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{"created":"2022-01-31T15:18:43.978579+00:00","id":"lit16909","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lilienfeld, L.","role":"author"},{"name":"A. Monti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 410-424","fulltext":[{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die mikrochemische Localisation des Phosphors in\nGeweben1).\nVon\nLeon Lilienfeld und Achille Monti.\n(Aus dor chemischen \u00c4btheiluujj ties physiologischen Instituts in Berlin.) (Der Redaction zugegangen am 7. September 1892.)\nEs ist die Aufgabe der biologischen Chemie, das Vorkommen der Stoffe in den thierischen und pflanzlichen Geweben nicht nur der Menge, sondern auch der Verkeilung nach festzustellen. Hierdurch wird erst ein Verst\u00e4ndnis vieler ana-\ntomischer Verh\u00e4ltnisse angebahnt und die Beziehung der Form zur Function in manchen F\u00e4llen klargelegt.\nWir besitzen erst wenige Reactionen, welche uns in rationell er Weise \u00fcber die Zusammensetzung der Theile eines mikroskopischen Bildes Aufschluss geben. Die F\u00e4rbungen, von denen noch nicht einmal feststeht, ob sie auf physikalischer oder chemischer Grundlage beruhen, k\u00f6nnen f\u00fcr eine Erkennung der chemischen Beschaffenheit nicht ausschlaggebend sein, ln den Geweben des Thierk\u00f6rpers sind es vor Allem die Reactionen auf Eisen, auf Glykogen, auf Amyloid, die durch Osmiums\u00fcurc hervorgerufenen F\u00e4rbungen, die Xanthoprotem-rcaction, Millon\u2019s Reaction, das Verhalten der verschiedenen Bestandtheile der Gewebe zu den L\u00f6sungsmitteln, welche man\nals rationelle Reactionen bezeichnen kann; eines gr\u00f6sseren Reichthums an derartigen Methoden kann sich die Botanik r\u00fchmen.\nDie biochemische Wichtigkeit der Phosphorverbindungen ins Auge fassend, haben wir versucht, eine mikrochemische Reaction auf Phosphors\u00e4ure ausfindig zu machen. Hierbei\n*) Vorl\u00e4ufige Mittheilung: Verb. d. physiol. Ges. zu Berlin vom 24. Juni 1SU2. Abgedruckt im Archiv f. Physiologie, herausg. v. E. du Bois* Heymoud, Jalirg. 1S\u2018J2. - v.\t\u2022*","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nmussten wir von vornherein erwarten, dass die in den Gewebs-theilen enthaltene Phosphorsaure in verschiedener Weise reagirt, je nachdem sie als Phosphat oder in organischer Bindung (Lecithin, Protagon, Nucle\u00efn, Paranucle\u00efn) vorhanden ist.\nWir benutzten das molybd\u00e4nsaure Ammoniak, welches mit phosphorsauren Salzen in salpetersaurer L\u00f6sung einen sich ziemlich schnell entwickelnden Niederschlag bildet, hingegen mit Anhydridformen der Phosphors\u00e4ure oder mit organischen Verbindungen derselben nur dann eine F\u00e4llung gibt, wenn sich aus denselben Orthophosphors\u00e4ure abgespalten hat.\nWenn man einen phosphors\u00e4urehaltigen Gewebstheil in eine salpetersaure L\u00f6sung von Ammoniummolybdat legt, so wird die Molybd\u00e4ns\u00e4ure an denjenigen Stellen, wo sich Phosphors\u00e4ure befindet, niedergeschlagen. Der entstehende Niederschlag ist gelb, also nicht ohne Weiteres wahrnehmbar: er muss erst durch eine chemische Reaction iii einen gef\u00e4rbten K\u00f6rper verwandelt werden. Als eine derartige Reaction, benutzten wir die Reduction, welche bekanntlich aus der Molybd\u00e4ns\u00e4ure blau gef\u00e4rbte, niedere Oxyde bildet*).\nWir versuchten es mit verschiedenen Reductionsmitteln. Zu diesem Behufe legten wir die Gewebsst\u00fccke in Ammoniummolybdat, wuschen sie mit Wasser aus und brachten sie dann in das Reductionsmittel. Die Alkaloide, welche bekannter-massen mit Ammoniummolybdat in schwefels\u00e4urehaltiger L\u00f6sung Farbenreactionen geben, erwiesen sich f\u00fcr uns als unbrauchbar ; nachher versuchen wir es mit Zinnchlor\u00fcr und Eisenvitriol; beide geben zwar eine gr\u00fcne oder blaue F\u00e4rbung, welche aber f\u00fcr vorliegende Zwecke zu schwach ist. Etwas bessere Resultate bekamen wir mit Gerbs\u00e4ure und ,dic besten und bewegendsten mit Pyrogallol, welches uns nie im Stiche liess und immer klare und intensive Bilder gab. Das Pyrogallol gibt schon im Reagensglase mit Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure eine intensiv braune bis schwarze F\u00e4rbung, wobei niedere Molybd\u00e4noxyde entstehen.