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{"created":"2022-01-31T16:25:18.632819+00:00","id":"lit16954","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Horbaczewski, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 18: 335-340","fulltext":[{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Analyse zweier seltener Harnsteine.\nV\nVon\nJ. Horbaczewski.\n(Dor Redaction zugpgangen am 19. Juli 1893.)\nI. Pettconcrement.\nIm Januar d. J. wurden vom Collegen Herrri' Prof. May dl bei einem 56 Jahre alten Manne durch hohen Blasen-schnitt 5 Steine herausbef\u00f6rdert, die mir zur Untersuchung \u00fcbermittelt wurden. Die Steine waren auffallend leicht,* einer etwa von Bohnen-, zwei etwa von Erbsengr\u00f6sse, nicht vollkommen abgerundet, etwas br\u00f6ckelig, leicht zerdr\u00fcckbar, jedoch knetbar, von grau-brauner Farbe und wogen zusammen nicht ganz 0,5 gr. Trotzdem die Menge des zur Disposition stehenden Materials eine ziemlich ungen\u00fcgende war, wurde doch der \\ ersuch unternommen, eine Analyse auszuf\u00fchren, da es sich anscheinend um Urostealithen handelte, die nur \u00e4usserst selten Vorkommen.\nZur Analyse wurden 0,40 gr. verwendet, die zun\u00e4chst mit Aether vollst\u00e4ndig extrahirt wurden. Dabei l\u00f6sten sich ie teine bis auf ganz d\u00fcnne, grau und braun gef\u00e4rbte H\u00fclsen auf, die die Form der Steine beibehielten, innen jedoch leer waren und nur graue und braune Septe und Krusten eingeschlossen hielten.\n\u00fc ,.ADieser in Aether unl\u00f6sliche Antheil der Steine wog ^r*\tIo und bestand z. Th. aus anorganischen\nMollen, von denen CaO, MgO, Fe,0\u201e CO, und PO nachgewiesen werden konnten, z. Th. aus organischen Verbindungen.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Menge der anorganischen S\u00fclze wurdeit 0,0157 gr. Substanz verascht und es wurde 0,0010 gr. === 0,8 \u00b0/0 Asche erhalten.\t\u25a0 v- r- :;\nDer organische Antheil der in Aether unl\u00f6slichen Substanz betrug demnach 11,7 \u00b0/0 des Steingewichtes, Die Substanz war amorph, gab mit Millon 'schein Reagens Rothf\u00e4rbung, mit Salpeters\u00e4ure Xanthoprote\u00efnreaction, bestand daher z. Th. aus Eiweiss oder Mucin, enthielt wahrscheinlich etwas Blutfarbstoff, der sich bei der mikroskopischen Untersuchung in Form brauner Schollen kundgab und wof\u00fcr auch die Anwesenheit von Eisen in der Asche spricht.\nBei Behandlung der Krusten mit Salzs\u00e4ure schieden sich mikroskopisehe, nadel formige, ih Wasser und kaltem Alkohol unl\u00f6sliche, in Aether dagegen leicht l\u00f6sliche Krvstalle aus. Mit dem im Nachfolgenden hii.tgeiheilten weiteren Befunde zusammengenommen unterliegt es kaum einem Zweifel, dass es sich um in Wasser unl\u00f6sliche Seifen (Kalk- und Magnesia-Verbindungen mit Fetts\u00e4uren) handelte, die durch Salzs\u00e4ure\nzerlegt wurden und freie Fetts\u00e4uren lieferten.\nDie \u00e4therische L\u00f6sung lieferte nach dem Verdampfen des Aethers einen fast ganz farblosen, krystallinischen R\u00fcck-\nstand, der nach dem Trocknen im Vacuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure 0,3400 gr. \u2014 85,0 \u00b0/0 des Steingewichtes wog. ^ ;\nDieser R\u00fcckstand wurde mit verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung gesch\u00fcttelt, in welcher sich ein The il desselben l\u00f6ste und eine stark sch\u00e4umende Fl\u00fcssigkeit lieferte, w\u00e4hrend