The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Ueber die giftige Wirkung des Diamids, des Dibenzoyldiamids und über das Vorkommen des Allantoins im Harn

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T12:40:05.833875+00:00","id":"lit17000","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Borissow, Peter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 19: 499-510","fulltext":[{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die giftige Wirkung des Diamids, des Dibenzoyldiamids\nund Uber das Vorkommen des Allantoins im Harn.\nVon\nDr. mod. Peter liorissow (aus PeOTsbiirg).\n(Ans drin Laboratorium von Prof. K. Baumann in Freiburg i. B.) (Bor Redaction ztigi-gutigen am 5. Mai\nNachdem Curt ins gezeigt hatte, dass das Di\u00e4mid mil jeder Aldehydgruppo, sogar in stark verd\u00fcnnten und sauren L\u00f6sungen, sehr lest sich verbindet, war es von Interesse, seine Wirkung auf den thierisehen Stoffwechsel zu untersuchen.\n0. L\u00f6w1) fand, dass das Diamid Keimlinge;.'Algen,' niedere Pilze, Infusorien und niedere Wasserthiere in schwachen, ganz neutralen L\u00f6sungen sehr schnell t\u00abVdtet. Ls t\u00f6dtet z. B. verschiedene Algenarten bei einer Verd\u00fcnnung von 1 : 10,000 in 1\u20142 Tagen. Seine giftige Wirkung auf Thiere scheint bisher nur wenig untersucht worden zu sein. Wir wissen\u2019) nur von einer kleinen Mittheilung II. Buchner's3), welcher zwei Versuche an Meerschweinchen und einen an Kaninchen gemacht hat. Er beobachtete, dass ein Kaninchen von 0,5 gr., Meerschweinchen von 0,1 gr. unter Kr\u00e4mpfen und Lahmungs-erscheinungen in 1 */\u00ab\u20141V* Stunden starben.\n*) Der. (1. Deutsch, dhem. deseHs\u00ab,h., 1S\u2018J0, S.\n'-) Nach Abschluss unserer Arbeit erschien noch eine Mittheilunjjr von Dario Bahli, welcher fand, \u00ablass \u00ablas Diamid keine Verw\u00abii<luii^, in \u00ab1er Medicin haben kann, C.entralldatt f\u00fcr Chemie,\n:1) Ber. \u00ab1. Deutsch. Obern. Oesellsch., ISMO, S. 320fJ.","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"In welcher Weise aber der Stoffwechsel durch das Diainid beeinflusst wird, ob dieser K\u00f6rper selbst dabei ver\u00e4ndert wird, oder Verbindungen des Diamids mit Stoffwechselprodueten im Harn erscheinen, \u00fcber diese Frage liegen bis jetzt keine Untersuchungen vor. Um diese L\u00fccke auszuf\u00fcllen, habe ich auf einen V erschlag des Herrn Prof. Baum a n n einige Versuche an Hunden gemacht, deren Ergebnisse im Folgenden mit getliei11 Werden. 7:\nWir ben\u00fctzten bei unseren \\rersuchen das neutrale Pia-midsulfaf, welches unter die Haut der Hunde injicirt wurde.\nBei nicht grossen Dosen (bis 0,05 gr. Diamidsutfat auf 1 Kilo K\u00f6rpergewicht) war nichts Besonderes zu bemerken, ausser einer schwachen Erregung, bei grossen Dosen (0,1 gr. und mehr Diamidsulfat auf 1 Kilo K\u00f6rpergewicht) aber traten darke Erregungszust\u00e4nde mit Sinnest\u00e4uschungen ein. Diesen lolgj eine im Anfang schwache, nach und nach st\u00e4rker wer-; dende Depression, welche in achtes Coma \u00fcbergeht, in letzterem d irbl der Hund nach ein oder zwei Tagen. Was die Wirkung auf den Verdauungsapparat anlangt, so beobachtet man bei sehr kleinen Dosen (0,02 gr. Diamidsulfat auf 1 Kilo K\u00f6rpergewicht) nur Erbrechen und keine anderen Erscheinungen, bei gr\u00f6sseren Dosen entsteht auch starke Speichelabsonderung.