\n*) Stahl, Molybd\u00e4ns\u00e4ure, als Farbreagens auf gewisse aromatische Oxydk\u00f6rper, P\u00e9riclit\u00e9 d. deutsch, ehern. Gesellschaft. No. 9, 1892..","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"Eine Schwierigkeit, welche wir zu bek\u00e4mpfen hatten, bestand darin, dass die Phosphorsaure in den meisten Zellkernen und Geweben nicht im freien Zustande, sondern in mehr oder weniger fester organischer Verbindung auftritt. Es hat sich aber bei unseren Untersuchungen herausgestellt, dass beim Einwirken des Ammoniumolybdats und nachheriger Reduction nicht nur an denjenigen Orten, wo sich Phosphate befinden, eine F\u00e4rbung entsteht, sondern dass auch ein Theil der organisch gebundenen Phosphors\u00e4ure und sogar Metaphosphors\u00e4ure reagirt. Wahrscheinlich erfolgt in diesen F\u00e4llen w\u00e4hrend der Digestion mit molybd\u00e4nsaurem Ammoniak eine Umwandlung in Orthos\u00e4ure. Gleich zu Anfang sahen wir, dass manche Gewebe nach kurzem Verweilen in Ammoniurn-molybdat bei nachheriger Behandlung mit Pyrogallol nur sehr schwache F\u00e4rbung gaben, w\u00e4hrend sich andere sogleich intensiv tingirten. Es war dies nur durch die gr\u00f6ssere oder geringere Intensit\u00e4t der organischen Phosphors\u00e4urebindung zu erkl\u00e4ren.\nDiese Annahme best\u00e4tigte sich, als wir die Gewebsst\u00fccke vorher\nmit Barytwasser oder Natriumcarbonat behandelten, oder sie l\u00e4ngere Zeit in Ammoniummolybdat verweilen liessen. In allen diesen F\u00e4llen, wo wir die Phosphors\u00e4ure artificial abspalteten \u2014 beim Ammoniummolybdat durch die in der L\u00f6sung vorhandene Salpeters\u00e4ure \u2014, erhielten wir intensive Phosphor-\n. reaction.\t\u25a0\tv\u00fc/\u2019i\u00eeSSi\nDer Gang unserer Methode war folgender. Da es un\nbekannt ist, mit welchen chemischen Ver\u00e4nderungen die verschiedenen H\u00e4rtungsmethoden einhergehen, hielten wir es f\u00fcr angezeigt , frische Organe zu benutzen. Der Umstand, dass das Ammoniummolybdat nur sehr kleine St\u00fccke durchtr\u00e4nken\nkann, machte das Arbeiten mit frischen fertigen Schnitten, Zupf-, Schab- und Klatschpr\u00e4paraten nothwendig. Doch geben auch im Alkohol geh\u00e4rtete Pr\u00e4parate ziemlich gute Bilder. Wir benutzten eine nach Fresenius1) bereitete L\u00f6sung von molybd\u00e4nsaurem Ammoniak. Die Zeit, welche die Pr\u00e4parate in letzterer verweilen sollen, h\u00e4ngt nat\u00fcrlicher-\nI)Fr es en i us, Quantitative chemische Analyse, Braunschweig 1877\u201487, IW. Il, S. 091 (Anmerkung).","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"413\nweise von dem chemischen Zustand der in den Geweben enthaltenen Phosphors\u00e4ure ab. Ist in den Organen freie Phosphors\u00e4ure enthalten, so gen\u00fcgt schon ein Augenblick, uni sie mikrochemisch zu lallen, ist dagegen die Phosphors\u00e4ure an organische Atomcomplexe gebunden, so h\u00e4ngt die Zeit von der Festigkeit der Bindung ab. Bei lockerer Bindung der Phosphors\u00e4ure gen\u00fcgen einige Minuten bis zu einer halben Stunde, bei fester Bindung dagegen muss man die Gewebs-st\u00fccke mehrere Stunden mit Ammoniummolybdat behandeln* Will man sich die Zeit abk\u00fcrzen, so muss man die gebundene Phosphors\u00e4ure durch Behandlung mit Natriumc\u00e0rboriat oder Barytwasser frei machen. Wenn die Gewebe sehr reich an Phosphor sind, so bemerkt man schon jetzt an den in der Ammoniummolybdatl\u00f6sung befindlichen St\u00fccken eine makroskopisch erkennbare, schwach gelbe F\u00e4rbung * welche- vop gef\u00e4llter Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure herr\u00fchrt. Nachdem die St\u00fccke gen\u00fcgend lange mit molybd\u00e4ns\u00e4urem Ammoniak in' Ber\u00fchrung waren, werden sie sorgf\u00e4ltig, und zwar bis zum Verschwinden des Ammoniummolybdats, aus dem Waschwasser ausgewaschen. Man pr\u00fcft dies am besten durch Zusatz von Pyrogallol zum Waschwasser: entsteht eine braune oder gelbe F\u00e4rbung des Wassers bei Pyrogallolzusatz, so ist noch Ammoniummolybdat in demselben vorhanden. Bleibt das Wasser klar und ungef\u00e4rbt, dann ist es von Ammoniummolybdat frei. In der Regel gen\u00fcgt dreimaliges Auswaschen. Jetzt kommen die St\u00fccke in eine 20procentige L\u00f6sung von Pyrogallol. Das Pyrogallol reducirt die gebildete Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure und es entsteht demgem\u00e4ss an den phosphorreichen Stellen des Pr\u00e4parates je nach dem Phosphorgehalte