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{"created":"2022-01-31T13:08:38.455188+00:00","id":"lit17080","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baumann, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 21: 319-330","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das normale Vorkommen von Jod im Thierkifrper.\n. Von\nE. Baumann.\n(I. M i 11 h c i 1 ti n g.j\nVor etwa 1 Jahren lenkte mein College Herr Prof kraske meine Aufmerksamkeit auf die Schilddr\u00fcsentherapie' uelche damals in Folge der interessanten Beobachtungen von kmnnnghaus und Reinhold-), die \u201each Eingabe von Schilddr\u00fcsen eine starke Abnahme der Kr\u00f6pfe eintreten sahen m ein neues Stadium eingetreten war. Auf Wunsch von Herrn\nI \u2018hk k\u2018pSke Sldlle ,Ch zuniicl,sl auf verschiedenen Wegen hall bare Pr\u00e4parate dar, welche die Wirksamkeit der frischen\nBinsen hesassen. Da indessen bald \u00e4hnliche Producle im\nMandel erschienen, wurden die in dieser Richtung angeslelllen\nDas bei diesen Versuchen von Anfang an ins Auge ge-hisste Ziel, die wirksame Substanz der Thyreoidea selbst zu - bohren, konnte planm\u00e4ssig erst verfolgt werden, nachdem ich vor etwa einem Jahre in Herrn Dr. Roos einen Mitarbeit gewonnen hatte, welcher durch fortlaufende Pr\u00fcfung der jeweils\n\u00ab \"si T\"T\t\u00bbi-\u00c4\ndmcli Stoffwechselversuche am Thierc controlirte, ob der\nDie im Folgenden zu beschreibenden Resultate w\u00e4ren aber trotzdem nicht oder nicht sobald gewonnen worden \u00bbenn nicht die Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. in\n) M\u00fcnchener med. Wochenschr. 1804, Nr. 31.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"i\nElberfeld durch ihre grossartigen Mittel und verst\u00e4ndnisvolle Unterst\u00fctzung unserer Arbeiten es uns erm\u00f6glicht hatten, die wirksame Substanz aus weit mehr als 1000 Hammelschilddr\u00fcsen im Laufe weniger Monate zu verarbeiten.\nEhe man mit Aussicht aut Ertolg an die Isolirung des der Thyreoidea eigent\u00fcmlichen Stoffes herantreten konnte, musste die Frage entschieden werden, ob dieser K\u00f6rper die Einwirkung von starken S\u00e4uren und von Alkalien ertr\u00e4gt. Herr Dr. Roos hat \u00fcber einige dieser Versuche, welche er auf meine Veranlassung ausgef\u00fchrt hat, schon berichtet\u2019). Es zeigte sich dabei, dass man die Schilddr\u00fcsen Tage lang mit Ioprocentiger Schwefels\u00e4ure kochen kann, ohne dass der wirksame Bestandtheil verloren geht. Letzterer scheidet sich aus der abgek\u00fchlten braunen Fl\u00fcssigkeit in Form eines fein-flockigen Niederschlages, der in kaltem Wasser und in S\u00e4uren (\u00e4st unl\u00f6slich ist, ab und wird durch Filtration von den \u00abe-l\u00f6sten Producten getrennt.\nDem noch feuchten Niederschlag wird durch wiederholtes Auskochen mit Weingeist (von ca. 85 \u00b0/0) die. wirksam.-Substanz entzogen.\nAus dem R\u00fcckst\u00e4nde der alkoholischen L\u00f6sung werden durch geeignete Behandlung mit Petrol\u00e4ther noch anhaftend\u00ab-Fette nebst Fetts\u00e4uren entfernt. '\nDie bei dieser Behandlung ungel\u00f6ste Substanz wird in 1 procentrger Natronlauge gel\u00f6st, und aus der filtrirten braunen L\u00f6sung durch verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure wieder abgeschieden, wobei sie in graubraunen Flocken ausfallt.