Open Access
{"created":"2022-01-31T12:45:37.894558+00:00","id":"lit16921","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Garcia, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 570-576","fulltext":[{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"r C Heber Ptomaine.\n' ' '\t\u25a0 V\u00f4\u00db ,\nDr* S. Adeodato Garcia aus Santiago de Chile.\n(III. Mittheilung.)\n(Der Redaction zugegangen am 13. Januar 1893 )\nEs ist besonders von Brieger1) und B\u00f6cklisch*) die Meinung ausgesprochen worden, dass die Entstehung von Ptomainen in gefaulten Fl\u00fcssigkeiten erst nach einigen Tagen hervortritt. B\u00f6cklisch \u00e4ussert sich dahin, dass bei der Fischfaulniss sich \u00abim Anfang Gadaverin findet, ohne von Putrescin begleitet zu sein *.., dann gesellt sich bei l\u00e4ngerer Dauer der F\u00e4ulniss Putrescin bei, allerdings anf\u00e4nglich in nur geringer Menge, sp\u00e4ter \u00fcberwiegt es aber das Gadaverin.\u00bb\nIm Gegensatz zu dieser Lehre steht die Behauptung Verigo V). Dieser Autor will in Pankreasextracten, bevor eine F\u00e4ulniss m\u00f6glich ist, die Anwesenheit von Pentamethylendiamin entdeckt zu haben.\nIch habe auch in dieser Richtung einige kleine Versuche angestellt, deren Resultate ich hier folgen lasse, mit der Bemerkung, dass ich sie n\u00e4chstens zu erg\u00e4nzen gedenke.\nEs war mir von Interesse, zu erfahren, zu welcher Zeit die Bildung der Diamine bei der F\u00e4ulniss von Fleisch und Pankreas ihren h\u00f6chsten Punkt erreicht. Zu diesem Zweck habe ich folgenden Versuch angestellt: . '\n1000 gr. mit der Maschine zerkleinertes Pferdefleisch und \u00f6OO gr. fein zerhackt und abpr\u00e4parirtes Rindpankreas, -\n*) Brieger, Berl. klin. Wochenschrift, 1887, Nr. U; derseU\u00bb. ^ Ptomaine, 1885\u201486. \u2022\t-\n2) B6cklisch, Bef. d. deutsch, .chem. Gesellschaft, Bd. XX, S.1411 : derselbe in der Brieger\u2019schen Abh. \u00fcber Ptomaine.\n8) Verigo, Pfl\u00fcger\u2019s Arch, Bd. 51, S. 362.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\nwelche als frisches Material vom Markt bezogen waren -wurden mit je 1200 ebem. destillirtem Wasser unter wiederholtem Umruhren 12 Stunden stehen gelassen. Die Breimassen sind nach dieser Zeit durch Leinwand filtrirt und ausgepresst.\nf.'i.\t80 gewonnenen Exlracten wurden sechs Kolben\n(oOO cbm. Inhalt) gef\u00fcllt. Jeder Kolben erhielt :\n200 ebem. Fleischextract 200\t\u00bb Pankreasextract\n1\u00b0 8r- Calcium-Carbonat.\nS\u00e4mmtliche mit Watte verschlossenen Kolben wurden in einem grossen Wasserbad bei 30\u00ab C. Temperatur der F\u00e4ulniss \u00fcberlassen, unter m\u00f6glichst h\u00e4ufigem Umsch\u00fcttelh\nNach je 24 Stunden wurde eine Flasche vom Bade heraus-genommen und in folgender Weis\u00e9 bearbeitet. Die filtrirte Fl\u00fcssigkeit, mit wenig Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, wurde gekocht und\neingeengt, die Syrupmasse mit OOproc. Alkohol wiederholt extrahirt, alkoholischer Extract abdestillirt, R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen, w\u00e4sserige L\u00f6sung im Wasserbad auf 30 ebem eingeengt und mit 40 ebem. lOproc. Natronlauge und j ebem. Benzoylchlorid unter guter. Abk\u00fchlung bis zum erschwinden des Benzoylchloridgeruches gesch\u00fcttelt. Der dadurch entstandene Benzoylniederschlag wurde \u00e4bfiltrirt mit etwas lOproc. Natronlauge, dann mit Wasser gewaschen, im warmen Weingeist gel\u00f6st (in m\u00f6glichst gleichen Mengen bei den sechs Versuchen) und mit 300 ebem. Wasser gef\u00e4llt. Das dadurch niedergeschlagene Benzoylgemenge wurde in einem vorher getrockneten und gewogenen Filter gesammelt, aur too getrocknet und gewogen.