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{"created":"2022-01-31T13:02:38.536655+00:00","id":"lit17118","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Escombe, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 22: 288-306","fulltext":[{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Chemie der Membranen der Flechten und Pilze.\nVon\nF. Escombe.\n(Aus dem physiologisch*chemischen Institut zu Strassburg.)\n(I>cr Redaction durch Herrn Trof. Schmiedeberg zugegangen am 27. Juli 189\u00bb;.)\nEinige Wochen vor dem bedauerlichen Tode Hoppose y 1er*s hatte derselbe mich veranlasst, die Membranen des. isl\u00e4ndischen Mooses, Cetraria islandica, auf das Vorkommen von Chitin und Cellulose zu untersuchen.\nEine h\u00f6chst interessante Arbeit von Winterst ein\u2019) hat gezeigt, dass Chitin oder ein sehr \u00e4hnlicher K\u00f6rper in den Membranen der Pilze Agaricus campestris, Boletus edulk Morchella esculenta, Cantharellus cetarius, Polyporus officinalis, P. betulinus, P. squamosa und Pachyma Cocos vorkommt.\nDie Gegenwart dieser Substanz verursacht eine gelbe oder braune F\u00e4rbung der Membranen, wenn dieselben mit Jod und Schwefels\u00e4ure oder mit der Schulze'sehen L\u00f6sung behandelt werden, anstatt der blauen Farbe, welche Cellulose unter gleichen Bedingungen horvorbringt.\nNun ist es aber seit langer Zeit bekannt, dass dir Membranen von Algen aus Cellulose bestehen. Es war ab nach allemdem zu erwarten, dass man beide K\u00f6rper aus Flechten erhalten werde, da diese Pflanzen sowohl nach der Analyse von Sch wen den er als auch nach der Synthese von Bonnier bekanntlich aus einer symbiotischen Gemeinschaft von Pilzen und Algen bestehen.\n\n>, Dies\u00bb* Zeitschrift. B<1. XX. 1*04: 1hl. XXI. IS!*5,","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\nIch hielt mich bei der Untersuchung an die von Hoppe-Seyler entdeckte Thatsache, dass Chitin beim Erhitzen mit Aetzkali auf 180\u00b0 in Chitosan umgewandelt1) wird, Wahrend Cellulose unangegriffen bleibt1). Nun ist Chitosan in verd\u00fcnnten S\u00e4uren l\u00f6slich*), w\u00e4hrend Cellulose in denselben unl\u00f6slich ist; dadurch lassen sich beide trennen. Das Chitosan kann dann aus der sauren L\u00f6sung durch Alkali ausgel\u00e4llt werden.\nI. Versuche mit Cetraria islandica.\nDas zuerst benutzte Material war die k\u00e4ufliche Flechte, welcher aber immer viele andere Pflanzentheile beigemengt waren. Diese entfernte ich m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig mittelst einer kleinen Zange oder einer Nadel. Diese mechanische Reinigung bot Schwierigkeiten dar, weil einige der St\u00fccke ungemein {\u00bb\u20224 an der Flechte hafteten. Es war aber nicht m\u00f6glich, in dieser Weise alle Beimengungen zu entfernen. Desshalb benutzte ich sp\u00e4ter nur Exemplare der Flechte, welche ich in den Vogesen frisch gesammelt hatte; diese waren viel besser ausgewachsen und freier von fremden Pflanzentheilen. Es war leichter m\u00f6glich, viele der anhaftenden St\u00fccke w\u00e4hrend der Behandlung wegzuwaschen.\t'\nDas Extrahiren geschah in einer ziemlich grossen Flasche, und ging in der folgenden Weise nach der von Pa y eh*) benutzten Methode vor sich:\nDie Cetraria wurde zuerst 3*/2 Stunden mit 9Gprocentigem Alkohol gekocht, und blieb einen Tag4) darin liegen; darauf wurde sie wieder 3\u2019/, Stunden erhitzt. Der Alkohol wurde >\u00b0dann abgegossen und die Flechte mit Aether versetzt; in diesem blieb sie einen Tag liegen. Hierauf wurde der Aether abgegossen, die Flechte mit destillirtem Wasser abgesp\u00fclt und\n*) Hoppe-$eyler. Ber. d. deutsch, chem. Ges., 1804; S. :{:t29; Aruki, diese Zeitschrift, Bd. XX, S. 502.\n2) Hoppe-Seyler, diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 77.\ns) H u s e m a n n * H i 1 g e r, \u00ab Die Pflanzenstoffe \u00bb, Lichenin.\n4) Dieses Wort bedeutet hier und hiernach eine Zeit von 20\u201424 Stunden.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nmit einer lprocentigen L\u00f6sung von Schwefels\u00e4ure \u00fcbergossen; darnach stand die Flasche noch einmal einen Tag unberulut. Die S\u00e4ure wurde alsdann abgegossen, das isl\u00e4ndische Moos mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausgewaschen und mit einer 1 procentigen L\u00f6sung von kry'stallisirtem Natrium-Carbonat versetzt; in dieser L\u00f6sung blieb die Cetraria einen Tag. Der braunget\u00e4rbte Extract wurde weggeworfen, das Extrahiren wiederholt, bis der Extract nur wenig gef\u00e4rbt erschien. Sodann wurde die Flechte bis zum Verschwinden der alkalischen Reaction ausgewaschen und darauf mit dem mehrfachen Volumen von dest. Wasser in einer grossen Schale auf dem Wasserbad 1\u20142 Stunden erhitzt, wodurch viel Lichenin ausgezogen wurde. Diese Behandlung wurde wiederholt, bis Alkohol nur einen unbedeutenden Niederschlag von Lichenin gab.\nDurch dieses Verfahren hat die Flechte an Volumen sehr abgenommen; wie oft aber auch das Auskochen mit Wasser geschehen mochte, so war es doch niemals m\u00f6glich, die Flechte zu zerst\u00f6ren, mit anderen Worten: die Pilz-Hyphen wurden niemals vollst\u00e4ndig aufgel\u00f6st, was auf die Gegenwart einer in den Extractionsmitteln unl\u00f6slichen Substanz oder mehrerer solcher hindeutete.