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{"created":"2022-01-31T16:32:51.966781+00:00","id":"lit17063","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lieblein, Victor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 21: 97-108","fulltext":[{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"I\nUeber die Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harns.\nlvino E r w i tl c i* u n jr.\nVi in\nI>r. Victor Lieblein.\n'\"'m\t...........\u00bb\t*\u2022\u00bb\u2022***\u00ab r\u201eivwtlil ,rw)\n(D\u00ab.p Red\u00fcctiou zn^ango\u00ab a,n 22, .Imij'-iKHS.).\n(,\u201e,.,Jlnn20;,Bando llioscl\u2018 Zeitscl\u00bb:ift s. 455 ff. machen <Iie tfeilen Dr roiind unit T\u00f6pfer Ausstellungen an einigen\n-neinerA.iandlung \u00fcber die Bestimmung der Acidit\u00e4t \"des\n' ,'n''lall,,no\" A'^abe\u00ab. Diese Eimv\u00e4nde will ich in. Interesse der Suche jm Folgenden berichtigen,\n1. Wenn man eine L\u00f6sung von einfaclisaurem Nalrium-\nl.eSPplt .a'\t\u2018 mil Cl'l0rba,'>'un, ausl\u00e4ll\u2018- so wird nicht\nalle Phosphorsaure niedergeschlagen. Diese Erfahrung ist\niurchaus nicht neu, man weiss schon seit langer Zeit dass\nes aus diesem Grunde nicht m\u00f6glich ist, die Phosphors\u00e4ure des\n\u2022mlachsanren Phosphats durch F\u00e4llen mit Barytsais quantitativ\n\u2022 bestimmen. Die in L\u00f6sung bleibende Phpsphors\u00e4ure l\u00e4sst\nMth leicht mit molybd\u00e4nsaurem Ammon nachweisen. Freund')\n>elbst l,at sich von der Richtigkeit der Sache dadurch \u00fcber-\nf, <laf 'er Fl\u00fcssigkeit mittelst Uransalz Phosphors\u00e4ure noch nachweisbar und bestimmbar ist.\n11 r,1\u201cu,\"1l war anfa\u00bbgs der Meinung, es sei einfachsaures\n\u00eehlTmi! D? T \u25a0'\"I Lf\u2019\u00e4Un-g 8\u201chli,'l,en:\nDi. I opfer, sein einfachsaures Natiiumphosphal\n? \u00a3rcUnd1\u2019 Oent.aIt.lnlt f. ,1. \u201e,ed. Wiss,.\u201eschalle,., 1892 S I\u00bb,\n) Fieund und T\u00f6pfer, .liest* Zeitsclnv, Hd. 19. S. Kjo.\nZeitschrift f\u00fcr physiologuehc Chemie. XXI\t-\ni","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"hah\u00ab* zweifachs\u00e4ures Phosphat enthalten. Was sie zu dieser Angabe bewogen li\u00e2t, ist nicht ersichtlich, aber aus ihr gebt doch hervor, dass die beiden Autoren glauben, die in L\u00f6sung gebliebem* Phosphors\u00fcure sei als zw ei fach saures Phosphat vorhanden. Auch ich1) bin der Ansicht , dass der nicht gelallte Rest Phosphors\u00e4ure als zweifachsaures Salz in L\u00f6sung sei, erkl\u00e4re mir aber diesen Umstand durch die Annahme, dass sich bei der F\u00e4llung nicht blos einfachsaures Baryum-phosphat Ball POt bilde, sondern dass sich ein Tlieil des Natriumphosphates mit dem Chl\u00f6rbaryum umsetze nach \u2022t* NafJIP04 * 1 BaOl\u00e4 = Ba*(P04>, + Ba(HtPOj8 d S NaOI.\nDemnach entst\u00e4nde aus einem Tlieil des Xatriumphos-pliats also normales Baryumpliosphat, welches sich dem-Niederschlag beimengt und zweifachsaures, welches in L\u00f6sung bleibt. Der 0rund t\u00fcr diese Annahme liegt in \u00abh*r Thatsache, dass nach dem Ausf\u00e4llen der (gegen Lackmus) alkalisch reagirenden L\u00f6sung von einfachsaurem Phosphat mit Ohlor-baryum die Fl\u00fcssigkeit eine ausgesprochen saure Reaction aufweist.\nFreund und T\u00f6pfer stimmen also mit mir darin \u00fcberein, dass die Phosphors\u00e4ure als zweifachsaures Phosphat in L\u00f6sung bleibt. Nur in der Erkl\u00e4rung der Erscheinung weichen wir von einander ab. W\u00e4hrend die beiden Autoren eine Verunreinigung des von ihnen verwendeten Natriumphosphates mit zweifachsaurem Phosphat als die Ursache betrachten, nehme ich die Bildung des zweil\u00e4chsauren Phosphates w\u00e4hrend der Reaction an. Es fragt sich zun\u00e4ehst, welche von den beiden Meinungen die richtige ist.