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{"created":"2022-01-31T12:44:47.263072+00:00","id":"lit16923","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Panormoff, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 596-606","fulltext":[{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Zucker in den Muskeln.\nVon\nl. r\nA. Fanormoff, Piivatdocent an der Universit\u00e4t Kasan.\n(Der Redaction zugeRangen am 11. Januar 1893.)\nDurch dir Untersuchungen von Cramer') und mir* *) ist cs erwiesen, dass sich das Glycogen in den Muskeln nach dem Tode ebenso verh\u00e4lt wie in der Leber, d. h. eine dauernde Abnahme desselben eintritt. Es entsteht nun di. trage, ob sich dieser Parallelismus zwischen dem Leberund Muskelglycogcn iij ihrem physiologischen Verhalten auch wcilpi verfolgen l\u00e4sst, ob also das Glycogen in den Muskeln ebenso wie in der Leber in Traubenzucker \u00fcbergeht. Diese Frage ist verschieden beantwortet Worden, Nach Cl. Bernard\u2019) und Tichonowitsch1) bildet sich in den Muskeln kein Zucker, nach Meissner') ist in den Muskeln eine besondere Art von Zucker enthalten, der g\u00e4hrungsf\u00e4hig, vom Traubenzucker aber durch geringere L\u00f6slichkeit in Alkohol und di, Unf\u00e4higkeit mit Na CI eine krystallisirte Verbindung zugeben, unterscheidet. Dieser Zucker ist in reinem Zustande nicht erhalten worden. Ranke\u00ab) best\u00e4tigt die Angabe, dass im\n/) Zeitschrift f\u00fcr Biologie 1887, Bd. 24. V\n,, n\tzu den Protokollen der Sitzungen der Natnrforschenden\nGesellschaft der Universit\u00e4t Kas^n, No. 119. V\nC\tVor,esun^n ftb\u201cr den Diabetes. Deutsch Von A. P\u00f6srier 187S\n*Jhl.\t.\t\u2019\n.1\tder Bildung der Kohlehydrate. Charkow 180G.\n2 Nachrichten von der Universit\u00e4t z\u00ab G\u00f6ttingen, 1861 und 1892. ^\t) 1 etanus, Leipzig 1865. S. 170.","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"597\nw\u00e4sserigen Auszug fpscher Muskeln eine zu alkoholischer R\u00fchrung f\u00e4hige Substanz vorhanden sei. Pavy*) hat mit Alkohol aus den Muskeln eine Substanz extrahirt, deren reducirende F\u00e4higkeit sich nach Behandeln mit Schwefels\u00e4ure verdoppelte. Andere analytische Data hinsichtlich des von ihm aufgefundenen K\u00f6rpers theilt Pavy nicht mit, h\u00e4lt jwlo\u00c4i die Annahme f\u00fcr m\u00f6glich, dass der reducirende Stoff in den Muskeln Maltose sei. Aus dieser kurzen Litteratur-ubersieht ersieht man, dass i einerseits die Meinungen \u00fcber die Zuckerprodudion in den Muskeln einander vollkommen widersprechen, andrerseits die analytischen Data mangelhaft und ungenau sind. Es r\u00fchrt dies daher, dass wir bis in die ietzle Zeit keine guten Methoden besassen, um aus irgend \u00ab ineni Organ oder einer Fl\u00fcssigkeit den Zucker abzuscheiden, falls er in geringer Quantit\u00e4t und neben einor grossen Menge anderer Extractivstoffe vorhanden ist. Heute 5 versprechen ^Versuchungen in diesem Gebiete der Physiologie Dank der unl\u00e4ngst entdeckten Methoden ein bestimmteres Resultat.