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{"created":"2022-01-31T12:56:13.997570+00:00","id":"lit17050","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Suter, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 20: 564-582","fulltext":[{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Bindung des Schwefels im Eiweiss.\nVon\nF. Suter.\n(An\u00ab dom Laboratorium von Professor E. Baumann in Freibur\u00ab i. B.) (Der Redaction zugegangen am 19. April 1895.)\nFleitmann hat durch seine Untersuchungen (Liebio\u2019s Annalen d. Chemie, Bd. 61., 1847, und Bd. 66, 1848) fest-gestellt, dass der Schwefel im Eiweissmolek\u00fcl auf zwei vor-sehiedene Arten gebunden ist. Ein Theil desselben kann durch caustische Alkalien abgespalten werden , ein anderer leistet diesem Reagens Widerstand. Unsere Kenntnisse \u00fcber diesen Gegenstand haben seither keine grossen Fortschritte gemacht. Einzig die Arbeiten von O. N as se (Archiv f. d. ges. Physiologie Bd. 8, 1873, S. 389 und seines Sch\u00fclers A. Kr\u00fcger (ibid Bd. 43, 1888) haben die Frage gef\u00f6rdert.\nKr\u00fcger (loc. cit.) hat gefunden, dass der sogenannte locker gebundene Schwefel, der durch alkalische Bleioxydl\u00f6sun\u00bb als Schwefelblei abgespalten werden kann, in einem bestimmten Verhaltniss zum Gesammtschwefel steht. Dieses Verh\u00e4ltniss ist ein einfaches und f\u00fcr verschiedene Eiweissarten verschiedenes. Kr\u00fcger hat sich auch der Aufgabe unterzogen, die grosse Zahl von theoretischen M\u00f6glichkeiten der Schwefelbindung zusammenzustellen, zwischen welchen wir zu w\u00e4hlen haben, wenn wir nach einer Erkl\u00e4rung f\u00fcr das verschiedene Verhalten der zwei Schwefelarten suchen wollen.\nUeber die Art der Bindung des sogenannten festgebundenen Schwefels, der durch alkalische Bleioxydl\u00f6sung nicht abzuspalten ist, wissen wir nichts, wohl aber kennen wir einen K\u00f6rper, das Cystin, das aus dem Eiweiss abstammt und locker gebundenen Schwefel enth\u00e4lt.\nCystin erscheint unter abnormen Verh\u00e4ltnissen in betr\u00e4chtlichen Mengen im menschlichen Urin und enth\u00e4lt dann","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"565\neinen wesentlichen Theil des Schwefels, der mit der Eiweissnahrung in den Organismus eingef\u00fchrt worden ist. Im normalen menschlichen Harn finden sich nur Spur\u00e8n von Cystin oder einer cystin\u00e4hnlichen Verbindung (Goldmann und Baumann, Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 12, 1888, S. 260). Auch in den Geweben selbst, dort wo der Abbau des Nahrungs-eiweiss vor sich geht, ist Cystin gefunden worden.\nCloetta (Liebig\u2019s Annalen der Chemie, Bd. 99, 1856, S. 289) fand in Rindsnieren einmal sechsseitige Krystalltafeln, die er nach ihrem Schwefelgehalt und ihren L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen f\u00fcr Cystin hielt. Scherer (Jahresberichte \u00fcber die Fortschritte d. Chemie, 1857, S. 561) will aus der Leber eines an Typhus gestorbenen Menschen neben Leucin, Tyrosin und Hypoxanthin auch Cystin isolirt haben. Drechsel (Du Bois-Reymond\u2019s Archiv, 1891, S. 243) erhielt durch Verarbeiten von Pferdeleber Krystalle, die sich durch die L\u00f6slichkeit, ihren Schwefelgehalt und ihre spccifische Drehung sicher als Cystin characterisirten.\nSchon diese Befunde machen es sehr wahrscheinlich, dass Cystin ein intermedi\u00e4res Spaltungsproduct des. Eiweiss ist. Den Beweis f\u00fcr die Richtigkeit dieser Annahme hat der experimentelle Nachweis gebracht, dass man jederzeit dem lebenden Organismus Cystin entreissen kann, das unter normalen Bedingungen weiter gespalten wird. F\u00fchrt man in den Organismus von Hunden ein Halogensubstitutionsproduct des Benzols ein, so hindert dieses den normalen Abbau des Ei weiss-molek\u00fcls in einer Richtung. Es verbindet sich mit einem substituirten Cystin zu Mercapturs\u00e4ure, die vor weiterer Oxydation gesch\u00fctzt ist und mit Glykurons\u00e4ure gepaart im Harn erscheint. Man erh\u00e4lt so eine experimentelle Cystiuurie (Baumann und Pr eusse, Berichte d. deutsch, ehern. Ges., Bd. 12, S. 806, 1879, und Jaffe, ebend., Bd. 12, S. 1092).\nDer Schluss, der durch alle diese Beobachtungen sehr nahe gelegt wird, dass das Cystin ein directes Spaltungsproduct der Eiweissk\u00f6rper sei, erhielt durch Beobachtungen, die in den letzten Jahren gemacht worden sind, eine wesentliche St\u00fctze.","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nK\u00fclz (Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. 27, 1890) hat unter Faulmssproducten, die durch Verdauung von Fibrin ankreas erhalten worden waren, einen K\u00f6rper gefunden d!' ui sechsse'bgen Tafeln krystallisirt, Stickstoff und Schwefel m hajl und das polarisirte Licht nach links dreht. E halt denselben unzweifelhaft f\u00fcr Cystin, stellt es aber dahin\n0\t> dieses Cystin dem Pankreas oder dem Fibrin angehaftet\n1\t<l>e und so unter die Spaltungsproducte gelangt sei od oh unter bacterieller Einwirkung, oder unter nicht 2*^.