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{"created":"2022-01-31T12:48:14.899036+00:00","id":"lit16926","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Wulff, Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 17: 634-643","fulltext":[{"file":"p0634.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis der Harns\u00e4ure in den Organen.\no-:... : . Von :\u25a0\t/\nDr* Carl Wulff.\n(Aus d, r chemischen Abtheilung des physiologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaction zugegangen am I. Februar 1893.)\nNachdem K o s s e i gezeigt, dass die Nucle\u00efnbasen aus dem Nuclein entstehen, lag der Gedanke sehr nahe, dass auch die Harns\u00e4ure auf gleiche Weise gebildet werde. Schon vor l\u00e4ngerer Zeit wurden von Stadthagen l) Versuche im hiesigen Laboratorium angestellt, um eine evtl. Bildung von Harns\u00e4ure aus dem Nuclein experimentell zu beweisen, doch scheiterten die Versuche daran, dass es nicht m\u00f6glich schien, Harn-s\u00e4ure in geringen Mengen neben dem Xanthin nachzuweisen. Horhaczewski, der sich weiter f\u00fcr diese Frage interessirt hat, glaubt nun durch Digestion von Milzpulpa mit Blut wirklich Harns\u00e4ure erhalten und so den experimentellen Beweis der Bildung der Harns\u00e4ure aus dem Nuclein erbracht zu haben*).\t^\nAllein so sorgf\u00e4ltig und eingehend auch die Versuche von II or ha czewski ausgef\u00fchrt zu sein scheinen ; man kann mdit umhin, einige Einwendungen gegen das erhaltene Resultat geltend zu machen, Einwendungen, die in Anbetracht der weitgehenden Schlussfolgerungen, die sich daraus ergehen, nicht verschwiegen werden d\u00fcrfen.\nIst das von Horhaczewski isolirte und als Harns\u00e4ure a \u00bbgesprochene Product wirklich wesentlich Harns\u00e4ure gewesen V\n') Vire ho w\u2019s Archiv, Bd. 109, S. 390.\n*) Monabliefte fur Chemie, Bd. 12, S. 221\u2014275.","page":634},{"file":"p0635.txt","language":"de","ocr_de":"635\nDas ist die Frage, die sich uufdr\u00e4ngt, um so mehr, als in der Abhandlung H\u00f6rbaczewski\u2019s nicht gesagt wird, ob und wie die Identit\u00e4t der Harns\u00e4ure festgestellt wurde. Die Art der Isolirung des als Harns\u00e4ure bezeichnten Productes macht cs sehr wahrscheinlich, dass dasselbe zum gr\u00f6sseren oder kleineren Theile aus Xanthin bestand.\nAuch Kossel gab vor Kurzem in der Sitzung der physiologischen Gesellschaft zu Berlin am 14. Oktober 1892 seinen Zweifeln in dieser Hinsicht Ausdruck.\nIm Folgenden werde ich versuchen, vom chemischen Standpunkte aus den Wahrscheinlichkeitsbeweis zu erbringen, dass bei Anwendung von H orbaczew.sk i\u2019s Bestimmungsmethode aus den Geweben eine xanthinhaltige Harns\u00e4ure erhalten wird. Im Anschl\u00fcsse hieran werde ich mich \u00fcber eine von mir ausgearbeitete Methode verbreiten, die eine Trennung der Harns\u00e4ure und des Xanthins m\u00f6glich macht.