\nMit der Schulze\u2019sehen L\u00f6sung behandelt, nahmen die Flechtenstucke, welche vorher gelblich aussahen, eine blau-schwarze Farbe an. Die Untersuchung mit der Lupe deutete auf eine F\u00e4rbung der Algen-Membranen hin, w\u00e4hrend die Hyphen bloss hell br\u00e4unlich gef\u00e4rbt erschienen, was durch die mikroskopische Untersuchung best\u00e4tigt werden konnte.\nDas Lichenin wurde aus dem w\u00e4sserigen Auszug mit Alkohol ausget\u00e4llt und f\u00fcr die sp\u00e4tere Bearbeitung aufbewahrt\nDie von Lichenin befreiten Flechtenst\u00fccke wurden zum Abtropfen auf einen Trichter gebracht, sodann in einer Rotorte mit ungef\u00e4hr der zehnfachen Menge von Aetzkali auf dem Oelbade erhitzt und um 180\u00b0 C. einige Zeit erhalten, so zwar, dass die Temperatur einige Male bis 180\u00b0 erh\u00f6ht und dann bis 175\u00b0 erniedrigt wurde. Nach der Abk\u00fchlung wurde die Schmelze in dest. Wasser aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung stark","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"291\nverd\u00fcnnt und durch m\u00f6glichst wenig Asbest abfiltrirt. Diese alkalische L\u00f6sung wurde nicht untersucht.\nDer R\u00fcckstand, welcher \u00e4usserst fein v\u00e8rtheilt war, wurde mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausgewaschen. Bei der mikroskopischen Untersuchung einiger dieser St\u00fcckchen zeigte es sich, dass die Hauptmasse aus losen Algenzellen der Cetraria bestand. Ausserdem waren liie und da Bruehtheile von Hyphen sichtbar, welche aber, sofern ich dies beurlheilen konnte, nicht als diejenigen der Cetraria, sondern als solche fremder, beigemischter Flechten anzusehen waren. Jedenfalls war ihre Zahl \u00e4usserst gering. Es waren weiter viele Fetzchen von Laubmoosen und h\u00f6heren Pflanzen zu unterscheiden.\nEs wurde sodann noch etwas von .dem schlammigen R\u00fcckstand mit Chlorzink-Jod (der Schulze\u2019sehen) L\u00f6sung behandelt und mikroskopisch untersucht; es erwies sich, dass die Aigen-Membranen ein sch\u00f6nes Blau angenommen hatten. Die fraglichen Hyphen, welche \u00e4usserst selten waren, zeigten eine violette F\u00e4rbung.\nDer R\u00fcckstand wurde alsbald sammt dem Asbest in ein kleines Becherglas gebracht und mit sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure \u00fcbergossen. Nach einem Tag wurde die saure L\u00f6sung, welche hell r\u00f6thlich braun gef\u00e4rbt war, wieder durch wenig Asbest abfiltrirt, und mit Natronlauge stark alkalisch gemacht. Kein Niederschlag entstand, was die Abwesenheit von Chitosan zu beweisen schien.\nDie Quantit\u00e4t des R\u00fcckstandes nach dem Schmelzen war \u00e4usserst gering im Verh\u00e4ltniss zu der verarbeiteten Menge von Cetraria. Nach dem Aussp\u00fclen mit dest. Wasser sah iler schlammige R\u00fcckstand hell br\u00e4unlich und gleichzeitig etwas grau aus. Die Essigs\u00e4ure schien etwas von demselben aufgel\u00f6st zu haben, was aber kaum Chitosan sein konnte.\nEine Portion des gut ausgewaschenen R\u00fcckstandes, welcher von der verd\u00fcnnten Essigs\u00e4ure nicht angegriffen war, wurde jetzt mit Chlorzink-Jod behandelt und mikroskopisch untersucht. Ich bekam dieselben Resultate wie in dem schon erw\u00e4hnten \u00e4hnlichen Versuch. Um festzustellen, ob die Algen-","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nMembranen aus Cellulose bestanden, behandelte ich, was von dem Rest \u00fcbrig blieb, mit der Schweizer\u2019sehen L\u00f6sung \u2019 i und s\u00e4uerte mit Salzs\u00e4ure an: es entstand ein verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig volumin\u00f6ser, flockiger, weisser Niederschlag, was di*) ** Gegenwart von Cellulose bewies. Der sp\u00e4rliche Rest, welcher nicht in dieser L\u00f6sung aufgel\u00f6st war, wurde alsdann mikroskopisch untersucht ; es war darin nichts zu finden ausser dunkelbraunen Pflanzentheilen und kleinen Partikelchen, deren Natur nicht festgestellt werden konnte. Daraus folgt, dass die Aigen-Membranen ganz sicher aus einer Cellulose bestehen. Es ist ersichtlich, dass der nach der Ans\u00e4uerung der Schweizer\u2019sehen L\u00f6sung auftretende Niederschlag theilweise aus den schon erw\u00e4hnten Theilchen h\u00f6here Pflanzen zusammengesetzt war.\nDieser Versuch wurde dreimal wiederholt und gab jedesmal dasselbe Resultat.\nUm etwas N\u00e4heres \u00fcber die Natur der in den Extractionsmitteln unl\u00f6slichen Substanz oder Substanzen zu erfahren, wurde eine in der beschriebenen Weise extrahirte Flechtenmenge mit \u00f6procentiger Schwefels\u00e4ure \u00f6 Stunden gekocht. Dabei gingen die Hyphen-Membranen vollst\u00e4ndig in L\u00f6sung; der unangegriflene R\u00fcckstand war ein Gemenge von losen Algenzellen, Fetzchen von h\u00f6heren Pflanzen und anderen Theilchen. Nach der Abk\u00fchlung wurde die freie S\u00e2ur\u00e8 mit Baryum-Carbonat neutralist und die Fl\u00fcssigkeit mit Thierkohle entf\u00e4rbt. Eine Portion der farblosen Fl\u00fcssigkeit wurde aut Pentosen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure und mit Anilin-Acetat gepr\u00fcft; keine rothe F\u00e4rbung entstand, was die Abwesenheit jener bewies. Noch eine Portion wurde auf d-Fructose mit dem Soli wan off\u2019 sehen Reagens (L\u00f6sung von Resorcin in Salzs\u00e4ure) gepr\u00fcft; auch dieser Versuch ergab ein negatives Resultat.