\nJ;.,SI,en\u2018 e.n. f>\u00fcnsligen Umst\u00fcnden, sich Cystin bei der Eiwei \u00df altung bilde. Emmerling (Cystin unter den Spaltun-s. produclen des Horns, Ref. in d. Chemiker-ZeitungPNr 80 October 1894) hat Cystin unter den Spaltungsproducten von\u2019 lornsubslanzen gefunden und macht aut diesen Fund al-\n2T\u00c4-\u201c **\"\t\u25a0\u201c\nBeide Befunde sind also mehr oder weniger zuf\u00e4llige ; die Frage ob das Cystin sich bei directer hydrolytischer Spaltun-J Mal aus dem Elweiss abspaltet, ist noch nicht gel\u00f6st. * Ein eigent\u00fcmliches Verhalten des Cystins alkalischer Lleioxydlosung gegen\u00fcber haben Baumann und Goldman., beschrieben (Ze.tsciir. f. physiol. Chemie, Bd. 12, 1888, S. 257)\nSchwTihr-8\" Gy\u00dcin mil dicsem Rea^ens- so f\u00e4llt sofort Scl welelbei aus; die Abscheidung des Schwefels geht aber\nmehl glatt und quantitativ vor sich, sondern wenn man nach \u00abin,gei Zeit abfiltrirt, erh\u00e4lt man ein tr\u00fcbes Filtrat, in dem sich bei weiterem Erw\u00e4rmen von Neuem Schwefelblei bildet.\n! sta\"d,\u00dfem Erw\u00e4rmen von Cystin mit lOprocentigcr Natronlauge und Bleiacetat erhielten Baumann und Goldin aim nur 08 des in der angewandten Cystinmenge ent-\ni't s\u00f6h\" Slm'nefelS' P\" langsame Verlauf d*eser Reaction i\u00bbt sehr autmihg, und wenn er sich beobachten l\u00e4sst, ist\n-\u00bbmer die Vermuthung gerechtfertigt, dass er durch Cystin Ihn,?6 nbi\"llUng\u2019 We,Che den Schwefel wie das Cystin\ngebunden enthalt, verursacht sei.\nu i- K,r\"elrR\u00b0C'C,t'* pr\u00fcfle das Verhalten der Eiweissk\u00f6rper alkalischer Bleioxydl\u00f6sung gegen\u00fcber und nannte es cystin-","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"567\ni !\nW'\n\u00e4hnlich. Ich habe die Versuche Kr\u00fcger\u2019s wiederholt und fand in einigen Punkten kleine Unterschiede. Da aber gerade diese Punkte von principieller Wichtigkeit sind f\u00fcr die Be-urtheilung der Frage, ob im Eiweissmolek\u00fcl ein Cystinrest enthalten ist oder nicht, habe ich diese Beobachtungen zum Ausgangspunkt meiner Untersuchungen gemacht.\nHerrn Professor Baumann verdanke ich die Anregung zu den im Folgenden milzutheilenden Versuchen, bei deren Ausf\u00fchrung er mir mit Rath und That behilflich war.\n1. lieber das Verhalten von Cystin und Cyst\u00ebin gegen\u00fcber\nalkalischer Bleioxydl\u00f6sung.\nDie alkalische Bleioxydl\u00f6sung, die zu den mitzutheilendcn Versuchen ben\u00fctzt wurde, war stets dieselbe. Die Substanz, aus welcher der Schwefel abzuspalten war, wurde in lOpro-centiger Natronlauge gel\u00f6st und Bleiacetat in bekannter, \u00fcbersch\u00fcssiger Menge zugesetzt. Es wurde immer auf dem kochenden Wasserbade erw\u00e4rmt. Die Concentration der Natronlauge war nat\u00fcrlich nicht w\u00e4hrend des ganzen Versuches genau die gleiche, da Wasser verdunstete. Es-wufde aber von Zeit zu Zeit wieder auf das fr\u00fchere Volum verd\u00fcnnt.\nUm zu erfahren, wie die Abspaltung des Schwefels aus Verbindungen verl\u00e4uft, in denen derselbe mrt beiden Valenzen an ein Kohlenstoffatom gebunden ist, wurde S\u00fclfoharnstoff und Allylsulfoharnstoff zu einigen Versuchen ben\u00fctzt. Diese Versuche sollten zu gleicher Zeit ein Urtheil \u00fcber die Brauchbarkeit der Methode ergeben.\t'\n0,2928 gr. S\u00fclfoharnstoff wurden mit 200 cbcin. Natronlauge und Bleiacetat 2 Stunden lang auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt; das abgeschiedene Schwefelblei wurde auf trockenem, gewogenem Filter gesammelt, getrocknet und gewogen. Es wurden gefunden 0,9182 gr. PbS, was 0,1232 gr. S entspricht; die Rechnung verlangt 0,1232 gr. S.\n0,4501 gr. Allylsulfoharnstoff wurden genau gleich behandelt. Es wurden gefunden 0,1256 gr. S, w\u00e4hrend die Rechnung 0,1242 gr. fordert.","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\nAus Sulfoharnstoff und AllylsulfoharnstofT wird der Schwefel also in kurzer Zeit quantitativ abgespalten.\nt\nVersuch mit Cystin.\nEin Versuch mit reinem Cystin, der entsprechend dem von Baumann und /Joldmann milgetheilten (Zeitschr. f.\nphysiol. Chemie, Bd. 12, 1888, S. 257) angesteltt wurde, verlief folgendermaassen :\n0,2372 gr. Cystin wurden mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung auf (lern Wasserbade erw\u00e4rmt. Von Zeit zu Zeit wurde ab-liltrirt und das abgeschiedene Bleisulfld gewogen. Es wurde erhalten: nach 2 Stunden 0,1043, nach weiteren 3 Stunden 0,0407, nach weiteren 4'/, Stunden 0,0805, nach weiteren 12 Stunden 0,f299 und nach weiteren 12 Stunden 0,0397 gr. 1\u2019bS. Im Ganzen wirkte jdie alkalische Bleioxydl\u00f6sung 33'/ Stunden auf das Cystin ein. Das Cystin enthielt 0,0633 gr. 8, wovon nur 0,0529 gr. in der langen Zeit abgespalten worden waren. Nur das letzte Filtrat war klar; die fr\u00fcheren waren alle mehr oder weniger tr\u00fcbe und durch das suspendirte Blci-sulfld gelblich gef\u00e4rbt. Das letzte Filtrat tr\u00fcbte sich auch bei l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen nicht mehr.