Open Access
{"created":"2022-01-31T12:58:22.502511+00:00","id":"lit17139","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Siegfried, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 22: 575-578","fulltext":[{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntniss des Phosphors in der Frauen- und Kuhmilch.\nVon\nM. Siegfried.\nAus il.'m . h. mis, lieu Laboratorium <l\u00bbs physiologischen Institu',9 der TnivcrsitAi Leipzig.* (D\u00bb r Rodaction ziigcgangtn am \u00bb5. Januar is*\u00bb7.)\nDie in der Untersuchung von Wittmaack niitgetheilten Kesultate zeigen, das\u00ab die Kuh- und Frauenmilch sehr constante Mengen Nucleons enthalten und dass der Nucleonge-halt der Frauenmilch mehr als doppelt so gross als der der Kuhmilch ist. 1 Liter Kuhmilch enth\u00e4lt 0,55 \u2014 0,6 gr., ein Liter Frauenmilch 1,1 \u2014 1,0 gr. Nucleon. Hierdurch ist ein neuer Unterschied zwischen Kuh- u,iid Frauenmilch lestgestellt, ein Unterschied, der wesentlich erscheint, wenn man die Natur des Nucleons ber\u00fccksichtigt. Das Nucleon ist sehr phosphorreich, der phosphorreichste organische K\u00f6rper der Milch \u00fcberhaupt. 1 Liter Kuhmilch; enth\u00e4lt in \u00fc,(\u00bb gr. Nucleon 0,09 gr., 1 Liter Frauenmilch in 1,0 gr. 0,195 gr. als FjOj. berechneten Phosphors. Setzen wir den Gehalt an Gesammtphosphor in der Kuhmilch zu 1,5 gr., den in der Frauenmilch zu 0,47 gr. als Ps05 berechne!, so betragt\nin \u00ab1er Kuhmilch der Nucleonphosphor <> % des fiesamml phosphors.\n> \u00bb Frauenmilch \u00bb\t\u00bb\t41.5\u00bb\t\u00bb\t,\t. .\nDer Nucleonphosphor ist organisch gebunden. Sehen wir von den geringen Mengen Lecithinphosph\u00f6rs ab, so findet sich in der Milch ausser dem Nucleonphosphor nur noch organisch gebundener Phosphor als Caseinphosphor.","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"1 Liter Frauenmilch enthalt in 10,3 gr. Casein mit MM\u00bb*/, P 0,1\u00ab frr. Phosphor als P,0, berechnet. Diese Mens., ist ungef\u00e4hr der des Nucleonphosphors gleich. Die Summe I\u00bbeider ergibt 0,3G gr. PsOs, der Gcsammtphpsphor der Frauenmilch ist 0,47 gr. P2Os im Liter, also besteht der Gesa mint phosphor der Frauenmilch fast nur aus Casein- und N i ic Icon phosphor. Fs fehlen fast ganz anorganische Phosphate. In der Frauenmilch ist nur oder fast nur organisch gebunt|ener Phosphor vorhanden.\nAnders liegen die Verh\u00e4ltnisse in der Kuhmilch. Hier I\u00bbetragt die Menge des im Liter (3\u00b0/0 Casein mit 0,84% Pj vorhandenen Casein phosphors 0,58 gr., die des Nucleonphosphors nur 0,00 gr. P206. Die Summe beider betr\u00e4gt 0,(i7 gr.. also noch nicht die Iliilfle des Gesammtphosphors 1.5 gi.\nVergleicht inan die Tbatsache, dass die phosphoi-arme Frauenmilch mehr als die doppelte Menge Nueleon-phospbor als die phospborreiehe Kuhmilch enth\u00e4lt, mit der Erfahrung, dass gerade in Bezug auf die Resorption des Phosphors und dessen Verwendung zur Knochenbildung die phos-pborarme Frauenmilch nicht durch die phospborreiehe Kuhmilch ersetzbar ist, so gewinnt die fr\u00fcher ausgesprochene Vermut hung, dass dem Nucleon eine wichtige Rolle bei der Resorption und Assimilation des Phosphors zukomme, wesentlich an Wahrscheinlichkeit. Der S\u00e4ugling, der so vortheilliatt seine Knochen hei der Ern\u00e4hrung mit Frauenmilch bildet, nimmt ja ausser Caseinphosphor \u00fcberhaupt fast nur Nuclemi-pliosptior auf.