eine gelbe, braune oder schwarze F\u00e4rbung. Die St\u00fccke d\u00fcrfen nicht zu lange mit Pyrogallol in Ber\u00fchrung bleiben, weil die urspr\u00fcngliche Intensit\u00e4t der F\u00e4rbung dadurch abnimmt. Einige Minuten gen\u00fcgen. Das Pyrogallol wird wieder bis zum Verschwinden der Reduction mit Ammoniummolybdat im Waschwasser ausgewaschen und das Pr\u00e4parat in Wasser untersucht. Bei der Untersuchung in Wasser bekommt man sehr sch\u00f6ne Bilder. Wenn jedoch die St\u00fccke zu lange in Wasser verweilen, ver-","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"\u00e4ndert sich allm\u00e4lig die sch\u00f6ne Reaction und die F\u00e4rbung wird immer mehr diffus und blass. Um diesem Nachtheile aus dem Wege zu gehen, haben wir zuerst unsere Pr\u00e4parate redit eilig der Beobachtung unterzogen, dann haben wir versucht, Dauerpr\u00e4parate herzustellen. Glycerin entf\u00e4rbt die Pr\u00e4parate sehr schnell, Farrant\u2019sche Mischung conservirt sie etwas besser, die sch\u00f6nsten Conservirungspr\u00e4parate erhielten wir jedoch beim Einschl\u00fcssen in Canadabalsam, nach vorheriger Entw\u00e4sserung mit Alkohol und Kl\u00e4rung in Xylol. ,\nDer Umstand, dass die in Wasser lange Zeit gebliebenen Schnitte eine diffuse F\u00e4rbung darbieten, veranlasste uns zu anderen Versuchen. Wir wollten n\u00e4mlich die in der w\u00e4sserigen Pyrogalloll\u00f6sung eventuell stattfmdende Diffusion vermeiden und wir entw\u00e4sserten zu diesem Ende die mit Ammonium-molybdat behandelten, gut gewaschenen Schnitte mit Alkohol und brachten sie dann in \u00e4therische Pyrogalloll\u00f6sung, Die Schnitte blieben ungef\u00e4rbt. Wenn wir aber dieselben Schnitte wieder in Alkohol und Wasser legten und dann nochmals in \u00e4therische Pyrogalloll\u00f6sung, so erhielten sie eine intensive F\u00e4rbung. Daraus m\u00fcssen wir den Schluss ziehen, dass Wasser f\u00fcr die Reaction unentbehrlich ist.\nWenn wir mit Wasser benetzte Schnitte direct in \u00e4therische Pyrogalloll\u00f6sung bringen, so tritt die F\u00e4rbung ein, wobei aber die kleine Wassermenge nicht gen\u00fcgt, um eine erhebliche Diffusion des entstandenen Farbstoffes zu bewirken. In der That bleibt bei diesen schnell mit Alkohol entw\u00e4sserten und in Canada eingeschlossenen Pr\u00e4paraten die F\u00e4rbung intensiv und differenzirt; niemals wird sie blass und diffus, wie bei den mit w\u00e4sseriger Pyrogalloll\u00f6sung lange behandelten St\u00fccken.\nGleich im Beginn unserer Untersuchungen waren wir uns dar\u00fcber klar, dass man gegen unsere Methode verschiedene Einw\u00e4nde machen kann. Um uns Sicherheit zu verschaffen, haben wir die uns bewussten Einw\u00e4nde auf ihre Stichhaltigkeit gepr\u00fcft. Der erste Einwand bestand darin, dass die erhaltene F\u00e4rbung nichts mit dem Phosphorgehalt zu schaffen hat und blos auf Niederschl\u00e4gen beruht, welche von den Zellkernen mechanisch gefesselt werden. In der That wird jedem","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\nHistologen sich der Gedanke aufdr\u00e4ngen, dass unserer Methode kein besonderer chemischer Process, sondern blos eine einfache physikalische Imbibition mit dem Farbstoff zu Grunde liegt, der bei dem Zusammentritt von molybd\u00e4nsaurem Ammon mit Pyrogallol entsteht. Dieser Einwand wird aber gleich unhaltbar* wenn man den Umstand in Erw\u00e4gung zieht, dass das gew\u00f6hnliche in Wasser l\u00f6sliche Ammoniummolybdat durch das wiederholte Waschen aus den Geweben entfernt wird und dass auch bei Annahme eines unvollst\u00e4ndigen Auswaschens die eventuell im Schnitte zur\u00fcckbleibende in das Pyrogallol \u00fcbertragene Menge von Ammoniummolybdat absolut nicht gen\u00fcgen kann, um eine f\u00fcr die Tinction der Gewebe gen\u00fcgende Farbstoffmenge zu erzeugen. Es m\u00fcsste sich ja auch die den Schnitt umgebende Pyrogalloll\u00f6suiig irgendwie tingiren; sie bleibt aber absolut ungef\u00e4rbt. Wir k\u00f6nnen \u00fcber einen Versuch berichten, welcher diesen Einwand klar widerlegt. Wir. haben frische, mit molybd\u00e4nsaurem Ammoniak behandelte Schnitte aus Lilienovarien dreimal in Wasser gewaschen, dann in gew\u00f6hnlichem und in absolutem Alkohol gut entw\u00e4ssert, nunmehr in Aether und wieder in absoluten Alkohol, nachher in Terpentin\u00f6l, wieder in absoluten Alkohol, verd\u00fcnnten Alkohol, Wasser und schliesslich in Pyrogalloll\u00f6sung gebracht. Die charakteristische F\u00e4rbung trat bei diesen Schnitten eben so wie bei den einfach mit Wasser gewaschenen sch\u00f6n zu Tage.