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{"created":"2022-01-31T12:46:34.147240+00:00","id":"lit16975","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 19: 19-37","fulltext":[{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"1\nZur Kenntniss der Nucleoprote\u00efde.\nVon\nOlof Hammarsten.\n(Der Redaction zugegaugcn am 30. Decpmlw 180.T.V\nln denjenigen F\u00e4llen von Glykosurie oder Diabetes, in welchen die Abstammung des Zuckers nicht von dem Glykogen oder anderen Kohlehydraten hergeleitet werden kann, hat man bekanntlich den Ursprung des Zuckers in dem Zerfalle von Eiweissk\u00f6rpern gesucht. Man hat sogar versucht, die Menge Zucker zu berechnen, die im g\u00fcnstigsten Falle aus dem Eiweiss entstehen k\u00f6nnte, und daraus- hat man dann weitere Schl\u00fcsse \u00fcber die Art und Gr\u00f6sse des Stoffwechsels in den verschiedenen Formen von Diabetes gezogen Man darf indessen hierbei nicht \u00fcbersehen, dass es eine besondere t.ruppe von Proteiden gibt, aus denen im Thierk\u00f6rper wahrscheinlich Zucker abgespaltet werden k\u00f6nne, n\u00e4mlich die Glykoprote\u00efde ; und es ist desshalb auch nicht unwichtig, das Vorkommen von solchen Proteiden in den Geweben und Or-tfanen genauer zu erforschen.\nVon diesem Gedanken geleitet, maclde ich mir schon vor mehreren Jahren zur Aufgabe, zu erforschen, in wie weit es ausser den echten Mucinen und den im Thierk\u00f6rper weit verbreiteten Mucoiden auch andere Glykoprote\u00efde in den Geweben g\u00e4be. Dabei richtete ich besonders meine Aufmerksamkeit aul die Milchdr\u00fcse, das Pankreas und die Leber, und ich fand auch bald, dass besonders aus den zwei erstgenannten Organen","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 :\nohne Schwierigkeit ein Proteid sich isoliren l\u00e4sst, welches beim Sieden mit verd\u00fcnnter Minerals\u00e4ure eine reducirende Substanz liefert. Die in gewissen Hinsichten unerwarteten Resultate, die ich im Laufe der Arbeit erhielt, und die vielen neuen Fragen, die in Folge davon sich auf dr\u00e4ngten, machten es indessen bald noth wendig, die Untersuchung auf nur ein bestimmtes Organ und ein bestimmtes Proteid zu beschr\u00e4nken. Aus diesem Grunde Hess ich auch bald die Untersuchungen \u00fcber die Milchdr\u00fcse und die Leber bei Seite und wandte mich ausschliesslich zu der Untersuchung des Pankreasprote\u00efdes.\nDie Resultate dieser schon vor mehreren Jahren be* gonnenen Untersuchungen theilte ich im M\u00e4rz 1892 der \u00e4rztlichen Gesellschaft in Upsala mit, und diese Untersuchungen sind schon vor bald einem Jahre in schwedischer Sprache ver\u00f6ffentlicht worden. Ich hatte gehofft, dieselben vor dieser Ver\u00f6ffentlichung in mehreren Hinsichten vervollst\u00e4ndigen zu k\u00f6nnen; da mir aber die Zeit hierzu gefehlt hat und da ich auch in dem n\u00e4chsten Jahre diese Arbeit wahrscheinlich ruhen lassen muss, Wollte ich mit der Ver\u00f6ffentlichung der bisher ge-won neu en Resultate in deutscher Sprache nicht l\u00e4nger z\u00f6gern.\nWenn die fein zerschnittene oder zerhackte, vorher rein-pr\u00e4parirte, ganz frische Pankreasdr\u00fcse von Rindern in Wasser rasch gekocht wird, so erh\u00e4lt man leicht ein ganz klares, blassgelb gef\u00e4rbtes Filtrat, in dem man nach dem Erkalten durch Zusatz von Salzs\u00e4ure bis zu 1\u20142 p. m. oder von Essigs\u00e4ure, 5\u201410 p. in., einen reichlichen, weissflockigen Niederschlag erh\u00e4lt. Durch wiederholtes Aufl\u00f6sen in Wasser mit H\u00fclfe von m\u00f6glichst wenig Alkali und Wiederausf\u00e4llen mit einer S\u00e4ure kann dieser Niederschlag, welcher aus dem Proteide besteht, gereinigt werden. Eine durch Zusatz von sehr wenig Alkali bereitete, w\u00e4sserige L\u00f6sung des so gewonnenen Proteides gibt bei Ausf\u00fchrung der Tromm ergehen Probe keine Spur einer Reduction. Versetzt man sie dagegen mit einer verd\u00fcnnten Minerals\u00e4ure, so dass sie etwa 1 \u20142% HCl oder 2- 4\u00b0/0 II,S04 enth\u00e4lt, Und erhitzt im Wasserbade eine halbe oder ganze Stunde, so kann man nunmehr, wenn die L\u00f6sung mit einer passenden Kupfersulfat- und Alkalimenge","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"versetzt wird, eine sch\u00f6ne Reduction erhalten. Bei dem Erhit7.cn im Wasserbade spaltet sich aber auch eine reichliche Menge von Nucleinbasen, besonders Guanin, ab Und in Folge dessen / erh\u00e4lt man leicht statt der typischen Trommer\u2019schen Probe je mach der Menge des Kupfersulfates einen blassblaucn, weiss-lich gr\u00fcnen oder missfarbigen Niederschlag').\nWegen des Auftretens einer reduci'rendcn Substanz nach dem Sieden mit einer Minerals\u00e4ure glaubte ich, besonders bevor ich die Abspaltung des Guanins kennen gelernt hatte, hier ein neues Glykoprotei'd gefunden zu haben. Die weiteren Beobachtungen und in erster Linie die Sticksloffbestimmungen lehrten indessen bald, dass die Verh\u00e4ltnisse hier etwas com-plicirter waren.\nDa die Glykoproteide, wie die Mucine, die Muco\u00efde und das Helicoprote\u00efd aus der Weinbergschnecke*) als Spoltungs-producte Eiweiss und Kohlehydrate oder Kohlehydrats\u00e4uren liefern, m\u00fcssen sie selbstverst\u00e4ndlich \u00e4rmer an Stickstoff als das Eiweiss sein. Dementsprechend schwankt auch der Gehalt der bisher Untersuchten Glykoproteide an Stickstoff zwischen () 7. und 13.7\u00b0/o. Das aus dem Pankreas dargestellte Proteid hatte dagegen den auffallend hohen Gehalt von 17,4\u00b0/0 Stickstoff und es war also sogar etwas reicher an Stickstoff als die meisten genuinen Eiweissk\u00f6rper thierischen Ursprunges., Otlenbar handelte es sich hier also entweder um ein von einer anderen stickstoffreichen Substanz verunreinigtes Glyko-prote\u00efd oder auch um ein Proteid ganz anderer Art als die bisher bekannten Glykoproteide.