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{"created":"2022-01-31T12:48:23.028880+00:00","id":"lit16949","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salomon, Georg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 18: 207-212","fulltext":[{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Untersuchungen Uber die XanthinkUrper des Harns.\nVon\nDr. Georg Salomon,\nPrivatdocenten an der Universit\u00e4t,\n(Aus dem chemischen Laboratorium des pathologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaction zugegangen am 7. Juli 1893.)\nIn einer k\u00fcrzlich erschienenen Inaugural-Dissertation \u00abZur Kenntmss der Xanthink\u00f6rper\u00bb') beschreibt P. Balk\u00ab unter dem Namen \u00abEpisarkin\u00bb einen neuen Xanthink\u00f6rpci aus dem menschlichen Harn. Die nachfolgenden, zum Thcil weit zuriickdatircndcn Beobachtungen bringen f\u00fcr diesen in-leressanlen Befund eine fast uneingeschr\u00e4nkte Best\u00e4tigung.\nI. Im Jahre 1884 fand ich*) unter den Xanthink\u00f6rpern des Schweineharns und zwar in der Ilypoxanlhinfraction5) eine- m makroskopischen Prismen kryslallisircnde Substanz die durch Ammoniak aus ihren L\u00f6sungen gefallt wurde, mit Pikrins\u00e4ure ein intensiv gelbes Salz gab und keine schwer-l\u00f6sliche Natronverbindung bildete. Quecksilbersalze, sowie Bleicssig und Ammoniak erzeugten Niederschl\u00e4ge; die am-nioniakalischc L\u00f6sung wurde durch Silbernitrat gef\u00e4llt. Die\n\u00ab Leilizig, hei Johann Ambrosius Barth (Arthur Meiner) IHM. ... . \\ ' \u2019er\u201e 'h\\ che\"\"sche Zusammensetzung des Schweineharns\nv \u201e .\u2019l,ICh\t\u201d'rschla8en. \u00ablie beiden Gruppen, in welche die\nXantlnnkorper durch das Aufl\u00f6sen ihrer Silberverbindungen in'.Heiner \u25a0alpeters\u00e4ure (Neubauer\u2019sches Verfahren) geschieden werden, der kurze wegen als - Hypoxantl,infraction. und \u00abXantliinfraction. ru be-5lranl,limfraCti0n \"harden gei'\u00dfren: Hypoxanthin, Guanin, Sr\u00f6ianthin\"\u2019 P \u2019 \u201d Xanthinfrarti\u00bb\u00bb= Xanthin, Paraxanthin,","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nXan.tliinprobe fiel positiv'), die-Weidel\u2019sche Probe negativ au\u00ab?. Die Gesamm tausbeute betrug 0,02 gr. in 5f/t L.\nII.\t1 Jahre sp\u00e4ter (1888) erhielt ich aus der Hypoxanthin-fradion des Hinderharns einen ganz \u00e4hnlichen K\u00f6rper*). Ueber sein Verhalten wurde damals Folgendes notirt: Makroskopische hift best\u00e4ndige gl\u00e4nzende Nadeln und Prismen, die sich beim Eihitzen nicht tr\u00fcben, auf dem Plalinblech, ohne vorher zu schmelzen, verbrennen und weder bei der Xanthinprobe noch bei der Weidet\u2019sehen Reaction die bekannten Farbenver\u00e4nderungen geben. In Wasser losem sie sich schwer, leichter\nin heissem, leicht in Salzs\u00e4ure, schwer in Salpeters\u00e4ure, schwer in Ammoniak, durch welches sie aus ihren L\u00f6sungen gelallt werden. Die L\u00f6sung des salzsauren Salzes giebt mit Pikrins\u00e4ure gelbe, rosetten f\u00f6rmig angeordnete Krystalle, mit Gold-chlorid compacte gelbgef\u00e4rbte Krystalle und Nadelb\u00fcschel, Die ammoniakalische L\u00f6sung