\nIch habe die Zuckerproduktion in den Muskeln des Hundes, des Welses und des Hechtes untersucht; Hunde wurden nach dem Ghloroformiren durch Aderlass aus\" der\ntuirotis get\u00f6dtet. Die Muskeln wurden m\u00f6glichst vom ganzen K\u00f6ipei abgeschnitt^n\u00bb mit der Fleischhackmaschine lein zer-kleinert, mit heissem Wasser ausgezogen und durch Leinwand ausgepresst. Das Ausschneiden und Zerkleinern der Muskeln und das Erw\u00e4rmen des Extrades bis zum Aufk\u00f6chen verlangte gew\u00f6hnlich 1 bis 2 Stunden. Zu dem auf ein kleines Volumen eingeengten Auszuge wurde das drei- bis vierfache Volumen 95proc. Alkohols hinzugef\u00fcgt, der Niederschlag ab-filtrirt und auf Glycogen untersucht. Dies war. in allen Muskeln, die ich auf Zucker untersucht habe, vorhanden. Das Filtrat w\u00fcrde auf dem Wasserbade bei massiger Temperatur zur Syrupconsistenz eingedampft. In letzterem musste der Zucker neben anderen Stoffen vorhanden sein. Zum Nachweis seines Vorhandenseins benutzte ich verschiedene\n') Lancet, vol. 11, 1881, S. 5 und V.\\.","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\nMethoden. Daher waren die weiteren Operationen in jedem einzelnen Experiment verschieden. Ein G\u00e2hrungsversuch mil den Extrader, aus 1-2,5 Kilo Hundemuskeln gibt negativ, l.esu'late. Die Versuche wurden in folgender Weise ange-stellt. Der Syrup wurde zum krystallisiron hingestellt, vor, \u00ab Slcl' ^scheidenden Kreatin getrennt, mit einer geringer Menge Wasser versetzt und & Stunden lang mit Hefe stehe: gelassen. Im Verlauf dieser Zeit wurde keine Gasentwicklung \" ahrgenomrnen, w\u00e4hrend in einem Kontrollversuch mit Trauben-zucker lebhafte G\u00e4hrung eintrat. Wenn man zum Muskel-extrade Traubenzucker hinzuf\u00fcgt., so bekommt man nach 3 Stunden eine lebhafte G\u00e4hrung. Daraus folgt, dass di. Abwesenheit der G\u00e4hrung in dem Muskelauszug nicht davon abhing, dass in ihm neben dem Traubenzucker oder der Maltose em Stoff enthalten war, der giftig auf den Hefepib einwirkte, sondern die. Ursache lag offenbar darin, dass ii dem Extracte entweder gar kein Zucker oder nur eine so geringe Menge davon enthalten war, dass er durch die G\u00e4hrun nicht entdeckt werden konnte, da die CO, durch die Fl\u00fcssigkeit absorbirt wurde. Wenn der Syrup, mit einer geringe,, Menge Wasser versetzt, nach E. Fischer*) mit essigsaurem I henylhydrazin behandelt wird, so geht die Reaction folgender-masse\" vor sich. Bei Zimmertemperatur bildet sich kein 'o ei schlag, beim Erw\u00e4rmen auf dein Wasserbade scheiden neb zuerst braune Flocken ab, nach 45 Minuten gellie Krystall, \"1 Form von Nadeln, deren Menge sich beim ferneren Er-\u00abannen vergr\u00f6ssert. Fach 2\u20142'/,st\u00e4ndigem Erw\u00e4rmen ver-grosscrl sich die Menge des Niederschlages beim Abkuhleii Ims zur Zimmertemperatur nicht mehr. Bei der mikroskopisch,n Untersuchung erwies sich der Niederschlag als au-gclhen Nadeln und aus einer braunen amorphen Substanz