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{"created":"2022-01-31T13:03:18.660425+00:00","id":"lit17066","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ruppel, W. G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 21: 122-133","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Vernix caseosa.\nVon\nDr. W. G. B\u00fcppel,\nAssistent am physiologischen Institut.\n(Auh dom physiologiflchen Institut zu Marburg).\n(L>or Redaction zugegangen am 29. Juni 1895.)\n\u2022\ti. '\nUnsere Kenntnisse von der chemischen Zusammensetzung der Vernix caseosa waren noch vor kurzer Zeit sehr mangelhafte. Von den \u00e4lteren Untersuchungen dieses salbenartigen Secrets, welches sich auf der Haut des F\u00f6tus im Uterus an-sariimelt, sind haupts\u00e4chlich die Arbeiten Buck\u2019s1) und (\u2019. G. Lehmann\u2019s* *) zu erw\u00e4hnen.\nBuck fand bei seiner Analyse der Vernix caseosa:\nFett (durch Aether extrahirt) 10,15\u201414,80\u20149,31 \u00b0f0,\nEpithel .\t.\t.\t.\t. ...\t. .\t. .\t.\t5,4 \u00bb\nWasser .\t.\t.\t.\t. . . .\t. .\t. .\t. 84,15 \u00bb\nAsche ...........................0,02\u20140,3 \u00bb\nLehmann dagegen erhielt 47,5\u00b0/0 Aetherextract und trennte dieses durch Verseifung in Fette und Lipo\u00efde (un-verseifbare Substanz). Die Fette bestanden nach Lehmann aus Elain und Margarin, w\u00e4hrend die unverseifbare Substanz einen dem Cholesterin \u00e4hnlichen K\u00f6rper enthielt, welcher jedoch nicht zur Kr\u00ffstallisation gebracht werden konnte. Das Alkoholextract betrug 15 \u00b0/0 und bestand lediglich aus Kaliseifen. Ausserdem fand Lehmann 6,6 \u00b0/0 Erdphosphate und 66,98 \u2022/# Wasser.\nl) Buck. De vernice caseosa. Inaug.-Dissert., Halle 1844.\n*) C.. G. Lehmann. Lehrbuch der physiol. Chem. 2, S. 320.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nIm Uebrigen besteht die allgemeine Ansicht, dass die chemische Zusammensetzung der Vernix caseosa, eine v\u00f6llige Analogie mit dem Secrete der Talgdr\u00fcsen, der Hautsalbe oder Sebum cutaneum aufweise. Die meisten Autoren beschr\u00e4nken sich darauf, die Vernix caseosa in einer Linie mit den \u00fcbrigen Hautsecreten anzuf\u00fchren.\nMit der Untersuchung des Talgdr\u00fcsensecretes haben sich auch bereits mehrere Autoren befasst. Sie verwandten, zum Ausgangsmaterial ihrer Untersuchungen meistens den Inhalt von Balggeschw\u00fclsten oder erweiterten Talgdr\u00fcsen, also Secrete, welche unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen zur Anh\u00e4ufung gelangt waren. Aus diesem Grunde ist den Angaben der an dieser Stelle zu erw\u00e4hnenden Autoren keine allzugrosse Bedeutung beizumessen.\nAbgesehen von der Untersuchung des Inhaltes eines Atheroms durch Nees von Esenbeck1), welche bei dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft wohl nur noch historisches Interesse beanspruchen darf, analysirte C. Schmidt tien Inhalt einer Balggeschwulst, welche A. Vogel1) eine, Estenfrau exstirpirt hatte, und gelangte zu folgenden Resultaten:\nWasser.............................31,70%,, .\nPalmitin und Spuren von Cholesterin . .\t4,16 >\nMineralsalze .................... .