liefert bei Zusatz von Silber-nitrat einen flockigen, in Ammoniak etwas l\u00f6slichen Niederschlag, der, in heisser Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st, in die Ilypoxanthinfraction \u00fcbergeht. Durch Entsilbern, Abfiltriren, \u00fcebers\u00e4ttigen mit Ammoniak wird der K\u00f6rper in Form lanzett\u00e4hnlicher Nadeln wiedererhalten. Die Ausbeute betrug 0,05 gr. aus 60 L. Harn ; das trockene Pr\u00e4parat bildete eine seidengl\u00e4nzende Masse.\nIII.\tDurch die G\u00fcte der Herren Geheimrath Gerhardt und Oberarzt Dr. v. Noorden erhielt ich im Laufe des letzten Jahres zweimal gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten von leuk\u00e4mischem Harn, die ich auf einzelne Xanthink\u00f6rper verarbeitete.\na)\tMai 1802. Lienale Leuk\u00e4mie. 11 L. Harn. \u2014 Gew\u00f6hnliches Verfahren. Aus der H y poxanthinff action fallen beim Zusatz von Ammoniak zur w\u00e4sserigen L\u00f6sung sofort Krystallnadeln aus. Gewicht 0,02 gr.; Eigenschaften dieselben wie unter\nb)\tJanuar 1803. Lienal-lyniphatische Leuk\u00e4mie. 35 L Harn. \u2014 Der von Phosphaten befreite Harn wurde\n') Vergl, jedoch unten S. \u00dc10, Z. l v. o.\n2) I)iose und die nachfolgenden Untersuchungen sind noch ver\u00f6ffentlicht.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"209\nmil Silbernilrat gefallt, Her Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt, das zur Trockne gedampfte Filtrat auf dem Wasserbade mit dreiprocenliger Schwefel., s\u00e4ure digcrirl, stehen gelassen, filirirt; das Filtrat sehr schwach ammoniakalisch gemacht, nach einigen Minuten von dem entstandenen Niederschlage abflltrirt Nach 24 st\u00e4ndigem Stehen fanden sich an der Obcr-ll\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit und am Boden des \u00fcef\u00e4sses sp\u00e4rliche gelbgetarbte Kryslalle (Gewicht 0,120 gr.). Die abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit schied nach dem Verjagen des Ammoniaks noch 0,08 gr. roher Xanthink\u00f6rper ab, deren Hypoxanthinfraction fernere 0,01 C gk derselben Kryslalle lieferte'). Die gesammle' Ausbeute wurde in verd\u00fcnnter Sal/.s\u00fcure gel\u00f6st, liltrirt,' das f f iltrat mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt. Sofort fiel ein dichter weisser Niederschlag aus, der durch starke Verd\u00fcnnung und Kochen wieder in L\u00f6sung gebracht wurde. Nunmehr schied sich die Substanz langsam in grossen farblosen Prismen aus. Auf dom Filter\ngesammelt erschien sie als filzarlige seidengl\u00e4nzende Masse.\nDie Kryslalle sind luftbest\u00e4ndig., verbrennen \u00e4uf dem Platinblech ohne zu schmelzen, geben weder die Xanthin- noch die Weidel\u2019sche Reaction. Sie l\u00f6sen sich sehr schwer in kaltem, leichter in heiss\u00f6rn Wasser nur schwer in Ammoniak, durch das sie aus ihren\u2019 L\u00f6sungen gef\u00e4llt werden, leicht in Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure, schwer in Salpeter saure. Die con-contrirtc L\u00f6sung des salzsauren Salzes giebt mit kaltges\u00e4ttigter Pik^ins\u00e4urel\u00f6sung einen aus grossen B\u00fcscheln bestehenden Niederschlag. Zusatz von Goldchlorid erzeugt in der salzsauren L\u00f6sung eine gut krystallisirle F\u00e4llung. Die ammoniakalischo L\u00f6sung wird durch Silbernitrat gef\u00e4llt; das Pr\u00e4cipitat verh\u00e4lt sich genau wie beim Hinderharn angegeben.