bestehend. Um das \u00d6sazon zu reinigen, wurde der Niedei-Mldag aldillrirt und zuerst mit kaltem, dann mit heissen VVasser ausgewaschen, sodann getrocknet und entweder mit < ildoioloriir , ,d0r mit 95 pipe. Alkohol ausgewaschen. Hier-lid hisst sieh der gr\u00f6sste Theil der braunen Pr\u00f6duete auf","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"590\nund nach drei- bis viermaligem Umkrystallisiren aus kochendem GOproc. Alkohol wird ein gelber Niederschlag erhalten, der theils aus mit Nadeln besetzten Kugeln, theils aus feinen zu B\u00fcscheln vereinigten Krystallen besteht. . Diese fangen bei 193-196\u00ab an sich zu br\u00e4unen, schmelzen un.or S\" en(Wicklung und zeigen folgende Zusammensetzung:\nI.\t0,1815 gr. gaben 0,:I!I5 gr. K\u00f6hlens. -0.107 gr WasVer\nII.\t0,1/0 gr. gaben 0,3835 gr. Koblens. -0.104 gr.\u2018Wasser.\nHl. 0,103 gr. gaben bei 757,5 mm. Harom. und 18.5\" -H cbcm. .Stickst,ifT\n0 e f u ii d e n :\nC: = 59,35 H =\t0,54\nX =\t\u2014\n59,4*2\n0,56\n15.79\nBerechnet f\u00fcr\n00,33^.\n0,14 *\n15.04 v\nDa die erhaltene Substanz sich nur durch den G-Gehal von dem Glucosazon unterscheidet und auf Grund ihres Verhaltens zu Alkohol, ihres Schmelzpunktes und ihres N-Gehalte> mit dem Phenylglucosazon als identisch erscheint, so vermuth, ich, dass seine Reinigung mittelst Umkrystallisiren aus Alkoho mehl gen\u00fcgend bewerkstelligt werden k\u00f6nne. Ich f\u00fchrte cs desshalb behufs v\u00f6lliger Reinigung nach dem Verfahren vor\n^lsc\u2018\u2018ler ) ln Glucoson \u00fcber, welches letztere dann wiedci in das Glucosazon verwandelt wurde. Zu diesem Zweckt wurden 1,4 gr Ghicosazon, das aus einer grossen Portion Muskelfleisch erhalten, mit Alkohol gewaschen und aus COproc. A kohol zweimal umkrystallisirt worden war, mit c>5 cbcm einer Salzs\u00e4ure von 1,10 spec. Gew. dUrchgesch\u00fctte\u00dct, dann -eine Minute lang aul 45\u00ab erw\u00e4rmt, darauf rasch bis Zimnicr-emperatur abgek\u00fchlt und 10 Minuten stehen gelassen, schliess-1,1 Verlauf von \u2022/. Stunde bis auf -2\u00ab abgek\u00fchlt und dann filtnrt. Der R\u00fcckstand wurde mit einer geringen Menge \u2022 alzsuure ausgewaschen. Das Filtrat wurde mit dem f\u00fcnf-\u2022\u25a0then Volumen Wasser verd\u00fcnnt und mit-Bleicarbonat ne\u00fc-liahsirt. Schliesslich wurde die L\u00f6sung entbleit und mit\ngr. essigsauren Phenylhydrazins versetzt. Die Reaction\n') Bericht\u00bb.. IM. 22. S. *7.","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"goo\nbegann schon hei gew\u00f6hnlicher Temperatur. Nach 1 \u2019/^st\u00e4ndigem Erhitzen auf dem Wasser bade und zweimaligem Uinkrystallisiren ans GOproc. Alkohol wurden nadelf\u00f6rmige Krystalle erhalten, die bei 194\u00b0 schmolzen1 j und folgende Zusammensetzung hatten\n0.1595 gr. gaben 0,352 gr. CIO* und 0.093 H*0.\nGefunden:\nC =\t00,18%\nH \u25a0 ~\t0,47 \u00bb '''\u25a0\nx '4:; ----- \u00bb \u2022\nBe rechet f\u00fcr GlftH22N404: 00,33%.