\nDaraus glauben wir schliessen zu m\u00fcssen, dass bei dert Einwirkung des molybd\u00e4nsauren Ammons in den Geweben eine unl\u00f6sliche, durch das vielfache Waschen nicht entfernbare Verbindung entsteht, welche von dem nun nachfolgenden Pyrogallol gef\u00e4rbt wird. Thatsachlich bietet die Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure die Eigenschaften einer solchen Verbindung dar.\nWir versuchten auch, ob bei umgekehrter Behandlung eine F\u00e4rbung entsteht. Zu diesem Beh\u00fcte legten wir zellreiche Gewebsst\u00fccke zuerst in Pyrogallol und nachher in Ammoniummolybdat: wir bekamen absolut keine F\u00e4rbung, wenn wir auch die St\u00fccke gar nicht wuschen; brachten wir sie aber zuerst in Ammoniummolybdat und dann in Pyrogallol, so gab der phosphorreiche Zellkern eine intensive F\u00e4rbung.","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nDer zweite Einwand, den wir uns machten, war, dass vielleicht die Salpeters\u00e4ure mit dem Eiweiss die Farbenreaction gibt, vveiche sich bei Pyrogallolzusatz verst\u00e4rkt und\u2019gar nicht auf Kosten des Phosphors zu rechnen ist.\nDurch folgende Versuche pr\u00fcften wir nun den Werth unserer Methode.\nWir unterwarfen ein St\u00fcck hart gesottenen Eiweisses aus einem H\u00fchnerei unserer Behandlung. Das Eiweissst\u00fcck (\u00e4rbte sich zwar schwach, aber doch kenntlich gelb. Diese That sache verurtheilte entweder vollst\u00e4ndig unsere Methode, oder es enthielt das Eiereiweiss Phosphor. In der That gab ein St\u00fcck desselben Eiweisses, mit Soda und Salpeter geschmolzen , Phosphorreaction. Wir versuchten es nun mit einem absolut phosphorfreien Pepton. Letzteres gab absolut keine F\u00e4rbung und blieb schneeweiss. Zum Vergleich unterwarfen wir unserer Methode einen phosphorreichen Kern-bestandtheil, das Nucleohiston. Dieses wurde, mit unserer Methode behandelt, pechschwarz.\nIm Laufe unserer Untersuchungen hat sich unter Anderem\n'herausgestellt; dass die Grundsubstanz des hyalinen Knorpels sich nicht f\u00e4rbt, also keinen react ionsfuhigen Phosphor enth\u00e4lt. Wir legten frische Knorpelst\u00fccke in Metaphosphorsaure, wuschen sie aus und unterwarfen sie dann unserer Reaction:\ndie mit Metaphosphors\u00e4ure durchtr\u00e4nkte Grundsubstanz f\u00e4rbte sich jetzt intensiv.\nZellreiche St\u00fccke von Salamanderlarven, in denen sich\nblos der Kern intensiv tingirte, w\u00e4hrend das Cytoplasma fast farblos blieb, behandelten wir l\u00e4ngere Zeit. mit N\u00fccle\u00fcns\u00e4ure, welche bekanntlich mit phosphorfreiem Eiweiss Verbindungen eingeht. Sie vereinigte sich also mit den Ei weissk\u00f6rpern (los\nCytoplasmas und verwandelte sie \u2014 so zu sagen \u2014 in Kernsubstanz. Als wir nun die mit Xuele'ins\u00e4ure behandelten\nPr\u00e4parate unserer Methode unterwarfen, bekamen wir eine diffuse F\u00e4rbung der Zellen : sowohl Kern als Leib waren intensiv tingirt.\nIm frischen Sperma ist bekanntlich die Phosphors\u00e4ure im Xucle\u00efn ausserordentlich fest gebunden und macht die","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nSpermatozo\u00ebn \u00e4usserst widerstandsf\u00e4hig gegen unsere Methode. Wenn wir also die Spermatozo\u00ebn vom anhaftenden Ammonium-molybdat auch gar nicht frei wuschen und sie direct in Pyrogallol brachten, bekamen wir ebenfalls gar keine F\u00e4rbung. Wenn wir jedoch Sperma l\u00e4ngere Zeit mit molybd\u00e4nsaurem Ammoniak behandelten und so die Phosphors\u00e4ure frei machten, f\u00e4rbten sich die gewaschenen Spermatozo\u00ebn intensiv.\nEs ergibt sich aus diesen Versuchen, dass der Phosphor in seinen Sauerstoffverbindungen jedenfalls mit Hilfe dieser Methode mikroskopisch nachweisbar ist. Es bleibt freilich die M\u00f6glichkeit bestehen, dass es ausser der Phosph\u00f6rs\u00e4ure noch andere und zwar organische Substanzen geben k\u00f6nne, welche unter diesen Verh\u00e4ltnissen Molybd\u00e4ns\u00e4ure fixiren. Sollte dies auch der Fall sein, so w\u00fcrde trotzdem unsere Methode ihren Werth nicht verlieren, denn es werden bekanntlich manche chemische Reactionen benutzt, welche nicht eindeutig, sondern verschiedenen Substanzen gemeinsam sind.