\t.\nDie erreichten Werthe sind in Folgendem beigegeben :\nBenzoylgemeng aus 24 Stunden faulender Fl\u00fcssigkeit 0.580 er *\t*\t\u2022 . 0,752\n\u00bb\n\u00bb\n\u00bb\n\u00bb\t3\t\u00bb\n\u00bb\t4\t\u00bb\n\u00bb\t5\t\u00bb\ni>\n\u00bb\n\u00bb\n\u00bb\nG\n0,8*25 \u00bb 0,728 * 0,572 \u00bb 0,583\na. c. Di!Se ^.ahltn zdgen uns c,eullich >\u2022 dass schon hat unden F\u00e4ulniss die Bildung der Diaminen,eine sehr gros?","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nist, wenn man bedenkt, dass in den folgenden Tagen nicht viel \u00fcber ein Viertel steigt, und 2. dass am dritten Tag bereite die Diaminenproduction ihren h\u00f6chsten Grad erreicht, um dann nach und nach zu sinken, so dass am sechsten fast dieselbe Monge wie am ersten sich kennzeichnet.\nEine Untersuchung des Benzoylfiltrats auf weitere Benzoyl-Verbindungen mittelst Ans\u00e4uern mit Schwefels\u00e4ure, Sch\u00fctteln mit Aether, Aufl\u00f6sen und F\u00e4llen des Aetherr\u00fcckstandcs mil 10 proc. Natronlauge ergab nur so kleine Mengen der Benzoyl-Verbindungen, dass sie nicht' ber\u00fccksichtigt werden konnten.\nObgleich die erzielten Ausbeuten nicht so bedeutend wie erw\u00fcnscht waren, so habe ich eine Trennung mit Aether und warmem Wasser in der in meiner II. Mittheilung' \u00fcber Ptomaine berichteten Weise (conf. diese Zeitschrift) versucht.\nFolgende Tabelle giebt Aufkl\u00e4rung dieses Trennungsversuches.\nTabelle I.\n/(\u25a0it.\tGewonnen\u00ab.-\t\t\t- \u25a0 \u25a0 \u25a0 \u25a0--\n\u00ablauer\tlienzoyl- Genienge\tIn Aether\tIn Wasser\tIu Wasser\n\u00abIrr\tnach der ersten Um* krystalli-\tunl\u00f6sliche\thei 70\" C. unl\u00f6slicher\tbei 70\u00b0 C. l\u00f6sli.-h-r\nFaul-\t\tBenz\u00f6yivcrbinduugen.\t:\tTlieil. \u25a0\tTheil.\nHiss. . \u2022 \u2022 ; ..\tsatioii.\t\t\t\n1 Tag.\tp,5oo \u00ab?r.\t0,216gr. 170\u00b0 Spt,\tSpuren.\t0,139 gr. 12711 Spt.\n2 \u00bb\t0,754 \u00bb\t0,105 \u00bb 174\"\t\u00bb\t0,342 gr. 127,5\u00b0 Spt.\t0,210 \u00bb 124\u00b0\n3 \u00bb\t0,325 \u00bb\t0,272 >155\u00b0\t\u00bb\t0,015 \u00bb 174\u00b0\t\u00bb\t0,285 \u00bb 126\"\n4\t0,728 \u00bb\t0,180 \u00bb 173,5\u00b0 \u00bb\t0.150 \u00bb 128\u00b0\t\u00bb\t0,300 \u00bb 124\u00b0\n5\t0,572 \u00bb\t0,103 \u00bb 108\u00b0\t\u00bb\tSpuren.\t0,248 \u00bb 128\" \u00bb\nfi \u00bb\t0,583 \u00bb\t0,267 \u00bb 100\u00b0\t\u00bb\t>/\t0,180 \u00bb\t126 \u00b0\nDie angegebenen Werthe beweisen unzweideutig, dass di\u00ab* Bildung des Putresciiis schon am ersten Tag der F\u00e4ulniss in einem hohen Grad sich zeigt und dass diese Bildung w\u00e4hrend der Versuchsdauer weder bedeutend sinkt noch sich merklich erh\u00f6ht, wenn wir nicht vergessen, dass die Zahlen der in Aether unl\u00f6slichen Portionen von dem ersten, dritten, f\u00fcnften und sechsten Tag so hoch in Folge einer Beimengung der anderen C-reicheren Diamine sind, wie die niedrigen Schmelz-","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\npunkto derselben es beweisen. Obgleich v. Udranszky und Baumann ) fast