\nMir hat zu meinen Versuchen Xalriuniphosphat gedient, das ich so oft umkrystallisirl habe, bis es chlorfrei war; dieses lieferte dann beim Bl\u00fchen genau die berechnete Menge Pyro-phosphat. Wegen dieses Ergebnisses, und weil das leicht l\u00f6sliche zweifachsaure Natriumphosphat beim UmkrystaHisireii doch zugleich mit dem Uhlornatrium des k\u00e4uflichen Salzes hat entfernt werden m\u00fcssen, ist ein Behalt meines Pr\u00e4parate-'\n\u25a0*V,\n\u00dc Li el> l\u00e9in, diese Zeit sehr., IM. ^0. S. Ij.j.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"09\nan zweifachsaurem Phosphat ausgoschlossf n und da.\u00ab Auftreten der sauren Reaction am Ende der F\u00fcllung kann nicht in der Gegenwart von pr\u00fclbnnirteni zweifaelisauren Phosphat seinen Grund gehabt haben.\nF r e u n \u2022 I und T \u00f6 p IV r dagegen geben mit aller Best iiunit-heit an, ihr oinl\u00e4ehsauros Nalriumphosphal habe auf 8b Ge-wichtslheile PliosphorsUire ;> Gewichtstheiie Phosphors\u00e4ure als zweifachsaures Phosphat ent halten, ohne 'diese Behaupt ung weiter zu begr\u00fcnden, Die Frage, wie Freund und T\u00f6pfer zu dieser Ansicht gelangt sind, soll vorl\u00e4ufig noch offen bleiben. Aber wenn die beiden Herren sich bei ihren Versuchen ebenfalls eines wiederholt umkryslallisirten 1 \u2019hosphats bedient haben, so ist, wie bei meinem Pr\u00e4parate, die Gegenwart von zwei-lachsaurem Phosphat sicher gleichfalls ausgeschlossen; h\u00e4tten sie jedoch zu ihren Versuchen k\u00e4ufliches Salz verwendet, so h\u00e4tte die Gegenwart von zweifachsaurem Phosphat in demselben besonders bewiesen werden m\u00fcssen: Es l\u00e4sst sich wohl annehmen, dass Freund und T\u00f6pfer diesen Beweis, schon wegen der Schwierigkeit der analytischen Aufgabe, anzuf\u00fchren nicht unterlassen haben w\u00fcrden.\nBei dem Mangel aller Belege \u00fcber diesen Punkt l\u00e4sst sich nur vermutheii, was Freund und T\u00f6pfer auf den Gedanken gebracht hat, ihr Phosphat sei in der angegebenen Weise verunreinigt gewesen. Einen Anhalt dazu liefert die Angabe \u00fcber den Grad der Verunreinigung, er betr\u00e4gt 3,5\u00b0/0 der gesummten Phosphors\u00e4ure, lias ist nun beinahe genau so viel, als ich nach dem Ausf\u00e4llen des Phosphates mit Barytsalz nach -dem Vorg\u00e4nge von Freund in der, L\u00f6sung durch Titriren ' mit Fransalz auch gefunden habe, n\u00e4mlich 3\u00b0/#. Da wir beide so gut wie identische Werthe erhalten haben, muss man an-nelimen, dass das von Freund und T\u00f6pfer verwendete einfachsaure Phosphat ebensowenig zweifaclisaures enthalten habe, wie mein Pr\u00e4parat. Die Behauptung Freund und T\u00f6pfer\u2019s von der Unreinheit ihres Salzes wird.sich also in der Weise erkl\u00e4ren: Freund und T\u00f6pfer haben in der Fl\u00fcssigkeit nach der Bildung des Niederschlags noch 3,5 #/0 der gesammten Phosphors\u00e4ure bestimmt, auch nach ihrer","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nMeinung ist diese als zweifachem res Phosphat in L\u00f6sung. Zur Lrkl\u00e4riing dieser Erscheinung nehmen sie an, das zweifachsaure Phosphat sei schon urspr\u00fcnglich in ihrem Pr\u00e4parate enthalten gewesen; und da sie nun glauben, auf diese Weise den Gehalt ihres einfachsauren Phosphates an zweifachsaurem bewiesen zu haben, scldiessen sie \u2014 im Kreise ______\nvon dieser Verunreinigung komme das zweifachsaure Pho>-phal, welches nach der F\u00e4llung in der L\u00f6sung nachweisbar ist.