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{"created":"2022-01-31T12:55:51.412401+00:00","id":"lit17047","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"S. Frankfurt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 20: 511-555","fulltext":[{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen, Uber seine physiologische Rolle und Uber Ittsliche Kohlenhydrate, die\nihn begleiten.\nVon\nE. Schulze und S. Frankfurt*\n'Aus den, agrionlttir * chemischen Laboratorium dos Polytechnikums i\n(Der Redaction Zug\u00e4ngen am 1\u00bb. M\u00e4rz 189'\u00bb,)\nin Z\u00fcrich.)\nLeber die Rolle, welche die am Stoffwechsel sich be heiligenden organischen Verbindungen in den Pflanzen spieler\nla\u00e4sl Slch \u201c der Rc'?el \u00bbst dann ein sicheres Uriheil taller uenn man \u00fcber die Verbreitung dieser Stoffe in den Pflanze, und in deren einzelnen Theilen sich Aufschluss verschafft hal\n, ** B- daran erinnert- da\u00ae die physiologische Bedeutun. ,C\u00e4 As para gi ns erst v\u00f6llig erkannt wurde, nachdem Boro\n\"\" SC\",er beka,,ntcn Arbeit') die grosse Verbreitung des '\u00bb\u25a0Iben nachgewiesen hatte.\tb\nIn vielen F\u00e4llen l\u00e4sst sich jener Aufschluss durch mikro rheinische React.onen gewinnen. Freilich k\u00f6nnen solch, Rrachonen zuweilen tr\u00fcgerisch sein; so z. B. kann man nich immer aus einer Reduction der Feh ling\u2019sehen L\u00f6sung au \u00bbWhandensem von Glucosen schlossen, denn eskonimei den Pflanzen noch andere aldehydartige Verbindungen vor ' gleichfalls Ausscheidung von Kupferoxydul aus jener L\u00f6suni \"\u25a0irten so z. B. die von Brunner und Chuard*, il unreifen Weintrauben und Stachelbeeren nachgewiesene Gly oxylsaure, welche wahrscheinlich auch in den durch Einer\n') M. vgl. Botan. Zeitung, 1878, Nr. 51 u. 52.\n) Her. tl. d. chem. Gesellschaft, Bd. 10, S. 505\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XX\n\u00f6l","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nvon uns\u2019) untersuchten Keimpflanzen von Cannabis sativa sich findet. Ferner reducirt auch die Maltose die Fehl in\u00ab/, sehe L\u00f6sung, w\u00e4hrend sie doch ajs Disaccharid in ihre physiologischen Wirkung den Glucosen nicht gleich gestellt werden kann.\nEs giebt aber noch viele fur den pflanzlichen Stoffwechsel wichtige Verbindungen, welche sich durch mikrochemische Untersuchungen nicht nachweisen lassen. Zu diesen Verbindungen ist auch der Rohrzucker zu rechnen. Allerdings ist f\u00fcr denselben eine mikrochemische Reaction angegeben, welche darin besteht, dass man einen frischen Schnitt aus der betreffenden Pflanze in eine concentrate Kupfersulfatl\u00f6sung legt, ihn sp\u00e4ter mit Wasser absp\u00fclt, und hierauf mit heisser Kalilauge behandelt; die Anwesenheit von Rohrzucker soll sich dann durch das Auftreten einer himmelblauen F\u00e4rbung zu erkennen geben. Doch kann diese Reaction nicht als eine sichere angesehen werden; Sie beruht auf der Thatsache, dass Rohrzucker beim Zusammenbringen mit Kupfersulfatl\u00f6sung und Kalilauge eine tiefblaue Fl\u00fcssigkeit giebt. Dir gleiche Eigenschaft zeigen aber nicht nur andere l\u00f6sliche Kohlenhydrate, sondern auch mehrwertige Alkohole und manche organische S\u00e4uren. Da nun nach unseren Untersuchungen der Rohrzucker in den Pflanzen fast immer von anderen l\u00f6slichen, die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung nicht direct reducirenden Kohlenhydraten begleitet wird, so liegt auf der Hand, dass jene Reaction nicht zuverl\u00e4ssig sein kann.\nUm die Anwesenheit des Rohrzuckers in einer vegetabilischen Substanz mit v\u00f6lliger Sicherheit nachzuweisen, ist es in der Regel nothwendig, ihn zur Abscheidung zu bringen und sodann in Substanz zu untersuchen*).\n*) Landw. Versuchsstationen, Bd, 43, S. 160.\n8) Wenn man auch in einzelnen F\u00e4llen aus dem Verhalten eine-Pflanzensaftes oder Extrades gegen das polarisirte Licht vor und nach dem Erw\u00e4rmen mit S\u00e4uren mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit schlossen kann, dass in demselben Rohrzucker enthalten ist, so wird man auf diesem Wege doch nur ausnahmsweise zu einem sicheren Rarit\u00e4t\u00ab gelangen k\u00f6nnen.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"513\nMan weiss, dass aus einem an Rohrzucker sehr reichen Pflanzen-Saft oder -Extract derselbe ohne'Schwierigkeit zur Kristallisation zu bringen ist. Findet er sich aber, nur in geringer Quantit\u00e4t vor, so ist es in der Regel nicht m\u00f6glich, ihn auf diesem Wege krystallisirt zu erhalten, weil die neben ihm vorkommenden Substanzen ihn am Auskryslallisiren hindern. Auch nach Behandlung mit Reinigungsmitteln liefern solche Fl\u00fcssigkeiten beim Verdunsten meistens Syrupe, die selbst nach sehr langem Stehen keine Neigung zur Krystallis'ation zeigen.\nNun hegt eine Methode vor, die von Einem von uns*) vor einigen Jahren beschrieben worden ist und die es gestattet den Rohrzucker in chemisch reinem Zustande aus vegetabilischen Objecten meistens auch dann abzuscheiden, wenn dieser Zucker sich in denselben nur in geringer Menge vorfindet. Im Folgenden sei die Ausf\u00fchrung der Methode kurz wiedergegeben.\nDas zu untersuchende Material wird zerkleinert und in frischem oder getrocknetem Zustande mit 95proc, resp. 9\u00d6proc. Weingeist unter Zusatz von etwas CaCOs oder Mg 0*) in der W\u00e4rme extrahirt, der alkoholische Auszug filtrirt, und nachdem er wieder nahe an seine Siedetemperatur gebracht worden ist, mit einer heissges\u00e4ttigten L\u00f6sung von Strontian-hydrat versetzt. Nach halbst\u00fcndigem Kochen wird der gebildete Niederschlag abfiltrirt8), zwischen Filtrirpapier stark abgepresst und in folgender Weise verarbeitet : Man verreibt ihn in einer Schale mit etwas Wasser, \u00fcbergiesst mit einer kochenden Strontianl\u00f6sung, kocht eine halbe Stunde, und filtrirt durch ein im Warm wassertrichter befindliches Filter;\nflie meistens dunkelgef\u00f6rbte Fl\u00fcssigkeit abgeflossen, so wird noch mit etwas heisser Strontianl\u00f6sung nachgewaschen. Der Inhalt des Filters wird alsdann zwischen Fliesspapier\n)E. Schulze, Ueber den Nachweis des Rohrzuckers in vegetabilischen Substanzen, Landw. Versuchsstationen, Bd. 34, S. 408. Die Ausarbeitung dieser Methode geschah unter Mitwirkung von Th. Seliwanoff.\n\u2019) Dieser Zusatz hat den Zweck, die Inversion des Rohrzuckers \u2022birch etwa vorhandene organische S\u00e4uren m\u00f6glichst zu verhindern.\n3) Man kann das Filtrat noch einmal mit Strontian kochen, um noch mehr Rohrzucker zu gewinnen, doch ist dies in unseren Versuchen ,u,r ausnahmsweise geschehen.","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"stark abgepresst, mit Wasser verrieben und in diese Mischun\u00bb so lange Kohlens\u00e4ure cingeleitet, bis die alkalische Reaction verschwunden oder sehr schwach geworden ist\u2019). Die vom Strontiumcarbonat abflltrirte Fl\u00fcssigkeit dunsteten wir alsdann bei gelinder W\u00e4rme bis zur Syrupconsistenz ein und behandelten den Syrup mehrmals mit kochendem 95proc. Weingeist. Die vereinigten alkoholischen Ausz\u00fcge Hessen wir bis zur Kl\u00e4rung derselben stehen, gossen die Fl\u00fcssigkeit vom ausgeschiedenen Syrup ab, dunsteten sie ein und zo-en\nden Verdampfungs-R\u00fcckstand mit heissem 95proc. Weingeist\naus. Aus der so gewonnenen L\u00f6sung schieden sich in manchen F\u00e4llen schon nach kurzem Stehen \u00fcber Schwefels\u00e4ure Krystalle von Rohrzucker aus, die durch Umkrystallisiren aus verd\u00fcnntem Weingeist gereinigt wurden. Falls die L\u00f6sung keine Krystalle helcrle, wurde die oben beschriebene Behandlung mit Alkohol wiederholt, d. h. die L\u00f6sung wurde wieder eingedunstet, der R\u00fcckstand wieder mit heissem Weingeist ausgezogen und die gewonnene L\u00f6sung wieder der Verdunstung \u00fcber Seliwofel-siiiie \u00fcberlassen. Zuweilen wird die Ausscheidung der Rohr-zuckerkrystalle dadurch bef\u00f6rdert, dass man zu der Fl\u00fcssigkeit, nachdem dieselbe \u00fcber Schwefels\u00e4ure bis auf einen gewissen Grad cingedunstet ist, noch etwas Weingeist zusetzt. Doch darf dieser Weingeistzusatz nicht so gross sein, dass die Fl\u00fcssigkeit sich bleibend tr\u00fcbt; ist letzteres eingetreten, so kann man sich dadurch helfen, dass man noch einige Tropfen Wasser zuselzt. Dass in vielen F\u00e4llen solche umsl\u00e4ndliche Operationen erforderlich sind, um den Rohrzucker rem zu gewinnen, hat seinen Grund darin, dass der Strontian neben dem Rohrzucker auch andere Stoffe (meist Kohlenhydrate) lallt, von welchen man den Rohrzucker trennen muss.\nViele dieser Stoffe sind weit schwerer l\u00f6slich in heissem Weingeist als der Rohrzucker und bleiben daher gr\u00fcssten-\n') ln ilcr Hegel ist es uns nicht gelungen, v\u00f6llig neutrale Fl\u00fcssige eiten zu bekommen; <las Einleiten der Kohlens\u00e4ure wurde dann fortgesetzt , Ins man ein Schw\u00e4chenverden der alkalischen Reaction nicht mehr bemerken konnte und bis der Inhalt des Gef\u00e4sses sieh in ..a\nlasch zu Roden lallenden Niederschlag und eine klare Fl\u00fcssigkeit ge-tirhieflen hatte.\te","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"515\ntheils zur\u00fcck, wenn man den rohrzuckerhaltigen Syrup mit lieissem Alkohol behandelt; andere dagegen sind leichter l\u00f6slich in Weingeist und bleiben in Folge davon nach dem Auskrystallisiren des Rohrzuckers in der Mutterlauge., Man muss demnach zur Trennung des Rohrzuckers von den anderen Stoffen je nach den Umst\u00fcnden verfahren, und es lassen sich f\u00fcr die dabei anzuwendende Operationen keine ganz genauen und allgemein g\u00fcltigen Vorschriften geben'). Noch sei bemerkt , dass man nicht von einer zu geringen Menge Material ausgehen darf, da sonst die Gewinnung von Rohr-zuckerkrystallen meistens zu schwierig ist*).\nMit H\u00fclfe dieses Verfahrens haben wir eine gr\u00f6ssere Anzahl von vegetabilischen Objecten auf Rohrzucker .untersucht. Wir wurden dazu durch die Vermutlmng veranlasst, dass die genannte Zuckerart in den Pflanzen in weit gr\u00f6sserer Verbreitung vorkommt, als man auf Grund der bisher vorliegenden Angaben anzunehmen berechtigt war.\nAuch schien es uns w\u00fcnschenswert!], diese letzteren Angaben kritisch zu sichten; denn dieselben k\u00f6nnen keineswegs s\u00e4nimtlich als vollkommen zuverl\u00e4ssig bezeichnet werden; weil sie sich nicht in allen F\u00e4llen auf Versuche beziehen, in denen der Rohrzucker isolirt und dann auf seine Eigenschaften untersucht wurde. Wir hofften, durch diese kritische Sichtung3), sowie durch die von uns mit H\u00fclfe des beschriebenen Verfahrens ausgef\u00fchrten Untersuchungen ein Material zu gewinnen, auf Grund dessen man auch die physiologische Rolle des Rohrzuckers besser beurtheilen kann, als es fr\u00fcher m\u00f6glich war.\n\u2019) Man vergleiche auch die Angaben, welche, weiter unten bei den einzelnen Objecten \u00fcber die Trennung des Hohrzuckers von den ihn begleitenden Kohlenhydraten gemacht werden.\n) Auch wenn man zur vollst\u00e4ndigeren Gewinnung des Hohrzuckers das vom Strontianniederschlag abgelaufene alkoholische Filtrat noch einmal mit Strontian kocht, sind doch starke Verluste an Zucker nicht zu vermeiden.\t' .\n:\u2019) In Verbindung mit dieser kritischen Sichtung der vorliegenden Angaben haben wir auch einige derselben dadurch einer Oontrole unterworfen, dass wir einige der betreffenden Objecte noch einmal auf Rohrzucker untersuchten.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nDiese Untersuchung gewann noch dadurch an Interesse dass man nach unserem Verfahren neben dem Rohrzucker noch andere denselben begleitende Kohlenhydrate aus den Pflanzen abscheiden kann, die noch einen reichen Stoff f\u00fcr die Untersuchung gew\u00e4hren. Einige dieser Kohlenhydrate wurden von uns genauer untersucht, in den F\u00e4llen aber, in denen die Ausbeute an diesen eine n\u00e4here Untersuchung nicht gestattete oder die Reindarstellung derselben auf Schwierigkeiten stiess, begn\u00fcgten wir uns nur damit, ihre Anwesenheit zu constatiren, bezw. nur einzelne ihrer Eigenschaften festzustellen.\nDie Untersuchung einer Anzahl dieser Substanzen ist also nicht so weit durchgef\u00fchrt worden, dass wir dieselben mit v \u00f6 11 i g e r S i c h e r h e i t zu den Kohlenhydraten rechnen k\u00f6nnen. Da sie aber nach dem Erhitzen mit S\u00e4uren die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung reducirten und auch sonst noch Eigenschaften zeigten, wie sie den Di- oder Polysacchariden zukommen, so wird man uns wohl gestatten, sie bis auf Weiteres als Kohlenhydrate anzusehen.