ein Theil ungel\u00f6st in der Fl\u00fcssigkeit suspendirt blieb. Beim Aussch\u00fctteln der Fl\u00fcssigkeit mit Aether l\u00f6ste sich der suspendirte Niederschlag sofort auf, w\u00e4hrend die w\u00e4sserige L\u00f6sung nach einigem Stehen unter \u00ab Seifenleim \u00bb-Bildung erstarrte. . \u25a0\nNach dem Verdampfen der \u00e4therischen L\u00f6sung wurde ein aus Fett bestehender R\u00fcckstand erhalten, der 0,1330 gr. == 33,5 \u00b0/0 wog. Aus der heissen Seifenl\u00f6sung wurden durch Schwefels\u00e4ure Fetts\u00e4uren abgeschieden, deren Menge demnach\n0,-2001 gr. = 51,5 \u00b0/0 betrug.\nDas Fett wurde mit alkoholischer Kalilauge verseift, die Seifenl\u00f6sung nach dem Verjagen des Alkohols mit Aether","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u2018 337\nausgesch\u00fcttelt, die \u00e4therische L\u00f6sung verdampft, wobei i ein\u00f6 kleine Menge eines kristallinischen R\u00fcckstandes erhalten wurde. Derselbe wurde mit Wasser und kaltem Alkohol gewaschen, in Alkohol und Aether gel\u00f6st, die L\u00f6sung verdampft. Es krystallisirten farblose Pl\u00e4ttchen aus, die mit Schwefels\u00e4ure und Jod die bekannte Cholesterin-Reaction gaben.\nAus der w\u00e4sserigen Seifenl\u00f6sung wurden durch Schwefel-sinre in der Ilitze Fetts\u00e4uren abgeschieden, abliltrirt und die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde noch in \u00fcblicherweise auf Glycerin gepr\u00fcft. Diese Pr\u00fcfung f\u00fchrte zu keinem positiven Resultate, da die Menge der Substanz zu gering war.\nDas aus dem Fett abgeschiedene Felts\u00e4uregemisch hatte einen Schmelzpunkt von 52,5\u00b0 C., w\u00e4hrend dasjenige a\u00fcs der urspr\u00fcnglichen (durch Sch\u00fctteln des Aether-R\u00fcckstaiides mit Sod;i erhaltenen) Seifenl\u00f6sung abgeschiedene bei 55,5'\u00b0 <:. schmolz.\nAlle Fetts\u00e4uren wurden nun zusammen in Alkohol gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Soda versetzt, abgedampft, der bei 130\u201d C. getrocknete R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol e.xtrahirt und die alkoholische L\u00f6sung mit einer alkoholischen L\u00f6sung von essigsaurem Baryt fractionirt gef\u00fcllt.\n\u2022\\. Oie erste gr\u00f6ssere Fraction lieferte nach dem Zersetzen der,Ha,vt-verhindungen mit Salzs\u00e4ure etc. Fetts\u00e4uren, die lud scmolzen.\t*\nli. J1\"\u2019 zweite klein,-,-,. Fraction lieferte Fetts\u00e4urun vom Sc-Invefelinnikl,.\nDie Fetts\u00e4uren der Fraction A. wurden, wieder in Alkohol nacl\u00bb (k'm Versetzen mit Sodal\u00f6sung verdampft, der \" i 130 C. getrocknete R\u00fcckstand in absolutem Alkohol aul-rchoiumen und die L\u00f6sung wieder fractionirt mit alkoholischer Losung von essigsaurem Baryt in 3 Fractioner, gef\u00e4llt. \u2022\nl*ie erste ganz kleine Fraction wurde nicht untersucht..\n, o \\01' <kl z'vp\u2018ten Fraction gaben 0,0f,9'J gr. des t,ei ii'>\u00b0 C- getrockneten Baryumsalzes 0,0100 gr. BaSO cnl-rechend 0,0117 gr. Ba = 19,53\u00b0/.\n*ten,-i\u201esaurer Baryt enth\u00e4lt: 19,49\u00b0 \u201eBa.\n(icfundcn : 19.0:5\" u Ha.","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\t;\nVon der dritten Fraction gaben 0,0719 gr. Baryum-Verhindung; die bei 120# C. getrocknet wurde, 0,0260 gr. BaS04, entsprechend 0,01528 gr. Ba = 21,25 \u00b0/0.\nPalmitinsaures Baryt enth\u00e4lt:\tGefunden:\ni>l,17\u00b0f0 Ba.\t21,25 \u00b010 Ba.