\nOie von Freund und T\u00f6pfer gemachte Annahme, dass das zuletzt in der L\u00f6sung vorhandene zweil\u00e4chsaure Phosphat bereits von vornherein in ihrem Pr\u00e4parate enthalten gewesen sei, ist durch Nichts erwiesen, der Schluss, der \u00abpe zu der Annahme gef\u00fchrt hat, ein Trugschluss. Dagegen ergibt sich aus meinen Versuchen, dass das sauer reagirende Phosphat erst durch die Reaction entsteht.\nAuf die Gegenwart von zweifachsaurem Phosphat in der nach der F\u00e4llung vorhandenen Fl\u00fcssigkeit ist zu schlicssen aus der sauren Reaction ; denn die Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt Phosphors\u00e4ure und Rasen und von den Phosphaten reagiren nur die zweifachsauren (gegen Lackmus) sauer. Die Wahrnehmung, dass die Fl\u00fcssigkeit nach Vollendung der F\u00e4llung sauer reagirt, d\u00fcrfte Freund wohl selbst gemacht haben, und dann wird\u2019 sie wohl auch f\u00fcr ihn die Veranlassung gewesen sein, die Meinung aufzugeben, der Rest Phosphors\u00e4ure sei als einfachsaures Salz in L\u00f6sung und statt dessen die Gegenwart von zwcilachsaurem Phosphat in der Fl\u00fcssigkeit anzunehmen, freund und T\u00f6pfer selbst suchen diesen, auch von ihnen verwert!leien Grund in ihrer Entgegnung abzuschw\u00e4chen durch die Angabe, die saure Reaction sei verschwunden, wenn mau wartet, bis der Niederschlag sich abgesetzt hat. Das ist jedoch \u00abin Irrthum. Auch wenn man den Niederschlag mit der 1*l\u00fcsuigkeit einen lag lang und noch l\u00e4nger in Ber\u00fchrung l\u00e4sst, bleibt die saure Reaction bestehen. Die Thatsache, dass bei der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Umsetzung der beiden Salze eine wenigstens l\u00e4ngere Zeit bestehende saure Reaction eintritt, ist l\u00e4ngst bekannt, wenn es auch schwer fallen d\u00fcrfte, den literarischen Nachweis hierf\u00fcr zu erbringen; es ist nicht immer\n","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"101\n,Allr\twas bekannt ist: ich ,w,l, \u00fcbrigens sogleich\nGelegenheit haben, einen Gew\u00e4hrsmann tuc dir Dichtigkeit der *Sacli(\u2018 uuzuf\u00fchren.\th\nDie von mir gemachten Beobacht!,i,ge,i lassen sich ahn m leheremstimmung mit denen von Freund und T\u00f6pfer dalnn auslegen, dass beim F\u00e4llen von einfaehsaurem Nalrium-I'hosphat .neben einfachsaurem phosplmrsauren ffaryt eine \u25a0 eine ungef\u00e4hr 3\u00b0/\u00bb betragende Menge von normalem liarvum-phosphat entsteht. Dies w\u00e4re nicht annehmbar, wenn\u2019 wie n u,,d mul T\u00f6pfer behaupten, die Fl\u00fcssigkeit nach der Jal ung keine saure lieaction hes\u00e4sse. Diesen tiegenbeweis suchen nun t reund und T\u00f6pfer dadurch zu erg\u00e4ben, dass sie unter Berufung auf die Handb\u00fccher von (inielin und Da ni mer behaupten, bei der F\u00e4llung von einlaehpliosphor-samei\" .Natrium mit C.hlorbarynm entstehe lediglich einfach-Pbosphorsaurcr Baryt. Meine Behauptung stehe. daher mit den Angaben von Berzelius, H. Ludwig und July i\u201e\nDas sieht nach sehr viel aus, aber mit so allgemein ge-;a onen Citaten ist im Grunde recht wenig gesagt. Werth Ulen die Citate nur dann, wenn sie. einen ziflerm\u00e4ssigen\n; ad,\"ns.