\nZur Identificirung des Rohrzuckers dienten uns ausser dem Aussehen und dem s\u00fcssen Geschmack der Kry-stalle noch folgende Eigenschaften :\n1. Verhalten gegen Fehling\u2019sehe L\u00f6sung vor und nach dem Erw\u00e4rmen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure.\n\u00b1 Verhalten beim Erhitzen mit Resorcin und Salzs\u00e4ure; bekanntlich giebt Rohrzucker dabei eine rothe L\u00f6sung, aus welcher beim Erkalten sich braune Flocken ausscheiden (sogen. L\u00e4vulose-Reaction).\n3. Specifisches Drehungsverm\u00f6gen der Krystalle in w\u00e4sseriger L\u00f6sung. Zur Bestimmung desselben diente ein Soleil-Ventzke\u2019scher Polarisationsapparat\u2019). Bekanntlich zeigt der Rohrzucker eine specifische Drehung: [a]D = 66,5\u00b0* *).\n*) F\u00fcr die Untersuchung dienten im Allgemeinen 5\u2014lOproc. L\u00f6sungen. In einigen F\u00e4llen, in denen wir nur eine sehr geringe Quantit\u00e4t von Hohrzucker erhalten hatten, mussten wir st\u00e4rker verd\u00fcnnte L\u00f6sungen anwenden. Die Bestimmungen wurden bei Zimmertemperatur ausgef\u00fchrt.\n*) Concentration der L\u00f6sung und Temperatur sind hier bekanntlich fast ohne Einfluss.","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"517\n4. Verhalten gegen Invertin; wie bekannt, wird Rohrzucker durch dieses Enzym in Glucosen gespalten.\nln einigen Fallen, in denen wir nur sehr geringe Quantit\u00e4ten von Rohrzuckerkrystallen erhielten, konnten wir das specifische Drehungsverm\u00f6gen derselben nicht bestimmen und mussten uns auf die Ausf\u00fchrung der anderen Reactionen beschr\u00e4nken. Uebrigens gen\u00fcgen diese Reactionen schon zum ziemlich sicheren Nachweis des Rohrzuckers. Denn man kennt bis jetzt kein anderes Kohlenhydrat, welches gleich dein Rohrzucker harte k\u00f6rnige Krystalle von stark s\u00fcssem Geschmack bildet, mit Resorcin und Salzs\u00e4ure die sogenannte L\u00e4vulose-Reaction giebt und durch Invertin in Glucose \u00fcber-gef\u00fchrt. wird \u2019).\nWir wollen hier schliesslich noch die Frage aufwerfen, ob bei Ausf\u00fchrung der zur Abscheidung des Rohrzuckers von uns verwendeten Operationen die genannte Zuckerart durch Einwirkung des Strontians auf andere Kohlenhydrate sich gebildet haben kann. Diese Frage glauben wir bestimmt verneinen zu d\u00fcrfen. Denn es liegen bis jetzt keine That-sachen vor, aus denen man schliessen k\u00f6nnte, dass auf diesem Wege Rohrzucker entstehen kann. Hat man auch durch Einwirkung einer S\u00e4ure auf Traubenzucker ein Disaccharid, n\u00e4mlich die Isomaltose, erhalten, so ist doch nicht be-\n\u25a0i\nkannt, dass ein solches Product durch Behandlung von Glucose mit einer Base sich darstellen l\u00e4sst. Gesetzt aber auch, dass letzteres der Fall w\u00e4re, so w\u00fcrde man doch noch nicht annehmen k\u00f6nnen, dass in unseren Versuchen Glucose in Rohrzucker \u00fcbergegangen sei; denn die Objecte, aus denen wir Rohrzucker abgeschieden haben, enthielten mit wenigen Ausnahmen Glucose entweder gar nicht oder doch nur in geringer Quantit\u00e4t; ein an Glucose reiches Object aber, n\u00e4m-\nl) Es sei aber darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht jedes, durch diesen Enzym invertirbare Kohlenhydrat f\u00fcr Rohrzucker erkl\u00e4ren kann; denn nach unseren Versuchen liefern auch Melitose (Raffinose), S t a c h y os e und Trehalose bei der Behandlung mit Invertin hei i0\u00b0 C. Glucose. F\u00fcr die Melitose ist dies auch von Sch ei hier angegeben worden.\t...","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nI. Die Verbreitung dee Hohrsuckers in den Pflanzen.\nit . >U1i d,e Mll\u2018heilung der Resultate, zu denen wir hoi n ei sut iung einer Anzahl von vegetabilischen Objecten -ml Rohrzucker gelangt sind, wollen wir diese Obieete rv tlieilcn. Bei jeder Gruppe f\u00fcgen wir S ^ u^\nei.uciswgebmssen die Angaben an, welche wir \u00fcber den\nin 1er Mtft >' ^ gleichcn GrWe geh\u00f6renden Objecto \u2022n der Literatur gefunden haben, wobei wir jedoch mir \u00bb\u201e\n^ber\u00fccksichtigten, welche uns als ein wurfsfrei ^er-\n1 'Vlr konnen freilich kaum hoffen, dass unsere be/ug\"ehen Zusammenstellungen keine L\u00fccken aufweisen lern die Angaben \u00fcber den Rohrzuckcrgchalt vegetabilischer ^ stanzen sind so zerstreut in chemischen, pharmlu.t\u00ef, ho amschen und technischen Zeitschriften, dass es ohne Zweifel\ndah '\u2022\t'f\u2019 Sle s\u00fcmmtlich aufzulinden; wir m\u00fcssen\nIah. i in dieser Beziehung um Nachsicht bitten.\nA. Samen.\nDie meisten, der von uns verwendeten Samen waren\n. \u00bb iiesigen Samenhandlungen bezogen; den Buchweizen erhielten wir aus Riisdnnrf n,v r \u2022\t.\tLIZtn\nwurden ...it nn\tD,e fr'ngepulverten Samen\nui den mit .\u00bbOproc. \\\\ enteist extrahirt; sehr fettreiche Oh\n'*\u2022* :f *. w\u00bbi .\u00bb.jlTa\u00ab\u201c:\n1or ) t'*!'- Sei nocllda,auf hing\u00ab\u201cwiesen, dass man fr\u00fcher schon inch (li \"p';0n\t\u2018\u2018 *?\u00b0l ^machten Vorschl\u00e4ge zum Nachweis des Rohrzuckers\nHanzen-Safte und -Extrade mit Kalkhydrat gekocht hat um A ,\n^ \u2122 . AM.eidung zu bring.,, dass aber, so^tl w!iTn'l . i.mand dieses Verfahren als nicht einwul fsfrei bezeichnet \u2019bat\nersehen l-lssl TT***' f\"\u2018 \"ur Ant'ab\u2122 *\u00ab erkl\u00e4ren, a.,s denen sieh .. ! 1 <lass 1,1 ,,en betreffenden F\u00e4llen der Rohrzucker mit Sicher-,u ,Hcntificirt wurde. Soweit es uns m\u00f6glich war haben wir r. i\nolugcn Zweck die Originalabhandlungen nachgesehen ; in einigen F\u00e4llen .' *'e Angaben und Citate dem Handbuch der Chemie von Ginelin \u00bbder anderen Zusammenstellungen entnommen.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"510\nbehandelt. Die Darstellung und Verarbeitung der Stronljan-niederschliige, sowie die Trennung des Rohrzuckers von den ihn begleitenden Kohlenhydraten geschah stets in der oben beschriebenen Weise. Der Rohrzucker wurde in gut ausgebildeten Kristallen erhalten, welche^ tails ihre Menge nicht gai zu gering war, wiederholt aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisirt wurden. Die Krystalle gaben in allen F\u00e4llen die oben angegebenen Reactionen.. Ueber die bei Ermittelung des spec. Drehungsverm\u00f6gens erhaltenen Resultate, sowie \u00fcber einige andere Details der Versuche machen wir im Folgenden Angaben.\na) Samen des Hafers (Avena saliva). .\nAus 3 Kgr. erhielten wir ca. */4 gr. reiner Rohrzucker-krystalle; dieselben gaben die oben erw\u00e4hnten Reactionen. Die Untersuchung im Polarisations-Apparate gab folgendes Resultat:\nKine w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche in lOcbcni. 0,2388 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Hohr 9,2'> S.-V. nach rechts; daraus berechnet sieb \\r,\\i} = +6(i,6\u00b0.\nDer Rohrzucker wurde begleitet von einer kolilenhydrat-. artigen Substanz, welche in Weingeist schwerer l\u00f6slich war; dieselbe fand sich daher der Hauptsache nach in dem. R\u00fcckstand vor, welcher bei Behandlung des rohrzuckerhaltigen \u2022Syrups mit kochendem Weingeist zur\u00fcckblieb. Das Vorhandensein dieses Kohlenhydrats war auch wohl die Ursache daf\u00fcr, dass , die aus dem Hafer erhaltenen Rohrzu\u00e7kerkrystalle Anfangs undeutlich ausgebildet waren, und dass sie' bei der Untersuchung im Polarisations-Apparat erst ein richtiges Resultat gaben, nachdem wir sie mehrmals aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisirt hatten.\nb) Samen des Roggens (Secale cereale).\nAus 3 Kgr. erhielten wir ungef\u00e4hr 0,15 gr. reine Rohr-zuckerkryslalle, welche die oben angegebenen Eigenschaften besassen.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung derselben, welche in 10 ebem. 0.1122 gr. Sub stanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 4,3\u00b0 S.-V. nach rechts; daran berechnet sich fa]D = +00,3\".","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nNeben Rohrzucker fand sich eine in heissem Weingeist weit schwerer l\u00f6sliche kohlenhydratartige Substanz vor, welche nicht n\u00e4her untersucht wurde.\nc) Samen des Weizens (Triticum vulgare).\nAls Material verwendeten wir zun\u00e4chst weisses Weizenmehl. Wir vermochten aus demselben aber keinen Rohrzucker abzuscheiden, dagegen fand sich ein anderes durch S\u00e4ure in-vertirbares l\u00f6sliches Kohlenhydrat vor, \u00fcber welches eingehende Mittheilungen zur Zeit noch nicht gemacht werden k\u00f6nnen.\nDas schon durch Richardson und Crampton\u2019) beobachtete Vorkommen des Rohrzuckers in ruhendem Keim des Weizenkorns k\u00f6nnen wir best\u00e4tigen. Solche Keime, welche, freilich in nicht ganz reinem Zustande, in der M\u00fcllerei als Abfall erhalten werden, lieferten uns eine reichliche Menge von Rohrzucker, als wir sie nach dem oben beschriebenen Verfahren behandelten; aus 2 Kgr. erhielten wir ungef\u00e4hr 20 gr. reiner Krystalle. Dieselben gaben die in der Einleitung erw\u00e4hnten Reactionen. Die Untersuchung zweier Krystalli-sationen im Polarisations-Apparat gab folgende Resultate:\na) Eine ufosseiige L\u00f6sung, die in 10 cbcm. 1,0 gr. Substanz enthielt; drehte im 200 min.-Rohr 38,8\u00b0 nach rechts ; daraus berechnet sich\nMd = +\u2018i7>10-\nh) Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 cbcm. 1,5020 gr. Substanz enthielt, drehte unter den gleichen Umst\u00e4nden 28,5\u00b0 nach rechts; daraus berechnet sich [a)D = + 05,6\u00b0.\nNeben dem Rohrzucker fand sich Raffinose (Melitose) vor (m. vgl. die w. u. folgenden Mittheilungen). Daraus erkl\u00e4rt es sich, dass die Rohrzuckerkrystalle Anfangs die spiessigc Form zeigten, wie sie bei raffinosehaltigem Rohrzucker meistens auftritt, und dass die specifische Drehung zuerst eine etwas\nzu hohe war.\n\u2022 .\nd) Samen des Buchweizens (Polygonum fagopyrum).\nAus 3 Kgr. dieser Samen erhielten wir ohne Schwierigkeit 3,5 gr. reiner Rohrzuckerkrystalle, welche die oben er-\n') Rer. d. deutsch, ehern. Gesellschaft, Bd. 10, S. 1180.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"521\nw\u00e4hnten Reactionen gaben. Die Untersuchung im Polarisations-Apparat lieferte folgende Resultate :\na) Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 chcm. 1,0 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 38,7\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet sich [a]D = +66,95\u00b0.\nI') Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 cbcrn. 0,6538 gr. Substanz enthielt, drehte unter den gleichen Umst\u00e4nden 25,21 nach rec\u00eeits; daraus\nberechnet sich [aJD = +66,6\u00b0.\n\u2022 ' > * \u2018 \u2022\nAuch hier fand sich neben dem Rohrzucker eine in heissem Weingeist schwerer l\u00f6sliche kohlenhydratartige Substanz vor. Darin liegt auch wohl der Grund daf\u00fcr, dass der aus dem Buchweizen gewonnene Rohrzucker ein h\u00f6heres speciftsches Drehungsverm\u00f6gen zeigte, so lange er nicht mehrmals aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisirt worden war.\n... \u00bb\ne) Samen der Erbse (Pisum sativum).\nUntersucht wurden gelbe (reife), sowie gr\u00fcne (unreife) Samen. Bei Untersuchung des aus ersterem Material gewonnenen Rohrzuckers im Polarisations-Apparat ergab sich folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche in 10 cbcrn. 0,5745 gr. Substanz enthielt,\ndrehte im 200 mm.-Rohr 22\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet sich [o]D = + 66,2\u00b0!).\n\u2022 *\nDie Gewinnung des Rohrzuckers aus den gr\u00fcnen Erbsen war in Folge der Beimengung eines anderen Kohlenhydrats sehr erschwert, es gelang uns jedoch, eine geringe Menge von Ki y stallen zu gewinnen, welche die oben f\u00fcr Rohrzucker angegebenen Reactionen gaben; auf ihr speciftsches Drehungs-verm\u00f6gen konnten wir diese Krystalle wegen ihrer kleinen Menge nicht pr\u00fcfen. Im Hinblick auf das an den gelben Erbsen erhaltene Resultat kann es kaum bezweifelt werden, dass auch die \u00fcnreifen Erbsensamen Rohrzucker enthalten. Aus den reiten, sowie aus den unreifen Erbsensamen konnten wir noch neben dem Rohrzucker ein anderes in Weingeist\n\u2018j Ueber das Vorkommen von Rohrzucker in den Erbsen wurde schon fr\u00fcher berichtet ; vgl. Landw. Vers.-Stat., Bd. 39, S. 270.","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022-.thweiei l\u00f6sliches Kohlenhydrat abscheiden, das bei der Ovv dation mit Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure lieferte L| i\nweiter unten dar\u00fcber gemachten Angaben). \" '\n0 Samen der Soja-Bohne (Soja hispida).\nBohr\u201c\" fR ein\u00b0 rClatiV reichliche Au^te lm\nEine w\u00e4sserige LSsung desselben, welche in 20 eben 1 .* enthielt, drehte Im 200 \u00bbun.-Hohr 10\u00bb s,V. nach re,d t hereclinet sich [aJD = +05,7\u00b0').\t\u2019 ,lari\"ls\nm \u25a0 tle\" ^oja-Bohnen ist fr\u00fcher schon Rohrzucker durch g und Morawsky*) nachgewiesen worden.