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{"created":"2022-01-31T13:37:10.127399+00:00","id":"lit17040","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Freund, Ernst","role":"author"},{"name":"Gustav Toepfer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 20: 455-459","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Acidit\u00e4t und Alkalinit\u00e4t des Harnes.\n\u25a0 Von\nDr. Ernst Freund und Dr. Gustav Toepfer.\n(Der Redaction zngogangen am 2. Februar 1895.)\nIn einer \u00abUeber die Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harnes\u00bb betitelten Arbeit1) versucht Herr Dr. Lieblein nachzuweisen, dass das von uns zur Trennung einfachsauren Phosphates vonr zweifachsauren Phosphate im Harne angewendete Verfahren* *) einen Fehler von 3,5 \u00b0/0 zu Gunsten der sauren Phosphate in sich schliesse.\nDieser Fehler erkl\u00e4rt sich nach Dr. Lieblein \u00absehr einfach aus der allgemein bekannten und unbestrittenen That-saclie, 'dass bei Zusatz von Ghlorbaryum zu einfachsaurem Phosphat nicht blos einfachsaures Baryumph\u00f6sphat gef\u00e4llt wird, sondern dass der Niederschlag auch etwas normales Baryumph\u00f6sphat enthalt. Die Bildung dieses normalen Phosphats kommt dadurch zu Stande, dass die Reaction zwischen einem Theil des einfachsauren Natriumphosphates und dem Ghlorbaryum verl\u00e4uft nach\n4 NatHP04 + BaCl = \u00dfas(P04), + Ba(H,P04), + 8 Na Gl.\nNeben dem normalen Phosphat entsteht zweifachsaures, welches in L\u00f6sung bleibt. Daher r\u00fchrt der Bestimmungsfehler\u00bb.\nDie Form dieser Kritik ist eine so zuversichtliche, dass sie bei fl\u00fcchtigem Lesen als wahr und \u00fcberzeugend imponiren muss. Eine eingehende Betrachtung allerdings zeigt, dass \u2022lie ganze Kette formelgeg\u00fcrteter Schlussfolgerungen sammt\n') Zeitschrift f. physiol. Chemie, Bd. XX, 1.\u20142. Heft, S. 52.\n*) Siehe Dr. ErnstFreund: Ueber eine Methode zur Bestimmung von einfachsaurem Phosphate neben zweifachsaurem Phosphate im Harne. Centralblatt f. d. med. Wissensch. 1892, S. 38.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"45\u00ab\n\u25a01er \u00aballgemein bekannten und unbestrittenen Thatsaehe\u00bb. auf der sie aufgebaut sind, unrichtig ist.\nZur Vermeidung jeder weitl\u00e4ufigen Auseinanderselzun\" wollen wir uns begn\u00fcgen, die diesbez\u00fcglichen Stellen am Kraut-Gmelin\u2019s und Damm er\u2019s Handbuch zu citiren-\nKraut-Gmelin, II. Bd., I. Abtheilung, S. 272. D. Orlho-phosphorsaurer Baryt.\nb) Zweidrittel: Man f\u00e4llt Chlorbaryum durch % s\u00e4ltigtes phosphorsaures Natron oder Ammoniak. Berzelius A. Il, S. 114. Uebersch\u00fcssiges phosphorsaures Ammoniak w\u00fcrde dem Niederschlage S\u00e4ure entziehen, Mitscherlich Schwach \u00fcbersch\u00fcssiges Natronsalz bewirkt diese Ver\u00e4nderung nicht, daher der Niederschlag, einerlei ob dieses Salz oder ob Chlorbaryum bei der Darstellung im Ueberschuss blich, nahezu dieselbe Zusammensetzung zeigt. H. Lud wig Arch Pharm. [2|, 5\u00ab, 2G5, J. B. 1847 u. 1848, P. 339.\nD\u00e4mmer, Handbuch d. anorg. Chemie, II. \u00dfd., 2 Tli.il Seile 385.\nDibaryumphosphat: entsteht 1. aus BaCI, und Na.IIPO,. F\u00e4llt man BaCl, mit Na.HPO, und l\u00e4sst den i iederseliliig mit der Fl\u00fcssigkeit l\u00e4ngere Zeit, so entsteht BallPO, aus dem zuerst gebildeten BaH,(PO,)s, Berzelius A. 11, 114. - Ludwig, A. Pb. [2] 5G,2C5. Zun\u00e4chst ent-stellt eine gallertige F\u00e4llung, Joly C. r. 103, 1129.