\".bcr dk! Zusammensetzung des Niederschlages lieter-b \". Dabei ist aber noch zu \u00fcberlegen, was man \u00fcberhaupt\n7\" 77 An7\u2019s0 erwarten kann. Das einfachsaure Baryum-1 .osphat enth\u00e4lt 58,82 % Ba und W,75% PO, ; eine Mischung\n\"Ir 'n uvn Wl* d7 in 1!e<1\" 8teh\u00ab\u00abte Niederschlag, aus . 7 Ballt 0. und :i /, Ba^PO,), best\u00e4nde, enth\u00e4lt \u00d4\u00bb,IO\u00bb/\nl a und t-O.Js /, p0(. Die beiden Pr\u00e4parate unterscheiden i m der Zusammensetzung nur um ungef\u00e4hr 0,:!\u00b0/. \\u\u201e\nF,TlkC -\u2019i\u00b0b 'r <IC1 Scll'vic,'igkci<- 'voldlP die Analyse eines hrdalkaliphosphales darbietet, ein Chemiker, der-von der\nschwebenden Frage keine Kenntniss hat, etwas An.leres aus\n'\u2022men, solchen Analysenergebnisse schlicssc, w\u00fcrde, als dass\nPho-VV 77 \u00d6al/' d'\u00b0 Zusammensetzung des eiuiuchsaurcn I osphates bes\u00e4sse? Das Analyseneigebniss w\u00e4re ein ganz befriedigendes gewesen. Fnd w\u00fcrde ein Chemiker wagen durlen, nach einem solchen Befund mit Bestimmtheit den","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nSellhiS' /.ii ziehen. d**m oinfachsauren Baryumpho-phat soion :F70 normales Baryumphosphat beigemengt gewesen V Kin\u00ab* solche Behauptung w\u00fcrde bei jedem Sachverst\u00e4ndigen gewi>s gerechten Zweitel und Verwunderung erwecken.\nAus der summarischen Angabe der Handb\u00fccher, dass daheim K\u00e4lleii von Dinatriumphosphat mitChl\u00f6rbaryum entstehende Sal/ einlaehsaures Baryumphosphat sei. ist also f\u00fcr die Frage Nichts abzuleiten, aus den vorliegenden Zahlen aber auch Nichts. Das sonst so vollst\u00e4ndige Handbuch von (\u00ee mol in f\u00fchrt von Berzelius keine Analyse solcher Niederschl\u00e4ge an, sondern nur zwei von II. Lud wig aus dem Jahre 1848, welche 5K,\u00fc\u2018) und 58.1 d\u00b0/0 Ba ergaben. Die Frage, ob in dem Niederschlag neben einfachsaurem Baryumphosphat gegen e\u00b0/n normales enthalten sei, ist also durch diese Analysen nicht entschieden, und kann durch die Analyse \u00fcberhaupt nicht entschieden werden.\nEs bleibt also nach Freund und T\u00f6pfer nur noch J o I y \u00fcbrig, als Zeuge daf\u00fcr, dass der Niederschlag wirklich nur einlaehsaures Baryumphosphat sei. Sie citiren in dieser Hinsicht nach Da nun er, es entstehe zun\u00e4chst ein gallertiger Niederschlag. An einer anderen Stelle empfehlen mir Freund und Toepfer, die (1 ay-Lussac\u2019sehe Methode in ihrem Original kennen zu lernen. H\u00e4tten die beiden Herren diesen Hath f\u00fcr sich auch auf die Abhandlung von Jo ly an ge wendet, so w\u00fcrden sie es wohl unterlassen haben, diesen Autor zu Dunsten ihrer Ansicht anzuf\u00fchren; aus der .Mittheilung von Jo ly folgt etwas ganz Anderes.\nDie Angaben von Joly\u2019j, welche Bezug auf die vorliegende Frage haben, sind folgende: Vermischt man die L\u00f6sung eines Krdalkalisalzes \u2014 und es ist ausdr\u00fccklich auch das Baryum erw\u00e4hnt \u2014 mit einfachsaurem Natriumphosphat , so entstellt zun\u00e4chst ein gallertiger Niederschlag, dessen Zusammensetzung, wenn die L\u00f6sungen verd\u00fcnnt genug waren, sich nur wenig von dem eines normalen Salzes unterscheidet. Der Niederschlag hat also nahezu die Zusammensetzung Ba,(POjf, w\u00e4hrend das Cit\u00e2t von Freund und\np A. July, Complrs rendus t. 1\u00d6.\u20185, |\u00bb. 1120, 1.SN0.\n/","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"T\u00f6pfer die Vorstellung zu erwecken geeignet ist, der Nieder-. >ehlag >\u00bb i einfachsauies Phosphat, was eben mit dem Hinweis auf .loiy zu beweisen beabsichtigt wird.