\ng) Samen der Erdnuss (Arachis hypogaea).\nIn diesen Samen ist Rohrzucker schon von Burkhardt\u2019i naebgewiesen worden. Als Untersuchungsobject benutzte derselbe die Erdnusskuchen. Wir verwendeten f\u00fcr unsere Untersuchung die sogenannten Erdnusskeime. Dieses Material\nl \" !\u2018|S d]en.1 B,atlkcin> und Wurzelkeim des Erdnusssaniem besieht, wird in einigen Oelfabriken von den Samen abge-\nliennl, ehe man letztere verarbeitet*). Mit grosser Leichtig-\n1)01!'\"'11 'v,r aus diesem Material eine betr\u00e4chtliche Ouau-1 ft\t8\u00b0winnen ; aus 1 Kgr. erhielten wir ca.'sgr\nreinor Rohrzuckerkrystalle.\nd\",'Se\"'\u201c,\u2018\u2019 Jie\t1,00 gr. Substanz\nIn II, drehte im 200 nim.-Bolir.:i8,<S\u00bb S.-V. nach rechts; daraus I\u00ab reell net sich [*Jp- = + 00,9\u00b0.\n, ,J\nDie Krystalle gaben alle oben erw\u00e4hnten Reactionen.\nh) Samen der gelben Lupine (Lupinus luteus).\nZwei verschiedene Muster dieser Samen wurden mit negativem Resultat au1 Rohrzucker untersucht.\n') Landw. Vers.-Staf., Bd. 39, S. 270.\n*) Monatshefte f\u00f6r Chemie, 7, S. 70.\nNeue Zeitschr. f\u00f6r R\u00fcbenzucker-Industrie, 17, S. 200.\n) Wir ei hielten einige Kgr. dieses Materials in vorz\u00fcglicher Qua litiit aus der Niederl\u00e4ndischen Oelfahrik in Delft.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"523\ni) Samen des Hanfs (Cannabis sativa).\nAus l,o Kgr.1) erhielten wir ca. 4 gr. reiner Rohrzucker-krystalle, welche die oben angegebenen Eigenschaften besassen.\nEin.* w\u00e4sserige L\u00f6sung derselben, welche in 10 chcm. 1,011\u00ab >r Substanz enthielt drehte im 200 mm.-Rohr 30\u00ab S.-V. \u201each rechts; daraus berechnet sich [aJD = -f 60.7\u00b0.\t'\t.\t\u2019\nNeben dem Rohrzucker fand sich ein in Alkohol schwerer liish, lies Kohlcnhydrat vor (vrgl. dar\u00fcber Angaben, die fr\u00fcher gemacht worden sind\u2019). Es schien auch noch ein Kolilen-liydrat vorhanden zu sein, welches in Weingeist leichter l\u00f6slich \u00ab\u00bb .1\u00ab Rohrzucker ; ,1\u2122, \u201e\u201e \u201e \u201eutoZg\u201d\u201c Rohrzuckers gewonnenen Krystalle zeigten eine h\u00f6here soec\nDrehung ([a]D = 71,4\u00b0).\t1\nk) Samen der Sonnenblume (Helianthus animus). Aus .\u00bb00 gr. der entschiilten Samen erhielten wir 0,7 gr\nicinei Rohrzuckcrkrystalle, welche die oben erw\u00e4hnten Reac-tionen gaben.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung derselben, welche in tOcbcm. 0,0060 gr. Suh-stanz enthielt, drehte im 100 mm.-Rohr S.-V. nach rechts: daraus berechnet sich |aJD = + 60,00\u00b0.\nAuch hier war eine in Alkohol schwerer l\u00f6sliche kohlen-' nydratartige Substanz neben Rohrzucker vorhanden.\nI) Samen des Kaffees (Coflea arabica),\nUeber das Vorkommen von Rohrzucker im Kaffee liegen schon Angaben von Stenhouse, Graham und Campbeil\u2019) sowie von Ewell*) vor. Diese Angaben konnten wir be-\n'> Vor der Extraction mit Alkohol wurden diese Samen aber durch e landlung mit Aether vom Fett fast vollst\u00e4ndig befreit. Ebenso ge-\"cn.ui es bei den Sonnenblumen.\t,\n) Lamlw. Versucbsstat., Bd. 43, S. 147.\nS. f,7(i j Chm\u2018 S0C' Qu-1 9* S- 33: \u00ab\u201c\u00ab'i\". Handln d. Chemie, Bd. 7,\n') Americ. Chem. Journ. (1892), 14, S. 47:5 ; Chem.-Zeit. 18!\u00ab S. 350.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nstutigen ; wir erhielten aus 250 gr. gepulverter Kaffeebohnen 2,5 gr. Rohrzucker.\nKine w\u00e4sserige L\u00f6sung desselben, welche in 10 ehern. 0,4852 gr Suh-stanz enthielt, drehte im 200nim.-Rolir 18,5\u00bb S.-V. nach reel its-berechnet sieh f\u00bbJD = +65,9\u00ab.\t'\t\u201d\nDaneben fand sich ein in Weingeist schwerer l\u00f6sliches Kohlenhydrat vor; dasselbe lieferte bei der Oxydation mit Salpeters\u00e4ure keine Schleims\u00e4ure ').\nAusser in den von uns oben genannten Objecten wurde der Rohrzucker noch durch Andere in den Samen der Gerste (Hordeum distichum\u2019), des Mais (Zea Mays\u2019), der Ackerbohne (Vicia Faba oder Faba vulgaris * *), der Schminkbohne (Phaseolus vulgaris5), des Basels (Corylus Aveilana), des Wallnussbaums\n(Juglans regia) und der Mandel (Amygdalus communis5) nach-gewiesen.\nInteressant ist die Thatsacho, dass bei den Weizenk\u00f6rnern der Rohrzucker im Keim localisirt ist. Aus letzterem konnten wir, wie aus den oben von uns gemachten Angaben zu ersehen ist, leicht eine betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t der genannten Zuckerart abscheiden, was vollst\u00e4ndig mit dem fr\u00fcher schon von Richardson und Cramp ton (loc. cit.) gemachten Angaben \u00fcbereinstimmt; aus weissem Weizenmehl dagegen, welches wahrscheinlich aus entkeimten Weizenk\u00f6rnernT) dargestellt war, vermochten wir dagegen Rohrzucker nicht zu isoliren. Auch bei den Erdn\u00fcssen lieferten Blatt- und Wurzel-keim eine betr\u00e4chtliche Menge von Rohrzucker, doch haben wir bis jetzt nicht untersucht , ob die \u00fcbrigen Theilc des\n') Yrgl. dar\u00fcber noch die Mittheilung von E. Schulze, Cliem.-Ztg., 1893, Kr. 70.\n*) O. S u 11 i v a n, Chem. Soc., 1886, I, S. 58.\n3> Washburn und Tollens, Ber.d.D.Chem.Gesellschaft. Bd.22, *.1047, sowie Journ. f. Landw., Bd. 37, S. 503.\n*) W. Maxwell, Landw. Versuclisstat., Bd. 36, S. 15.\n\u25a0\u2019) Derselbe, Americ. Chem. Journ. 12, S. 265.\n\u00ae) P e 1 o u z e, Compt. rend. 40, S. 608.\n) Bekanntlich werden die Weizenk\u00f6rner behufs der Herstellung von feinem Weizenmehl entkeimt, weil das Mehl dadurch haltbarer wird.","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"525\nEmbryos armer an Rohrzucker sind. Auf die physiologische Holle, welche der Rohrzucker in den Samen spielt, kommen wir weiter unten zur\u00fcck.\nB. Samenh\u00fclsen.\nVon solchen haben wir nur die gr\u00fcnen Samenh\u00fclsen nicht ausgereifter Erbsen (Pisum sativum) untersucht. Dieselben wurden, ohne vorher getrocknet zu werden, m\u00f6glichst fein zerhackt und mit 95 proc. Weingeist in der W\u00e4rme aus-gezogen, der weingeistige Extract wurde auf Rohrzucker wie oben angegeben verarbeitet. 3 Kgr. der H\u00fclsen lieferten ungef\u00e4hr 20 gr. Rohrzucker, welcher schon nach einmaligem Tmkrystallisiren v\u00f6llig rein war, wie die Untersuchung im Polarisations-Apparat zeigte.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche in 10 ehern. Wasser 6,5602 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 21,0\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet sich [a]D = -f-66,7\u00b0.\nAuch hier liess sich eine in Alkohol schwerer l\u00f6sliche kohlenhydratartige Substanz neben dem Rohrzucker naeh-weisen, doch haben wir dieselbe nicht weiter untersucht.\nC. Etiolirte Keimpflanzen.\na)\tKeimpflanzen der gelben Lupine (Lupinus luteus).\nUeber den Nachweis des Rohrzuckers' in diesem Object hat der Eine von uns schon vor einer Reihe von Jahren Mittheilungen gemacht1). Der Rohrzucker wurde in diesem Falle nicht nur durch seine Reactionen und sein specifisches Drehungsverm\u00f6gen, sondern auch durch eine von Herrn Dr. G. Schall ausgef\u00fchrte krystallographische Untersuchung identificirt. Aus 800 gr. lufttrockener 6 t\u00e4giger Keimlinge wurde ungef\u00e4hr 3 gr. Rohrzucker erhalten.\nb)\tKeimpflanzen der Sonnenblume (Helianthus annuus).\nAus 700 gr. lufttrockener etiolirter Keimpflanzen wurde L i gr. reiner Rohrzuckerkrystalle erhalten, welche die oben\nl) Landw. Versuchsstat., Bd. 36, S. 473, sowie Ber. d. D. Botan. Oesellsch., Bd. 7, S. 280.\t. \u2018","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"fr\nr\ni iu.ilinten Iicactioncn gaben. Die Untersuchung im Polaii-\nsations-Apparat gab folgendes Resultat:\nE\u2018i\".'\t.LSsun\u00bb- welche in 10 ebero. 0,7113 gr. .Substanz\nb\u00bb- t, drehte .m 200 mm,Rohr 28,5\u00ab S,V. \u201each rechts; daraus |J.' rechnet sich [a]D == +06,5\u00b0.\nAuch hier fand sich neben dem Rohrzucker ein anderes huch Stroritian f\u00e4llbares Kohlenhydrat vor; infolge davon rab der Rohreucker erst nach wiederholtem Umkrystallisirbn hei Untersuchung im Polarisations-Apparat ein genau stim-mondes Resultat1)\nc) Keimpflanzen der Wicke (Vicia sativa).\nDie Untersuchung dieses Objectes wurde in unserem Lil(\u2019Oratorium durch Herrn Dm. Prianischnikow aus. gef\u00fchrt*). Es war in diesem Falle leicht, aus dem Strontian-nlederschlag Rohrzucker in reinem Zustande und in erheblicher Quantit\u00e4t zu gewinnen. Die Untersuch.ung im Polarisations-Apparat gab folgendes Resultat:\nKine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ehern. 0,2504 gr. Substanz enthielt\ndrehte ,m S,V. Apparate im 200 mm.-Rchr 0,7\u00bb nach rechts; daran,' berechnet sich |aJD = -f 05,5\u00b0.\nDie Krystalle gaben die Rohrzucker-Reactionen.\nPUoHrte Keime der Kartoffel (Solanum tuberosum).\nDie zur Untersuchung verwendeten etiolirten Keime hatten sich an Kartoffelknollen gebildet, welche in einem Keller lagerten. Aus solchen Keimen ist fr\u00fcher schon durch E. Schulze und Th. Seliwanoff ein Kohlenhydrat isolirt worden, welches nach seinen Reactionen h\u00f6chst wahrscheinlich Rohrzucker war\u00bb). Wir haben dasselbe in etwas gr\u00f6sserer Quantit\u00e4t dargestellt und seine Identit\u00e4t mit der genannten Zuckerart ausser Zweifel gesetzt. Die Untersuchung im Polarisations-Apparat gab folgendes Resultat:\nEine W\u00e4sserige L\u00f6sung, welche i\u201e 10 ehern. 0,5333 gr. Substanz enthielt, drehte un 200mm,Rohr 20.3\u201c S,V. nach rechts; daraus be-rechnet sich fa[D = -f 05,9\u00b0.\n') Vgl. Landw. Versnclisstat., Bd. 43, S. 173.\n\u25a0) Landw. Versuchsstat., Bd. 45, S. 202.\n') Landw. Versuchsstat., Bd. 34, S. 414.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"527\nWas die Ausbeute betrifft, so erhielten wir aus 2 Kgr. lufttrockener Substanz ca. 4 gr. reiner Rohrzuckerkrystalle. Neben dem letzteren fand sich in betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t\ntine andere nicht n\u00e4her untersuchte kohlenliydratarti\"e Substanz vor.\nUeber das Vorkommen von Rohrzucker in Keimpflanzen sind auch von Anderen schon Angaben gemacht worden, so von K \u00f6 h n e m a n n ), welcher diesen Zucker in gekeimtem Weizen und gekeimter Gerste (Malz) nach wies; ebenso fanden ihn auch Sullivan (loc. cit.), sowie Brown und Morris*) im Malz.\nD. Gr\u00fcne Pflanzen, Bl\u00e4tter und oberirdische Stengel. a) Roggenpflanzen (Secale cereale).\nDie zur Untersuchung verwendeten Pflanzen wurden in dem Vegetationsstadium dem Felde entnommen, in welchem die Bl\u00fcthe beendigt ist und die Ausbildung der Samen beginnt. Sie wurden sowohl von den Wurzeln wie von den Aehren befreit, sodann zerkleinert und in der W\u00e4rme mit Weingeist extrahirt. Aus 800 gr. frischer Pflanzen erhielten wir ca. 1 gr. Rohrzuckerkrystalle, welche die oben erw\u00e4hnten Beactionen gaben. Die Untersuchung im Polarisations-Apparate gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 cbcm. 0,5407 gr. enthielt, drehte im 200nim.-Rohr 20,3\u00b0 nach rechts ; daraus berechnet sich [\u00ab]D = -f 64,05\u00b0,\nNeben dem Rohrzucker erhielten wir aus dem Strontian-mederschlage ein in Weingeist weit schwerer l\u00f6sliches Kohlen\u00ab liydrat, welches wir als Secalose bezeichnen wollen. Ueber die Resultate, die bei Untersuchung desselben erhalten wurden, machen wir weiter unten noch n\u00e4here Mittheilungen.\nb) Pflanzen der Wicke (Vicia sativa).\nZur Untersuchung dienten ganz junge Wickeopflanzen, u eiche nur ein Alter von 6 Wochen besassen. Aus 500 gr. lufttrockener Pflanzen erhielten wir einige Krystalle, deren Quantit\u00e4t fur die Untersuchung im Polarisations-Apparat nicht\n') Her- d- D- chem. Gesellsch., Bd. 8; S. 202 und Bd. 9, S. 1385.\n-) Lintner, Handb. der landw. Gewerbe, Spiritusfabrik., S. 20\u00bb Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XX.","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nausreichte. Dass aber Rohrzucker vorlag, darf wohl daraus geschlossen werden, dass die Krystalle die in der Einleitung angegebenen Reactionen des Rohrzuckers gaben.\nc)\tKartoffelpflanzen (Solanum tuberosum).\nAus 1,5 Kgr. frischer Kartoffelpflanzen, welche wahrend der Bl\u00fcthe dem Felde entnommen waren, erhielten wir ein\u00bb* kleine Quantit\u00e4t von Krystallen. Zur Untersuchung im Polarisations-Apparat gen\u00fcgte die Quantit\u00e4t derselben nicht, da es aber harte sussschmeckende Krystalle waren, welche die in der Einleitung f\u00fcr Rohrzucker angegebenen Reactionen gaben, so darf man wohl den Schluss ziehen, dass Rohrzucker vorlag.\nd)\tJunge Bl\u00e4tter der Erle (Ainus).\nDieselben wurden in frischem Zustande zerkleinert und sodann mit Weingeist ausgekocht. Aus 500 gr. dieser Bl\u00e4tter erhielten wir 1,5 gr. reiner Rohrzuckerkrystalle ; die Untersuchung im Polarisations-Apparat gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 cbcm. 0,8793 gr. Substanz enthielt, drehte im Polarisations-Apparat 33,5\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus fr\u00bb, rechnet sieh [a]D = +65,9\u00b0.