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{"created":"2022-01-31T12:57:41.735470+00:00","id":"lit17084","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winternitz, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 21: 387-391","fulltext":[{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchung einer hydropischen Gallenblasen-\nflUssigkeit.\nVon\nl>r. Hugo Winternitz,\nAssistenten am hygienischen Institut in Berlin \u00fcmheien, Assistenten am physiol.-cheui. Institut in Strassburg).\nUns dem physiologisch\u2022cheiuisfhfii Institut zu Strasshur\u00ab i (Der Redaction zugegaugen am 11. December 18\u2018t.'..)\nIm Aultrage meines verstorbenen Chefs, des Herrn Pro lessors Hoppe-Sey 1er, habe ich die Untersuchung einei Gallenblasenfl\u00fcssigkeit, einen Fall von Hydrops yesica\u00e8 fell.-a. bei reffend, ausgef\u00fchrl. Ich entspreche seinem ausdr\u00fccklicher Wunsche, wenn ich im Nachfolgenden \u00fcber,das Ergebnis\u00ab derselben berichte. Die mir \u00fcbergebene Fl\u00fcssigkeit, weicht gleichzeitig die ganze in der Gallenblase angesammeHe Meng\u00ab darstellte, betrug 145 ebem. Diese Quantit\u00e4t reichte zwai niclit aus, um eine nach allen Richtungen hin ersch\u00f6pfend, und exacte Analyse zu erm\u00f6glichen, gen\u00fcgte aber gleichwohl zur Untersuchung aller Fragen. welche f\u00fcr die Charakl- ri-strung der Fl\u00fcssigkeit in Betracht kommen. Aus diesem Grunde .und namentlich, weil \u00fcber \u00e4hnliche Befunde nur sehr sp\u00e4rliche Angaben vorliegen, glaube ich, dass die nachfolgende kurze Mitlheiiung nicht ohne jedes Interesse sein d\u00fcrfte.\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde dem Institute von Herrn Professor v. II k : i \u00ab s'h a U s e n \u00fcbergeben und entstammte der ebir. Abtlieiliii.g des Herrn '\u2022 J. ll1\"eckel a\"\u2018 D\u00fcrgerspital. Her Fall betrifft. \u00abvie ich der Kranken-Sesthichte entnehme, eine Frau von iS Jahren, bei der Selunerzen io I.-' ^IhW*\u00abI seil Februar audauerlen. Am 27. VII. |8!I5 laparotomie \"notion der Gallenblase. \u00ab1er \u00abInclus cyslirus war durch acht Gallenstein,\u2019 verlegt. Die Fl\u00fcssigkeit wurde ohne jeden Zusatz aufgefahgen und zur 1 \u00bbliersuchung \u00fcbergeben.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nDas Gewicht der gesammten Fl\u00fcssigkeitsmenge betr\u00e4gt 155,50 gr. Die Fl\u00fcssigkeit ist farblos, bei auffallendem Licht\u00ab* schwach opalescirend, geruchlos, tr\u00e4ge tropfbar, massig faden-zh*hend und reagirt neutral.\nUm \u00fcber di$ Natur der Fl\u00fcssigkeit Aufschluss zu erlangen, wurden zun\u00e4chst folgende Reactionen angestellt: In ca. 10 ebem. der Fl\u00fcssigkeit erzeugen zwei Tropfen einer zehn-procentigen Essigs\u00e4ure eine deutliche Tr\u00fcbung, die bei weiterem Zusatz von Essigs\u00e4ure unver\u00e4ndert bleibt und auch im Uebev-sehusse nicht l\u00f6slich ist. Ein Niederschlag setzt sich selbst nach l\u00e4ngerem Stehen nicht ab, gleichwohl resuitirt beim Fil-tfiten ein v\u00f6llig klares Filtrat. Dieses gibt nach vorsichtiger Neutralisation keine wie immer geartete Eiweissreaction. Die urspr\u00fcngliche Fl\u00fcssigkeit