\nAus Cystin spaltet sich also der Schwefel nur sehr langsam und unvollkommen ab; in dem mitgetheUten Beispiel waren nur 83\u00b0/0 des vorhandenen Schwefels erhalten worden\nVersuch mit Cyst\u00e8in.\n& \u201eschien nicht ohne Wichtigkeit, auch das Verhalten des Cyst\u00ebins, des reducirlcn Cystins,'in dem die Schwefelatome nicht mehr mit je einer Valenz zusammengekettet sind, alkalischer Bleioxydl\u00f6sung gegen\u00fcber kennen zu lernen. Das Cystin geld bei Gegenwart reducirender Substanzen leicht in Cyst\u00eain \u00fcber und diese k\u00f6nnen im Weiteren vielleicht auch den Ablauf der Reactionen hindern, die den langsamen Verlauf der Abspaltung des Schwefels aus Cystin bedingen. Denn die langsame Abspaltung des Schwefels k\u00f6nnen wir uns wohl so erkl\u00e4ren, dass bei der Einwirkung von Alkali auf das Cystin, in welchem der Schwefel nur mit einer seiner Affinit\u00e4ten an Kohlenstoff gebunden ist, unter Abspaltung von Ammoniak und Schwefel-","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"5G9\nWasserstoff ein K\u00f6rper entsteht, in welchem ein Schwefelatom mit zwei Affmiten an zwei Kohlenstoffatome gebunden ist, eine Bindung, aus welcher der Schwefel durch die Einwirkung von Alkalien gar nicht oder nur sehr schwierig abgespalten wird.\nEin Versuch, bei dem eine kleine Menge Cystin nach der Methode Baumann\u2019s (Ueber Cystin und Cystein, Zeit sehr, f. physiol. Chem., Bd. 8, 1883) in Cyst\u00ebin reducirt und mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung behandelt wurde, ergab indessen, dass der Ablauf der Schwefelabspaltung aus Cyst\u00ebin und Cystin der gleiche ist.\nVersuch mit Cystin und Pepton.\nDas Resultat wurde auch nicht ge\u00e4ndert, als Cystin mit Pepton zusammen, welches die Rolle der reducirenden Substanz zu spielen hatte, der Einwirkung alkalischer Bleioxydl\u00f6sung ausgesetzt wurde.\n0,2328 gr. Cystin und 4,1086 gr. Pepton (Witte); das nach sp\u00e4ter mitzutheilenden Versuchen 0,34 \u00b0/0 mit Bleioxydl\u00f6sung abspaltbaren Schwefel enthielt, wurden mit Natronlauge und Bleiacetat auf dem Wasserbad erw\u00e4rmt.\nNach 5 Stunden konnten 0,2847 gr. PbS abflltrirt werden. Das Filtrat war tr\u00fcbe. Es wurde weitere 6 Stunden erw\u00e4rmt und dann 0,0754gr PbS erhalten, ln den: 11 Stunden waren 0,04833 gr. Schwefel abgespalten worden, d.\u2018i. 63,5*/* des Schwefels, der aus dem angewandten Cystin und Pepton h\u00e4tte k\u00f6nnen erhalten werden. Das Filtrat vom letzten Blei-\nf_\nsulfidniederschlag war tr\u00fcbe und schied bei weiterem-Erw\u00e4rmen noch mehr Schwefelblei ab. Erst nachdem im Ganzen 28 Stunden lang erw\u00e4rmt worden war, konnte ein klares Filtrat . erhalten werden. +\nAus Cystin und Cyst\u00ebin wird der Schwefel also mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung nur sehr langsam und unvollkommen abgespalten.\n% \u25a0\n2. Das Verhalten von Eiweissk\u00f6rpern und Hornsubstanzen alkalischer Bleioxydl\u00f6sung gegen\u00fcber.\nDie Versuche mit verschiedenen Ei Weisssubstanzen wurden auf gleiche Weise ausgef\u00fchrt, wie die mit Cystin. Ich","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"I\n570\nhabe untersucht: Eiereiweiss, Pepton, Federn und Haare Es seinen deshalb vorteilhaft, Hornsubstanzen zur Untersuchung hmnzuztehen, weil sie viel locker gebundenen Schwefel ent-\nVersuche mit Eiereiweiss.\nEiereiweiss (es wurde das k\u00e4ufliche benutzt) diente nur zu qualtilativen Versuchen. Einige Gramm wurden mit Natron-auge und \u00dfleiacetat auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt. Von Zeit zu Ze>t wurde abfil.rirt, um zu erfahren, ob ein klares Filtrat trlijllliih sei. Aach 8 Stunden war dies der Fall. In dem areu filtrat, welches weiter erw\u00e4rmt wurde, bildeten sich nach \u00bb Stunden br\u00e4unliche Flocken, die nach und nach als schwarzer Niederschlag zu Boden sanken. Sie wurden ab-hltnrt, sammt dem Filter in ein K\u00f6lbchen gebracht und mit Salzsaure erw\u00e4rmt. Es entwickelte sich Schwefelwasserstoff,\n< \" ein in den Hals des Kolbens gebrachtes Bleipapier schw\u00e4rzte.\nVersuch mit Pepton.\nK\u00e4ufliches Witte\u2019 sches Pepton, das nach einer Schwefel-\nbest, mmung nach Carius 0,ti47\u00b0/0 S enthielt'), wurde ver-wandt.\nU.i221<* gi*. Pepton galten 0,0102 gr. Ha SO. = 0 6*1\u00b0! S *\t\u2019\t* :\u00ab \u00bb\t\u00bb\t= 0,C70 \u00bb.\nWurde eine Probe dieses Peptons mit Natronlauge und Lleiacetat 5-7 Stunden auf dem Wasserbad erw\u00e4rmt, so konnte von dem gebildeten Schwcfelblei ein klares Filtrat erhalten werden. Wurde dieses weiter erw\u00e4rmt, so bildete sich von Neuem ein kleiner Niederschlag von Schwefelblei, der sich so abselzte, wie es f\u00fcr das Eiereiweiss geschildert wurde. Eine eigentliche Tr\u00fcbung des ganzen Filtrats trat me ein, wie dies auch nach langem Erw\u00e4rmen noch typisch\n, .. \u2018J,,l)ie Kes'imnmng nach Carius gibt viel zuverl\u00e4ssigere Werthe\n;lIs ;!lc \u201cllcre\t\"lil s\u00ab\u00abla und Salpeter zu schmelzen. Die Schwefel-\nbesinntnungen von K Mohr, Zeitsehr. f. physiol. Chemie, Bd. 20, |8!l5\nweS\"\tiind ,lie e'SlC\" JiesCT Alt ^ besonders","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\nf\u00fcr das Cystin ist. Wurde das Schwefelblei abfiltrirt, so bildeten sich nach einiger Zeit in dem klaren Filtrat bei weiterem Erw\u00e4rmen wieder einige schwarze Flocken. .