\nDie Krystalle gaben die Rohrzucker-Reactionen. Anfangs war der Rohrzucker durch eine andere in Nadeln krystalli-sirende Substanz verunreinigt; dieselbe war jedoch viel schwerer l\u00f6slich in Weingeist und krystallisirte daher zuerst aus, w\u00e4hrend der Zucker in L\u00f6sung blieb. Die Quantit\u00e4t, in welcher wir diese Substanz erhielten, reichte zu einer vollst\u00e4ndigen Untersuchung nicht hin; doch haben wir constatirt, dass sie nach dem Kochen mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure die Fehling\u2019sche L\u00f6sung reducirte und dass sie weder die L\u00e4vulose- noch die Pentosen-Reaction gab. Es ist m\u00f6glich, dass diese sehr leicht krystalli-sirende Substanz ein Glu cos id war; sie besass einen bitteren Geschmack.\t.\ne)\tBl\u00e4tter der Haselstaude (Corylus Avellana).\nDieselben wurden in frischem Zustande mit Weingeist ausgekocht. Aus ca. 1 Kgr. erhielten wir einige gut aus-","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"529\nI\ngebildete Krystalle, deren Menge f\u00fcr die Untersuchung im Polarisationsapparat nicht hinreichte, welche aber die in der\nEinleitung angegebenen Reactionen gaben und daher wohl f\u00fcr Rohrzucker erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen.\nMit negativem Resultat haben wir noch folgende, unter diese Rubrik geh\u00f6rende Objecte untersucht: Blattknospen und Bl\u00e4tter des Ahorns (Acer), der Esche (Fraxinus ornus), der Buche (Fagus silvestris) und der Eiche (Quercus robur), sowie junge Nadeln der Fichte (Picea excelsa) und der Weisstanne (Abies pectinata). Alle bei Verarbeitung dieser Objecte erhaltenen Strontianniederschl\u00e4ge lieferten aber bei der Zerlegung mittelst Kohlens\u00e4ure Substanzen, die nach ihrer In* vertirbarkeit mit S\u00e4uren und nach ihrem sonstigen Verhalten als Kohlenhydrate angesehen werden k\u00f6nnen, meistens waren sie schwer l\u00f6slich in heissem Alkohol und blieben daher als syrup\u00f6se Massen zur\u00fcck, wenn die bei Zerlegung der Strontianniederschl\u00e4ge erhaltenen Fl\u00fcssigkeiten eingedunstet und die Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde mit kochendem Weingeist behandelt wurden; die Syrupe waren in der Regel stark braun gef\u00e4rbt. Es ist sehr wohl m\u00f6glich, dass alle diese Objecte etwas Rohrzucker enthielten, dass aber die Quantit\u00e4t desselben zu gering war, um ihn isoliren und in Krystallen gewinnen zu k\u00f6nnen. Von jenen anderen Kohlenhydraten l\u00f6st sich stets etwas in kochendem Weingeist auf; dunstet man nun die weingeistige L\u00f6sung ein, so kann * der Rohrzucker, falls er sich nur in geringer Menge vorfindet, durch die Beimengungen am Krystalli-s'ren verhindert werden. Ein negatives Resultat berechtigt also noch nicht zu der Schlussfolgerung, dass in den bez\u00fcglichen Objecten der Rohrzucker v\u00f6llig gefehlt hat. Dazu kommt noch, dass die bei Verarbeitung von Bl\u00e4ttern und Blattknospen erhaltenen meistens sehr stark gef\u00e4rbten Strontianniederschl\u00e4ge in der Regel auch noch andere Verunreinigungen zu enthalten scheinen, welche der Reindarstellung der darin sich vorfindenden Kohlenhydrate hinderlich sind.","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nUebrigens ist noch darauf aufmerksam zu machen d-i* bei Untersuchung der Bl\u00e4tter auf Rohrzucker nicht nur da< Vegetationsstadium derselben, sondern auch die Tageszeit \u00d9 welcher sie eingesammelt werden, von Einfluss sein kann So (and z. B. Aim\u00e9 Girard1) in R\u00fcbenbl\u00fcttern (Beta vulgaris) gegen Abend weit gr\u00f6ssere Mengen eines l\u00f6slichen in-vertirbaren Kohlenhydrats vor, als in den am Morgen gesammelten Blattern; es war uns leider nicht m\u00f6glich, diesem Umstande bei unserer Untersuchung Rechnung zu tragen.\nIn folgenden, in diese Rubrik geh\u00f6renden Objecten ist fr\u00fcher schon Rohrzucker nachgewiesen worden: Im Zuckerrohr (Saecharuni officinarum), in der Zuckerhirse (Sorghum saccharatum \u25a0), im Zuckerahorn (Acer saccharum3), in einer Javanesischen Palme (Saguerus Rumphii3), in der Arenga-Palme (Arenga saccharifera), in den Stengeln des Mais (Zea Mays4), in den Blattern der Linde (Tilia europaea8), des Weinstock^ (Vitis vinifera6) und der Kartoffel (Solanum tuberosum6).\nAuch noch bei Acer pseudoplatanus, bei Betula, bei Juglans alba und bei Tilia europaea soll Rohrzucker im Stamm, bezw. im Fr\u00fchlingssaft, Vorkommen7).\n') Compt. rend. 97, S. 1305.\n-\u25a0) Jackson, Compt. rend..46, S.55; Gossmann, Ann. .l.Chcni. u. riiarm., Bel. 104, S. 335.\n'>) Berthe lot, Ann. Chim. Phys. [3], 55, S. 286; daseihst auch eine Angabe \u00fcber den Zucker aus Sorghum.\n4) Soubeiran und Biot, Compt. rend. 15, S. 523. Obwohl die in diesem Falle zum Nachweis des Rohrzuckers verwendete Methode nicht ganz einwurfsfrei ist, kann doch \u00fcber das Vorhandensein dieses Zuckers in den Maisstengeln kein Zweifel obwalten, da man ihn daraus an manchen Orten ini Grossen darstellt. Hinzuweisen ist hier noch auf die Beohachtim-dass sich Bohrzucker in den Maisstengeln anh\u00e4uft, wenn man die weibliche Bl\u00fcthe entfernt.\n) Bo m s s i n g a u 11, Compt. rend. 74, S. 87. Der Bohrzucker wurde in dem aus den Bl\u00e4ttern ausgeschwitzten Honigthau nachgewiesen : doch erkl\u00e4rt Boussingault, dass derselbe aus den Bl\u00e4ttern stamme.\n*') Kayser. Landw. Versuchsst., Bd. 29, S. 601. Vgl. in I3etr.ll der Bl\u00e4tter von Vitis vinifera auch Petit, Compt. rend. 77, 8. 914, sowi-It uns und Thoms, ebendaselbst, 114, S. 593.\n) M. vgl. Gmelin's Handbuch der Chemie, Bd. 7, S. 676.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"531\nE. Wurzeln, Rhicome, Knollen und Zwiebeln.\nVon Objecten dieser Art sind von uns nur unreife Kartoffelknollen1), Wurzeln der Mohrr\u00fcbe (Daucus Carota*) und Knollen der Zwiebel (Allium Cepa) untersucht worden, wobei wir Rohrzucker nur aus den beiden ersteren Objecten erhielten. Der aus den unreifen Kartoffelknollen abgeschiedene Rohrzucker wurde ausser durch seine Reactioneii noch durch eine von Herrn Dr. C. Schall in Z\u00fcrich ausgef\u00fchrte krystallo-graphische Untersuchung identifient. Den Zucker aus den Mohrr\u00fcben identificirten wir durch eine Untersuchung im Polarisations-Apparat :\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ebem. 1,0 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 30,1\u00b0 nach rechts; daraus berechnet sich (al = + 67,5*\t.\t,\u00fc\nDer bei Verarbeitung der Zwiebel erhaltene Strbntian-niederschlag lieferte keinen Rohrzucker, dagegen eine betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t eines anderen invertirbaren Kohlenhydrats; dasselbe liess sich aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung durch Weingeist ausf\u00e4llen.\nRohrzucker ist fr\u00fcher schon gefunden worden in den Wurzeln von Beta vulgaris, Angelica archangelica5), Rubia Tinetorum*), Ipecacuanha5), Scopolia carniolica6), sowie in den Knollen von Helianthus tuberosus7) und von Batatas edulis8).\nAusserdem finden sich noch Angaben \u00fcber das Vorkommen von Rohrzucker in den Wurzeln von Chaerophyllum\n') Vgl. E. Schulze und Th. Self w a no ff, Landw. Versuchet Bd. 31. S. 403.\t'\t*\n-) Aus den Mohrr\u00fcben hat auch C. Schmidt (Ann. d.\u00abhem. u. d\u2019harm., Bd. 83, S. 325) Rohrzucker abgeschieden ; doch ist daselbst nicht angegeben, wie der Zucker identifient wurde.\n') Buchner, Ann. d. Chem. u. Pharm., Bd. 12, S. 227.\n4)\tStein, Journ. f. pr. Chem., Bd. 107, S. 441.\n5)\tM e r c k \u2019 s Jahresbericht f\u00fcr 1801, sowie Arch. f. Pharm., Bd. 220,\nc) Schmidt, Apoth.-Zeitung, 1891, S. 96.\t^\n') D u b r u n f a n t, Compt. rend. 61, S. 765. s) Stone, Ber. d. D. Chem. Gesellsch., Bd. 23. S. 1106.","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nbulbosum, Cichorium Intybus, Leontodon taraxacum, Si\u00fcm Sisarum und Pastinaca^sativa * *), doch wissen wir nicht bestimmt, ob aus diesen Objecten der Rohrzucker isolirt und mit Sicherheit nachgewiesen worden ist.\nF. Bl\u00fcthen und Bl\u00fcthentheile. a) Bl\u00fcthenknospen der Birne (Pyrus communis).\nZur Untersuchung dienten noch unge\u00f6ffnete Bl\u00fcthenknospen der Birne, welche im April gesammelt waren, sie wurden getrocknet und sodann mit Weingeist ausgekocht; aus 500 gr. lufttrockenem Material erhielten wir 1 gr. reiner Rohrzuckerkrystalle ; die Untersuchung im Polarisationsapparat gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche in 10 cbcm. 0,4137 gr. Substanz enthielt, drehte im 200mm.-Rohr 15,9\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet sich [aJD = 4-66,5\u00b0.\nDie Krystalle gaben die Rohrzucker-Reactionen. Daneben fand sich eine leicht krystallisirende Substanz vor, welche leichter in Alkohol l\u00f6slich war als der Rohrzucker und demnach beim Auskrystallisiren desselben in die Mutterlauge \u00fcberging. Ihre w\u00e4sserige L\u00f6sung war stark linksdrehend, sie reducirte hach dem Kochen mit S\u00e4uren die Fehling\u2019sche L\u00f6sung und gab weder die L\u00e4vulose, noch die Pentosenreaction. Da sie bitteren Geschmack besass, so ist es m\u00f6glich, dass ein Gly-cosid vorlag.\nb) Bl\u00fcthenstaub dbs Hasels (Gorylus Avellana) und der Kiefer (Pinus silvestris).\nDiese Objecte sind von A. v. Planta*) in unserem Laboratorium untersucht und es ist in denselben eine reichliche Menge von Rohrzucker gefunden worden. Wir verweisen auf die betreffenden Abhandlungen.\nc) Im Nectar der Bl\u00fcthen scheint Rohrzucker neben Glucose in grosser Verbreitung vorzukommen ; man hat ihn\n') Vgl. Gmelin\u2019s Handb. d. Chemie, Bd. 7, S. 675.\n*) Landw. Versuchsst., Bd. 31, S. 105 und Bd. 32, S. 222.\ni","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"daraus mehrfach in Krystallen abgeschieden, so z. B. bei Cactus Ackermanni und C. speciosus, bei Rhododendron ponticum, bei Fuchsia, Mirabilis, Helleborus niger und Agave americana1).\nG. Fr\u00fcchte.\nDass sehr viele Samen Rohrzucker enthalten, ist von uns weiter oben gezeigt worden; es liegen aber auch sehr viele Angaben \u00fcber einen Rohrzuckergehalt des Fruchtfleisches bezw. des Saftes der Fr\u00fcchte vor und zwar f\u00fcr, folgende Objecte: Apfel (Pyrus Malus), Birne (Pyrus communis), Mirabelle und Reineclaude (Prunus), Orange (Citrus aurantium), Citrone (Citrus Limonum), Pfirsich (Persica), Aprikose (Ar-meniaca), Himbeere (Rubus idaeus), Ananas (Ananassa satjva), Melone (Cucumis Melo*), Dattel (Ph\u00f6nix dactylifera3), Banane (Musa*), Johannisbrot (Ceratonia siliqua6) und Kentucky\u2019sche Kaffeenuss (Gymnocladus canadensis6).\nIm Anschluss an die von uns im Vorigen gemachten Angaben sei noch erw\u00e4hnt, dass die Quantit\u00e4t, in welcher wir den Rohrzucker aus den von uns Unters\u00fcchten Objecten erhielten, in den meisten F\u00e4llen eine geringe war, wie schon aus den f\u00fcr die einzelnen Objecte von uns gemachten Angaben im Allgemeinen zu ersehen ist. Doch m\u00fcssen wir\n\u2018) B r a c o n n o t (Journ. f. pr. Chem. [1], Bd. 30, S. 363, sowie Journ. de Chimie m\u00e9dicale 9, Nr. 1) f\u00fchrt achtzehn Pflanzen auf, aus deren Nectar er Krystalle abscheiden-konnte, welche dem BohrzUcker glichen. M. vgl. auch J\u00e4ger, Tiedemann\u2019s Zeitschrift f\u00fcr Phys. 2, S. 173 (Cit\u00e2t bei Gmelin), ferner Bon ni er, les nectaires, \u00e9tude critique anatomique et physiologique, Paris 1879, und A. von Planta, \u00fcber die Zusammensetzung einiger Nectar-Arten, diese Zeitschrift, Bd. 10, S. 225.\n2)\tIn Betreff der ersten elf Objecte vgl. m. Buignet, Compt. rend. 51, S. 894, Berthelot und Buignet, ebendaselbst, 51, S. 1094, Ku-lisch, Landw. Jahrb\u00fccher, Bd. 19, S. 109, und Petit, Compt. rend. 69, S. 988.\n3)\tBan astre, Journ. pharm. 18, S. 725.\n4)\tA v e q u i n, ebendaselbst, 24, S. 556.\ns) B e r t h e 1 o t, Ann. Chim. Phys. [3] 55, S. 286.\n6) Stone und Test, Americ. clvem. J. 15, S. 660 ; Chem, Centralbl. 1894,8.201.","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\ndarauf aufmerksam machen, dass die wirklich vorhandene Rohrzuckermenge ohne Zweifel die von uns erhaltene Aus-heule betr\u00e4chtlich \u00fcberstieg. Abgesehen davon, dass heim Kochen der weingeistigen Extrade mit Strontianhydrat ohne Zweifel nicht die ganze in den Extr\u00e4cten vorhandene Rohrzuckermenge in die Niederschl\u00e4ge eingeht, ist begreiflicher Meise auch die Trennung des Rohrzuckers von den anderen durch Strontian mit ausgefallen Kohlenhydraten in der Re-el mit betr\u00e4chtlichen Verlusten verbunden.