\nBei der Zersetzung des fraglichen Prote\u00efdes mit Schwefels\u00e4ure von etwa 2\u00b0/0 im Wasserbade beobachtete ich einige Male, dass die saure L\u00f6sung, wenn sie etwas concentr\u00e2t wurde, nach dem Erkalten einen br\u00e4unlich gef\u00e4rbten, kpy->tallinischeri Bodensatz absetzte. Aus einer gr\u00f6sseren Proteid-\n') Man vergleiche die Beobachtungen von Drechsei und Bai k e m der Inauguraldissertation von Paul Balke \u00abZur Kenntnis\u00ab der Xanthink\u00f6rper, Leipzig 1893.\nOlof Ham mars ten, Studien fiber Mucin etc.. PN figer s Archiv, Bd. 36, S. 428.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"; 22\nmenge stellte ich eine gr\u00f6ssere Portion der fraglichen Substanz dar und nachdem ich sie durch Entf\u00e4rben mit Thierkohle und Umkrystallisiren gereinigt hatte, fand ich, dass sie aus Guaninsulfat bestand.\nDer hohe Stickstoffgehalt des Pankreasproteides war also leicht erkl\u00e4rlich. Er r\u00fchrte von einem Gehalte demselben an Nuclein basen her. Unter diesen Basen findet sich in unver-h\u00e4ltnissm\u00e4ssig gr\u00f6sster Menge das Guanin vor, w\u00e4hrend ich von den anderen Basen so unbedeutende Mengen erhalten habe, dass ich sie nicht zum Gegenstand einer genaueren Untersuchung habe machen k\u00f6nnen. Aus diesem Grunde spreche ich auch oft in der Folge der K\u00fcrze halber statt von Nuclei'nbasen einfach von dem Guanin.\nNachdem ich aus dem Proteide Guanin erhalten hatte, war die n\u00e4chste Frage also die, ob das Guanin nur als Verunreinigung dem Proteide beigemengt oder als Spaltungs-pr\u00f6duct aus dem Prote\u00efdmolec\u00fcle hervorgegangen sei. F\u00fcr die letztere M\u00f6glichkeit spricht schon die constante Zusammensetzung des Proteides. Hinsichtlich des Stickstoffgehaltes habe ich 8 verschiedene Pr\u00e4parate analysirt, die durch wiederholtes Aufl\u00f6sen in alkalihaltigem Wasser und Ausf\u00e4llen theils mit Essigs\u00e4ure und theils mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure dargestellt und gereinigt waren, ln diesen 8 Pr\u00e4paraten schwankte der Stick* stoffgehalt nur zwischen 17,3 und 17,45 \u00b0/0.\nUm die element\u00e4re Zusammensetzung des Pankreas-proteides weiter zu beleuchten, theile ich hier diejenigen Zahlen mit, die ich bei der Elementaranalyse drei verschiedener Pr\u00e4parate erhalten habe. Die Zahlen beziehen sich auf die mit Alkohol und Aether ersch\u00f6pfte, als aschefrei berechnete ; \u25a0 Substanz.\t\u2018\n: 1\t1\t] Cl. '\tN.\ti im\tP.\n1 1 \u2022\tI\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t*3,56 \u201cl.\t5,46%\t17,45%\t0,724 %\t4,45%;\n\u2022 2 \u2022 \u25a0 -;\t: J\t43,51 \u00bb\t5,43 \u00bb\t17,35 \u00bb\t0,731 \u00bb\t4,54 \u00bb\n. o M d. \u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t;\t43,78 \u00bb\t5,47 \u00bb .\t17,37 \u00bb\t0,730 \u00bb\t4,44 \u00bb\nMittel . . . > !\t43,62%\t5,45 \u00bb . \u2022 ' \u2022\t17,39%\t0,728%\t4,48%","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nDie Substanz ist stark eisenhaltig. Quantitative Bestimmungen des Eisens habe ich indessen noch nicht ausgef\u00fchrt.\nWenngleich die constante Zusammensetzung der verschiedenen Pr\u00e4parate entschieden gegen die Annahme spricht, dass das Guanin nur als Verunreinigung der Substanz beigemengt rsei, so habe ich doch auch in anderer Weise die Berechtigung einer solchen Annahme zu pr\u00fcfen mich bem\u00fcht. ( m das von mir dabei befolgte Verfahren zu beleuchten, fheile ich hier als Beispiel den folgenden Versuch mit.\nIch bereitete mir eine 1 procentige L\u00f6sung d\u00e8s Prote\u00efdes in schwach ammoniakalischem Wasser und mass von derselben drei Portionen von je 20 cbcm. ab. Die erste Portion versetzte ich mit 10 cbcm. Schwefels\u00e4ure (von 10 \u00b0/0) und \u00fcbers\u00e4ttigte darauf mit silbernitrathaltigem Ammoniak (einem Gemenge von 30 cbcm. lOprocentigem Ammoniak und 2 cbcm. einer \u00bbprocentigen Silbernitratl\u00f6sung). Diese Portion blieb liicibei absolut klar, und im Laute von 8 Tagen (l\u00e4nger setzte ich die Beobachtung nicht fort) trat keine Spur einer Tr\u00fcbung oder F\u00e4llung auf. Es konnte also in dieser Portion keine Spur von Nucle\u00efnbasen direkt nachgewiesen werden. Die zweite Portion versetzte ich ebenfalls mit 10cbcm. einer lOpro-centigen Schwefels\u00e4ure, erw\u00e4rmte sie aber darauf w\u00e4hrend \u2018\u2018iner Stunde im Wasserbade. Nach dem Erkalten f\u00fcgte ich dieselbe Menge ammoniakalischer Silberl\u00f6sung wie in der ersten Portion hinzu, und es trat dabei sogleich eine starke Tr\u00fcbung auf, die bald in eine flockige F\u00e4llung von Guanin\u00e4ther \u00fcberging. In dieser Portion konnte also die Gegenwart von Nucle\u00efnbasen nach dem Erw\u00e4rmen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure . leicht nachgewiesen werden. Gegen die Beweiskraft, dieser Versuche k\u00f6nnte man nun den Einwand machen, dass das mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure in der W\u00e4rme nicht behandelte Proteid vielleicht die F\u00e4higkeit hat, die Ausf\u00fcllung etwa gebildeten Guaninsilbers zu verhindern. Um die Berechtigung einer solchen Einwendung zu pr\u00fcfen, verunreinigte ich absichtlich die dritte Portion mit einigen Milligrammen in sehr wenig verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6sten Guanins und setzte nun verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure und darauf ammohiakalische Silber-","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\t.