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{"created":"2022-01-31T13:13:33.752809+00:00","id":"lit17178","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Nawratzki, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 23: 532-554","fulltext":[{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntniss der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit,*)\nVon\nDr. E. Nawratzki.\nAssistenzarzt an der Irrenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf.\n(Aus der chemischen Abtheilung des physiologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaction zugegangen am 20. Juli 1397.)\nDie Aufnahme der Quincke\u2019sehen* 2) Lumbalpunktion in die Reihe der diagnostischen und event, therapeutischen Hilfsmittel hat die Aufmerksamkeit der Kliniker von Neuem auf die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit gelenkt, deren Beschaffenheit und Zusammensetzung schon seit vielen Jahren die Forscher besch\u00e4ftigte, ohne dass indess bis jetzt ein abschliessendes Urtheil \u00fcber die in der Fl\u00fcssigkeit enthaltenen Bestandtheile m\u00f6glich wurde. Es lag dies einerseits in der Schwierigkeit und Seltenheit, die Fl\u00fcssigkeit beim Menschen zu erlangen, andererseits daran, dass sie bei Thieren in zu geringer Menge gewonnen wurde, als dass \u00fcber die einzelnen Substanzen eingehende Studien angestellt werden konnten. So darf es nicht W under nehmen, dass wir bei der Durchsicht der Litteratur - gewisse Fragen noch unerledigt finden und auf schwankende Angaben stossen, die es deutlich machen, dass in der Erkenntniss der normalen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit manche L\u00fccken bestehen.\n\u00fceberblickt man die bisher ver\u00f6ffentlichten Analysen des menschlichen Liquor cerebrospinalis, so erscheint der Einwurf nicht unberechtigt, dass es sich hier meistentheils um Fl\u00fcssigkeiten handelte, die von Individuen mit krankhaft ver\u00e4ndertem Centralnervensystem herr\u00fchrten und daher selbst ver\u00e4ndert sein konnten. Andererseits war zuweilen die Fl\u00fcssigkeit von Leichen\n1)\tNach einem Vortrage, gehalten am 11. Dezember 1896 in der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin.\n2)\tQuincke, Die Lumbalpunktion des Hydrocephalus. Berliner klin. Wochenschrift, 1891, Nr. 39.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"533\nentnommen, also unter Verh\u00e4ltnissen, wo, wie sp\u00e4ter gezeigt werden soll, Ver\u00e4nderungen Platz gegriffen haben k\u00f6nnen, die R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Beschaffenheit des Liquor beim Lebenden nicht zulassen d\u00fcrften.\nNeumeister1) betont noch in der neuesten Auflage seines Lehrbuches der physiologischen Chemie, dass normale Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, wie es scheint, sehr selten zur Untersuchung gelangt sei, und bezieht sich bei der Beschreibung derselben auf F\u00e4lle von Spina bifida, Meningocele, Hydrocephalus und einen Fall von Epilepsie. In neuerer Zeit sind Untersuchungen des Liquor bei den verschiedenen Formen der Meningitis cerebrospinalis und einzelnen anderen Erkrankungen hinzugekommen, also immerhin von F\u00e4llen, wo die Druckoder Transsudationsverh\u00e4ltnisse sehr wohl abnorm sein konnten.\nMan sollte nun meinen, dass zur Erforschung der normalen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, da sie vom Menschen so schwer zu erhalten ist, Thiere in ausgiebiger Weise untersucht worden seien. Dass dem nicht so ist, lehrt ein Blick in die Litte-ratur. Es finden sich nur ganz sp\u00e4rliche Mittheilungen \u00fcber Untersuchungen an thierischer Fl\u00fcssigkeit. So bestimmte Bussy2) die Menge der reducirenden Substanz am Pferde. Cl. Bernard3) stellte seine Forschungen an Kaninchen an. C. Schmidt4) analysirte die Fl\u00fcssigkeit eines gesunden Hundes. In neuerer Zeit experimentirten Bochefontaine,5)\n!) Neumeister, Lehrbuch der physiologischen Chemie. Jena 1897 pg. 478.\n2)\tAnalyse d\u2019un liquide qui s\u2019est \u00e9coul\u00e9 de l\u2019oreille d\u2019un homme qui avait une fracture du cr\u00e2ne. Rapport par M. Bussy. Bull, de l\u2019Acad. de M\u00e9d. de Paris, 7. Dezember 1852, cit. von Prof. Leber im Arch. f. Ophthalm. Bd. 29, L, 1883.\n3)\tCl. Bernard, Le\u00e7ons de Physiologie exp\u00e9rimentale appliqu\u00e9e \u00e0 la M\u00e9dicine. Paris 1855 u. 1856.\n4)\tC. Schmidt, Charakteristik der epidemischen Choiera, Leipzig und Mitau 1850.\n5)\tBochefontaine, Note sur le liquide c\u00e9phalo-rhachidien et sur la compression des centres nerveux enc\u00e9phalo-m\u00e9dullaires au moment des systoles cardiaques. Gaz. m\u00e9d. 1879, Nr. 21.","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 534 \u2014\nCavazzani1) ebenfalls an Hunden, desgleichen wohl auch Quincke.2) Eine Reihe von genauen Analysen, ausgef\u00fchrt an Thieren derselben Gattung, ist meines Wissens bisher noch nicht ver\u00f6ffentlicht worden.\nDerjenige K\u00f6rper im Liquor cerebrospinalis, \u00fcber dessen Vorkommen, Natur und Eigenschaften die Meinungen der Autoren noch immer getheilte sind, ist der Kupferoxyd in alkalischer L\u00f6sung beim Erw\u00e4rmen redueirende Stoff. In den ersten mitgetheilten Analysen der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von Conquest,3) Malgaigne,4) Battersby,5) Schlossberger6) ist von dem Vorhandensein dieser Substanz noch keine Rede. Deschamps und Bussy 7) (1852) erw\u00e4hnen ihn wohl zuerst. Alsbald wies auch Cl. Bernard8) (1855) darauf hin, dass in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von Thieren regelm\u00e4ssig ein reducirender K\u00f6rper sich f\u00e4nde, den er f\u00fcr Zucker ansprach. Er constatirte indess nur dessen Eigenschaft, Kupferoxyd zu reduciren, erhielt aber, wie er selbst anf\u00fchrt, niemals gen\u00fcgend grosse Mengen von Fl\u00fcssigkeit zur Anstellung der G\u00e4hrungsprobe, um damit jeden Zweifel an dem Vorhandensein von Zucker zu beseitigen.\n1)\tC a vaz za ni, Ueber die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Centralbl. f. Physiologie, Nr. 14, 1892.\nDerselbe, Ueber die Circulation der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Centralbl. f. Physiologie, Nr. 18, 1892.\nDerselbe, Weiteres \u00fcber die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Centralbl. f. Physiologie, Nr. 6, 1896.\n2)\tQuincke, Zur Physiologie der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, Reicherts u. Du Bois-Reymonds Arch. 1872, Heft 2.