\t1,18 \u00bb\nLeider betrug das Gesammtgewicht des Untersuchungs-objectes nur 0,3464 gr., wodurch ein genaueres Studium der einzelnen Bestandtheile unm\u00f6glich war.\nGr\u00f6ssere Bedeutung f\u00fcr die Kenntniss der Hautsecrete erlangten die Untersuchungen von thierischem Material.\nHier ist zun\u00e4chst eine Arbeit \u00fcber das Secret der P\u00fcrzel-dr\u00fcse von G\u00e4nsen und Enten zu erw\u00e4hnen, welche DeJonge*) unter Hoppe-Seyler\u2019s Leitung ausf\u00fchrte. Aus dieser Ab-\n*) Nees von Esenbeck. Untersuchung eines Atheroma. Archiv hu- Naturlehre, Bd. 12, S. 460.\nr) A. Vogel. Deutsches Archiv f. klin. Medic.,'Bd.-5, S. 522.\n3) De Jonge. Ueber das Secret der Talgdr\u00fcsen der V\u00f6gel u. s. w. Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 2, S. 156.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nHandlung geht hervor, dass das Secret der glandula uropygii an organischen Substanzen Casein, Albumin, Nuclein, Lecithin und Fette aufweist, w\u00e4hrend die anorganischen aus Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium und Chlor bestehen.\nNoch gr\u00f6sseres Interesse haben die Untersuchungen \u00fcber den Wolischweiss der Schafe, welche zu h\u00f6chst auffallenden und \u00fcberraschenden Ergebnissen f\u00fchrten.\nHartmann1), welcher den Wollschweiss der Schafe zun\u00e4chst analysirte, fand nicht nur, dass dieses Secret, welches sich in grosser Menge in der ungewaschenen Wolle vorfindet, betr\u00e4chtliche Mengen von Cholesterin enth\u00e4lt, sondern wies gleichzeitig auf die bedeutungsvolle Thatsache hin, dass ausser freiem Cholesterin im Wollschweisse gebundenes Cholesterin vorhanden ist. Die Verbindung, in welcher sich das Cholesterin in Wollschweiss befindet, erkannte Hartmann als die Ester, der h\u00f6heren Fetts\u00e4uren resp. der Oels\u00e4ure.\nE. Schulze*) best\u00e4tigte bald darauf den Befund Hart* mann\u2019s und gelangte zugleich zur Entdeckung eines neuen K\u00f6rpers, welcher frei und in Verbindung mit Fett resp. Otl-s\u00e4ure einen wichtigen Bestandteil des Wollschweisses ausmacht. Der neue K\u00f6rper besitzt die Zusammensetzung des Cholesterins, weist jedoch hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften ziemlich betr\u00e4chtliche Unterschiede auf. Schulze nannte die neue Substanz Isocholesterin und fasste ihre Haupteigenschaften folgendermaassen zusammen: \u00abDiemerkw\u00fcrdigste Eigenschaft des Isocholesterins ist, dass dasselbe aus Aether und Aceton in feinen durchsichtigen Nadeln krystallisirt, (welche nach dem Abfliessen und Trocknen eine weisse, lockere, gl\u00e4nzende Masse bilden), aus Alkohol aber in gallertartigen Massen, oder, wenn die L\u00f6sung verd\u00fcnnt ist, in weissen Flocken sich ausscheidet. Eine concentrirtere L\u00f6sung in heissem Alkohol gesteht beim Erkalten zu einer durchscheinenden Gallerte, aus welcher beim Umkehren des Ge-\n>) Hartmann. Feber den Fettsch weiss der Schafwolle. Inaug.-Dissert. G\u00f6ttingen 1868.\n*) E. Schulze. Ueber die Zusammensetzung des Wollfettes. Ber. d. D. ehern. Ges., Bd. 5, S. 10/5.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nfasses keine Fl\u00fcssigkeit ausfliesst. Das Isocholesterin schmilzt bei 137\u2014138*\u00bb.