zeigt auf Zusatz einer Spur Salzs\u00e4ure eine deutliche Tr\u00fcbung, die beim geringsten Salzs\u00e4un-\u00fcberschliss verschwindet. Mit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankallum erh\u00e4lt man eine geringe Tr\u00fcbung, die im Wesentlichen auf dem Essigs\u00e4urezusatz zu beruhen scheint. Beim Kochen, auch unter vorsichtigem Essigs\u00e4urezusatz, tritt keinerlei Ver\u00e4nderung ein. Keine Biuret reaction in der K\u00e4lte, beim Erhitzen gering Vjolettiarbung, aber keine Reduction des Kupferoxyds. Auch nach einst\u00fcndigem Kochen einer Probe unter Schwefels\u00e4uie-zusatz tritt keine Reduction von Kupferoxyd ein. Cholestearin fehlt vollst\u00e4ndig.\nDie angef\u00fchrten Reactionen beweisen, dass die Cysten-ll\u00fcssigkeit kein Eiweiss, vor allein kein Serumeiweiss, dagegen Gallennmcin enthielt. Daf\u00fcr spricht das Verhalten zu Essigs\u00e4ure und Salzs\u00e4ure einerseits und das Fehlen jeder sonstigen Eiweissreaction andererseits. Zucker oder ein Kupferoxyd ivducirender K\u00f6rper ist nicht vorhanden. Auch das Ausbleiben der Reduction nach dem Kochen unter Schwefels\u00e4ure-zusatz spricht f\u00fcr das Vorhandensein des durch die anderen Reactionen schon sichergestellten Gallennmcin. Die schwach\u00ab* Biuretreaction beim Erhitzen entspricht bei dem Fehlen ander\u00ab ? Ei weissk\u00f6rper dem vorhandenen Mucin. Die Pet t\u00e9n ko forsche Gallens\u00e4urereaction fiel negativ aus und die Anwesenheit von Gallonf\u00e4rbstoffon war bei der Farblosigkeit der Fl\u00fcssigkeit\n\u00ab\u2022","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"X\n380\nvon vornherein ausgeschlossen. Eine kleine Probe der Fl\u00fcssigkeit mit St\u00e4rkekleister digcrirt, ergab keinerlei 'diastolische Wirkung. Somit war durch diese qualitative Pr\u00fcfung fest-gestellt, dass die Fl\u00fcssigkeit von allen der Galle eigent\u00fcmlichen K\u00f6rpern nur mehr Mucin enthielt, dass aber auf der anderen\nSeite auch kein f\u00fcr ein Transsudat oder Exsudat sprechender Ei weissk\u00f6rper vorhanden war.\nQualitative A sch einmal y se. Im w\u00e4sserigen Auszug der Asche (aus lOcbcm. der Fl\u00fcssigkeit, welche zur Bestimmung \u00ab{es Trockenr\u00fcckstandes und der Asche gedient hatten) sind nachweisbar:\nSchwefels\u00e4ure, durch Zusatz von Salzs\u00e4ure und Baiyumchloi\u00eed geringer in Salzs\u00e4ure unl\u00f6slicher Niederschlag.\nChlor, durch Zusatz von Silbernitrat in Ammoniak l\u00f6slicher, in Sal|>eter-s\u00e4ure unl\u00f6slicher, reichlicher weisser Niederschlag.\nPhosphors\u00e4ure nicht nachweisbar.\nCalcium als Calciumoxalat in geringer Menge nachweisbar.\nNatrium durch Flammenreaction und F\u00e4llung mit KaUimipyf.nintii.mnat' deutlich nachweisbar.\nKalium ist nicht vorhanden.\nDer salzsaure Auszug der Asche bleibt hei Febers\u00e4ttigung \u201e,it Ammoniak unver\u00e4ndert klar und farblos, Calcium ist \u00ablarin deutlich nachweisbar Magnesium in zweifelhaften Spur\u00e8h, Phospors\u00e4ure fehlt. Dangen lass\u00abm einige ehern. der Cystenfl\u00fcssigkeit, zur Trockne verdampft, mit Salpeter gegl\u00fcht, in der Schmelze Phosphors\u00e4ure in Spuren nach-weisen (mit Molyhd\u00e4ns\u00e4ure nach Uebers\u00e4ttigung mit Salpeters\u00e4ure). Di\u00abse geringe Menge an Phosphors\u00e4me entspricht ohne Zweifel dem im Mucin vorhandenen Phosphor.