\n3)\tConquest, Resultate der Paracent\u00e8se des Kopfes in 19 F\u00e4llen von Hydrocephalus, Lancet Vol. 1.1838, refer, in Schmidt\u2019s Jahrb. 1840, p. 315.\n4)\tMalgaigne, Ueber die Punktion des Sch\u00e4dels bei dem chron. Hydrocephalus. Bullet, de Th\u00e9rap., T. XIX., refer, in Schmidt\u2019s Jahrb. 1841, p. 206.\n5)\tFrancis Battersby, Ueber Hydrocephalus chronic, acqui-situs, sanguineus u. congenitus. Edinb. Journ., July 1850, refer, in Schmidt\u2019s Jahrb. 1850, p. 209.\n6)\tSchlossberger, Analyse hydrocephalischer Fl\u00fcssigkeiten, Arch. f. phys. Heilk. X. 1851, refer, in Schmidt\u2019s Jahrb. 1851, p. 278.\n7)\tBussy 1. c.\n8)\tBernard 1. c.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"535\nTurner1) (1855) bestreitet bereits, dass man es mit Zucker in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit zu thun habe. Er beobachtete zwar gleichfalls Reduction des Kupferoxyds zu Kupferoxydul, vermisste aber Gasentwickelung auf Zusatz von Hefe.\nHoppe2) (1859) stellt fest, dass die strittige Substanz Kupfer- und Wismuthoxyd reducirt, verg\u00e4hrbar ist, ohne dass die G\u00e4hrungsprodukte erkannt wurden, aber die Polarisationsebene auch in concentrirter L\u00f6sung nicht dreht.\nGorup-Besanez3) (1862) spricht die Vermuthung aus, dass dieser eigenth\u00fcmliche K\u00f6rper vielleicht mit dem von Boedeeker beschriebenen Alkapton zu identificiren sei.\nNach Hulke 4) (1864) zeigte eine nach der dritten Punktion bei Spina bifida erhaltene Fl\u00fcssigkeit die Trommer\u2019sche und G\u00e4hrungsprobe positiv.\nStscherbakof'f5) (1870) findet bei der Untersuchung einer Spina bifida-Fl\u00fcssigkeit, dass Kupferoxyd und basisch salpetersaures Wismuthoxyd reducirt werden, und beim Kochen mit Alkalien Braunf\u00e4rbung eintritt, kann aber weder G\u00e4hrung noch Rechtsdrehung eonstatiren.\nHoppe-Seyler 6) (1877) f\u00fchrt dann in seinem Lehrbuche der physiologischen Chemie weiter aus, dass in der Cerebro-spinalfl\u00fcsigkeit im normalen Zustande kein Zucker vorkomme, dass vielmehr der Eintritt von Zucker in dieselbe nur infolge von Reizung oder Entz\u00fcndung des Gehirns und R\u00fcckenmarks geschehe. Nach ihm fehlte in der Spina bifida- und Hydro-\n1)\tW. Turner, Ueber die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Chem. Gaz. 1854 u. Journ. f. prakt. Chem. November 1854, refer, in Schmid\u2019ts Jahrb. 1855, p. 292.\n2)\tF. Hoppe, Ueber die chemische Zusammensetzung der Cere-brospinalfl\u00fcssigkeit. Virch. Archiv 1859, Bd. XVI, p. 391.\n3)\tv. Gorup-Besanez, Lehrbuch der physiologischen Chemie 1862, p. 376 u. 380.\n4)\tHulke (Med. Times and Gaz. March. 7, 1863), refer, in Schmidt\u2019s Jahrb. 1864, Bd. 123, p. 277.\n5)\tDr. A. Stseherbakoff, Zur Analyse pathologischer Fl\u00fcssigkeiten. Deut. Arch. f. klin. Medizin, 1870, Bd. VII, p. 225.\n6)\tHoppe-Seyler, Lehrbuch der physiologischen Chemie. Theil III, 1879, p. 604\u2014605.","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\ncephalusfl\u00fcssigkeit die Kupferoxydreduction in dem bei der ersten Punktion erhaltenen Liquor, in den sp\u00e4ter abgelassenen Mengen war dagegen g\u00e4hrungsf\u00e4higer und rechtsdrehender Zucker nachweisbar.\nDiesem Autor schliesst sich Ransom1) (1890) an, der das gelegentliche Vorkommen von Zucker nicht ausgeschlossen haben will, es aber f\u00fcr wahrscheinlich h\u00e4lt, dass wahrer Zucker seinen Weg nur in kranke Cerebrospinaltl\u00fcssigkeit finde.\nToison und Lenoble2) (1891) vermochten in den von ihnen untersuchten 4 Fl\u00fcssigkeiten die Existenz eines reduci-renden K\u00f6rpers immer zu constatiren, ohne jedoch die Natur desselben bestimmen zu k\u00f6nnen.\nW\u00e4hrend man sich bisher vergebens bem\u00fcht hatte, den reducirenden Stoff zu isoliren, war Halliburton 3) (1889) mit der Angabe hervorgetreten, dass es ihm gelungen w\u00e4re, aus einer hydrocephalischen Fl\u00fcssigkeit Kr y stalle darzustellen, die den reducirenden K\u00f6rper zu repr\u00e4sentiren schienen und ihrem Aussehen wie ihren Eigenschaften nach dem Brenzkatechin entsprachen. Die Krystalle waren in Wasser, Alkohol und Aether l\u00f6slich, wurden durch neutrales Bleiacetat vollst\u00e4ndig ausgef\u00e4llt, reducirten Kupferoxyd, nicht aber Wismuthoxyd, drehten nicht die Polarisationsebene und zeigten die f\u00fcr Brenzkatechin charakteristische Eisenchloridreaction. Bei der qualitativen Pr\u00fcfung von 10 Einzelportionen auf reducirende Substanz wendete Halliburton ausser der Fehling1 sehen einige Male auch die Phenylhydrazinprobe an, die ihm aber stets ein negatives Resultat ergab, w\u00e4hrend Kupferoxyd regelm\u00e4ssig r\u00e9ducirt wurde.\nEr kommt zu dem verallgemeinernden Schluss, dass wir es \u00fcberhaupt nicht mit einem Zucker in der Cerebrospinal-\n1)\tWilliam B. Ransom, The occurence of sugar in Pathological effusions. The Practitionner, 1890, Bd. 45, T. II. p. 267.\n2)\tToison et Len oh le, Note sur la structure et sur la composition du liquide c\u00e9phalo-rhachidien chez l\u2019homme. Compt. rend. hebd. de la Soc. de biol. S\u00e9r. IX. Bd. III. Nr. 18, 1891.\n3)\tW. D. Halliburton, Cerebrospinal-fluid. The Journal of Physiology. Vol. X. 1889.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"537\nfl\u00fcssigkeit zu thun haben, sondern mit einem Phenolderivat, dem Brenzkatechin.\nSeine Mittheilungen sind bisher unwidersprochen geblieben und noch keiner ausgiebigen Nachpr\u00fcfung unterzogen worden. Von einigen Autoren finden wir sie bereits acceptirt. So betont Cavazzani,1) dass die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit sich von der lymphatischen hinsichtlich des Gehaltes an eigenth\u00fcmlichen Eiweissstoffen und an Brenzkatechin unterscheide.\nHammarsten2) hebt bei der Beschreibung jener Fl\u00fcssigkeit in seinem neuesten Lehrbuch der physiologischen Chemie (1895) hervor, dass man in derselben einen optisch inactiven, g\u00e4hru ngsf\u00e4higen, Kupferoxyd reducirenden Stoff beobachtet habe, der nach Halliburton Brenzkatechin zu sein scheine. Der Widerspruch hier zwischen den Worten \u00ab g\u00e4hrungsf\u00e4hig \u00bb und \u00ab Brenzkatechin \u00bb l\u00e4sst recht deutlich erkennen, wie wenig die Anschauungen \u00fcber diesen Stoff gekl\u00e4rt sind.\nAndere wieder, wie z. B. Quincke,3) sprechen von dem regelm\u00e4ssigen Vorkommen von Zucker im Liquor cerebrospinalis, ohne anscheinend alle die f\u00fcr Zucker charakteristischen Merkmale nachgewiesen zu haben. So hat Quincke, soweit ich wenigstens aus seinen mir zug\u00e4nglichen Mittheilungen ersehen konnte, sich bei der Pr\u00fcfung des fraglichen K\u00f6rpers mit der Kupfer-, Wismuth- und Phenylhydrazinprobe begn\u00fcgt, ohne \u00fcber das G\u00e4hrungs- und Drehungsverm\u00f6gen etwas anzugeben.