\nEs w\u00e4re uns erw\u00fcnscht gewesen, neben dem qualitativen Nachweis des Rohrzuckers in den von uns untersuchten Objecten auch quantitative Bestimmungen\ndesselben ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen, leider aber gibt es daf\u00fcr keine allgemein brauchbare Methode. Wir kommen auf diesen Punkt weiter unten noch einmal zur\u00fcck.\nII. Ueber l\u00f6sliche Kohlenhydrate, welche den Rohrzucker\nin den Pflanzen begleiten.\nMrie schon in der Einleitung erw\u00e4hnt worden ist, erhielten wir bei Zerlegung der Strontianniederschl\u00e4ge fast ausnahmslos neben Rohrzucker noch andere Substanzen, welche nach dem Kochen mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung reducirten. Einige von ihnen schienen zu den G Ri-\nco siden zu geh\u00f6ren (man vgl. z. B. die oben bei den Bl\u00e4ttern\nvon Ainus und den Bl\u00fcthenknospen von Pyrus gemachten Angaben) ; die meisten dieser Stoffe zeigten aber ein Verhalten, wie es den fr\u00fcher wohl als \u00abDextrinartige Kohlenhydrate\u00bb\u2019 bezeichneten, heute zu den l\u00f6slichen Polysacchariden gerechneten Stoffen zukommt. Sie waren leicht l\u00f6slich in Wasser, schwer l\u00f6slich in kochendem Weingeist und aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung durch Weingeist f\u00e4llbar. Durch mehrmaliges Auslallen mittelst Weingeist gereinigt und sodann \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet, bildeten sie theils weisse, thcils gelbgef\u00e4rbte zerreibliche Massen, welche entweder geschmacklos w\u00e4ren oder einen schwach s\u00fcsslichen Geschmack besassen. Ihre\nw\u00e4sserigen L\u00f6sungen erwiesen sich, soweit sie darauf gepr\u00fcft worden sind, als optisch activ. Nach dem Kochen mit ver-","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"535\n(l\u00fcnnter Schwefel- oder Salzs\u00e4ure reducirten sie, wie oben schon bemerkt worden ist, die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung; einige von ihnen gaben bei der Oxydation durch verd\u00fcnnte Salpeter-, siiuie S c h 1 e i m s \u00e4 u r e, z. B. diejenigen, welche aus den Samen >on Pisum sati\\um und Soja hispida erhalten.wurden.\nDa die Quantit\u00e4t, in welcher man diese Stolle neben ilem Rohrzucker erh\u00e4lt, in vielen F\u00e4llen eine recht betr\u00e4chtliche ist, so bieten dieselben noch einen reichen Stoff f\u00fcr weitere Untersuchungen dar; doch ist es begreiflicher Weise nicht immer leicht, sie rein darzustellen, auch ist es h\u00e4ufig mit Schwierigkeiten verbunden, ein sicheres Urtlie\u00dc dar\u00fcber zu f\u00e4llen, ob man einheitliche Substanzen unter H\u00e4nden hat oder nicht. Theils mit R\u00fccksicht auf diese Umst\u00e4nde, theils wegen Mangel an Zeit haben wir uns bis jetzt darauf beschr\u00e4nkt, nur zwei dieser Stoffe eingehend zu untersuchen, n\u00e4mlich ein im ruhenden Keim des Weizenkorns neben Rohrzucker vorkommendes Kohlenhydrat, das sich als Raffinose (Melitose) erwies und eine aus Roggenpflanzen dargestellte Substanz, welche wir in einer vorl\u00e4ufigen Mittheilung*) als\" \"L\u00e4vulin bezeichnet haben, weil sie mit dem von verschiedenen Autoren beschriebenen L\u00e4vulin grosse Aehnliclikcit zu haben schien ; wir ziehen es jetzt aber vor, ihr einen besonderen Namen zu geben und wollen sie Secalose-nennen.\na) Raffinose (Melitose oder Melitriosc) aus dem\n. ruhenden Keim von Triticum vulg\u00e4re.\nDie Trennung derselben von dem sie begleitenden Rohrzucker geschah in folgender Weise: Die bei Zerlegung des Strontianniederschlages erhaltene Fl\u00fcssigkeit wurde zum Syrup eingedunstet, letzterer sodann wiederholt mit nicht zu grossen Quantit\u00e4ten kochenden Weingeist behandelt, wobei der Rohrzucker gr\u00f6sstentheils in L\u00f6sung ging. Es blieb ein starker syrup\u00f6ser R\u00fcckstand, dessen w\u00e4sserige L\u00f6sung durch Versetzen mit Ariftnoncarbonat vom gel\u00f6sten Strontian befreit und zur Entf\u00e4rbung mit Thierkohle behandelt, hierauf durch\n') Ber. d. D. Chem. Ges., Bd. 27, S. 05 und 3525.","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nEindunsten concentr\u00e2t und nun mit absolutem Alkohol vermischt wurde. Dabei entstand eine starke F\u00e4llung, welche durch Wiederaufl\u00f6sen in Wasser und Wiederausf\u00e4llen mit Alkohol gereinigt wurde. Das in solcher Weise gewonnene Product, welches nach dem Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure eine weisse zerreibliche Masse bildete, war ohne Zweifel noch keine einheitliche Substanz. Wir krystallisirten es zuerst aus verd\u00fcnntem Weingeist und dann aus Wasser um. Die so erhaltene krystallisirte Substanz glich im Aussehen einem aus Baumwolle-Samen dargestellten Raffinosepr\u00e4parat und zeigte folgende Eigenschaften: Sie reducirte die Fehling\u2019sche L\u00f6sung erst nach dem Erhitzen mit einer S\u00e4ure; mit Resorcin und Salzs\u00e4ure gab sie die sogenannte L\u00e4vulosereaction. Die Untersuchung im Polarisations-Apparat, f\u00fcr welche ein wiederholt umkrystallisirtes und sodann an der Luft getrocknetes Pr\u00e4parat verwendet wurde, gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche in 10 ebem. 1 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 61\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet sich |a]D = + 105,5\u00b0,\nw\u00e4hrend f\u00fcr Raffmose bekanntlich ein spec. Drehungsverm\u00f6gen von +104,5\u00b0 angegeben wird. Beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure lieferte diese Substanz Schleim s\u00e4ure, deren Schmelzpunkt bei 211\u00b0 gefunden wurde. Wir bestimmten die Schleims\u00e4ure-Ausbeute unter Befolgung der von Tollens') gegebenen Vorschriften und fanden dabei, dass 3,08 gr. Substanz 0,6830 gr. = 22,2 \u00b0/0 Schleims\u00e4ure lieferten, w\u00e4hrend man aus Raffmose nach Tollens 22\u201423\u00b0/0 Schleims\u00e4ure erh\u00e4lt. Die Trennung der Raffmose vom Rohrzucker gelang uns sp\u00e4ter in noch einfacherer Weise; als wir n\u00e4mlich die bei Zerlegung des Stron-tianniederschlages erhaltene L\u00f6sung zum Syrup eindunsteten und letzteren einige Monate lang der Ruhe \u00fcberliessen, erfolgte darin eine reichliche Ausscheidung von Krystallen. Wir trennten dieselben durch Aufstreichen auf eine Thonplatte von der syrup\u00f6sen Mutterlauge und krystallisirten sie sodann zuerst aus verd\u00fcnntem Weingeist und dann aus Wasser um. Das so erhaltene Product zeigte die oben angegebenen Reac-\n\u2019) Ann. d. Chem., Bd. 232, S. 186.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"537\ntionen und lieferte bei der Untersuchung im Polarisations-Apparate folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige.L\u00f6sung, die in 20cbcm. 1,3390 gr. Substanz enthielt, drehte im 200 mm.-Rohr 40,3\u00b0 S.-V. nach rechts; daraus berechnet\nsich [a]D = + 104\u00b0.\n. *\nDer Raffinose-Gehalt der Weizenkeime ist kein unbetr\u00e4chtlicher; bei Anwendung des zuletzt beschriebenen Trennungsverfahrens erhielten wir aus 1,5 Kgr. Keime ungef\u00e4hr 50 gr. krystallisirte Raffinose.\nG. Richardson und C. A. Cramp ton (Joe. eit.) ver-mutheten das Vorhandensein von Raffinose in den von ihnen untersuchten Weizenkeimen, konnten aber aus denselben das genannte Kohlenhydrat nicht zur Abscheidung bringen.\nb) Ueber Secalose (\u00df-L\u00e4vulin).\nAls Material zur Darstellung dieses Kohlenhydrats dienten uns, wie weiter oben schon angegeben worden, gr\u00fcne Roggen-Pflanzen. Wir haben solche Pflanzen in zwei Sommern (1893 und 1894) untersucht. Im ersten Sommer wurden die Pflanzen unmittelbar nach Beendigung der Bl\u00fcthe dem Felde entnommen; die im Sommer 1894 untersuchten Pflanzen geh\u00f6rten einem etwas weiter vorgeschrittenen Vegetationsstadium an. Die Pflanzen wurden von den Wurzeln und von den Aehren befreit. Dann wurden sie zerkleinert und in frischem Zustande mit Weingeist ausgekocht. Anfangs verwendeten wir 95proc. Weingeist, da es sich zun\u00e4chst um die Gewinnung des Rohrzuckers handelte; sp\u00e4ter aber, nachdem sich her\u00e4usgestellt hatte, dass das den Rohrzucker begleitende Kohlenhydrat in starkem Weingeist schwer l\u00f6slich war, wurde 70proc. Weingeist f\u00fcr die Extraction verwendet.\t,\nDie Trennung der Secalose von dem daneben vorhandenen Rohrzucker geschah in folgender Weise: Wir dunsteten die bei Zerlegung des Strontianniederschlages erhaltene Fl\u00fcssigkeit zum Syrup ein und behandelten letzt\u00e9ren wiederholt mit kochendem 95 proc. Weingeist, wobei der Rohrzucker gr\u00f6ssten-theils in L\u00f6sung ging; neben demselben l\u00f6ste sich ohne Zweifel auch etwas Secalose auf. Es blieb ein starker, schwach braun gef\u00e4rbter syrup\u00f6ser R\u00fcckstand, welcher in Wasser gel\u00f6st","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538\nwurde. Die L\u00f6sung behandelten wir zur Entfernung von gelostem Slrontian mit etwas Ammoncarbonat und entf\u00e4rbten sie sodann mittelst Tldcrkohle. Die fast v\u00f6llig farblose Fl\u00fcssigkeit wurde hierauf durch Eindunsten concentrirt und sodann unter best\u00e4ndigem Umr\u00fchren in absoluten Alkohol gegossen. Es entstand eine weisse flockige F\u00e4llung, welche von der weingeistigen Mutterlauge getrennt und sodann durch\nmehrmaliges Aufl\u00f6sen in Wasser und Wiederauslallen mittelst Alkohols gereinigt wurde.\nAnfangs glaubten wir, dass es auf diesem Wege leicht gelinge, die Secalose v\u00f6llig vom Rohrzucker zu befreien. Sp\u00e4ter aber fanden wir, dass es keineswegs der Fall ist ; ein in der beschriebenen Weise im Jahre 1893 dargestelltes Sccalosepr\u00e4parat schloss ohne Zweifel noch Rohrzucker ein. iWir erkannten dies, als wir im Sommer 1894 die Darstellung wiederholten und dabei ein Pr\u00e4parat von abweichenden Eigenschaften erhielten. W\u00e4hrend das Pr\u00e4parat von 1894 als ziemlich stark linksdrehend und sich als widerstandsf\u00e4hig gegen Invertin erwies, war das Pr\u00e4parat 1893 optisch inactiv und reduente nach Behandlung mit Invertin die Feh ling\u2019sehe L\u00f6sung. Es lag nahe, zu verputhen, dass das abweichende Verhalten des Zweiten Pr\u00e4parates einer Verunreinigung durch Rohrzucker zuzuschreiben war; und in der That erhielten wir ein in den Eigenschaften mit dem Pr\u00e4parat von 1891 v\u00f6llig \u00fcbereinstimmendes Product, als wir das Product von 1893 in der W\u00e4rme mehrmals mit 95proc. Weingeist behandelten und den dabei ungel\u00f6st gebliebenen Theil sodann noch durch mehrmaliges Wiederaufl\u00f6sen in Wasser und Wiederausf\u00e4llen mittelst absoluten Alkohols reinigten. Die v\u00f6llige Abwesenheit des Rohrzuckers wird dadurch bewiesen, dass bei Behandlung des in der beschriebenen Weise gereinigten Products mit Invertin weder in der K\u00e4lte noch in der W\u00e4rme Olucosebildun-zu bemerken war *).\t\u00b0\n'I ....... Behandlung mit Invertin hei 40\" war allerdings spuren-\n\u00abvese \u00bbeduction vpn Kehling\u2019scher L\u00f6sung zu beobachten, doch ist darauf ke\u00bb, (iewicht zu legen, auch die reine Secalose zeigt beim l\u00e4ngeren Ki!iit/.pn nut Mil big\u2019scher L\u00f6sung die gleiche Erscheinung.","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"530\nDass wir bei der Darstellung der Secalose im Jahre 1894 leichter ein rolirzuckerfreies Pr\u00e4parat erhielten, ist h\u00f6chst wahrscheinlich darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass in den in diesem Jahre verwendeten Roggenpflanzen neben jenem Stoff eine viel geringere Rohrzuckermenge sich vorfand.\nNach den Beobachtungen, die an den in der beschriebenen Weise dargestellten Secalosepr\u00e4paraten gemacht worden sind, kommen diesem Kohlenhydrat folgende Eigenschaften zu : Es ist sein leicht l\u00f6slich in YYassor, schwer l\u00f6slich selbst in kochendem YVeingeist. Aus der conceutrirten w\u00e4sserigen L\u00f6sung wird es durch YVeingeist gef\u00fcllt, Wobei es Krystall-form anzunehmen vermag. Unter dem Mikroskop erscheinen die Krystalle als kleine durchsichtige Prismen. Doch zeigen nicht alle von uns dargestellten Pr\u00e4parate kristallinische Beschaffenheit ; vermuthlich h\u00e4ngt es von der rascheren oder langsameren Ausscheidung, sowie von der Concentration der Behufs der Ausf\u00fcllung in Alkohol gegossenen L\u00f6sung, endlich von der gr\u00f6sseren oder geringeren Reinheit ab, ob sich Krystalle bilden oder nicht. Es ist m\u00f6glich, dass die Krystalle ein Hjdrat der Secalose sind. Nach dem Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure bildet die durch Alkohol gef\u00e4llte Secalose eine schneeweise Masse, welche an feuchter Luft rasch YVasser anzieht; trocknet man sie im YVasserstoff oder Luftstrom, so erleidet sie einen starken Gewichtsverlust % ver\u00e4ndert dabei aber ihre Farbe nicht. Mit Resorcin und Salzs\u00e4ure gibt sie sehr stark die sogenannte L\u00e4vulosercaction. Die Fehling-sche L\u00f6sung reducirt sie erst nach dem Erhitzen mit einer S\u00e4ure. Durch Invertin wird sie nicht in Glucose \u00fcbergef\u00fchrt. Die Untersuchung im Polarisationsapparat gab folgende Resultate:\n1.