\nGehen wir zun\u00e4chst mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des Xanthins die ganze Versuchsanordnung IIorbaczewski's durch. Eine Mischufig von frischem defibrinirtem K\u00e4lberblut wurde in einem Brutofen bei einer Temperatur von 37\u201440\u00b0 5\u20148 Stunden digerirt und w\u00e4hrend dieser Zeit ein langsamer Lutstrom dar\u00fcbergeleitet. Hierauf wurde die Mischung in die vier- bis f\u00fcnffache Menge einer siedend heissen Kochsalzl\u00f6sung gegossen, die Fl\u00fcssigkeit mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, aufgekocht und heiss flltrirt. Der Niederschlag wurde noch zweimal mit Wasser aufgekocht, das gemischte Filtrat schliesslich auf 200\u2014300 cbcm. eingedampft und von dem sich gew\u00f6hnlich in geringer Menge abscheidenden Niederschlag abfiltrirt. In dieser L\u00f6sung, die Horhaczewski weiter zur Isolirung der Harns\u00e4ure benutzte, ist nun ohne Zweifel das Xanthin enthalten. In siedendem Wasser l\u00f6st sich das Xanthin nach den vorhandenen Angaben im Verh\u00e4ltnis von ca. 1: 1500; doch kann man wohl als sicher annehmen, dass ein unreines Xanthin, um das es sich in diesem Falle handelt, einen noch h\u00f6heren L\u00f6slichkeitsgrad aufweist. F\u00fcr andere K\u00f6rper, z.B. die Harns\u00e4ure, liegen in dieser Hinsicht bestimmte Angaben vor, Die 200\u2014300 cbcm. betragende Fl\u00fcssigkeitsmenge konnte","page":635},{"file":"p0636.txt","language":"de","ocr_de":"somit nach geringer Sch\u00e4tzung 0,2 gr. Xanthin enthalten, falls der Gehalt der Pulpa an Xanthin ein so grosser war.\nDas weitere Verfahren Horbaczewski\u2019s bestand nun darin, dass er die erhaltene L\u00f6sung mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung und Magnesia-Mixtur versetzte, den entstandenen und abfiltrirten Niederschlag nach gutem Auswaschen in der Warme mit Schwefelnatrium zersetzte und vom Schwefelsilber abfiltrirte. Ebenso wie die Harns\u00e4ure geht hierdurch auch das Xanthin in die alkalische L\u00f6sung hinein. Letztere wurde dann mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, eingedampft, das Abgeschiedene \u2014 von IIorbaczewski als Harns\u00e4ure bezeichnet\u2014^ hierauf abflltrirt, mit Wasser, dann mit Alkohol, Schwefelkohlenstoff und Aether gewaschen und getrocknet. Mitunter wurde die F\u00e4llung mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung und Magnesia-\u25a0 Mixtur \u25a0 wiederholt.$;f:\nGerade dieses Ans\u00e4uren der L\u00f6sung nun und die folgenden zur Abscheidung der Harns\u00e4ure dienenden Manipulationen bilden einen recht kritischen Punkt. Ist die L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure stark oder schwach anges\u00e4uert ; ist alsbald nach dem An s\u00e4uren abfiltrirt oder aber ist \u2014 was wahrscheinlich sein durfte \u2014, um eine m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige F\u00e4llung der Harns\u00e4ure zu erzielen, mit dem Abfiltriren l\u00e4ngere Zeit gewartet worden ? Das sind Fragen, die von gr\u00f6sstem Einfluss auf das ; Resultat sind.\nLeider sind die Angaben Horbaczewski\u2019s in diesen Punkten nicht detaillirt genug, um daraus mit positiver Bestimmtheit einen Schluss hinsichtlich des Resultates ziehen zu k\u00f6nnen; Folgende Versuche, die ich mit Xanthin anstellte, ergeben aber, dass das von Horbaczewskii als Harns\u00e4ure angesprochene Product zum Theil aus Xanthin bestehen konnte.