\nDas Erbrochen trat 10\u201420 Minuten nach der Vergiftung auf und dauerte 12 oder mehr Stunden ; in der ersten und zweiten Stunde wiederholte es sich alle 10 \u2014 15 Minuten, nachte r nicht so oft. Die Speiehelabscheidung bleibt bis zu den lelzten Almuten des Lebens reichlich. Zugleich mit dem ersten Erbrechen, oder etwas sp\u00e4ter entleert der Hund ein- oder Zweimal Faces von ungef\u00e4hr normaler Gonsistenz.\tY\nWas die Herzth\u00e4tigkeit betrifft, so zeigten sich etwas st\u00e4rkere Herzst\u00f6sse im Anfang, im Coma aber und beim depressiven Zustande beobachtet man Arytmia und ausserdem sind die Contractionen des Herzens sehr oft so .schwach, dass der Puls ganz unregelm\u00e4ssig wird. Der Puls war zuerst beschleunigt, wurde aber, je n\u00e4her dem Tode, desto langsamer. Z. B. beim Hunde Nr. 1 zeigte der Puls 8 Stunden vor dem Tode - 10S Schl\u00e4ge in der Minute, 1 St. vor\nrp","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"501\n\u2014 60 ; 2 St. \u2014 M) : 1 SI. \u2014 38 und '/, St. vor dem Tode 15 Schl\u00fcge.\nIn Beziehung auf die Athmung war es bemerkenswerth, dass der Hund im Coma von Zeit zur Zeit ganz besondere Atliembesehwerden bekam, welche dem Asthma pectoral der Menschen sehr \u00e4hnlich waren. Solche Beschwerden entstehen, wenn der Hund nicht sehr rasch stirbt, nicht gleich hach der \\ergittung, sondern erst nach 10 oder mehr Stunden; auch dauern sie nicht ohne Unterbrechungen und nicht bis zum lode fort, ln dieser Zeit beobachtet man eine schwache unregelm\u00e4ssige llerzth\u00e4tigkeit.\nBei kleineren Dosen lallt dit* K\u00f6rpertemperatur der Hunde sehr wenig oder gar nicht, bei gr\u00f6sseren Dosen und bei Hunden, welche nicht gleich sterben, sinkt die Temperatur ziemlich stark. Der Hund Xr. 1 z. B. hat 0 Stunden vor dem Tode 35,40\u00b0 C. und l'/2 Stunden vor dem Tode 28\u00b0 G. gehabt, w\u00e4hrend die normale Temperatur bei ihm 38,3\u00b0 C betragen hatte.\nUntersuchungen der Ausscheidungen.\nDei1 Harn war, ausser in einem Falle, bei allen Versuchen mehr oder weniger stark sauer, w\u00e4hrend er vorher-\u201eneutrale oder schwach saure Reaction gezeigt hatte.\nDie Zunahme der sauren Reaction des Harns konnte von dem Hungerzustande der Hunde herr\u00fchren, da sie nach \u20221er Vergiftung nichts frassen. Im Harne befand sich in keinem Falle unver\u00e4ndertes Diarnid. In allen Versuchen, ausser bei Xi . 0, 7 und 0, hatte der Harn etwas Fiweiss. Beim Hunde Xr. 1 waren etwas Gallenpigmente bernerklich. Nach dem Eindampfen auf ein kleines Volumen krystallisirte nach einiger Zeit eine Substanz au\u00bb, welche in Aether, kaltem Alkohol nicht, in kaltem Wasser schwer und in warmem Wasser sehr gut l\u00f6slich war. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung reagi rte neutral. Aus dem Harne krystallisirte diese Substanz in Xaden, welche zu B\u00fcscheln Vereinigt waren. Xaeh der Reinigung durch wiederholte Krv-stallisation aus der heissen w\u00e4sserigen L\u00f6sung bildete sie lange durchsichtige Prismen. Beim Erhitzen Weiht die Substanz bis auf 2:>00 0. unver\u00e4ndert, bei h\u00f6herer Temperatur br\u00e4unt sie","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"sieh und schmilzt unter Zersetzung und Gasentwickelung bei 23 t# G. Bei der Analyse gaben 0,1043 gr. dieser Substanz 32,4 cbcni. Stickstoff bei 19\u00b0 und bei 743 mm. Luftdruck, was 34,9 \u00b0/0 Stickstoff entspricht.\n0;2165 gr. <li\u00bb\u00bbser Substanz gaben hei der Verbrennung 0.21-12 gr. Kohlen-' saure und 0,0815 gr. Wasser =?=' 30,38\tK\u00f6hlen Stoff iuui 4,18 %\nWasserstoff.\t'\nSubstanz ausser den genannten Bestandteilen nur noch Sauerstoff enthielt, so ergibt sich f\u00fcr letzteren ein Gehall von 30,54 \u00b0/0. Danach stimmt die procentische Zusammensetzung unserer Substanz fast genau mit derjenigen des Ailantpins G4 Hfl N4 ( )3 \u00fcberein.\nGe fun den: <: 30,38 0i\u201e\nH\t4, IS \u00bb\nx :u.t\u00bb ':U\\: o 30.54 \u00bb\nKe rechnet f\u00fcr C, H,- X, ();J :\n3.79 *\n30,34 ,\t,\n30.30 \u00bb\t1\n\"r-\nDass die aus dem Harn abgeschiedene Substanz in der Thal Ailant\u00ab an ist, wurde durch die Darstellung und Analyst1 der Silberverbindung bewiesen. Letztere erhielten wir in Form einer weisson krystallinischen F\u00fcllung, als die ammoniakalischo L\u00f6sung der Substanz mit Silbernitrat versetzt wurde.\n0!4*204 gr.. \u00abb*r Si Iber Verbindung galten 0.1744 gr. = 40,02 \u00b0!lt Silber, dem Allanloinsilher kommt ein (\u00eeebalt von 40,75\\ Silber zu\nDanach ist es nicht zweifelhaft, dass die im Harn der Hund\u00bb* gefundene Substanz nichts anders als Allantoin ist.\nWas die Zeit seiner gr\u00f6sseren Ausscheidung betrifft, s \u00bb ist hierf\u00fcr besonders bemerkenswert 11 auf Grund des Versuches Nr. 5. dass der gr\u00f6ssere Th\u00e9it des Allantoins in den ersten Stunden nach der Vergiftung producirt wird. Vom Hunde Nr. 5 sammelten wir den Harn der ersten 0 Stunden, der folgenden 15 Stunden und schliesslich den bis zum Tode des Hundes in der Blase angesammelten Harn. Bei den erstell beiden Hainportionen landen sich viel mehr KryStalle als bei \u00ablern zuletzt prpducirten Harn. Dieser Hund batte 2 gr. DiamiH-sulfat bekommen und lieferte im Ganzen 0,32 gr. Allantoin,","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"welche* beim Eindampfen des Harns auf ein kleines Volumen direct auskrystallisirte und durch dreimalige Krystallis\u00e4tion gereinigt wurde, wobei erhebliche Verluste an Allantoin nat\u00fcrlich nicht zu vermeiden waren.\nBei 4 Versuchen wurde das Allantoin schon durch Eindampfen des Harns auf ein kleines Volumen in Krystallen erhalten, w\u00e4hrend beim Eindampfen des normalen Harns keine Krystalle gefunden wurden. Im 1. Versuche wurden diese Krystalle schon beim Stehen des Harns in verschlossenem Belasse ansgeschieden. Beim Hunde Nr. 0 konnten wir beim-, Eindampfen sowohl des normalen, als auch des - nach Vergiftung producirten Harns keine Krystalle finden. Has, beim Eindampfen des Harns auskrystallisirte, Allantoin stellte nat\u00fcr-\nlich immer nur einen Bruchtheil der Gesammtmengo des Allantoins dar, da letzteres in reichlicher Menge in dem eingedampften Harn gel\u00f6st bleibt. Wie gross; der Gehalt des