\nNach der Bildung des Niederschlages, \u00e4ussert sich J o ly weiler, reagirt dann die Fl\u00fcssigkeit gegen Lackmus sauer, gegen Methylorange neutral, enth\u00e4lt also zweitachsaiires Phos^ pli\u00e2t. Dieser Zustand ist kein dauernder, es folgt eine Pieaclion zwischen dem Niederschlag und dem in L\u00f6sung befindlichen zweitachsauren Phosphat, welche zur Bildung von krystallini-schem einfachsauren Phosphatf\u00fchrt. Nach .loiy ist n\u00e4mlich das in L\u00f6sung befindliche zwei jachsaure Phosphat in Ber\u00fchrung mit Wasser nicht best\u00e4ndig, es zerf\u00e4llt in eiulach^anres Phosphat. das sich kristallinisch absetzt, und in Phosphors\u00e4ure, welche in L\u00f6sung bleibt. Diese Phosphors\u00e4ure f\u00fchrt das normale Salz allm\u00e4lig in das einfachsaure \u00fcber: aber die Pieaclion ist nur in saurer Fl\u00fcssigkeit vollst\u00e4ndig. Was unter \u00absaurer Fl\u00fcssigkeit\u00bb zu verstehen ist, ergibt siclr aus dem vor hergeschilderten Verhalten dos Manganphbsphahs, wn es heisst, \u00abdie Umwandlung ist bei gew\u00f6hnlicher* Temperatur nur dann vollst\u00e4ndig, wenn man die Fl\u00fcssigkeit durch\nZusatz einiger Tropfen eoncentrirler Phosphors\u00e4urel\u00f6sung sauer macht\u00bb.\nWeitei hin wiederholt Joly ausdr\u00fccklich, dass ein iior-nndes Erdalkaliphosphat in Ber\u00fchrung mit der \u00e4quivalenten Menge zweifachsauren Phosphates t hei I w eise iii oiiifaeli-<aures Phosphat \u00fcbergef\u00fchrt wird, und dass sich diese Reaction langsam vollzieht.\n\u00bb\nLs lie\u00dfen also alle Ihatsachen darin \u00fcberein und es wird ihnen durch Nichts widersprochen, dass heim F\u00e4llen von einfachsaurem Natriumphosphat mit Ohlorbaryum zun\u00e4chst \u00abin Niederschlag entstein, der reicher an Baryum ist als das \u00ab inlachsaure Phosphat, und zweifachsaures .Phosphat, welches in Losung bleibt. Um diesen Punkt bewegt zieh aber unsere ~anz( Li\u00f6iteiung. Dass sich nach .loiy die Zusammenselzung \u00ables Niederschlages allm\u00e4lig der des einfachsauren Salzes n\u00e4hert, kommt hier nicht in Betracht, da die Fl\u00fcssigkeit in Freund und 1 opfer\u2019s sowie in meinem Versuchen alsbald nach der Bildung","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\ndes Niederschlags weiter verarbeitet und das Ende dieser Umsetzung nicht abgewartet wurde. Die Reaction zwischen Niederschlag und L\u00f6sung vollzieht sich \u00fcberdies sehr langsam und geht, wie bei anderen dergleichen Massenreactionen, dann erst eigentlich ganz zu Ende, wenn das saure Salz in der L\u00f6sung durch Zusatz von S\u00e4uredas Uebergewicht bekommt. Auch die Audlucht, welche sich Freund und T\u00f6pfer zuletzt noch offen lassen, n\u00e4mlich, dass es sich nur um geringe Betr\u00e4ge handle, ist f\u00fcr die Frage, ob die Reaction in dem von mir angegebenen Sinne verl\u00e4uft oder nicht, vollst\u00e4ndig gleichgiltig.\nFreund und T\u00f6pfer halten sich dar\u00fcber auf, dass ich diese Thatsache als allgemein bekannt und unbestritten bezeichnet habe. Die ausschlaggebenden Beobachtungen von Joly sind 1880 ver\u00f6ffentlicht worden, und ich war daher wohl zu dem von mir gemachten Ausspruche berechtigt. Sie waren auch schon damals Denen nicht v\u00f6llig neu, welche sich um diese Dinge gek\u00fcmmert haben.