\nDas Ammoniak l\u00f6st bekanntlich sehr leicht Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure. Wir brachten zellreiche Schnitte von Lilien und Muskelst\u00fccke in Ammoniummolybdat, wuschen sie aus und dann legten wir einige von ihnen in Ammoniakfl\u00fcssigkeit und einige direct in Pyrogallol. Die ersten wurden dann mit Wasser sorgf\u00e4ltig von Ammoniak frei gewaschen und ebenfalls mit Pyrogallol behandelt. Schon makroskopisch sahen wir, dass die mit Ammoniak behandelten Pr\u00e4parate vollst\u00e4ndig ungef\u00e4rbt blieben, w\u00e4hrend sich die anderen intensiv tingirten. Das Mikroskop best\u00e4tigte diesen Befund; denn w\u00e4hrend an den Pr\u00e4paraten, welche mit Ammoniak in keiner Ber\u00fchrungwaren, eine h\u00f6chst intensive F\u00e4rbung, also Phosphorreaclion, eintrat, waren die anderen vollst\u00e4ndig farblos und in den Lilienschnitten waren keine Zellkerne zu erkennen. Das Ammoniak l\u00f6st also die in den Zellen sich bildende Molybd\u00e4ns\u00e4ureverbindung, ebenso wie es Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure zu l\u00f6sen im Stande ist.\n\u00bb\nWir gehen jetzt zu dem speziellen Theile unserer Arbeit \u00fcber, also zu den Ergebnissen, welche uns die einzelnen.Organe und Gewebe lieferten.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nZellen im Allgemeinen. Zu diesem Behufe untersuchten wir grosse Zellen aus Lilienknospen und Spargeln. Beide ergaben eine intensive braune Farbe des Zellkerns und eine schwach gelbe F\u00e4rbung des Primordialschlauches. Es schien uns anf\u00e4nglich, dass auch die Umrisse der Zellen gef\u00e4rbt sind; doch zeigte sich bei Schnitten, welche l\u00e4ngere Zeit in Ammoniummolybdat verweilten oder wo sich der Primordialschlauch eontrahirt hat, dass die Zellmembran absolut ungef\u00e4rbt war, was auch mit den makrochemischen Untersuchungen, welche schon seit langer Zeit lehren, dass Cellulose phosphorfrei ist, sehr gut \u00fcbereinstimmt. Daneben sahen wir, dass die St\u00e4rkek\u00f6rner ungef\u00e4rbt bleiben, w\u00e4hrend die Cytonnkro-somen schwach gelbe Tinction annehmen. Im Kern f\u00e4rben sich in erster Linie \u00e4usserst intensiv die Karyomikrosomen, also die optischen Querschnitte des Karyomitoins. In den Ovarien der befruchteten Lilien fanden wir Embryonen, welche sich als sehr phosphorreich erwiesen.\nVon grossem Interesse ist ohne Zweifel die Frage nach der Vertheilung des Phosphors w\u00e4hrend der Vermehrung der Zelle. Bei jungen Lilienembryonen f\u00e4nden wir viele Mitosen, die uns sehr lehrreiche Bilder gaben. Bei diesen Pflanzen-theilen hat n\u00e4mlich unsere Reaction sehr gut das K\u00e4ryomitom gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend das Karyoenchylem und das ganze Zcll-protoplasma sehr schwach gef\u00e4rbt erschienen. Bei diesen Pr\u00e4paraten konnten wir sch\u00f6ne Kn\u00e4uel-, Halbtonnen- und Doppelsternformen erkennen, bei denen die Chromosomen intensiv gel\u00e4rbt waren. All\u00e9 anderen Bestandteile des Kernes und des Cytoplasmas blieben verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig sehr blass. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass bei Lilienembryonen der reactionslahige Phosphor besonders an das K\u00e4ryomitom gebunden ist. Man kann freilich den Einwand machen, dass die Mitosen sich deshalb so gut f\u00e4rben, weil sie eine besondere Affinit\u00e4t zu den Stoffen zeigen. Aber nicht alle sich vermehrenden Zellen verhalten sich gegen\u00fcber unserer Methode . wie die Lilienembryonen.\nGanz anders verhalten sich z. B. die Hodenzellen der Salamander. Wir haben reife Hoden der Salamander, bei ;","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"419\ndenen mit den gew\u00f6hnlichen Methoden sehr viele Kerntheilungen zu finden waren, mit unserer Methode untersucht. Allein nach unserer Behandlung sind s\u00e4mmtliche Hodenzellen braunschwarz geworden, so dass kein Unterschied zwischen Kern und Protoplasma zu erkennen war. Wir m\u00fcssen daraus den\n\u00bb\nSchluss ziehen, dass die Hodenzellen sehr phosphorreich sind und dass der reactionsfahige Phosphor selbst im Cytoplasma . sehr verbreitet ist. Auch scheint uns das Verhalten der Hodenzellen im Vergleich mit den Zellen der Lilienembryoneri gut zu zeigen, dass unsere Reaction gar nicht als gew\u00f6hnliche F\u00e4rbung, sondern als ein chemischer Process aufzufassen ist.