\nCervesato4) theilt in einer im vorigen Jahre erschienenen Arbeit mit, dass Zucker, wenn auch nicht constant, so doch fast immer in der hydrocephalischen Fl\u00fcssigkeit sich finde. Er beschr\u00e4nkte sich ebenfalls nur auf die Trommer5sehe und Nylander'sehe Probe und l\u00e4sst das G\u00e4hrungs- und Drehungsverm\u00f6gen unerw\u00e4hnt.\n1)\tE. Cavazzani, Weiteres \u00fcber die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Centralbl. f. Physiolog. Nr. VI. 1896.\n2)\tHammarsten, Lehrbuch der physiologischen Chemie, 1895,\np. 170.\n3)\tQuincke, lieber Lumbalpunktion. Berlin, klin. Woch. Nr. 41, 1895.\n4)\tProf. Dante Cervesato, Dei caratteri chimici del liquido\nidrocefalico. Padova 1896.\n35","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"Die Unsicherheit in der Kenntniss der reducirenden Substanz bringt es mit sich, dass wohl in jedem ver\u00f6ffentlichten Falle genau registrirt wird, ob dieser K\u00f6rper nachweisbar war oder nicht, ohne dass man sich hat entschlossen k\u00f6nnen, aus dem einen oder anderen Befunde ein abnormes Verhalten der Fl\u00fcssigkeit abzuleiten.\nDieser Umstand, wie insbesondere die auffallenden Angaben Halliburton\u2019s Hessen es w\u00fcnschenswerth erscheinen, die Eigenschaften des reducirenden Stoffes an einem einwandsfreien Materiale genauer zu ermitteln und nachzupr\u00fcfen. Hierbei ergab es sich von selbst, an einer Reihe von Cerebrospinalfl\u00fcssigkeiten derselben Gattung genaue Bestimmungen des Eiweissgehaltes, des Trocken- und Aschenr\u00fcckstandes und der \u00fcbrigen Eigenschaften dieser Materie anzuschliessen.\nDie Versuche wurden in der chemischen Abtheilung des hiesigen physiologischen Instituts ausgef\u00fchrt, und benutze ich gern die Gelegenheit, an dieser Stelle Herrn Professor Dr. Thierfelder f\u00fcr das lebhafte Interesse und die Unterst\u00fctzung, die er mir hat zu Theil werden lassen, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.\nCerebrospinalfl\u00fcssigkeit des Kalbes.\nUm exacte Resultate von wirklich normalem Liquor cerebrospinalis zu erhalten, war es erforderlich, diesen von gesunden Individuen und ohne fremde Beimengungen zu entnehmen. Da derselbe, wie wir sehen werden, einen sehr geringen Gehalt an festen Stoffen, insbesondere an Eiweiss, hat, so verm\u00f6gen schon wenige Tropfen Blutes zu einer Menge von\n40___50 ccm. Fl\u00fcssigkeit die Verh\u00e4ltnisse in merkbarer Weise\nzu ver\u00e4ndern. Vermittelst der Quincke\u2019sehen Lumbalpunktion sind wir jetzt freilich in den Stand gesetzt, absolut reinen Liquor zu erhalten, indes\u00ae wird es schwer sein, ihn von gesunden Menschen zu entnehmen, um so der Forderung einer normalen Fl\u00fcssigkeit zu entsprechen. Ich w\u00e4hlte deshalb zu meinen Untersuchungen den Liquor cerebrospinalis von K\u00e4lbern.1)\ni) F\u00fcr die freundliche Unterst\u00fctzung bei der Beschaffung des Materials spreche ich den Herren Prof. Dr. Os ter tag und Oberthierarzt Reissmann meinen verbindlichsten Dank aus.","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"m 539 \u2014\nDie bei diesen Thieren angewandte Schlachtmethode gestattete es mir, den Liquor rein und unver\u00e4ndert unmittelbar nach dem Eintritt des Todes abzunehmen. Rinder, Hammel oder Schweine konnte ich zu den Versuchen nicht benutzen. Erstere werden durch Schlag auf den Kopf get\u00f6dtet, wodurch, wie ich mich mehrfach \u00fcberzeugt habe, der Liquor sofort blutig wird. Bei den \u00fcbrigen Thieren machte es mir die Schlachtmethode gleichfalls unm\u00f6glich, reines Material zu erhalten. Die K\u00e4lber werden durch Halsschnitt auf dem Schr\u00e4gen geschlachtet und nehmen hierbei die f\u00fcr die Ansammlung und Gewinnung von Spinalfl\u00fcssigkeit am Halse g\u00fcnstigste Lage ein. Die Ausf\u00fchrung geschah in der Weise, dass nach Durchschneidung der grossen Halsgef\u00e4sse alle Ge-webstheile bis auf das Atlanto-oceipitalgelenk durchtrennt, letzteres freigelegt und die Membrana atlanto-occipitalis ant. abpr\u00e4parirf wurde. Alsdann ging ich immer wenige Minuten nach Aufh\u00f6ren der Agone, nachdem das Thier ausgeblutet war und bevor der Schl\u00e4chter die Medulla durchschnitten hatte, mit einer Hohlnadel direkt durch die frei liegende Dura mater in den Subarachnoidealraum ein und konnte fast immer reinen, blutfreien Liquor ablassen. Die Mengen betrugen meist 20 bis 40 ccm., zuweilen auch bis 60 ccm. Doch k\u00f6nnen diese Zahlen nur einen ungef\u00e4hren Anhalt f\u00fcr die im Medullarrohr vorhandene Menge geben. Die Fl\u00fcssigkeit wurde theils in Einzelportionen in sterilisirten Gef\u00e4ssen aufgefangen, theils gesammelt und 2\u20143 Stunden nach ihrer Gewinnung in Bearbeitung genommen. Die benutzten Thiere waren gesund und durchschnittlich 5\u20146 Wochen alt.\nDer reine Liquor cerebrospinalis des Kalbes ist wasserklar, farblos, von sehr schwach salzigem Geschmack und enth\u00e4lt keine Gerinnsel oder Fl\u00f6ckchen, die auf das Vorhandensein morphologischer Bestandtheile schliessen lassen. Geringste Beimengungen von Blut rufen eine gelbliche Tingirung desselben hervor. Aber auch in der ganz klar erscheinenden Fl\u00fcssigkeit fanden sich bei der mikroskopischen Untersuchung dennoch \u00f6fters ganz vereinzelte rothe und hie und da ein weisses Blutk\u00f6rperchen, die indess nur als accidentelle Bestand-\n35*","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\ntheile aufzufassen und wahrscheinlich aus der Nadel mit herausgesp\u00fclt worden waren. F\u00fcr unsere quantitativen Bestimmungen wurden nur die absolut farblos aussehenden Portionen benutzt.\nDie Fl\u00fcssigkeit reagirte immer schwach alkalisch und wurde beim Kochen opalescent. Nach Zusatz von einigen Tropfen Essigs\u00e4ure bis zur schwach sauren Reaction und l\u00e4ngerem Absitzenlassen bildete sich ein feinstflockiger Niederschlag. Nach Zusatz von Natronlauge und einer Spur Kupfersulfat wurde \u00f6fters eine schwache Violettf\u00e4rbung eonstatiri, und zwar konnten wir dieselbe unter 20 Einzelportionen, die wir daraufhin pr\u00fcften, 7 Mal beobachten, 13 Mal nicht.\nReducirende Substanz, quantitative Bestimmung derselben.\nIn s\u00e4mmtlichen 20 Portionen ergab die Trommer\u2019sche Probe ein positives Resultat. Von den weiteren Reactionen fiel die Nylander\u2019sche meist negativ aus. Die Phenylhydrazinprobe war in den F\u00e4llen, wo ich sie anwandte, positiv.