\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde darauf bis auf ein ziemlich kleines \\ olumen abgedampft, von ausgeschiedenem Baryum-Carbonat\n*) Diese L\u00f6sung wurde durch Einwirkung von ziemlich starkem\nAmmoniak auf Kupferspiihne bereitet. Ihre Brauchbarkeit wurde jede-mal vor dem Versuch festgestellt.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\nabjiltrirt und noch einmal mit Thierkohle behandelt. Die jetzt ganz farblose Fl\u00fcssigkeit wurde bis zur Syrupconsistenz eingeengt, darauf mit 1,15 procentiger Salpeters\u00e4ure in hinreichender Quantit\u00e4t \u00fcbergossen und aut-dem Wasserbad unter fortdauerndem Umr\u00fchren bei gelinder Temperatur bis zum Syrup abgedampft. Beim Abk\u00fchlen schieden sich Mikro-krystalle aus der Mutterlauge in verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grosser Menge aus. Dieselben wurden auf einen Trichter gebracht und erst mit dest. Wasser und hierauf mit 90 procentigem Alkohol ausgewaschen. Der K\u00f6rper besass jetzt ein sch\u00f6nes sehneoweisses Aussehen. Nach dem Trocknen in einem mit concentrirter Schwefels\u00e4ure versehenen Exsiccator wurde der Schmelzpunkt bestimmt; derselbe wurde zwischen 212\u00b0 und -i3\u00b0 gefunden, welchen To liens*) und Wehm er*) als den richtigen f\u00fcr Schleims\u00e4ure angeben. Auch das Aussehen der Substanz wies mit ziemlicher Sicherheit auf Schleims\u00e4ure hin; trotzdem f\u00fchrte ich eine C- und H-Bestimmung mit derselben aus, um ihre Natur v\u00f6llig sicher zu stellen.\nBerechnet auf C6 H10Oh :\t0 e f u n <1 e n :\n0\t34,29 \u00b0|0\t34,17\nH\t4,70 \u00bb\t5,05\nDieses Resultat sichert die Identit\u00e4t dieser Substanz mit Schleims\u00e4ure.\nDie von der Schleims\u00e4ure abfiltrirte w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit, welche Salpeters\u00e4ure enthielt, wurde nach dem Verfahren \\on Toi lens*) aut die Gewinnung von Zuckers\u00e4urc verarbeitet. Die Fl\u00fcssigkeit wurde mit trockenem Kalium-Carbonat neutralis\u00e2t und darauf mit Essigs\u00e4ure stark anges\u00e4uert. Diese >aure L\u00f6sung blieb sodann eine Zeit lang stehen. Eine \u00e4usserst \u00abKinne Schicht von farblosen Mikrokrystallen bildete sich am Boden des Becherglases, welche wegen ihrer Sp\u00e4rlichkeit nicht untersucht werden konnten. Es war m\u00f6glich, dass dieselbe aus saurem zuckersaurem Kalium bestand, jedoch,\n\u2018) \u00abKohlenhydrate\u00bb, Bd. I, S. 314. s) Inaugural-Diss., G\u00f6ttingen, 1880, S. 40. >) Loc. cit., Bd. I, S. 308.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nwenn das der Fall war, hatte die Quantit\u00e4t von Glucose in der L\u00f6sung ganz minimal sein m\u00fcssen.\nDaraus folgt , dass die Hyphen - Membranen nach dem Extrahiren von Fetten, Oelen, Farbstoffen, bitteren Substanzen, Lichenin und sonstigen K\u00f6rpern wesentlich aus einem in den Extractionsrnitteln unl\u00f6slichen Anhydrid der Galactose zusammengesetzt waren. Nach seinen Eigenschaften zu urtheilen, ist dasselbe ein Paragalactan.\nDa ich etwas Lichenin durch dieses Verfahren in die Hand bekam, schien es mir zweckm\u00e4ssig, dessen Invertirungs-product zu untersuchen. To liens*) citirt die Angaben einiger Autoren, nach welchen d-Glucose aus diesem Product aus-krystallisiren und Zuckers\u00e4ure durch Einwirkung von Salpeters\u00e4ure gebildet werden soll.\nDas zur Invertirung benutzte Lichenin wurde aus dem w\u00e4sserigen Extract mit Alkohol ausgef\u00e4llt und zur Reinigung noch einmal in warmem Wasser aufgel\u00f6st und niedergeschlagen. Die Substanz wurde abfiltrirt und hernach invertirt, indem sie mit \u00f6procentiger Schwefels\u00e4ure 0 Stunden gekocht wurde. Darauf wurde die Fl\u00fcssigkeit mit Baryum-Carbonat neutralisai von dem Sulfat und \u00fcbersch\u00fcssigem Carbonat abfiltrirt, mit Thierkohle entf\u00e4rbt und das farblose Filtrat mit einer hinreichenden Menge von Phenylhydrazinhydrochlorid und Natrium-Acetat versetzt. Die Fl\u00fcssigkeit blieb hierauf mehrere Stunden stehen; es bildete sich dennoch kein Niederschlag von Mannosehydrazon, was die Abwesenheit von Mannose bewies. E. Fischer*) hat schon angegeben, dass er keine Mannose aus Lichenin bekommen konnte. Die Fl\u00fcssigkeit wurde alsdann auf dem Wasserbad erw\u00e4rmt; es schied sich bald das gelbe Osazon aus. Die Fl\u00fcssigkeit wurde noch einige Zeit gekocht und darauf von dem Niederschlag abfiltrirt. Der R\u00fcckstand wurde mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction und sodann mit 96procentigem Alkohol ausgewaschen, danach das Osazon durch mehrfaches Umkrystallisiren aus Aceton gereinigt und zuletzt fractionirt krystallisiren gelassen. Die Fractionen wur-\n\u2019) Loc. cit., Bd. I, S. 199.\n*) Her. d. deutsch, chem. Ges., Bd. 22, S. 369.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"den im Luftbad bei 110\u00b0 und im Exsiccator getrocknet. Darauf wurden die Schmelzpunkte bestimmt. Diese fielen alle gleich aus n\u00e4mlich 101\u00b0\u2014192\u00b0, welche Zahl mit der von E. Fischer angegebenen \u00fcbereinstimmt.