\n1 \u2014. In meiner Abhandlung habe ich die Ansicht aus-, gesprochen, dass es \u00fcberhaupt unm\u00f6glich sei, die Acidit\u00e4t des Harnes durch Titriren mit Lauge genau zu bestimmen. Als Beweis hierf\u00fcr habe ich angef\u00fchrt, der Harn enthalte Erdalkalien, welche bewirken, dass bei Zusatz vpn Lauge ein nicht n\u00e4her bestimmbarer, in jedem einzelnen Falle anderer Antheil der Phosphors\u00e4ure als einfachsaures Phosphat der L\u00f6sung entzogen wird. Der Sinn dieser Auseinandersetzung ist kein anderer als der: Wenn alles Phosphat in L\u00f6sung bliebe, w\u00fcrde man bei der Acidit\u00e4tsbestimmung Lauge bis zur amphoteren Reaction zusetzen; es w\u00e4re dann 0,3\u20140,0 der genannten Phosphors\u00e4ure als zweifachsaures, 0,7\u2014 0,5 derselben als einfachsaures Phosphat in L\u00f6sung. Bei Uegen-wail von Erdalkalien in der L\u00f6sung wird aber der Verbrauch an Lauge ein anderer, weil dann auf Zusatz von Lauge ein Theil der Phosphors\u00e4ure als einfachsaures Phosphat ausfallt, dessen Menge von der Menge des vorhandenen Erdalkalis abh\u00e4ngt. Die im Niederschlage enthaltene Phosphors\u00e4ure wird also ganz zur Bildung von einfachsaurem Phosphat verbraucht und nicht, wie bei Herstellung der amphoteren","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"105\nReaction, bloss zu 0,5\u20140,7. Den Beweis f\u00fcr diese Thaisache habe ich auf Seile 60 meiner Abhandlung erbracht, w\u00f6 ich zeige, dass aus einer solchen L\u00f6sung selbst bei einem massigen\nLieberschuss von Lauge ein minder basisches Phosphat als normales ausf\u00e4llt.\nGegen- meine Angaben machen Freund und T\u00f6pfer wieder, aber ganz \u00fcberfl\u00fcssiger Weise, die gleichlautenden Aussagen der Handb\u00fccher von Gmelin und von D\u00e4mmer geltend. Dort ist gesagt, was allbekannt ist. und was man nicht erst in einem Handbuch nachzuschlagen braucht, dass normales Alkaliphosphat mit Chlorcalcium einen Niederschlag von normalem Calciumphosphat gibt. Das sind aber ganz andere Bedingungen, als in meinen Versuchen. Dort wird fertiges normales Alkaliphosphat mit Chlorcalcium versetzt und somit Gelegenheit gegeben, da<?s sich alles Phosphat als normales Phosphat mit dem Calciumsalz, soweit dieses leicht, umsetzen kann. In meinen Versuchen dagegen wird den Mischungen von einfach- und zweifachsaurem Erdalkaliphosphat die Lauge in massigem Ueberschusse hinzugef\u00fcgt. Es wird so die l\u00f6sende Wirkung des zweifachsauren Erdalkaliphosphates auf das einfachsaure ausser Spiel gesetzt und dess-halb f\u00e4llt pr\u00e4formirtes einfachsaures Phosphat aus und von\ndem zweifacheren \u00c7rdalk'aliphosphat so viel'als normales\nSalz, als sich mit d^m Alkali bilden kann und soweit das Erdalkalisalz zur Bildung von Phosphat gen\u00fcgt. Da hier aber das Alkalihydrat in massigem Ueberschuss zugegen ist, kommt es auch zur Bildung von normalem Phosphat. Bei der Ti-, tnrung, wo der Alkalizusatz allm\u00fclig geschieht, sind die Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Abscheidung des einfachsauren Phosphates noch g\u00fcnstigere, insofern, als das zweifachsaure Phosphat allm\u00fclig in einfachsaures \u00fcbergef\u00fchrt wird, also alles pr\u00fc-formirte als solches und von dem zweifachsauren der AntheH zur Ausscheidung gelangt, der von den noch vorhandenen Erdalkalien in Anspruch genommen wird. In L\u00f6sung bleibt nur diejenige Menge Phosphors\u00e4ure, f\u00fcr welche die Erdalkalien nicht ausreichen, und nur diese kann bis zur amphoteren Pieaction titrirt werden.\nZeitH'.hrift f\u00fcr pbyuiologiHche Cbemif*. XXI.