\t\u25a0\nL\u00f6st man Xanthin unter Zusatz von wenig Na OH in Wasser auf und f\u00fcgt allm\u00e4lig Salzs\u00e4ure zu, so entsteht zun\u00e4chst eine F\u00e4llung von Xanthin, die bei eingetretener Neutralit\u00e4t der Fl\u00fcssigkeit nahezu vollst\u00e4ndig ist. Bei weiterem Zusatz von S\u00e4ure bemerkt man, dass das abgeschiedene Xanthin in der K\u00e4lte nur \u00e4usserst schwer wieder in L\u00f6sung geht. Es","page":636},{"file":"p0637.txt","language":"de","ocr_de":"037\nbedarf eines relativ grossen Ueberschusses von S\u00e4ure, um v\u00f6llige L\u00f6sung herbeizuf\u00fchren. In der Siedehitze' tritt die L\u00f6sung zwar leichter ein, doch ist auch hier bei nur schwach sauren Fl\u00fcssigkeiten u. U. eine v\u00f6llige L\u00f6sung nicht m\u00f6glich.\nWie schwierig das Xanthin selbst bei starkem Ans\u00e4uern von alkalischen L\u00f6sungen wieder in L\u00f6sung geht, ergeben folgende Versuche:\nI.\t0,303 gr. Xanthin wurden mit H\u00fclfe von einigen Tropfen Natronlauge in 50 ebem. Wasser gel\u00f6st, dann mit Salzs\u00e4ure \u00fcbers\u00e4uert, so zwar, dass nach erzielter Neutralit\u00e4t noch 5 ebem. Salzs\u00e4ure (spec. Gew. 1.19) zugef\u00fcgt wurden: Es trat keine v\u00f6llige L\u00f6sung ein, auch nicht, nachdem die Mischung bis auf 20 ebem. eingedampft war. Die Menge des ungel\u00f6st gebliebenen betrug augenscheinlich ca. die H\u00e4lfte des angewandten Xanthins.\nII.\tEine heisse alkalische Xanthinl\u00f6sung, hergestellt durch L\u00f6sen von 0,409 gf. Xanthin und 0,5 Na OH in G0 ebem. Wasser, wurde mit soviel Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, dass nach erfolgter Neutralit\u00e4t noch 5 ebem. Salzs\u00e4ure (spec. Gew. 1,19) zugegeben wurden. Auch hier trat keine v\u00f6llige L\u00f6sung ein. Auf dem Wasserbade wurde die Mischung bis auf 20 ebem. eingedampft, hierauf noch heiss filtrirt. Das ungel\u00f6st Gebliebene, auf gewogenem Filter gesammelt und nach gutem Auswaschen bei 110\u00b0 getrocknet, betrug 0,18 gr. In dem Filtrate trat beim Erkalten eine weitere Abscheidung ein; nach 12 Stunden war die Menge des weiterhin abgeschiedenen Xanthins so betr\u00e4chtlich, dass ich sic auf mindestens 0,1 gr. taxirte.\nIch habe bei diesen Versuchen absichtlich einen grossen Ueberschuss von Salzs\u00e4ure angewandt, um zu zeigen, dass selbst dann die L\u00f6sung von Xanthin nicht leicht eintritt. Findet nur ein schwaches Ans\u00e4uern der L\u00f6sung statt, was vielleicht bei den Versuchen von Horbaczewski der Fall gewesen sein d\u00fcrfte, so ist naturgem\u00e4ss die Menge des Xanthins, welche abgeschieden bleibt, eine relativ bedeutend gr\u00f6ssere, ja fast die ganze Menge des Xanthins kann ausfallen. Aus Versuch II ergibt sich auch, dass es von nicht unwesentlichem Einfluss f\u00fcr das Resultat ist, wann der entstandene Niederschlag abfiltrirt wird.","page":637},{"file":"p0638.txt","language":"de","ocr_de":"Da sich erfahrungsgem\u00e4ss die Harns\u00e4ure, wenn sie aus alkalischer L\u00f6sung durch S\u00e4uren gefallt wird, erst allm\u00e4lig abscheidet, so darf wohl angenommen werden, dass Hor-hacze wsk i, um eine m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige Abscheidung der Harns\u00e4ure zu erzielen, mit dem Abfdtriren des Niederschlages einige Zeit gewartet hat. Ist dies nun geschehen, so werden sich mit der Harns\u00e4ure noch weiterhin relativ betr\u00e4chtliche Mengen von Xanthin abgeschieden haben. Die L\u00f6slichkeit des Xanthins ist n\u00e4mlich in der K\u00e4lte selbst in stark sauren L\u00f6sungen eine \u00e4usserst geringe, wie folgende Angaben zeigen :\nIn Xanthinl\u00f6sungen, welche enthielten :\n10 \u00b0|Q HCl u. 2 pro Mille Xanthin erfolgte Ausscheidung nach 1 Tage,\n1000 HCl u. 1,5 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\tl:1f2 Tagen,\n10 % H Cl II. 1\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb '\t: \u00bb ;\t\u2022'\nDem evtl. Einwurf, dass Horbaczewski auch frische Milzpulpa allein in gleicher Weise auf Harns\u00e4ure pr\u00fcfte, aber hieraus meist nur unw\u00e4gbare Mengen isolirte, dass somit nach dem eingeschlagenen Verfahren kein Xanthin ausgef\u00e4llt werden kann, begegne ich, indem ich darauf hinweise, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit das Xanthin in der Pulpa sich zum gr\u00f6ssten Theil erst durch die Digestion und den dadurch bewirkten gr\u00f6sseren oder geringeren F\u00e4ulnissgrad aus dem Nuclein oder dem Guanin bildet (s. a. Schindler, diese Zeitschr., XIII, 441).\nEin zweiter Ein wand, der gegen meine Ausf\u00fchrungen erhoben werden k\u00f6nnte, ist der, dass die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4lt-\nnisse eines unreinen Xanthins, um das es sich bei den Versuchen Horbaczew ski\u2019s handelt, andere sind, als die eines v\u00f6llig reinen Xanthins. Das zu meinen Versuchen angewandte Xanthin war ein v\u00f6llig reines Pr\u00e4parat, welches ich nach der Vorschrift von E. Fischer aus*dem Guanin dargestellt hatte.\nAllerdings hat man allen Grund anzunehmen, wie ich bereits Seite 635 hervorhob, dass der L\u00f6slichkeitsgrad eines unreinen\nXanthins ein h\u00f6herer ist, allein die Differenzen werden sich\nhier doch wohl nur innerhalb enger Grenzen bewegen. Aber selbst bei Annahme eines bedeutend h\u00f6heren L\u00f6slichkeits-\ngrades des direct aus den Organen erhaltenen, nicht v\u00f6lli reinen Xanthins erscheint nach meinen Darlegungen eine,\ncrs","page":638},{"file":"p0639.txt","language":"de","ocr_de":"639\nwenn auch nur geringe, Abscheidung von Xanthin bei der Versuchsanordnung von Horbaczewski wahrscheinlich. Da die Mengen der von Horbaczewski isolirten Producte in den einzelnen F\u00e4llen nur 0,04\u20140,143 gr. betragen, so gen\u00fcgt eben schon eine geringe Xanthinabscheidung, um die Dichtigkeit der Versuchsresultate Horba ezewski\u2019s in Frage zu stellen.\nNach den gegebenen Er\u00f6rterungen, muss zumal im Hinblick auf die weitgehenden Schlussfolgerungen, die sich aus den Resultaten der Horbaczewski\u2019schen Versuche ergeben, der Beweis verlangt werden, dass das nach dem eingeschtagenen Verfahren isolirte Product wirklich wesentlich aus Harns\u00e4ure bestand. In Anbetracht der nachgewiesenen grossen Wahrscheinlichkeit , dass nach der getroffenen Versuchsanordnung mit der Harns\u00e4ure zugleich Xanthin abgeschieden wird, bedarf es in jedem einzelnen Falle der Untersuchung, ob das isolirte Product nur aus Harns\u00e4ure besteht, oder ob ein Gemenge von Xanthin und Harns\u00e4ure, oder endlich ob vorzugsweise Xanthin vorliegt, dem nur Spuren von Harns\u00e4ure beigemengt sind.