\nIch habe einige Male den ersten Schwefelbleiniederschlag gewogen, um zu erfahren, in welchem Verh\u00e4ltniss er zum Gesammtschwefel, das heisst defn lockeren und dem festgebundenen, steht.\nI. 4,8209 gr. Pepton gaben nach 7 Stunden 0,1280 gr. PbS = 0,356 \u00b0|0 S. II. 4,9525 \u00bb \u00bb\t\u00bb \u00bb 7 \u00bb 0,1182 \u00bb .< \u00bb \u25a0= 0,323 \u00bb *\nEntsprechend den Angaben Kruger\u2019s (loc. cit.) ist das Verh\u00e4ltniss der zwei Schwefelbindungen ein einfaches. Kr\u00f6ger hat (las Verh\u00e4ltniss des Gesammtschwefels zum locker gebundenen festgestellt f\u00fcr Eiereiweiss 4:1, Fibrin 3:1; ich finde f\u00fcr Pepton 2:1 und f\u00fcr Federn (s. unten) auch 2:1.\nDer zweite und dritte Schwefelbleiniederschlag, der aus Pepton erhalten wurde, war von so geringer Menge, dass aut seine W\u00e4gung verzichtet wurde.\nVersuch mit Federn.\nVon weissen G\u00e4nsefedern wurden die Fahnen abgeschnitten, mit Alkohol, Aether und siedendem Wasser gewaschen und im Trockenschrank bei 100\u00b0 getrocknet.\nEine Bestimmung des Gesammtschwefels nach Garius ergab 2,60 \u00b0/0 S.\nI.\t0,3510 gr. Federn gaben 0,0672 gr. BaS04 = 2,62 \u00b0|0 8.\nII.\t0,1986 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 0,0391 \u00bb\t\u00bb\t~ 2,7 \u00bb \u00bb\n2,3162 gr. von diesen Federn wurden 15 Stunden lang mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung erw\u00e4rmt, dann das Schwefelblei abfiltrirt und ein klares Filtrat erhalten. Wie sp\u00e4tere Controllversuche ergaben, wird schon nach 10 Stunden ein klares Filtrat, erhalten.\nDa der Niederschlag von Bleisulfid nicht rein war, sondern schwer entfernbare, klebrige Stoffe enthielt und Blei-. Phosphat enthalten konnte, wurde derselbe nicht direct gewogen, sondern in einem Kolben mit warmer Salzsaure zerlegt und der Schwefelwasserstoff, der sich dabei entwickelte, durch\n","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\neinen Kohlens\u00e4urestrom in eine Vorlage getrieben, die Blei acetat m essigsaurer L\u00f6sung enthielt. Der Apparat ist schon fr\u00fcher von Baumann und Goldmann (Zeitschr. f. physiol Chemie, Bd. 12, 1888) ben\u00fctzt und auf seine Gebrauchsf\u00e4hig. ke.t gepr\u00fcft worden. Die Werthe fallen etwas zu niedrig aus.\nAus dem Schwefelbleiniederschlag, der nach l\u00e4st\u00fcndigem Erw\u00e4rmen von 2,31C2gr. Federn erhalten worden war, wurden nach dieser Methode 0,2192 gr. PbS erhalten.\nDas kfare f iltrat des Schwefelbleiniederschlags der Federn wurde weiter erw\u00e4rmt. Nach 10 Stunde* bildete sich von Neuem schwarzer Niederschlag, der nach 22 Stunden abfiltrirt wurde. Diesmal enthielt der Niederschlag 0,0045 gr. PbS. Der\nGesammtschwefel betrug in den untersuchten Federn 2 66\u00b0/ \u00ab1er locker gebundene l,29\u00b0/0.\t\u2019\nVersuch mit Haaren.\t1\nHosshaare wurden auf die gleiche Weise gereinigt wie die Federn und gleich behandelt wie diese.\n4,7025 gr. Haare gaben nach 9 Stunden 0,8711 er PbS-dem klaren Filtrat bildete sich nach 5 Stunden von Neuem Niedersch'ag der nach 20 Stunden abfiltrirt wurde und 0,0106 gr. PbS enthielt.\n... . ^ Rosshaaren wurden 2,52\u00ab4 Schwefel mit alkalischer Bleioxydlosung abgespalten.\nAus Eiweisssubstanzen wird der lockere Schwefel zum gr\u00f6ssten Theil m etwa 9 Stunden mit alkalischer Bleioxydlosung abgespalten; ein kleiner Theil erst sp\u00e4ter ganz lang-\nf?\"\\. p E\"hallen eines klaren Filtrates kein Kriterium Ur d'e Beendigung der Reaction, wie es Kr\u00fcger annahm.\nin kleiner Theil des locker gebundenen Schwefels im\nEmeiss verhalt sich also wie der im Cystin; die weitaus\ngrossere Menge wird rascher abgespalten. Vergleichen wir\nz. B. Cystm und Haare. Aus Cystin wurden in den ersten\n-> /, Stunden 60 /, des mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung abspalt-\nimren Schwefels abgespalten, aus den Haaren in den ersten\n. Stunden 98,8 /\u201e aus den Federn in den ersten 15 Stunden 98*/,.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\nAuf unsere Frage, ob aus dem Verhalten der Ei weissk\u00f6rper, gegen\u00fcber alkalischer Bleioxydl\u00f6sung auf das Vorhandensein eines Cystinrestes oder genauer einer Schwefelbindung wie im Cystin k\u00f6nne geschlossen werden, erhalten wir eine bejahende Antwort, wenn es auch nur ein kleiner Theil ist, der sich entsprechend verh\u00e4lt.\n3. Findet sich Cystin oder Cystein unter den Spaltungs-producten von Hornsubstanz?