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{"created":"2022-01-31T13:58:23.345736+00:00","id":"lit17078","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jolles, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 21: 306-310","fulltext":[{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"Eine empfindliche Probe zum .Nachweis von Albumin im Harne.\nVon\nDr. Adolf Jolies in Wien.\n(Aus \u00ablein < homisrta-mikroakopischen Laboratorium von Dr. Max und Dr. Adolf Jolies'\nin Wien.)\n(Der Redaction zugegangen am 25. Oktober 1895.)\nUnter den Eiweissreactionen, welche sich durch jahrelange klinische Erfahrungen bew\u00e4hrt haben, nimmt bekanntlich die Essigs\u00e4ure- und Ferrocyankaliprobe die erste Stelle ein. Ihr besonderer Vorzug liegt darin, dass man, wenn sie in der Weise ausgef\u00fchrt wird, dass man die mit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium versetzte Probe mit dem filtrirten und mit Essigs\u00e4ure versetzten Harne vergleicht, aus dem Eintritte der Reaction sofort erkennen kann, ob in dem zu untersuchenden Harne quantitativ bestimmbare oder quantitativ nicht mehr bestimmbare Eiweissmengen enthalten sind. In letzterem Fall\u00bb lassen sich die quantitativ nicht mehr bestimmbaren Spuren von Eiweiss sehr wohl in: \u00abdeutliche Spuren\u00bb, \u00abSpuren und \u00ab geringe Sp\u00fcren \u00bb dififerenziren.\nNichtsdestoweniger besitzt auch diese Probe einige Nach-I heile.\nIn erster Linie ist es die intensive Gelbf\u00e4rbung, welche h\u00e4ufig in Harnen nach Ausf\u00fchrung der Ferrocyankaliprobe -Auftritt und die Wahrnehmung der Reaction in mehr oder minder hohem Grade beeintr\u00e4chtigt.\nDiese Erscheinung ist, wie schon Kar plus*) nachgewiesen hat, auf die Anwesenheit von Nitriten im Harne zur\u00fcckzuf\u00fchren, was ich aus eigenen Untersuchungen best\u00e4tigen kann. Bei Gegenwart von Nitriten im Harne tritt die\n*) Centralblatt f\u00fcr klin. Medic.. 14, S. 577\u2014580.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"307\n>cji\u00e4f f er sehe Reaction ein, die ich seinerzeit zum Nachweise von Nitriten im Harne vorgeschlagen habe\u2019); Vermischt man n\u00e4mlich eine sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Kaliumnitrit ui it einigen Tropfen Ferrocyankalil\u00f6sung und wenig Essigs\u00e4ure, so entsteht eine intensive Gelbf\u00e4rbung. Nach Deventer5) wird hierbei das gelbe Blutlaugensalz durch die salpetrige S\u00e4ure zu rothem Blutlaugensalz unter Nebenbildun\" von Stickoxyd oxydirt. Nachdem nun Nitrite h\u00e4ufig in solchen Harnen auftreten, welche l\u00e4ngere Zeit der Luft. ausgesetzt sind, so kommt man namentlich bei der Untersuchung von Durchschnittsproben der 24st\u00fcndigen Harnmengen h\u00e4ufig in die Lage, den st\u00f6renden Einfluss der Nitrite bei Ausf\u00fchrung d<*r Ferrocyankaliprobe wahrzunehmen. In zweiter Linie kommt bei der Ferrocyankaliprobe die Empfindlichkeitsgrenze m Betracht. Dieselbe wird in der Literatur meistens .\u2019mit I : 50000 angegeben. Thats\u00e4chlich ist sie jedoch h\u00f6her und kann in der obigen Ausf\u00fchrung nach meinen Versuchen zweifellos mit 1:70000 angegeben werden. Trotfcdem l\u00e4sst diese Probe bei der Constatirung jener geringsten Eiweissspuren, denen unter Umst\u00e4nden noch eine pathologische Bedeutung beigemessen wird, im Stiche.\nIch habe wiederholt Harnproben untersucht, die nach dem mikroskopischen Befunde zahlreiche Nierenelemente enthielten, bei welchen die Ferrocyankaliprobe ein vollkommen\nnegatives Resultat lieferte, w\u00e4hrend das Spiegler*sehe Reagens einen deutlichen Eiweissring erkennen liess. Es ist somit ausser Frage stehend, daks der negative Au sfall der Ferrocyankaliprobe die Anwesenheit pathologi-s< her Ei weissspuren im Harne nicht ausschliesst.\nDiesem .Umstande ist es wohl auch zuzuschreiben, dass die von Splegier vorgeschlagene Reaction*), welche sich\nbekanntlich durch, hohe Empfindlichkeit auszeichnet, vielfache Beachtung gefunden hat.\n0 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. .20, S. 58.9.\n*) Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie, Bd. XXXII, S. 762.\n) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 20.\t589.\n*) Wiener klinische Wochenschrift 1892, Sr. 2.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nAbgesehen von der sehr hohen Empfindlichkeit der Spi eg 1er\u2019sehen Probe besitzt dieselbe jedoch einige Nachtheile, welche ihrer dauernden Einf\u00fchrung in der klinischen Urologie im Wege stehen.\nAls Ueberschichtungsprobe hat die Spi eg 1er'sehe Reaction den Uebejstand, dass sie h\u00e4ufig eine Diflferenzirung\nder quantitativ nicht mehr bestimmbaren Ei weissspuren nicht gestattet.\nEin zweiter Uebelstand der Spiegler\u2019sehen Reaction ist die geringe Empfindlichkeit derselben in verd\u00fcnnten respective chlorarmen Harnen.