\nNaefi dem Trocknen des wieder filtrirten und ausgewaschenen Niederschlages erh\u00e4lt man ein braunes Produit von unansehnlicher Beschaffenheit, dessen Gewicht 2 bis 5 Zehntel Procent von demjenigen der frischen Dr\u00fcse ausmaclit. Herr Dr. Roos hat durch eine sehr grosse Zahl von Einzelbeobachtungen am Menschen und durch Stoffwechsel versuche am Hunde den sicheren Beweis geliefert, dass das Product, \u00ablessen Darstellung ich im Vorstehenden skizzirte, nicht nur\n\u2018) I)i**se Zeitsehr., IM. XXI, S. P.MT.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"m\n,lie wirksame Substanz der Schilddr\u00fcse enth\u00e4lt, sondern an-\niSl a,S l,i\u00b0 CnlSpreCk'nde\nWir werden demn\u00e4chst eingehend \u00fcber die Darstellung I\u201c'! wirksam*n Beslandtheiles der Schilddr\u00fcse berichten. Seine technische Bereitung ist von den Farbenfabriken' vorn, r. Bayer & Co. in Elberfeld, welche ihn Thyroiodin be-enann en und die Methoden zu seiner Gewinnung in gr\u00f6sseren,\n, a.issslabe ausgearheilet und zur Palentirung angemeldet nahen, aufgenommen worden.\nDas Thyrojodin ist eine braungeffirbte amorphe Substanz \u00abechc beim Erhitzen unter starkem Aufbl\u00fchen und Ent-\"m klung des Geruchs von Pyridinbasen sich zersetzt.\nEs ist in Wasser fast unl\u00f6slich, in Weingeist schwer\nm M 1er L\" '^T'T f ',\u00f6st es sicl* 'eicht und wird .m> der Losung durch S\u00e4uren wieder gelallt. Concentrirte\n.Natronlauge wirkt beim Erhitzen langsam zersetzend ein Fs\nzeigt keine Eiweissreactionen, enth\u00e4lt aber stets Phospl.or-\nsaure n; organischer Bindung. Ihre Menge ist indessen gering\n.. id pC n'8t auf Phosphor berechnet nicht mehr als 04 bis Procent. Dieser Umstand legte die Vermuth\u00ab g *\u00a3\u00a3\nass ein Spaltungsproduct der Nucle\u00efns\u00e2uren von KbssS uiilage; indessen ergaben weitere Versuche, dass der Phos-l'iorgeialt der Substanz durch ihre fortgesetzte Peinigung ncht erh\u00f6ht wurde. Jedenfalls wird es aber von Wichtigkeit n- die Beziehungen unseres K\u00f6rpers, der vielleicht selbst\nJX^paltungsproduct einer Nucleins\u00e4ure ist, Weiter zu ver-\nWenn ich schon heute Veranlassung nehme, \u00fcber diese\nMitthed erSten Blick uninleressant erscheinende Substanz ein\u00e7 it heilung zu machen, so findet dies doch wohl eine Be!\nTi,; 'gl7 durchId,e sehr merkw\u00fcrdige Thatsache, dass das J Orojodm eine Jodverbindung ist, welche das Jod in rela.W \u2022 etradithcher Menge und in sehr fester Bindung enth\u00e4lt Wenn man eine Spur des Thyrojodins mit Aetznatron und\n\u25a0j; f Vbras*ht, die Schmelze in Wasser l\u00f6st und mit Salpeters\u00e4ure ans\u00e4uert, so f\u00e4rbt sich die Fl\u00fcssigkeit ge\u00eeb und","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"beim Scliutteln mit Chloroform zeigt sich durch die violet to F\u00e4rbung des letzteren das Vorhandensein von Jod an. Wenn die L\u00f6sung der Sehmelzd\"concentrirt und noch warm ist, sieht man beim Ans\u00e4uern nicht selten einen leicht violetten Dampf auftreten, durch den man die Gegenwart von Jod alsbald erkennt.