\nln den im Folgenden mitzutheilenden Versuchen diente als Material Tyrosinmutterlauge, die mir Herr Prof. Baumann zur Verf\u00fcgung stellte. Dieselbe hatte sich als R\u00fcckstand von Darstellungen von Tyrosin aus Hornsubgtanz seit einer gr\u00f6sseren Reihe von Jahren im Laboratorium angesammelt. Der gr\u00f6sste Theil dieser Lauge war stark sauer und roch wie frische Tyrosimnutterlauge ; ein kleinerer Theil reagirte alkalisch, verbreitete unangenehmen Geruch und hatte auf seiner Oberfl\u00e4che Schimmelpilzen die Bedingungen zu reichlicher Entwicklung geboten.\nAus zwei Gr\u00fcnden schien es vortheilhaft, die Untersuchung speciell mit Hornsubstanz auszuf\u00fchren. Einmal enth\u00e4lt Horn sehr viel locker gebundenen Schwefel, und dann hatte Emmerling (loc.cit.) seinen Cystinfund unterTyrosinkrystallen, die aus Hornsubstanz dargestellt worden waren, gemacht.\nDie sofort mitzutheilende Untersuchungsmethode st\u00fctzt sich auf die Thatsache, dass Cystin sowohl als Cystein mit Quecksilberchlorid unl\u00f6sliche Verbindungen eingehen, welche auch aus stark sauren L\u00f6sungen mehr oder weniger vollst\u00e4ndig ausgeschieden werden. Ueber das Verhalten der Quecksilberchlorid-Verbindungen des Cyst\u00ebins liegen Erfahrungen von Brenzinger (Zeitschr. f.physiol.Chemie, Bd. 16,1892, S.557) und von Borissow vor (ibid. Bd. 19, S. 511). Aus diesen Verbindungen kann man mit Schwefelwasserstoff das Quecksilber abspalten und erh\u00e4lt dann L\u00f6sungen von salzsaurem Cystin resp. Cystein.\nVorversuche hatten gelehrt, dass aus der Tyrosinmutterlauge durch Quecksilberchlorid ausser verschiedenen Mengen\n1 .. .","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\n*\nvo\u201e Peptonen schwefelhaltige K\u00f6rper gef\u00e4llt werden, die den Schwele! in lockerer Bindung enthalten. Diese letzteren wer-(en durch Bleiacetat nicht, oder nur sehr unvollst\u00e4ndig oe. hdl. Ls empfahl sich desshalb, zur Beseitigung von andern, \u2022 S ofien der t\u00e4llung mit Quecksilberchlorid eine solche mit Bleiacetat vorausgehen zu lassen und erst das vom Blei he. freite Filtrat mit Quecksilberchlorid auszuf\u00e4llen. Da hierbei wiederholt Schwefelwasserstoff mit den in der Hornlauge tost enthaltenen organischen Verbindungen in Ber\u00fchrung kam so war es nothwendig, vorher die Frage zu entscheiden, ob hierbei nicht Schwefelwasserstoff gebunden wird.\nW\u00fcrden die K\u00f6rper, die in L\u00f6sung sind, Schwefel fixiren\nn\tersl,\u2018r Linie daran zu denken, dass Aldehyde und\nBrenztraube^saure, welche das einzige Ketonderivat ist, das sich mit Schwefelwasserstoff direct verbindet, vorhanden w\u00e4ren.\nQuantitative Versuche, deren Einzelheiten ich der K\u00fcrze\nhalber ubergehe, haben ergeben, dass kein Schwefel fest-gebunden wird.\nDie Verarbeitung der Tyrosinmutterlauge geschah nun ,w 10 folgt. Die syrup\u00f6se Lauge wurde etwa auf das sechsfache verd\u00fcnnt, mit Bleiacetat gefallt, der Bleiniederschlag abfiltrirt. In das Filtrat wurde Schwefelwasserstoff geleitet, das \u00fcbersch\u00fcssige Blei als Blcisulfid gelallt und abfiltrirt. Durch Durch-le,len von Kohlens\u00e4ure wurde der \u00fcbersch\u00fcssige, in der L\u00f6sun-absorbirte Schwefelwasserstoff verjagt. Auff\u00e4llig war hierbei ; ass die Austreibung des Schwefelwasserstoffs aus derartigen' L\u00f6sungen sehr langsam erfolg!.\n... . Wl,rd j\u00b0t7i Quecksilberchlorid zugesetzt, so entsteht ein .Niederschlag, der Anfangs schnell wieder verschwindet und erst nach Xusatz gr\u00f6sserer Mengen von Quecksilberchlorid bleibend wird. Filtrirt man nach einigen Stunden den Niederschlag ab, so tr\u00fcbt sich das Filtrat aufs Neue und man erh\u00e4lt Wieder schwach gelbgef\u00e4rbten, k\u00f6rnigen Niederschlag. Alle diese Niederschl\u00e4ge enthalten, in Verbindung mit Quecksilberchlorid eine schwefel- und stickstoffhaltige Substanz.\nJfebn Auskochen mit Wasser l\u00f6ste sich in demselben cm 1 heil der Quecksilberverbindung und fiel beim Erkalten\n","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"575\nk\u00f6rnig wieder aus. Dieser Niederschlag wurde analysirt. Er enthielt 4,75 % Stickstoff, 5,56\u00b0/0 Schwefel, 49,23#/0 Quecksilber. Seine Zusammensetzung stimmt also mit der Quecksilberverbindung des Cyst\u00ebins nicht \u00fcberein. Der in heissem Wasser unl\u00f6sliche R\u00fcckstand der Quecksilberchloridverbindung enthielt noch 4,2 \u00b0/0 Schwefel.\nWurde der Quecksilberniederschlag in Wasser aufgeschwemmt, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Filtrat vom Quecksilbersulfid auf dem Wasserbade eingedampft, so resultirte ein gelber bis brauner syrup\u00f6ser R\u00fcckstand. Derselbe roch unangenehm, war stark sauer und gab mit Natronlauge und Bleioxyd beim Kochen intensive Schwefelreaction. Er war in Alkohol und Wasser l\u00f6slich. Setzte man zu einer . Probe .seiner w\u00e4sserigen Losung einen Tropfen Eiscnchlorid-l\u00f6sung, so entstand eine sch\u00f6ne indigoblaue F\u00e4rbung, die aber bald vor\u00fcberging.\nDie Eigenschaft, sich mit Eisenchlorid blau zu f\u00e4rben, besitzen verschiedene Thioverbindungen. So ist diese Reaction von Andreasch f\u00fcr die Thioglycols\u00e4ure (Berichte d. deutsch, them. Gesellschaft, Bd. 12, S. 1390, 1879) von Bau mann > f\u00fcr das Cystein (Zeitschr. f. physiol. Chemie,-Bd. 8, 1883) und von Lov\u00e9n f\u00fcr die Thiomilchs\u00e4ure beschrieben worden (Journal f. pract. Chemie, Bd. 29, 1884, S. 368).