\nDie auffallenden Widerspr\u00fcche und schwankenden Angaben \u00fcber die Natur und Eigenschaften der reducirenden Substanz, die sieh in der Litteratur vorfinden, lassen sich zum Theil aus der ungen\u00fcgenden Menge an Material erkl\u00e4ren, die den einzelnen Beobachtern zu Gebote stand. Diesem Uebelstande suchte ich dadurch aus dem Wege zu gehen, dass ich die Fl\u00fcssigkeit von 85 K\u00e4lbern sammelte. Die hierbei erhaltene Menge von \u00fcber 2 Litern wurde nach Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure unter reichlichem Zusatz von Alkohol conservirt und in 4 Theilen bearbeitet.\nNach dem Vorg\u00e4nge von Halliburton wurde das alkoholische Filtrat der ersten Portion von 430 ccm. bei 40\u00b0 eingedampft, der R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen und mit neutralem Bleiacetat versetzt. Der entstandene Niederschlag wurde abfiltrirt und in Wasser suspendirt. Nach Halliburton sollte nun der reducirende K\u00f6rper durch das Bleiacetat ausgef\u00e4llt und in dem Filtrat keine Reduction nachweisbar sein. Ich fand das Umgekehrte. Der in Wasser sus-pendirte Niederschlag wurde mittelst eines Schwefelwasser-","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"541\nstoffstromes entbleit und das gebildete Schwefelblei abfiltrirt. Das Filtrat wurde mit Aether extrahirt und der Atherauszug abgedampft. Es blieb keine Substanz zur\u00fcck, die die Reactionen des Brenzkatechins gezeigt h\u00e4tte. Das Filtrat von dem ersten durch Bleiacetat entstandenen Niederschlage wurde jetzt mit dem Schwefelwasserstoffstrome behandelt und das gebildete Schwefelblei abfiltrirt. In diesem Filtrate liess sich die reducirende Substanz mittelst der Trommer\u2019sehen Probe sicher nachweisen. Es wurde stark eingeengt und zeigte folgende Eigenschaften : Es reducirte reichlich Kupfer- und Wismuthoxyd in alkalischer L\u00f6sung und gab mit essigsaurem Phenylhydrazin in B\u00fcscheln krystallisirende Nadeln vom Schmelzpunkt 205\u2014206\u00b0. Sonach w\u00e4ren die Krystalle, die ich aus der Spinalfl\u00fcssigkeit erhalten hatte, sowohl nach der Form, wie nach dem Schmelzpunkt mit Phenylglucosazon zu identificiren. Ein anderer Theil der eingeengten Masse wurde mit Hefe versetzt und zeigte lebhafte G\u00e4hrung mit reichlicher Gasentwickelung. Mittelst Natronlauge wurde das gebildete Gas als Kohlens\u00e4ure nachgewiesen. Die vergohrene Masse reducirte nicht mehr.\nDie drei anderen Portionen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von 510, 555 und 590 ccm. wurde in \u00e4hnlicher Weise behandelt wie die erste. Niemals gelang es, eine Substanz zu erhalten, die mit Brenzkatechin identisch gewesen w\u00e4re. Die aus den Mengen von 510 und 555 ccm. gewonnenen und reducirend wirkenden Filtrate wurden bis auf etwa den 24. Theil ihres Volumens eingeengt und liessen bei dieser Concentration im 20 cm. langen Rohr eine deutliche Rechtsdrehung der Polarisationsebene erkennen.\nEs wurde nun versucht, den Traubenzucker aus der Spinalfl\u00fcssigkeit zu isoliren und rein darzustellen. Dies gelang nicht, weder bei Behandlung mit basischem Bleiacetat und Ammoniak, noch mit einer von Leo1) mitgetheilten, ihm von Professor Scheib 1er angegebenen Methode (Zusatz einer methylalkoholischen L\u00f6sung von Aetzbaryt zu dem in Methylalkohol\n1; H. Leo, Zur Kenntniss der \u00abreducirenden\u00bb Substanzen in diabetischen Harnen. Virch. Arch. Bd. 107, 1887, p. 109.","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\ngel\u00f6sten Abdampfungsr\u00fcckstand). Immer blieb zum Schluss eine syrup\u00f6se, br\u00e4unlich-gelbe, nicht krystallisirende Masse zur\u00fcck. Sie war in Wasser und Alkohol leicht l\u00f6slich und enthielt den gr\u00f6ssten Theil der reducirenden Substanz, daneben aber anorganische Beimengungen, die sich nicht herausschaffen liessen. Die R\u00fcckst\u00e4nde aus den vier bearbeiteten Portionen wurden vereinigt und gaben wiederum die vorher schon beobachteten Reactionen (Reduction, G\u00e4hrung, Rechtsdrehung).\nNoch bevor man \u00fcber die Natur des reducirenden Stoffes genau unterrichtet war, hatte man schon seine Menge mittelst der F ehling \u2019sehen Titrirmethode bestimmt und auf Traubenzucker berechnet. So gibt Bussy1) f\u00fcr das Pferd 0,01% an, Petit2) fand in einer Spinabifida-Fl\u00fcssigkeit 0,02%, Halliburton3) berechnete die Menge bei Spinabifida auf ann\u00e4hernd 0,0165%. Cavaz-zani4) gibt f\u00fcr 2 Hydrocephalen 0,0185% und 0,0188% an. Bei Cervesato5) finden sich f\u00fcr hydrocephalische Fl\u00fcssigkeiten 0,04 bis 0,05% verzeichnet. Ich bediente mich zur Bestimmung des Zuckergehaltes der Allihn\u2019schen Methode und verwendete hierzu 275 ccm. Fl\u00fcssigkeit, die von etwa 15 K\u00e4lbern gesammelt waren. Es ergab sich ein Procentgehalt von 0,0461. Da, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, die Quantit\u00e4ten des Eiweisses, der Trocken- und Gl\u00fchr\u00fcckst\u00e4nde individuell nur sehr wenig schwanken, ist das Gleiche auch f\u00fcr den Zuckergehalt anzunehmen.\nFasse ich noch einmal die Resultate der bisherigen Pr\u00fcfungen zusammen, so konnte ich, entgegen der Annahme von Hoppe-Seyler6) und Ransom7), dass Zucker seinen Weg nur in kranke Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit finde, constatiren, dass in dem normalen Liquor cerebrospinalis regelm\u00e4ssig ein K\u00f6rper vorkommt, welcher in allen seinen Eigenschaften mit Traubenzucker \u00fcbereinstimmt. Der Procentgehalt ist etwas geringer, als\n1)\tBussy, 1. c.\n2)\tPetit, cit. in Schmidt\u2019s Jahrb. 1881, Bd. 191, p. 156.\n3)\tHalliburton, 1. c.\n4)\tCavazzani, 1. c.\n5)\tCervesato, 1. c.\n6)\tHoppe-Seyler, 1. c.\n7)\tRansom, 1. c.","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"im Blut, das nach S e ege n Q im Durchschnitt bei den verschiedenen Thierklassen 0,1\u20140,2 \u00b0/o enth\u00e4lt. Brenzkatechin fehlt vollkommen.\nDie \u00fcbrigen Bestandtheile (Eiweiss, Salze). Quantitative Bestimmung derselben.\nDie Bestimmung des specifischen Gewichts geschah mit dem Pyknometer. Das Eiweiss wurde durch Kochen unter Zusatz von einigen Tropfen Essigs\u00e4ure bis zur schwach sauren Beaction gef\u00e4llt, auf einem gewogenen Filter gesammelt, getrocknet und gewogen. Das Filtrat wurde eingedampft, bei 100\u00b0 getrocknet und gewogen. Das Gewicht zeigte die Menge des Trockenr\u00fcckstandes minus Eiweiss an. Letzterer, gegl\u00fcht, ergab bei der W\u00e4gung die Menge der anorganischen Stoffe, w\u00e4hrend die Differenz der Gewichte die Quantit\u00e4t der organischen Stoffe minus Eiweiss anzeigte.