\nEine Portion der das invertirte Lichenin enthaltenden Fl\u00fcssigkeit diente zu quantitativen Versuchen. Eine kleine Menge dieser farblosen neutralen L\u00f6sung wurde auf Pentosen \" mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure und mit Anilin-Acetat ge-priift ; das Resultat war negativ. Ein anderer Theil wurde auf d-Fructose mit dem Seilwanoff sehen Reagens unter-suclit ; auch hier war das Resultat negativ.\nVersuche, welche unternommen wurden, um saures /.uckersaures Kalium zu gewinnen, ergaben wie in der vorigen \u00e4hnlichen Probe ein negatives Resultat. Eine \u00e4usserst d\u00fcnne Schicht wurde am Boden des Becherglases gebildet, welche das betreffende Salz h\u00e4tte sein k\u00f6nnen. Daher scheint es, dass Lichenin keine Glucose in seinem Molek\u00fcl eirischliesst. Der Schmelzpunkt des Osazons best\u00e4tigt diesen Schluss.\nDarnach ist es wahrscheinlich, dass Lichenin ein Anhydrid der Galactose, ein Galactan, ist. Weitere Untersuchung ist jedoch n\u00f6thig, um diesen Punkt mit vollkommener Sicherheit festzustellen. Durch die Oxydation mit Salpeters\u00e4ure wurde eine schleims\u00e4ure\u00e4hnliche Substanz erhalten, welche leider verloren ging. Dieser Annahme widersprechen die Resultate von M\u00fcntz1), der Glucose aus Cetraria islandica erhielt. Er hat aber sein Verfahren nur kurz beschrieben. Es ist m\u00f6glich, dass die von ihm gefundene Glucose von dem IsolicheninL welches in dem alkoholischen Auszug bleiben soll, herr\u00fchrte, oder vielleicht von einer im Plasma enthaltenen Substanz. Das Isolichenin hatte ich aber keine Zeit zu untersuchen.\nNach alledem scheint zu folgen, dass die Hyphen-Membranen von Cetraria haupts\u00e4chlich aus Lichenin, einem Galactan, Isolichenin und einem Paragalactan bestehen und weder Chitin, einen Chitin \u00e4hnlichen K\u00f6rper, noch Cellulose enthalten. Die Aigen-Membranen scheinen dagegen wesentlich aus einer Cellulose zu bestehen.\n*) Ann. Chim. Phys. (6), S. 566.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nII. Untersuchung von Peltigera canina.\nIch unterwarf hernach Peltigera canina der Untersuchung auf Chitin und Cellulose. Das Material wurde theilweise ini Schwarzwald und theilweise in den Vogesen gesammelt; dasselbe war kr\u00e4ftig und sch\u00f6n ausgewachsen.\nIch liess zuerst die Pflanzen in der Luft einigermaasscn trocknen; darauf entfernte ich m\u00f6glichst vollkommen fremde anklebende Pflanzentheile. Diese Arbeit war weit m\u00fchsamer als bei der Cetraria; sie kostete viele Zeit und war doch niemals ann\u00e4hernd vollkommen.\nEs ist ersichtlich, dass diese zur\u00fcckbleibenden fremden Sl\u00fccke von grossem Nachtheil waren, indem dieselben sich w\u00e4hrend der Behandlung verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig vermehrten, da die Flechtenst\u00fccke in Volumen viel mehr abnahmen, als dio fremden Theile. Diese Thatsache verursachte Schwierigkeiten bei der mikroskopischen Untersuchung. Die erste Behandlungsmethode war dieselbe, wie bei der Cetraria.\nDas Material blieb 2 Tage in 9G procentigem Alkohol in einer ger\u00e4umigen Flasche liegen und wurde darnach 2 Stunden darin gekocht, 2 Stunden noch einmal stehen gelassen und darauf wieder eine Stunde gekocht. Die Flechte wurde so-dann mit dest. Wasser ausgewaschen und mit einer 1 procentigen L\u00f6sung von kryst. Natrium-Carbonat versetzt; in diesem Extractionsmittel blieb das Material einen Tag. Darnach wurde es mit dest. Wasser gut ausgewaschen und der Einwirkung einer 1 procentigen L\u00f6sung von Salzs\u00e4ure 2 Tage \u00fcberlassen. Hierauf wurden die Flechtenst\u00fccke mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausgewaschen und noch einmal der Einwirkung einer 1 procentigen L\u00f6sung von kryst. Natriumcarbonat einen Tag unterworfen. Die Peltigera wurde alsdann mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausgewaschen und sogleich nachher mit dem mehrfachen Volumen dest. Wasser erhitzt, um m\u00f6glicherweise vorhandenes Lichenin zu entfernen. Der Extract wurde abgegossen, eingeengt und mit Alkohol versetzt. Es entstand kein Niederschlag, was die Abwesenheit von Lichenin bewies. Dieses","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\nExtrahiren mit heissem Wasser wurde noch einmal wiederholt und der Extract weggegossen.\nDas Material sah jetzt hell gelbbraun aus. Ein Theii desselben wurde zur qualitativen Untersuchung benutzt, der andere aber in folgender Weise weiter bearbeitet.\nEine Portion des ersten Theiles wurde mit Kupferoxyd-Ammoniak \u00fcbergossen und nach einiger Zeit mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert. Keine Spur von einem Niederschlag entstand'; daraus folgt, dass wenn Cellulose vorhanden war, sie durch irgend eine andere Substanz vor der L\u00f6sung gesch\u00fctzt war.\nEine zweite Portion wurde mit der Schulze\u2019sehen L\u00f6sung behandelt. Keine Andeutung von blauer .F\u00e4rbung war zu beobachten; hieraus l\u00e4sst sich derselbe Schluss wie aus dem vorigen Versuch ziehen.