\nAusser einer Blauf\u00e4rbung mit Eisenchlorid konnte auch eine vor\u00fcbergehende Violettf\u00e4rbung mit Kupfersulfat erhalten, werden.\nDie Thiomilchs\u00e4ure gibt mit Kupfersalzen eine bleibende violette F\u00e4rbung. F\u00fcr das Cystein ist eine Farbenreaction mit Kupfersulfat noch nicht beschrieben. Es wurde desshalb eine kleine Probe Cystin in salzsaures Cystein verwandelt und in Wasser gel\u00f6st. Diese L\u00f6sung von Cystein gab mit einem Tropfen Kupfersulfatl\u00f6sung vor\u00fcbergehende Violetttarbung und dann einen grauen Niederschlag.\n- Auf die schwefelhaltige Substanz, welche die beiden soeben erw\u00e4hnten Reactionen gibt, die auch f\u00fcr das Cyst\u00f6in characteristisch sind, wurde die Hauptaufmerksamkeit gerichtet.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XX.\t:\u2019>0\n","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nll'r Quccksilbersalz ist in S\u00e4uren wenig l\u00f6slich, sie f\u00e4llt desshalb aus der sauren Tyrosinlauge und nachher aus d salzsauren Losung der K\u00f6rper, die cjureh Schwefelwasserstoff aus den, Quecksilberniederschlag erhalten wurden, zuerst au, \\V,rd sie nut Baryumcarbonat neutralisirt, so kann man mit Kupferchlorid ein Kupfersalz erhalten.\t1\n\u2022 m E|S g\u201c.U/tZt ZU enlscheiden i ob diese Substanz auch wirklich mit Cyst\u00ebin identisch sei. Die Substanz wurde nur\nm Form eines Syrups erhalten und reagirte, auch nach Ab-duns en aller Salzs\u00e4ure, doch intensiv sauer. Die saure Reaction konnte wohl durch eine Verunreinigung bediiM sein; es wurde desshalb nicht gezaudert, die Substanz so zu verarbeiten, als ob sie Cyst\u00ebin w\u00e4re.\nCys\u2018\u00abn ist leicht zu Cystin zu oxydiren (Baumann Zeitschr. f. physiol..Chemie, Bd. 8,1883, S. 301); ganz schwach,: -Oxydationsmittel wie Eisenchlorid und Jod besorgen das In neutraler L\u00f6sung ist Cystin unl\u00f6slich. Der Versuch wurde desshalb mit Jod-Jodkaliuml\u00f6sung und mit Eisenchlorid und nachherigem Neutraleren gemacht. Er fiel aber negativ au,.\n... .. ,Mlt B\u00b0nz\u00b0ylclilorid gibt Cystin einen in Natronlauge un-oshchen Niederschlag, der von Baumann und Goldmann\n(Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 12, 1888, S. 254) beschrieben worden ist.\na das Cyst\u00ebin in alkalischer L\u00f6sung leicht in Cystin \u00fcbergeht, so wurde zu diesem Versuche ein Theil des sauren Syrups, der die zwei Reactionen gab, ohne weitere Ver-\nResufiat8\tVersUch gab kein Positi'^\nIch habe in einer dieser Arbeit vorausgehenden Mil-theilung das Benzylcyst\u00ebin beschrieben. Aus jener Mittheilung ergibt.sich, dass es aus reinem Cyst\u00ebin sehr leicht zu erhalten ist. Em V ersuch, eine Benzylverbindung einer der Substanzen, die aus der Tyrosinmutterlauge in den Quecksilberchloridniederschlag gehen, zu erhalten, fiel vorl\u00e4ufig negativ aus. Also auch nach dieser Methode war kein Cyst\u00ebin zu finden.\nWenn auch keine der Methoden, die ich ben\u00fctzt habe, um das supponirte Cyst\u00ebin zu isoliren, minimalste Mengen","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\n'S.\nCyst\u00ebin nachweisen l\u00e4sst, so sind sie doch sehr gut brauchbar, sobald auch nur etwas gr\u00f6ssere Cystinmengen vorhanden sind;\nOb die Reactionen mit Eisenchlorid und Kupfersulfat allein fur Cyst\u00ebin characteristisch sind, ist nach diesem Er-gebniss wenig wahrscheinlich. Auf jeden Fall folgt aus dem negativen Resultat aller Versuche, Cyst\u00ebin oder Cystin nach bew\u00e4hrten Methoden aus dem Gemisch der Spaltungsproducte von Hornsubstanz zu isoliren, dass Cystin in gr\u00f6sserer Menge kein directes Spaltungsproduct der Hornsqbstanz ist; Spuren von Cystin k\u00f6nnen wir nicht ausschliessen, da uns. hier die Methoden im Stich lassen.\nDie Beobachtungen von K\u00fclz und Emmerling (loc. cit.) bleiben zu Recht bestehen ; vielleicht decken sp\u00e4tere Untersuchungen die Bedingungen auf, die erf\u00fcllt sein m\u00fcssen, damit Cystin unter den Spaltungsproducten von Eiweisssubstanz auftritt.\n4. Thiomilchs\u00e4ure, ein Spaltungsproduct von Hornsubstans.\nBei den Untersuchungen, die im vorigen Abschnitt mit-getheilt wurden, welche die Aufgabe hatten, Cystin unter den Spaltungsproducten von Hornsub\u00e4tanz zu finden, bin ich auf Substanzen gestossen, welche die Reactionen der Thiomilch-s\u00e4uregaben. Wie die Mittheilung im Folgenden ergeben wird, ist es mir auch gelungen, die Thiomilchs\u00e4ure zu isoliren, dank der guten Resultate, welche die in der vorausgehenden Mittheilung \u00fcber Benzylcystein mitgetheille Methode der Ben-zylirung ergibt.