\nEs ist bekannt, dass in manchen Pflanzenzellen nat\u00fcrliche Krystalle Vorkommen, welche aus einem phosphorhaltigen Proteid, dem sogenannten Vitellin, bestehen. Wir untersuchten die Krystalloi'de von Bertholletia excelsa, welche mittels Fischleims aut einem Deckglas aufgeklebt, unserer Behandlung unterworfen wurden. Sie gaben die Phosphorreaction mit einer gelbbraunen Farbe, w\u00e4hrend der Fischleim ungef\u00e4rbt blieb. Darnach war es auch interessant, dieselben Krystalle in frischen Schnitten von Paran\u00fcssen auf ihren Phosphor zu pr\u00fcfen. Wir befestigten die Schnitte mit Leim auf einem Deckglas, um im Laufe der Operationen die Krystalle aus den Schnitten nicht zu verlieren. Auch an diesen Schnitten waren die Krystalle sehr gut gef\u00e4rbt. Allein daneben gaben auch die Zellkerne und die Primordialschl\u00e4uche eine starke Phosphor- = reaction. Auch hier blieb die Zellmembran ganz ungef\u00e4rbt. \u2022 ' Bei der Untersuchung des Hollundermarks ergab sich, dass sich dasselbe gar nicht f\u00e4rbt.\nBact\u00e9rien. Die Bact\u00e9rien f\u00e4rben sich schwach braun ; sic enthalten also reactionsf\u00e4higen Phosphor.\nVon thierischen Geweben untersuchten wir folgende. Epith elzeilen. Wir behandelten nach unserer Methode Epithelzellen der Haut von Fr\u00f6schen und von Salamanderlarven. An diesen Zellen sahen wir, dass sich die Kerne braun f\u00e4rbten, w\u00e4hrend das Cytoplasma fast ungef\u00e4rbt blieb. Wir bemerkten jedoch, dass bei den Epithelzellen der tieferen Schichten und bei den Epithelzellen der Hautdr\u00fcsen des","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"Frosches sich auch das Cytoplasma f\u00e4rbte. An diesen Pr\u00e4paraten waren zwischen den Zellen Mucinschichten oder Mucin-f\u00fcden zu erkennen, welche ganz ungef\u00e4rbt blieben. Dieser Befund sieht in gutem Einkl\u00e4nge mit der Makrochemie, welche das echte Mucin f\u00fcr phosphorfrei erkl\u00e4rt. Aehnliche Bilder ergaben auch Epithelzellen aus der Froschzunge. Andere Epithelzellen haben wir im menschlichen Zungenbeleg studirt; diese breiten, d\u00fcnnen Pflasterzellen zeigen einen phosphorhaltigen Kern und phosphorfreies Protoplasma. Auch in den Hoden von Melolontha vulgaris sahen wir grosse Epithelzellen mit braunem, also phosphorreichem Kern lind gelbem Cytoplasma. ;\t\u25a0 V:-;\t.\nj Hydr a. Von niederen Thieren haben wir einige Hydren auf Phosphor gepr\u00fcft. Hier konnten wir die Vertheilung des Phosphors am besten im Ektoderma studiren. Die Tegumental-ze lien der Hydra sind sehr gut an den Tentakeln zu sehen. Es hat sich ergeben, dass die Zellen im Allgemeinen ziemlich phosphorreich, also braun gef\u00e4rbt sind. Die Umrisse der Zellen sind gut zu erkennen; die Kerne sind viel intensiver als das Cytoplasma gef\u00e4rbt. Alle Geissein sind ausgetreten und vollkommen ungef\u00e4rbt.\nSpcrmatozoen. Wir untersuchten Sperma vom Eber, Hund und Frosch, und zwar an Deckglasausstrichpr\u00e4paraten. Unterwarfen wir frische Spermatozoon sofort der Behandlung und behandelten sie ganz kurze Zeit mit Ammoniummolybdat, so bekamen wir \u00e4usserst schwache Reactionen. Je l\u00e4nger jedoch das Sperma mit Ammoniummolybdat in Ber\u00fchrung war, um so intensiver trat die Phosphorreaetion auf. Diese That sache findet ihre Erkl\u00e4rung in dem Umstande, dass speciell in gewissen Samenzellen die reichlich vorkommende Phosphor-.s\u00e4ure im Nuclein \u00e4usserst fest gebunden ist. Durch die Wirkung\nder Salpeters\u00e4ure wird sie allm\u00e4lig frei gemacht. Diese Annahme best\u00e4tigte sich, wenn wir frisches Sperma mit Natrium- -carhonat oder Barytwasser behandelten, wobei die Phosphor-\nreaction sofort eintrat. Wir w die Spermatozoon vom Frosch tensiver, aber schneller als die s\nsogleich bemerken, dass Reaction zwar nicht in-\n\u00e7nilrtl'\u00bb\n\u2018en g\n\u00bb \u00bb","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"saure ist also im Froschsperma z. Th. lockerer gebunden. Die Bildei gestalteten sich folgendermassen : Beim Froschsperma sind die K\u00f6pfe intensiv und gleichf\u00f6rmig gef\u00e4rbt, die Schw\u00e4nze sind vollkommen farblos. Beim Eber sind die K\u00f6pfe und die Mittelstucke sehr stark, die Schw\u00e4nze schwach gef\u00e4rbt. Beim Hund sind die K\u00f6pfe intensiv gef\u00e4rbt, wobei sich ein Unterschied in der Vertheilung des Phosphors geltend macht: es sind n\u00e4mlich die hinteren Partien der K\u00f6pfe viel intensiver als die vorderen gef\u00e4rbt.