\nEine f\u00fcr diese Zwecke brauchbare Methode, die den Nachweis von Xanthin neben Harns\u00e4ure gestattet, gab es bisher nicht. Eine Kohlenstoff- und Stickstoffbestimmung wird, da Harns\u00e4ure und Xanthin nur eine Differenz von 3\u20144 \u00b0/0 C und N aufweisen, nicht immer die gew\u00fcnschte Aufkl\u00e4rung zu geben verm\u00f6gen, zumal man nach dem Verfahren von Horbaczewski das abgeschiedene Product selbst \u2014 sei es nun Harns\u00e4ure oder ein Gemenge von Harns\u00e4ure und Xanthin \u2014 nicht analysenrein erhalten d\u00fcrfte und ausserdem eine Mischung von Xanthin und Xanthinhydrochlorat dieselben Stickstoffzahlen ergeben kann wie die Harns\u00e4ure.\nIn der Ansicht nun, dass eine Methode Xanthin neben Harns\u00e4ure nachzuweisen, bezw. sie zu trennen, f\u00fcr die physiologische Chemie \u00fcberhaupt von Werth sein muss, habe ich mich mit der Ausarbeitung einer solchen Methode befasst.\nEin charakteristischer Unterschied beider K\u00f6rper ist das verschiedene Verhalten derselben zuheisser verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure. W\u00e4hrend das Xanthin sich gegen verd\u00fcnnte Salpeterzeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XVII.\t.43","page":639},{"file":"p0640.txt","language":"de","ocr_de":";M\t640 : '\nsaure constant erweist \u00bb wird die Harns\u00e4ure hierdurch unter\nBildung h\u00f6herer Oxydationsstufen leicht zerst\u00f6rt. Auf diesem unterschiedlichen Verhalten beider K\u00f6rper beruht die im Folgenden n\u00e4her zu beschreibende Methode.\nLm zun\u00e4chst qualitativ Xanthin neben Harns\u00e4ure nachzuweisen, erw\u00e4rmt man das vorliegende Product in einem kleinen Becherglase unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln im Wasserbade mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure, die auf 100 Theile H 0 5 Theile H X0S (spec. Gew. 1,4) enth\u00e4lt. Die Gegenwart von Harns\u00e4ure macht sich alsbald durcir die Entwickelung von Gasblasen bemerkbar. Hat diese aufgeh\u00f6rt \u2014 ein Zeichen\u00bb dass die Zerst\u00fcr\u00fcng der Harns\u00e4ure beendet ist \u2014, so kocht man kurze Zeit auf. Sind gr\u00f6ssere Mengen von Xanthin vorhanden\u00bb so bleibt infolge der geringen L\u00f6slichkeit desselben in stark verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure ein Theil ungel\u00f6st, so dass sich schon hierdurch die Gegenwart von Xanthin zu erkennen gibt. Ist die Menge des vorhandenen Xanthins aber gering, so tritt klare L\u00f6sung ein. Man macht alsdann die Mischung schwach am-moniakalisch, Wobei zu weilen eine von Oxydationsprodukten der Harns\u00e4ure herr\u00fchrende Rothf\u00e4rbung eint ritt, die aber allm\u00e4lig, schneller beim Erw\u00e4rmen, unter weiterer Zugabe von Ammoniak wieder verschwindet. Setzt man nun schwach ammoniakalische Silberl\u00f6sung zu, so macht sich die Gegenwart-von Xanthin * an