\nl\u00f6sung wie in der Portion 1 hinzu. In dieser Probe trat nun sogleich eine Tr\u00fcbung und bald darauf ein feintlockiger\nNiederschlag auf, und es konnte also in dieser mit S\u00e4ure nicht erw\u00e4rmten Probe das absichtlich zugesetzte Guanin nachgewiesen weiden.\nVersuche dieser Art und mit geb\u00fchrend variirten quantitativen Verh\u00e4ltnissen habe ich mehrere Male ausgef\u00fchrt und immer mit demselben Resultate. In der mit S\u00e4ure nicht erw\u00e4rmten L\u00f6sung des Proteides konnte nie die Spur einer Nucleinbase nachgewiesen werden; in der mit S\u00e4ure erw\u00e4rmten L\u00f6sung gelang dieser Nachweis dagegen leicht und sicher;\nAus diesen Versuchen wie auch aus der constanten Zusammensetzung des Protei\u2019des habe ich mich berechtigt gesehen, den Schluss zu ziehen, dass das Guanin (bezw. die etwaigen anderen Nueleinbasen) nicht dem Proteide einfach beigemengt sind, sondern durch eine Spaltung aus demselben hervorgehen.\nEs handelt sich hier also um ein Proteid von sehr complieirter Zusammensetzung, und aus dein hohen Phosphorgehalte wie auch aus dem Auftreten von Nueleinbasen (Guanin) hei der Zersetzung desselben folgt ohne weiteres, dass es den Nucleirisubstanzen nahe steht. Als ein echtes Nuclein konnte ich es indessen nicht auffassen, denn einerseits spaltet sich aus ihm hei der Pepsinverdauung eine nuclein\u00e4hnliche Substanz ab und andererseits liefert es beim Sieden mit verd\u00fcnnter Minerals\u00e4ure eine reducirende Substanz.\nL\u00f6st inan das Pankreasproteid in Chlorwasserstoffs\u00e4ure von 0,2 \u2014 0,5\u00b0/o HCl, Setzt Pepsinl\u00f6sung hinzu und l\u00e4sst bei K\u00f6rpertemperatur stehen, so scheidet sich nach einiger Zeit eine Substanz von den Eigenschaften des Nucleins ab. Dieses Nuclein, welches dieselben Spaltungsproducte wie das urspr\u00fcngliche Pankreasproteid liefert, ist etwas, aber nur wenig, reicher an Phosphor als dieses. Der Gehalt an Phosphor war n\u00e4mlich 5,21 \u00b0/0\nHinsichtlich der L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse steht das Pankreasproteid indessen den echten Nucleinen nahe, indem es n\u00e4mlich in sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure schwer l\u00f6slich ist. Dies folgt schon aus der Darstellungsmethode, bei deren Be-","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nsprechung ich 'schon angab, dass man die Substanz durch Zusatz von verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure bis zu 0,1 ^\u20140,2\u00b0/0 MCI auslallen kann. Um hierbei gr\u00f6ssere Verluste an Substanz zu vermeiden, ist es indessen nothwendig, die Ausf\u00fcllung in einer kalten, mehl zu stark verd\u00fcnnten Fl\u00fcssigkeit vorzunehmen. Bei den Verdauungsversuchen arbeitet man dagegen am besten mit stark verd\u00fcnnten L\u00f6sungen; und bei der Verdauung mit Pcpsmchlorwasserstoffs\u00e4ure verfuhr ich in folgender Weise Ich l\u00f6ste die Substanz in Wasser mit H\u00fclfe von ein wenig Alkali und verd\u00fcnnte die so gewonnene, neutrale L\u00f6sung mit Wasser, bis der Gehalt an Substanz 0,5% betru\u00bb Diese L\u00f6sung wurde dann auf etwa 37-4-0\u00bb C. erw\u00e4rmt \"und \u201edl dem gleichen Volumen einer ebenfalls auf gegen 40\u00b0 C erw\u00e4rmten Salzs\u00e4ure von 0,5% HCl gemischt.\" Von diesem Gemenge wurde eine kleine Portion der Gontrolle halber abgemessen und in einer Flasche im Verdauungsofen auf-bewahrt. Die Haupt menge der sauren Proteidl\u00f6sun^ wurde mit einer kleinen Menge einer sehr kr\u00e4ftigen sauren Pepsinl\u00f6sung versetzt und bei 40\u00bb C. der Verdauung \u00fcberlassen Schon nach wenigen Stunden fing diese Probe an sich zu tr\u00fcben und es trat bald darauf ein flockiger Niederschlag auf, wahrend die Controllprobe tagelang erw\u00e4rmt 'Werden konnte, ohne sich zu tr\u00fcben. Im Gegentheil wurde die m.-pr\u00fcnglich recht starke Opalescenz etwas schw\u00e4cher.\nDa also das Pankreasproteid bei der Pepsinverdauung unter Abscheidung von einer nucleVn\u00e4hniichen Substanz sich spaltet, sah ich mich nicht berechtigt, das Proteid selbst als ein Nuclein zu betrachten. Ich hczeiehncte es desshalb einfach als ein. Nucleoproteid, wenn ich auch gern zugebe, dass es durch seine Schwerl\u00f6slichkeit in Verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure den Nucle\u00efnen sehr nahe steht.\nEin weil wichtigerer Grund, die Substanz nicht als ein Nuclein aufzufassen, war f\u00fcr mich der Umstand, dass sie beim Sieden mit einer verd\u00fcnnten Minerals\u00e4nre eine redu-cirende Substanz gab. Zu jener Zeit, wo ich in meinen Lntersuchungen zu diesem Punkte gekommen war, fanden sieh n\u00e4mlich meines Wissens noch keine Beobachtungen \u00fcber","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"2G\nlias Vorkommen von Kohlehydratgruppen in Nucle\u00efnsubstanzen vor. Nunmehr sind durch die bahnbrechenden Untersuchungen yon K o s s e 1 und seinen Sch\u00fclern derartige Beobachtungen bekannt geworden, und wenn ich auch fortw\u00e4hrend die Substanz nicht als ein typisches Nuclein betrachten kann, so trage ich selbstvcrs\u00e4ndlich nunmehr nicht das geringste Bedenken, sie als eine Nucleinsubstanz, und zwar als ein Nucleoprotei'd, zu bezeichnen.