\n\u2019) Ueher die weitere Bearbeitung vergl. unten S. 211.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nDie Uebereinstimmung der vier Pr\u00e4parate untereinander bedarf nach der Aufz\u00e4hlung ihrer Keactionen kaum einer weiteren Erl\u00e4uterung/ Da die \u00e4lteren Pr\u00e4parate noch vorhanden waren, so konnte ich leicht die einzige abweichende Angabe (\u00fcber den Verlauf der Xanthinreaction bei dem K\u00f6rper aus dem Schweinelmrn) nachpr\u00fcfen und richtig stellen. Die Karbenreaction war jedenfalls durch Erhitzen \u00fcber freiem Feuer (anstatt auf dem Wasserbade) entstanden.\nNur mit einem Reagens bin ich zu ungleichen Resultaten gekommen, n\u00e4mlich mit dem Platinchlorid. Ein unzweifelhaftes Chloroplatinat, bestehend aus sandartigen polyedrischen Kryslallen, habe ich allein beim Rinderharn liekoinmen; beim Schweineharn und beim leuk\u00e4mischen Urin erhiel} ich Kry-stalle, die den Eindruck gelbgef\u00e4rbter salzsaurer Salze machten. Vielleicht gelingt es mir, bei Gelegenheit den Widerspruch aufzukl\u00e4ren.\nH\u00f6chst wahrscheinlich ist meine Substanz identisch mit lia 1 k e 's Episarkin. Daf\u00fcr sprechen nicht blos die bisher aufgez\u00e4hlten, mit der einzigen Ausnahme der Pikrins\u00e4urereaction durchweg \u00fcbereinstimmenden Eigenschaften, sondern auch einige von R a 1 k e besonders hervorgehobene Kennzeichen, die Violett filrbung beim Eindampfen mit chlorsaurem Kali und Salzs\u00e4ure und nachtr\u00e4glicher Einwirkung von Ammoniak, sowie die F\u00e4llbarkeit durch Kohlens\u00e4ure aus schwach ammoniakalischer Losung. W\u00fcnschenswert!! w\u00e4re es allerdings, \u00fcber ilas Verhalten des Ammoniaks zum Episarkin etwas zu erfahren. Bisher liegt nur die Bemerkung von Balke vor, dass das Lpisarkiu sich aus schwach ammoniakalischer L\u00f6sung inner-hafb 12 Stunden ausgeschieden habe. Aber dieses Verhalten ist wicht beweisend f\u00fcr Schwerl\u00f6slichkeit in Ammoniak; Balke hat ganz dasselbe beim IJeteroxanthin, einem in Ammoniak leicht l\u00f6slichen K\u00f6rper, beobachtet.\nDie Ausbeute wurde bei meinen wie bei Balke\u2019s Darstellungen durch die L\u00f6slichkeit der Silberverbindung beeintr\u00e4chtigt. Beim zweiten Leuk\u00e4mieharn, wo ich nach Entfernung der Harns\u00e4ure den K\u00f6rper spontan ausfallen Hess, war sie daher verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig gr\u00f6sser. Diese Vereinfachung\nt\nr/U;","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"I\nSlides Verfahrens fct auch in anderer Beziehung nicht ohne Interesse, weil sie einerseits die Schwerl\u00f6slichkeit des K\u00f6rners\nze.St, andererseits seine Pr\u00e4existenz im Urin wahrsehein-lieber macht.\nGegen Verwechselungen .mit Guanin und Adcnin. 'dio\nvielleicht Vorkommen 'k\u00f6nnten; sch\u00fctzt in. ersten Fdle das\nc i en de, Xanthinreaction, im zweiten das Ausbleiben, der\nrubung hei o3* und der abweichende Verlauf der Pikriii-s\u00e4urereaction.