\nEine Quantit\u00e4t Tyrosinmutterlauge, die alkalische Reaction\nbesass, einen etwas unangenehmen F\u00e4ulpissgeruch zeigte und auf deren Oberfl\u00e4che reichliche Vegetationen von Schimmelpilzen wucherten, wurde, wie es oben geschildert ist; auf den Quecksilberchloridniederschlag verarbeitet. Der Quecksilberchloridniederschlag wurde mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Filtrat des Schwefelquecksilbers auf dem Wasserbade zum Vertreiben des Schwefelwasserstoffs eingedampft. Als R\u00fcck-\nstand blieb ein saurer gelber Syrup, der viel Schwefel enthielt, mit Eisenchlorid eine vor\u00fcbergehende intensiv\u00e9 Blau-","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nHu-bung und mit wenig Kupfersulfatl\u00f6sung eine bleibende Violettlarbung zeigte. Die zwei Readionen Hessen auf die Anwesenheit von Thiomilchs\u00e4ure schliessen.\n.. \u201eE;n Vorvers\"ch mit Benzylchlorid ergab ein g\u00fcnstiges Resultat; es wurde desshalb der aus der Quecksilberchlorid-iullung erhaltene Syrup mit Natronlauge aufgenommen, mit einigen Cubikeentimetern Benzylchlorid versetzt und etwa eine V Mumie lang gesch\u00fcttelt. Zum Schl\u00fcsse wurde einige Zeit lange inde erw\u00e4rmt. Bei der Benzylirung bildete sich ein geringer weisser Niederschlag; er bestand im Wesentlichen \u00ab\"ns anorganischen Stoffen, seine Asche enthielt viel Eisenoxyd hr wurde abliltrirt und mit Aether das nicht angegriffne cnzjlchlorid aus dem Filtrat entfernt. Dieses wurde mit salzsaure stark anges\u00e4uert und beim Stehen krystallisirte,, ,lw Anfangs tr\u00fcben L\u00f6sung durchsichtige, farblose Prismen. Die krystalle l\u00f6sten sich in Sodal\u00f6sung und krystalli-s.rteii beim Ans\u00e4uern wieder aus. Nach einmaligem Um-\nrystalhsiren schien die Substanz gen\u00fcgend gereinigt, um analysirt zu werden.\nDie Krystalle schmolzen um 73\u00b0; sie waren unl\u00f6slich in\nVasser, Aether und verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure. Sie l\u00f6sten sich in\n\u00ab armem Alkohol, in Natronlauge und Sodal\u00f6sung unter Auf-brausen.\nWerllm-0 Ana,ySe ^ lufttr\u00b0Cke,,en Substanz er8ab folgende\nHgabe\"\t0,4478 gr> <:\u00b02 =\t*I\u00bb C\tund 0,1106gr.\nO.H\u00ab:: gr. Substanz gaben nach Carlos 0,1768 gr. BaSO. = 1035- \u00ab\nU'\t\u2019\t*\t*\t\u2018\t0,1752 ,\t\u00bb\t\u00ab10,95\u201c,'\nBerechnet fur Benzylthiomilchsriure\n^ioB12\u00d62S:\tBefunden:\n<;\t\u00bb;i \u00ab) nt\nH\t7; k\t\u00ab0,91V\nH h l 9\t6.46 \u00bb\n16,3 *\t16,15\t\u00bb\n0\t16,3\u00bb\t_\n,\t,:l1tr Al,sfa,, der Analyse beweist, hatten wir eine\nbenzylirte 1 luomilchsaure CH, - CHS(C,H,)COOB vor uns.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"579\n\u00bb\n. /. '\nDio Ausbeute aus einem Liter Tyrosinmutterlauge war aber keine grosse gewesen, unser Vorrath dtirch die Analyse sehr vermindert, so dass die polarimetrische Untersuchung aufgeschoben wurde.\nUm den Befund der Thiomilchs\u00e4ure noch weiter sicherzustellen, wurde die aus der Hornlauge erhaltene benzylirte Thiomilchs\u00e4ure mit einem synthetisch dargestellten Pr\u00e4parat verglichen.\nHerr Professor Baumann hatte die G\u00fcte, mir ein Pr\u00e4parat, das er durch Erw\u00e4rmen von a-Brompropions\u00e4ure-Ester mit Benzylmercaptan in alkalischer L\u00f6sung hergestellt hatte, zur Untersuchung und Vergleichung mit dem von.mir gewonnenen Producte zur Verf\u00fcgung zu stellen.\nDas Pr\u00e4parat zeigte gleiche Krystallform wie das Pr\u00e4parat aus Hornsubstanz. Es schmolz bei 74\u00ae und hatte die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse, wie sie oben angegeben wurden. ,\n0,2155 gr. Substanz gaben 0,4833 gr. C02 = 61,t6o|0r, und 0,1188 gr.\nH20 = 6,12 \u00b0|0 H.\t\"\t.\nBerechnet:\tGefunden:\nC\t61,2 \u00b0i0\t61,16 V\nH\t6,1 v\t6,12 \u00bb\nAls nun mit neuen Portionen Tyrosinmutterla\u00fcge mehr von der Thiomilchs\u00e4ure dargestellt werden sollte, wurde aus dem Quecksilberniederschlag wohl eine Substanz erhalten, die mit Eisenchlorid sich stark bl\u00e4ute, aber mit Kupfersulfat nur vor\u00fcbergehende und keine bleibende Violettfarbung zeigte ; die Substanz, der wir bei unseren Versuchen, Cystin zu isoliren, begegnet sind. Auch Versuche, zu benzyliren, fielen negativ aus, obschon die Substanz starke Schwefelreaction gab. Verschiedene Portionen von Tyrosinmutterlauge wurd\u00e9n untersucht; die Reaction fiel stets negativ aus.\nDa die Tyrosinlauge, in der ich die Thiomilchs\u00e4ure aufgefunden habe, F\u00e4ulnisserscheinungen zeigte, wurde andere Tyrosinlauge mit faulem Pankreas der F\u00e4ulniss \u00fcberlassen ; auch da fand sich keine Thiomilchs\u00e4ure mehr.\nDie Thiomilchs\u00e4ure ist also kein prim\u00e4res Spaltungs-product der Eiweisssubstanzen.","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nDurci, fr\u00fchere Versuche, die ich angestellt hatte, um die rage zu entscheiden, ob Hornmutterlauge bei l\u00e4ngerer Ein Wirkung von Schwefelwasserstoff Schwefel bindet! war cs eigentlich ausgeschlossen, dass die gefundene Thiomilchs\u00e4ure ein erst durch die Verarbeitung der Tyrosinmutterlauge Gebildetes Kunstproduct sei.