\nDie praktische und wissenschaftliche Bedeutung des \\\\ ollschweisses der Schafe erkannt zu haben, ist haupts\u00e4chlich das Verdienst 0. Liebreich\u2019*'). Das Ergebnis* seiner eingehenden Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand War zun\u00e4chst ein? Best\u00e4tigung der Resultate, zu welchen Hartmann und Schulze gelangt waren. Sodann aber erweiterte\nLiebreich diese Befunde dadurch, dass er die Cholesterinfette, d. h. die \u00e4therartigen Verbindungen des Cholesterins mit den Fetts\u00e4uren auch bei anderen Thiergattungen und zwar in den Federn vieler V\u00f6gel, in den Haaren und \u00ab kera-\ntinosen Substanzen\u00bb vieler S\u00e4ugethiere und in den Schuppen von Fischen nachwies.\nZum Nachweis .der Cholesterinfetts\u00e4ureverbindungen benutzte Liebreich zun\u00e4chst die von Liebermann*) angegebene und von Bur chard t3) modifi\u00e7irte Cholesterin-ivaction. Sowohl eine L\u00f6sung von freiem Cholesterin als auch von Cholesterinfetts\u00e4ureestern in Chloroform wird beim ehandeln mit Acetanhydrid und wenigen Tropfen con\u00e7en-trirter Schwefels\u00e4ure rosaroth, blau und gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Ro-cholesterin verh\u00e4lt sich den genannten Reagentien gegen\u00fcber H'hr \u00e4hnlich. Andererseits besitzen die Cholesterinfetts\u00e4urc-verbindungen ein eigenth\u00fcmliches physikalisches Verhalten, welches sie vor den Glycerinfetten characteristisch auszeichnet R\u00fchrt man n\u00e4mlich Cholesterinfette mit Wasser an, so nehmen sue hiervon eine reichliche Menge auf, ohne sich darin zu losen und bilden dann eine v\u00f6llig homogene, salbenarlige c was schaumige Masse. Das k\u00e4ufliche Lanolin, welches aus\u2019 ( cm Wollschweiss der Schafe gewonnen wird, ist der Haupt-\nL'ebrcich. Ucber Cholesterinfette und das Lanolin. Bei Um Wochenschr. 1885, 47, S. 701. Derselbe. (Jeher das Lanolin und d. Nachweis der Cholesterinfette heim Menschen. Arch. f. Physiol., 1890, S. 30\n! -.Liebermann. \u00fceber das Oxychinolerpen. Ber. d. \u00dceutse \u00ab hem. Ges., Bd. 18, S. 1803.\t\u2022\nln i\\H' Lerchardt. Beitr\u00e4ge zur Kennlniss des Cholesterins. Inami Dissert. Rostock 1889.\t*\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XXI.\tjq","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nsache nach ein derartiges mechanisches Gemenge von Cholesterinfetts\u00e4ureverbindungen und Wasser und bildet ein cha-racteristisches Vergleichsobject bei der Forschung nach analogen Verbindungen.\nEin Pr\u00e4parat k\u00e4uflichen Lanolins, welches ich dem g\u00fctigen Entgegenkommen der Herren Jaff\u00e9 und Darmst\u00e4dter in Berlin verdanke, verlor beim Erhitzen auf dem Wasserbade 22,25 \u00b0/0 seines Gewichtes und bei weiterem Erhitzen im Thermostaten auf 110\u2014115\u00b0 noch 2,5%. F\u00fcr die g\u00fctige Ueberlassung des betreffenden Materials, welches ich \u00fcbrigens noch nach anderer Richtung hin zu untersuchen gedenke, sage ich den genannten Herren an dieser Stelle meinen besten Dank.