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{"created":"2022-01-31T14:57:12.448188+00:00","id":"lit16998","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sch\u00fctz, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 19: 482-487","fulltext":[{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Vorkommen von Fleischmilchs\u00e4ure in pathologischen\n:Harnen.\n\u2022?:/-Dr. Emil Sch\u00fctz.\n(Aus \u00abh>m me\u00ablioinis\u00bb-h-<hemisebeii Institute der k. k. deutschen Universit\u00e4t in Prag.)\n(Der Redaction zugegangen am 2g. April 1804.)\nDurch die bekannten Thierexperimente Min ko wski\u2019s1), sowie durch neuere Untersuchungen, welche Araki*) und Z il lessen3) angestellt haben, ist das Auftreten von Milchs\u00e4ure im Harn einerseits als Folge des Ausfalls der Leberfunction ,. andererseits als Folge des Sauerstoffmangels fest-gestellt worden.\nDie Ergebnisse dieser Versuche legten es nahe, zu pr\u00fcfen, ob nicht auch beim Menschen analoge Vorg\u00e4nge das Auftreten dieser S\u00e4ure im Harn beg\u00fcnstigen.\nNach dieser Richtung hat bereits Arak i Untersuchungen angestellt; er fand Milchs\u00e4ure bei Epileptikern in dem bald nach dem Anfall entleerten Harn. Den gleichen Befund kennte Irisawa4) unter 7 F\u00e4llen 3 Mal bei Harnen constatiren, welche kurz vor dem Eintritt des Todes im Stadium der Agonie gelassen wurden. Es muss endlich auch auf die seit Langem bekannten Befunde von Milchs\u00e4ure im Harn bei Phosphor-\n\u2018) Minkowski, Arch. f. ex per. Pathol, u. Pharmak., Bd. i\\, S. 41. und Bd. 3t, .S. m.\n2)\tAraki, Zeitschr. f. physiol. Chemie, lhl. 15, S. 335.\n3)\tZi lie's sen, Zeitschr. f..physi\u00f6l. Chemie, Bd. 15, S. 387.\n4)\tIrisawa, Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 17, S. 310.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Vergiftung und acuter Leberatrophio (Schnitzen und Riess) hingewiesen werden.\nIn diesen F\u00e4llen ist die (Jegenwart der Milchs\u00e4ure durch einwandfreie Methoden erwiesen worden. Ausserdem liegt aber noch eine erhebliche Zahl von Beobachtungen am Menschen bei verschiedenartigen Krankheitsprocessen vor, in welchen entweder ohne alle Beweise oder mit Berufung auf die kristallinische Beschaffenheit des erhaltenen Zinksalzes die Behauptung aufgestellt wird, es sei Milchs\u00e4ure aufgefunden worden. Man weiss aber aus vielfachen Erfahrungen, dass\u201c ein so gef\u00fchrter Nachweis durchaus ungen\u00fcgend ist. Das Uriheil dar\u00fcber, ob hier wirklich Milchs\u00e4ure zugegen war, muss deshalb in der Schwebe bleiben.\nBei der sp\u00e4rlichen Anzahl sicher gestellter Thatsaehen \u00fcber das Vorkommen von Milchs\u00e4ure im Menschenharn erschienen weitere Untersuchungen nicht \u00fcberfl\u00fcssig.\nWenn in einem Harn die Milchs\u00e4ure zu (Jrammen enthalten ist, so bietet der Nachweis derselben keine Schwierigkeit. So g\u00fcnstige Verh\u00e4ltnisse brauchen aber nicht immer einzutreffen, und man muss darauf gefasst-sein, dass in einem Harn die Milchs\u00e4ure nur in geringen Mengen vork\u00f6mmt.\nAuch diese noch auffinden zu k\u00f6nnen, muss erw\u00fcnscht sein.