Open Access
{"created":"2022-01-31T14:14:37.983851+00:00","id":"lit17137","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"M\u00fcller, Martin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 22: 561-566","fulltext":[{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"lieber den Gehalt der menschlichen Muskeln an Nuclean.\nVon\nDr..mod. Martin M\u00fcller.\n\\us chemischen Laboratorium (lesphjsiologisrhe\u00bb Instantes der rniversit\u00fct LeJptiiM (Der Redaction ztigegangm am 6. Jannar 1S9.7.)\nNachdem von M. Siegfri ed ') gezeigt worden ist, dass das Muskel-Nucleon, die Phosphorfleischs\u00e4urc, ein etwa in denselben Mengen wie Kreatin vorkommender Bestand!heil der thierischen Muskeln ist, galt es zu pr\u00fcfen, ob das Nucleon, wie zu erwarten, auch in dem menschlichen Muskel vorhanden ist und in welchen Mengen. Auf Veranlassung des llonn Dr. Siegfried habe ich daher die Muskeln Erwachse -iici und Neugeboicner auf das Vorkommen von Nucl\u00e9on und den Gehalt an diesem untersucht.\nI. Der Nucleongehalt der Muskeln Erwachsener.\nBei Auswahl des Materiales war zu ber\u00fccksichtigen, dass es nur von frischen Leichen gesunder Personen stammte. Ls war zu bef\u00fcrchten, dass hei beginnender Faulniss eine Zersetzung des Nucleons eintritt. Mittlerweile ist dies.f\u00fcr das Milch-Nucleon im Laboratorium von Salkowsky durch IMumenthal*) nachgewiesen worden. Daher wurden zur Untersuchung nur Muskeln von Leichen, die h\u00f6chstens einen Tag gelegen hatten, verwendet. Die Bestimmung des Nucleons geschah nach der \u00fcblichen, von Balke und Ide\") beschriebe-\n\u2019) Diese Zeitschrift. Htl. -2t. S. MO.\nVirch. Arch., Dd. li(i, S. r,r\u00bb.\n3) Diese Zeitselir., H<t. 21, S. 3S0.","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"verwi\t\u2022tide!.\tDit\ng'l'-\tMu*k\u00ab*l.\tit 1 r 1 \u2022\na)\t-205\t\n1.)\t205\t\n\tVers.\t\nallen\tgesunden\t\nmu, Methode. Die Menge \u00ables Nucleons wurde aus deni na\u00ab I Kjeldahl ennittelten Stickstoffgehalte des Eisenniederschlage-durch Multiplication mit dem Factor r>,12 berechnet.\nVers. 1. Mittelgrosse, stark abgemagerte Leiche eine-d\u00eet Jahre alten Mannes. Selbstmord durch Strangulation. Die Section der Brust- und Bauchh\u00f6hle ergab keine pathologischen Ver\u00e4nderungen. Die zerkleinerte Muskulatur (m. ilio-psoas utr. lat.) wurde-in zwei Theilen, je.265 gr., zur Untersuchung rwendel. Die Parai leibest inun ungen ergaben:\ngr. Muskel, gr. Kiscimieileischlag. \" \\. gr. Nucleon. \u00b0JU Xucle\u00f6n.\n\\A-m\tam\t0.3034\t0,1145\n1.3830\t3*45\t0.2021\t0.110g\nVers. 2. Brosse, kr\u00e4ftig gebaute Leiche eines 55 Jahre alten gesunden Mannes von sehr gutem Ern\u00e4hrungszust\u00e4nde, Todesursache: Selbstmord durch Ertrinken. Die zerkleinerte Muskelmasse (m. ilio-psoas und in. rect. abdom. utr. lat.) diente zu zwei Parallelversuchen, in denen je 415 gr. verwendet wurden.\ngr. Muskel, gr. Eiscimictleix hl.ig. X. gr. Nucl\u00e9on. 7\u201e Nurln.j].