\n* Ich gehe nun zu dem zweiten wichtigen Spaltungspro-ducte des Pankreasprote'ides, n\u00e4mlich der reducirenden Substanz \u00fcber. Ich muss dabei sogleich bemerken, dass meine Bem\u00fchungen, diese Substanz in reinem Zustande zu gewinnen, bisher ohne Erfolg geblieben sind. Aus diesem Grunde stand ich auch nach einiger Zeit von diesen Bem\u00fchungen ab und versuchte \u2018statt dessen ein Osazon derselben darzustellen. Dies ist mir auch gelungen. Bevor ich aber zu der Besprechung dieses Osazons \u2018) \u00fcbergehe, will ich erst \u00fcber die von mir zur Reingewinnung der Substanz am \u00f6ftersten verwendete Methode berichten, weil diese Methode auch bei der Darstellung des Osazons in der Hauptsache befolgt wurde.\nDas Proteid wird mit Schwefels\u00e4ure von etwa 3\u00b0/0 H,S04 (etwa 30 gr. Proteid auf je 1 Liter S\u00e4ure) einige Stunden im siedenden Wasserbade erw\u00e4rmt. Darauf wird mit Barythydrat fast vollst\u00e4ndig neutralisirt und warm Filtrirt. Aus dem Filtrate scheidet sich beim Erkalten etwas Guaninsulfat aus, welches abfiltrirt wird (durch Auskochen der Baryt(allung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure kann noch eine Portion Guanin gewonnen werden). Das von dem Baryumniederschlage getrennte gelbbraune Filtrat wird mit Baryumcarbonat vollst\u00e4ndig neutralisirt, auf dem Wasserbade verdunstet, von ausgeschiedenen Nucle\u00fcnbasen (Guanin) durch Filtration getrennt, zum d\u00fcnnen Syrup concentrirt und mit \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol gef\u00e4llt. Die blassgelbe, alkoholische Fl\u00fcssigkeit wird von dem braungef\u00e4rbten Niederschlage getrennt. Der letztere wird in wenig Wasser gel\u00f6st unrf ' zum zweiten Male mit Alkohol\n') Obzwar die Natur dieser Verbindung noeh nicht durch Analysen ermittelt ist, nenne ich sie doch in dem Folgenden der K\u00fcrze halber Osazon","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"gef\u00e4llt. Dieses zweite alkoholische Filtrat wird mit dein ersten vereinigt und beide dann bei gelinder Temperatur, 50\u201460\u00b0 C., zusammen verdunstet. Die nach dem Verdunsten des Alkohols zur\u00fcckbleibende Fl\u00fcssigkeit wird mit etwas Wasser verd\u00fcnnt und darauf mit Kupfersull'atl\u00f6sung versetzt, bis kein Niederschlag weiter entsteht. Das neue Filtrat wird mit Barytl\u00f6sung versetzt, der neue Niederschlag abfdtrirt, das Filtrat mit Kohlen-\ns\u00e4ure von \u00fcbersch\u00fcssigem Baryt befreit und wiederum filtrirt. Das zuletzt erhaltene Filtrat wird nun mit einer ziemlich concentrirten L\u00f6sung von Gerbs\u00e4ure in Wasser so lange gef\u00e4llt, bis keine Tr\u00fcbung mehr entsteht. Die \u00fcbersch\u00fcssige Gerbs\u00e4ure entfernt man .darauf aus .lein Filtrate zuerst zum gr\u00f6ssten Theile mit Bleizuckerl\u00f6sung und zuletzt mit Blei-\\ essig, wobei indessen ein theihveiser Verlust an redueirender X Substanz nicht ganz zu vermeiden ist. Aus dem gerbs\u00e4ure-freien Filtrate entfernt man das Blei mit Schwefelwasserstoff, welch letzterer durch einen Luftstrom verjagt wird. Man erh\u00e4lt in dieser Weise zuletzt ein ganz farbloses Filtrat, welches stark reducirend wirkt. Dieses Filtrat br\u00e4unt sich indessen bei dem Abdampfen und es liefert sogar bei dem Verdunsten \u00fcber Schwefels\u00e4ure\u2019bei Zimmertemperatur einen gelbbraunen, amorphen R\u00fcckstand. Behandelt man den letzteren mit Alkohol, so l\u00f6st sich die Hauptmasse, w\u00e4hrend ein flockiger, ungel\u00f6ster Rest zur\u00fcckbleibt.. L\u00e4sst man das alkoholische Filtrat \u00fcber Schwefels\u00e4ure verdunsten, so erh\u00e4lt man wiederum einen syrup\u00f6sen R\u00fcckstand, der zum Tlieil m Alkohol l\u00f6slich, zum Theil darin unl\u00f6slich ist. Die Substanz scheint sich also bei dem Verdunsten zu zersetzen und noch habe ich, wie gesagt, keine Methode zur Reingewihnung der reducirenden Substanz finden k\u00f6nnen:\nlieber die Eigenschaften derselben habe ich desshulb auch nicht viel zu sagen. Die Substanz ist leicht l\u00f6slich in Alkohol. Aus dieser L\u00f6sung wird sie durch Zusatz von Aether als eine amorphe, weisslich gelbe Masse gef\u00e4llt, die in Wasser \u00e4usserst leicht l\u00f6slich ist. Diese L\u00f6sung hat einen schwach s\u00fcsslichen und etwas bitteren Geschmack,. Ob die L\u00f6sung optisch activ ist, habe ich nicht entscheiden k\u00f6nnen,.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"weil ich entweder mit zu verd\u00fcnnten oder, bei st\u00e4rkerer Concentration mit zu stark gef\u00e4rbten L\u00f6sungen gearbeitet habe. Die L\u00f6sung verg\u00e4hrt mit Hefe nicht. Auffallend ist es, dass die L\u00f6sung eine starke Reaction auf Pen tosen mit Phloroglucin-salzs\u00e4ure gibt. Ebenso gab die etwas concentrirtere L\u00f6sung bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure Furfurol im Destillate.\nZur Darstellung des Osazons verwendete ich am \u00f6ftersten das, wie oben angegebenerhaltene, mit Schwefelwasserstoff entbleite Filtrat. Nach dem vollst\u00e4ndigen Verjagen des Schwefelwasserstoffs wurde neutralised, mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat versetzt und im Warmbade etwa eine halbe Stunde erw\u00e4rmt. Nach dem Erkalten scheidet sich dann in reichlicher Menge das Osazon als eine blassgelbe Masse aus, die abfiltrirt wird. Aus dem Filtr\u00e4te scheidet sich nach fortgesetztem Erw\u00e4rmen beim Abk\u00fchlen noch eine Quantit\u00e4t Osazon aus. Die gelbe Masse, welche an der Luft nach einiger Zeit mit einer braunen, d\u00fcnnen Haut sich \u00fcberzieht, zeigt bei mikroskopischer Untersuchung haupts\u00e4chlich lange, durcheinander geflochtene F\u00e4den oder zu Rosetten vereinigte, feine Nadeln nebst amorphen Massen. Zur Darstellung des Rohproductes ist es \u00fcbrigens nicht nothwendig. das obige entbleite Filtrat zu verwenden. Ich habe n\u00e4mlich auch das Osazon aus dem Filtrate vor der Gerbs\u00e4urebehandlung darstellen k\u00f6nnen ; doch erh\u00e4lt man leichter ein weniger unreines Product aus dem erstgenannten, entbleiten Filtrate.