\tfe .","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"IOC\nFreund und T\u00f6pfer sind aber der Meinung, dass bei Zusatz von Alkalihydrat zu einer L\u00f6sung, die Chlorcalcium und Phosphors\u00e4ure enth\u00e4lt, unter allen Umst\u00e4nden, auch bei allm\u00fcligem Zusatz der Lauge, wie er bei der Titration stattfindet, normales Calciumphosphat entstehen m\u00fcsse. Von mir sagen sie dagegen, ich behaupte, \u00abdass bei Zusatz voi) Lauge in L\u00f6sungen von Kalksalzen nur secund\u00e4res Phosphat ausfalle\u00bb und f\u00fcgen hinzu, \u00abman traut seinen Augen nicht, wenn man das liest \u00bb. Es kommt eben ganz darauf an, wie man liest.\n3.\tFreund und T\u00f6pfer brauchen bei ihrer Titrirung u. A. auch a 1 i z a r i n s u 1 p h o n s a u r e s X a t r i u m und nennen es fort w\u00e4hrend AI i z a r i n. Dass man ein a 1 i z a r i n s u 1 p h o n -saures Salz nicht einfach Alizarin benennen darf, dar\u00fcber kann kein Streit sein. Ich selbst habe mich bei den entsprechenden Versuchen desselben Farbstoffes bedient und wie Freund und T\u00f6pfer den schleppenden Namen alizarin-sulphon saures Natron vermeiden wollen, begreiflicherweise aber nicht den unrichtigen Ausdruck Alizarin w\u00e4hlen m\u00f6gen, sondern den Farbstoff mit seiner Handelsmarke Al i za rinrot h angef\u00fchrt. Etwas fl\u00fcchtige Leser h\u00e4tten daher auf den Gedanken kommen k\u00f6nnen, dass Freund und T\u00f6pfer mit Alizarin, ich aber mit Alizarinroth gearbeitet habe, somit unsere Versuche nicht vergleichbar seien. Um diesem Missverst\u00e4ndnisse vorzubeugen und zugleich eine falsche Bezeichnungsweise zu beseitigen, habe ich mich in einer Anmerkung zu erkl\u00e4ren veranlasst gesehen: \u00abFreund und T\u00f6pfer bezeichnen diesen Farbstoff f\u00e4lschlich aber consequent als Alizarin*. Sie glauben sich durch diese Bemerkung be-nachiheiligt; man wird sich aber leicht ein Uriheil dar\u00fcber\nbilden k\u00f6nnen, ob ihnen damit ein Unrecht geschehen ist.\n4.\tFreund und T\u00f6pfer empfehlen, die Acidit\u00e4t des Harnes unter Verwendung von Phenolphtalein als Indicator in der Weise zu bestimmen, dass man so lange Lauge hinzuf\u00fcgt, bis der einfallende Tropfen an dieser Stelle keine st\u00e4rkere Rothfarbung hervorrutt. Ich habe diese Art der Bestimmung der Endreaction damit verglichen, als wenn Jemand bei der Titrirung von Chlor die Vollendung der F\u00e4llung daran er-\n","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\nkennen wollte, dass ein Tropfen Silberl\u00f6sung in der tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit keinen weiteren Niederschlag hervorbringe Dagegen f\u00fchren Freund und T\u00f6pfer wieder einen Namen ins Feld, aber diesmal nicht Ginelin und D\u00e4mmer, sondern keinen geringeren als den Gay-Lussac s. \u00abWenn Lieb lein sich die M\u00fche nehmen wird \u2014 sagen sie \u2014, die Gay^Lussac-sche Methode in ihrem Original kennen zu lernen, so wird er daraus lernen k\u00f6nnen, dass die Endreaction dieser Methode, die - wohlgemerkt! \u2014 bekanntlich zu den feinsten Bestimmungen geh\u00f6rt, sich auf das Eintreten des letzten Niederschlages in der nicht filtrirten Fl\u00fcssigkeit gr\u00fcndet\u00bb'.