\n415\t2,4230\t3.02\t0.5315\t0,1-200\nVers., ff, Mittelgrosse, m\u00e4nnliche Leiche mit sehr gut entwickelter Muskulatur und geringem Panniculus adiposiis. 42 Jahre alt. Todesursache: Selbstmord durch Strangulation. Die < hgane der Brust- und Bauchh\u00f6hle waren frei von pathologischen Ver\u00e4nderungen. Verwendet zur Bestimmung wurde auch hier m. ilio-psoas und in. rect. abd. utr. lat. Die Parallclbcslimmung ging verloren.\ngr. Muskel, gr. Eis\u00ab\u2018imi\u00bb\u00ab(lcrsrl)lag. \" 0 X. gr. Nucleon. \"f\u201e XucIchu.\n375\t3,17*1\t4.1 i\t0,8053\t0.2U7\nEs musste der Nachweis gef\u00fchrt werden, erstens, dass die Eisenniederschl\u00e4ge t hats\u00e4chlich die Eisenverbindung des Nucleons enthielten, zweitens, dass siekeine andere stickstoffhaltige Substanz als das Nucleon enthielten. Z11 dem Zwecke \u00fcberzeugte ich mich zun\u00e4chst, dass aus den Eisenniedci-schl\u00e4gcii durch Natronlauge und Ammoniak alkalische, Eisen enthaltende L\u00f6sungen zu erhalten waren, welche die Reaction\u00ab n alkalischer Uarniferrinl\u00f6sungen gaben. Ferner Wurde der Eisen-","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"niederschlag dos Versuches !\u00bb vollst\u00e4ndig ahalysirt. Da bei don quantitativen Bestimmungen dos Nucleons niemals reimv (Jarniferrin, sondern stets dieses mit Eisenoxydhyd'rat gemengt erhalten wird, sind f\u00fcr den Beweis der (Jenauigkeit der Nucleon-' bestirnnnmg nicht die absoluten, bei der Analyse gefundenen Zahlen, sondern nur ihr Verh\u00e4ltnis* maassgebend. Wird das Verhfdtniss von C:N. von P:N \u00fcbereinstimmend mit dem entsprecl enden des reinen (lurniferrins gefunden, so ist der aus der Berechnung des Stickstoffes ermittelte Werth f\u00fcr Nucleon als richtig anzuerkennen.\nDie Analysen des Eisenniederschlages aus Versuch 3 ergaben :\n1. 1,37S5 gi\\ Substanz gilben 0,0(*T>t> gr.\t~ 1.33 \"\u201eI*.\n3. 0,3414 \u00bb\t\u00bb\tv 0,0030 > I\u00c7O und Ojl553 gr. (Ul.,.\nH = 3.N5\tC = 17.54\u00b0;,.\nStickstoff war gefunden: 4.14\"f0.\nDas reine Carniferrin aus Muskelexlracten ent h\u00e4lt :\nC ==\t% H \u2022= 3,0 \u00b0|\u201e. X - 5,7 % V = *J,(r\u00b0/((.\nEs ergibt sich somit das Verhfdtniss im Eisenniedef-schlage aus Vers. 3:\nC:X = 4.34. im Carniferrin 3,90.\nX : I* im Eiseimiederschlage \u2014 3,11, im Carniferrin 3,*5.\nUehersichtlicher wird die gen\u00fcgende Uebereinstimmung der Verh\u00fcltnisszahlen, wenn man die im Eisenniederschlage aus Versuch 3 gefundenen Werthe mit dem Verhfdtniss von C des (larniferrins zu C des Eisenniederschlages -- 1,29 multi-plicirt. Man erhalt dann:\nF\u00fcr den Eisenniederscliliig:\tF\u00fcr Caruiferriii :\nc =\t43 <; \u00b0i\t\nX \u25a0=\t5.3 >,\t5.7 >\u2022\n1* \u25a0=\t1,73 >\u25a0\t3,00\nH ^\t3.03\t3,07 i\nSomit ist sowohl das Vorkommen des Nucleons im menschlichen Muskel erwiesen, als auch der (Jehalt dieser'an Nucleon in 3 Fidlen bestimmt. Da das Nucleon bei der Muskel-llifdigkeit verbraucht wird, ist eine genaue Konstanz des (Je-","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"504\nhaltes der Muskeln an Nucleon nicht zu erwarten. Die mit-get heilten Bestimmungen ergeben einen Nucleongehalt des menschlichen Muskels Erwachsener von 0,1 bis 0,2\"\nII. Der Nucleongehalt der Muskeln Neugeborener.