\nThier\tg ^ c \u2014 \u00a3 t\u00df tu c 'cg\tSpec. Gew.\tEiweiss\tTrocken- r\u00fcckstand\tAnorgan. Stoffe\tOrgan. Stoffe\tWasser\n\t\t\t\t\u2014 Eiweiss\t\t\u2014 Eiweiss\t\nNr. I\t43 ccm.\t\t\t0,0158 \u00b0/0\t\t\t\t\t\u2014.\t\u2014\n\u201e II\t26 \u201e\t\u2014\t0,0246 \u201e\t\u2014t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\u201e III\t26 \u201e\t\u2014\t0,0185\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\u201e IV\t30 \u201e\t\u2014\t0.0227 \u201e\t1,07 67\u00b0/o\t0,8513\u00b0/o\t0,2254%\t98,9006%\n\u201e V\t22 \u201e\t\u2014\t0,0236 ..\t1,1014 \u201e\t0,835 \u201e\t0,2664 \u201e\t98,875 \u201e\n\u201e VI\t21 \u201e\tbei 26\u00b0 1008,0\t0,0281 \u201e\t1,0781 \u201e\t0,8086,,\t0,2695 \u201e\t98,8988 \u201e\n\u201e VII\t21 \u201e\tbei 26\u00b0 1007,3\t0,0257 \u201e\t1,0914,,\t0,7371 \u201e\t0,3543 \u201e\t98,8829 \u201e\n., VIII\t31 \u201e\tbei 26\u00b0 1007,6\t0,020 \u201e\t1,1077 \u201e\t0,8761 \u201e\t0,2316 \u201e\t98,8723 \u201e\n\u201e IX\t26 \u201e\tbei 25\u00b0 1007,7\t0,0185,,\t1,0781 \u201e !\t0,8212 \u201e\t0,2569 \u201e\t98,9034 .,\n\u201e X\t29 \u201e\tbei 25\u00b0 l\u00fc07,7\t0,0238,,\t1,0879 \u201e\t0,8141 \u201e\t0,2738 \u201e\t98,8883 \u201e\n\u201e XI\t34 \u201e\tbei 22\u00b0 1007,6\t\t\t1,1097 ,,\t0,7436 \u201e\t0,3661 \u201e\t98,8756 \u201e\n\u201e XII\t48 \u201e\tbei 22\u00b0 1007,5|\t\u2014\t1,1065 \u201e\t0,8358 ,,\t0,2707 \u201e\t98,881 .,\nDnrchsdm.\t\u2014\t\u2014\t0,0221 \u00b0/o\t1,093 %\t0,8136%\t0,2794%\t98,8865%\nDie vorausgeschickte Tabelle lehrt zun\u00e4chst, dass das specifische Gewicht ziemlich constant ist. Der Eiweissgehalt\nl) Seegen, Der Diabetes mellitus, Berlin 1893, page 28.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fc 544\nist ein minimaler und weist niedrigere Zahlen auf, als bisher je angegeben worden sind. Er schwankt zwischen 0,0158 \u00b0/o und 0,0281 \u00b0/o, im Durchschnitt 0,0221 \u00b0/0. Aus der grossen Zahl von Angaben \u00fcber den Eiweissgehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, die sich in der Litteratur finden, seien hier nur zwei herausgegriffen, die speciell auf normale Beschaffenheit Bezug nehmen. So sagt Quincke1) u. A., dass normaler liquor cerebrospinalis 0,2\u20140,5\u00b0/oo Eiweiss enthalte. Rieken2) sch\u00e4tzt die Menge in der Norm auf etwa 0,5 bis h\u00f6chstens l\u00b0/oo. Die \u00fcbrigen organischen Bestandtheile machten das 10 bis 12 fache der Eiweissmenge aus (im Durchschnitt 0,2794 \u00b0/o). Trockenr\u00fcckstand und Asche hielten sich ebenfalls innerhalb enger Grenzen. So schwankten die Trockenr\u00fcckst\u00e4nde zwischen 1,0767 und 1,1097 \u00b0/o, die Menge der Salze zwischen 0,7371 und 0,8761%.\nMan hatte noch daran gedacht, die organischen Stoffe zu analysiren. Jedoch sind die Mengenverh\u00e4ltnisse zu geringe, als dass gen\u00fcgend exacte Resultate erwartet werden konnten. Gewisse Substanzen sind freilich schon beschrieben worden. So haben Yvon3), Thi\u00e9ry4) und Cavazzani5) Harnstoff in der menschlichen Fl\u00fcssigkeit nachgewiesen und den Procentgehalt desselben bestimmt.\nBez\u00fcglich der Natur der Eiweissk\u00f6rper gibt Halliburton6) an, dass es sich in zwei F\u00e4llen lediglich um Globulin, in sechs um Globulin und Albumose gehandelt habe. Letztere war im Allgemeinen Protalbumose, nur in einem Falle fand sich auch Deuteroalbumose. In zwei F\u00e4llen war den Albumosen noch wahres Pepton beigesellt. Einige Male fand Halliburton auch Albumin. Bei seinen Untersuchungen bediente sich der\n1)\tQuincke, 1. c.\n2)\tRiekeri: Ueber Lumbalpunktion, Deut. Arch. f. klein. Medicin, Bd. 56, 1895.\n3)\tY von: Composition du liquide rhachidien. Journal de pharm, et de chim. 26, 240 refr. in Maly\u2019s Thierchemie, Bd. 7, p. 355, 1877.\n4)\tThi\u00e9ry, cit. von Cavazzani, 1. c.\n5)\tCavazzani, L c.\n6)\tHalliburton, 1. c.","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"545\nAutor allerdings solcher Fl\u00fcssigkeiten, die von Individuen mit recht schwer afficirtem Centralnervensystem stammten. Deshalb erschien es angebracht, diese Verh\u00e4ltnisse bei der normalen thierischen Fl\u00fcssigkeit zu pr\u00fcfen. Zu diesem Zwecke wurden zwei Portionen von 50 und 100 ccm. Fl\u00fcssigkeit mit Ammoniumsulfat ges\u00e4ttigt und die ausgef\u00e4llten Eiweisssubstanzen abfiltrirt. In den Filtraten war Pepton mittelst der Biuret-reaction nicht nachweisbar.\nZwei andere Portionen von 50 und 100 ccm. wurden mit Magnesiumsulfat ges\u00e4ttigt, nach 24 st\u00e4ndigem Stehenlassen filtrirt und mit ges\u00e4ttigter Magnesiumsulfatl\u00f6sung ausgewaschen. Das Filtrat zeigte keine Xanthoproteinreaction. Der Niederschlag wird in verd\u00fcnnter Salzl\u00f6sung suspendirt, gel\u00f6st und filtrirt. Das Filtrat ist leicht opalescent und l\u00e4sst keine Coagulation bei 75\u00b0 erkennen.\nEine dritte Portion von 65 ccm. wurde ganz in derselben Weise behandelt, und hier gelang es, die Koagulationstemperatur festzustellen. Sie lag zwischen 72 und 76\u00b0.\nBei zwei anderen Proben wurde durch Kochen und Ans\u00e4uern das Eiweiss gef\u00e4llt \u2014 wobei noch zu erw\u00e4hnen ist, dass die Tr\u00fcbung sich im Ueberschuss der Essigs\u00e4ure wieder aufhellte \u2014 , der Niederschlag abfiltrirt und das Filtrat auf Albumose gepr\u00fcft. Keine der Albumosereactionen ergab ein positives Besultat. Aus alledem ergibt sich die Schlussfolgerung, dass in der normalen thierischen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit Pepton und Albumosen in nachweisbaren Mengen nicht vorhanden sind und dass das darin vorhandene Eiweiss ein Globulin ist.\nGenauere Analysen der Salze sind in den fr\u00fcheren Jahren bereits in gr\u00f6sserer Zahl ausgef\u00fchrt und mitgetheilt worden. Das Material, dessen sich die \u00e4lteren Autoren bei ihren Untersuchungen bedienten, war allerdings \u00f6fters von Leichen entnommen und stammte meist von menschlichen Individuen, die an Spina bifida oder Hydrocephalus litten, in ganz vereinzelten F\u00e4llen auch von Thieren.\nIch schicke eine tabellarische Zusammenstellung der bisher mitgetheilten Analysen, soweit sie mir in der Litteratur zug\u00e4nglich waren, voraus, um hieran die eigenen Bestimmungen der Salze im Liquor des Kalbes anzuschliessen.","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"1) Hilger, cit. in Schmidt\u2019s Jahrb. 