\nMit H\u00fclfe der erw\u00e4hnten Reactionen wies Liebreich nach, dass auch die Fette der Vernix caseosa wenigstens zum Theil aus Cholesterinestern bestehen. In Chloroform gel\u00f6st, liefern diese Fette beim Behandeln mit Acetanhydrid und Schwefels\u00e4ure die characteristische Cholestolreaction und besitzen ferner die Eigenschaft, f\u00fcr welche Liebreich die Bezeichnung \u00ab Lanolisiren\u00bb vorgeschlagen hat, d. h. sie nehmen bedeutende Mengen von Wasser beim Zusammenr\u00fchren auf und bilden sodann eine dem k\u00e4uflichen Lanolin \u00e4hnliche Substanz.\nHiermit nicht genug, suchte Liebreich, veranlasst durch die Einw\u00fcrfe SantiV), welcher das Vorkommen des Lanolins im menschlichen Organismus bestreitet, die von ihm aufgestellte Behauptung noch auf einem anderen Wege zu beweisen. Die Schwierigkeit des einwandfreien Nachweises der Cholesterinfette liegt darin, dass keines der gew\u00f6hnlichen L\u00f6sungsmittel eine Trennung des freien Cholesterins von den Fetts\u00e4urecholesterinverbindungen gestattet. Den Bem\u00fchungen Liebreich\u2019s ist es nun gelungen, ein derartiges L\u00f6sungsmittel in dem Acetessigs\u00e4ure\u00e4thylester und dem Aethylacetessigs\u00e4ure-\u00e4thylester aufzufinden. In diesen Fl\u00fcssigkeiten ist das Cholesterin weit leichter l\u00f6slich, als seine Fetts\u00e4ureverbindungen. Mit H\u00fclfe des nun aufgefundenen L\u00f6sungsmittels gelang Liebreich die Isolirung der Cholesterinfette aus der Vernix caseosa.\n\u2022 \u2022\u2022 ; ! '\n') Santi. Monatsschrift f\u00fcr practische Dermatologie, 1889, 4.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":".127\nNach Liebreich's Ansicht muss man nach Auffindung der Fetts\u00e4ureverbindungen des Cholesterins im Organismus den Begriff \u00abFett\u00bb bedeutend erweitern. W\u00e4hrend man bisher unter Fetten nur die Glycerinverbindungen der h\u00f6heren Glieder der Fetts\u00e4urereihe resp. der Oels\u00e4ure verstand, ist es nunmehr geboten, zu dieser K\u00f6rperklasse auch noch die Cholesterin-\\etbindungen der gleichen S\u00e4uren zu rechnen, ebensowie man\nlierechtigt sein d\u00fcrfte, hierzu das Lecithin und das Protagon zu z\u00e4hlen.\nDas Vorkommen der Cholesterinfelts\u00e4ureverbindungen im Unterhautfette vermochte Liebreich nicht zu erweisen. Er glaubte deshalb die schwerverseifbaren und besonders gegen Oxydation durch den Sauerstoff der Luft, sowie bacteriellen Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber so ungemein widerstandsf\u00e4higen Lanoline, welche sich stets nur auf der Oberfl\u00e4che der Haut, in den Haaren resp. Federn und Schuppen vorfinden, als ein f\u00fcr die Epidermis der Thiere besonders geschaffenes Schutzmittel ansprechen zu d\u00fcrfen. In dieser Thatsache sieht Liebreich eine Analogie mit den Wachsarten der Pflanzen, welche bekanntlich auch Fetts\u00e4ureverbindungen einwerthiger, hochmole-cularer Alkohole enthalten und eine gleiche Widerstandsf\u00e4higkeit gegen \u00e4ussere Einfl\u00fcsse zeigen.