Harns an Allantoin sein muss, damit letzteres beim Eindampfen direct auskrystallisirt, zeigte uns der Versuch 7, bei welchem wir beim Eindampfen des Harns keine Krystalle erhielten, aber nach Anwendung der Methode Meissner\u2019s aus dem Harn von 2 Tagen 1,2 gr. reines Allantoin abscheiden konnten. Bei diesem Versuch hatte der Hund 0,02 gr. Diamjdfculfat auf l Kilo seines Gewichtes bekommen. Boi der Untersuchung des normalen Harns (bei F\u00fctterung mit Hundezwieback) nach. Meissner's Methode und eines Harns, welchen dieser Hund nach Einspritzung von 0,01 gr. Diamidsulfat auf 1 Kilo seines Gewichts gegeben hatte, fanden wir kein Allantoin..\nAus allen Versuchen geht daher hervor, dass entweder die Bildung oder die Ausscheidung des Allantoins im Organismus nach der Vergiftung mit Diamid ganz erheblich vergr\u00f6ssert wird.\nBei der Untersuchung des Speichels in den ersten Stunden nach der Vergiftung haben wir auch eine kleine Menge einer Substanz gefunden, welche in derselben Form, wie das Allantoin, krystallisirt und auch unl\u00f6slich in Aether und im Alkohol ist, schwer in kaltem, leicht in warmem Wasser und in Alkalien sich l\u00f6ste. Diese Substanz zersetzt sich auch unter Gasentwickelung und Schmelzung bei 228\u2014200\u00b0. Ihre Menge","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"war aber so klein, dass wir sie nicht analysiren konnten. Nach genauer Beobachtung aller ihrer Eigenschaften konnte auch diese Substanz nichts anderes als Allantoin sein. Bei einem anderen Hunde und am anderen Tage nach der Vergiftung konnten wir diese Substanz nicht wieder linden.\nDie Untersuchungen des Blutes nach dem Tode der Hiinde mit dem Speetroskop ergaben keine merkbaren Ver\u00e4nderungen und der Versuch, das Allantoin int Blute zu finden, blieb ohne positiven Erfolg.\nBei der Autopsie fanden wir immer dasselbe Bild, welches mehr oder weniger deutlich ausgepr\u00e4gt war: Grosse Hyper\u00e4mie der Ged\u00e4rme, Vergr\u00f6ssei ung und Hyper\u00e4mie der Leber und 'grosse Hyper\u00e4mie der Nieten. Die Gallenblase war ziemlich ausgedehnt und mit Galle angef\u00fcllt. Unter dem Mikroskop (Vers4 Nr. 2) fanden wir, dass die Capillaren der Leber und der Nieren sehr erweitert und mit Blut angef\u00fcllt waren.\nTabelle I der Versuche.\n:\u25a0\t\u25a0\u25a0\t\u25a0\u25a0\tr\".;j \u00dcrWICht\t\u2019 Nr. \u25a0\u25a0\u25a0\u25a0'\t'S: Hundes. '\t\u2018\tV'V.\t\trs-U- \"S ^ C*3\tg \u20222 *jrs 5 \" \u25a0\u00c4 2 a z \u00a7 >5 \u2022* :\t.i\tV. T. j3 O - .5 / \u2022 _ 3 t; j ^ X > z. *r ' rz; . ^ ;2 \u00ab .1 : # *\u25a0* . .\t;\t\u2019 \u25a0\t-\t; k !. . \u2022 . Wie laUL'e t ; : \u2022 lebte der llu\u00fcd ? | '\t!\tNachweis des Allantoins* ;\t. v.-\t. . '\tv \u2022\t/\u2022\t. \u2022\n1\t10,000 Kgr\t\t-.0 >\u2019iv\t0,2 gr.\t20 St.\tDas Allantoin krystallisirte\n2 21.500 \u00bb\t\t4,0 : \u00bb\t\u2022 ; \u25a0\" '\ti 0,19 >\t' IV\u00bb\ti ohne hindampten. Kein Harn,\n:s s.:;oo\t\t1.5\t\u00bb\t0,12 \u00bb\tca. 10 i.\t:\tAl la n toink ry stall i si rte bei n t\n1\t5, too \u00bb\t\t0.5 : \u00bb\t0.09 V\tca. I S \u00bb\thindampten des Harns. Desgleichen.\n5 10,000 \u00ab\t\t2.0 \u00bb\t0,11 \u00bb\tca. 44 v:\tDesgleichen 0$ gr.