\nAls ich diese Beobachtung zuerst machte, glaubte uh an alles Andere eher, als dass das Jod meiner Substanz angeh\u00f6re. Indessen blieb ich dar\u00fcber doch nicht lange im\nZweifel, denn alle Reagentien erwiesen sich als v\u00f6llig rein und frei von Jod.\nDa mir gen\u00fcgende Mengen Substanz zu Gebote standen, habe ich in folgender Weise eine quantitative Bestimmung ausgef\u00fchrt.\n0,313 gr. Thyrojodin wurden im Silbertiegel mit 1.5 gi\\ reinem Natriumhydroxyd, das mit einigen Tropfen Wasser verfl\u00fcssigt war, vermischt und nach Zugabe einiger Salpeter-krystalle so verascht, dass fast keine Feuererscheinung eintrat, Die farblose Schmelze wurde in 100 cbchi. Wasser\nl r\nl\u00f6st und von einer leichten Tr\u00fcbung durch Filtration befreit! Die gut gek\u00fchlte L\u00f6sung w\u00fcrde mit Salpeters\u00e4ure stark anges\u00e4uert, und alsbald, um das abgeschiedene >Jod in Jodwasserstoff zu verwandeln, mit einigen Tropfen schwefeliger S\u00e4ure versetzt. Silbernitrat erzeugte in der entf\u00e4rbten L\u00f6sung eine starke gelbe F\u00e4llung, die nach dem Absitzen auf ein I* ilter gebracht und mit Ammoniak wiederholt, ausgewaschen wurde. (Letzteres erwies sich beinahe als \u00fcberfl\u00fcssig, indem die ammoniakalisch\u00e8n Waschw\u00e4sser beim Ans\u00e4uern mit Salpeters\u00e4ure nur eine ganz leichte Tr\u00fcbung zeigten.)\nDas auf dem Filter gesammelte Jodsilber wurde in \u00fcblicher Weise nach dem Veraschen des Filters gewogen. Sein Gewicht betrug 0,017 gr. AgJ = 0,00919 gr. oder 2,9 Procent Jod.\nDas gewogene Jodsilber wurde mit wenig Kaliumnatriumcarbonat durch kurzes Gl\u00fchen vor dem Gebl\u00e4se aufgeschlossen. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Schmelze wurde nach dem Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure auf Zusatz von einem Tropfen Ghlorwasser gelb","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"gef\u00e4rbt, ul,d \u00e9'iil' mit St\u00e4rkel\u00f6sung eine intensiv blaue F\u00e4rbung Chloroform entzog der Fl\u00fcssigkeit das freie Jod, indem es\u2019 sieb intensiv violett f\u00e4rbte. Mit Palladiumchlor\u00fcr entstand der schwarze Niederschlag von Palladiumjod\u00fcr.\nEine Substanz, welche nur etwa ,'I Proe, Jod entbfdt, muss ein sehr grosses Moleculargewiehl besitzen. Es war daher zun\u00e4chst w\u00fcnschonswerth, zu ermitteln, ob durch weitere Reinigung des Producles der Jodgehalt sich erh\u00f6ht Zu diesem Zweck wurde ein Pr\u00e4parat von Thyrojodin, welches ich den J arbenfabrikeri in Elberfeld verdanke, eine Milcli-zuckcrverreibung des Thyrojodins aus (100 gr. feltfreier Hammel-Schilddr\u00fcse, verarbeitet. Der Milchzucker wurde durch L\u00f6sen in Wasser entfernt, und das ungel\u00f6ste Thyrojodin abiillrirl. Ittiich 2 Mal wiederholtes L\u00f6sen in Natronlauge und Ausf\u00e4llen mit Schwefels\u00e4ure wurde ein Pr\u00e4parat erhalten, dessen Gewicht nach dem Trocknen bei 100\" l,098 gr. betrug.