\n0,14 \u00bb\n15,04 \u00bb\nAuf Grund aller ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften muss man die erhaltene Substanz f\u00fcr identisch halten mit Phenylglucosazon. Es folgt hieraus, dass die Glucose ein constante!\u2019 Bes ta ndt heil der Hundemuskeln ist. Es handelt sich nun darum, ihre Quantit\u00e4t in denselben testzustellen. \u00f6ffenbar ist dieselbe sehr gering. Denn in einem Ausz\u00fcge, aus - Kilo I leisch konnte man durch Einwirkung von Hefe keine merklichen Mengen von C02 erhalten. Um, l'mlich nur ann\u00e4hernd, zu ermitteln, wie viel Zucker in den Muskeln eines Hundes in verschiedenen Zeitr\u00e4umen nach dem\nTode enthalten ist, bediente ich mich ebenfalls der Reaction mit Phenylhydrazin. Nach E. Fischer ist die Ausbeute bei dci Bildung von Glucosazon \u201985\u201490\u00b0/0 der angewandten Dextrose, wenn man auf 1 Theil Dextrose 2 Theile salzsaures 1 -lienylliydrazin und 3 Theile .essigsaures Natron (oder 2 Theile \u00ab\u00bbigsauies I\u2019henylhydrazin) und 20 Theile Wasser anwendet und 1 :Jr Stunden erhitzt. In meinen Versuchen waren die React ionsbedingungen ein wenig verschieden von den eben genannten. Die Menge des Zuckers war mir unbekannt L ui (len E. F i S c h e r sehen Vorschriften m\u00f6glichst nahe zu kommen, fugte ich zu dem eingeengten Muskelextract soviel 11K\u2018iiyihydrazin, dass dasselbe 5 \u00b0/0 des gegebenen Volumeiis ausmachle (entsprechend = 10\u00b0/, essigsaures Phenylhydrazinj. Da (lie Muskelextracte aut 100 bis 200 ebem. eingeengt wurden, bildete das hinzugef\u00fcgte Phenylhydrazin einen bedeutenden\n\u2018} Xaclr im in.-n ridei>uehuiigen schmilzt das l'heiiylgjucps\u00e4zcii \u2022'* i vorsichtigem Erhitzen zwischen' 193 und 190\u00b0.\t- * \u2018","page":600},{"file":"p0601.txt","language":"de","ocr_de":"601\n\u00dcberschuss gegen\u00fcber dem Zucker, der sich in denselben befinden konnte. Darauf musste das Osazon mit Alkohol ausgewaschen werden. Um festzustellen, wie viel Gluc\u00f6Sazon sich unter diesen Bedingungen bilden w\u00fcrde, stellte ich folgende ersuche an Zu 100 cbcm. einer O.Oproc. Dextrosel\u00f6sung wurden o eben. Phenylhydrazin hinzugef\u00fcgt nebst ebenso vieler oOproc. Essigs\u00e4ure. Das Gemisch wurde ca. 2 Stunden auf dem Wasserbade erhitzt, nach dem Erkalten der Niederschlag mit heissem Wasser ausgewaschen, getrocknet und mit ann\u00e4hernd derselben Menge Alkohol ausgewaschen, welche zum Auswaschen des aus den Muskeln gewonnenen Osazons verwandt worden war. Zuletzt wurde der Niederschlag im *\"7 Setrocknet. Es wurden zwei Parallelversuche aus-ge uhrt. Das gewonnene Glucosazon betrug 89 und 99\u00b0/ der angewandten Dextrose, ln einem anderen Versuche nahm\nf ^ ('b7 emer \u00b0\u201935P>oc. Dextrosel\u00f6sung. Die Abscheidung der Osazonkrystalle begann nach 45 Minuten dauerndem Erw\u00e4rmen. Im Ucbrigen war das Verfahren dasselbe wie oben Das gewonnene Osazon betrug 64-68\u00bb/. der angewandten Dextrose Nimmt man noch verd\u00fcnntere L\u00f6sungen von Dex-rose z. B. von 0,1 \u2666/\u201e so