\no :;o,0oo \u00bb\t\t2.:;\tv\t0.00 \u00bb\tNach 21, Ta-\tKeine Allantoin - Krystalle\n\t\t\t\tgen g\u00ab\u2022tontet.\theim : Eindampfen des\ni g0,.>\u00d6D v\t'mm*\t0.51\u00bb \u00bb\t0,02 \u00bb\tDer Hund\tHarns. Keine Allantoin - Krystalle\nj\tfl\t\t\u2022 . \u2018\tJ\twar 2 Tage\tbeim Eindampfen des\n\t\t\t; \u2019 ' i\tkrank.\tHarns. 1,2 gr. Allantoin\n\t\t\t. \u2019 \u2019\u2022 1\t\twiiPilr\u00bb nach M\u00bbi iiunt>r\u2019s\n\t\t. ; i\t; -, \u2022 . \u2022 \u2022 \u2022!\t\t\n\t\t\t\t\tiMeinoue ange>cnieoen.\nS 20.500 - l\t'S\to,20 \u00bb\to.oi\t(iosund.\tKein Allantoin (M e i s s -\nn e r \u2019 s Methode1).","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"505\nGiftige Wirkung des Dibenzoyldi&mids.\nEs war von Interesse, zu untersuchen, wie die Wirkung und der Charakter der Vergiftung sieh ver\u00e4ndert, wenn statt des Diamidsulfats eine feste organische Verbindung des Diamids verwendet wurde. Wir w\u00e4hlten dazu die Dibenzoylverbindung. W\u00e4hrend das Diamid Silber- und alkalische Kupferl\u00f6sung in der K\u00e4lte redueirt, wirkt die Dibenzoylverbindung zwar noch in der K\u00e4lte auf Silberl\u00f6sung, aber langsamer, als das Salz ein; mit alkalischer Kupferl\u00f6sung tritt aber erst beim Erw\u00e4rmen eine sehr schwache Reduction ein.\nDas Dibenzoyldiamid bekam Curt ins beim Kochen von Renzoyldiamid, indem Diamid abgespalten wird; wir stellten es auf folgendem Wege dar:\n10 gr. Diamidsulfat wurden in 50 cbcm. Wasser unter gleichzeitiger Neutralisation mil Soda gel\u00f6st, nachher wurden 25 cbcm. Benzoy Ich lorid und 250 cbcm. lOprocentige Natronlauge hinzugef\u00fcgt. Diese Mischung wurde gesch\u00fcttelt, bis der Benzoylehloridgeruch verschwunden war. Da das Dibenzoyldiamid in Natronlauge l\u00f6slich ist, wurde zur v\u00f6lligen Abscheidung des Dibenzoyldiamids durcli die Fl\u00fcssigkeit ein Strom von Kohlens\u00e4ure hindurchgeleitet. Der abfiltrirte Niederschlag wurde in schwacher Natronlauge wieder gel\u00f6st und aus der abfiltrirten Fl\u00fcssigkeit aufs Neue durch Kohlens\u00e4ure abgeschieden. Der jetzt erhaltene Niederschlag wurde abfiltrirt, mit Wasser gut gewaschen und in heissem Alkohol gel\u00f6st. Nach dem Erkalten des Alkohols krystallisirte die Substanz in nadelf\u00f6rmigen weissen Krystallen.\nB<*i der Analyse gaben 0,231)3 gr. dieser Substanz =^= 25,2 cbcm. Stickstoff bei 21\u00b0 und 737 nun. Barometerdruck, was 11,01\u00b0/,, Stickstoff entspricht.\t' \u2019 \u2022\n0,1976 gr. dieser Substanz gaben 0,5050 gr. Kohlens\u00e4ure und 0,090 gr. Wasser, was 70,1 0,0 Kohlenstoff und 5.42 %, Wasserstoff entspricht.\n\u201e (\tBerechnet:\nbefunden:\tf\u00dfr C0).\\H - .\\H(CftHriCO):\n11,01 %\t\u2022 11,7 \\\n70,1 \u00bb\t70,0 \u00bb\n5,42 \u00bb\t5,0 \u00bb\n\u2019) Ber. J. Deutsch. Cliem. Gesellsch., 189t), S. 3029.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":". Der Schmelzpunkt la*; bei 537\u00b0 C. Gurtius fand Schmelzpunkt der von ihm dargeslellten Verbindung bei 232\u00b0 G.\n. Wir haben mit dieser Substanz drei Versuche gemacht, welche irr folgender Tabelle dargestellt werden.\n\tTabelle 11.\t\n.\t\u25a0\tWi\u201c viel (irWJClit\t,\tWie viel\t;:..y,\t;\t:,y.:.y y\nNr.