\tSecalose, d a r g e s t e 111 1893. Eine wiissei\u00efge L\u00f6sung, die ir\n20 cl>cm. 1,9948 gr. wasserfreie Substanz enthielt,, drehte im 200 mm. Hohr l6,o\u00b0 nach links; daraus berechnet siclr == ______28,0\".\n2.\tSecalose, dar ge stellt 1894. Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die ii lOcbcm. 1,112 gr. wasserfreie Substanz enthielt, drehte im 10O mm. Hohr 9,3\u00b0 nach links; daraus berechnet sich [a|D = \u2014 28,9\u00b0.\nZur, Elementaranalyse diente ein bei 100\u00b0 im YVasser M offstrome bis zur Gonstanz des Gewichtes getrocknete\u00ab\n\u25a0)","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nPr\u00e4parat, welches noch 0,86 7\u201e Asche enthielt; es ergaben sich folgende Resultate:\n1.\t0,3638 gr. Secalose, aschenfrei in Rechnung gestellt, gaben 0,2164 lt H*0 und 0,5690 gr. CO* = 6,60% H und 42,64% C.\n2.\t0.4211 gr. Secalose, aschenfrei in Rechnung gestellt, gaben 0 2480?,-H* 0 und 0,6600 gr. CO, = 6,53% H und 42,74 % C.\n3.\t0,3075 gr. Secalose, aschenfrei in Rechnung gestellt, gaben 0,1780 \u00bbt HaO und 0,4796 gr. C02 = 6,37.\u00b0/0 H und 42,54% C.\nDiese Resultate sind mit der Formel C1#H\u201eOn vereinbar, passen aber noch besser auf die Formel C18HS10U, wie folgende Zusammenstellung zeigt:\t* C\nBerechnet f\u00fcr\nGefunden:\nI.\tH.\tIII.\n42,64\t42,74\t42,54\n6,60\t0,53\t6,37\nDie Secalose ist durch Sauren sehr leicht invertirbar. Als Inversionsproduct vermochten wir nur Fruchtzucker (Lavulose (l. Fructose) nachzuweisen. Ueber die Einzelheiten der bez\u00fcglichen Versuche ist Folgendes anzugeben: Wir erhitzten ca. 7 gr. wasserfreie Secalose mit 7,6 cbcm. H#SO, vom spec. Dew. 1,156 und 104 cbcm. Wasser eine Stunde lang im Wasserbade auf 80\u00b0; die Fl\u00fcssigkeit wurde sodann mittelst BaCO, von der Saure befreit und im Wasserbade langsam eingedunstet; es resultirte ein Glycosesyrup, welcher mit Resorcin und Salzsaure sehr stark die sogenannte Lavulose-Reaction gab und sich in Wasser zu einer stark linksdrehenden Fl\u00fcssigkeit l\u00f6ste. In kaltem Weingeist l\u00f6ste es sich bis auf einen geringen Rest und enthielt demnach unver\u00e4nderte Secalose nicht oder doch nur in h\u00f6chst geringer Menge. Ein Theil dieses Syrups wurde f\u00fcr die weiter unten beschriebenen Versuche verwendet, den anderen l\u00f6sten wir in absolutem Alkohol und versetzten die L\u00f6sung mit Aether, wobei nur eine geringe Ausscheidung erfolgte. Die nach mehrt\u00e4gigem Stehen von letzterer abgegossene Fl\u00fcssigkeit wurde wieder eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st; 5 cbcm. dieser L\u00f6sung gaben nach dem gewichtsanalytischen Verfahren von","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"541\nAllihn im Mittel 0,149 gr. Glucose*). Bei Untersuchung der gleichen L\u00f6sung im Polarisations - Apparat ergab sich eine-Drehung von \u201414\u00b0 S.-V. bei Anwendung eines $00 mm,-Rohrs Aus diesen Daten berechnet sich fur die in der L\u00f6sung enthaltene Glycose ein spec. Drehungsverm\u00f6gen von = \u2014 81#.\nZur Darstellung eines Osazons diente ein Theil des bei der Inversion der Secalose erhaltenen Glucosesyrups (vgl. oben). Derselbe wurde in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit-essigsaurem Phenylhydrazin im Wasserbade 10\u201415 Minuten erhitzt, die dabei entsandene reichliche Ausscheidung abfiltriri, mit verd\u00fcnntem Weingeist ausgewaschen, zwischen Fliesspapier abgepresst und sodann mit soviel kochendem SOproc. Weingeist behandelt, dass nur ein Theil in L\u00f6sung ging; die L\u00f6sung lieferte beim Erkalten Krystalle, welche beim raschen Erhitzen bei 205\u00b0 schmolzen. Den gleichen Schmelzpunkt zeigte der beim Erhitzen mit Weingeist zur\u00fcckgebliebene Theil des Osazons. Bekanntlich schmilzt das sowohl aus dem Fruchtzucker, wie aus dem Traubenzucker entstehende Osazon bei 204\u00b0\u2014205\u00b0.\nDiese Tliatsachen berechtigen zu dem Schluss, dass bei der Inversion der Secalose Fruchtzucker (d. Fructose) entstanden war. Die Pr\u00fcfung auf andere Glucosen ergab ein negatives Resultat.\nDas im Vorigen beschriebene Kohlenhydrat zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem Irisin, Triticin, Sinistrin und S c y 11 i n *). Doch liegt kein Grund vor, dasselbe f\u00fcr identisch mit einem dieser Kohlenhydrate zu erkl\u00e4ren, da die letzteren s\u00e4mmtlich ein st\u00e4rkeres Drehungsverm\u00f6gen besitzen. Auch hat die Elementaranalyse sowohl des Sinistrins wie des Sc y llins zu der Formel C#H10O# gef\u00fchrt, welche mit den von uns bei der Analyse der Secalose erhaltenen Zahlen nicht vereinbar ist.\nDie Secalose findet sich in den Roggenpflanzen in be-betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t vor. Aus einem Kilogramm frischer\n*) Der gleiche Glucosegehalt berechnet sich aus dem spec. Gewicht der Fl\u00fcssigkeit.\na) Vgl. in Betreff dieser Stoffe To liens Handbuch der Kohlenhydrate.","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"Pflanzen erhielten wir 25-30 gr. dieses Kohlenhydrats. 0), die Secalose auch in anderen Getreidearten sicli findet. \u00ab... denken wir noch einer Pr\u00fcfung zu unterwerfen.\t*\nDie Ihatsache-, dass der Rohrzucker in den Pflanzen a> ausnahmslos von anderen durch verd\u00fcnnte Sauren jn Glucose uberf\u00f6l.rbaron Substanzen begleitet ist, erschwert in M,em Grade die quantitative Bestimmung des genannten Zuckers. Wenn man, wie es h\u00e4ufig geschehen ist, den Bote Zuckergehalt eines Pflanzensaftes oder Pflanzenextractes aus (er Glucose-Menge berechnet, welche beim Erhitzen jener \"ssrgkeiten mit S\u00e4ure sich gebildet hat, so erh\u00e4lt man Zahlen. nm' als zuverl\u00e4ssige bezeichnet werden k\u00f6nnen, wenn zuvor durch qualitative Untersuchung der bez\u00fcglichen S\u00e4fte \u00ab\u00ab1er Extrade nachgewiesen ist, dass in denselben neben Rohrzucker andere invertirbare Kohlenhydrate entweder v\u00f6lli-fe den, oder doch nur in sehr geringer Menge sich vorfinden\nl\"'z,cres nichl der Fall, so liefert jenes Verfahren Resultate] \u00abhe mit ausserordentlich grossen Fehlern behaftet sein k\u00f6nnen.\n... . Ma\" fnnte fl'oi,ieh lneinen, dass die in der beschriebenen W eise erhaltenen Zahlen wenigstens in allen F\u00e4llen dem Ge-sammtgehalt der Untersuchungsobjecte an l\u00f6slichen in vert ii-l-aren Kehlenhydraten ann\u00e4hernd entsprechen und demnach doch von betr\u00e4chtlichem Werthe w\u00e4ren, aber auch- diese Annahme entspricht nicht der Wirklichkeit. Gesetzt z. B\u201e dass m einem Pflanzensaft ein anderes schwerer invertirbares Kolilenhydrat neben dem Rohrzucker sich vorfindet, so wird III dem Moment, in welchem das erstere v\u00f6llig in Glucose \u00fcber-gefuhrt ist, schon ein Theil der bei Inversion des Rohrzuckers entstandenen L\u00e4vulose durch die S\u00e4ure zerst\u00f6rt worden sein Wenn also in einem Pflanzensaft mehrere Kohlenhydrate neben einander sich vorfinden, welche sich nicht gleich schnell in-, verliren lassen und deren Inversionsproducte ungleiche Widerstandsf\u00e4higkeit gegen die zur Inversion verwendeten S\u00e4uren","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"543\nbesitzen, so ist es nicht m\u00f6glich, die Gosammtmong\u00eb dieser Kohlenhydrate auf diesem Wege genau zu bestimmen ').\nEs liegt auf der Hand, dass man in manchen F\u00e4llen die Invertirbarkeit des Rohrzuckers durch das aus Hefe leicht darzustellende Invertin zur Quantitativen Bestimmung desselben benutzen kann*); doch kann auch die Anwendung dieses Verfahrens auf Schwierigkeiten stossen, denn durch das Invertin wird, wie ohen schon von uns erw\u00e4hnt worden ist, auch noch aus anderen Kohlenhydraten Glucose gebildet, so z. B aus Baffinose.\t1\nDie Schwierigkeiten, die sich demnach der Quantitativen Bestimmung dps Rohrzuckers in sehr vielen F\u00e4llen entgegeir->tellen, haben uns verhindert, Versuche zur Bestimmung des\nBohrzuckergehaltes der von uns untersuchten Objecte zu machen.\tr\nIII. Schlussbetrachtungen nebst Bemerkungen \u00fcber die Entstehung und \u00fcber die physiologische Bolle des Bohrzuckers\nin den Pflanzen.\nUeberblickt man die von Anderen und von uns \u00fcber das Vorkommen^des Rohrzuckers in den Pflanzen gemachten Angaben, so ergiebt sich zun\u00e4chst, dass dieser Zucker in vegetabilischen Objecten in sehr grosser Verbreitung vorkommt. Er findet sich nicht nur in Pflanzen aus sehr vielen Familien, sondern tritt auch in den verschiedensten Pflanzentheilen auf, n\u00e4mlich in Bl\u00e4ttern, Stengeln, Wurzeln und Knollen, Bl\u00fcthen mul Theilen derselben (Bl\u00fcthenstaub und Nect\u00e4r), im Fruchtfleisch. in Samen und Samenh\u00fclsen. Es ist m\u00f6glich, dass der Bohl zucker in den Bl\u00fcthenpflanzen3) nicht viel weniger ver^ breitet ist, als das St\u00e4rkemehl.\nGr\u00f6ssere Rohrzuckerquantit\u00e4ten finden sich freilich nur in einer beschr\u00e4nkten Anzahl von vegetabilischen Objecten\nM Man vergleiche die von E. Schulze in der Chem. Ztg. 1894. Nr. 29, \u00fcber diesen Gegenstand gemachten Darlegungen.\n\u201c) Wie es Kjeldahl gethan hat (Zeitschr. f. analyt. Chem., Bil. 21 S. 588).\t'\nj Wie es mit dem Vorkommen von Rohrzucker ip den Kryptogamen stellt, wissen wir nicht.\t. \u2022\n\u2022 V.\t\u2022\t*-\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XX.\t\u2022\t:57\n","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\nvor; in der Rege) ist seine Menge eine geringe; reich an Rohrzucker sind ausser denjenigen Objecten, aus <welchen man Rohrzucker fabrikmassig darstellt, z. B. noch die Weizen-keime, sowie der Bl\u00fcthenstaub von Corylus Avellana und Pinus silvestris.\nDie grosse Verbreitung, in welcher der Rohrzucker in vegetabilischen Objecten sich findet, lasst von vorneherein vermuthen, dass er im pflanzlichen Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielt. Im Einklang mit dieser Annahme stehen auch die Ergebnisse, zu denen man gelangt, wenn man das Auftreten des genannten Zuckers in den verschiedenen Pflanzen-t heilen, seine Bildung und sein Verschwinden ins Auge fast.\nEs ist stets angenommen worden, dass der Rohrzucker in vielen F\u00e4llen als Reservestoff fungirt, so z. B. in den fleischigen Wurzeln von Beta vulgaris, deren Rohrzuckergehalt iin zweiten Vegetationsjahre w\u00e4hrend der Entwicklung der Samenpflanze sich verringert und schliesslich ganz verschwindet'j. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Zucker hier zur Ern\u00e4hrung der aus der Wurzel hervorbrechenden Trieb.-verwendet wird, und es ist anzunehmen, dass auch bei anderen\nGew\u00e4chsen der in den Wurzeln auftretende Rohrzucker die gleiche Verwendung findet.\nAber auch der in den Samen sich findende Rohrzucker darf wohl als wichtiger Reservestoff angesehen werden, obgleich er hier, der Quantit\u00e4t nach, gegen\u00fcber den anderen stickstofffreien Reservestoffen sehr zur\u00fccktritt. Es ist wahrscheinlich seine Bestimmung, den Keimpfl\u00e4nzchen in der ersten Zeit ihrer Entwickelung als stickstofffreie Nahrung zu dienen. Eine St\u00fctze f\u00fcr diese Ansicht bildet zun\u00e4chst der Umstand, dass der ruhende Keim des Weizenkorns kein St\u00e4rkemehl, wohl aber Rohrzucker in betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t enth\u00e4lt; man wird annehmen d\u00fcrfen, dass der Rohrzucker hier ver-werthet wird, sobald die Lebensth\u00e4tigkeit im Keim erwacht und dass sein Vorhandensein hier desshalb von Wichtigkeit\n*) Nach Co reu win der (Ber. d. D. Chem. Gesellschaft, Bd. H. S. 348) kommt bei der R\u00fcbe im zweiten Vegetationsjahr der Rohrzucker haupts\u00e4chlich w\u00e4hrend der Ausbildung der Samen zur Verwendung","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"545\nist, weil der Keim nicht sofort aus dem im Endosperm abgelagerten Vorrath von Reservestoffen zu sch\u00f6pfen vermag1). Dass die Verh\u00e4ltnisse bei anderen Gramineenkeimen ebenso liegen, d\u00fcrfte wahrscheinlich sein. Sodann aber haben wir im \\\\ \u00fcrzelchen und Kn\u00f6spchen eines Leguminosensamens, n\u00e4mlich der Erdnuss, Rohrzucker in reichlicher Menge gefunden und man wird annehmen k\u00f6nnen, dass derselbe hier die gleiche Rolle spielt, wie in den Weizenkeimen.