\nDie kleinere Fraction B. gestattete wegen zu geringer Menge keine Barytbestimmung mehr. Nach dem Schmelzpunkte (53.50 C.) zu urtheilen d\u00fcrfte dieselbe Myristins\u00e4ure enthalten haben, die bei 53,80 C. schmilzt. Dass diese Fraction noch ein Gemische von fertig Stearins\u00e4ure und viel Palmitin-s\u00e4ure von dem besagten Schmelzpunkte enthalten h\u00e4tte, ist nicht anzunehmen, da bereits die vorher abgeschiedene Fraction reinen palmitinsauren Baryt enthielt.\nDie Steine enthielten demnach: Stearins\u00e4ure, Palmitins\u00e4ure und wahrscheinlich auch Myristins\u00e4ure, und ist die Zusammensetzung derselben folgende :\nWasser . . ... . . ... ...\t2,5 %\u2022\nAnorganische Stoffe .\t... >\t.\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t0,8 \u00bb\nOrganische Stoffe in Aether unl\u00f6slich , . 11,7 \u00bb\n1 Darunter unl\u00f6sliche Ca O- und Mg O-Seifen, wahrscheinlich etwas Blut, Eiweiss oder MucinJ.\t* ;-;y\nOrganische Stoffe in Aether l\u00f6slich .\t.\t.\t8o,0 \u00bb\nDarunter: Freie Fetts\u00e4uren . . .... 51,5 \u00bb y\nFette ; i\t.\t. .\t. \u2022\t; \u2022 ,\u2022 33,5 \u00bb ; ; y\ty. \"\nCholesterin\t.\t. .\t. .\t. . . Spuren.\n. Die Fetts\u00e4uren bestanden aus einem Gemische von Stearins\u00e4ure, Palmitins\u00e4ure und wahrscheinlich Myristins\u00e4ure.\nVon H eil er, Mo ore und Vida u wurden Harnsteine beschrieben, die aus einer eigent\u00fcmlichen, fettartigen Substanz bestehen sollten und Urostealithen genannt wurden. Auch Kr\u00fccken b e r g analysirte einen Urostealithen, fand jedoch, dass derselbe aus Paraffin bestand, welches offenbar von einem Paraffinstabc abgebrochen war. Dieser Forscher h\u00e4lt auch die eben erw\u00e4hnten Urostealithe f\u00fcr zuf\u00e4llig in die Blase hineingelangte Fremdstoffe: Siegellack, oder \u00e4hnliche Producte, resp. Paraffin und bezweifelt das Vorkommen von aus Fett bestehenden Blasenconcremcnten, welche Ansicht auch andere Autoren theilen. y","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nIm vorliegenden Falle handelt es sich, um wirkliche Fettconcremente, die wohl'kaum durch Zufall von Aussen in tlie Blase hineingelangen konnten, sondern sich hier bilden mussten. Der ganze Habitus der Concremente, die Zusammensetzung derselben, die Anwesenheit von Cholesterinspuren sprechen entschieden daf\u00fcr. Auf Grund dieses Befundes kann man wohl nicht mehr zweifeln, dass Blasenconcremente, die aus Fett bestehen, Vorkommen.\nII. Cholesterinconcrement.\nVor einiger Zeit , erhielt ich vom College\u00bb Herrn Prof. Mn y dl, \u00fcber meine Bitte um Ueberlassung eines Cystinsleines, die H\u00e4lfte eines betr\u00e4chtlich grossen, wenig gef\u00e4rbten, krystal-linischen, sich fettig anf\u00fchlenden Concrements, welches den gr\u00f6ssten Umfang von 111 mm., die L\u00e4nge von 65 mm. und dme Breite von 37 mm. hatte, im Ganzen 25,4 gr. wog und cfne bimf\u00f6rmige Gestalt hatte. Dieses Concrement befand sich, im Museum der b\u00f6hmischen chirurgischen Klinik, war mit \u00abCystin\u00bb signirt und wurde vom verstorbenen Prof. Heisz im J. 1881 durch hohen Blasenschnitt hei einem 6j\u00e4hrigen M\u00e4dchen extrahirt, bei dem ein Jahr vorher ebenfalls durch Prof. Weis z ein Cystinstein durch hohen Blasen-\u25a0schnitt entfernt wurde.