\nUm dies zu erm\u00f6glichen, habe ich nach dem Vorschlag des Herrn Prof. Huppert die .That sache ben\u00fctzt, dass fleischmilchsaures Zink aus alkoholischer L\u00f6sung durch Aether sehr vollst\u00e4ndig gef\u00e4llt wird. Der anf\u00e4nglich gelatin\u00f6se Niederschlag verwandelt sich beim Verweilen in der Fl\u00fcssigkeit in sch\u00f6ne Kry stalldrusen.\nZur Pr\u00fcfung des Verfahrens habe ich Harn eine bestimmte geringe Menge milchsauren Zinks zugesetzt und ermittelt, wie viel sich von diesem wieder gewinnen liess.\nDer Hain wurde entweder direct eingedanijd't oder vorher mit neutralem essigsauren Hlei ausgeffdlt und das Filtrat mit .Schwefelwasserstoff behandelt. Sodann wurde der syrup\u00f6se Abdainpfungsnickstaud wiederholt mit Alkohol ausgekocht, der Auszug nach dem Erkalten filtrirt und die L\u00f6sung vom Alkohol befreit. Der Hockstand wurde daim nach Zusatz von viel f\u2019hosphoi>\u00fcure in dem- Apparat von Schwarz durch -t Stunden mit Aether extrahirt. Eine l\u00e4ngere Extraction erschien nach","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"wiederholten Versuchen \u00fcberfl\u00fcssig. Im Hecipienten sammelte sieh unter dem Aether eine dunkelbraune \u00f6lige Fl\u00fcssigkeit an ; von dieser wurde die \u00e4therische L\u00f6sung abgehoben, der Aether verdunstet, der R\u00fcckstand in \\\\asser gelost und die L\u00f6sung mit \u00fcbersch\u00fcssigem kohlensauren Zink gekocht, abfiltrirt, das r\u00fcckst\u00e4ndige Zinkcarbonat mit heissem Wasser ausgewaschen. lias gesamrnte Filtrat wurde hierauf stark eingeengt mit bbproc. Alkohol versetzt, von einem geringen Niederschlag abfiltrirt, und mit Aether versetzt, so lange sich noch ein Niederschlag bildete, und die Mischung sodann his zum Auftreten von Krystallen stehen gelassen; zur weiteren Reinigung wurden die Krvstalle in Wasser gel\u00f6st, und das obige Verfahren (F\u00e4llen der alkoholischen L\u00f6sung mit Aether) so lange wiederholt. his sich die Krvstalle ohne Hinterlassung eines R\u00fcckstandes in W asser l\u00f6sten ; das aus dieser letzten L\u00f6sung kiystallisirende Salz wurde dann gewogen und analysirt.\nZu ungef\u00e4hr 1 Liter Ilarn wurde jedesmal 0,5 gr. fiei.silnuilchsaurc.s Zink zugesetzt; nach dem beschriebenen Y erfahren- wurde wiedergefunden bet director Verarbeitung des Harns (ohne Blei bill un g): 0,2814 gr. = 50\u00b0/o.\nBefunden :\tBerechnet;\n: H,0\t12,27 \\\t12,90 V ,\n'\tLu en t w\u00e4ssert eu Salz:\n\u25a0' Zn\t25,7:1\u00b0;,, :\t\u25a0 20.75%.\nNach Bleif\u00e4llung wiedergefunden : 0,1765 gr. = 35\u00b0/0.\nbefunden;\tRcreclinet ;\t^\n: ILO\t' 1\t\\ 12,fiO\"\nIm wasserfreien Salz:\nZn\n20,88%\ng,4f>\narne\n20.75 %.\nv Bei der Bleif\u00e4llung gebt also erheblich mehr Substanz verloren, als ohne dieselbe. Aus diesem Grunde wurde in nachfolgenden Untersuchungen p, i\u00e4llung mit Bleizucker unterlassen,\nW\u00e4hrend aber bei der Wiedergewinnung der dem Harn zugesetzten S\u00e4ure das mi|cbsaure Zink leicht zur Krystalli-sation zu bringen und der Verbrauch von Aether ein in\u00e4ssig grosser war, gestalteten sich die Verh\u00e4ltnisse hei der Untersuchung der pathologischen Harne weit ung\u00fcnstiger. In einer grossen Anzahl von t allen wurde auf Zusatz von Aether ein amorpher oder syrup\u00f6ser Niederschlag erhalten, aus welchem nui durch sehr oft wiederholtes Umkrystallisiren eine sp\u00e4rliche","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"485\nMenge Kn Malle rfargestellt werden konnte. Auch brauchte das milchsaure Zink zur F\u00e4llung aus der alkoholischen L\u00f6sung\nviel weniger Aether als das Zinksalz aus den pathologischen. Harnen.