\nWas von dem ersten Theii \u00fcbrig blieb, wurde mit Actzkali bei 180\u00b0 in der schon erw\u00e4hnten Weise geschmolzen. Die Schmelze wurde in dest. Wasser aufgel\u00f6st, verd\u00fcnnt und durch Asbest abfiltrirt, der R\u00fcckstand mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausgewaschen. Derselbe war weiss, mit Ausnahme der meisten Rhizoiden und einiger Thallusst\u00fcckchen, durchsichtig und \u00e4usserst zart; die Umrisse der St\u00fccke waren vollst\u00e4ndig erhalten: sobald einige derselben mit Chlorzink-Jod \u00fcbergossen .wurden, nahmen sie purpur-violette Farbe an. Die mikroskopische Untersuchung lehrte, dass die Hyphen-Membranen gef\u00e4rbt waren, w\u00e4hrend Aigen-Membranen nicht zu finden waren. Da Chitosan sich mit Jod violett f\u00e4rbt1), schien dieses Resultat darauf zu deuten, dass die betreffenden Membranen in der unbearbeiteten Flechte wesentlich aus Chitin oder einem \u00e4hnlichen K\u00f6rper bestanden, w\u00e4hrend die Algen-Mernbranen weder aus Cellulose noch irgend \u2022 iiier anderen unter den Versuchsbe\u00f6ingungen resistenten Substanz zusammengesetzt waren.\nEine andere Portion des R\u00fcckstandes wurde mit Kupfer-\u2022\u00bbxyd-Ammoniak behandelt. Kein Niederschlag fiel -auf An->\u00e4u\u00ab,rn aus, was die Abwesenheit von Cellulose bewies. Um\n:> T. A ra k i, loe. eit.","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\ndieses ganz sicher festzustellen, wurde eine gr\u00f6ssere Meng.' in \u00e4hnlicher Weise behandelt; auf Ans\u00e4uern entstand ein sehr geringer Niederschlag, welcher zweifelsohne von fremden Pflanzenst\u00fcckchen herr\u00fchrte.\nWas von dem R\u00fcckstand noch \u00fcbrig blieb, wurde mit verd. Essigs\u00e4ure \u00fcbergossen; nachdem die S\u00e4ure einige Stunden eingewirkt hatte, wurde die L\u00f6sung von dem ungel\u00f6sten Rest abflltrirt und mit Natronlauge alkalisch gemacht: es entstand dabei ein weisser flockiger gelatin\u00f6ser amorpher Niederschlag, welcher Aehnlichkeit mit demjenigen von Chitosan, das unter gleichen Bedingungen aus Chitin gewonnen war, besass. Derselbe wurde mit dest. Wasser durch Abgiessen bis zur neutralen Reaction ausgewaschen und auf dem Wasserbad getrocknet. Die Substanz blieb hiernach einen Tag im Exsiccator \u00fcber concentrirter Schwefels\u00e4ure stehen. Die Ausbeute an derselben war sehr gering.\nEin Theij davon wurde auf Platinblech verbrannt; er brannte unter Verkohlung, ohne viel Asche zu hinterlasscn\nEine andere Portion wurde durch die Lass a ignoredie Methode auf Stickstoff gepr\u00fcft; ein \u00fcusserst geringer Niederschlag von Berliner-Blau bewies die Gegenwart von Stickstoff.\nEine Portion des in verd. Essigs\u00e4ure unl\u00f6slichen R\u00fcckstandes wurde mikroskopisch untersucht. Es waren nur kleine unerkennbare Theilchen, immer noch tief braun gef\u00e4rbte St\u00fccke von Rhizoiden und fremden Pflanzentheilen. Von den Hyphen von Peltigera war gar nichts zu sehen.\nEine andere Portion dieses von verd. Essigs\u00e4ure un-angegriffenen R\u00fcckstandes wurde mit Kupferoxyd-Ammoniak \u00fcbergossen und darin eine Zeit lang gelassen; nachher wurde die Fl\u00fcssigkeit mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert: kein nennenswert her Niederschlag entstand, was die Abwesenheit von Cellulose* bewies.\nIch fuhr jetzt mit der Bearbeitung des anderen Theilcs des Materials fort.\nEs war w\u00fcnschenswert, eine Methode zu benutzen, welche die Membranen m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig zu entf\u00e4rben vermochte.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nWinterstein4) hat die Methode von Hofmeister f\u00fcr die Bereitung von Cellulose durch Einwirkung von Salzs\u00e4ure und chlorsaurem Kalium benutzt; diese Methode wollte ich aber vermeiden, weil die Einwirkung dieses Gemenges eine zu tiefgreifende ist. Ich versuchte also die Membranen dadurch zu entf\u00e4rben, dass ich die Peltigera nnt Salzs\u00e4ure und Kalilauge von steigender Concentration behandelte. \u2019\nNach Einwirkung jedes Reagens wurden die Fleehten-Stficke auf einem grossen Trichter, dessen M\u00fcndung mit St\u00fcckchen eines dicken Glas-Stabes versehen war, gebracht und mit dest. Wasser bis zur neutralen Reaction ausge- \\ waschen. Diese Methode bringt den Vortheil mit sich, dass fremde St\u00fccke durch das Auswaschen entfernt werden. Der K\u00fcrze halber gebe ich liier nur die Reagentien der Reihe nach sarnrnt Procent-Gehalt und Zeitdauer der Einwirkung in abgek\u00fcrzter Weise an, wie folgt:\nIn Kalilauge von 5 \u00b0/0: einen Tag. Dieses Mittel wurde I\u00ab'initzt, bis wenig Farbstoff durch die Lauge autgenommen wurde. In Kalilauge von 7 \u00b0/0 : einen Tag. Dann in Salzs\u00e4ure von 2\u00b0/o: einen Tag. Mit 90 procentigem Alkohol anderthalb Stunden gekocht; blieb darnach einen Tag stehen. Mit frischem Alkohol zweiundeinhalb Stunden gekocht. Dann in Kalilauge von 10\u00b0/0 : einen Tag. Anderthalb Stunden in derselben erhitzt; blieb hernach einen Tag stehen. In Kalilauge von H\u2014 15 \u00b0/0: 2 Tage.\nTrotz dieser Behandlung blieben die Rhizoide im nassen Zustand stark gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend der Thallus hell br\u00e4unlich war.