\nVers. 1. Fr\u00fchgeburt im f>. Monate der Schwangerschul i : Mutter gesund, massig ern\u00e4hrt. Gr\u00f6sse 151 cm. -Gewicht 51.5 kgr. ; Knochenbau schlank. Ursache der Fr\u00fchgeburt : Sturz der Mutter von einer Treppe. Das Fr\u00fchgeborene war weiblichen Geschlechtes, wurde lebend geboren und starb nach wenigen Minuten. Gewicht: 003 gr.\nirrr. Musk\u00ab\u2018l. gr. Kis^nnitMlerschkig. \u00b0l\u201e X. irr. Nucleon. \"|0 Nucleon.\n0.2 4f>0\t1,71\t0.0*257\t0.0415\nVers. 2. TodIgeborenes Kind weiblichen Geschlechtes. Mutter gesund, gut ern\u00e4hrt, gut entwickelte Muskulatur. Gr\u00f6sse 15\u00f6 cm. Gewicht 02 kgr. Das Kind kam nach einer Wendung mit darauf folgender Extraction stark asphyktisch zur Welt. Die angestellten Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Das Gewicht des Kindes: 3202 gr. Die Section ergab bei dem im Uobrigen gesunden Kinde schleimige Massen in\nder Trachea. Die in Wasser gebrachten Lungent heile sanken unter.\njriv Muskfl. gr. Kist'iiiiiedersclilag. % X. g\u00bb-. Nucleon. 0 0 Nucleon.\nIn\n3so\n1.3401\n2,<>K\n2.71\n0,2*20\u00bb;\n0.2231\n0,0507\n0,0573\nDie in diesen beiden Versuchen erhaltenen niedrigen Wert he f\u00fcr Nucleon veranlassten mich, zu pr\u00fcfen, ob das Nucleon in dem Eisenniederschlage vollst\u00e4ndig ausget\u00e4llt sei. Deshalb wurde das Filtrat von letzterem nochmals mit Eisen-chlorid versetzt und unter Neutralisation gekocht. Der \u25a0entstellende Niederschlag enthielt nach dem Auswaschen kaum nachweisbare Mengen Stickstoff und war v\u00f6llig phosphorfrei. Somit enthielt er kein Nucleon.\nVers. 3. Unreife Frucht (S. od. 9. Monat), m\u00e4nnlichen Geschlechtes, Gewicht 1057 gr., lebte nur kurze Zeit nach der Geburt. Der Herzbeutel war mit ungef\u00e4hr 30 ebem. ser\u00f6ser","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"Flusigkeit erf\u00fcllt. Im Uebrigen war nichts Pathologisches nachweisbar.\n-i. Muskel, ^r. Kisennieilfi-sclilii?. 7,,.X. gr. Nucleon. \" \u201e Xucleun.\nl'W\to.\u00bbi\u00bb;is\t(1.74\t'O;02AV\nj\t\u2022\t.\nAuch in diesem Falle wurde das Filtrat von dem Eisenniederschlage mit Eisenchlorid versetzt und unter Kochen neutr\u00e4lisirt. Der entstehende Niederschlag war nacli dem Auswaschen Stickstoff- und phosphorfrei; es war also ber der Destimmung das Nucleon vollst\u00e4ndig ausgef\u00e4llt worden.\nVers. 