quantitative Trennungen von t'.adav\u00e9rin- und Piilrescindibenzoate durch F\u00e4llung des letzteren mittelst Aether erzielt haben, ist mir dennoch diese Scheidung nicht in demselben Masse gelungen. Ich darf annehmen, dass die Anwesenheit in den Gemengen eines in Aether gut l\u00f6slichen K\u00f6rpers, wie das Hexamethylendiamindibenzoat ist, die L\u00f6slichkeit des Putrescins (Benzoylverbindung) in jener Fl\u00fcssigkeit erh\u00f6ht, eine Annahme, welche von v. Udranszky und Baumann ) f\u00fcr das Benzoylputrescin bei Gegenwart von Benzoes\u00e4ure ausgesprochen worden ist.\nAus der obigen Tabelle k\u00f6nnen wir auch entnehmen, dass die Bildung des Cadaverins und des Hexamethvlendiamins eine regelm\u00e4ssige in den sechs Versuchstagen war und dass\ndiese Versuche eine Best\u00e4tigung zu meinen fr\u00fcheren Angaben bringen.\nUm eine Aufkl\u00e4rung zu erm\u00f6glichen, ob das Benzoyl-Chlorid bei Anwesenheit von Natronlauge mit s\u00e4mmtlichen bei der F\u00e4ulniss von Fleisch und Pankreas entstehenden Ptomainen in Verbindung steht, habe ich ferner die vom Benzo\u00fflnieder->chlage abfiltrirten Fl\u00fcssigkeiten auf weitere K\u00f6rper untersucht.\nEs war von vornherein zu glauben, dass eine oder mehrere derjenigen von Nencki, Gautier und Etard, H. und E. Salkowski, Pouchet, Guareschi und Mos3o, Brieger und B\u00f6cklisch beschriebenen F\u00e4ulniss-substanzen wahrscheinlich einer Bcnzoylirung sich entziehen k\u00f6nnen. Die Aufgabe, solche K\u00f6rper mittelst Darstellung ihrer Platinsalze zu trennen, schien jetzt leichter als sonst, da man den L\u00f6sungen drei der vorhandenen Ptomaine (Cadaverin, Putrescin und Hexamethylendiamin) durch Benzoyl-clilorid und Natronlauge bereits entzogen hatte.\nZu diesem Zweck wurden die Filtrate der Benzoyl-niederschl\u00e4ge mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, bis keine Benzoes\u00e4ure weiter entstand und dann mit Aether 4-5mal ge-\n*) v-Fdriihszky und Ba\u00fcmann, diese Zeitschrift. Bd. 13. *) Dieselben, 1. c.","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"sch\u00fcttelt. Die gewonnenen Aetherausz\u00fcge wurden, wie bereits erw\u00e4hnt, auf weitere Diaminen untersucht ; dagegen die w\u00e4sserigen; von voriger Procedur erhaltenen Fl\u00fcssigkeiten, wurden mit Baryumcarbonat unter gelindem Erw\u00e4rmen neu-tralisirt, vom unl\u00f6slichen Baryumsulfat abflltrirt, Filtrat mil Salzs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und auf dem Wasserbad bis zum Trocknen abgedampft. Der R\u00fcckstand wurde alsdann mit OCprocentigem Alkohol wiederholt extrahirt und das alkoholische Extract mit einer Platinchloridl\u00f6sung (Platinchlorid 1:10 abs. Alkohol) gefallt, Nach mehreren Tagen wurden die Platinniederschl\u00e4ge durch vorher gewogene Filter von der Fl\u00fcssigkeit abflltrirt, mit absolutem Alkohol zuerst, dann niit Aether auf dem Filter gewaschen und endlich bei 100\u00ae C. getrocknet und kalt gewogen.\nDie f\u00fcr die Platinniederschl\u00e4ge erhaltenen Werthe sind folgende:-v\t*3? f\u00e2ft\nTabelle II.\nZahl der Tage, welche die F\u00e4ulnis\u00bb datierte.\tff,:'\t\u25a0 Platinniederschl\u00e4ge.-\n\t1,411 gr.\n2 Tage.\t1,680 \u00bb\n:.V\u2018; 3\t2,397 \u00bb\n4 * ;\u25a0\u25a0\u25a0\t1,331 \u00bb\n\t3,512 \u00bb\n\tt .