erh\u00e4lt man ganz geringe Mengen von Glucosazon. Demnach ist es unm\u00f6glich, auf diese Weise die Menge der Glucose zu bestimmen. Doch betrug die Menge\naL'irr VCT\u2018,en f?efundl'nt\" Glucosazons ann\u00e4hernd ,.J9 Io dcs ,n. den Muskeln vorhandenen Zuckers. Die Bestimmung der Menge der Dextrose in den Muskeln gab\nHunde^ (die Muskeln jedes Hundes wurden besonders vor- , arbe, e ) wurde 0,462 = 0,006 \u2022/. Osazon gewonnen. In diesem Versuche dauerte d,e vorl\u00e4ufige Behandlung bis zum Sieden des Wassers /, Stunde. Aus 2 Kgr. Muskeln, die nach zwei-s \u00fcndigem Erstarren in Arbeit genonnnen waren, wurde nur eine unbedeutende Quantit\u00e4t Osazon erhalten. Aus 2,5 Kgr.\nnmrT n nadl dCr\" Erstarr('\" 'erarbeitet, wurde 0,36 oder ,5 '\u00bb 0sazon \u00abBalten. Aus 2 Kgr., 20 Stunden nach Erstarrung in Arbeit genommen, wurden 0,24 gr. oder 0 012\u00b0/\nerhalten. Die in den Muskelextracten durch Phenylhydrazin","page":601},{"file":"p0602.txt","language":"de","ocr_de":"erhaltenen Niederschl\u00e4ge enthalten ohne Zweifel noch ander\u00ab Derivate des Phenylhydrazins, Osazone, Hydrazone. Hydrazine etc. Nehmen wir indess an, dass dieselben aussehliess-lich aus Glucosazon bestehen und dass in meinen Versuchen das Gewicht des Glucosazons nur der H\u00e4lfte der vorhandenen Dextrose entspricht, so w\u00fcrden in unseren Hundemuskeln zu verschiedenen Zeiten nach dem Tode nicht mehr als 0,01 bis 0,03 7\u201e Dextrose enthalten sein. Diese geringe Quantit\u00e4t Zucker berechtigt zu der Annahme, dass in den Muskeln selbst kein Zucker enthalten war, sondern dieser dem in denselben zur\u00fcckgehaltenen Blute zuzuschreiben sei, das ja bei gesunden Thieren stets Zucker enth\u00e4lt. Um mich von der Dichtigkeit dieser Annahme zu \u00fcberzeugen, stellte ich folgende ' ersuche an. Ein chloroformirter Hund wurde durch Aderlass aus der Carotis get\u00f6dtet und darauf seine hinteren Extremit\u00e4ten mit einer auf 40\u00b0 erw\u00e4rmten physiologischen Kochsalzl\u00f6sung ausgewaschen. 2 Stunden sp\u00e4ter wurden die ausgewaschenen Muskeln abgeschnitten und auf obige Weise verarbeitet. Aus 1,7 Kgr. Muskeln wurden 0,005 gr. Glucosazon Inhalten, aus OOproc. Alkohol umkrystallisirt hatte dies den Schmelzpunkt 1513\u00b0. Aus diesem Versuche ergiebt sich nun. dass der Zucker in den Ilundemuskeln sich selbst gebildet hatte und nicht aus dem Blute herr\u00fchrte. Die Bildung des Zuckers in den Muskeln ist besonders leicht bei den Kaltbl\u00fctern nachzuweisen. Dies kann man aus den Versuchen ersehen, die ich zu diesem Zwecke an den Muskeln des Webes und des Hechtes angestellt habe. Zum Versuche nahm ich 1375 gr. Muskeln von einem Welse, der im Winter gelangen 11ml gefroren nach Kasan gebracht wurde. Das Extract bereitete ich wie oben angegeben. Es wurde eingeengt und mit Alkohol gelallt. Im Niederschlag befand sich das Glycogen. Das Filtrat wurde mit Bleizucker gef\u00e4llt. Daran: wurde das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit HsS entfernt und da\nFittrat erst auf dem Wasserbade, dann im Vacuum auf ein\nkleines Volumen eingeengt. Diese L\u00f6sung redueirte die Fehling-sein\u00ab Fl\u00fcssigkeit ohne Abscheidung von Kupfer-, oxydul. Mit Phenylhydrazin bildete sieb nach 15 Minuten","page":602},{"file":"p0603.txt","language":"de","ocr_de":"anhaltendem Erw\u00e4rmen ein gelber kristallinischer Niederschlag. Das Erw\u00e4rmen wurde -2 Stunden lang fortgesetzt. Hierauf wurde der Niederschlag mit heissem Wasser behandelt und ubfiltrirt, sodann mit Alkohol gewaschen, dann aus COproc. Alkohol umkryslallisirt. Das Gewicht des so \u00bb\u00ab-reinigten Glucosazons betrug 1,0 gr. Das Glucosazon wurde noch einmal aus Alkohol umkryslallisirt. Es bildeten sieb gelbe Nadeln vom Schmelzpunkt l\u2019.\u00bb5\u00b0. Ihre Zusammen-\nsotzung war:\n0.1fci5 gr. gaben <\u00bb,.\u2018107 gr. CO, und 0,007 gr. H.,0.\nGefunden.' llerecluu'tl\u00fcr\nH,, N, (), :\n' =\t60,42 \u2018\u2022f,,\t60,33\nH \u2014\t6,51\u00bb\t6.14 \u00bb\nDemnach entsteht in den Muskeln des Welses gleichfall.-Glucose, aber in gr\u00f6sserer Quantit\u00e4t (ca. 0,1%) als in dci Hundcmuskeln.\nDiese Versuche geben keinen Aufschluss \u00fcber eine ander, interessante Frage, n\u00e4mlich nach der Art dos Zuckers. Denn Glucosamin und Isoglucosamin geben mit Phenylhydrazin dasselbe Glucosazon. Um auch diese Frage zu beantworten versuchte ich den in .den Muskeln sich bildenden Zucker in Form des Benzoes\u00e4ureesters abzuscheiden. Nach der von mir ') modifleirten Methode von Bau mann ist es ziemlich leicht, vollst\u00e4ndige Aether der einfachen Kohlenhydrate zu erhalten! die sich von einander durch einige physikalische Eigenschaften\u2019 Schmelzpunkt, und Krystallform unterscheiden, so dass man sie charakterisiren kann. Ich verwandle zur Abscheidung des Zuckers als Benzoes\u00e4ureester wiederum Muskeln vom Hund und vom Wels. Der Extract von 4 kgr. Hundcnmskcln (die vorl\u00e4ufige Behandlung dauerte 2 Stunden) wurde concentr\u00e2t, mit Alkohol gef\u00e4llt, das Filtrat mit Bleizucker gef\u00e4llt das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit H,S entfernt, das Filtrat bis zum Syrup concentrirt, dieser in einer kleinen Menge Wasser aufgel\u00f6st ond mit CO ebem. Benzoylchlorid und 480 eben\u00bb. i'Oprov.\n') Journal der Kuss. Chem. Cesellscliaft, 1MM, XXIII.","page":603},{"file":"p0604.txt","language":"de","ocr_de":"Na OH durchgesch\u00fcttelt. Das Product der Reaction mit Ben zoylchlorid \"ar l!'a ,:'inisch, aus dem es mir nicht gelan\u00bb einen Benzoes\u00e4ureester irgend eines Kohlenhydrates zu isotiren! wahrscheinlich wegen der geringen Quantit\u00e4t desselben. (Ich\nkonnte eine Substanz isoliren mit dem Schmelzpunkt _______^57\ndie in langen Nadeln kryslallisirte, Kupferoxyd nicht reducirte und sich in kochendem Alkohol schwer l\u00f6ste. Ein geringer Theil des Produkts l\u00f6sstesich gar nicht in Alkohol. Der in Alkohol l\u00f6sliche Theil reducirte Kupferoxyd.) Ein bestimmtes\nResultat erhielt ich bei den Muskeln des Hechtes. 