\nBehufs der weiteren Reinigung wird das Osazon wiederholt aus siedendem Wasser oder aus Alkohol durch Verd\u00fcnnung mit warmem Wasser und Erkattenlassen umkrystal-lisirt. Erst nach mehrmaligem Umkrystallisiren kommt man hierbei soweit, dass keine harzigen, amorphen Massen neugebildet werden, und die Reinigung ist desshalb auch leider mit grossen Verlusten verbunden.\nDas Osazon ist \u00e4ussersl schwerl\u00f6slich in kaltem Wasser, l\u00f6st sieh aber verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig leicht in siedendem. Wenn die L\u00f6sung nicht sehr verd\u00fcnnt ist, so erstarrt sie beim Erkalten zu einer gelben Masse, die aus H\u00e4uten und zusammen-gefilzten Nadeln besieht. L\u00f6st man dagegen das Osazon in","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\nviol warmem Wasser, so dass die Ausscheidung langsam aus einer sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sung erfolgt, so erhalt man, wenn das Osazon im \u00fcbrigen rein ist, lauter feine KrystalIn\u00fcdelchen, die zu Ballen oder Rosetten gruppirt sind. Das Osazon ist ungemein leicht l\u00f6slich in Alkohol, Aether und Chloroform. Aus der verd\u00fcnnten alkoholischen L\u00f6sung kann man, wie oben bemerkt, durch Verd\u00fcnnung mit warmem Wasser bis zur bleibenden Tr\u00fcbung und Erkallenlassen das Osazon umkrystallisiren.\nNachdem ich bei der Reinigung des Osazons so weit gekommen war, dass es bei mikroskopischer Untersuchung nur rosettenartig gruppirte feine Krystallnadeln ohne Beimengung von amorpher Substanz zeigte, bestimmte ich den. Schmelzpunkt desselben. Das Osaz^on schmolz bei 159\u00b0 G. oder genauer zwischen 158-160\u00b0 C. Selbst \u2022 nach neuem 1\u20145maligem Umkrystallisiren blieb der Schmelzpunkt constant.\nTrotzdem ich dieses Osazon mehrere Male dargestellt habe, kann ich doch \u00fcber die elementare. Zusammensetzung desselben keine Angaben machen. Wegen der bei der Reindarstellung unvermeidlichen grossen Verluste habe ich n\u00e4mlich im Ganzen nur wenig Substanz erhalten und die einzige Elementaranalyse, die ich unternommen habe, ging leider (lurch einen Unfall verloren.\nAus dem Schmelzpunkte und den L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen des in Rede stehenden Osazons folgt indessen, dass es mit keinem der gew\u00f6hnlichen Osazone identisch sein kann. Dagegen hat es denselben Schmelzpunkt wie die Osazone^ der Pentaglykosen, und dieses Verhalten wird von einem besonderen Interesse, wenn man der Beobachtungen von E. Sal-kowski und M. Jastrowitz1) sich erinnert. Diese Forscher konnten n\u00e4mlich aus dem Harne eines Morphinisten ein Penta-glykosazon darstellen, dessen Schmelzpunkt 159\u00b0 C. war, und welcher mit dem aus dem PankreasproteTde dargestellten auch darin \u00fcbereinstimmte, dass es in kapern Wasser schwer, in warmem dagegen verh\u00e4ltnissrn\u00e4ssig leicht l\u00f6slich war; Wenn uian sich nun weiter vergegenw\u00e4rtigt, dass die von mir erhaltenen L\u00f6sungen der reducirenden Substanz, aus welchen das\n*) Oentralhl. f. die rued. Wiss., Jalirg. .30. 18112, Xr. Ill und 32.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"I\nOsazon dargestollt wurde, mit deni To 1 lens\u2019 sehen Reagens** starke? Pent agi ykosereaction gaben und dass sie ferner bei der Destillation mit Salzsaure reichlich Furfur\u00f6l lieferten, so d\u00fcrfte gewiss die Annahme nahe liegen, dass bei der Spaltung des Pankreaspr\u00f4te\u00efdes mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure Pentaglykose entsteht. '\t\u25a0\nTrotz dieser naheliegenden Annahme d\u00fcrfte es doch vielleicht am richtigsten und vorsichtigsten sein, noch keine ganz bestimmten Schl\u00fcsse zu ziehen, denn es gibt ja ausser den Pentaglykosen noch eine andere Substanz, welche ebenfalls die Pentaglykosereactionen gibt, n\u00e4mlich die Glykurons\u00e4ure*). Bez\u00fcglich des Verhaltens dieser S\u00e4ure zu der Phenylhydrazinprobe gelren indessen leider die Angaben etwas auseinander. E. Fischer*) erhielt aus Glykurons\u00e4ureanhydrid mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat im Wasserbade nach einiger Zeit braune Tropfen und eine z\u00e4he schwarze Masse. Thierleid er3) dagegen erhielt aus glykuronsaurem Kali mit derselben Reaction eine flockige gelbe, aus microscopjschen Nadeln bestehende F\u00e4llung. Die gereinigte F\u00e4llung hatte einen Schmelzpunkt von 114\u2014115\u00b0 G. und einen Gehalt von 16,58\u00b0/0 Stickstoff. Geyer*) erhielt dagegen sowohl mit Glykurons\u00e4ure wie mit glykuronsaurem Natron einen aus gelben, mikroskopischen Nadeln bestehenden Niederschlag, welcher weder hinsichtlich der Krystallform noch bez\u00fcglich der L\u00f6slichkeit irgend welchen Unterschied von dem gew\u00f6hnlichen Glykosazon zeigte. Endlich gibt Hirschier5) an, dass er bei Versuchen mit glykuronsaurem Natron bei kurzdauernder Erw\u00e4rmung zwar Krystalle erhalten hat, dass diese aber nicht ganz wie die gew\u00f6hnlichen Phenylglykosazonkrystalle sich verhielten. Beim Erw\u00e4rmen w\u00e4hrend einer Stunde oder mehr erhielt er nur einen amorphen braungelben Niederschlag.