\tg e\nDennoch habe ich es nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten in dieser Richtung Controllversuche anzustellen, bei welchen zun\u00e4chst das Verhalten der Brenztraubens\u00e4ure gegen\u00fcbe! Schwefelwasserstoff gepr\u00fcft wurde.\n'\u2022 Vcrhalten der Brenztraubens\u00e4ure gegen\u00fcber\nSchwefelwasserstoff.\nS 3->l\u00bbD tS7h7f i ? (L/eb,g S Annalen der Chemie, 188,\ns'\u00cf\u00cfr fiS \"I k ,0Ven ( UrnaI f-Pract- Chemie, Bd. 2-J, S. JOC, 1888) ist bekannt geworden, dass die Brenztraubensaure sich mit Schwefelwasserstoff verbindet und dass das zuerst entstandene Product mit Reductionsmitteln Thiomilch-\nEs war von Interesse, festzustellen, wie Brenztraubensaure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung sich bei Einwirkung von Schwefel-wassersto\u00df verh\u00e4lt. Da dar\u00fcber in der Litteratur keine Angaben vorhanden sind, habe ich selbst einige Versuche angestellt um zu entscheiden, ob dabei Thiomilchs\u00e4ure entsteht.\n\u00bbnn I0\"* w Tr\u00b0Pfen. Brenztraubens\u00e4ure wurden in etwa - 0 eben,. Wasser gelost, und als Condensationsmittel Natrium-\nacetat zugesetzt; die L\u00f6sung wurde mit Schwefelwasserstoff ges\u00e4ttigt. Nach 4 Stunden wurde eine Probe der vom Schwefelwasserstoff befreiten L\u00f6sung mit Sublimat versetzt; es bildete sich ein Niederschlag, der schon darauf hinwies, dass sich Thiomilchs\u00e4ure gebildet hatte, da die Brenztraubens\u00e4ure, wie cm zu diesem Zweck angestellter Versuch bewies, keinen Niederschlag mit Quecksilberchlorid gibt. Der Quecksilbermederschlag wurde mit Schwefelwasserstoff zerlegt, das c \u00eewefelquecksilber abfiltrirt und das Filtrat auf dem Wasser ad eingedampft. Es resuitirte eine kleine Menge gelben,","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"581\nsyfup\u00f6sen R\u00fcckstands, der viel Schwefel enthielt und die beiden Reactionen gab, welche f\u00fcr die Thiomilchs\u00e4urc cha-racteristisch sind.\nAuch wenn Schwefelwasserstoff auf eine einfach w\u00e4sserige L\u00f6sung von Brenztraubens\u00e4ure einwirkte, bildete sich Thio-milchs\u00e4ure.\nNach diesen Versuchen geht also Brenztraubens\u00e4ure sehr leicht in Thiomilchs\u00e4ure \u00fcber bei der Einwirkung von Schwefelwasserstoff. Es war nun die Frage zu beantworten, ob Brenztraubens\u00e4ure sich \u00fcberhaupt unter den Spaltungsproducten der. Hornsubstanz findet.\nII. 1st Brenztraubens\u00e4ure ein directes Spaltungs-product von Hornsubstanzen?\nBrenztraubens\u00e4ure ist in Aether l\u00f6slich, kann also aus der anges\u00e4uerten Tyrosinlauge durch Aussch\u00fctteln mit Aether erhalten werden.\nEs wurde ein Liter frischer Tyrosinlauge mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit einer Mischung von Aether und Alkohol extrahirt. Dabei geht in den Aether eine Substanz \u00fcber, die nach Verdunsten des Aethers als brauner Syrup zur\u00fcckbleibt. Sie wurde in Wasser aufgeriommen, filtrirt und das klare Filtrat mit Quecksilberchlorid gefallt. Der Quecksilberniederschlag zeigte die Eigenschaften, die fr\u00fcher f\u00fcr die schwefelhaltigen Quecksilberf\u00e4llungen beschrieben worden sind.\nW\u00e4re Brenztraubens\u00e4ure vorhanden gewesen, so w\u00fcrde diese in das Filtrat gegangen sein. In dieses Filtrat, das \u00fcbersch\u00fcssiges Queksilberchlorid enthielt,' wurde Schwefelwasserstoff eingeleitet, der viel Quecksilbersulfid abschied. Es wurde nun einige Tage stehen gelassen , dann abfiltrirt und das Filtrat vom Schwefelwasserstoff befreit. Diese L\u00f6sung gab nun bei erneutem Zusatz von Quecksilberchlorid keinen Niederschlag mehr, sie gab auch mit Kupfersulfat keine violette F\u00e4rbung.\nEs ist somit erwiesen, dass in den Aetherauszug der Tyrosinlau^e Brenztraubens\u00e4ure nicht \u00fcbergeht; dass Brenztraubens\u00e4ure sich also nicht als prim\u00e4res Spaltungsproduct bei","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nder Zerlegung der Hornsubstanz mit S\u00e4uren bildet. Damil M aber auch d.e M\u00f6glichkeit ausgeschlossen, die von mir aus d\u00e9! 1 yrosinlauge gewonnene Thiomilchs\u00e4ure als Artefact anzusehen\nDie Pr\u00fcfung, ob das aus Hornsubstanz gewonnene Pr\u00e4\u2019\nX\u2122\u201c\u201c\u201d ^\tf*. m m,\n\u00bburd.Din \u201d\u201dh \u2122tand*\"e \u201c\u201cW btrejlirta- Thiomilclu\u00e4,,,. \u00aburde m Sodalosung aufgel\u00f6st. Da die L\u00f6sung nicht klar zu erhalten war, wurde durch Thierkohle filtrirt, und es gelangte eine nur procentige L\u00f6sung des Natriumsalzes der benzylirten Thiomilchs\u00e4ure zur Untersuchung. Diese L\u00f6sung zeigte keine Dichung. Da eine sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung zur Anwendung kam und die Thiomilchs\u00e4ure vielleicht nur ein geringes speci-fisches Drehungsverm\u00f6gen besitzt, ist der negative Ausfall der Untersuchung nicht absolut einwandsfrei.\ni","page":582}],"identifier":"lit17050","issued":"1895","language":"de","pages":"564-582","startpages":"564","title":"Ueber die Bindung des Schwefels im Eiweiss","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:56:13.997576+00:00"}