\nDas nimmt sieh wieder sehr wichtig aus. Ich weiss nicht, ob Freund und T\u00f6pfer \u00abdie Gay-Lu\u00e8sac\u2019sche Methode ip ihrem Original\u00bb selbst gelesen haben, aber \u00fcber die Frage wird man sich auch klar ohne solche gelehrte Vorstudien. Nach dem Gay-Lussac\u2019sehen Verfahren wird der sfilbergehalt einer L\u00f6sung so titrirt, dass man sie. nach dem Zu?atze der Kochsalzl\u00f6sung sch\u00fcttelt (ein bis zwei Minuten), bis sie v\u00f6llig klar geworden ist; tr\u00fcbt sie sich auf abeimaligen Kochsalzzusatz wieder, so kl\u00e4rt man sie abermals durch anhaltendes Sch\u00fctteln und f\u00e4hrt. so fort, bis Ghlor-natrium keine Tr\u00fcbung mehr hervorruft. Die \u00abGay-Lussac* sehe Methode in ihrem Original\u00bb sagt ausdr\u00fccklich, wie das selbstverst\u00e4ndlich ist, dass die Fl\u00fcssigkeit vollkommen klar sein m\u00fcsse und empfiehlt wiederholt auch die Filtration zur endlichen Kl\u00e4rung.\nBei dem Verfahren von Gay-Lus.sic handelt es sich also darum, zu erfahren, oh eine klare silberhallige L\u00f6sung auf Zusalz von Kochsalz golr\u00fcbt wird, w\u00e4hrend ich hei meinem Vergleich der Acidil\u00e4tsbestimmung von Freund und.T\u00f6pfer mit der Titrirung des Chlors durch Silberl\u00f6sung ausdr\u00fccklich eine von Chlorsilbcr tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit vorausgesetzt habe, Dass da ein Unterschied bestellt, ist doch wohl ersichtlich.\nEndlich f\u00fchren Freund und T\u00f6pfer als Beweis f\u00fcr die Verl\u00e4sslichkeit ihres Verfahrens zur Acidit\u00e4tshestimmung des Harnes mit Phenolphtalein noch an, es sei von Anderen aucli brauchbar gefunden worden. Ich g\u00f6nne ihnen diesen","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nErfolg, kann-aber trotzdem nur bei der Ansicht beharren, dass nach meinen Erfahrungen die Bestimmung eine sehr unsichere und willk\u00fcrliche ist.\nIn dem ganzen von Freund und T\u00f6pfer hervorgerufenen Streit bringen meine Gegner nichts Thats\u00e4chliches, sondern nur Scheingr\u00fcnde zur Unterst\u00fctzung ihrer Ansichten bei ; ihr ganzes Bestreben scheint dahin gerichtet zu sein, den Lesern ihre Meinung aufz\u00fcdisputiren. Nachdem ich nun meinen Theil zur Kl\u00e4rung der Streitfragen beigetragen habe, wird man es mir wohl nicht verdenken, wenn ich wenig Lust ver-sp\u00fcre, mich auf weitere solche Er\u00f6rterungen einzulassen. Ich betrachte daher die Polemik meinerseits als geschlossen.\nBerichtigung.\nVon\nE. Schulze und 8. Frankfurt.\nDor Redaction zugegaugeii am 10. Juli 1895.)\nIn unserer Abhandlung \u00abUeber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen u. s. w.\u00bb1) ist in der Anmerkung auf S. 517 gesagt worden, dass in unseren Versuchen ausser aus Rohrzucker auch noch aus drei anderen Kohlenhydraten durch Invertin Glucose gebildet wurde. Diese Versuche, in denen ein aus getrockneter Presshefe dargestelltes Invertinpr\u00e4parat zur Verwendung kam, wurden ausgef\u00fchrt, ehe die interessanten Mittheilungen E. Fischer\u2019s*) \u00fcber die Enzyme der Hefearten Vorlagen. Im Hinblick auf diese Mittheilungen muss es als m\u00f6glich bezeichnet werden, dass unser Invertinpr\u00e4parat noch andere Enzyme einschloss und es kann daher nicht mehr als zweifellos gelten,- dass die von uns beobachtete Glucosebildung in allen F\u00e4llen auf die Wirkung des Invertins zur\u00fcckzuf\u00fchren war. Wir bitten daher, statt \u00abmit Invertin\u00bb in jener Anmerkung \u00abmit einem aus Presshefe dargestellten Enzympr\u00e4parat \u00bb lesen zu wollen.\nM Diese Zeitschrift. Bei. 20, S. 511.\n?! Berichte der D. Chem. Gesellschaft, Bd, 27, S. 3479 und Bd. 28, S. 984 und 1429.","page":108}],"identifier":"lit17063","issued":"1895-96","language":"de","pages":"97-108","startpages":"97","title":"Ueber die Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harns. Eine Erwiderung","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:51.966787+00:00"}