\nVon dem anderweitigen Inhalt der wert hvolleh Arbeit tes errn Balke, .auf die ich k\u00fcnftig zur\u00fcckzukommen holte, hebe ich heute nur eine Darstellung von Paraxanthin und.\neteroxanthin hervor, die nach meinem Verfahren ohne Schwierigkeiten gelang. Bemerkenswerth ist auch die Gewinnung von Heteroxanthin in gut ausgcbildelen Krystallen und eine Stieksloffbestimmung im Heteroxanlhin, deren'Ergehn,ss die Formel C.ll.N.O, (Methylxanlhin) in erfreulicher Weise best\u00e4tigt.\n, .Es bl\u00b0lbt mir noch (lie Aufgabe, den vorher abge-brochenen Bericht \u00fcber den Leuk\u00e4mieharn zu vervollsl\u00e4n-\ndigen. - Nachdem die spontan ausgeschiedenen Xanthin-korper abfiltnrt waren, wurde \u00ablas neutrale Filtrat von der Schwefels\u00e4ure durch Baryt befreit, mit Bleiessig getunt, der Niederschlag mit kaltem Wasser gewaschen, abgepresst und eimal mit grossen Mengen Wasser ausgekocht, \u00dfie ent-\u00bb eiten Extrade wurden mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung gelallt, die Niederschl\u00e4ge mit SehwefelwassorstotT zerlegt die Filtrate stark eingedampft. Auf diese Weise erhielt ich geringe jedesmal ziemlich gleiche Mengen des unten zu beschreibenden orpers. Schliesslich wurde der ausgekochte Niederschlag selbst mit Schwefelwasserstoff zerlegt und die so erhaltene Ausbeute mit den fr\u00fcheren vereinigt.\nIch erhielt auf diesem Wege etwa 0,1 gr. einer weissen amorphen Substanz von folgendem Verhallen. Sie l\u00e4rbl sich bei \u00ab ei anthinprobe nicht, nimmt dagegen bei der Weidel\u2019s\u00e7hen","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"rtoiiction eine lebhafte Rothlarbung an. Sie l\u00f6st sich ziemlich schwer in kaltem, auffallend leicht in warmem Wasser, leicht in Ammoniak, in betr\u00e4chtlicher Menge in warmem Alkohol von 95V Minerals\u00e4uren l\u00f6sen sie mit Leichtigkeit; die.salz-saure L\u00f6sung krystallisirt erst nach sehr starkem Einengen Die ammoniakalische L\u00f6sung gibt mit Silbernitrat eine schon m sehr verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure leicht l\u00f6sliche F\u00e4llung. Sublimat und essigsaures Kupfer ergeben F\u00e4llungen. Die neutrale w\u00e4ssrige L\u00f6sung wird durch Bleiessig gefallt, jedoch nicht bei \u25a0genwart von Bleizucker; der Niederschlag l\u00f6st sich beim Anw\u00e4rmen und Rillt beim Erkalten wieder aus.\nDie Substanz zeigt also, besonders in ihrem Verhalten /.um Bleiessig, Aehnlichkeit mit dem Carnin, unterscheidet sich aber von ihm durch ihre L\u00f6slichkeit in Alkohol. Eine Darstellung der Xanthink\u00f6rper des Harns in sehr grossem Massstab, mit der ich seit einiger Zeit besch\u00e4ftigt bin, wird mir vermut blich Gelegenheit bieten, den K\u00f6rper in gr\u00f6sseren Mengen zu erhalten, weshalb ich mir das genauere Studium desselben Vorbehalten m\u00f6chte.","page":212}],"identifier":"lit16949","issued":"1894","language":"de","pages":"207-212","startpages":"207","title":"Weitere Untersuchungen \u00fcber die Xanthink\u00f6rpern des Harns","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:48:23.028886+00:00"}