\nIm Gegens\u00e4tze zu Herrn Dr. Lieblein stimmen also Berzelius, II. Ludwig und Jo ly darin \u00fcberein, dass bei der F\u00e4llung von einfachphosphorsaurem Natron mit Chlorbaryum lediglich ein fachphosphorsau res Baryum entstehe. Wieso also Herr Dr. Lieblein davon sprechen kann, dass die Entstehung von ges\u00e4ttigt phosphorsaurem Baryum hierbei eine allgemein bekannte und unbestrittene Thatsaehe sei, ist unerkl\u00e4rlich. Es l\u00e4sst nur die Fassung des Dammer'schen Cit\u00e2tes ahnen, was vielleicht die Quelle des Irrthumes des Herrn Dr. Lieblein geworden ist. Herr Dr. Lieblein hat sich vielleicht durch die anf\u00e4nglich entstehende saure Reaction t\u00e4uschen lassen, ohne wie dies bei quantitativen chemischen","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"457\nMethoden doch selbstverst\u00e4ndlich ist, abzuwarten, bis die ein-, geleitete Reaction abgelaufen ist. Man kann sich jederzeit \u00fcberzeugen, dass, wenn man nach vollzogener F\u00e4llung, wie dies ja doch stets bei einer F\u00e4llung geschieht, wartet , bis der Niederschlag sich abgesetzt hat, die saure Reaction f\u00fcr Lacnius nicht mehr vorhanden ist.\nZudem kommt noch,\u2018dass es sich \u2014 die Methode wurde nur f\u00fcr Urin publient \u2014 auch nach der Meinung des Herrn Dr. Lieblein nur um 3,5\u00b0/0 handelt, die nach seiner. Ansicht als zweifachphosphorsaures Salz gel\u00f6st seien. Bei 0,1\u20140,2 \u00b0/0 Losung von einfachphosphorsauren Salzen (h\u00f6her concentrirtc L\u00f6sungen kommen im Urin ja nicht vor) bedeutet das einen Fehler von 0,0045\u00b0/0. Es ist wahrlich nicht der M\u00fche wertli, auch nur ein Wort noch \u00fcber diesen \u00fcberfl\u00fcssigen Streit zu verlieren.\nAn einer anderen Stelle setzt sich Herr Dr. Lieble in \u00fcber eine chemische Thatsaehe hinweg, die man mit Grund als allgemein bekannt und unbestritten bezeichnen kann. Herr Dr. Lieb lein sagt n\u00e4mlich auf S. 85:\n\u00abWenn nun auch Farbstoffe bekannt w\u00e4ren, welche die' Acidit\u00e4t von Alkaliphosphaten in der von Freund und Toepfer angestrebten Weise zu bestimmen gestatteten, so >t\u00fcnde einem solchen Verfahren ein schwerwiegendes - prin-cipielles Bedenken entgegen. F r e u n d und Toepfer wollen die Acidit\u00e4t so bestimmen, dass sie durch Zusatz von Lauge alle Phosphate in die normalen \u00fcberf\u00fchren. Der Verbrauch an Lauge w\u00e4re das Maass f\u00fcr die Acidit\u00e4t. Der Harn enth\u00e4lt aber Erdalkalien, welche bewirken, dass bei Zusatz von Lauge ein nicht n\u00e4her bestimmbarer, in jedem einzelnen Falle anderer Antheil der Phosphors\u00e4ure als einfachsaures Phosphat der L\u00f6sung entzogen wird. Schon aus diesem Grunde ist das Bem\u00fchen um eine Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harnes mittelst Farbstoffen ein vergebliches\u00bb. Herr Dr. Lieb lein behauptet also, dass bei Zusatz von Lauge in L\u00f6sungen von Kalksalzen nur secund\u00e4res Phosphat ausfalle! Man traut seinen Augen nicht, wenn man das liest.\nDass man aus Kalksalzl\u00f6sungen durch Zusatz \u00fcbersch\u00fcssiger Lauge normales Phosphat erh\u00e4lt, ist Wohl eine so","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nallgemein bekannte Thatsache, dass man glauben sollte, 4. nicht erst durch Gitate st\u00fctzen zu m\u00fcssen.\nKraut-Gmelin, II. Bd., 1. Abtheilung, S. 305.\n\u20223. F\u00e4llt man Chlorcalcium \u2019durch ges\u00e4ttigt phosphor, saures Nation oder durch eine Mischung von */3 ges\u00e4ttigtem phosphorsaurem Natron einem At. Ammoniak, so entsteht ges\u00e4ttigt phosphorsaurer Kalk.\nD\u00e4mmer, Handbuch der anorganischen Chemie, II |W<1 \u00b1 The\u00ab, S. 321.\t'\t\u2019\nIrical ci um phosphat. Darstellung: Aus Ca Gl umt Xa, PO, und NHa, aus CaCl# und HsPO, und NHS.\nEs kann also kein Zweifel sein, dass, wenn bei einer Losung, die Ca CI, und HsPO, enth\u00e4lt, ein Zusatz von freiem r Alkali ges\u00e4ttigt phosphorsauren Kalk bildet, auch im Urin bei Zusatz von freiem Alkali ges\u00e4ttigt phosphorsaurer Kalk entsteht. \u2014 Dass bei einer Titration die Lauge langsam zugesetzt I u'r<K kann Dr. Lieb lein kaum als Einwand erheben.