\nDas Nucleon ist ferner im Stande, Kalk zu binden. Der Nucleon kalk enth\u00e4lt Phosphor und Calcium in l\u00f6slicher Form. Feber die Menge des Kalkes, welcher vom Nucleon gebunden werden kann, lassen sich zur Zeit keine bestimmten Angaben machen, da der Nucleonkalk bisher nicht in v\u00f6llig reinem Zustande hat isolirt werden k\u00f6nnen. Nehmen wir an, das Nucleon k\u00f6nne dasselbe Aequivalent Calcium binden. \" i(l Eisen im Garniferrin, so kann das Nucleon der Frauenmilch mehr als die doppelte Menge des in der Frauenmilch vorhandenen Kalkes, das Nucleon der Kuhmilch nur ca. V.","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\n\u00abie* Kalkes der Kuhmilch binden. Da orfahruugsgenmss der wesentlich h\u00f6here Kalkgehalt der Kuhmilch weniger geeignet f\u00fcr die Kalk-Resorption bezw. Assimilation ist, als der viel niedrigere der Frauenmilch, so ist es gerechtfertigt* in der Arl, in welcher der Kalk zugleich mit dem Phosphor in der Frauenmilch gegen\u00fcber der Kuhmilch \u00fcberwiegend vorhanden i>l, in^ dem Nucleonkalk, den Grund der besseren Qualification\nder Frauenmilch f\u00fcr die Kalk-Resorption bezw. Assimilation zu sehen.\nBei der Beurtheihing der Menge des Nueieons, welche dei S\u00e4ugling mit der Kuhmilch aiiliiimml, ist zu ber\u00fccksichtigen, dass die Kuhmilch mit Wasser bezw. Milchzucker-liisiing verd\u00fcnnt wird. Wird sie mit gleichen Thcileu verd\u00fcnnt, so erh\u00e4lt der S\u00e4ugling nur den vierten bis f\u00fcnften\nIhed Nucleon in seiner Nahrung, als wenn er Frauenmilch bekommt.\nDer hohe Nucleongehalt der Frauenmilch gewinnt des Weiteren an Interesse, wenn man die in diesem Hefte S 5bi; mitgetheilten Befunde von. M. M\u00fcller in Betracht zieht. Itier-nach enthalt der Muskel des Neugeborenen wesentlich geringere Mengen Nucleon als der des Erwachsenen (0 \u2014- 6,057\t*\u25a0\ngegen 0,11 \u2014 0, 22\u00b0/0). Das Nucleon der thierischen Muskeln* ist von dem der Kuhmilch nur sehr wenig verschieden') Die hei der Analyse sich ergebende Zusammensetzung der aus bciden ^gestellten Eisenverbindungen stimmt \u2018 v\u00f6llig nberein, ebenso das Verhalten der letzteren. Unterschiede sind erst beim Studium der Zersetzungsproducte des Milch-\n^\u00bbskel-NucIeons gefunden worden. Es ist nicht daran zn zweifeln, dass das Nucleon der Milch in das der Muskeln \u00fcbergehen kann. F\u00fcr den Organismus des S\u00e4uglinges nun wird ein Stoff seiner Nahrung, an welchem er selbst im Vergleich zum Organismus des Erwachsenen Mangel hat, zmn Machsthum werthvoll sein.\nSpricht man dem Nucleon der Milch einenWerth als Nahrungsmittel des S\u00e4uglinges zu, so ist der Nucleongehalt\n') Diese Zeitschrift, H\u00abl. 21, S. nn<l |J,|. 2*2, S, 2V1.","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nder Milchpr\u00e4parate von Interesse. Mit der Bestimmung desselben ist Herr cand. med. Lahse besch\u00e4ftigt. Ferner war zu pr\u00fcfen, ob bei dem Sterilisiren der Milch das Nucleon zersetzt wird. Eine in dieser Richtung von mir angestellte Versuchsreihe hat ergeben, dass bei mehrst\u00fcndigem Sterilisiren allerdings wesentliche Mengen Nucleons zerst\u00f6rt werden, dass dieselben jedoch bei den in der Praxis \u00fcblichen Zeiten des Sterilisirens zu gering sind, als dass man dem Sterilisiren in Bezug auf den Nucleongehalt der Milch eine sch\u00e4dliche Wirkung zuschreiben k\u00f6nnte.","page":578}],"identifier":"lit17139","issued":"1896-97","language":"de","pages":"575-578","startpages":"575","title":"Zur Kenntniss des Phosphors in der Frauen- und Kuhmilch","type":"Journal Article","volume":"22"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:58:22.502517+00:00"}