1881, Bd. 181, p. 156. 2) Barnel, cit. in Schmidt\u2019s Jahrb., Bd. 181, p. 156. 3) Stscherbakoff, 1. c. 4) c. Schmidt, Charakteristik der epidemischen Cholera. Leipzig, Mitau 1850.\t5). Toison et\nLenoble, 1. c. e) Lassaigne, cit. von Luschka: Die Adergeflechte des menschlichen Gehirns, Berlin 1855. 7) Las-saigne, cit. von Halliburton, 1. c. 8) Yvon, 1. c.\n546\nW hd P \u00a3\nS \u00b0 2 *0\nW S3 \u00a7 p p p p\nS' 2. p ^ 3 \u00e4 tfi\nW t2S\np p\nw o o\ng- \u00ab \u00a7\n2 P p ?r\n3 \u201c \u00f6 2.\nHydro-\ncephalus-\nFl.\nHydro-\ncephalus-\u2019\nFl.\nI t I -\n~ P\n3 \u201c\n>\u2014\u201c\u25a0 O O CO\nT\u00bb T^r\no i\u2014I\u25a0 t\u00c4- S'\nCO P P ~ P o\np p p p p To P To To \u201c\u00a9\n00 t\u2014i co CO Ol\n<1 W to M\nO ,\t^ M to\nSpinalfl.\nvom\nHunde\nCerebro-\nspinal fl. vom\nM\u00e4dchen\nHydro-\ncephalus-\nFl.\nCerebro-spinalfl. von Frau\nCerebro-spinalfl. vom Pferd\nCerebrospinal fl. vonFoetus","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 547 \u2014\nAls besonders bemerkenswert]! und von wesentlicher Bedeutung ist dann in den letzten Jahren von mehreren Autoren das Verh\u00e4ltniss des Chlorkalium zum Chlornatrium hervorgehoben worden, auf das zuerst C. Schmidt hingewiesen hatte. Nach Halliburton1), der die Bestimmung an einer Hydro-cephalusfl\u00fcssigkeit machte, sind die Mengenverh\u00e4ltnisse zwischen KCl und Na CI gleich 1:19,62. Fr. M\u00fcller2) bestimmte in einer gleichartigen Fl\u00fcssigkeit das Verh\u00e4ltniss. auf 1:21,5.\nIn dem Liquor cerebrospinalis des Kalbes ergab die qualitative Pr\u00fcfung das Vorhandensein von: Salzs\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure, Kohlens\u00e4ure und in ganz geringen Spuren Schwefels\u00e4ure, ferner Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium.\nF\u00fcr die quantitative Bestimmung wurde nur das Natrium, Kalium und Chlor in Betracht gezogen, da sie die gr\u00f6ssten Werthe repr\u00e4sentiren und auch bei pathologischen Ver\u00e4nderungen bisher nur allein in Frage gekommen sind. Calcium und Magnesium sind in so geringen Mengen vertreten \u00aeH|ihrfe Zahlenwerthe hegen innerhalb einiger Tausendstel Procente, wie diesbez\u00fcgliche W\u00e4gungen uns gezeigt haben \u2014, dass zuverl\u00e4ssige Resultate hier nicht zu erwarten waren.\nZu den Untersuchungen wurde der Gl\u00fchr\u00fcckstand von 200 ccm. Fl\u00fcssigkeit \u2014 1,762 g.^W verwendet und zun\u00e4chst in gew\u00f6hnlicher Weise die Menge des Chlors aus zwei Portionen bestimmt. F\u00fcr die Isolirung und Trennung des Natrium und Kalium wurde gem\u00e4ss den Angaben von Fresenius1) folgender Gang der Operationen innegehalten: Der f\u00fcr die Bestimmung vorgesehene Theil des Gl\u00fchr\u00fcckstandes wurde in Wasser und einigen Tropfen Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, erw\u00e4rmt und mit NH3 versetzt. Der entstandene Niederschlag wurde abfiltrirt, das Filtrat in der W\u00e4rme mit Ammoniumoxalat versetzt, wiederum filtrirt und das Filtrat mit Barytwasser gemischt. Nach Entfernung des Niederschlages wurde das Filtrat mit H2 S04 versetzt, der Niederschlag abfiltrirt, das Filtrat in einer gewogenen Platinschale einge-\n1)\tHalliburton, 1. c.\n2)\tFr. M\u00fcller, cit. von Halliburton, 1. c.\np Fresenius: Quantitative Analyse, 6. Aufl. Bd. I, \u00a7 97.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\ndampft und unter Zusatz von Ammoniumcarbonat vorsichtig gegl\u00fcht. Die W\u00e4gung zeigte die Menge des Natriumsulfat -f Kaliumsulfat an. Nunmehr wurde das Gemenge in Wasser und Salzs\u00e4ure wieder gel\u00f6st, die Schwefels\u00e4ure durch Zusatz von Chlorbaryum entfernt, das \u00fcbersch\u00fcssige Baryum durch wenige Tropfen H2 S04 neutralisirt und das Filtrat eingeengt. Letzteres wurde hierauf mit einem Ueberschuss von Platinchlorid behandelt, die L\u00f6sung unter Zusatz von concentrirter Salzs\u00e4ure bis fast zur Trockene abgedampft und mit starkem Alkohol \u00fcbergossen. Das auf diese Weise isolirte Platinchloridkalium wurde auf einem gewogenen Asbestfilter gesammelt, getrocknet und im Wasserstoffstrome zu Platin reducirt. Aus dem Gewichte des Platins wurde der Kalium-Gehalt gefunden. Durch Umrechnung erhielt man aus dem schon vorher bestimmten Gemenge von Kaliumsulfat + Natriumsulfat den Werth f\u00fcr Natrium. Der Procentsatz von Chlornatrium und Chlorkalium wurde alsdann aus den f\u00fcr Chlor, Natrium und Kalium gefundenen Zahlen berechnet.\nIch lasse jetzt die Zahlen folgen, wie ich sie aus je 2 Parallelbestimmungen erhalten habe:\nAnorgan. Stoffe in der C.-Fl. des Kalbes.\tBestimmung I.\tBestimmung II.\tDurchschnitts- zahlen in Procenten.\nChlor\t1\t0,435 \u00b0/o 1\t0,437%\t0,436-%\nNatrium\t0,338 %\t0,331%\t0,332 o/o\nKalium\t0,0242 o/o\t0,0191 %\t0,0217 o/o\nChlornatrium\t0,689 \u00b0/o\t0,695 \u00b0/0\t0,692 o/o\nChlorkalium\t0,0376 \u00b0/o\t0,0301 %\t0,0339 %\nDie Salze des Natrium und Kalium machen nahezu die gesammte Masse der anorganischen Substanzen aus.\nDas Verh\u00e4ltniss des Chlorkalium zum Chlornatrium war in dem einen Falle gleich 1:18,32, in dem andern gleich 1:23,09, im Durchschnitt gleich 1: 20,41, welches mit dem von Halliburton und Fr. M\u00fcller gefundenen \u00fcbereinstimmt.","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"549\nCerebrospinalfl\u00fcssigkeit des Pferdes.\nIch beschr\u00e4nkte mich auf die Bestimmung des specifischen Gewichtes, des Eiweissgehaltes, der Gr\u00f6sse des Trocken- und Gl\u00fchr\u00fcckstandes. Zu einer exacten Pr\u00fcfung der reducirenden Substanz fehlte es an der gen\u00fcgenden Menge Fl\u00fcssigkeit. Die gefundenen Werthe sind in nachstehender Tabelle niedergelegt:\nThier.\tAlter.\tO \u00a9 S S o $ \u201e2 \u00a3:=s\tV Zeit der 3 Entnahme\tSpec. Gew.\tWasser- gehalt.\tEiweiss.\tTrocken- r\u00fcckstand \u2014 Eiweiss.\tAnorgan. Stoffe.\tOrgan. Stoffe \u2014 Eiweiss.\nNr.I\tca. 12 J.\t116 ccm.\t, Unmittelbar p. m.\tbei 18\u00b0 1007,3\t98,929%\t0,0412%\t1,03 %\t0,737%\t0,293 %\n\u201e II\t\u25a0\t60 \u201e\tca. 10 St. p. m.\thei 18\u00b0 1007,9\t98,679 %\t0,1225 %\t1,1985%\t0,801 %\t0,3975 %\n\u201e III\t?\t31 \u201e\tca. 7 St. p. m.\tbei 18\u00b0 1008,2\t98,669%\t0,1229 %\t1,2083 %\t0,815 %\t0,3933 %\nIV\t?\t60 \u201e\tca. 7 St. p. m.\tbei 18\u00b0 1008,3\t98,745 %\t0,0473 %\t1,2077%\t0,828%\t0,3797 %\n- $ V\tca.7j.\t-\tca. 8 St. p. m.