\nDurch die G\u00fcte des Herrn Geheimraths Professor Dr. A h 1-feld, dem ich an dieser Stelle f\u00fcr sein Entgegenkommen bestens danke, war ich in den Besitz einer verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grossen Quantit\u00e4t Vernix caseosa gelangt. Das Material war geu onnen, indem die Haut zahlreicher Neugeborener unmittelbar nach der Geburt mit einem Hornspatcl vorsichtig abgeschabt wurde. Hierbei wurde die Wahrnehmung gemacht, dass die im Uterus freiliegenden Theile des F\u00f6tus, so der Nacken, der R\u00fccken, der Steiss, besonders reich mildert Secrete bedeckt waren, w\u00e4hrend Brust und Bauch, welche einer best\u00e4ndigen Reibung von Seiten der Extremit\u00e4ten aus-gesetzt sind, nur sehr sp\u00e4rliche Mengen davon aufwiesen. \u2022\nDie Vernix caseosa bildet, wenn sie frei von Blut ist, eme schneeweisse, salbenartige Masse, welche, auf die Haut gebracht, ein grosses Haftverm\u00f6gen zeigt. Es wird dadurch","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nerkl\u00e4rlich, dass das Fruchtwasser von der Vernix nur sehr geringe Mengen absp\u00fclt, wohl aber eine gewisse Auslaugung hervorbringt, ein Umstand, der den sehr geringen Gehalt der Vernix caseosa an l\u00f6slichen Stoffen erkl\u00e4rt. Die mikroskopische Untersuchung ergibt einen grossen Reichthum an zerfallenem Epithel, ausserdem finden sich Fetttr\u00f6pfchen und vereinzelte Cholesterinkrystalle.\nErhitzt man die Vernix caseosa l\u00e4ngere Zeit auf dem Wasserbade, so verliert sie viel Wasser und bildet zuletzt eine br\u00e4unlich gef\u00e4rbte, schmierige Masse, die beim Erkalten eine gr\u00f6ssere Gonsistenz annimmt.\nZur Bestimmung des Wassergehaltes wurden drei Portionen ganz frischer und blutfreier Vernix caseosa im Meyer-S c h m i e d e b e r g \u2019 sehen Trockenapparat, d. h. \u00fcber Schwefels\u00e4ure im Vacuum, bis zur Gewichtsconstanz auf 60\u00b0 G. erw\u00e4rmt.\n1.\tBestimmung: 2,630 gr. Vernix verloren 0,800 gr. = 30,42% aq.\n2.\tBestimmung: 3,143 gr. Vernix verloren 1,484 gr. = 47,216 \u00b0/o aq.\n3.\tBestimmung : 1,975 gr. Vernix verloren 0,533 gr. = 20,92% aq.\nZur Bestimmung des Fettgehaltes wurden die drei Portionen der oben erw\u00e4hnten Wasserbestimmungen nach dem Entw\u00e4ssern im Extractionsapparate mit Aether behandelt.\n1.\tBestimmung: 2,630 gr. Vernix lieferten 0,331 gr. = 12,59\u00b0{0 Extract.\n2.\tBestimmung: 3,113 gr. Vernix lieferten 0,515 gr. = 16,38.% Extract.\n3.\tBestimmung: 1,975 gr. Vernix lieferten 0,1817 gr. = 9,20% Extract\nDie Extraction einer gr\u00f6sseren, ebenfalls vor! getrockneten Menge ergab folgendes Resultat:\n4.\tBestimmung: 5,0 gr. Vernix lieferten 0,876 gr. = 17,40% Extract.\nNach diesen Bestimmungen w\u00fcrde die Vernix caseosa im Durchschnitte enthalten:\n34,852 % Wasser,\n13,872 \u00b0/0 Aetherextract.\nZur quantitativen Untersuchung wurde das Material so frisch als m\u00f6glich in Aether gebracht und unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln l\u00e4ngere Zeit stehen gelassen. Nach dem Ab-fillriien und Trocknen stellte der R\u00fcckstand, . der von den letzten Spuren in Aether l\u00f6slicher Substanz im Extractions- ,","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\napparate befreit worden war, ein sehr feines geschmeidiges Pulver dar. Durch Auslaugen dieses Pulvers mit Wasser wurde eine L\u00f6sung erhalten, welche die Biuretreaction lieferte und nach dem Eindampfen einen geringen R\u00fcckstand hinter-liess, in welchem neben Kalium und Natrium Fetts\u00e4uren und\nt.\nSpuren von Chlor nachgewiesen werden konnten. Durch Veraschen des mit Wasser ausgelaugten Pulvers, konnten Calcium, Magnesium und Phosphors\u00e4ure erkannt werden.