\nZudem sei wiederum darauf hingewiesen, dass es sich im Urin um so minimale Mengen handelt, dass sie f\u00fcr unsere Schlussfolgerungen auf die Alkalescenzverh\u00e4ltnisse \u00fcberhaupt belanglos sind.\nAuf Seite 80 findet sich: \u00abFreund und Toepfer bezeichnen diesen Farbstoff talschlich abeif consequent als Alizarin*. Dr. Lieblein erweckt mit dieser Aeusserung die Meinung, als ob wir lediglich auf die Handelsmarke uns verlassend einen Farbstoff verwendet h\u00e4tten, der eigentlich etwas ganz anderes war, als wir geglaubt. Wir begn\u00fcgen uns demgegen\u00fcber, zu citiren, dass auf S. 86 und auf S. 102 unserer Arbeit eigens der Name alizarinsulfonsaures Natron angef\u00fchrt ist und darauf hingewiesen, dass wir der K\u00fcrze wegen nur Alizarinl\u00f6sung schreiben. \u2014 Besonders ereifert sich Herr Dr. Lieb le in gegen\u00fcber der von uns vorgeschlagenen Verwendung des Phenolphtaleins.\nAuf S. 84 findet sich: \u00abDas ist gerade so, als wollte Jemand bei der Titrirung von Chlor mit Silber die Endreaction daran erkennen, dass auf Zusatz eines Tropfens Silberl\u00f6sung","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"459\nin der tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit kein weiterer Niederschlag entsteht. Wer sich \u00fcbrigens die M\u00fche nimmt, mit Phenolphtalein in der von Freund und Toepfer angegebenen Weise zu titriren, kann >ieh leicht von der v\u00f6lligen Unbrauchbarkeit des Verfahrens \u00fcberzeugen. Ein solcher Vorschlag kann nicht ernst genommen werden\u00bb.\nWenn Herr Dr. Lieblein sich die M\u00fche nehmen wird, \u00ablie Lay-Lussac\u2019sche Methode in ihrem Original kennen zu lernen, so wird er daraus lernen k\u00f6nnen, dass die Endrea\u00e7tion dieser Methode, die bekanntlich zu den feinsten Bestimmungen geh\u00f6rt, sich auf das Eintreten des letzten Niederschlages in der nicht filtrirten Fl\u00fcssigkeit gr\u00fcndet, also ganz in derselben Weise vorgenommen wird, die Herr Dr. Lieb lein als \u00abnicht ernst zu nehmen\u00bb darstellt.\nUebrigens sind wir in der gl\u00fccklichen Lage, darauf hin-weisen zu k\u00f6nnen, dass gerade f\u00fcr die Verl\u00e4sslichkeit dieses Vorgehens bei der Titrirung mit Phenolphtalein df-ei Best\u00e4tigungen vorliegen:\n1.\tP. Mohr: Beitr\u00e4ge zur titrimetrischen Bestimmung der Magen-Acidit\u00e4t nach Dr. G. Toepfer. Laboratorium des Prof. Weiske, Breslau. Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. XIX, Heft 6, S. 647.\n2.\tO. F. Nazaroff: Neue Methode der Bestimmung der freien und gebundenen Salzs\u00e4ure mittelst Reaction von Toepfer (unter Controlle d\u00e9s Docent Fawitzky). (Wratsch 1894, Nr. 36-40.)\n3.\tDr. A. Ha m m e r s c h 1 a g : Zusammenfassendes Referat \u00fcber neuere Arbeiten aus dem Gebiete der Magenkrankheiten. Wr. klinische Rundschau 1895, 1, 12.\nr\nWir halten uns nach dem Vorstehenden der M\u00fche \u00fcb\u00e9r-lioben, auf die weiteren kritischen Bemerkungen Dr. Lieb-lein\u2019s einzugehen und erw\u00e4hnen blos, dass Herr Dr. Lieb-loin bez\u00fcglich der von ihm mitgetheilten .Einwirkung des >auren, harnsauren Natrons auf Dinatriumphosphat vergessen hat, zu citiren, dass gerade in der besprochenen Arbeit diese Einwirkung von uns mitgetheilt wurde.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XX.\n31","page":459}],"identifier":"lit17040","issued":"1895","language":"de","pages":"455-459","startpages":"455","title":"Zur Bestimmung der Acidit\u00e4t und Alkalinit\u00e4t des Harnes","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:10.127404+00:00"}