\t1,602 \u00bb\nNach dieser Tabelle ist die Bildung derT Substanzen, welche eine Verbindung mit Platinchlorid eingehen, nach 24 Stunden eine sehr anschnlicheT^Diese Bildung erh\u00f6ht sich im zweiten und dritten Tag und sinkt in den folgend, n Tagen mit Ausnahme des f\u00fcnften, indem diese Bildung sogar die des dritten Tages \u00fcber trifft. Ich hoffe, dass weiter Untersuchungen \u00fcber diesen Punkt uns Aufkl\u00e4rung bringt ii Werden.\" \u25a0'\t. '\t;","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"i\n575\nBehufs Ermittelung der Zusammensetzung obiger Platinchloridniederschl\u00e4ge wurden die Ausbeuten von Versuchen 1, und 5 in wenig mehr heissem Wasser als zur L\u00f6sung erforderlich war gel\u00f6st, und nach dem Erkalten der Fl\u00fcssigkeit diese mit dem gleichen Volumen abs. Alkohol versetzt. Es entstand eine augenblickliche F\u00e4llung eines. hellgelben, krystallinischen Niederschlags, welcher nach einmaligem Um-<r\\stallisiren aus heissem Wasser drei verschiedene Krystall-\u2022Oimen zeigte. Die mikroskopischen Untersuchungen dieser Krystalle sprechen f\u00fcr die M\u00f6glichkeit, dass wir hier mit dem Nilzsaurenplatinsalz des Cholins zu thun haben.\nDie alkoholisch-w\u00e4sserigen Filtrate der erw\u00e4hnten Verbindungen nach dem Trocknen im Vacuum \u00fcber II SO zeigten die Krystallisation sehr sch\u00f6ner Oct\u00e4der, welche* der des Platinsalmiaks entsprechen.\nDie Ausf\u00fchrung der Analysen der beschriebenen Platinize ist von mir angefangen und hoffe ich n\u00e4chstens dar\u00fcber Mittheilung machen zu k\u00f6nnen.\nWenn ich nun das mitgetheilte kurz \u00fcberblicke, so kann ich die Annahme feststellen:\n\u2022 * '\nI. dass die Production von Putrescin, Cadaverin und\nHexamethylendiamin bei mit Fleisch und Pankreas dargestellten und bei einer g\u00fcnstigen Temperatur der F\u00e4ulniss \u00fcberlassenen Versuchsfl\u00fcssigkeiten eine sehr fr\u00fchzeitige ist;\nl dass die Bildung dieser Diamine innerhalb weniger Tage (drei Tage bei mitgetheiltem Versuche) . ihren h\u00f6chsten Punkt erreicht, um daqn sofort mehr, und mehr zu sinken;\n3. dass die Production der drei Diamine vom ersten bis zum letzten Tag des Versuchs eine verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig gleiche ist.\nUm mir die folgenden Beobachtungen, welche ich sp\u00e4ter in weiteren Versuchen vervielf\u00e4ltigen will, zu erhalten, f\u00fcge ich vorl\u00e4ufig kurz hinzu, dass die Menge der gebildeten Diamine durch den Luftzutritt sehr ver\u00e4ndert wird. L\u00e4sst\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XVII.\t.'?\u00ab\u00bb","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"man so z. B. den Wattepfropf am Platz und sch\u00fcttelt die verschlossenen Kolben, so vermeidet man dadurch den Luftzutritt und die Folge davon ist eine Beeintr\u00e4chtigung der F\u00e4ulniss, respcctiv der Diaminbildung. Ja sogar Wenige Cubiccenlimeter mehr Inhalt eines Kolbens als in einen, anderen, unter sonst gleichen Bedingungen, ver\u00e4ndert die Resultate paralleler Versuche.\nAus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassb\u00fcro\n* r* \u2022","page":576}],"identifier":"lit16921","issued":"1893","language":"de","pages":"570-576","startpages":"570","title":"Ueber Ptomaine. III. Mittheilung","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:45:37.894564+00:00"}