\n| Wheeler und Tollens, Ann.d. Cheih. U. Pharm., 254; Tot-I e hs. (\u00eeii n t h er und de 0haimot, Berliner Berichte. Bd. 23, S. 1752. und Bd. 25. S. 2509.\n2)\tBerliner Berichte, Bd. 17.\t\u25a0\n3)\tZeitschrift f\u00fcr physioh Chemie, Bd. 11.\n*) Wiener Med. Presse, Bd. ?>0.\t.:'r:.\n; ) Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie. Bd. 14.\t'","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"31\nEigene Erfahrungen \u00fcber das Verhallen der Glykuron-f\u00e4ure bei der Phenylhydrazinprobe habe ich nicht mitzutheilen. Wenn ich aber das Verhallen des von mir dargestellten Osazons, sei es mit der einen oder der anderen der obigen, unter einander widersprechenden Angaben vergleiche, so finde ich nur Verh\u00e4ltnisse, welche der Glykurons\u00e4urenatur derselben widersprechen. Ich habe also keinen Grund zu der Annahme, dass die von mir hei der Phenythydrazirtprobe erhaltene krystallisirende Substanz eine Glykmonsaui\u00e9verbindung sei. Hiermit soll nat\u00fcrlich nicht ausgesagl sein, dass bei der Zersetzung des Proleides nicht auch Glykurons\u00e4\u00fcre vielleicht entsteht. Im Gcgenlheil macht das Verhalten der L\u00f6sun-bei der Verdunstung, die ausserordentlich leichte Zersetzung der reducirenden Substanz unter Braunf\u00e4rbung die Gegenwart von Glykurons\u00e4ure unter den Zersetzungsproducten des Proleides nicht unwahrscheinlich. Uebrigens muss ich bemerken, dass die obigen Angaben \u00fcber Pentosereactioncn .nicht aul das Osazon selbst, sondern auf diejenige L\u00f6sung sich beziehen, aus welcher das Osazon dargestellt wurde. Es ist also wohl m\u00f6glich, dass die fragliche L\u00f6sung zwei reducirende Substanzen enth\u00e4lt, von denen die eine die Osazonkrystalle liefert, die andere dagegen die obigen Pentose- oder Glykurons\u00e4urereac-\nhonen gibt. Wie es sich hiermit verh\u00e4lt, muss ich diesmal dahingestellt sein lassen.\nDie riiatsache, dass unter den Spallungsproduclcn des Pankreasprotetdes auch reducirende Kohlehydrate sich vor-faidcn, die einerseits ein krystallisirendes Osazqp liefern k\u00f6nnen und andererseits Pcntoscnreactionen geben, gewinnt an Interesse, wenn man die Untersuchungen von kOssel'; \u00fcber die I lefenucletns\u00e4ure sich vergegenw\u00e4rtigt. Unter den Zersetzung* pioducten der aus Hefe dargestellten Nuclems\u00e4ure mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure konnte er n\u00e4mlich sowohl Pentaglykose wie eine Hexose nachweisen. Meine Untersuchungen zeigen nun \u25a0 dass auch die Nucleinsubslanzen Ihierisehen Ursprunges redu-circnde Kohlehydrate liefern k\u00f6nnen. Dass ein solches Ver-\n') Uel\u00abr die Xurlems\u00e4ure. Verliandlungen der plivsiol. Geseltschari H\u2018\u2018rlln- S'tzung am 1*. Oclober 1S1I2 (Se|iaratalizngi.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"Italien nicht dem Pankreasproteide allein, sondern auch anderen Nuclemsubstanzen zukommt, ist schon an und fur sich wahr-\nscheinlich und es lasst sich direct beweisen. Ich habe n\u00e4mlich,\nwie Eingangs erw\u00e4hnt wurde, auch aus der Milchdr\u00fcse ein Nucleoprote\u00efd isoliren k\u00f6nnen, welches beim Sieden mit Verd\u00fcnnter Mineral s\u00e4ure eine reducirende Substanz liefert. Auch\nin diesem Falle ist es mir gelungen, ein krvstallisirendes Osazon (larzustellen..\t1\nDas nun hinsichtlich seiner Zersetzungsproducte von mir besprochene Nucleoprote\u00efd kommt \u00fcbrigens nicht in der Dr\u00fcse vorgebildet vor. Es entsteht vielmehr beirrT\u00e0eden der Dr\u00fcse mit Wasser durch Zersetzung einer anderen weit mehr komplicirten Nucleinsubslanz, die in der Dr\u00fcse <vorkommt. Dieses letztere Proteid, welches ich der K\u00fcrze halter einfach als Proteid a bezeichne, spaltet sich n\u00e4mlich, wenn seine L\u00f6sung in Wasser gekocht wird, in coagu\u00fcrtes Eiweiss und das oben besprochene Proteid, welches ich Proteid \u00df nenne.\nDies ist der Grund, warum das Proteid \u00df nach dem obigen Verfahren durch Sieden der Dr\u00fcse mit Wasser gewonnen\nwerden kann. Hierbei spaltet sich n\u00e4mlich das Proteid \u00ab in geronnenes Eiweiss und das Proteid \u00df, welches als Alkali Verbindung in dem Filtrate gel\u00f6st bleibt und daraus dureh S\u00e4ure-zusatz gelallt werden kann Das a-Proteid geh\u00f6rt also zu den hochcomplicirten Nucleoproteiden, welche von verschiedenen Forschern als Gewebefibrinogen (Wooldridge), Cellfibrinogen (Wright), Gytoglobin und Pr\u00e4globulin (Alex. Schmidt), Nucleohiston (Rossel und Lilienfeld), Cellglobulin (Halliburton) und Nucleoalbumin (P ekel ha ring) beschrieben\nworden sind. Das \u00df-Proteid steht dagegen dem echten Nuclein sehr' nahe*\nMan kann nun fragen, warum ich das Proteid \u00df, Welches ja nur ein Spaltungsproduct ist, und nicht die M\u00fcttersubstanz desselben, das Proteid a, studirt habe. Hierzu kann ich Folgendes antworten. Da es vor Allem daran lag, die nicht ei weissartigen Spaltungsproducte des Prote\u00efdes zu studiren, war es selbstverst\u00e4ndlich einfacher und besser, ein eiweiss-\n\u00e4rmeres Material als Ausgangspunkt f\u00fcr die Untersuchung zu","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nitehmen. Der wichtigste Grund war aber der, dass die Reindarstellung des Prote\u00efdes \u00bb mit so grossen Schwierigkeiten verbunden ist, dass - wenn man es einigcrmassen rein erhallen will - die Ausbeute daran gar zu gering wird. Eine ausserst schwer zu entfernende Verunreinigung ist der Blut-larbstoll und ebenso ein anderer Farbstoff, der, wie es scheint aus dem Proteide selbst