\nEine Probe dieser Substanz entwickelte beim Erhitzen mit concenlrirter Schwefels\u00e4ure Jodd\u00e4mpfe. Beim Erhitzen derselben f\u00fcr sich trat diese Erscheinung nicht auf.\n0,848 gr. dieser Substanz lieferten bei der Jodbestimmung die, wie fr\u00fcher geschildert, ausgef\u00fchrt wurde, 0,146 gr. reines Jodsilber. Darnach ergibt sich der J\u00f6dgehait zu nicht\nweniger als 9,30 Procent.\nEine gleichzeitig ausget\u00fchrtc Bestimmung der Phosphor-saure ergab auf Phosphor berechnet nur 0,5\u00ab Proc.\nDarnach ist es wohl m\u00f6glich, dass der Phosphors\u00e4ure-\ngcbalt nicht der Jodverbindung angeh\u00f6rte, weil er bei der\nReinigung der Substanz nicht entsprechend dem Jodgehalte sich erh\u00f6ht hat.\t*\nIch glaube schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, dass die noch weiter gereinigte Substanz einen noch h\u00f6heren Jodgchalt besitzen wird. Bei der bisher befolgten Methode der Jodbestimmung smd Verluste unvermeidlich. Indessen hat diese Methode vor-\u2022tufig, wo es in der Hauptsache darauf ankam, das Vorhanden* s'm des Jods zu constatiren, gute Dienste geleistet. Bei 20 Aerschiedenen Pr\u00e4paraten von Thyrojodin, welche theils hier, 'boils m Elberfeld dargestellt waren, \u00fcberzeugte ich mich","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nvon ,1er Gegenwart des Jods. Alle Pr\u00e4parate, welche Herr l>r Roos als wirksam erprobt hatte, enthielten reichlich Jod Solche, welche z. B. durch Kochen der Dr\u00fcsen mit starker Natronlauge gewonnen worden sind, und schwach oder <w\nnicht wirkten, erwiesen sich als jodfrei oder lieferten nur eine jrerinfro Jodreaction.\nNach dem fr\u00fcher Gesagten sind die mitgetheilten Werl he des Jodgehaltes der analysirten Producte wahrscheinlich etwas zu niedrig, in keinem Falle aber zu hoch gefunden worden.\n. Die hei der zweiten Bestimmung gewonnene Menge von 0,1 Mi gr. Jodsilber wurde wieder mit Kaliumnatriumcarbonat aulgeschlossen. Die in Wasser gel\u00f6ste Schmelze wurde vom metallischen Silber'abgegossen, mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Palladiumchlor\u00fcr ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag von Pd-ladmmjod\u00fcr wurde auf einem Asbestfilterchen gesammelt, ausgewaschen und bei 105\u00b0 getrocknet. Dieses Filterehen wurde mit dem Palladiumjod\u00fcr in eine 10 Millimeter weite d\u00fcnnwandige Kaliglasr\u00f6hre, welche an einem Ende zuge-scbmolzen war, gebracht und mit einem Glasstabe bis an den Boden der R\u00f6hre weiter geschoben. Durch Erhitzen wurde nun das Palladiumjod\u00fcr zerlegt, wobei der dunkel-violette Dampf des Jods \u00fcber den Asbest und das Palladium sich erhob. Die R\u00f6hre wurde nunmehr \u00fcber dem Asbest abgeschmolzen und am anderen Ende gleichfalls durch Zuseh melzen verschlossen. Die 25 Centimeter lange R\u00f6hre enth\u00e4lt nun das reine Jod, das in einer H\u00f6he von etwa 2\", Centimeter die Glaswand mit schwarzgrauen Krystallen bedeckt. Bei geeignetem Erw\u00e4rmen wird die ganze R\u00f6hre von dem violetten Dampf des Jods erf\u00fcllt, der beim langsamen Erkalten zu sch\u00f6n ausgebildeten Jodkryslallen sich verdichtet. Durch dieses Experiment ist der Beweis, dass die Schilddr\u00fcsen des Hammels Jod in organischer Bindung enthalten, bis zu Ende gef\u00fchrt worden. Ich habe die R\u00f6hre, welche das reine, aus der Schilddr\u00fcse abgeschiedene Jod enth\u00e4lt, zur Erinnerung an diesen bemerkenswerthen Versuch aufbewahrt.