\that clof Hund dos Iluntlts. \u25a0\t. 1 *\u2022 K Ol II lit* \u2018 11 '* i\taut 1 Kilo den (\u2022\u00bb\u2022wiihts?\tWie lange lebte der llitndV\n1\tJ.o- -2J> giv1)\t, 0,.1\u20140,1 gl'. ;\td Stunden,\t\u2022\n\u25a01 i.\u00f4oo\tn.l\u00bb gr. 'vy:;\tu^ gr.\t2 Tage krank und erholte sich.\nd 11,000 v\t1,1\t0,1\t1 Tag krank lind erholte sich.\nKs w\u00e4re von: Interesse gewissen. eine Vergleichung der (\u00df iff wirkt ingen dieser Substanz und des Diarnidsalzes unter denselben Bedingungen auszuf\u00fchren. Allein gerade die letzteren dessen sich nicht erzielen. Das Dibenzovldiamid konnten wir nicht unter die Haut einspriizon, weil diese Substanz nur in Alkalien und in Weingeist schwer l\u00f6slich ist. Das Diamid aber konnten wir wegen des dadurch verursach!Erbrechens nicht in den Magen einf\u00fchren. Desshalb war es schwer, die St\u00e4rke der G ift Wirkung zu vergleichen. Man kann nur sagen , dass unter den vorliegenden Umst\u00e4nden die Wirkung des Diben-zoyldianuds ungel\u00e4hr f\u00fcnfmal schw\u00e4cher, als die des Biamid-s ul fates ist, Dabei ist aber zu bemerken, dass eine Vergleichung der Giftwirkung beider schon desshalb nicht leicht auszuf\u00fchren w\u00e4re, weil die Ursachen des Todes und das Bild der Wirkung dieser Gifte verschieden sind.\nWas die Wirkung auf den Xervenapparat anlangt, so. I raten auch nach der Benzoylverbiiulnng bei t\u00f6dtliehen (Ver>. Nr. 1) Dosen starke Erregungszust\u00e4nde mit Sinnesst\u00f6rungen ein. . Bei kleineren Dosen wurde nur ein depressiver Zustand und kein Goma beobachtet. Im Gebiet des Verdaiuingsapparales beobachtet mau folgenden Unterschied : Bei Vergiftung mil Dibenzovldiamid bildet keine verst\u00e4rkte Speicbelabsclieidung\n11 Der \u2014l gr. aus\nhat t> gr. bekommen, aber nach Mimen wieder znrnckerhallen,\nTode wurde\n: i \u2019e.' y","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"statt, ebenso kein Erbrechen, sondern nur starker- Durchfall\u00ab Bei Vergiftung mit Diamid aber ist kein st\u00e4rkerer Durchfall, aber eine gesteigerte Speicholabscheidung und Erbrechen immer vorhanden, obgleich das Gift unter die Haut eingespritzt wurde.\nBei der Athniung beobachtet man .bei t\u00f6dtlichen. Dosen vom ersten Augenblick an \u00e4hnliche Beschwerden wie bei der \\ erg.ittung mit Diamid. Es ist aber auch dabei ein grosser Unterschied. W\u00e4hrend wir bei der Vergiftung mit Diamid nach diesen Beschwerden eine Arythmie des Herzens fanden. >o sahen wir hier, dass diese Beschwerden nur von Kr\u00e4mpfen der Athcmmiiskeln herr\u00fchrten. Besonders ist dies.gegen das Ende dieser Beschwerden bemerkbar.\nWas die Allanloinaiisscheidimg im Harne betrifft, so konnten wir nichts Besonderes wahrnehmen.\nIm ersten Versuche war kein Harn in der Blase, weil der Hund denselben bei der ersten Athmimgsbeschwerde gelassen hatte. Beim zweiten Versuche wurden 0,07 gr. Allantoin nach Meissner s Methode gefunden. Beim dritten Versucht' wurde kein Allantoin gefunden (Methode Meissner's).