durch Zersetzung an der Luft entsteht\u2019 Kino andere Verunreinigung ist das Trypsin. Das Proteid \u00bb. wirkt n\u00e4mlich so ungemein kr\u00e4ftig verdauend, dass ich nach keiner Methode ein kr\u00e4ftiger wirkendes Trypsin habe hersteilen k\u00f6nnen und es war deshalb auch sogar fraglich, ob nicht das Proteid a als Trypsin zu betrachten w\u00e4re. Auf Grund mehrerer \u00e4lteren Beobachtungen, namentlich der Untersuchungen von K\u00fchne \u00fcber das Trypsin, glaube ich indessen mne solche Annahme zur\u00fcckweisen zu m\u00fcssen, obwohl ich durch eigene Versuche noch keine Klarheit in dieser Fra-e gewonnen habe. Da die Reindarstellung des Prote\u00efdes a mir noch nicht gelungen ist, und da ich namentlich die Annahme, dass das Trypsin eine Verunreinigung desselben sei, noch nicht sicher zur\u00fcckweisen kann, so will ich diesmal keine weiteren Mittheilungen \u00fcber dieses Proteid machen.\nAuf dem Gebiete der Nucleinsubstanzen besteht hinsichtlich der Nomenclatur gegenw\u00e4rtig eine gewisse Unklarheit insofern als einige Forscher alle diejenigen Stoffe, welche bei der Pepsinverdauung ein unl\u00f6sliches, phosphorhaltiges Spal-ungsproduct liefern, als Nucleoalbumine bezeichnen, w\u00e4hrend andere dagegen tlieils von Nucleoalbuminen und theils von Nucleoproteiden sprechen. Aus dieser Unklarheit kann leicht \u2022 ine wirkliche Verwirrung hervorgehen und dies veranlasst mich, meine Stellung zu dieser Namenfrage hier anzugeben.\nKossel') hat bekanntlich den Vorschlag gemacht* dass man a s echte N'ucle\u00efne oder schlechthin als Nucle\u00efnc nur diejenigen Nucleinsubstanzen, welche als Spaltungsproducte Nuclembascn He ern, und als Paranucle\u00efne dagegen die \u00fcbrigen nucieinartigen Substanzen bezeichnen w\u00fcrde. Diesem Vorschl\u00e4ge stimme\n') t'eber <lie clicm. Zusammensetzung der Zelle. Verband! der l'tiysiol. Ges. zu Berlin 1891.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIX\t\u2019","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":".. \u25a0'\t34 .\ni \u25a0 \u25a0\t:\u25a0 . !\u25a0>\t.\t.-. \u2022'''.:. ..... -\nidi nun insofernc bei, als ich ebenfalls es n\u00fctzlich finde, dass die erstgenannten Nuele\u00efne als eine besondere Gruppe von den \u00fcbrigen getrennt werden. Dagegen tr\u00e4ge ich einige Bedenken, alle anderen sog. Nucleinsubstanzen als eine besondere Gruppe zu betrachten und mit dem Namen Paranuclein zu bezeichnen. Es ist n\u00e4mlich offenbar, dass in diesem Falle die Parana dein gruppe Stolle, die unter einander sehr verschiedenartig sind, einzuschHessen kommt.\nAls Paranuele\u00efuc m\u00fcsste man also die bei der Pepsinverdauung ungel\u00f6st zur\u00fcckbleibenden L i e be r m a n n\u2019sehen beeilhalbumine bezeichnen, die nach ihm wahrscheinlich Verbindungen von Eiweiss mit Lecithin sind oder jedenfalls lecithinhaltiges Eiweiss darstellen. Und selbst, wenn man sich nicht gen\u00f6lhigt ansehen will, diese Stoffe als Paranucle\u00efne zu bezeichnen, so bleiben doch noch zwei andere Gruppen von Para* nucleinen \u00fcbrig, die unter einander sehr verschiedenartig sind.\nAus dem Ichthulin haben Kossel und Walter1) ein Paranuclein isolirt, welches bei der Spaltung mit Schwefels\u00e4ure ein energisch reducirendes Kohlehydrat gibt, aus dem mit der Phenylhydrazinprobe sogar eine krystallisirende Verbindung erhalten wurde. In ganz anderer Weise verh\u00e4lt sich dagegen dasjenige Paranuclein, welches aus dem Casein bei der Pepsin-Verdauung entsteht. Aus diesem Paranuclein hat n\u00e4mlich meines Wissens bisher Niemand ein reducirendes Kohlehydrat darstellen k\u00f6nnen, Und diese zwei Paranucle\u00efne sind also grundverschiedener Art.\nDa man in der Chemie den Begriffen Para, Meta und Ortho eine besondere Bedeutung beilegt, finde ich es kaum angemessen, alle nuclem\u00e4hnliche 'Substanzen, welche keine Nuclembasen liefern, als Paranucle\u00efne zu bezeichnen und als eine besondere Gruppe den echten Nucleinen gegen\u00fcberzustellen. Wenn man diejenigen sog. Nucleine, welche Nuclein-basen liefern, mit Kossel als echte Nucleine oder schlechthin als Nucleine bezeichnet, so wurde es nach meiner Ansicht besser sein, wenn man alle anderen nucle\u00efnahn liehe Stofl e\nZeitschrift f. physiol. Chemie, Bd. 15.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"als Pseudomachine bezeichnete. Hiermit ist n\u00e4mlich nichts Anderes ausgesagt, als dass diese Stoffe keine echten Nucle\u00efne sind, dass sie vielmehr nur in gewissen Hinsichten den Xurleinen \u00e4hneln und also nur scheinbare Nucle\u00efne sind, die \u00fcbrigens unter einander sehr verschiedenartig sein k\u00f6nnen.\nNachdem ich nun von den Nucle\u00efnengesprochen habe, gehe ich zu den Nueleoalbuminen und Nucleoprote\u00efd\u00e9n \u00fcber.\nAls Proteide bezeichnet man bekanntlich Prqteinsub-stanzen, die mehr zusammengesetzt als die Eiwoisssloffc im eigentlichen Sinne sind und welche dementsprechend als Spaltungsproducle einerseits Eiweissstoffe \u2014 bezw die aus allem Eiweiss hervorgehenden Zersetz\u00fcngsproducte - und andererseits irgend welche anderen nicht eiweissartigen Stoffe vie Farbstoffe. Kohlehydrate, Nucle\u00efnbasen ff. A. liefern\nZu dieser Gruppe geh\u00f6rt das Casein offenbar nicht. Aus diesem Stoffe hat man n\u00e4mlich als n\u00e4chste Spaltnngs-producte nur Eiweiss erhalten, n\u00e4mlich theils phosphorfreies und theils phosphorhaltiges, welch letzteres nach Lieber-iiiann eine Verbindung von Metaphosphors\u00e4ure mit Eiweiss\nist Bei mehr tiefgreifender Zersetzung hat man nur die\nSpaltungsproducle des Eiweisses im Allgemeinen erhalten \u00bbas Casein ist also kein Proleid, sondern nur eine phosphor-haltige Albuminsubsianz, und da man schon seit vielen Jahren das Casein als den wichtigsten Repr\u00e4sentanten der Nucleo-albumingruppe betrachtet hat, so d\u00fcrfte es wohl am besten und richtigsten sein, den Namen Nucleoalbumine fortw\u00e4hrend nur f\u00fcr solche phosphorhaltige Eiweissstoffe zu gebrauchen die bei der Pepsinverdauung ein Pseudonuclein von derselben Art wie das aus Casein liefern.