\nDa es mir haupts\u00e4chlich auf eine Untersuchung der Fette der Vernix caseosa ankam, so begn\u00fcgte ich mich mit diesen quantitativen Untersuchungen.\nDer in Aether l\u00f6sliche Antheil der Vernix caseosa stellte nach dem Verdunsten des Extractionsmittels eine gelblich gef\u00e4rbte, z\u00e4he Masse dar, welche sich bei 29-30\u00b0 zu einem gelben, durchsichtigen Oel verfl\u00fcssigte.\n0,025 gr. dieser Masse wurden in 50 cbcm. Chloroform gel\u00f6st und 2 cbcm. dieser L\u00f6sung mit 10 Tropfen Acet\u00e4nhydrid und einem Tropfen concentrirter Schwefels\u00e4ure versetzt. Nach wenigen Minuten trat eine Rothfarbung auf, die bald in Gelb \u00fcberging, sich dann in ein intensives Blau umwandelte, um schliesslich in Gr\u00fcn \u00fcberzugehen. Die Gr\u00fcnfarbung v\u00e9rdunkelte sich erst nach l\u00e4ngerem Stehen und wurde missfarben.\nEine andere Probe wurde mit einer gr\u00f6sseren Menge Wasser anger\u00fchrt, wobei sich die von Liebreich mit dem Namen \u00ab Lanolisiren \u00bb bezeichnet^ Eigenschaft sehr deutlich zeigte.\nDa die Cholesterinfetts\u00e4ureester in Alkohol sehr schwer l\u00f6sliche Verbindungen sein sollen, so w\u00e4hlte E. Schulze1) zu ihrer Trennung von dem frei im Wollfette vork\u00f6mmenden Cholesterin den einfachen Weg, das Gemenge beider K\u00f6rper mit Alkohol auszukochen und den l\u00f6slichen Theil von dem ungel\u00f6sten durch Filtration zu trennen. In der That gelang Schulze auf diesem Wege die Trennung des Cholesterins von seinen Fetts\u00e4ureverbindungen vollkommen. Die in Aether\n*) E. Schulze. \u00dceber die Zusammensetzung des Wollfetts. Ber D. ehern. Ges., 5, S. 1075.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nl\u00f6slichen Substanzen der Vernix caseosa zeigten dieses Verhalten gegen Alkohol nicht. Beim Auskochen mit Alkohol l\u00f6sten sie sich vollkommen auf. Beim schnellen Erkalten der L\u00f6sung aber schieden sich alsbald gelbliche Massen ab. Wurde nun der Niederschlag auf einem Filter gesammelt und mit kaltem Alkohol gut ausgewaschen, so resultirte ein Pr\u00e4parat, in welchem man mikroskopisch keine Cholesterinkrystalle wahrnehmen konnte. Trotzdem zeigte die auf diesem Wege abgeschiedene Substanz die Cholesterinreaction sehr deutlich.\nWurde andererseits der Alkohol des Filtrats verdunsten gelassen, so blieben die leicht l\u00f6slichen Bestandtheile zur\u00fcck. Auch diese zeigten die Cholestolreaction in pr\u00e4chtiger Weise, obgleich mikroskopisch keine Cholesterinkrystalle zu finden waren. Dieser Theil der Fette wurde nun mit Aetheralkohol in der K\u00e4lte behandelt. Nach dem Filtriren und dem Abdunsten des L\u00f6sungsmittels wurden sch\u00f6ne Cholesterinkrystalle erhalten.