\nZur Untersuchung gelangten im Ganzen die Harne von Individuen, welche den Kliniken der Herren Professoren v. Jaksch und Knoll1) angeh\u00f6rten; in jedem dieser\u2019F\u00e4lle wurden 3 aufeinanderfolgende Tagosportionen Harn gesammelt, uinl diese nur in unzersetztem Zustand verarbeitet.\nUnter diesen 30 Krankheitsf\u00e4llen befanden sich 6 F\u00e4lle von vorgeschrittener Lebererkrankung (darunter 4 F\u00e4lle von carcinomat\u00f6sen Metastasen, 2 von chronisch interstitieller Hepatitis), 2 F\u00e4lle von Herzfehlern, 2 von vorgeschrittener Lungentuberculosc (diese 4 mit hochgradiger Dyspnoe), 2 f alle von eroup\u00f6ser Pneumonie (im L\u00f6sungsstadium), 2 von chronischer Peritonitis (die letzteren 4 F\u00e4lle mit reichlicher Peptonurie einhergehend), \\) F\u00e4lle von Magencarcinom, 2 von carcinomat\u00f6ser Oesophagusstenose, 2 F\u00e4lle von Leuk\u00e4mie,\n1 Fall von perniei\u00f6ser An\u00e4mie, 1 Fall von hochgradiger An\u00e4mie nach vorausgegangenen Blutungen und i Fall'\"von Inanition durch toxische Gastritis.\nDas Ergebniss dieser Untersuchungen war, dass in keinem der F\u00e4lle, trotz der relativ guten Methode, Fleischmilchsaure nachgewiesen werden konnte. Wohl traten h\u00e4ufig schon nach dem Kochen des Aetherextracts mit Zinkcarbonat im Fiitrat bei Einengung desselben Krystalldrusen auf, die bei mikroskopischer Betrachtung die Form gewimperter Kugeln belassen und desshalb leicht f\u00fcr Krystalle von milchsaurem Zink h\u00e4tten gehalten werden k\u00f6nnen; allein beim Um-kivstallisiren nahmen sie die Gestalt von d\u00fcnnen, schwach perlmuttergl\u00e4nzenden Pl\u00e4ttchen an. W\u00e4re milchsaures Zink 'oihanden gewesen, so h\u00e4tte sich dieses wegen seiner so geringen L\u00f6slichkeit in Aether-Alkohol unbedingt abscheiden m\u00fcssen, es kann also milchsaures Zink beim Umkrvstallisiren\n. *) Ileiclett genannten Herren hin ich fnU \u00ablie i\u2019eherlassung des l ntersuchunjrsniaterials zn gr\u00f6sstem' Danke verpflichtet:-","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"m\nverloren gegangen sein. Dass die Krystalle nicht milch-saures Zink waren, ergab ferner die Analyse derselben.\nAlle krystallisationen besasseri \u00ablie geschilderte Form, so dass sie wohl als identisch angesehen werden d\u00fcrften. Die aus 0 verschiedenen Harnen erhaltenen Krystalle wurden analysirt und gaben :\n17,08 15,30 15.0G 13,87 18,80 10,27 Mittel 16,16\u00b0f\u00f6 } /n 10,85 1\u00ab,02 17,01 17,18 17,411 17,50.\t\u00bb\t17,17 \u00bb,\nlleischmilehsaures Zink verlangt 12,00 \u00b0,0 11,0 und 20.75 \u00b0!u Zn.