\nFreilich verschwindet der Rohrzucker nicht, wenn die Keime zur Entwicklung gelangen; es finden sich im Gegen* * tlieil in jungen etiolirten Pflanzen betr\u00e4chtliche Rohrzucker-quantit\u00e4ten vor; dies ist aber darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass die jungen Pfl\u00e4nzchen Rohrzucker zu bilden verm\u00f6gen, sobald sie die im Endosperm oder in den Cotyledonen enthaltenen Reservestoffe zu verwerten beginnen. Der bestimmte Beweis daf\u00fcr ist bei Lupinus luteus von uns gegeben worden; w\u00e4hrend wir bei dieser Pflanze aus den ungekeimten Samen keinen Rohrzucker abzuscheiden vermochten, enthielten die etiolirten Keimpflanzen schon nach sechst\u00e4giger Vegetation Rohrzucker in betr\u00e4chtlicher Menge. Auch aus etiolirten Wickenkeim-lingen liess sich leicht Rohrzucker in ansehnlicher Quantit\u00e4t abscheiden, w\u00e4hrend die ungekeimten Wickensamen zweifellos nur sehr wenig von dieser Zuckerart enthalten. Man muss also annehmen, dass w\u00e4hrend der Entwickelung der Keimlinge eine Zunahme des Rohrzuckergehaltes stattgefunden hat *\u25a0).\n') M. vgl. bez\u00fcglich des letzteren Punktes J. Sachs, Botan. Zeitung, IW2, S. 241\u2014249. Dass hei den Gramineen der Keim die f\u00fcr seine erste Entwickelung erforderlichen N\u00e4hrstoffe in sich schliesst, geht auch aus d\u00ab r Ihatsachc hervor, dass es auch nach Abtrennung des Endosperms\n*i(\u2018h zur Pflanze zu entwickeln vermsg ; ebenso kann bei den Leguminosen der Embryo auch nach dem Ahscheiden der Cotyledonen .sich entwickeln und wachsen (m. vgl. die Abhandlung Blocizewsky\u2019s, Landwirthsch. \u2022Jahrb\u00fccher, 1876, S. 145).\n*) Zur Best\u00e4tigung k\u00f6nnen einige in ungekeimten Samen und in achtt\u00e4gigen Keimlingen von Vicia sativa von uns angef\u00fchrte analytische Bestimmungen dienen. Gleiche Quantit\u00e4ten der feingepulverten lufttrocknen Samen und Keimlinge wurden mit heissem 95procentigem Alkohol ex-tiahirt, die Extrade in gelinder W\u00e4rme eingedunstet, die Verdampfungs*","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nDas Gleiche scheint auch bei den Keimlingen von Helianthus annmis der Fall zu sein, denn auch hier lieferten die Keimlinge eine gr\u00f6ssere Rohrzuckerausbeute, als die un-e-keimten Samen1). In allen drei Samenarten verringert sich der Gehalt an stickstofffreien Reservestoffen, w\u00e4hrend Rohrzucker sich bildet. So ist z. B. in Ot\u00e4gigen Lupmenkeimlingen die in den ungekeimtcn Lupinensamen in ansehnlicher Men-e sich vorfindende Lupeose (?-Galactan) nicht mehr nach-zuweisen; w\u00e4hrend ein Extract aus den ungekeimtcn Samen beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure eine reichliche Menge von Schleims\u00e4ure, dem Oxydationsproduct der Lupeose, lieferte, war solche bei gleicher Behandlung eines Extracts aus.-, sechs-t\u00e4gigen1 wie aus etiolirten Keimpflanzen nicht mehr zu erhalten\u2019i. Das Gleiche war bei Vicia sativa Zu beobachten. Auch hier enthalten die ungekeimten Samen ein Kohlenhydrat, das bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure. Schleims\u00e4ure liefert; demgem\u00e4ss erhielten wir eine betr\u00e4chtliche Schleims\u00e4uro-Ouantit\u00e4t, als wir einen w\u00e4sserigen Samenextrad mit Salpeter-\ni\u00bb\nr\u00fcckst\u00e4nde mit Wasser behandelt, die w\u00e4sserigen L\u00f6sungen mit \u2022 Normal-Salzs\u00e4ure eine halbe Stunde lang erhitzt; dann zur Glucose-\u00bb\u00bbStimmung nach Allihn's Methode verwendet. Die lufttrockenen Samen lieferten so nur 1,33 \u00b0/0 Glucose, die lufttrockenen Keimlinge da-gegen 2,89'V Es ist m\u00f6glich, dass in beiden F\u00e4llen die Glucose nicht ausschliesslich durch Inversion von Rohrzucker entstanden ist. Fertig gebildete Glucose fand sich aber auch in den Keimlingen nur in einer nicht in Betracht kommenden Quantit\u00e4t vor.\n') Aus 500 gr. entsch\u00e4lter Samen erhielten wir 0,7 gr.,.aus 700 gr lufttrockener Keimpflanzen 1,3 gr. reinen Rohrzucker, wobei auch zu beachten ist, dass hei Darstellung des Zuckers aus den Keimpflanzen zweifellosbetr\u00e4chtlicher Verlust stattfand, weil derselbe zur Entfernung von Beimengungen \u00f6fters umkrystallysirt werden musste.\nv J) Maa '\u2019B1- l,ie von E. Schulze und E. Steiger in den landw. Versuchsstationen, Bd. 36, S. 439 und 461, gemachten Mittheilungen, woselbst auch Angaben \u00fcber die Art und Weise, in welcher die Bestimmungen ausgef\u00fchrt wurden, zu finden sind. Da sp\u00e4ter von E. Beizung (Annales des sciences naturelles, septi\u00e8me s\u00e9ri\u00e9, Botanique T. XV, S 23 ti angegeben worden ist, dass er aus dem Saft der Keimpflanzen Von Lupinus Intens mittelst Weingeist Galactan habe ausfallen k\u00f6nnen, so habe, wir den Versuch mit dem frischen Saft zehnt\u00e4giger Keimpflanz\u00e9n nach \u00ablern von E. Schulze und E. Steiger angegebenen Verfahren auf das","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"547\ns\u00e4ure erhitzten1). Ein in der gleichen Weise behandeltes Extract aus achtt\u00e4gigen etiolirten Keimpflanzen lieferte dagegen keine Schleims\u00e4ure mehr. Es ist ferner nachgewiesen, dass bei \\ icia sativa das St\u00e4rkemehl, bei Helianthus antiuus das Fett w\u00e4hrend der Entwickelung der Keimlinge an Menge rasch abnimmt. Es ist denkbar, dass diese anderen Reservestoffe z. Th. in Rohrzucker umgewandelt werden-). In v\u00f6lligem Einklang mit diesen von uns gemachten Beobachtungen stehen auch die Angaben, welche Brown und Morris (loc. cit.) \u00fcber die in Gerstenkeimlingen (Malz) stattflndenden Umwandlungen der Kohlenhydrate machen; die genannten Forscher geben n\u00e4mlich an, dass hier die bei Umwandlung des St\u00e4rkemehls zuerst entstandene Maltose bald in Rohrzucker verwandelt wird.\ni\nRohrzucker findet sich aber auch nach unseren Unter- ' suchungen in etiolirten Kartoffelkeimen, die im Fr\u00fchjahr an den im Keller lagernden Kartoffelknollen sich bilden ; es ist sehr wahrscheinlich, dass auch hier der Rohrzucker aus den stickstofffreien Reservestoffen der Kartoffelknollen entsteht3).\nFasst man diese Untersuchungsergebnisse zusammen, so kommt man zu der Schlussfolgerung, dass in Keimpflanzen\nSorgf\u00e4ltigste wiederholt, sind aber genau zu dem gleichen Resultate gekommen; es ist uns nicht gelungen, aus dem Keimpflanzenextract durch Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure zu gewinnen. Auch die F\u00e4llung, welche Weingeist in dem durch Erhitzen von den coagulirharen Eiweissstoflen befreiten und sodann auf ein geringes Volumen einge-dunsteten Saft der Keimpflanzen hervorhrachte, lieferte heim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure keine Schleims\u00e4ure und enthielt also keine nachweisbare Menge von Galactan (Lupeose).\n*) Die Bestimmungen wurden nach dem von E. Schulze und E. Steiger (loc. cit.) angegebenen Verfahren angef\u00fchrt. Ein Extract aus 50 gr. lufttrockener Samen lieferte 0,78 gr. Schleims\u00e4ure, j^us einem ebenso behandelten Extract aus 50 gr. lufttrockener Keimpflanze vermochten wir dagegen keine Sch leim s\u00e4ure zu gewinnen.'\n*) Man vgl. jedoch in Bezug auf die Frage nach den Muttersnb-*tanzen des Rohrzuckers auch die w. u. gemachten Er\u00f6rterungen.-\n3) Sind auch in den Kartoflelknollen seihst vielleicht ganz geringe Rohrzuckermengen vorhanden, so erkl\u00e4rt dies auch kaum den ziemlich betr\u00e4chtlichen Rohrzuckergehalt der Keime.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\nRohrzucker sich bildet, w\u00e4hrend der Gehalt an anderen Kohlen-hydraten abnimmt. Diese an Keimpflanzen verschiedener Art beobachtete Erscheinung muss ihren inneren Grund haben Man konnte ja denken, dass es f\u00fcr die Pflanze gen\u00fcgen m\u00fcsste wenn sie vom St\u00e4rkemehl und anderen als Reservematerial\u2019 vorhandenen Polysacchariden oder vom Fett nur so viel in Glucose \u00fcberf\u00fchrt, als zur Versorgung der jungen Triebe mit letzterem Kohlenhydrat erforderlich ist. W\u00e4re dies der Fall so w\u00fcrden wir in den in Entwickelung begriffenen Keimpflanzen neben St\u00e4rkemehl und anderen stickstofffreiem. Reservematerial nur Glucose vorflnden. Wir sehen aber daneben auch betr\u00e4chtliche Rohrzucker-Quantit\u00e4ten auftreten. Daraus muss doch wohl geschlossen werden, dass es f\u00fcr die Pfl\u00e4nzchen von Vortheil ist, wenn sie einen Theil der stickstofffreien Reservestoffe in Rohrzucker umwandeln. Im Einklang mit dieser Ansicht steht es, dass wir diese Zuckerart schon \u00b0ferti'> gebildet in Organen vorflnden, welche doch h\u00f6chst wahrscheinlich nur sehr leicht verwendbares Reservematerial enthalten, z. B. im ruhenden Keim bei Triticum vulgare\nund nn W\u00fcrzelchen und Kn\u00f6spchen des Embryos bei Ararlik nypoyaea.\nWir kommen also zu dem Schluss, dass der Rohrzucker f\u00fcr die Pflanze leichter verwendbar und daher werthvoller ist als St\u00e4rkemehl und andere Polysaccharide. Ob letzteres nur dadurch bedingt ist, dass der Rohrzucker so ausserordentlich leicht in Glucose, d. h. also in die vielleicht allein unmittelbar physiologisch th\u00e4tige Form der Kohlenhydrate, \u00fcbergeht oder ob noch andere Umst\u00e4nde dabei von Einfluss sind, ist eine noch zu entscheidende Frage.\nMit der Ansicht, die wir in Vorigem \u00fcber den hohen Werth des Rohrzuckers f\u00fcr den pflanzlichen Stoffwechsel ausgesprochen haben, stehen auch noch die \u00fcber sein Vorkommen in anderen Pflanzentheilen gemachten Beobachtungen in Einklang. So ist er z. B. in Bl\u00fcthenknospen bei Pyrus communis und im Bl\u00fcthenstaub bei Corylus Avellana und Pinus silvcstris gefunden worden. Man wird es aber wohl fiir sehr wahrscheinlich erkl\u00e4ren d\u00fcrfen, dass auch in diesen","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"549\nPllanzentheilen nur sehr leicht verwendbares Reservemalerial abgelagert ist1).\nAuf die Frage nach der Muttersubstanz des Rohrziickers l\u00e4sst sich kaum in irgend einem Falle eine. ganz bestimmte Antwort geben. Als Material f\u00fcr die Rohrzuckerbildung k\u00f6nnten neben stickstofffreien Reservestoffen auch die Eiweisssubstanzen in Betracht kommen, bei deren Zerfall im Pflanzenorganismus nach der Ansicht mancher Forscher neben Amiden mich Kohlenhydrate sich bilden k\u00f6nnen. Gesetzt aber, dass dies richtig ist, so fehlt doch jede St\u00fctze f\u00fcr die Annahme, dass aus den zerfallenden Eiweissmolek\u00fclen direct Rohrzucker entstehen kann; was beim Ei weisszerfall neben Amiden entsteht, wird doch wohl ein stickstofffreier At\u00f6mcomplex von einfacherer Constitution sein. Als Muttersubstanzen des Rohrzuckers \u2014 d. h. als Substanzen, welche direct in Rohrzucker umgewandelt werden \u2014 k\u00f6nnen in erster Linie nur andere Kohlenhydrate in Betracht kommen. Es darf nun f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden, dass h\u00e4ufig das St\u00e4rkemehl die Muttersubstanz des Rohrzuckers ist. Dies gilt z. B. f\u00fcr das Auftreten von Rohrzucker in den an Kartoffelknollen sich bildenden etiolirten Keimen, denn es kann keinem Zweifel unterliegen , dass bei dem Austreiben der Knollen das St\u00e4rkemehl Umwandlungen erleidet. Da nun die Knollen neben St\u00e4rkemehl andere stickstofffreie Reservestoffe nur in sehr geringer Menge enthalten, so ist es das Wahrscheinlichste, dass der Rohrzucker aus dem St\u00e4rkemehl entsteht. Das schon vor l\u00e4ngerer Zeit von II. M\u00fcller-Thurgau\u2019) beobachtete Auftreten von Rohrzucker in s\u00fcss ge-\n') Wenn aus dem mit der Narbe in Ber\u00fchrung kommenden Pollen die Pollenschl\u00e4uche sich entwickeln, so ist dies ein Vorgang, bei dem ohne Zweifel ein lebhafter Stoffwechsel sich abspielt, und demgem\u00e4ss das Vorhandensein concentrirter Reserven\u00e4hrung erforderlich ist. Dass sowohl im Hasel- wie im Kieferpollen ein Ferment sich vor-tindet, welches den Rohrzucker rasch zu invertiren vermag, ist von E. Erl en me y er und A. von Planta (Chemische Studien \u00fcber die Th\u00e4figkeit der Bienen, III. Abhandlung, Deutsche Bienenzeitung, 187'J\u00bb Nr. 12) nachgewiesen worden.\n*) Landw. Jahrb\u00fccher, Bd. 11, S. 774, sowie Bd. 14, S. 80:1.","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\nwordenen Kartoffelknollen ist von dem genannten Forscher\nauf eme l,\"Wandlung des St\u00e4rkemehls der Knollen zur\u00fcck\ngef\u00fchrt worden und diese Annahme hat, so viel wir wi*,,\na gemeinen Beifall gefunden. Auch in den Keimlingen voi',\u2019\nVica sativa kann das St\u00e4rkemehl, dessen Quantit\u00e4t sich\nwahrend der Keimung rasch verringert, als Material f\u00fcr \u00a3\nRohizuckerbddungr gedient haben; doch kann hier f\u00fcr diei,\nuk das ui den Keimlingen bald verschwindende Galactan gedient haben.\tdLla'i\nI |'XitlUI,Vfl'i\u201d \u00ablcich\tden ersten Blick die Sach-\n.