\nEs ist einleuchtend, dass ich einen solchen Stoff wie das Ichthuffn, welches bei seiner Spaltung ein reducirendes Kohlehydrat gibt, nicht als Eiweiss im eigentlichen Sinne be-\" achten ,kann. Das Ichlhulin muss nach den Untersuchungen 'on Walter als ein Glykoproteid bezeichnet werden, und \"oh<il'1 allem Anscheine nach zu derselben Gruppe wie d's von mir aus der Eiweissdr\u00fcse der Weinbergschnecke \"gestellte, nunmehr von mir Helicoproteid genannte phos-","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"ph\u00f6ihaltige Clykoprole\u00efd, Derartige pliosphorhaltige Glyko-proteide nenne ich zum Unterschied von den phosphorfreien G ly koproteiden (den Mucinsubstanzen und Hyalog\u00e9nen) einfach Phosphoglykoprote'ide ; und wenn es nun auch wahr ist, dass diese Glykoprotei'de bei der Pepsin Verdauung ein Pseudo-nuclei'n liefern, so kann ich doch hierin keinen dringenden Grund daf\u00fcr sehen, diese Proteide als Nucleoprote\u00efde zu bezeichnen. Ein solcher Name passt n\u00e4mlich vi\u00e9l besser nur f\u00fcr solche Proteide, welche als Spaltungsprodukte Xanthin-k\u00f6rper oder sog. Nuclei'nbasen liefern.\nDie echten Nucle\u00efne im gew\u00f6hnlichen Sinne sind bekanntlich nach .Altmann und Kossel Verbindungen zwischen Eiweiss und und einer phosphorhaltigen S\u00e4ure, der sog. NUclems\u00e4ure. Dasselbe gilt ebenfalls von den mehr zusammengesetzten Nucle\u00efnsubstanzen, wie dem sog. Nucleohiston, dem\nPankreasproteide u. a.; auch diese Stoffe sind Verbindungen von Nucleins\u00e4ure mit Eiweiss, und der Unterschied ist wesentlich der, dass sie vielmehr Eiweiss enthalten und dass ein Theil des Eiweisses viel leichter abspaltbar ist. Hieraus\ndass alle sog. echten Nucle\u00efne, mit Ausnahme der Nucle\u00efn-s\u00e4ure selbst, Proteide \u2014 und zwar Nucleoprote\u00efde \u2014 sind.\nDas Consequenteste w\u00fcrde also gewiss sein, entweder alle Nucle\u00efnsubstanzen als Nucleoprote\u00efde oder alle Nucleoprote\u00efde als Nucle\u00efne zu bezeichnen ; aber dies w\u00fcrde gewiss nicht die Sache kl\u00e4ren, sondern umgekehrt mehr verwickeln. Seit vielen Jahren ist man n\u00e4mlich daran gew\u00f6hnt, als wahres\nNuclein nur das bei der Verdauung der echten Nucle\u00efnsub-\nstanzen mit Pepsinchlorwasserstoffs\u00e4ure entstehende phosphor-haltige Spaltungsproduct zu bezeichnen. Diesem Sprach-gebrauche gem\u00e4ss bezeichne auch ich fortw\u00e4hrend als echtes\nNuclei'll, oder schlechthin als Nuclein, nur diejenigen in vor d\u00fcnnter S\u00e4ure unl\u00f6slichen V erbindungen zwischen Nuele\u00efn-s\u00e4ure und Eiweiss, welche als unl\u00f6sliche Spaltungsproducte bei der Pepsinverdauung anderer, mehr complicirten Nucle\u00efnsubstanzen entstehen. Alle \u00fcbrigen mehr complicirten Nucle\u00efnsubstanzen, die bei der Pepsinverdauung in Eiweiss und echtes Nuclein sich spalten, nenne ich Nucleoprote\u00efde.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\nDass diese Nucleoprote\u00efdo untereinander wiederum verschiedenartig sind, unterliegt wohl keinem Zweifel, und es d\u00fcrfte vielleicht hinnen Kurzem noting werden, eine weitere Classificirung derselben zu machen. F\u00fcr jetzt liegt indessen keine derartige Nothwendigkeit vor, und es d\u00fcrfte gut sein, mit einer weiteren Classificirung zu warfen, bis man in die chemische Natur dieser Substanzen tiefer eingedrungen ist.\nAls Nucleine bezeichnet man also noch Kos set's Yor-hlag am besten nur solche bei der Pepsin veiduuung mehr compilent er Prote\u00efnsubstanzen entstehenden, in der Pepsin-chlorwasserstofls\u00e4ure unl\u00f6slichen Slolfe, welche Verbhiduimen von Eiweiss mil.Nucletns\u00e4ure sind und hei weiterer Spaltium Xanthink\u00f6rper liefern.'\nAls Paranncltine bezeichnet man nach Kossel die \u00fcbri\"en hei der Pepsinverdauung verschiedener Prote\u00efnsubstanzen entstellenden nuclei'n\u00e4hnlichcn Stolle. Da aber diese Stolle untereinander sehr verschiedenartig sein k\u00f6nnen Und nur dasjenige gemeinsam haben, dass sie in gewisser Hinsicht den Nuclei'nen \u00e4hneln, k\u00f6nnte man sie nach meiner Ansicht besser als Pseudonucleme bezeichnen.\nNucleoalbumine sollte man nach meiner Ansicht'nur -olche phosphorhallige ProtemstofTe nennen, die wie das Casein keine Proteide sind und bei der' Pepsinverdauuim ein 1 >oudonuc|e\u00efn liefern.\tP\nNuckoproteide sollte man dagegen alle diejenigen Provide nennen, welche bei der Pepsinverdauung ausser verdautem Eiweis als Spaltungsproduct echtes Nuclein liefern >\"id die bei tieferer Zersetzung auch Nucle\u00efnbasen gehen.\nVon dieser Auflassung bin ich ausgegangen, da ich in\ndorn Vorigen die aus der Pankreasdr\u00fcse dargestellten sehr\nzusammengesetzten Prote\u00efnsubstanzen als Nuclcoprote\u00efde he-zeichnet habe.","page":37}],"identifier":"lit16975","issued":"1894","language":"de","pages":"19-37","startpages":"19","title":"Zur Kenntniss der Nucleoproteide","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:46:34.147245+00:00"}