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{"created":"2022-01-31T13:36:04.642094+00:00","id":"lit16907","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schmitz, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 401-403","fulltext":[{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenniniss der Darmf\u00e4ulniss.\nVon\nCarl Schmitz.\n(Vorl\u00e4ufige Mittheilung an a dem Laboratorium von Prof. Baumann in Freibbrg i. B.) (Der Redaction zugegangen am 7. August 1892.)\nVon Pohl1 2 *), Biernacki*), Rovighi5), Winternitz4) ist die merkw\u00fcrdige Thatsache festgestellt worden, dass bei Milch- oder Kefyrdi\u00e4t die Ausscheidung der Aetherschwefel-s\u00e4uren im Harn sehr bedeutend herabgesetzt wird. Rovighi glaubt die Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung in der desinficirenden Wirkung der Milchs\u00e4ure zu finden. In der That gelang es ihm durch Einnahme von 15 gr. Milchs\u00e4ure an je drei auf einander folgenden Tagen eine massige Verminderung der Ausscheidung der Aetherschwefels\u00e4uren herbeizuf\u00fchren, welche aber dem Einfluss des Kefyrs auf die Darmf\u00e4ulniss bei Weitem nachsteht. Auch Winter nitz schreibt der Bildung von Milchs\u00e4ure bei der Milchdi\u00e4t einen wesentlichen Einfluss auf die Herabsetzung der Darmf\u00e4ulniss zu.\nAuf Veranlassung von Herrn Prof. Baumann habe ich schon seit l\u00e4ngerer Zeit mit dem Studium dieser Frage mich besch\u00e4ftigt und bin dabei zu Ergebnissen gelangt, die sich in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen lassen :\n1. Bei F\u00fctterungsversuchen mit Milchzucker, welcher der gew\u00f6hnlichen Nahrung zugesetzt wurde, trat keine\n*) Nach Maly\u2019s Jahresbericht, 1887, S. 277.\n2) Deutsches Archiv f\u00fcr klin. Medizin, Bd. 40, Heft 1.\n*) Zeitschrift fur physiologische Chemie, Bd. XVI, S. 43.\n4) Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, Bd. XVI, S. 475.","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"merkbare Herabminderung in der Ausscheidung der Aetherschwefels\u00e4uren ein.\n2.\tZugabe von freier Salzs\u00e4ure zum Futter bewirkt beim Hunde keine Verminderung der Ausscheidung der Aetherschwefels\u00e4uren.\n3.\tBeim Menschen bewirkt die Zufuhr von freier Salz-* s\u00e4ure in Quantit\u00e4ten von 40\u201450 Tropfen einer lOpro-centigen L\u00f6sung w\u00e4hrend eines Tages eine merkliche Herabsetzung der Darmfaulniss, die an einigen Tagen eine Abnahme von 40\u00b0/0 erfuhr. Dieses Resultat steht in Uebereinstimmung mit den Versuchen yon Bier-\n. n acki *).\t\\ '\n4\u00f9 Derjenige Bestandteil in der Milch und in dem Kefyr, welcher auf die Herabminderung der Aetherschwefel-s\u00e4uren im Harn von gr\u00f6sstem Einfluss ist, ist nach meinen Beobachtungen der K\u00e4sestoff.\nDiese letztere Thatsache l\u00e4sst sich sehr leicht feststellen, wenn man einem Hunde eine gr\u00f6ssere Menge von dem frisch gef\u00e4llten K\u00e4sestoff der Milch, wie er fast ganz rein (mit wenig Fett gemengt) im Topf- oder Napfk\u00e4se vorliegt, an Stelle des sonstigen Futters gibt. Dabei sinkt die absolute Menge der Aetherschwefels\u00e4uren in der Regel auf ein Drittel des gew\u00f6hnlichen Werthes herab. L\u00e4sst man nun den Hund einige Tage hungern und gibt ihm dann den K\u00e4se in noch gr\u00f6sseren Mengen zu fressen, so sinkt die Ausscheidung der \u00c4ether-sclnvefels\u00e4uren auf ein Minimum. In einem Falle is es mir sogar gelungen, die Ausscheidung der Aetherschwefels\u00e4uren auf diesem Wege g\u00e4nzlich zu unterdr\u00fccken. Dies ist ein Resultat, welches, wie Baumann gezeigt hat, beim Hunde sonst nur dadurch erreicht werden kann, dass man den Dam durch grosse Dosen Calomel vollst\u00e4ndig entleert und des-inficirt. Es ist bis jetzt kein Stoff unter der grossen Zahl der Desinfectionsmittel bekannt, welcher die F\u00e4ulnissprofcesse des mit N\u00e4hrstoffen gef\u00fcllten Darmes so stark herabsetzen kann, wie die F\u00fctterung mit frischem K\u00e4se. Die Frage, auf\n*) Deutsches Archiv fQr klinische Medizin, Bd. 49, Heft 1.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\nwelche Ursache diese an sich h\u00f6chst auff\u00e4llige Wirkung eines Eiweissk\u00f6rpers im Darmcanal zur\u00fcckzuf\u00fchren ist und in wie weit dabei die in der Milch und dem frischen K\u00e4se enthaltenen Bact\u00e9rien *) auf die Unterdr\u00fcckung der gew\u00f6hnlichen F\u00e4ulniss-processe im Darm von Einfluss ist, kann eingehend erst er\u00f6rtert werden, wenn die Reihen von Versuchen, welche ich mit dieser Substanz am Thier und am Menschen angestellt habe, v\u00f6llig vorliegen.\nDa ich jetzt gen\u00f6thigt bin, meine Arbeit auf einige Zeit einzustellen, m\u00f6chte ich durch diese vorl\u00e4ufige Mittheilung der bis jetzt gewonnenen Resultate mir die M\u00f6glichkeit der Vollendung meiner Versuche sichern.\n*) Anmerkung. Dass eine abnorme Entwickelung von Bact\u00e9rien im Darm die Darmfaulniss fast ganz aufzuheben vermag, hat Gabriel Pouchet gezeigt (Compt. rend., Bd. 100, S.362), welcher fand, dass die Aetherschwefels\u00e4uren im Harn bei Cholera auf ein Minimum zurflckgeh en (Verh\u00e4ltniss der Aetherschwefels\u00e4uren zur pr\u00e4formirten Schwefels\u00e4ure 1:120). Damit steht im Einkl\u00e4nge, dass die Darmentleerungen bei Cholera, was schon lange bekannt ist, keinen F\u00e4ulnissgeruch zeigen. \u2014 Ich m\u00f6chte hierbei bemerken, dass die Bestimmung der Aetherschwefels\u00e4uren im .Harm unter normalen Verh\u00e4ltnissen zwar immer Aufschluss \u00fcber die F\u00e4ulniss-processe, d. h. die Producte der Lebensprocesse derjenigen Bact\u00e9rien im Darm gibt, welche bei der Eiweissf\u00f6ulniss betheiligt sind (diese ZeitscIrr. \u2018 Bd. 10, S. 129), keineswegs aber die Gegenwart anderer Bact\u00e9rien oder Mikroorganismen im Darm anzeigt oder ausschliesst. Baumann.","page":403}],"identifier":"lit16907","issued":"1893","language":"de","pages":"401-403","startpages":"401","title":"Zur Kenntniss der Darmf\u00e4ulniss","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:36:04.642100+00:00"}