\nIch machte wieder mit einigen St\u00fccken die schon erw\u00e4hnten qualitativen Versuche, bekam aber ganz dieselben Resultate.\n\u00ab Die gut ausgewaschenen Flechtentheile wurden bei ISO\u00ae mit Aetzkali in der schon erw\u00e4hnten Weise geschmolzen. Das weitere Verfahren war ganz dasselbe wie vorher. Die essigsaure L\u00f6sung wurde alkalisch gemacht und der Nicder-hlag ausgewaschen und getrocknet.\n\u2019) Loc. eit.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nDa die in dieser Weise erhaltene Menge nicht zur Analyse ausreichte, wurde ein weiterer Theil der Flechte bearbeitet. Da es diesmal nicht n\u00f6thig war, auf Lichenin R\u00fccksicht zu nehmen, wurde das folgende Verfahren eingeschlagen:\nIn Salzs\u00e4ure von 3#/0: einen Tag. In Aether: 2 Tage. Drei Stunden in Alkohol gekocht: blieb einen Tag stehen. In Salzs\u00e4ure von 5\u00b0/0: einen Tag, in Kalilauge von 9\u201410%: einen Tag, in Salzs\u00e4ure von 5\u00b0/0: einen Tag, in Kalilauge von 0\u201410\u00b0/o: einen Tag. Ferner in schwefliger S\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure (100 Theile der w\u00e4sserigen L\u00f6sung des Schwefel-Dioxyds in 000 Theilen dest. Wasser): zwei Tage.\nDas Material sah nach dieser Behandlung heller als nach der vorigen aus, doch waren die Rhizoide immer noch dunkel gef\u00e4rbt. Desshalb schnitt ich m\u00f6glichst viele derselben in der mechanischen Vorbereitung des n\u00e4chsten Theiles weg.\nDie Flechten-St\u00fccke wurden sodann geschmolzen. Di.-nachherige Behandlung war dieselbe wie vorher.\nEin dritter Theil der Flechte wurde in \u00e4hnlicher Weise behandelt.\nDie Substanz sah nach dem Trocknen auf dem Wasserbad lief braun, beinahe schwarz und amorph aus; ihre Consister war hart und spr\u00f6de. Um den Farbstoff zu entfernen, \u00fcbergoss ich die Substanz mit Aceton, Chloroform und Aether der Reihe nach; alles war jedoch vergebens, der Farbstoff blieb hartn\u00e4ckig zur\u00fcck.\nIch l\u00f6ste nun die Substanz in verd. Essigs\u00e4ure, in welcher der Farbstoff l\u00f6slich wart und f\u00fcgte Eisessig hinzu, in der Erwartung, dass der K\u00f6rper wieder ausfallen w\u00fcrde, w\u00e4hrend der Farbstoff in L\u00f6sung bliebe. Dieses geschah jedoch nicht und es war daher n\u00f6thig, wieder mit Kalilauge auszufallen.\nDie L\u00f6slichkeit der Substanz in sehr concentrirter Essigs\u00e4ure scheint zwar gegen dessen Identit\u00e4t mit Chitosan zu sprechen; trotzdem bestand in jeder anderen Hinsicht gio-v Aebnlichkeit zwischen Beiden. Nach dem Auswaschen wind\u2019 die Substanz getrocknet. Sie sah beinahe schwarz aus, w\u00e4hrend Chitosan gelblich aussehen soll.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"301\nDie Ausbeute war im Ganzen leider sehr gering. Die Quantit\u00e4t reichte nur aus f\u00fcr eine Verbrennung und eine .Stickstoff-Bestimmung nach Dumas. \u2018\nMan sieht, dass die Zahlen mit Ghitosan gar nicht \u00fcbereinst immen.\nBerechnet auf CuH2CNtl O0: Gefunden:\n43,97%\t41,\u00ab9\nH\t6,80 \u00bb\t4,99\nN\t7,42 \u00bb\t1,35\nDer Gehalt an Asche war 4,04#/0, der gr\u00f6sste Theil.derselben bestand aus Eisen. Ausserdem waren Spuren von alkalischen Erden und Alkalien nachzuweisen.\nDie Unterschiede zwischen den f\u00fcr Chit\u00f6san berechneten Zahlen und den gefundenen sind geradezu enorm.\nWenn also Ghitosan \u00fcberhaupt vorhanden war, so zeigt \u00bblie Analyse, dass die benutzte Methode nicht hinreichend war, die Verunreinigungen zu entfernen. Es ist aber immerhin m\u00f6glich, dass es sich nicht um Ghitosan, sondern um einen -\u2019\u00e4hnlichen K\u00f6rper handelte. Um diesen Punkt festzustellen, m\u00fcssen weitere Untersuchungen gemacht werden, welche ich jedoch nicht die Gelegenheit haben werde, auszuf\u00fchren.\nIch kann diesen Theil nicht verlassen, ohne Herrn Professor Schmiedeberg, der mich in der vorstehenden Untersuchung freundlichst durch seinen Bath unterst\u00fctzt hat, daf\u00fcr meinen herzlichen Dank auszusprechen.\nIII. Evernia prunastre.\nDa ich zuf\u00e4lligerweise etwas Evernia prunastre in die Hand bekam, wurde dieselbe gleichfalls der Untersuchung au! Chitin und Cellulose unterworfen.\nDas Material war von fremden Bestandteilen ziem-lieh frei.\t. . \u2022 .\nDas Verfahren war dem bei I\u2019eltigera benutzten \u00fchn-itii. doch abgek\u00fcrzt, wie folgt:\t'\nAether: einen Tag. Mit 96 procentigcm Alkohol zwei-\"nhalb Stunden gekocht; blieb hernach zwei Tage unber\u00fchrt.\n/-\u25a0ifs. hriit f\u00fcr physiologische Chemie. XXII.\n21","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"Salzs\u00e4ure 1 \u00b0/0: einen Tag. Kalilauge 2\u20143 \u00b0/0 : einen Tu-. Salzs\u00e4ure l#/0* einen Tag.\nDie Thallus-St\u00fccke sahen jetzt farblos aus und besann eine \u00e4usserst gallertige Consistenz.\nEinige von denselben wurden mit Ghlorzinkjod untersucht. Sie nahmen hierbei bloss eine gelbe Farbe an: die grossen Algenzellen zeigten immer noch einen Inhalt, welcher braun gef\u00e4rbt war, die Membranen dagegen gar nicht. Auf dieser Stufe der Behandlung war also keine Cellulose qualitativ nachzuweisen.