der flockenartigen volumin\u00f6sen Ausscheidung von Xanthinsilber bemerkbar. Da letztere Verbindung in Ammoniak nicht ganz unl\u00f6slich ist, so vermeide man einen unn\u00f6thigen Ueber-schuss. Ein geringer Ueberschuss von Ammoniak ist notwendig, um nicht eventl. durch vorhandene Spuren von Salzs\u00e4ure eine F\u00e4llung resp. Tr\u00fcbung zu erhalten. Salzs\u00e4ure kann in dem Untersuchungsproduct in dem Falle vorhanden sein, wenn das Xanthin als salzsaures Salz zur Abscheidung gelangte; doch kann es sich dann immer nur um Spuren handeln, da infolge der grossen Neigung der Xanthinsalze zur Dissociation der gr\u00f6sste Theil der Salzs\u00e4ure durch Auswaschen entfernt wird.\nSind nur \u00e4usserst geringe Mengen* von Xanthin vorhanden, so erfolgt wegen der geringen L\u00f6slichheit des Xanthin-","page":640},{"file":"p0641.txt","language":"de","ocr_de":"041\nsilbors in Ammoniak die Abscheidung des Niederschlages erst nach einiger Zeit oder \u00fcberhaupt nicht. In diesem Fall ist es nothw endig, das Ammoniak durch Salpeters\u00e4ure nahezu voll-st\u00e4ndig abzustumpfen oder sogar zu neutralisiron. Eine ausfallende geringe Menge von Chlorsilber wird sich nach einiger Zeit fest zu Boden setzen, und man wird aucli dann den gleichzeitig erfolgenden oder nach kurzer Zeit eintretenden volumin\u00f6sen Niederschlag unschwer als aus Xanthjnsilber bestehend erkennen k\u00f6nnen.\nTritt bei Zusatz der Silberl\u00f6sung eine Silberreduclion ein, die sich u. U. nur durch eine Gelbl\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit zu erkennen gibt, so war die Menge der angewandten verd\u00fcnnten Salpeters\u00e4ure nicht ausreichend zur Oxydation der Harns\u00e4ure. Zweckm\u00e4ssig wendet man auf 0,1 gr. des Unter-suchungsproductes 10 gr. der verd\u00fcnnten Salpeters\u00e4ure an.\nNach diesem Verfahren habe ich eine grosse Anzahl von Versuchen angestellt, f\u00fcr welche ich Gemenge von Xanthin und Harns\u00e4ure in den verschiedensten Verh\u00e4ltnissen anwandte Ich f\u00fchre hier nur einen Versuch an, aus dem hervorgeht, wie empfindlich der Nachweis des Xanthins neben Harns\u00e4ure ist:\nAngewandt f\u00fcr den Versuch wurden 1 gr. Harns\u00e4ure, 0,005 gr. Xanthin und 100 gr. verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure: In der schliesslich erhaltenen ammoniakalischen Fl\u00fcssigkeit (ca. 120 gr.) trat nach Verlauf einiger Stunden die F\u00e4llung von Xanthinsilber mit grossen Deutlichkeit ein. Der Versuch zeigt, dass man nach der angegebenen Methode noch deutlich nachweisen kann, wenn der Harns\u00e4ure 0,57, Xanthin beigemengt sind.\nHandelt es sich darum, quantitativ die Mengenverh\u00e4ltnisse von Xanthin und Harns\u00e4ure zu bestimmen, so kann man in der Weise verfahren, dass man das in m\u00f6glichst schwach amoniakalischer L\u00f6sung abgeschiedene Xanthinsilber auf gewogenem Filter sammelt und nach gutem Auswaschen und schliesslichem Trocknen bei 120\u00b0 zur W\u00e4gung bringt. Aus der Formel des Xanthinsilbers C,H,N,0tAg,0')\n1) st\u00fctze mich hier auf die Angaben Strecker'\u00bb, nicht auf eigene Untersuchungen. Annal, d. Chem. u. Pharm., 108, S. 148.","page":641},{"file":"p0642.txt","language":"de","ocr_de":"642\nberechnet man die Menge des Xanthins. Man kann auch den Niederschlag mit Filter gl\u00fchen und aus der restirenden Silbermenge das Xanthin berechnen.