerten Harn auf */\u00ab seines Volums concentriren darf. Der Vorzug dieses Verfahrens liegt bei der grossen Unbequemlichkeit der Verarbeitung gr\u00f6sserer Harnquantit\u00e4ten auf der Hand. Wir haben im Laufe des Winters nach dem geschilderten Verfahren den w\u00e4hrend einer Woche gesammelten Urin, dessen Tagesmengen jeweils mit \u2019/j Volum verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert wurden, mit sehr befriedigenden Ausbeuten an Homogentisins\u00e4ure verarbeitet.\t..\t\u25a0\u25a0 v..\nBei unseren immer wiederholten Untersuchungen vermochten wir niemals einen anderen, insbesondere einen dem alkalischen Harn durch Sch\u00fctteln mit Aether zu entziehenden\nK\u00f6rper nachzuweisen').\nDie F\u00e4ces waren bei der Frau, entsprechend den Befunden bei ihrem Bruder, soweit sie frei von beigemischtem\nUrin erhalten werden konnten, frei von reducirenden Substanzen.\nMit dem im Verlaufe weiterer Untersuchungen gef\u00fchrten Nachweise, dass auch bei unserer Patientin die Homogentisin-\n\u2018) Dagegen zeigte der Harn der Frau, so oft derselbe daraufhin untersucht wurde, ausser seinem Gehalt an Alkapton insofern noch eine weitere Anomalie, als er nur auff\u00e4llig geringe Mengen von Harns\u00e4ure enthielt. Liess man den mit Salzs\u00e4ure an ges\u00e4uerten Harn stehen, so war eine Harns\u00e4ureausscheidung, wie sie bei normalen Urinen eintritt, \u00fcberhaupt nie zu beobachten, Indes\u00ab fehlte, wie sich auf andere Weise zeigen liess, die Harns\u00e4ure niemals vollst\u00e4ndig, sondern war stets in quantitativ zu bestimmender Menge vorhanden. Die Untersuchungen ub\u00ab \\ einen eventuellen Zusammenhang der Alkaptonurie mit dem Harns\u00e4uremangel sind nicht abgeschlossen und werden in einer demn\u00e4chst erscheinenden zweiten Abhandlung mitgetheilt werden. Niir so viel sei schon liier erw\u00e4hnt, dass die Harns\u00e4ureabscheidung aus normalem Urin, wie sie nach dem Ans\u00e4uern desselben erfolgt, weder durch Zusatz von Alkapton-harn noch von Homogentisins\u00e4ure zu dem normalen Harn gest\u00f6rt wird.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"191\ns\u00e4itfeausscheidung durch Zufuhr von Tyrosin enorm gesteigert wird, war der Beweis der v\u00f6lligen Identit\u00e4t der bei den beiden Geschwistern bestehenden Anomalien geliefert.\nEin besonderes Interesse erforderte jetzt das Verhalten des Urins der Verwandten des Geschwisterpaares.\nBeide sind unverheiratet und haben keine directe Nachkommenschaft. Dagegen konnte der Urin von Seitenverwandten untersucht werden.\nDie Geschwister entstammen einem aussereheliciien Ver-h\u00e4ltniss ihrer Eltern. Sie sind die einzigen daraus entsprungenen Kinder.\nSowohl die Mutter wie der Vater sind sp\u00e4ter Ehen eingegangen, aus beiden Ehen sind Kinder entsprossen.\nMir war zu eingehenderen Untersuchungen nur die einzige eheliche Tochter der Mutter unser^ Geschwister, also deren Stiefschwester, erreichbar. Diese, Vine verwittwete Frau M. mit mehreren, ca. 10 25j\u00e4hrigen, Kindern, bewohnt mit ihren beiden Stiefgeschwistern ein Haus. Es sei erw\u00e4hnt, dass zur Zeit, als Frau M. geboren wurde, unsere Alkaptonpatientin noch im Hause ihrer Mutter anwesend war.\nSp\u00e4ter war sie, wie schon erw\u00e4hnt, \u00fcber 40 Jahre hindurch in den benachbarten Th\u00e4lern bedienstet und, ist erst seit einigen Jahren zu ihrer Stiefschwester gezogen. Ihr Bruder war lange Jahre in England, lebt jetzt aber seit \u00fcber 20 fahren im Hause seiner Stiefschwester, in welchem er also zur Zeit der Geburt von deren j\u00fcngeren Kindern anwesend war.\nSowohl die Stiefschwester wie deren Kinder entleeren einen vollkommen normalen Urin; auch fr\u00fcher haben sie an demselben niemals die charakteristischen Ver\u00e4nderungen des Alkaptonharns bemerkt.\nIch habe in der letzten Zeit Gelegenheit gefunden, auch von einer Tochter des Vaters unserer Patienten zu constaliren, (lass dieselbe einen normalen Urin entleert. Dieselbe, die auf einem dem Wohnort ihrer Stiefgeschwister benachbarten Hofe geboren, jetzt in Freiburg als Krankenpflegerin th\u00e4tig ist, gibt an, dass sie weder an sich, noch bei einem Mitglied ihrer","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"Familie \u2014 sie jst verheirathet und hat Kinder und Enkel dit* auffallenden Erscheinungen der Alkaptonurie bemerkt habe.\nEin ebenso negatives Ergebniss hatte die Untersuchung des Urins von Bewohnern benachbarter H\u00f6fe; speciell m\u00f6ge erw\u00e4hnt werden, dass bei einer Bewohnerin des Geburtshauses unserer Geschwister normales Verhalten des Urins constatirt werden konnte. \u25a0\nDas Geschwisterpaar steht also mit den beschriebenen Erscheinungen in seiner Familie und seiner Umgebung voll-Vst\u00e4ndig isolirt da. ;:\nDie Alkaptonpatientin fand durch das g\u00fctige Entgegenkommen von Herrn Geh.-Rath Professor Dr. B\u00e4umler W\u00e4hrend mehrerer Monate Aufnahme in der hiesigen Universit\u00e4tsklinik, wodurch es mir erm\u00f6glicht worden ist, die Verh\u00e4ltnisse der Alkaptonausscheidung w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit zu beobachten. Herrn Geheimrath B\u00e4umler bin ich hierf\u00fcr und besonders f\u00fcr die mir ertheilte Erlaubniss, einige Stofifwechselversuclu* an der Patientin anstellen zu d\u00fcrfen, zu? ganz besonderem Danke verpflichtet.\nLetztere wurden unternommen, um die Frage nach dem Orte der Entstehung der Homogentisins\u00e4ure weiter zu f\u00f6rdern, ln einer folgenden Mittheilung werde ich \u00fcber diese Beobachtungen eingehend berichten.","page":192}],"identifier":"lit16883","issued":"1893","language":"de","pages":"182-192","startpages":"182","title":"Beitr\u00e4ge zur Kenntniss der Alkaptonurie. I. Mittheilung. Ueber einen neuen Fall von Alkaptonurie","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:20:44.030317+00:00"}