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{"created":"2022-01-31T14:34:06.512341+00:00","id":"lit17106","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 22: 188-190","fulltext":[{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Bildung von Thymin aus Fischsperma.\nVon\nA. Kossel.\nErhitzt man Nucle'ins\u00e4ure f\u00fcr sich oder mit sehr verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren in w\u00e4sseriger L\u00f6sung, so werden die Nucleinbasen abgespalten und es bildet sich die von mir und Herrn Albert Neu mann gemeinsam beschriebene Thym ins\u00e4 u re*), welche bei weiterer Spaltung das Thymin1) liefert. Dieser letztere K\u00f6rper kann aus dem Gemisch der Spaltungsproducte der Nucle'ins\u00e4ure erhalten werden, nachdem man die basischen Stoffe durch F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure entfernt hat. Das Thymin befindet sich im Filtrat und wird als ein sch\u00f6n krystallisirter K\u00f6rper von der Formel CfH#NtOt erhalten, der weder saure noch alkalische Eigenschaften besitzt und sich durch Sublimirbarkeit auszeichnet.\nVor Kurzem hat Herr Schmiedeberg3) bei der Bearbeitung des Nachlasses von Mi es eher die aus Lachssperma gewonnene Nucleins\u00e4ure der Spaltung unterworfen, das Re-actionsproduct ebenfalls mit Phosphor wolframs\u00e4ure gefallt und aus dem Filtrat, wie zu erwarten war, das Thymin ebenfalls erhalten. Die Analysen der zweiten Krystallfraction Schmiedeberg\u2019s stimmen mit der von uns aufgestellten Formel \u00fcberein und die Gleichartigkeit der Eigenschaften l\u00e4sst keinen Zweifel an der Identit\u00e4t dieses K\u00f6rpers mit dem zwei Jahre vorher auf-\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. 22, S. 74.\n2) Ber. d. Deutschen ehern. Ges., 1894, S. 2215.\n*) Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Bd. 37,\nS. 100.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"189\ngefundenen Thymin zu. Trotzdem \u00e4ussert sich Herr Schmiede-berg folgendermaassen: \u00abOb es mit dem heueren, ebenfalls \"adl dei' Formel C.H.\u00dc.O, zusammengesetzten Thymin von Kossel und Neumann identisch ist, kann vorl\u00e4ufig mit Sicherheit nicht entschieden werden.\u00bb Bei dieser Sachlage \u00bbieht Herr Schmiedeberg sich gen\u00f6thigt, einen neuen Namen, \u00abNucleosin\u00bb, f\u00fcr das Thymin aufzuf\u00fchren, so dass man nun wohl eine Zeit lang das \u00abNucleosin\u00bb als ein beson-ilcres Spaltungsproduct der Nucleins\u00e4ure neben dem Thymin in der Literatur vorfinden wird.\nUm dieser Verwirrung vorzubeugen, habe ich jeden Schein eines Zweifels an der Identit\u00e4t beider K\u00f6rper zu heben ver-.-ucht. Ich habe das Thymin aus dem Fischsperma dargestellt und eine vollkommene Uebereinstimmung mit dem von Neumann und mir fr\u00fcher beschriebenen Spaltungsproduct der Thymusnuclemi\u00e4ure erwiesen.\nDa mir eine hinreichende Menge Lachssperma nicht zur Verf\u00fcgung stand, benutzte ich das Sperma des St\u00f6rs. Die Verarbeitung geschah in folgender Weise :\nDie aus den zerhackten Hoden mit Wasser gusgesch\u00fct-lelte Spermamasse wurde mit Essigs\u00e4ure coagulirt, filtrirt, mit Alkohol ausgekocht und mit Aether ersch\u00f6pft, sodann zur Entternung des Sturins mehrfach mit verd\u00fcnnter Schwefel->\u00e4ure ausgezogen. 434 gr. des lufttrockenen R\u00fcckstandes wurden mit 4 Liter 0,5procentiger Schwefels\u00e4ure zur Abhaltung der Nucleinbasen \u2019/, Stunde auf dem Wasserbade uigerirt, filtrirt und ausgewaschen. Der R\u00fcckstand wurde sodann behuts Spaltung der Nucleins\u00e4ure mit 3600 ebem. einer Mischung von 2 Thl. Wasser und 1 Thl. conc. Schwefels\u00e4ure S S,unden am R\u00fcckflussk\u00fchler gekocht, das Reactionsproduct mit einem Ueberschuss von Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt und 3 Tage zur v\u00f6lligen Abscheidung des Niederschlages stehen gelassen. Das Thymin, obgleich an sich durch Phbsphor-wolframs\u00e4ure nicht fallbar, schied sich in diesem Falle zum gr\u00f6ssten Theil mit dem Phosphorwolframs\u00e4ure-Niederschlag wb. Nach dem Abfiltriren wurde der Niederschlag mit Wasser ausgekocht und das w\u00e4sserige Extract nach dem Erkalten","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nfiltrirt, das Filtrat durch Baryt von Phosphorwolframs\u00e4uro befreit, mit Quecksilberchlorid gefallt, filtrirt und das Filtrat nach Entfernung des Quecksilbers eingedampft. Es scheidet sich ein Krystallgemisch aus, aus welchem das Thymin leicht isolirt werden konnte. Die Ausbeute an dem mehrfach um-krystallisirten Thymin betrug ungef\u00e4hr 1,5 gr. Selbstverst\u00e4ndlich ist die Darstellung mit bedeutenden Verlusten verbunden.\nDie Analyse ergab folgende Zahlen:\nBerechnet f\u00fcr\nGefunden:\nC\t47,80\nH\t5,03\nN\t22,59\t(vol.)\n47,62\n4,76\n22,22\nEine Vergleichung dieses Pr\u00e4parats mit dem fr\u00fcher von uns dargestellten ergab v\u00f6llige Uebereinstimmung der Eigenschaften. Besondere Erw\u00e4hnung m\u00f6ge die Sublimirbarkeit und das Verhalten zu Silbernitrat') finden.\nSomit ist das Thymin auch als Spaltungsproduct der Nucleins\u00e4ure des St\u00f6rspermas nachgewiesen.\n') Siehe Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft 18\u00bb:{ Bd. 26 S 2754.","page":190}],"identifier":"lit17106","issued":"1896-97","language":"de","pages":"188-190","startpages":"188","title":"Ueber die Bildung von Thymin aus Fischsperma","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:06.512347+00:00"}