1500 gr gefrorener Hechlmuskeln wurden wie oben behandelt Die Benzoy lining bewirkte ich mit 25 cbcm. Benzoylchlorid und 200 cbcm. 20 prop. Natronlauge. Der erhaltene Niederschlag wurde bis zum folgenden Tage stehen gelassen, ahfiltrirt, mil Wasser gewaschen und in kochendem 95proc. Alkohol ' aufgel\u00f6st. Nach dem Erkalten schied sich ein amorpher Niederschlag ab. der noch zwei Mal aus einem Gemisch von Alkohol und Chloroform umkrystallisirt wurde. Es wurde so eine geringe Quantit\u00e4t nadelf\u00f6rmiger Krystalle erhalten, die der Form nach den Kryslallen der 5-Benzoyldext rose gleich waren <len Schmelzpunkt 1\u00d651) besassen und Kupferoxyd reducirten.\u2019 Ans diesem Grunde halteich mich f\u00fcr berechtigt, diese Krystalle fiiy identisch mit 5-Benzoyldextrose zu halten.\ntteber die Bildung von Maltose in den Muskeln.\nOb\u00abn wurde erw\u00e4hnt, dass Pavy in den Muskeln die Gegenwart von Maltose vermuthet. Obgleich seine Beweisf\u00fchrung unzul\u00e4nglich ist, ist doch die Bildung von Maltose in den Muskeln nicht unm\u00f6glich. Zur Bestimmung derselben bediente jeh mich ebenfalls des Phenylhydrazins. Das Mal-tosazon kann von dem Glucosazon durch heisses Wasser getrennt werden, das erstere l\u00f6st sich darin, das letztere nicht Ausserdem unterscheidet sich das Maltosazon von dem Glu-cosazon durch die chemische Zusammensetzung und den Schmelzpunkt. Bei langsamem Erhitzen schmilzt es hei 184\u201c\n') Die5-Benzoyldextrose hatte zweimal aus dem Alkohol-Chloroform-(.eimsch umkrystallisirt den n\u00e4mlichen Schmelzpunkt","page":604},{"file":"p0605.txt","language":"de","ocr_de":"605\nIm Maltosazon in gen\u00fcgender Menge zu erhalten, liahe jeh in allen Versuchen mit Muskeln, wo Phenylhydrazin- angewandt wurde, die mit diesem entstehenden Niederschl\u00e4ge erst mit kaltem, dann mit heissem Wasser behandelt. Aus dem heissen Wasser schied sich beim Erkalten ein zum Theil amorpher, zum Theil krystallinischer Niederschlag ab. Diese von etwa 12 Kilo Hundemuskeln erhaltenen Niederschl\u00e4ge wurden vereinigt und nochmals mit heissen! Wasser behandelt worin sie sich nicht vollkommen l\u00f6sten. Aus dem filtrat schied sich beim Erkalten ein gelber, amorpher Niederschlag-ab. Dieser br\u00e4unte sich beim Trocknen im Vacuum und schmolz bei 135\u00b0. Aus den Welsmuskeln erh\u00e4lt' man bei einer solchen Behandlung eine geringe Menge feiner, na,leb lormiger K rystal le von gelber Farbe, die bei 115\u00b0 anfangen zu schrumpfen und bei 153-5\u00bb schmelzen. Auf Grund dieser\nVersuche muss man annehmen, dass in den Muskeln sich keine Maltose bildet.