\tbei 20n 1008\t98,76 %\t0,04%\t1.20%\t0,836%:1\t0,364%\nDie Entnahme der Spinalfl\u00fcssigkeit geschah in \u00e4hnlicher Weise wie beim Kalbe. Leider konnten mir immer nur kranke Individuen zur Verf\u00fcgung gestellt werden. Und auch nur in einem Falle (Nr. I) war es mir gestattet, bei einem Pferde, das an einer Lungenentz\u00fcndung litt und ausnahmsweise mittelst Bruststiches get\u00f6dtet wurde, unmittelbar nach Eintritt des Todes, den Liquor abzulassen. Derselbe, dessen Menge 116 ccm. betrug, war wasserklar, farblos, reagirte schwach alkalisch und reducirte deutlich Kupfersulfat in alkalischer L\u00f6sung. Die-Phenylhydrazinprobe fiel ebenfalls positiv aus, w\u00e4hrend die Wismuthprobe ein negatives Besultat ergab.\nAlle \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeiten konnte ich erst mehrere Stunden p. m. aus den Kadavern entnehmen. Sie weisen anscheinend,, wie aus einem Vergleich obiger Zahlen unter sich ersichtlich ist,, ein etwas h\u00f6heres specifisches Gewicht und einen gr\u00f6sseren Procentgehalt an organischen und anorganischen Stoffen auf im Gegensatz zu derjenigen Portion, die unmittelbar p. m. gewonnen worden war. Ferner zeigten diese Fl\u00fcssigkeiten meist","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"eine intensivere Biuretreaction und Hessen auch eine deutliche Abnahme der reducirenden Eigenschaft erkennen, eine Erscheinung, auf die in einem sp\u00e4teren Abschnitte dieser Arbeit noch genauer eingegangen werden soll.\nCerebrospinalfl\u00fcssigkeit vom Menschen.\nDas Material hierzu wurde durch Lumbalpunktionen gewonnen, die in gr\u00f6sserer Zahl zu klinischen Zwecken an Patienten der Irrenanstalt zu Dalldorf ausgef\u00fchrt worden sind. Dasselbe zu dieser Arbeit verwerthen zu d\u00fcrfen, danke ich der g\u00fctigen Erlaubnis\u00ae meines Chefs, Herrn Geh. Medicinalraths Dr. Sander.\nDie Individuen, von denen die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit entnommen war, standen im mittleren Lebensalter und bef\u00e4nden sich alle bis auf eines, das an Chorea chronica progressiva litt, wegen progressiver Paralyse in der Anstalt. Ueber die Indication zur Lumbalpunktion sowie \u00fcber die klinischen Beobachtungen bei diesen F\u00e4llen soll an anderer Stelle berichtet werden. Hier interessirt uns nur die Beschaffenheit des Liquor. Derselbe war meist klar und farblos, nur hin und wieder durch geringe Blutbeimengungen gelblich tingirt und reagirte stets schwach alkalisch. Beim Kochen trat in der Hegel eine deutliche Tr\u00fcbung auf, aus der nach Ans\u00e4uern der Fl\u00fcssigkeit mit Essigs\u00e4ure bis zur schwach sauren Reaction ein feinflockiger Niederschlag sich absetzte. Kupferoxyd in alkalischer L\u00f6sung wurde regelm\u00e4ssig nach Enteiweissung der Probe reducirt, wohingegen die Ny lander\u2019\u00abche und Phenylhydrazinprobe mehrmals negativ ausfielen. Oefters wurde das Auftreten der Biuretreaction beobachtet und zwar in gr\u00f6sserer Intensit\u00e4t, als dies an der Fl\u00fcssigkeit des Kalbes constatirt werden konnte.\nNur in zwei F\u00e4llen wurde der quantitativen Bestimmung des Eiweisses eine solche des Trockenr\u00fcckstandes und der Salze angeschlossen. Die \u00fcbrigen Male conservirte ich das die redu-cirende Substanz enthaltende Filtrat mit Alkohol und vereinigte die einzelnen Portionen, um eine gr\u00f6ssere Menge von Fl\u00fcssigkeit zur genaueren Untersuchung des reducirenden K\u00f6rpers zur Verf\u00fcgung zu haben,","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"Name.\tWasser- gehalt.\tEiweiss.\tTrocken- r\u00fcckstand \u2014 Eiweiss.\tAnorgan. Stoffe.\tOrgan. Stoffe. \u2014 Eiweiss.\n(Mann) Felten\t98,9232\u00b0/o\t0,0594\u00b0/o\t1,0174 \u00b0/o\t0,7867%\t0,2307\u00b0/o\n\u201e Schmidt\t98,8575 \u201e\t0,1007,,\t\u25ba4^ K\u20141 GO\t0,8683,,\t0,1735 \u201e\n\u201e\tBode\t\u2014\t0,0468 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n,, Hintze\t\u2014-\t0,1696 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\u201e Ballentin\t\u2014\t0,0672 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\n.. Bartels\t\u2014-\t0.0955 \u201e\t\u2014\t\u2014\t'\tr \u25a0\n(Frau) Feldheim\t\u2014\t0,0845 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\u2014 '\n,, H\u00e4hnke\t\u2014\t0,5805 \u201e\t\u2014\t\u2014 ,\t\u2014\nBei der weiteren Besprechung m\u00f6chte ich von dem Falle H\u00e4hnke v\u00f6llig absehen, da hier der auffallend hohe Eiweissgehalt durch eine frische Pachymeningitis h\u00e4morrhagica seine Erkl\u00e4rung fand.\nEin Blick auf die vorstehende Tabelle lehrt nun, dass, w\u00e4hrend hinsichtlich des Trockenr\u00fcckstandes und der anorganischen Bestandtheile wesentliche Differenzen gegen\u00fcber der frischen normalen thierischen Fl\u00fcssigkeit nicht hervortreten, die Eiweissmenge durchgehende h\u00f6her erscheint. Dieselbe schwankte zwischen 0,0468 und 0,1696\u00b0/o. Man k\u00f6nnte zun\u00e4chst daran denken, dass die Art der Erkrankung \u2014 Gehirn- und R\u00fccken-marksaffection \u2014 hierbei eine Rolle spielte. Dies ist jedoch a priori nicht anzunehmen, und die bisherigen Mittheilungen bieten auch keine gen\u00fcgende Grundlage f\u00fcr eine solche Annahme dar.\nDass andererseits die geringen Blutbeimengungen, trotz deren die Eiweissbestimmungen wegen der Kostbarkeit des Materials ausgef\u00fchrt worden waren, eine so wesentliche Erh\u00f6hung bedingen sollten, war schon um deswillen nicht anzunehmen, da diese Beimengungen, die an und f\u00fcr sich nur h\u00f6chstens einen Tropfen ausmachten, auch in den Fl\u00fcssigkeiten eonstatirt wurden, die den niedrigeren Eiweissgehalt anzeigten.\nEin drittes Moment k\u00f6nnte aber wohl von Bedeutung sein, und das ist das Fieber, und zwar auch dann, wenn es durch entz\u00fcndliche Processe in Organen ausserhalb des Centralnervensystems bedingt ist.","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 552 \u2014\nBei der Vergleichung obiger F\u00e4lle untereinander musste auffallen, dass dort, wo die Eiweissmenge diejenige in der thierischen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit um ein Mehrfaches \u00fcbertraf, Fieber bestand, dessen Ursache in Entz\u00fcndungsvorg\u00e4ngen in den Lungen oder im Darmtractus zu finden war, w\u00e4hrend in dem einen Fall Bode, der den relativ geringsten Eiweissgehalt. zeigt, kein Fieber der Punktion vorangegangen war.