\nDie menschliche Schilddr\u00fcse enth\u00e4lt dieselbe oder eine ganz \u00e4hnliche Jodverbindung wie die Hammelschilddr\u00fcse. Ich","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Iiabe sie bei der Untersuchung von den Schilddr\u00fcsen von zwei alleren m\u00e4nnlichen Individuen, von welcher das eine an Magenkrebs, das andere an Lungenentz\u00fcndung gestorben war, nachgewiesen He.de verdanke ich der G\u00fcte meines verehrten (.ollegen Herrn Geh. Hofrath Ziegler.\n,,\t.E'.n.C dci' n\u00e4chstliegenden Aufgaben wird jedenfalls die\nEntscheidung der Frage sein, ob und wie viel Jod die Kr\u00fcnfc enthalten. Mir stand f\u00fcr diesen Zweck bis jetzt nur ein etwa - Jahre in Weingeist aufbewahrter Kropf zur Verf\u00fcgung den ich gleichfalls Herrn Prof. Ziegler verdanke. Es handelte sich um einen typisch ausgebildeten Colloidkropf. Bei Verarbeitung von 100 gr. dieser Substanz nachdem fr\u00fcher \"eschil-derten Verfahren ergab sich das Vorhandensein vo\u00b0n Jod sehr deutlich. Wie mir schien, war der Jodgehalt wesentlich geringer als in der normalen Dr\u00fcse. Allein ein bestimmtes Ul heil ist dar\u00fcber noch nicht m\u00f6glich, bevor nicht zuverl\u00e4ssige Krinittelungen \u00fcber die Quantit\u00e4t des normalen Jodgehaltes i ei Schilddr\u00fcse beim Menschen vorliegen. Ich enthalte mich desshalb schon jetzt Schl\u00fcsse, zu denen die zuletzt genannte Beobachtung aufzhfordern scheint, zu ziehen. Weitere Wr-suche werden bald \u00fcber die hier in Betracht kommenden Fragen Gewissheit versch\u00fctten.\nAuch in der Schilddr\u00fcse vom Schwein wurde Jod nachgewiesen. Hier schien die Menge des Jod? wesentlich kleiner\nzu sein als in der Thyreoidea vom Menschen oder vom Hammel.\t\u25a0\t'\n, j\u2018e T.liy.musdr\u00fcse vom Rind enth\u00e4lt dagegen kein \u2022 o( oder, richtiger gesagt, keine durch unser Verfahren nachweisbare Menge von Jod. Auch das Casein der Milch, ferner Iornsubstanz, Mutterlaugen von der Tyrosinbereitung gaben keine Jodreactiori.\nEin Pr\u00e4parat der Nucleins\u00e4ure, welches ich meinem\nreunde Prof. A. Kossel in Marburg verdanke, erwies sich gleichfalls als ganz frei von Jod.\t;","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"Nicht wenige und zum Theil altbekannte Thatsachen erscheinen, nachdem das Thyrojodin als eine Jodverbindung erkannt ist, in einem neuen Lichte. In erster Linie kommt hier in Betracht die Jodbehandlung der Kr\u00f6pfe. Es ist jetzt verst\u00e4ndlich, wesshalb letztere dasselbe zu leisten vermag, wie die Schilddrusentherapie, worauf Kocher noch vor Kurzem hingewiesen hat. Wir gewinnen aber noch einen tieferen Einblick in diese Verh\u00e4ltnisse und k\u00f6nnen eine einfache Erkl\u00e4rung der Thatsache geben, die allen Beobachtern bei der Schilddr\u00fcsentherapie zuerst auffiel, dass n\u00e4mlich die Wirkung der Schilddr\u00fcsen \u00fcberraschend schnell sich zeigt und viol ! ni her, als es bei der Jodbehandlung der Fall ist, eint ritt. Denn die Zufuhr von Jod von Aussen erm\u00f6glicht oder beg\u00fcnstigt nur die Bildung desjenigen Stoffes, welcher in der normalen Schilddr\u00fcse producirt wird, und durch die Schilddr\u00fcsentherapie fertig gebildet dem Stoffwechsel zugef\u00fchrt wird. Es handelt sich dabei offenbar nicht um eine Wirkung! des freien Jods oder eines Jodsalzes, sondern um die Bildung derjenigen specifischen organischen Jodverbindung* welche wir in dem Thyrojodin soweit als m\u00f6glich isolirt haben. Dieser Vorgang scheint ganz \u00e4hnlich demjenigen der Aufnahme ties Eisens zu sein, dessen Wirkung dem Organismus auch er>t dann zu Statten kommt, wenn es in diejenige organische Eisenverbindung, aus welcher der Blutfarbstoff besteh\u00b0t, \u00fcbergef\u00fchrt ist.\nDie U ebereinst im mung hinsichtlich der Art und Weise der Wirkung des Jods und der Schilddr\u00fcsenbehandlung hat noch vor Kurzem Kocher veranlasst1), die Frage aufzuwerfen, ob die normale Schilddr\u00fcse Jod enthalte. Tschirch, welcher den Versuch ausf\u00fchrte, hat dabei ein v\u00f6llig negatives Resultat cihalten, was erkl\u00e4rlich ist, wenn er das Organ direct verascht hat, wobei die geringen Mengen Jod verloren gehen k\u00f6nnen. Ich habe mich indessen \u00fcberzeugt, dass man durch vorsichtiges Veraschen von 1 gr. trockener Schilddr\u00fcse vom Menschen oder vom Hammel mit Aetznatron und Salpeter\n') Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1895, S. 18.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ab\u2018ine recht ansehnliche Jodreaction erhalten kann. Nach einer approximativen Sch\u00e4tzung betr\u00e4gt der Jodgehalt der Schilddr\u00fcse vom Menschen und vom Schaf ca. ein Milligramm auf ein Gramm der trockenen Dr\u00fcse.\nAber keineswegs alle Fragen, welche sich auf die Kropfbehandlung beziehen, deren Kenntniss durch die Arbeiten Kochei s und seiner Sch\u00fcler sehr wesentlich erweitert woiv d\u00ab n ist, erscheinen im Lichte der neuen Thalsache leichter als bisher verst\u00e4ndlich. Hierher geh\u00f6rt besonders die Er-lahrung, dass unter Anderem der ausschliessliche Genuss von gekochtem Wasser nicht selten einen g\u00fcnstigen Einfluss auf den Kropf aus\u00fcbt. Ueber diese und \u00e4hnliche Fragen werden erst weitere Untersuchungen eine Aufkl\u00e4rung bringen k\u00f6nnen.\tB\nUm den Jodgehalt des Thyrojodins der Schilddr\u00fcse vom Schaf unzweideutig zu erkennen, verfahrt man in folgender Weise :\n25\u201430 gr. m\u00f6glichst vom Fett befreiter Schilddr\u00fcse werden mit ca. 100 ebem. lOprocentiger Schwefels\u00e4ure 4~K Stunden am R\u00fcckflussk\u00fchler gekocht, bis nahezu' Alles in L\u00f6sung gegangen ist. Die Fl\u00fcssigkeit wird in Eiswasser ab-gek\u00fcklt und filtrirt. (Beigemengtes Fett, das auf der Fl\u00fcssigkeit schwimmt, kann in der Hauptsache direct beseitigt werden.) Der geringe braunget\u00e4rbte Niederschlag\u2019) wird mit Wasser gewaschen, und sammt dem Filter in 250 ebem. Weingeist von ca. 85 Procent vertheilt, und mit siedendem Weingeist 2 3 Mai extrahirt. Die heissflitrirten weingeisligeij Extrade werden zur Trockene verdunstet, mit wenig Aelz-natron und einigen Tropfen Wasser in einen Silbertiegel ge-braclit und nach Zugabe einiger Salpeterkrystalle gelinde gegl\u00fcht. Die erkaltete Schmelze l\u00f6st man in Wasser, s\u00e4uert uacli dem Erkalten mit wenig concentrirter Salpeters\u00e4ure an, \u00abml sch\u00fcttelt die Fl\u00fcssigkeit mit 3\u2014ti .cbcrn. Chloroform, welches durch das abgeschiedene Jod sich -f\u00e4rbt. 