\nF\u00fcr die vorliegende Frage ist es gleichm\u00fctig, woraus das erhaltene Zinksalz bestanden habe; doch gaben die weiteren Eigenschaften desselben hiezu einige Anhaltspunkte. Die farblosen Pl\u00e4ttchen werden beim Auf bewahren an der Luft schwach gelblich ; sie l\u00f6sen sich schwer in kaltem Wasser, leicht in heissem, ziemlich sch wer in Alkohol ; sie verlieren ihr Krystall\u00ab wasser schon vollst\u00e4ndig \u00fcber Schwefels\u00e4ure. Salzs\u00e4ure scheidet aus dem Salz lange d\u00fcnne, in Aether l\u00f6sliche, Prismen ah. Eine seihst verd\u00fcnnte L\u00f6sung des Zinksalzes oder der S\u00e4ure seihst gibt eine deutliche Mi Hon\u2019sehe Reaction : mit Eisen-chlorid f\u00e4rbt sich die L\u00f6sung des Salzes oder der S\u00e4ure Schmutzig violett. Eine nicht analysirte Probe erwies sich als stickstoffhaltig.\nDieser Befund rcchtferligt die Annahme, dass das Salz der Hauptmenge nach oxyphenylessigsaures Zink, oder ein Gemenge von diesem Salz und oxyphenylpropionsaurern gewesen sei, eine gelegentliche Beimengung von Hippurs\u00e4ure ist dabei nicht ausgeschlossen. Im Mittel wurden in dem Salz lG,ir\u00bb\u00b0/0 H, 0 und 17,17\u00b0/0 Zn gefunden, w\u00e4hrend oxyphenylessigsaures Zink (C811,0,)a Zn f 4H,0 l\u00d6,40\u00b0/0H4O und 17.71 \u00b0/0 Zn verlangt. Dasoxyphenylpropionsaure Zink (C9ll9Os)sZn, nach Baumann init '\u00e0 H 8 0, enth\u00e4lt $35\u00b0/,,, mit 4118 0 1 5,42% H\u00e4 0, und 1 6,46 Zu Das hippurs\u00e4ure Zink enth\u00e4lt 15,44\u00b0/0 Zn. 4 HaO w\u00fcrde 14,6511,0, 5 llfO 17,6\u00b0/0H80 entsprechen.\nDa es mir nur darauf ankam, zu wissen, ob das erhaltene Zinksalz fleischmilchsaures gewesen ist, habe ich mich nicht\nDie Schwankungen im Wassergehalt erkl\u00e4ren sieh daraus; das-\u00ablie Krystalle schon \u00fcber Schwefels\u00e4ure ihr Krystallwasser abgetan.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"487\nveranlasst gesehen, v\u00f6llig sicher zu stellen, woraus es bestand. Mit der Annahme aber, dass cs sich haupts\u00e4chlich uni eine der Ox y s\u00e4uren des normalen Menschenharns oder um ein Gemenge beider gehandelt hat, stimmt im Allgemeinen \u00fcberein, dass ich die S\u00e4ure reichlicher in Harnen fand, in denen jene auch sonst nach anderer Methode reichlich angetroffen werden.\nIch fand die Saure\u00bb unter 11 Fallen von Magencarcinom l'Mal, unter 4 Fallen von carcinoinatfiser Entartung der Leiter 4 Mal, unter 2 F\u00fcllen von chronisch interstitieller Hepatitis 2 Mal, unter 2 F\u00fcllen von Oesophagus carciuoin 1 Mal. unter 2 F\u00fcllen von Leuk\u00fc/nie 1 Mal, unter 2 F\u00fcllen von. Herzfehler I Mal, unter 2 F\u00fcllen von Pneumonie (un L\u00f6sungsstudium) 1 Mal, endlich in einem Fall von toxischer Magenentz\u00fcndung.\nAus dieser Untersuchung ergibt sich zum Ueberfluss abermals die Lehre, dass man nicht jedes Zinksalz aus Harn, auch wenn es \u00e4usserlich dem fleischmilchsauren \u00e4hnlich ist, aut die blosse Krystallfonn hin f\u00fcr fleischmilchsaures erkl\u00e4ren darf; zum sichern Nachweis ist die Analyse unerl\u00e4sslich.","page":487}],"identifier":"lit16998","issued":"1894","language":"de","pages":"482-487","startpages":"482","title":"Ueber das Vorkommen von Fleischmilchs\u00e4ure in pathologischen Harnen","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:12.448194+00:00"}