\nDarauf blieben die Flechten-St\u00fccke ein Paar Tage auf dem Trichter, damit m\u00f6glichst viel Wasser ablaufen k\u00f6nnt\u00ab-. Hernach folgte das Schmelzen.\nEinige St\u00fccke des ausgewaschenen R\u00fcckstandes von <h i gel\u00f6sten Schmelze wurden mit Chlorzinkjod behandelt und mikroskopisch untersucht. Die Aigen-Membranen waren violettblau gef\u00e4rbt, die Hyphen, von welchen bloss eine geringe Menge vorhanden war, gar nicht. Dieses deutete darauf da>> die Membranen der Algenzellen aus einer Cellulose bestanden, dass aber der Hyphenrest nicht aus Chitosan zusammengesetzt war.\nEine andere Portion wurde mit Kupferoxyd-Amnnmiak \u00fcbergossen und die nach einiger Zeit abfdtrirte L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert; es entstand ein geringer Niederschlag. Der unbedeutende, nach Auswaschen mit dest. Wasser hinter-bleibende R\u00fcckstand zeigte bei mikroskopischer Untersuchung keine Aigen-Membranen, was bewies, dass diese Membranen sicher aus einer Cellulose bestanden.\nDer Rest des Haupt-R\u00fcckstandes wurde jetzt in venl. Essigs\u00e4ure aufgel\u00f6st, die saure L\u00f6sung nach einiger Zeit ab-filtrirt und mit Natronlauge alkalisch gemacht. Am n\u00e4chsten Tag war zwar eine \u00e4usserst d\u00fcnne Schicht auf dem Boden des Becherglases zu bemerken; dieselbe war gallertartig und farblos und viel zu gering, um genauer untersucht zu werden.\nEs ist m\u00f6glich, dass diese Substanz Chitosan oder ein \u00e4hnlicher K\u00f6rper war. Wenn dies der Fall ist, so musste der","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"303\nCobalt an Chitin oder einem \u00e4hnlichen K\u00f6rper in der Flechte gering sein, da im Verh\u00e4ltniss zu der in Arbeit genommenen Quantit\u00e4t der erhaltene Niederschlag ausserordentlich gering war. Der Haupttheil der Hyphen schien aus der nach Behandlung mit Kalilauge gallertartig gewordenen Substanz, welche w\u00e4hrend des Schmelzers verschwand, zu bestehen. Dieselbe wurde nicht untersucht.\nIV. Sclerotium der Claviceps purpurea.\nZur weiteren Untersuchung kann das Sclerotium der\nClaviceps purpurea. Ich wurde hierbei von Herrn Professor Schmiedeberg, der mich zur Untersuchung dieses Materials vnanlasste und viel Interesse an derselben nahm, mit Bath und That unterst\u00fctzt. Ich ergreife desshalb diese Gelegenheit, um demselben auch daf\u00fcr meinen besten Dank auszusprechen.\nDas Mutterkorn ist vor einiger Zeit schon von E. Gil-son1) untersucht worden. Da ich bei der Bearbeitung dieses Maleiials ein Verfahren benutze, welches von dem seinigen abwich, so will ich hier eine kurze Stelle aus seiner Arbeit \u00bbitiron, in welcher er seine Methode beschreibt:\n< Le produit finement pulv\u00e9ris\u00e9 et pr\u00e9alablement d\u00e9graiss\u00e9 au moyen de 1 \u00e9ther est trait\u00e9 \u00e0 plusieurs reprises avec une solution de soude caustique alcaline; puis il est lav\u00e9 \u00e0 l\u2019eau distill\u00e9e jusqu\u2019\u00e0 disparition de la r\u00e9action alcaline. On le 'oumet alors \u00e0 1 \u00e9bullition pendant C heures avec une solution d'acide sulfurique \u00e0 2\u2019/,\u00b0/0. On le lave ensuite compl\u00e8tement \u00e0 l'eau distill\u00e9e.\nL \u00e9bullition avec l\u2019acide sulfurique dilu\u00e9 a fait passer f\u2018n s\u00b0bition un\u00e7 notable partie du produit. On abandonne !*\u25a0 r\u00e9sidu insoluble pendant quatorze jours avec un m\u00e9lange d< 12 parties d\u2019acide nitrique dune densit\u00e9 de 1.15 et d\u2019une\npurtie de chlorate de potasse. On d\u00e9barrasse ensuite le produit de l\u2019exc\u00e8s d\u2019acide par un lavage \u00e0 l\u2019eau distill\u00e9e, puis on k lait dig\u00e9rer pendant une heure environ \u00e0 la temp\u00e9rature de \u00e9O dans une solution tr\u00e8s dilu\u00e9e d\u2019ammoniaque. Finalement\n*) \u00ab Recherchas chimiques sur la membrane cellulaire \u00eeles cliam-'/hoiis\u00bb. Extrait de la Revue \u00abLa Cellule , J. XI. U fascicule.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\non lave compl\u00e8tement \u00e0 l\u2019eau distill\u00e9e, puis \u00e0 l\u2019alcool et l\u2019on s\u00e8che\u00bb.\nDie Benutzung so kr\u00e4ftig einwirkender Agentien wie chlorsauren Kaliums und Salpeters\u00e4ure erschien mir bedenklich, weil sie m\u00f6glicherweise eine Ver\u00e4nderung der in den Membranen enthaltenen Substanzen bewirken konnten. Deshalb benutze ich das Verfahren, welches ich schon beschrieben habe und welches in abwechselndem Extrahiren mit Kalilauge und Salzs\u00e4ure bestand.\nDie ganzen K\u00f6rner wusch ich zun\u00e4chst erst mit gew\u00f6hnlichem Wasser t\u00fcchtig ab; dadurch wurden viele fremde, Theile fortgeschafft und etwas Farbstoff ausgezogen. Darauf reinigte ich noch jedes Korn einzeln. Sie wurden alsdann an der Luft etwas getrocknet und nachher in einem M\u00f6rser zerkleinert.\nDas weitere Verfahren war wie folgt:\nAnder! halb Stunden mit 96 procent igem Alkohol gekocht: blieb einen Tag stehen; in 900cbcm. Alkohol, welcher 4 cbcm. conc. Salzs\u00e4ure enthielt, einen Tag; nachher 3 Stunden gekocht : in Alkohol zwei Tage; in Salzs\u00e4ure von 1 % einen Tag; in Kalilauge von 2\u20143\u00b0/0 einen Tag. Noch zweimal in Salzs\u00e4ure von l\u00b0/0 zwei Tage; 2 Stunden mit Alkohol gekocht: in Aether einen Tag; in Kalilauge von 5\u00b0/0 einen Tag; in Kalilauge von G\u20147\u00b0/0 einen Tag; in Salzs\u00e4ure von 15\u00b0/0 einen Tag; in Aether einen Tag. Mit Alkohol 21/* Stunden gekocht: in Salzs\u00e4ure von 5\u00b0/0 einen Tag; in Natronlauge von 9\u2014 10% zwei Tage; in Kalilauge von 12\u00b0 drei Tage.