'In der\nb Geringe Mengen \u00abJ\u00ab*r Jod Verbindung gehen hierbei in die l,d-*'ing \u00fcber.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"Schmelze ist immer heim Ans\u00e4uern frei\nso viel Nitrit enthalten, dass das Jod wird.\nWer ge\u00fcbt ist und sorgf\u00e4ltig arbeitet, kann schon mit einer viel geringeren Menge der Schilddr\u00fcse den Jodgehalt des Thyrojodins nach weisen.\nStatt mit Schwefels\u00e4ure zu kochen, kann man die frischen Schilddr\u00fcsen auch mit k\u00fcnstlichem Magens\u00e4fte verdauen, wobei das Thyrojodin mit den Nucle\u00fcns\u00e4uren ungel\u00f6st bleibt. Aus dem abfiltrirten fein flockigen Niederschlage, welcher nach der Verdauung in der Fl\u00fcssigkeit suspendirt ist, extrahirt man das Ihyrojodin gleichfalls mit heissem Weingeist und verfahrt weiter wie oben angegeben wurde.\nDie Entdeckung der organischen Jodverbindung in der Schilddr\u00fcse stellt den Experimentator vor eine lange Reihe von Fragen und er\u00f6ffnet ein neues Gebiet der Untersuchung, dessen Bearbeitung wohl noch manch \u00fcberraschendes Resultat ans Licht f\u00f6rdern t\\vird.\nDie interessante 1 hatsache, dass ein bestimmtes Organ <les K\u00f6rpers bef\u00e4higt ist, einen in ungeheurer Verd\u00fcnnung <lem letzteren zugef\u00fchrten Stoff selectiv aufzuspeichern und m eine functioneil wichtige Verbindung \u00fcberzuf\u00fchren, tritt kaum irgendwo so klar vor Augen, als bei der Jodverbindung der normalen Schilddr\u00fcse. Es liegt nahe, die hier gewonnenen Erfahrungen auch f\u00fcr die Untersuchung anderer Organe,\nwelche in der Organotherapie Verwendung finden, zu%er-wert heu.\nLeber die Frage, ob und in welchen anderen Organen des K\u00f6rpers Jod sich findet, und wo die Quelle der Jodzufuhr bei Menschen und Thieren zu suchen sei, m\u00f6chte ich mich heute noch nicht aussprechen, ebensowenig \u00fcber die Art der Bindung des Jods, ob ein gew\u00f6hnliches Jodsubstitutionsproduct vorliegt, oder eine Jodo- oder Jodoso-Verbindung.\nNicht unerw\u00e4hnt darf aber bleiben, dass \u00fcber das Vorkommen von Jod in allen Organismen und fast \u00fcberall an der Erdoberfl\u00e4che schon eine ganze Literatur existirt. Chat i n1)\n\u2018) CompL rend.. XXXI, S. 280. Jahresber.d. Chern. 1850, S. 208.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"y\n329\nV'\nglaubte sich uberzeugt zu haben, dass die Luft-, Hegen- und Sclmeewasser, wie das Flusswasser, \u2022 alle Pflanzen, die \u00abe-gonenen Getr\u00e4nke, die Milch, die Eier, die Ackererde Jod enthalten. Chatin stellte bald nachher (1851) die Lehre vom normalen Jod auf, nach welcher Ccctiuismus und Kropf in solchen Gegenden auftrelen sollen, wo das Jod im Trinkwasser ganz oder fast ganz fehle. Diese mit grosser Beharrlichkeit von Chat in verfochtene Lehre verlor aber das \"i i!