\u2019\nWas die Ailantomausscheidung ans dem thierischen K\u00f6rper betrifft, so wurde es zuerst in der Amniosfl\u00fcssigkeit der Kuh |\\ autjueliu ) und Lassa ign (*\u25a0*)\u25a0 J mul im Harne neugeborener K\u00e4lber (W\u00fchler3) beobachtet. Beim Menschen fand man das Allantoin, auch in der Amniosfl\u00fcssigkeit und im Harne neugeborener Kinder. Im normalen menschlichen Harm; findet sich das Allantoin in geringer Menge, mehr im Harne von Schwangeren (Gusserow und Hermann*).\n\u2022\u00bb\nMuskatei li\u00b0) fand auch das Allantoin in der Ascitesfl\u00fcssigkeit bei Lcbercirrhose. Im Harn von Hunden fanden 1* rerichs und Staedeler6) das Allantoin, nachdem sie\n') Aim. il. Chemie, Bd. XXXIII, S. Hiih \u25a0) Ann. do Cliim. et do Phys., lid. XVII, S. aol.\n:li Ann. d. Chemie, Bd. 7o, S. g-i'.i.\n') llundh. d. Chem. Ann,, Il o p p c - S ey 1 e r, (\u00bb. Anil. \u25a0\u2019) Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. Bi. S, \u2018go-J.\n\"J M \u00fc tier's Archiv f\u00fcr Physiologie, 1*51.\n1K!\u00bb;;, S. HT","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nA1 hembesch werdet 1 bei ihnen horvorgerufen hatten. Spater land Meissner*) auch das AHantoin im Harne eine Hundes, nachdem der Hund nach lange Zeit fortgesetzter fettreicher Di\u00e4t krank wurde und diese Di\u00e4t verweigerte. Etwas sp\u00e4ter fand Meissner noch, dass eine kleine Menge AHantoin hei reichlicher animalischer Nahrung von Hunden und von Katzen ausgeschieden wird. Im Mittel f\u00fcr den Tag war die Menge AHantoin : hei Katzen 0,05 gr., beim Hund 0,02\u20140,03 gr. Hei drei Hunden fand er auch nach F\u00fctterung mit Brod allein AHantoin, welches fehlte nach F\u00fctterung mit Kartoffeln und Fell. Er \u00fcussert sich hier\u00fcber in folgender Weise: \u00abso ergibt sich mit Sicherheit, dass der Hund bei Ern\u00e4hrung mit vorzugsweise ei weissartiger Substanz, animalischer Nahrung, Harns\u00e4ure und AHantoin ausscheidet, bei Ern\u00e4hrung mit einer an EiweissstolTen sehr armen, besonders an St\u00e4rkemehl sehr reichen Nahrung, weder Harns\u00e4ure noch AHantoin \u00bb. Bei guter Fleischkost fand S a 1 k o w ski2) bei zwei Hunden im Harne auch AHantoin,, ausserdem fand er das AHantoin im Harne nach Einf\u00fchrung der Harns\u00e4ure in den Magen von Hunden. Ausser in thierisclien K\u00f6rpern findet sich das AHantoin auch in Pflanzen : in Platanensprossen (Schulze und Barbi\u00e9ri5), in jungen Sprossen der Acerarten, in der Rinde von Aesculus hippo-castanum (Schulze und Bosshard4) und in Weizenkeimen (Richardson und Crampton5).\nNach unseren Versuchen steht es ohne Zweifel fest, dass das Diamid auf irgend eine Weise die Bildung des Allantoins im K\u00f6rper veranlasst. Es ist nicht denkbar, dass es nur in Folge von Athmungsbeschwerden entstand , weil diese nicht bei allen Versuchen zu bemerken waren; wie auch der Versuch Nr. 5 zeigt, dass die Bildung des Allantoins in den ersten\n') Xacliriclit. v. \u00ab1. k. Gesellsch. d. Wiss., G\u00f6ttingen 1805, S. 41, Zeitschrift f\u00fcr ration. Medicin., 3. Reihe, Bd. XXXI, S. 304.\n4) BeE d. Deutsch, chem. Gesellsch., Bd. 9, S. 749, und Bd. 11, S. 500.\t~\t_\nJournal f. prakt. Chemie, Bd. 25, S. 145.\t'\n4) Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 9, S. 420.\nBer. d. Deutsch, ehern. Gesellsch., Bd. 19, S. USO.