\nMit Ausnahme der Rinde war die Masse schneewei\u00df geworden. Die Rinde war blass violett-braun gef\u00e4rbt. Von dem Farbstoff konnten die Extractionsfi\u00fcssigkeiten zuletzt nur \u00e4usserst wenig ausziehen.\nDie St\u00fccke blieben eine Zeit lang auf dem Trichter. damit m\u00f6glichst viel Wasser ablaufen konnte. Darauf wurden sie in einer silbernen Schale auf einem Sandbad bei ISO geschmolzen. Die Schmelze wurde in dest. Wasser aufgel\u00f6d. verd\u00fcnnt und das Ungel\u00f6ste, welches \u00e4usserst fein zertheilt war. abeentrifugirt. Der Farbstoff blieb in der alkalischen L\u00f6sung;","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"305\neine Portion derselben wurde anges\u00e4uert : es fiel ein schmutzig weisser Niederschlag, welcher in Aether l\u00f6slich war, aus. Nach Abdampfen der \u00e4therischen L\u00f6sung blieben \u00f6lige Tropfen zur\u00fcck, welche mit der Zeit krystallinisch erstarrten. Wahrscheinlich lag eine aliphatische S\u00e4ure vor; die Substanz wurde jedoch, da die vorhandene Menge nicht ausreichte, nicht n\u00e4her 's untersucht.\nNach dem Abcentrifugiren wurde die obenstehende alkalische Fl\u00fcssigkeit abgegossen und der Absatz in verd. Essigs\u00e4ure aufgel\u00f6st ; die L\u00f6sung wurde sodann von dem Ungel\u00f6sten abfiltrirt.\nZu der L\u00f6sung wurden einige Tropfen Oxals\u00e4urel\u00f6sung hinzugef\u00fcgt, um auf die Gegenwart von Kalk zu pr\u00fcfen; dadurch aber wurde ein schleimiger Niederschlag gebildet. Derselbe wurde mit Salzs\u00e4ure aufgel\u00f6st.\nDa die L\u00f6sung immer noch etwas tr\u00fcbe war, w\u00fcrde etwas Alkohol zugebracht, und dieselbe centrifugirt.\nDarnach wurde die noch opalisirende Fl\u00fcssigkeit abgegossen und mit Natronlauge alkalisch gemacht, wodurch ein schleimiger, schmutzig weisser Niederschlag ausfiel. Die Fl\u00fcssigkeit wurde alsdann erw\u00e4rmt und abfiltrirt, der-R\u00fcckstand noch einmal mit Salzs\u00e4ure aufgel\u00f6st und mit Natronlauge ausgefallt. Zu der Fl\u00fcssigkeit wurde wieder etwas Alkohol hinzugef\u00fcgt und der Niederschlag abfiltrirt. Derselbe wurde bis zur neutralen Reaction mit verd. Alkohol ausgewaschen, getrocknet und analysirt.\nDie Substanz im getrockneten Zustand sah gerade wie diejenige aus Peltigera canina aus, n\u00e4mlich schwarz und amorph; ihre Consistenz war hart und spr\u00f6de.\nEs wurden zwei Verbrennungen gemacht:\nBerechnet f\u00fcr Gi^Hj\u00dfA^Ojo: C\t43,97 \\\nH\t6,80 \u00bb\nN\t7,32 v\nGefunden:\nI.\tII.\n41,33\t41,33\n6,79\t6,10\nDer Procent-Gehalt an Asche war im ersten Fall 1,98, im zweiten 1,92. Der Haupttheil derselben bestand aus Eisen,","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"300\nwelchem etwas Kalk und Spuren von Alkalien bcigeinei.igt waren.\nDie Pr\u00fcfung auf Stickstol\u00ef nach Lassaigne ergab, d\u00e4>> der Gehalt der Substanz an Stickstoff sehr gering war und meines Erachtens nicht 7,32\u00b0/0 betragen konnte.\nDer Unterschied zwischen den zwei Zahlen f\u00fcr Wasser-\nstoff ist gross : es ist zu bedauern, dass ich weder Zeit not h Material hatte, noch mehrere Analysen zu machen.\nEs ist merkw\u00fcrdig, dass der Gehalt an Kohlenstoff ziemlich gut mit dem der aus Peltigera erhaltenen Substanz iiber-einstimmt, welcher 41,00 betrug; der Unterschied ist 0,30V. Der Wasserstoff* in Peltigera bleibt dagegen weit hinter demjenigen von Claviceps: ich glaube aber, dass dieser Unterschied durch einen Verlust an Wasser w\u00e4hrend der Analyse\n* .\nzu erkl\u00e4ren ist. Nun hat Gilson f\u00fcr sein Mycosine die Formel Cu1I,8N,O10 aufgestellt \u2019), w\u00e4hrend Araki2; It'n-Chitosan G14HrtNf0lo berechnet hat. Diese Formeln unterscheiden sich nur durch i Atome Wasserstoff von einander.\nZur Vergleichung will ich die Procent-Zahlen an Kohlenstoff*, Wasserstoff und Stickstoff von Mycosine, Chitosan mul meinen Pr\u00e4paraten aus Peltigera und Claviceps anf\u00fchren.\n\tPr\u00e4parat aus\t\t\n\tMyoos\u00e9ne. ! Chitosan. i |\t;\tll\tPeltigera. I\ts\u2018 II\t.1\tClaviceps.\t\n\t\tI-\til.\nc \t\t\t\u00ab.7+\u00b0/0\t\u00ab,<J7 *!, ! 41,6'J \"l.\t41,33 \u00b0|0\t41.33 / ,\nH ... . . ,\t7,30 \u00bb ;! 0.80 \u00bb ! 4,09 \u00bb\t6,70 \u00bb\t0,10\nX\t\t7.31 \u00bb ! 7,32 \u00bb\t1,35 \u00bb i\t\u2022\t\u2014\t\u2014\nTrotz der Unsicherheit der Resultate habe ich mich entschlossen, die vorliegenden Untersuchungen zu ver\u00f6ffentlichen, erstens weil ich selbst keine Zeit haben werde, die Sache weiter zu verfolgen, zweitens in der Hoffnung, dass ein Anderer die von mir begonnene Arbeit vervollst\u00e4ndigen wird.\nLoc. cit. a) Loc. cit.","page":306}],"identifier":"lit17118","issued":"1896-97","language":"de","pages":"288-306","startpages":"288","title":"Beitrag zur Chemie der Membranen der Flechten und Pilze","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:02:38.536661+00:00"}