\nDer in Alkohol schwer l\u00f6sliche Theil der Fette wurde nach dem Trocknen in ^ether gel\u00f6st und nach Rossel s und Oberm\u00fcller\u2019s Methode mit Natriumalkoholat verseift. Nach der Abscheid\u00fcng der Seifen wurde das Gemisch von Alkohol und Aether abgedunstet. Es blieb eine gelbgefarbte schmierige Substanz zur\u00fcck, die auch nach f\u00fcnf- bis sechsmaligem Uml\u00f6sen in Aether kein besseres Aussehen annahm. Zur Reinigung wurde das Product, das \u00fcbrigens die Cholestolreaction lieferte, und dem augenscheinlich geringe Mengen von \u00f6lsaurem Natrium, welches in Aether nicht vollkommen unl\u00f6slich ist, anhafteten, in Eisessig gel\u00f6st und mit Wasser wieder zur Ausf\u00fcllung gebracht. Der hierbei entstehende Niederschlag wurde aus heissem Alkohol umkrystallisirt. Es schieden sich sch\u00f6n ausgebildete Krystalle neben unkrystall\u00eeni-schen Massen aus, deren Trennung auch durch sehr h\u00e4ufiges Umkrystallisiren nicht gelingen wollte.\nDie nach Kossel\u2019s und Oberm\u00fcller\u2019s Methode erhaltenen Seifen wurden in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure zerlegt, wobei kein Geruch nach fl\u00fcchtigen S\u00e4uren auftrat. Die freien Fetts\u00e4uren wurden mit Aether aufgenommen\nj","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nund in ihre Blgsalze \u00fcbergef\u00fchrt, welche nach dem Trocknen mit einer grossen Quantit\u00e4t Aether behandelt wurden. Das \u00f6lsaure Blei ging hierbei in L\u00f6sung und wurde durch Sch\u00fctteln der \u00e4therischen L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure zerlegt. \u2014 Die auf diesem Wege erhaltene Substanz stellte eine schwach gelbgef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit dar, welche alle Eigenschaften der Oel-s\u00e4ure besass.\nDie in Aether unl\u00f6slichen Bleisalze wurden mittelst Salzs\u00e4ure gespalten und die in Freiheit gesetzten Fetts\u00e4uren durch Aether isolirt. Nach dem Verdunsten des Aethers blieb eine nur sehr geringe Menge fester Fetts\u00e4uren zur\u00fcck, welche bei 40\u00b0 schmolzen. Von einer systematischen Trennung dieses Fetts\u00e4uregemisches musste wegen der geringen Menge Abstand genommen werden.\nDer in Alkohol leicht l\u00f6sliche Antheil der Fette wurde in derselben Weise verseift und lieferte neben Cholesterin, dessen Reinigung gleichfalls durch Aufl\u00f6sen in Essigs\u00e4ure und F\u00e4llen mit Wasser versucht wurde, Oels\u00e4ure und feste Fetts\u00e4uren, deren Gemisch bei 48\u201450\u00b0 schmolz. Die hier erhaltenen festen Fetts\u00e4uren wurden mit dem oben erw\u00e4hnten Gemisch, dessen Schmelzpunkt bei 40\u00b0 lag, vereinigt und ehva 10 Mal aus Alkohol umkrystallisirt. Es konnte auf diese Art ein Product erhalten werden, welches der Palmitins\u00e4ure sehr \u00e4hnlich war, wenngleich der Schmelzpunkt nicht \u00fcber 58\u00ae erh\u00f6ht werden konnte, w\u00e4hrend die reine Palmitins\u00e4ure bei 00\u00b0 schmilzt.\nIn beiden F\u00e4llen, das heisst, sowohl bei der Verarbeitung des in Alkohol leicht l\u00f6slichen, wie auch des schwer l\u00f6slichen Theiles des Aetherextractes, wurde die bei der Verseifung abgeschiedene unverseifbare Substanz mit Wasser gut gewaschen und dieses Waschwasser mit den L\u00f6sungen vereinigt, aus welchen die durch Schwefels\u00e4ure in Freiheit gesetzten Fetts\u00e4uren durch Aether entfernt waren. Diese Fl\u00fcssigkeit wurde nach dem Neutralisiren mit Baryumcarb\u00f6nat und dem Ab-filtriren des ausgeschiedenen Sulfats im Wasserbade soweit als m\u00f6glich eingeengt. Der R\u00fcckstand wurde mit Alkohol aufgenommen, nochmals filtrirt, hierauf wiederum bis auf ein","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nkleines Volumen eingedampft und abermals, mit absolutem Alkohol behandelt. Nach dem Verdunsten des Alkohols blieb ein s\u00fcss schmeckender Syrup zur\u00fcck, der beim Schmelzen mit Kaliumbisulfat stechende D\u00e4mpfe von Acrole\u00efn entwickelte. Hiernach ist das Vorkommen von Glycerin in dem Fett der V ei nix caseosa mit Sicherheit nachgewiesen.