\nSind gr\u00f6ssere Mengen von Xanthin vorhanden, so empfiehlt es sich, einen andern Weg einzuschlagen. Nachdem man das Untersuchungsproduct in angegebener Weise mit Salpeters\u00e4ure behandelt hat, macht man die Mischung schwach amoniakalisch und erw\u00e4rmt kurze Zeit auf dem Wasser bade.\nDas Xanthin geht hierbei gew\u00f6hnlich nur zum geringen Theil in L\u00f6sung. Man s\u00e4uert nun mit Essigs\u00e4ure an und f\u00fcgt der Mischung das gleiche Volumen Alkohol zu. Nach Verlauf von 12 Stunden hat sich das Xanthin bis auf geringe Mengen, welche gel\u00f6st bleiben, abgeschieden, w\u00e4hrend die Oxydationsproducte der Harns\u00e4ure, Ammonium-Nitrat und\nAcetat in L\u00f6sung bleiben. Man sammelt den Niederschlag auf gewogenem Filter, w\u00e4scht ihn mit alkoholhaltigem Wasser aus und bringt ihn nach dem Trocknen bei 110\u00b0 zur W\u00e4gung. Aus der so bestimmten Xanthinmenge kann man, wenn vorher das Gewicht von Harns\u00e4ure plus Xanthin bestimmt ist, indirect die Menge der Harns\u00e4ur^ berechnen.\nAuf Vollkommenheit kann die Methode einen Anspruch nicht machen, doch sind die erhaltenen Resultate hinreichend genau, wie folgende Zahlen darthun :\nAngewandt:\tWieder erhalten:\nI. Xanthin\t0,1545\tXanthin:\t0,1475.\nHarns\u00e4ure 0,173\nII. Xanthin\t0,2505\tXanthin:\t0,243\nHarns\u00e4ure 0,286\nUf Xanthin\t0,132\tXanthin:\t0,t26\nHarns\u00e4ure 0,15\nIV. Xanthin 0,148 v Xanthin: 0,1425*\n'>/\u25a0\u25a0\u25a0 Harns\u00e4ure 0,172\t-\nTrotz des Zusatzes von Alkohol bleiben also , wie die Versuche zeigen, einige Milligramm Xanthin gel\u00f6st (durchschnittlich 0,006 gr. in 100 gr. Fl\u00fcssigkeit). Es scheint dies daran zu liegen, dass das aus ammoniakaliseher L\u00f6sung durch","page":642},{"file":"p0643.txt","language":"de","ocr_de":"G4?\nEssigs\u00e4ure abgeschiedene Xanthin einen h\u00f6heren L\u00f6slichkeitsgrad zeigt*).\nIch erhielt das Xanthin aus diesen Versuchen v\u00f6llig rein wieder, wie folgende Stickstoffbestimmung zeigt: In 0,125 gr. des wiedererhaltenen Xanthins wurde der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt; verbraucht wurden zur S\u00e4ttigung des Destillates 32,7 cbcm. */10 N-Oxals\u00e4ure.\nBerechnet f\u00fcr C5H4N402:\tGefunden:\n36,84 \u00b0/0 N.\t36,62 VK.\nDie gegebenen Er\u00f6rterungen verdienen bei der Beurteilung s\u00e4mmtlicher Angaben \u00fcber das Vorkommen der Harns\u00e4ure in tierischen Geweben ber\u00fccksichtigt zu werden, da die Salzs\u00e4ure-F\u00e4llung wohl in den meisten F\u00e4llen zur Gewinnung der Harns\u00e4ure benutzt worden ist.\n*) Es liegen in dieser Hinsicht schon Angaben von Strecker und Scherer vor.","page":643}],"identifier":"lit16926","issued":"1893","language":"de","pages":"634-643","startpages":"634","title":"Zum Nachweis der Harns\u00e4ure in den Organen","type":"Journal Article","volume":"17"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:48:14.899042+00:00"}