\nQuantitative Bestimmungen. Spec. t\u00ee\u00e9w. im Geissler-s eh en Pyknometer: Cystenfl\u00fcssigkeit von 24\" C. 19,2072 gr ' destillirtes Wasser von 24,0\u00b0 C, 19,1380 gr. Sp. G. =\u00bb 1,0007 gr.\nI rockenr\u00fcckstand und Asche. 10chcm. entsprechend 10,0043 gr. Cystenfl\u00fcssigkeit ergaben 0,0970 gr. Trockenr\u00fcckstand und 0,08*3 g, neutral reagirende Asche. In 100 \u00ab-hem. Fl\u00fcssigkeit sin d demnach enthalten 0,976 g r. R\u00fcckstand, wovon 0,093gr; \u00ab\u00bb,-;\u00ab-uische und 0,883 gr. anorganische Subs t anz betreffe \u201e.\nSf iekstoffhestimmiing nach Kjeldahl. In lOcbcm. Fl\u00fcssigkeit (wegen Mangel an Material musste ich auf eine Parallelhestim-mung verzichten) wurden* 1,4 mgr. N gefunden.- ln 1:00 ehern.\nF 1 fi ^ i g k e i t s i n d d e m n ac h 0,014 gr. S t i \u00ab\u2022 k s t o ffnt h a I te n. Dies w\u00fcrde (mit 0,25 multiplied!) einer Mueinm\u00e8n-e von 0,0875 gr. entsprechen. An organischer Substanz (berechnet aus dem Gl\u00fchverlust) waren, wie angef\u00fchrt. 0.093 gr. ermittelt worden. .","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nA sclie. 80ehern, wurden nach Trocknung auf dem Wasserbad\u00ab im Platin lieget verascht, mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure unter Erw\u00e4rmen extrahirt, der essigsaure Auszug auf 100 ehern, gestellt und in der einen H\u00e4lfte Calcium, in der anderen Chlor und Schwefels\u00e4ure bestimmt. Es wurden gefunden 0,0116 gr. CaO, 0,462 gr. CI nnd 0,015 gr. S03 (f\u00fcr je lOOcbcm. Fl\u00fcssigkeit berechnet).\nHei der Aschenanalyse wurde zun\u00e4chst auf die Bestimmung des Calcium R\u00fccksicht genommen, weil ein hoher Calciumgehalt als urs\u00e4chlich f\u00fcr die Bildung der Gallensteine, welche in diesem Falle den Verschluss des ductus cysticus herbeigef\u00fchrt hatten, h\u00e4tte herangezogen werden k\u00f6nnen. (Die Gallensteine selbst zu untersuchen war mir keine Gelegenheit geboten.) \\ on einer solchen Beziehung kann hier bei dem ausserordentlich geringen Calciiimgehalt nicht gut die Rede sein. Auffallend ist der grosse Chlorgehalt, der auf Natrium allein bezogen, da Kalium nicht nachweisbar war, einem Gehallt\u00bb an 0,761 gr. Na CI entspr\u00e4che.\nDie einschl\u00e4gige Literatur enth\u00e4lt, wie Eingangs erw\u00e4hnt, nur sp\u00e4rliche Angaben \u00fcber die chemische Untersuchung \u00e4hnlicher hydropischer Gallenblasen-Fl\u00fcssigkeiten. Es wird angegeben, dass bei Verschluss des Blasenhalses, beziehungsweise des ductus cysticus eine Resorption des galligen Inhaltes statt findet und an dessen Stelle eine farblose, mehr oder weniger ser\u00f6se Fl\u00fcssigkeit tritt, welche bald schleimig-sy(iovia\u00e4linlich, bald albumenhaltig ist und demnach als Secret taler als Transsudat, unter Umst\u00e4nden als Exsudat tier Gallenblasenwand aufzufassen ist. Die genauere Analyse eines Falles von Hydrops cystidis felleae gibt F rendis1). Darnach war die proeentisehe Zusammensetzung der Fl\u00fcssigkeit folgende: \u00abWasser 98,27\u00b0/0, feste Bestandteile 1,73\u00b0/0, davon waren organische Stolle, Schleim etc. 1,GO, Alkalien 0,0G, Erden 0,07. In einem anderen Falle war Eiweiss in gr\u00f6sserer Menge vorhanden, Gallenpigment und Gallens\u00e4uren fehlten\u00bb. Die von mir untersuchte Fl\u00fcssigkeit enthielt wesentlich weniger feste Bestandteile, 0,97\u00b0/0, und von diesen betraf nur ein kleiner Bruchteil organische Substanz , w\u00e4hrend der \u00fcberwiegende Anteil, 0,88\u00b0/0, anorganischer.Natur war.\n\u25a0) l'i'crichs, Klinik der Leberkrank hei ten 1861, II. 8.44t*.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"391\nDie untersuchte Fl\u00fcssigkeit cliarakferisirt sich demnach als ein Secret der Gallenblasenwand. Von allen in Betracht kommenden Gallenbestandlheilen war nur Mucin vorhanden, das von der Schleimhaut der Qallenblase offenbar in derselben Qualit\u00e4t bereitet wird-wie von den Galleng\u00e4ngen. Frerichs gibt in zwei Analysen normaler menschlicher Galle1) den Gehalt an anorganischen. Stoffen zu 6,5 bezw. 7,7 p. m. an, v. Gorup-Besanez\u2019) in zwei F\u00e4llen zu 10,8 und 6,3. Die in der vorliegenden Cystend\u00fcssigkeit bestimmte Menge betrug 8,8 p. m. Man darf daraus vielleicht den Schluss ziehen dass die anorganischen Stoffe von der Gallenblasenwand ungef\u00e4hr in den gleichen procentischen Mengen geliefert werden wie von den Galleng\u00e4ngen.\nln der nachfolgenden Tabelle stelle ich die Hauptergebnisse der ausgef\u00fchrten Analyse (I) summarisch in Vergleich zu der von Frerichs (II) und zwei weiteren einschl\u00e4gigen Untersuchungen von K\u00f6hl (III)3) und Terrillon (Refer.) (IV)4).\nDie sonstigen Angaben in der Literatur5) sind r\u00fccksidit-hch der chemischen Untersuchung unvollst\u00e4ndig, wie denn namentlich die aut den Mucingehalt und auf Eiweiss gerichteten Untersuchungen zumeist nicht ausreichend sind.-\nHydrops < vst. feil.\tWasser.\tFeste Stoffe.\tAnorg. Stoffe,\tOrganische Bestandtheile.\n' :\t99.03%,\t0.97%\t0,88 %\t0,093 Mucin, kein Eiweiss.\n* |\t98,27 \u00bb\t1,73 \u00bb\t0,13 \u00bb\t1,00 Schleim etc.\nIII.\t1 98,80 \u00bb\t1,19 >\t0,93 \u00bb\t0,17 Eiweiss.\n- IV. |\t98,90 \u00bb : .'\u25a0:\t1,10 \u00bb\t0,94 \u00bb \u25a0\t0,10 Eiweiss und Mucin.,\n') French s\u2019 \u00abUntersiichiiiigon fiber \u00aballe iiV*.j\u00bbliysiwW. und patholug. Beziehung\u00bb, 1845.\n) v. G or ti p'Be-sa n ez. Lehrbuch tier physiol. Chemie. 3. \u00c4ufl. ') Correspondenzblatt I. .Schweizer Aerzte 1880, Nr. 8 ) Bulletins et M\u00e9moires de la Soci\u00e9t\u00e9 de Chirurgie tie Paris 18MO\nxvi, s. m.\n\u25a0\\> Die einschl\u00e4gige Literatur findet sich zusammengestelU in der hi.-I)iss. v. Moritz Kleefeld: \u00ablieber die hei Ponction, Operation und Motion der Gallenblase eonstatirten patholog. Vei\u00e4ndenmgen d\u00e9s Inhalts derselben etc.\u00bb, Strasshurg 1*94.","page":391}],"identifier":"lit17084","issued":"1895-96","language":"de","pages":"387-391","startpages":"387","title":"Chemische Untersuchung einer hydropischen Gallenblasenfl\u00fcssigkeit","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:57:41.735476+00:00"}