\nDie gesammte, beim Verseifen der Fette erhaltene un-verseifbare Substanz wurde vereinigt und mehrmals aus Alkohol umkrystallisirt. Es entstanden hierbei Producte, welche sich schon \u00e4usserlich als ein Gemenge verschiedener Verbindungen erwiesen. Der Schmelzpunkt des Gemisches lag bei 130\u2014131\u00b0. Nach dem von Oberm\u00fcller1) beschriebenen Verfahren gelang es leicht, die Benzoylverbindungen der im Gemenge vorhandenen Substanzen darzustellen. Zu dies\u00ebm Zwecke gen\u00fcgte es, das Gemisch eine kurze Zeit mit Benzoyl-chlorid am R\u00fcckflussk\u00fchler zu erw\u00e4rmen. Mit warmem Alkohol gewaschen stellten die Benzoylester eine schneevveisse Masse dar, welche sich in warmem Aether leicht l\u00f6ste. Nach dem langsamen Verdunsten des Aethers wurden zwrei K\u00f6rper von verschiedenem Aussehen erhalten. Der eine stellte ein lockeres Pulver dar, w\u00e4hrend der andere sch\u00f6ne regelm\u00e4ssige Bl\u00e4ttchen bildete. Nach Schulze\u2019s*) Methode konnten diese beiden K\u00f6rper durch Schlemmen, mit Wasser sehr gut von einander getrennt warden. Beim Zerlegen der so erhaltenen Ester nach der Methode von Kossel und Oberm\u00fcller durch Natriumalkoholat entstand einerseits reines Cholesterin, dessen Schmelzpunkt bei 143\u2014144\u00b0 lag, w\u00e4hrend andererseits ein Product erhalten werden konnte, das alle Eigenschaften des Isocholesterins zeigte. Die Verbindung l\u00f6ste sich in heissem Alkohol und bildete nach dem Erkalten gelatin\u00f6se Massen, sie krystallisirte aus Aether in mikroskopisch kleinen Nadeln, deren Schmelzpunkt bei 137\u00b0 lag.\nBeide Verbindungen lieferten die Cholestolreaction, nur dass beim Isocholesterin der Farben\u00fcbergang von Roth \u00fcber\nl) Oberm\u00fcller. Beitr\u00e4ge zur Kenntniss des Cholesterins. Zeitschrift f. physiol. Chem., Bd. 15, S. 37.\n*) L. c.\t'","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nBlau in Gr\u00fcn etwas rascher zu erfolgen schien, als dies beim Qholesterin der Fall war.\nEs w\u00e4re somit durch das Auffinden des Isocholesterins eine weitere Aehnlichkeit der Vernix caseosa mit dem Fett des Wollschweisses erwiesen, w\u00e4hrend das Vorkommen des Glycerins in der Vernix dieser Analogie widerspricht.\nVorstehende Untersuchung wurde auf Veranlassung meines verstorbenen Chefs, des\u201e Geheimen Medicinalrathes Professor Dr. K\u00fclz, ausgef\u00fchrt. Es sei mir erlaubt, meinem warmen Dankgef\u00fchle f\u00fcr die vielen Beweise aufrichtigen Wohlwollens, die mir der Verstorbene in reichem Maasse zu Theil werden Hess, Ausdruck zu verleihen.","page":133}],"identifier":"lit17066","issued":"1895-96","language":"de","pages":"122-133","startpages":"122","title":"Ueber die Vernix caseosa","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:03:18.660431+00:00"}