\nZur Untersuchung der reducirenden Substanz filtrirte ich aus dem mit Alkohol conservirten Material, das etwa 450 ccm. ausmachte, den Niederschlag ab, dampfte das klare Filtrat bis auf ungef\u00e4hr 25 ccm., d. h. den achtzehnten Theil, ein, und filtrirte die concentrirte L\u00f6sung noch einmal. Das etwas gelblich gef\u00e4rbte klare Filtrat zeigte eine deutliche Rechtsdrehung, redu-cirte stark Kupferoxyd und basisch salpetersaures Wismuth-oxyd in alkalischer L\u00f6sung und gab mit essigsaurem Phenylhydrazin zahlreiche typische Krystalle von Phenylglucosazon, deren Schmelzpunkt bei 204\u00b0 gelegen war. Mit Hefe versetzt zeigte es lebhafte G\u00e4hrung, deren eines Produkt, die Kohlens\u00e4ure, mittelst Natronlauge nachgewiesen wurde.\nWir haben es also auch in der menschlichen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit mit einer reducirenden Substanz zu thun, die in allen ihren Eigenschaften mit Traubenzucker \u00fcbereinstimmt.\nAus einer anderen conservirten Menge von 121 ccm. menschlicher Fl\u00fcssigkeit suchte ich mittelst der All ihn\u2018sehen Methode den Procentgehalt an Zucker zu bestimmen und fand 0,0555\u00b0/o ; beim Liquor cerebrospinalis des Kalbes betrug er 0,0461.\n2 Einzelportionen wurden benutzt, um nach dem Vorg\u00e4nge Halliburton\u2019s den Aetherauszug auf Brenzkatechin zu pr\u00fcfen. Auch hier konnte ein Vorhandensein von Brenzkatechin nicht best\u00e4tigt werden.\nZum Schl\u00fcsse soll noch auf einige bemerkenswerthe Ver\u00e4nderungen hingewiesen werden, die der Liquor cerebrospinalis anscheinend in der Leiche erleidet.\nSchon Hoppe1) erw\u00e4hnt, dass die bei den Sectionen aus den Hirnventrikeln entnommene Fl\u00fcssigkeit den leicht oxydir-\n0 Hoppe, 1. c.","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 553\nbaren K\u00f6rper sehr selten enthielt, und dass Virchow zahlreiche Untersuchungen derartiger Fl\u00fcssigkeiten angestellt und nie Zucker gefunden habe. Nach Hoppe ist die Seltenheit des Vorkommens der Substanz in der bei den Sectionen erhaltenen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit durch den Einfluss der F\u00e4ulniss wesentlich mit bedingt. Von den sp\u00e4teren Autoren ist dieser Punkt dann nicht weiter beachtet und er\u00f6rtert worden. Ich konnte nun bei einer eine Stunde p. m. entnommenen Spinalfl\u00fcssigkeit nach Enteiweissung derselben zun\u00e4chst keine Reduction von Kupferoxyd erhalten; erst nach Einengung der Fl\u00fcssigkeit um ein Mehrfaches wurde die Trommersehe Probe positiv. An einer anderen Fl\u00fcssigkeit, die lb'2 Stunde p. m. abgelassen worden war, konnte ich die gleiche Wahrnehmung machen. Diese Fl\u00fcssigkeit war leicht getr\u00fcbt und zeigte bei der mikroskopischen Untersuchung zahlreiche lymphoide Zellen neben vereinzelten rothen Blutk\u00f6rperchen, wobei hervorzuheben ist, dass weder eine Punktion bei Lebzeiten des Patienten gemacht worden war, noch Zeichen einer frischen Entz\u00fcndung an den R\u00fcckenmarksh\u00e4uten bei der Section sich fanden.\nEs bot sich bald die Gelegenheit, in 2 F\u00e4llen Fl\u00fcssigkeit bei denselben Individuen p. m. zu entnehmen, bei denen intra vitam die Lumbalpunktion ausgef\u00fchrt worden war. Im Falle R. war die w\u00e4hrend des Lebens erhaltene Fl\u00fcssigkeit wasserklar, frei von morphologischen Bestandtheilen und reducirte deutlich Kupferoxyd. Die 13A Stunde p. m. entleerte Spinalfl\u00fcssigkeit ist hell, leicht getr\u00fcbt und zeigt nach voraufgeschickter Enteiweissung zun\u00e4chst keine reducirende Eigenschaft. Im mikroskopischen Bilde sieht man wieder mehrere lymphoide Zellen neben sp\u00e4rlichen rothen Blutk\u00f6rperchen. Bei der Section wurde nichts von einer frischen Entz\u00fcndung der R\u00fcckenmarksh\u00e4ute gefunden. Die Fl\u00fcssigkeit wurde mit Alkohol versetzt, der entstandene Niederschlag abfiltrirt und das Filtrat stark eingeengt. Jetzt erst trat die F\u00e4higkeit, zu reduciren, wieder zu Tage. Im 2. Falle D. ergab die intra vitam ausgef\u00fchrte Lumbalpunktion eine wasserklare, farblose Fl\u00fcssigkeit, die deutlich reducirte. I3 4 und 23/r Stunden p. m. wurden 2 Portionen Fl\u00fcssigkeit entleert, die beide hell und leicht getr\u00fcbt aussahen und beide mikro-\n36","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":">k<\u00bb|,is(')i reichliche lymphoide Zellen, sp\u00e4rliche rothe Hint, k\u00fciperelien auiwicsen. Die erste Portion zeigte Reduction, w\u00e4ll rend' did zwei te ebenso wie im Vorigen Falle erst na. j, Finengung schwach rediichle.\nAns diesen sowie aus den bei dem Liquor eerebrospinalh desPlerdi's erhobenen Befunden'.siche oben) gebt hervor, dass das PieduHionsvermogeu der ( lerebrospinalfliissigkeit schon bald nach d(im I \u00f6de abzimehmen beginnt und allm\u00e4hlich ganz verschwindet. ( nd diese Abnahme macht sich bereits zu einer so fr\u00fchen Zeit bemerklieh, dass der Vorgang nicht als Bakterieuwirkung aul-getasst werden kann. Die Frscbeinung hat eine Analogie in der bekannten I liatsache. dass der Zuckergehalt im Adiaiasshlut ,,l(\u2018hi\u2018 \u00ab\u00bbder wenig(\u2018i\u2018 rasch abnimmt, und in der Beobachtung von Pascheh's und Reichel,1) welche in zwei pleuritisehen Kx-sudaten. di\u00ab1 \u00f6 h\u00ab\u2018zw. 10 Stunden p. m. untersucht wurd\u00ab\u2018n. keiiion Zucker nachweisen k\u00f6nnt\u00ab1!), w\u00e4hrend si\u00ab1 ihn in int)a vifam entnommenen Proben imnuT landen. Vi\u00ab\u2018lleiclit haben .wir es auch hier mit \u00ab\u2018incM* (\u00fcycolyse im Sinn\u00ab1 von Lepin\u00ab1.2 A r t h us {) u. a_, \u00abI. Ii. mit einer Zerst\u00f6rung des .Zuckers,- welche nach \u00abhun lode von einem aus den weissen Blutk\u00f6rperchen stammenden Ferment - bewirkt wird, zu thun. Jedenfalls ersehe n uns aull\u00e4llig, \u00ablass sich in allen d\u00ab\u2018n Fl\u00fcssigkeiten, in denen wir eine Abnahme \u00ab1er reducirenden Substanz teststellen konnten. i i gehnassig Indien v\u00abvr\u00ab'inzelten rot hen Blut k\u00f6rperchen zahlreiche lympho\u00efde Zellen landen.\nA\u2019 AN. Pasch d es u. lleicliel. I\u2019cbei- den Zuckergehalt patliM-logiseher Fl\u00fcssigkeiten. Wien. klin. Woch. Nr. 17. 1S<M>.\n-) It. hep in\u00ab1. Die bezietiuhgen des Diabetes zu Pankreaserkran-kungen. Wien. med. IV. XXIII Nr. 27\u201432. 1892.\nDerselbe: Ktiologie et pathog\u00e9nie du diab\u00e8te sucr\u00e9. Revue \u00abV M\u00e9d. XIV., p. S7li. IS\u00bb)!.\nArt bus .Maurice, (ilyeulyse dans le sang et ferment gly< \u25a0>-lytique. Arch, de Physiologie XXIV. 2. p. :t:\u00ee7. ls<)2.","page":554}],"identifier":"lit17178","issued":"1897","language":"de","pages":"532-554","startpages":"532","title":"Zur Kenntniss der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:13:33.752815+00:00"}