\n\u00bb\nDie Untersuchung dieses Steines, aus dem Cystin gewonnen werden sollte, ergab nun, dass derselbe gar. kein Cystin enthielt, sondern aus Cholesterin bestand. Eine detaillirte mikro->md makroskopische Beschreibung .dieses Steines wird Herr Dr. Kukula in seiner Monographie \u00abUeber Blasen-Lithiasis in B\u00f6hmen\u00bb, die demn\u00e4chst bei Safar in Wien erscheinen wird, liefern. Ich beschr\u00e4nke mich daher nur auf die Mittheilung der chemischen Analvse.\nV \u25a0\t* .\t*'\n4,0942 gr. Steinpulver wurden mit Aether extrahirt. Die \u00e4therische L\u00f6sung lieferte nach dem Verdampfen des Aethers 3,9248 gr. eines weissen, krystallinischen R\u00fcckstandes, der aus fast reinem Cholesterin bestand. Derselbe wurde mit alkoholischer Kalil\u00f6sung gekocht, die Fl\u00fcssigkeit nach dem Verdampfen des Alkohols mit Aether ausgesch\u00fcttelt, lieferte sch\u00f6n","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nkrystallisirtes Cholesterin, welches nach dem Umkry st allisiien aus Alkohol-Aether einen Schmelzpunkt von 145 \u00ae C., sowie die Heactionen mit Schwefels\u00e4ure und Jod, mit Chloroform und Schwefels\u00e4ure, mit Chloroform, Essigs\u00e4ureanhydrid und Schwefels\u00e4ure, mit Salpeters\u00e4ure und Ammoniak, sowie mit eisenchloridhaltiger Salzs\u00e4ure zeigte, und dessen L\u00f6sung linksdrehend war.\t^\nDer Stein enthielt daher gew\u00f6hnliches Cholesterin. Die w\u00e4sserige, alkalische L\u00f6sung wurde, um etwa vorhandene Fetts\u00e4uren abzuscheiden, mit Schwefels\u00e4ure in der W\u00e4rme anges\u00e4uert, schied aber nur so geringe Mengen derselben aus, dass eine n\u00e4here Untersuchung nicht m\u00f6glich war.\nDer in Aether unl\u00f6sliche Steinantheil war von dunkele gelb-brauner Farbe, l\u00f6ste sich z. Th. in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure unter Aufbrausen \u2014 enthielt demnach Carbonat. Die salz-saure L\u00f6sung enthielt Kalk und Phosphors\u00e4ure. Der in Salzs\u00e4ure unl\u00f6sliche Niederschlag bestand z. Ih. aus Gallenfarb-stolT, der durch Chloroform entzogen und nach dien charakteristischen Heactionen erkannt werden konnte, z. Th. aus einem auch in Alkohol unl\u00f6slichen, in Lauge l\u00f6slichen R\u00fcckst\u00e4nde, der Eiweissreactionen gab und daher aus diesem oder Mucin bestand.\nZur Bestimmung des Wasser- und Aschengehaltes wurden 0,4887 gr. Steinpulver bei 110\u00b0 C. getrocknet und lieferten 0,4718 gr. festen R\u00fcckstand, tier nach dem Verbrennen 0,0027 gr.\nAsche zur\u00fcckliess.\t\u25a0\t\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0'.\u25a0> \u00a3\u00a7\u00a3\nDie Zusammensetzung des Steines war daher folgende:\nWasser. . . ...\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t3,70\t%.\n. Anorganische Salze\t.\t.\t.\t\u2022\t.\t.\t0,5a\t\u00bb -\u2022 .\u2022\t\u25a0.\nOrganische Stoffe .\t*\t\u2022\t.\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t95,99\t\u00bb\nDavon:\nCholesterin . . ,\t.\t.\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t9;>,S7\t\u00bb\nIn Aetlier unl\u00f6sliche organische Stoffe 0,l-> ^\tf\nDieser Btascnstein scbliesst sich an Concremehte an, die von E b s t e in, M e ear t h y und C hur c h beschrieben wurden, die auch Cholesterin enthielten, 1st jedoch durch seine bedeut ende Gr\u00f6sse besonders ausgezeichnet.","page":340}],"identifier":"lit16954","issued":"1894","language":"de","pages":"335-340","startpages":"335","title":"Analyse zweier seltener Harnsteine","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:18.632825+00:00"}