\nIch habe wiederholt Harnproben vom spezifischen (i.;-wicht 1,003 bis 1,008 untersucht, die nach \u00e4rztlicher Angabe meistens von mit einer Schrumpfniere behafteten Individuen herr\u00fchrten.\nDiese Harne enthielten nach der Ferrocyankaliprohe \u00abSpuren\u00bb, auch in einzelnen F\u00e4llen \u00abdeutliche Spuren\u00bb voiv Albumin, w\u00e4hrend die Spiegler'sehe Reaction gar kein oder kein unzweideutiges Resultat lieferte. Di.* Ursache dieser Erscheinung ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass das Spiegler sche Reagens nur in Verbindung mit dem Chlornatriumgehalt des Harnes zu einem sehr empfindlichen Reagens auf Eiweiss wird; fehlt das Chlornatrium im Harne, dann ist auch die Empfindlichkeit der Probe eine relativ geringe, und sie steht bis zu einem bestimmten Grade in directem Verh\u00e4ltnisse zu dem Chlornatriumgehalt des Harnes. Demzufolge besitzt auch das S p i e g 1 e r \u2019 sehe Reagens, wie vergleichende Versuche ergeben haben, in w\u00e4sserigen Ei Weissl\u00f6sungen eine geringere Empfindlichkeit als die Ferrocyankali-pro be.\nAus diesen Ausf\u00fchrungen geht somit hervor, dass eine zuverl\u00e4ssige und in allen F\u00e4llen brauchbare Eiweiss-Reaction vor Allem folgenden Anforderungen entsprechen muss:\nDas Reagens muss farblos sein, die Reaction muss gestalten, quantitativ nicht mehr bestimmbare Eiweissspuren zu diflerenziren, ihre Empfindlichkeitsgrenze muss soweit gehen,","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"'aSS man bo' '1,'\"aUvcm Ausfall,, der Probe die Anwesenheit pathologischer Envcissspuren mit Sicherheit ausschlies\u00aben kann, und endlich muss die Wirksamkeit des Reagens voll-kommen unabh\u00e4ngig von der Zusammensetzung des Harnes sein.\nAls ein Reagens, welches diesen Anforderungen entspricht, hat sich mir eine L\u00f6sung von Sublimat , Bernstein-\nsaure und Chlornatrium in folgender Zusammensetzung he-w\u00e4hrt:\tv\t.e\nHydraiB.bidilor.com* 10,00. Natrium d.loral\u00bbm 10,(10\nAe,dum succinic . . 20,00, Aqu. destill. . .. sofcHp!\nDie Pr\u00fcfung auf Eiweiss geschieht in der Weise, dass man 4 bis 5 ebem. von dem vorher filtrirtcn Harne mit 1 ebem. Essigs\u00e4ure (30%) ans\u00e4uert, hierauf 4 cbem. von dem angegebenen Reagens hinzuf\u00fcgt und sch\u00fcttelt, hi einem zweiten Reagenzglase versetzt man 4 bis 5 eben,. Harn eben-alls nut 1 ebem. Essigs\u00e4ure, um den st\u00f6renden Einfluss des .Incms nach M\u00f6glichkeit zu eliminiren, f\u00fcgt aber dann statt des Reagens die entsprechende Menge dest. Wasser, also circa\ni (bC,n- ,hmzu und\tum. Durch Vergleichung beider\nPiohen lassen sieh noch mit Sicherheit Eiweissspuren eon-\nstatiren, die durch die Ferrocyankaliprobe absolut n i c h t meir zu erkennen sind. Die Reaction l\u00e4sst noch den deutlichen Nachweis von Eiweiss im Verh\u00e4ltnisse von 1-120000 zu, sie ist also erheblich empfindlicher als die Fcrro-ejankahprobe. Das Reagens ist farblos, worin eine weitere Ueberlegenheit gegen\u00fcber der Ferrocyankaliprobe liegt ,,s loagirt gleich massig in jedem Harne, also auch im Gegens\u00e4tze zum Sp legier\u2019sehen Reagens in chlornatriumarmen respective chlornatriumfreien Harnen, und l\u00e4sst \u00e4hnlich wie He Ferrocyankahprobe eine Diflerenzirung der quantitativ mein bestimmbaren Enveissspuren mit Leichtigkeit, zu.\nDu,*h 'lon Essigs\u00e4urezusatz wird dem Entstehen eines Niederschlages von Quecksilberphosphat im Harne ebenso vorgebeugt, wie dem Auftreten eines Niederschlages von - ercuriammoniumverbindungen in carbonathaltigen Harnen , solchen \u00dfaeterienliarnen, die die Wahrnehmung einer euthehen Eiweisstr\u00fcbung nach der von mir milgetheilton","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nReaction nicht gestatten sollten, kann die Probe, da da? spec. Gewicht des angegebenen Reagens 1,040 betr\u00e4gt, auch ohne Weiteres in Form der Uebersehichtung durchgefuhrt werden, wodurch die umst\u00e4ndliche Kl\u00e4rung des bacterien-reichen Harnes nicht noth wendig ist. In Form der Ueber-schichtung ist das angegebene Reagens genau so empfindlich wie das Spiegler'sche Reagens und in allen F\u00e4llen wirksam. Bei jodhaltigen Harnen ist die Reaction nicht anwendbar, da hierbei ein Ring von Quecksilberjodid auftritt, der allerdings im Gegens\u00e4tze zu dem Eiweissniederschlage in Alkohol l\u00f6slich ist. Durch diese meine Probe wird ebenso wie durch die Ferroeyankaliprobe sowohl Serumalbumin als Globulin und Albumose angezeigt.","page":310}],"identifier":"lit17078","issued":"1895-96","language":"de","pages":"306-310","startpages":"306","title":"Eine empfindliche Probe zum Nachweis von Albumin im Harne","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:58:23.345742+00:00"}