4. Nacli Perforation und Anlegen des Cranioklasten entwickelte unreife Frucht (Zwilling) m\u00e4nnlichen Geschlechtes. Die Mutter war von gutem Ern\u00e4hrungszust\u00e4nde r gut entwickelter Muskulatur und kr\u00e4ftigem K\u00f6rperbau. Der .Grund der k\u00fcnstlichen Entbindung war Eklampsie. Die Frucht wog lSi 1 gr. und zeigte ausser der durch die Operation gesetzten Wunde in der grossen Fontanelle (\u2018inen vollst\u00e4ndig breit gequetschten Kopf ohne (Jehirn. Bei der Section der Entstund Bauchh\u00f6hle waren pathologische Ver\u00e4nderungen nicht gefunden. Die zur Bestimmung verwendete Muskulatur wog -8- gt'. Das Gewicht des Eisenniederschlages betrug 1,05Pf gr. Derselbe enthielt nur Spuren von Stickstoff und keinen Phosphor. Somit enthielt diese Muskulatur kein Nucleon.\nVers. 5. (Jrosses (51 cm. langes) ausgetragen\u00e9s Kind m\u00e4nnlichen Geschlechtes mit stark entwickeltem Panniculus adiposus. N\u00e4here Angaben \u00fcber den Zustand der Mutter und \u00fcber den Geburtsverlauf fehlen. Das Kind war halt in die Anstalt gebracht worden. Die ausgeschnittenen Lungem-st\u00fcekchen waren luftleer und sanken im Wasser unter. Schleimige Massen f\u00fcllten die Trachea vollst\u00e4ndig aus und waren noch bis in die grossen Bronchien zu verfolgen. In\u00bb Uebrigen zeigten die Organe der Brust- und Bauchh\u00f6hle keine pathologischen Ver\u00e4nderungen. Gewicht des Kindes: 40.8S gr.\n-T. Musk-I. gr. Eisennimlerselilag. '% \\. gr. .Nucleon. Nucleon. .\nU70\na,0()Si\no,n\u00bb 0,0:141*\n0,0094\nDer nach Ausf\u00fchrung der StickstotTbestimmung bleibende\nBest des Eisenniederscldages wurde mit \u00c4etznatron und Sal-\n\\\nZeit schritt tue physiologische Chemie. NX II.\t. \u00bb '\t- !{K","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\npeter geschmolzen; die Schmelze gab nach Ans\u00e4uren mit Salpeters\u00e4ure eine deutliche Molybd\u00e4nf\u00e4llung, welche in Ammoniak gel\u00f6st mit Magnesiamischung den charakteristischen Niederschlag des Magnesiumammoniumphosphates lieferte. Zur quantitativen Bestimmung war die Menge des letzteren zu gering. Die Muskulatur enthielt demnach Nucleon, wenn auch ausserordentlich geringe Mengen.\nDie letzten f\u00fcnf Versuche zeigen, dass der Nucleon-gehalt der Muskeln Neugeborener wesentlich geringer als der Erwachsener ist. Folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der erhaltenen Resultate:\n\ti\ti i Versueha- nummer.\t\" u Nucleon.\n1\t.\t0,1123\nErwachsene\t\t2\t0,12%\n1\t3\t0,2174\n\ti ;\t0,041.r>\n\\\t2\t0,0570\nNeujreliorene\t<\t3\t0,0225\n\t4\t0,0000\n!\t5\t0,0094\nDie Anzahl der untersuchten F\u00e4lle ist zu gering, um aus ihnen bestimmte Schl\u00fcsse \u00fcber den Einfluss des Ern\u00e4hrungszustandes etc. der Individuen auf den Gehalt der Muskeln an Nucleon ziehen zu k\u00f6nnen.\nHerrn Geheimrath Zweifel spreche ich f\u00fcr freundliche Ueberlassung von Material meinen verbindlichsten Dank aus.","page":566}],"identifier":"lit17137","issued":"1896-97","language":"de","pages":"561-566","startpages":"561","title":"Ueber den Gehalt der menschlichen Muskeln an Nucleon","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:14:37.983856+00:00"}