\u201cerst von Vlelen Seiten geschenkte Interesse, weil die' Annahme, auf welche sie begr\u00fcndet war, als irrig erkannt wurde Macdonald, Luca, Nadler und viele-Andere bestritten durchaus das Vorkommen des Jods in der Luft und\n\"\" \"assei- auf Grund ihrer eigenen Versuche, und Chatin wurde der Vorwurf gemacht, dass die von ihm verwendeten oagentien nicht jodfrei gewesen seien. Damit licl auch die llieone, obwohl Chat in an de. Richtigkeit seiner Versuche fes hielt, der Vergessenheit anheim. Seit mehr als :I0 Jahren galt diese Frage f\u00fcr erledigt.\nNicht selten ist Jod mit Sicherheit in der Asche von Lain pflanzen nachgewiesen worden. In der . aus Melasse bereiteten Pottasche haben Fehling*) und Andere sein Vorkommen gezeigt , crsterer hat den Jodgehalt quantitativ be-stimmt.\nDass es nicht nur in den Pflanzen, sondern auch h. den I hieren des Meeres sich findet, ist schon seit langer Zeit bekannt. Immer aber handelt es sich dabei um sehr kleine engen von Jod. Es wird von Interesse sein, zu ermitteln, ob auch die Laminaria- und Fucus-Artcn, welche die relativ gr\u00f6ssten Mengen Jod besitzen, das Jod in einer organischen\norbindung cnthal(cn uml ob das Jod bei diesen Pflanzen als \u25a0\u2022ui zuf\u00e4lliger oder nolhwendiger Bcstandtheil anzusehen ist.\nNach Abschluss der vorstehenden Versuche erhielt ich \u2019 von Herrn Dr. S. Fr\u00e4nkef seine Abhandlung \u00ab lieber Thyreo-\nder physiologisch wirksame Beslandtheil der Thv-reoidea \u00bb (Wiener med. Bl\u00e4tter 1895, Nr. 18). Der von\n*) A\"i,. ,|. Chem., RI.75. S.i*. .lahiv.lpcr, ,1. Chem. Isr.i *775.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nFrankel dargesteUte K\u00f6rper, welchem die Formel CflIl1|A\\-0. zugeschrieben wird, steht nach Art der Gewinnung und nach s\u00bb*inen Eigenschaften in gar keiner Beziehung zu dem von Boos und mir untersuchten Thyrojodin. Da entscheidende physiologische Versuche mit dem K\u00f6rper Fr\u00e4nkel\u2019s noch nicht angestellt sind, d\u00fcrfte \u00fcber die Art seiner Wirkung ein sicheres Uri heil zur Zeit \u00fcberhaupt noch nicht m\u00f6glich sein.\nln einer tolgenden Mittheilung werde ich in Gemeinschaft\nmit Herrn Dr. Roos \u00fcber die Darstellung des Thyrojodins, bei welcher wir einen wesentlich anderen Weg als alle diejenigen, welche mit dieser Frage sich bis jetzt besch\u00e4ftigten, eingeschlagen haben, eingehend berichten. Die an sich aulf\u00e4llige Thatsache, dass die von uns isolirte wirksame Substanz in kaltem Wasser fast unl\u00f6slich ist, w\u00e4hrend ander\u00ab-Experimentatoren Glycerin- und Wasser - Extrade bereiteten, welche wenigstens einen wesentlichen Tlieil der Substanz ent-\nhielten, wird dabei n\u00e4her er\u00f6rtert werden.\nF rei burg i. B., Anfang December 1805.","page":330}],"identifier":"lit17080","issued":"1895-96","language":"de","pages":"319-330","startpages":"319","title":"Ueber das normale Vorkommen von Jod im Thierk\u00f6rper. (I. Mittheilung)","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:08:38.455194+00:00"}