\u201ee beim Entstehen von Rohrzucker in den Keimpflanzen von\nLupmus luteus und von Helianthus annuus zu liegen, da die surnen dieser Pflanzen kein St\u00e4rkemehl enthalten. Aber \u201eall, fe fer s Beobachtungen findet sich auch in den Keimpflanzen o i iiipmus luteus St\u00e4rkemehl, welches w\u00e4hrend des Keiniunc-vorganges aus anderen Reservestoffen entsteht. Es ist at. moghdi, dass auch hier das St\u00e4rkemehl die Muttersubs.anz des Rohrzuckers ist, obwohl andererseits auch die w\u00e4hrend\nf\u00fcr UnTlT V<T\u201cende Lupe- oben) als Material u, Ce Rohrzuckerb,Jdung gedient haben kann. Dass auch\n>e, der Keimung \u00f6lreicher Samen, zu denen die Samen von\nT TU ZT\"3 H:\u00d6ren\u2019 St\u00e4rkemeh> auflritt, ist eine bekannte Uiatsache; auch hier kann also das letztere die Mult, ,-\nSubstanz des Rohrzuckers gewesen sein.\nvorfinlr\"1 im f\u00d6hlingSSaft der B\u00e4ume der Rohrzucker sich \\ oi findet, wie dies von einigen Forschern angegeben wird\nso kann derseibe aus St\u00e4rkemehl hervorgegangen sein, welches\ndann lieh wahrend der Winterruhe in den Rindenscluchtei,\nsich ablagert und ,m Fr\u00fchjahr zur Verwendung kommt Tritt\nend ich Rohrzucker in Bl\u00e4ttern oder anderen gr\u00fcnen Pflanzen-\nheilen auf so ist es sehr wohl denkbar, dass er aus de,,,\nun Assimil\u00e2t,onsprocess entstandenen St\u00e4rkemehl sich gebildet\nhat, obwohl sein Vorhandensein specie\u00bb in den Bl\u00e4ttern auch\noben so gut durch die Annahme erkl\u00e4rt werde*, kann, dass er\nnn Assnmlationsprocess vor dem St\u00e4rkemehl entstanden ist',.\n\\ Olr\u00c4T\" \",,tMcr.riS\u2019 Joulnal \u00b0f the chem. Society 1893.\u00bbwie 'l\"\u2018\u201crd\u2019 '\u2022\"\"'l\u201d\u2019re\"d-*'? s-\u00abOB und Perrey, ebendaselbst, 94, s. 112t.","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"Es ist also sehr wahrscheinlich, dass in vielen Fallen Rohrzucker aus St\u00e4rkemehl entsteht und es spricht demnach Vieles f\u00fcr die Richtigkeit der von M\u00fcller-Thurgau (loc. eit.) ausgesprochenen Ansicht, dass beim Uebergang von St\u00e4rkemehl in Glucose der Rohrzucker als Zwischenprodukt auftritt.\nEs scheint aber auch umgekehrt St\u00e4rkemehl aus Rohrzucker entstehen zu k\u00f6nnen. Eine St\u00fctze f\u00fcr diese Annahme bildet z. R. das Vorkommen von Rohrzucker neben Glucose und St\u00e4rkemehl in jungen, im Wachsthum befindlichen \u25a0Kartoffelknollen, in denen bekanntlich eine rasche Zunahme des St\u00e4rkemehlgehaltes stattfindet.\nAuch der grosse Gehalt der gr\u00fcnen Samenh\u00fclsen von Pi'Um sativum an Rohrzucker kann in dem Sinne gedeutet werden, dass der letztere aus den H\u00fclsen in die Samen einwandert, in welchen er in St\u00e4rkemehl unigewandelt wird. Dieser Auffassung entsprechen auch die Angaben, nach welchen der Gehalt der Gramineenstengel an Rohrzucker in demjenigen Stadium des Wachsthums der h\u00f6chste ist, in welchem die Samenbildung stattfindet. Im Einklang damit steht die Schon wie oben auf S. 530 (Anm. 4) erw\u00e4hnte Beobachtung, dass in den Maisstengeln sich der Rohrzucker anh\u00e4uft, wenn man die weiblichen Bl\u00fcthen abschneidet. Da die Samen der Gramineen sehr st\u00e4rkereich sind und ihre St\u00e4rke zweifellos\naut Kosten der im Stengel angeh\u00e4uften Kohlenhydrate sich bildet, so wird man auch aus dieser Erscheinung sehfiessen d\u00fcrfen, dass der Rohrzucker sich in St\u00e4rke zu verwandeln vermag. Washburn und Tollens (loc. cit.) f\u00fchrten eine Reihe von Analysen der Maissamen aus, indem sie dieselben in verschiedenen Stadien der Reife untersuchten. Auch sie beobachteten, dass mit dem Vorschreiten der Reife die Quantit\u00e4t der l\u00f6slichen Kohlenhydrate, unter denen sich Rohrzucker vorfand, allm\u00e4iig abnimmt, w\u00e4hrend St\u00e4rke und Fett zunehmen.\nUeberblickt man die \u00fcber das Auftreten und Verschwinden des Rohrzuckers in den verschiedenen Pflanzenorganen .gemachten Beobachtungen, so sieht man u. A., dass in manchen Keimlingen beim Entleeren der Reservestoffbeh\u00e4lter dieser","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"552\nZucker sich bildet, dass wahrscheinlich das im Assimilations-process entstandene St\u00e4rkemehl in den Bl\u00e4ttern in Rohrzucker umgewandelt wird ') und dann in dieser Form in die Sten-el \u00fcbergeht, um in dem Samen wieder als St\u00e4rkemehl zu erscheinen, dass ferner bei manchen B\u00e4umen das in der Rind, abgelagerte Reservest\u00e4rkemehl im Fr\u00fchling in Form von Rohrzucker in Saft auftritt; endlich finden wir diesen Zucker in den gr\u00fcnen Samenh\u00fclsen von Pisum sativum, in einem Organ also, das doch zweifellos u. A. auch den Stofftransport vom Stengel in die reifenden Samen zu vermitteln hat. Diese Beobachtungen machen es aber sehr wahrscheinlich, dass der Rohrzucker beim Transport der Kohlenhydrate in der Pflanze eine sehr wichtige Rollo spielt, und dass er eine Wanderung\u00ab-form des St\u00e4rkemehls darstellt.\nj. .\tAllei dings hat man auf die Gesetze der Osmose die An-\nsicht gegr\u00fcndet, dass bei der Stoffwanderung in den Pflanzen Substanzen von relativ niedrigem Molekulargewicht die wichtigste Rolle spielen. Doch kann man nicht behaupten, dass diese Ansicht mit unserer obigen Schlussfolgerung in Widerspruch steht. Denn es ist ja m\u00f6glich, dass der Rohrzucker ei\u00bbt nach der Umwandlung in Glucose oder in ein anderes, noch unbekanntes, Product die Membranen durchdringt2), dass aber aus diesen Substanzen im Inneren der Zellen wieder Rohrzucker entsteht. In diesem Falle w\u00fcrde man von transitorischem Rohrzucker zu sprechen haben, wie man auch von transitorischem St\u00e4rkemehl spricht.\nEs ist wahrscheinlich, dass h\u00e4ufig der Transport des Rohrzuckers mit einer vor\u00fcbergehenden Anh\u00e4ufung desselben in gewissen Pflanzentheilen verbunden ist und dass er dann aus diesen Pflanzentheilen nach Bedarf an die Verbrauclis-stellen abgegeben wird. Zu den F\u00e4llen dieser Art scheint das\n- pr -\t- f\t\u25a0\t.. \u25a0\t.\n') Doch kann der in den Blattern anftretende Rohrzucker auch vor dem St\u00e4rkemehl im Assimilationsprocess entstanden sein.\n2) Dass aber der Rohrzucker wenigstens unter Mitwirkung gewisser anderer Stoffe auch die Plasmamembran durchdringen kann, ist aus Beobachtungen Pfeffer\u2019s (Untersuch, aus d.botan. Institut zu T\u00fcbingen. It, S. 544\u201451t\u00bb und 565) zu schliessen.","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"553\nVorkommen betr\u00e4chtlicher Rohrzuckermengen in den gr\u00fcnen Samenh\u00fclsen von Pisum sativum, sowie in den Stengeln einiger Gramineen zu geh\u00f6ren.\nMit Hilfe der im Vorigen ausgesprochenen Anschauungen lassen sich vielleicht auch einige \u00fcber die Wanderung der Kohlenhydrate fr\u00fcher gemachten Beobachtungen besser erkl\u00e4ren, als es bisher m\u00f6glich war. So hat z. B. J. Sachs*) gefunden, dass wahrend der Keimung von Triticum vulgare und Zea Mays zwar im Endosperm und im Keini Glucose .nachzuweisen ist, nicht aber im Scutellum, obwohl doch zweifellos durch letzteres die Aufnahme der Endospermstoffe in den Keim vermittelt wird; im Epithelium des Scutellums fehlt auch das St\u00e4rkemehl, w\u00e4hrend dagegen in dem leitenden Parenchym desselben w\u00e4hrend der Keimung immerfort feink\u00f6rnige, offenbar transitorische, St\u00e4rke auftritt. Ein \u00e4hnliches Beispiel bietet nach Sachs der reifende und keimende Samen von Phaseolus multiflorus. In den Fr\u00fcchten dieser Pflanze kann da, wo das St\u00e4rkemehl unmittelbar zur Verwendung kommt, auch Glucose nachgewiesen werden; letztere fehlt dagegen im Funiculus, in dessen Gewebe dem Samen die zur Verwendung kommende St\u00e4rke zugeleitet wird. Ebenso ver-j. mochte Sachs in den Kotyledonen der keimenden Phaseolus-Samen keine Glucose nachzuweisen.\nDiese Erscheinungen w\u00fcrden sich erkl\u00e4ren, wenn man im Scutellum von Triticum vulgare und Zen Mays, sowie im Funiculus von Phaseolus Rohrzucker oder andere l\u00f6sliche, die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung nicht direct reducirende Kohlenhydrate nach weisen k\u00f6nnte. Nun gibt Sachs an, dass er Rothf\u00e4rbung der Epithelzellen des Scutellums mit Schwefels\u00e4ure beobachtet hat. Er nahm an, dass diese F\u00e4rbung durch die Eiweissstoffe allein verursacht wurde. So viel wir aber wissen, gelingt es bei Abwesenheit von Zucker oder \u00e4hnlichen l\u00f6slichen Kohlenhydraten nicht, die Eiweissstoffe durch Schwefels\u00e4ure roth zu\nf\u00e4rben. Es ist demnach wahrscheinlich, dass die Epithelzellen\n\u2014 \u25a0\u25a0 .. \u2014.\nV\n*) Jahrb\u00fccher f\u00fcr wissenschaftliche Botanik, Bd. 3, S. 212; in. vgl. auch R. Sachsse, die Chemie und Physiologie der Farbstoffe, Kohlen-hydrdte unjcl Proteinsubstanzen, S. 112 u. 113.","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"554\nein l\u00f6sliches Kohlenhydrat vom h\u00f6heren Molekulargewicht ,i die Glucose enthielten. Wenn wir auch \u00fcber die Natur de* selben etwas Sicheres nicht wissen k\u00f6nnen, so kann es doch gewiss nicht unwahrscheinlich sein, dass es Rohrzucker war Auf Grund der im Vorigen gemachten Darlegungen <-e langt man also zu der Schlussfolgerung, dass der Rohrzucker nicht nur ein sehr werthvoller Reservestoff ist, sondern auch als Wanderungsform des St\u00e4rkemehls eine sehr wichtige Roll,, m den Manzen spielt. Nun ist aber von uns \u201eachg\u00b0ewiesc\u201e worden, dass er fast immer von anderen l\u00f6slichen Kohlenhydraten begleitet wird, und es ist noch nach der Bedeutung dieser Kohlenhydrate f\u00fcr den Pflanzenorganismus zu fragen\" Dass sie gleich dem Rohrzucker Wanderungsformen des St\u00e4rke' mehls sind, glauben wir nicht. Eine solche Rolle kann man doch wohl nur einer Substanz zuweisen, welche grosse Verbreitung in den Pflanzen hat. F\u00fcr den Rohrzucker triffl dies zu. Die Natur der denselben begleitenden l\u00f6slichen Kohlenhydrate ist dagegen, soweit unsere Kenntnisse reichen, eine sehr wechselnde; in der einen Pflanze findet sich dieses in der anderen jenes Kohlenhydrat vor. Sind auch einzelne dieser Substanzen, wie z. B. die Raffmose, mehrfach in den Pflanzen aufgefunden worden, so ist doch stets die Anzahl\nder Objecte, in denen man sie nachgewiesen hat, eine be-schrankte.\nDie Bedeutung dieser den Rohrzucker begleitenden l\u00f6slichen Kohlenhydrate liegt wohl vorzugsweise darin, dass sie als Reservestoffe fungiren k\u00f6nnen. Dass bei ihrer Umwandlung im Pflanzenorganismus auch Rohrzucker entstehen kann, darf auf Grund der weiter oben von uns gemachten Angaben lur wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden.\nZum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass \u00fcber die physiologische Rolle des Rohrzuckers, \u00fcber seine Bildung m den Pflanzen und andere hier in Betracht kommende Fragen weit leichter sicherer Aufschluss zu gewinnen w\u00e4re, wenn man den genannten Zucker auf mikrochemischem Wege mit Zuverl\u00e4ssigkeit nachweisen k\u00f6nnte und wenn cs eine allgemein brauchbare Methode g\u00e4be, vermittelst deren","page":554},{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"555\ner sich neben anderen Kohlenhydraten quantitativ bestimmen Hesse. Weder das Eine noch das Andere ist der Fall, wie aus den von uns gemachten Darlegungen sich ersehen lasst*).\nDie von uns zum Nachweis des Rohrzuckers benutzte Methode ist nur anwendbar, wenn man das zu untersuchende Object in relativ grosser Quantit\u00e4t zur Verf\u00fcgung hat. Begreiflicherweise liegt darin ein Nachtheil; denn es ist in manchen Fallen kaum m\u00f6glich, sich einzelne Pflanzentheile, deren Untersuchung auf Rohrzucker von Interesse ware, in gen\u00fcgender Quantit\u00e4t zu verschaffen.\n*) Es sei hier noch darauf aufmerksam gemacht, dass die hei der quantitativen Bestimmung des Rohrzuckers in vegetabilischen Objecten erhaltenen Zahlen besonders dann unsicher sind, wenn der Rohrzucker sich in den betreffenden Objecten nur in relativ geringer Menge vorfindet und von Kohlenhydraten begleitet wird, deren Verhalten gegen die bei der Rohrzuckerbestinunung in Anwendung kommenden Agentien nicht genau bekannt ist. Dies gilt f\u00fcr sehr viele vegetabilische Substanzen, z. B. auch f\u00fcr die meisten der von uns untersuchten Objecte. Man wird es daher auch begreiflich finden, dass wir den Rohrzuckergehart dieser Objecte nicht quantitativ zu bestimmen gesucht haben.\ts","page":555}],"identifier":"lit17047","issued":"1895","language":"de","pages":"511-555","startpages":"511","title":"Ueber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen, \u00fcber seine physiologische Rolle und \u00fcber l\u00f6sliche Kohlenhydrate, die ihn begleiten","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:55:51.412407+00:00"}