\nBlut. Wir pr\u00fcften Blut vom Frosch und vom Menschen. Wir versuchten es zu allererst mit Trockenpr\u00e4paraten nach Ehrlich, welche wir der Behandlung mit Ammoniummolybdat und Pyrogallol unterwarfen. Diese Methode erwies sich als unbrauchbar f\u00fcr unsere Reaction; es scheint, dass bei der Eintrocknung dm eh Hitze die chemischen Merkmale des Blutes verloren gehen. Wir grillen daher nach einer anderen Methode, welche darin bestand, dass wir das Blut auf Deckgl\u00e4ssern ausslrichen und sofort, bevor es eintrocknete, in Ammonium-molybdat brachten, welches sich als gutes Fixatiorismittel f\u00fcr Blut erwies. Das Froschblut ergab, dass die rothcn Blutk\u00f6rperchen sich intensiv tingiren, wobei der ganz braune Kern phosphorreicher erscheint als das Cytoplasma. Mit Menschenbild erhielten wir folgende Resultate: Die rothcn Blutk\u00f6rperchen f\u00e4rben sich stark gelbbraun; ihr grosser Phosphorgehalt steht sehr gut mit ihrem Gehalte an Lecithin in Einklang. In den Leukocyten ist der Kern braun gef\u00e4rbt; allein auch das Cytoplasma scheint kleine Mengen, von Phosphor zu enthalten, denn es f\u00e4rbt sich schwach gelb. Dieselben Bilder wie mit Leukocyten bekamen wir mit einem Pr\u00e4parate von Eiterzellen, welche i\\us einer kleinen Hautpustel d\u00e4mmen. Das interessanteste Ergebnis lieferten die Pl\u00e4ttchen, indem sie sich dunkelbraun f\u00e4rbten. Dieser hohe Phosphorgehalt der Pl\u00e4ttchen liefert noch eine schone Best\u00e4tigung der von Einem von uns sfchon fr\u00fcher dargelegten, Untersuchungen, welchen zu Folge die Pl\u00e4ttchen Nuclein enthalten.\tAn Pr\u00e4paraten von geronnenem Blute f\u00e4rbt\n'ich das Faserstoffiietz gar nicht, w\u00e4hrend die Pl\u00e4ttchen","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"und die Zellkerne der Leukocyten intensive Tinction an-\nnehmen\u00ab V\t'\t,\u2022 \u25a0\t,\nBindegewebe. Wir haben lockeres und festes Bindegewebe untersucht. Beim letzteren Bindegewebe aus der Zunge des Frosches ist die Grundsubstanz ungef\u00e4rbt, sie scheint also phosphorfrei zu sein. Die Kerne der Bindcgewebszellen geben die Reaction mit schwarzbrauner Farbe. Beim festen Binde* gevvebe aus den Sehnen des Frosches und der K\u00e4fer scheint\ndie Grundsubstanz ebenfalls phosphorfrei zu sein.\nKnochen. Wir brachten frische d\u00fcnne Knochen aus dem Sternum des Sperlings und Sch\u00e4dolknochen der Maus direct in Anunoniummolybdat. Sofort entstand ein heftiges Aul brausen der Fl\u00fcssigkeit, indem die Salpeters\u00e4ure die kohlensauren Salze der Knochen l\u00f6ste. Zu derselben Zeit entstand ein riesiger gelber Niederschlag von Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure rings um die Knochenst\u00fccke, welcher auf grosse Mengen freier Phosphors\u00e4ure hindeutete. Als die Kalksalze aufgel\u00f6st waren, dachten wir, die ganze Phosphors\u00e4ure w\u00e4re den Knochen entzogen. Dies war aber nicht der Fall, denn die gewaschenen entkalkten St\u00fccke wurden, m Pyrogallol gebracht, schwarz. Mikroskopisch waren aber die Bilder, der vielen Niederschlage und Gasblasen wegen, werthlos.\nKnorpel. Es wurden die hyalinen Knorpel der Salamanderlarven und des Frosches untersucht. Die Grundsubstanz ist vollst\u00e4ndig phosphorfrei, w\u00e4hrend die Zellen, und besonders der Kern, Phosphor enthalten. Wir unterschieden stark mal schwach gef\u00e4rbte Kerne. Die kleinen homogenen Kerne sind intensiv gel\u00e4rbt, w\u00e4hrend an den grossen, granulirten Kernen sich bit\u00bb die Xuclcomikrosomen intensiv lingiren. Diesel Unterschied im Phosphorgehalte scheint der Ausdruck verschiedener Entwickelungsstadien der Knorpelzellen zu sein, n\nbrachten Knorpelst\u00fccke in Orthophosphors\u00e4ure und behandelten sie nachher nach unserer Methode. Es kam dabei dasselbe Ph\u00e4nomen wie bei den Knochen zu Stande: riesige Nicdt i schlage und schmutzige schwarze F\u00e4rbung. Wir durehtrankten feine Knorpelst\u00fccke mit NucMns\u00e4ure. Hiernach f\u00e4rbte sich die nucle\u00efnisirte Grundsubstanz ziemlich stark. \u25a0","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"423\nNervenzellen. Wir pr\u00fcften Nervenzellen der Maus und des Kaninchens. Zu diesem Ende h\u00e4rteten wir ein Kaninchengehirn in Salpeters\u00e4ure, fertigten Schnitte an und behandelten sie nach unserer Methode. Wir fanden an diesen Pr\u00e4paraten, dass die Rinde intensiver gef\u00e4rbt ist als das Mark. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Pr\u00e4parate war die Orientirung durch die diffuse braune F\u00e4rbung dei* Rinde erschwert. Jedenfalls konnten wir feststellen, dass in einer Reihe von Nervenzellen das ganze Cytoplasma stark gef\u00e4rbt war, w\u00e4hrend sich der Kern viel schw\u00e4cher f\u00e4rbte! Manchmal sind die Kerne gar nicht zu erkennen. An denselben Schnitten aber konnten wir Kerne sehen, welche sehr gut\ngef\u00e4rbt waren. Es ist m\u00f6glich, dass diese Kerne der Neuroglia angeh\u00f6ren.\nNieren. Das ganze Cytoplasma der Nierenepithelien ist phosphorreich, und zwar enthalten sie salzartig gebundene Phosphors\u00e4ure, was daraus zu schlossen ist, dass die Reaction sofort eintritt. Es steht dies wahrscheinlich in Beziehung mit der freien Phosphors\u00e4ure des Harns.\nMuskeln. Wir pr\u00fcften auf ihren Phosphorgehalt die quergestreiften Muskelfasern des Frosches und der Melolontha vulgaris. Die Muskeln ergaben das frappanteste Resultat und waren ein sehr werthvoller Probirstein f\u00fcr die Beweisf\u00e4higkeit unserer Methode. Der Muskel enth\u00e4lt bekanntermassen grosse Mengen von Phosphors\u00e4ure, welche wahrscheinlich als Kalium-phosphat in demselben enthalten ist. Wir erwarteten also vom Muskel sofortige und intensive Reaction, was sich auch in ausgiebigem Maasse best\u00e4tigte. Nachdem die Musk\u00e8ln ein Paar Minuten in Ammoniummolybdat verweilten, tritt mit Pyrogallol eine derart intensive F\u00e4rbung ein, dass man unter dem Mikroskop an den Pr\u00e4paraten beinahe nichts unterscheiden kann. Wenn wir die Pr\u00e4parate in F arrant\u2019scher Mischung *i(h ein wenig entf\u00e4rben Hessen, dann konnten wir leicht beobachten, dass die Phosphorreaction besonders an die dunklen Streifen gebunden ist. Wir sind demnach geneigt, zu glauben, dass die dunklen Streifen phosphors\u00e4urereicher sind als die hellen.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XVII.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nZum Schl\u00fcsse wollen wir noch auf einen Gedanken hin^ weisen, welcher sich uns bei der Sichtung unserer Resultate aufdr\u00e4ngte. Wir sahen, dass die Zellkerne der entwicklungsf\u00e4higen jungen Zelle immer sehr phosphorreich sind, dass aber in Zellen, bei welchen die Fortpflanzungsf\u00e4higkeit in den Hinter-grand tritt, um einer specifischen Function Platz zu machen, der Zellkern seinen Phosphor gr\u00f6sstentheils verliert. Als Beispiel citiren wir die Nervenzellen, welche, ihr Fortpflanzungsverm\u00f6gen einb\u00fcssend, psychische Functionen \u00fcbernehmen. Pie neueren Arbeiten auf diesem Gebiete haben experimentell gezeigt, dass die Ganglienzellen der erwachsenen S\u00e2ug\u00e9thiere sich nicht mehr vermehren k\u00f6nnen. Es ist also der Gedanke sehr schwer abzuweisen, dass der Phosphorgehalt ein steter Begleiter des Fortpflanzungsverm\u00f6gens ist. Diese Annahme entspricht den Untersuchungen von Kossel1) \u00fcber den Nuclemgehalt der embryonalen Gewebe im Vergleich mit den Geweben der erwachsenen Thi\u00e8re ; sie findet auch eine Best\u00e4tigung in einer neueren Arbeit von Szymkiewicz*), welche ergab, dass die Leberzellen am reichsten an Phosphor in der F\u00f6talperiode sind und dass ihr Phosphorgehalt gleich nach der Geburt sehr stark abnimmt, um mit der weiteren Entwickelung der Thiere noch mehr abzunehmen. Es wird sich hier wohl um den Phosphor des Nucleins handeln.\nZum Schluss sei es uns gestattet, dem Herrn Professor Ko ssel f\u00fcr das warme Interesse, welches er am Fortgang unserer Untersuchungen nahm, innigst zu danken.\nl) A. Kossel, Zur Chemie des Zellkerns, Zeitschrift fur physiol. Chemie, Bd. 7, Heft 1. \u2014 Derselbe, Gewebelehre von Schiefferdecker\nund Kossel, I. Theil, Braunschweig 1891, S. 57 und 232.\n*) F. St. Szymkiewicz, Ueber den Schwefel- und Phosphorgenalt\nder Leberzelleu des Rindes in den verschiedenen Lebensaltern. (Inaug.-Dissert, Dorpat 1891.)\tv,-v","page":424}],"identifier":"lit16909","issued":"1893","language":"de","pages":"410-424","startpages":"410","title":"Ueber die mikrochemische Localisation des Phosphors","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:18:43.978585+00:00"}