\nSonnt bildet sieh in den Muskeln von allen Zuckerarten nur eine, die Dextrose, bei den Warmbl\u00fctern in sehr geringer Menge, bei den Kaltbl\u00fctern in bedeutenderer. Ausserdem beobachtet man in den t\u00efundemuskeln eine andere interessante Erscheinung. Die Zuckermenge in den Muskeln vergr\u00f6\u00dfert sich nicht merklich post mortem, wie dies in der Leber geschieht. Es scheint demnach, als ob in den Muskeln beim Erstarren ein fermentativer Process stattf\u00e4ndc, der mit dem ^eben zugleich erlischt, infolge dessen die Quantit\u00e4t der Produde seiner Th\u00e4tigkeit constant bleibt. Betrachten wir jedoch den Zustand eines anderen Bestandtheils des Muskels des Glycogens post mortem. Denn aus diesem allein kann sich die Dextrose im Muskel bilden. Wir sehen dann, dass der Gehalt an Glycogen im Muskel nach dem Tode sich in je er Stunde verringert. Wenn das gesammte verschwindende Glycogen zu Dextrose verwandelt w\u00fcrde,! so h\u00e4tten wir in den Muskeln, besonders 20 Stunden nach dem Tode eine bedeutende Quantit\u00e4t Zucker. Zum Beweise f\u00fchre ich die schon von mir ver\u00f6ffentlichten Versuche an. In einem Falle enthielten die Muskeln eines Hundes \"eine halbe Stunde, nach\ni","page":605},{"file":"p0606.txt","language":"de","ocr_de":"ileiu Tode 0,02%, nach vier Stunden 0,63 V \u00abach 24 Stunden Spuren von Glycogen. In einem anderen Falle fanden sich f\u00bb. Minuten nach dem Tode 0,1)3 %, nach 1 \u2022/ Stunden 0,70\u00b0 nach G Stunden 0,50 % nach 24 St\u00fcnden 0,IG \u00b0/0. Folglich musste in beiden F\u00e4llen sich hach 24 Stunden in den Muskeln auf 100 gr. ca. 1,0 gr. Zucker bilden, also auf 2 kgr. ca. ^d,0 gi. Zucker, vorausgesetzt dass das ganze verschwunden\u00bb Glycogen in Dextrose verwandelt wurde. Ich habe dagegen stets nur ganz unbedeutende Quantit\u00e4ten von Zucker in den Muskeln gefunden. Es muss daher angenommen Werden, da\u00bb sich aus Glycogen oder Dextrose in den Muskeln eine andere Substanz bildet. Auf Grund der von Vielen nachgewiesenen Thatsache, dass sich die Milchs\u00e4ure in den Muskeln posf mortem vermehrt, muss man annehmen, dass die Quelle dieser Vermehrung in dem Glycogen zu suchen ist, soweit es sieli um. Kohlenhydrate handelt. Den ganzen fermentativen Proc\u00e8s in den Muskeln stellte Ich mir\u00bb folgen dermassen vor. Aus dem Glycogen bildet sich zun\u00e4chst Traubenzucker und aus diesem Md darauf Milchs\u00e4ure, die keine weiteren Umwandlungen mehr erleidet. Darum vergr\u00f6ssert sich die Menge der Milde s\u00e4ure mit jeder Stunde nach dem Tode des Thieres, die Quantit\u00e4t des Glycogens wird geringer, w\u00e4hrend die Meng* der Dextrose sich fast gar nicht ver\u00e4ndert, da die aus dem Glycogen gebildete Dextrose sich fortw\u00e4hrend in Milchs\u00e4ur\u00bb* verwandelt.\nDie Bildung der Milchs\u00e4ure in den Muskeln aus Glycogen wurde a priori Von Vielen wie oben erkl\u00e4rt, doch fehlten dieser Ansicht Beweise a posteriori. 6ie Anwesenheit des Traubenzuckers in den Muskeln, des Mittelgliedes zwischen Glycogen ' w\"chs\u00e4ure, war noch nicht bewiesen.","page":606}],"identifier":"lit16923","issued":"1893","language":"de","pages":"596-606","startpages":"596","title":"Ueber den Zucker in den Muskeln","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:44:47.263080+00:00"}