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Stunden nach der Vergiftung, wo keine Allnnuiigsl>esch werden vorhanden waren, reicher war, als sp\u00e4ter. In dem 7.. Versuch B., wo nicht nur keine Athenibeschwerden, sondern auch keim* anderen, besonderen Erscheinungen (ausser ein eine Stunde andauerndes Erbrechen) vorhanden waren, landen wir im Harne nach d Tagen 1.2 gr. Allantoin.\t;\t*\nAusserdem sprechen selbst Fr er ich s\" und St ae del er sieh dahin aus, dass es noch zweifelhaft'ist. ob Athmungs* beschwerden und das Vorkommen des Allantoins im Harn Zusammenh\u00e4ngen. In der That haben sie nur zwei Versuche gemacht und bei diesen k\u00f6nnte man beanstanden, dass.sie die Athembeschwerden, einmal durch Chlor und das andere Mal durch Einspritzen von Oel in die Lunge, hervorzurufen suchten. Beim Einspritzen von Oel in die Lunge entsteht nicht nur eine Verminderung der AthmungsobeHI\u00e4che, sondern auch eine St\u00f6rung des Blutkreislaufes, auch k\u00f6nnen noch viele andere Unregelm\u00e4ssigkeiten dadurch hervorgerufen werden. Beim Einathmen von Chlor kommt aber nicht sowohl die Verminderung des Luftzutritts in Betracht, sondern in viel h\u00f6herem Grade die specifische Wirkung des Chlors. Auch in unseren Versuchen wird das Vorkommen des Allantoin nicht sowohl durch Athmungsbehinderung, sondern vielmehr durch die giftige Wirkung des Diamids auf die Zellen des Thier-korpers bedingt. Besonders beach tens werth erschienen hierbei Hie Ver\u00e4nderungen in der Leber, welche wir bei der Autopsie fanden. Da die Leber unter normalen Verh\u00e4ltnissen an der Bildung von Substanzen, welche dein Allantoin nahe stehen, wie der Harns\u00e4ure, welche durch Oxydation Allantoin liefert, und des Harnstoffs, welcher aus Allantoin entstehen kann, betheiligt ist, k\u00f6nnte man daran denken, dass das Allantoin nach der Vergiftung mit Diamid desshalb im Harn auftrete,-weil die Ih\u00e4ligkeit der Lebcrzellen durch die Wirkung des Diamids gest\u00f6rt wurde.\t.\t;\nIn dem Vorkommen des Allantoins bei LebcFcirrho.se k\u00f6nnte man eine Best\u00e4tigung dieser Ansicht erblicken. Auch die Beobachtungen Sa 1 kowski\u2019s, dass nach Eingabe von Harns\u00e4ure bei Hunden neben dem Allantoin im Harn die\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIX.\n","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"Ausscheidung der Oxals\u00e4ure und dos Harnstoffs vermehrt 1st, weisen darauf hin, dass auch unter normalen Verh\u00e4ltnissen ein Theil der im Organismus producirten Harns\u00e4ure durch Oxydation weiter zerfallt, wobei das Altantoin als Zwischen-produd auf!ritt. Danach w\u00fcrde Manches daf\u00fcr sprechen, dass die Ausscheidung des Allantoins im Harn bei der Vergiftun mit Diamid, als die Folge der Hemmung eines nat\u00fcrlichen oder normalen Vorgangs anzusehen ist.\ntc","page":510}],"identifier":"lit17000","issued":"1894","language":"de","pages":"499-510","startpages":"499","title":"Ueber die giftige Wirkung des Diamids, des Dibenzoyldiamids und \u00fcber das Vorkommen des Allantoins im Harn","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:40:05.833881+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit17000
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo