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{"created":"2022-01-31T14:19:32.016012+00:00","id":"lit17186","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hofmeister, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 24: 159-172","fulltext":[{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Proieinstoffe.\nI. Ueber jodirtes Eieralbumin.\nVon\nFranz Hofmeister.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg. Neue Folge No. 3.) (Dei- Redaction zu gegangen am 15. September 1897.)\nI.\nDass Jod, mit Eiweiss zusammengebracht, auf dieses einwirkt, ist seit langem bekannt. Zuerst scheint man bemerkt zu haben, dass die gelbe Farbe einer w\u00e4sserigen Jodl\u00f6sung und ebenso die blaue einer Jodst\u00e4rkel\u00f6sung durch Zusatz von Eiweiss zum Verschwinden gebracht wird, ferner, dass \u00fcbersch\u00fcssiges Jod, neutralen Eiweissl\u00f6sungen zugesetzt, das Auftreten von zunehmend saurer Reaction, schliesslich Ausscheidung eines gelbgef\u00e4rbten Coagulum veranlasst. Die Ver\u00e4nderungen, welche in solchen F\u00e4llen das Eiweiss erleidet, sind vergleichsweise sp\u00e4t Gegenstand der Untersuchung geworden. Boehm und Berg1 haben 1876 zuerst die durch Zusammenbringen von Jod und Eiweiss in w\u00e4sseriger saurer L\u00f6sung entstehenden Niederschl\u00e4ge untersucht und dieselben als Verbindungen \u00e4usserst lockerer Natur erkannt. Durch Coagulation und Auswaschen, ebenso durch Dialyse konnte den Jodniederschl\u00e4gen alles Jod entzogen werden. Eintritt von Jod in das Eiweissmolek\u00fcl durch Substitution wurde ausgeschlossen. Trotzdem versuchte sp\u00e4ter (1892) E. Jendrassik2) die Aufnahme von Jod durch Eiweiss zu einer Bestimmung des Molekulargewichts des Eiweisses zu benutzen. Da es ihm nicht gelang, die Jod-\n1) Archiv f. experim. Pathologie und Pharmakologie Bd. 5, 829.\n2j Ungarisches Archiv f. Medicin 1892. I, 85.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"albuminatverbindung in \u00abbrauchbarer\u00bb Form zu isoliren und so der Analyse zuzuf\u00fchren, schlug er einen mittelbaren Weg ein. Er f\u00fcgte zu H\u00fchnereiweissl\u00f6sung von bekanntem Gehalt Jodl\u00f6sung und titrirte den unverbrauchten Ueberschuss in bekannter Weise zur\u00fcck. Da H\u00fchnereiweiss reichlich nichteiweissartige Substanzen enth\u00e4lt, die Jod aufzunehmen oder zu redlichen verm\u00f6gen, so musste daneben eine gleiche Bestimmung nach Entfernung des Eiweisses durch Coagulation ausgef\u00fchrt werden. Die Differenz beider Titrirungen ergab die Jodmenge, die von dem Albumin in Anspruch genommen war. Nach diesem und einem zweiten Verfahren, welches den Unterschied im Jodgehalt der Probe vor und nach Coagulirung des Jodeiweisses ermittelt, bestimmte Jendrassik die Menge des in w\u00e4sseriger L\u00f6sung von Eieralbumin gebundenen Jods zu 1,08\u20141,8, im Mittel zu 1,32 \u00b0/0, und berechnete daraus das Molekulargewicht des Eiweisses auf etwa 9500. Da \u00fcber die Art der Jodbindung nichts ermittelt wurde, kommen diese Ziffern, ganz abgesehen von den kaum \u00fcbersehbaren Fehlerquellen des Verfahrens, f\u00fcr das Nachstehende nicht weiter in Betracht.\nDie Entdeckung des Jodothyrins durch Baumann lenkte in letzter Zeit neuerdings die Aufmerksamkeit auf die Gewinnung jodhaltiger Eiweissk\u00f6rper. F. Blum1) liess Chlor, Brom, Jod auf feuchtes Eiweiss einwirken und erhielt so Pr\u00e4parate, weiche einer kurzen Mittheilung zufolge einen Theil des\" darin befindlichen Halogens in festerer Bindung enthielten. Aehnliche Pr\u00e4parate scheint Renault2) f\u00fcr \u00e4rztliche Zwecke hergestellt zu haben. Zuletzt hat L\u00e9pinois3) versucht, zu einem jodirten Eiweiss von constanter Zusammensetzung zu gelangen. Als Ausgangsmaterial w\u00e4hlte er Casein, und als sich k\u00e4ufliches \u00ab\u00abreines\u00bb Casein seiner ungen\u00fcgenden L\u00f6slichkeit wegen als unbrauchbar erwiesen hatte, die Kuhmilch als solche. Er versetzte dieselbe mit Jodl\u00f6sung, bis ein Ueberschuss durch Chloroform nachweisbar war, und f\u00e4llte nach 24 Stunden mit Essigs\u00e4ure. Der braune Jodcaseinniederschlag wurde durch wieder-\n1)\tM\u00fcnchener med. Wochenschrift 1896, Nr. 45.\n2)\tCitirt bei L\u00e9pinois.\n3)\tJourn. de Pharmacie et de Chimie [6] 5, 561. 1897.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"101\nholles L\u00f6sen in Soda, F\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure und Auswaschen gereinigt, bis sich ein nahezu aschefreies Produkt ergab. Die mit Alkohol und Aether gewaschene und getrocknete Substanz enthielt im Mittel 21,6 \u00b0/0 Jod in fester Bindung (neben 14,1 \u00b0/0 Stickstoff). Um Jod nachzuweisen, bedurfte es des Verasehens mit Natriumcarbonat. Doch wurde auch bei Einwirkung starker S\u00e4uren Jod abgespalten.\nII. Darstellung von Jodalbumin aus krystallisirtem Albumin.\nDie zuletzt angef\u00fchrten Versuche von Blum und L\u00e9pi-nois machen es unzweifelhaft, dass in Erweiterung der Angabe von B\u00f6hm und Berg auch die Bildung fester Jodeiweissverbindungen erfolgen kann. Ein Nutzen f\u00fcr die Kenntniss des Eiweissmolek\u00fcls kann aus dieser Beobachtung jedoch nur erwachsen, wenn die Jodirung nicht an einem Gemenge von Eiweissstoffen, sondern mit reinem krystallisirten Material vorgenommen wird.\nIn Betreff der Darstellung des krystallisirten Eieralbumins kann ich auf meine fr\u00fcheren Mittheilungeni) verweisen, nur muss ich hervorheben, dass ohne oftmaliges Umkrystallisiren an eine gen\u00fcgende Trennung des krystallisirenden Albumins von den begleitenden amorphen Albuminstoffen nicht zu denken ist. Ausserordentlich abgek\u00fcrzt wird diese sonst sehr zeitraubende Procedur, wenn das Umkrystallisiren durch Aussaat in Vorrath gehaltener Krystalle eingeleitet wird. Hat man einmal beim Stehen in flachen Schalen eine, wenn auch noch von etwas Globuliten verunreinigte Krystallabscheidung erhalten, so wird dieselbe zweckm\u00e4ssig auf Seidenfilter gebracht, mit halbges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung gewaschen, durch Abpressen m\u00f6glichst von der Mutterlauge getrennt und in verd\u00fcnnter Ammonsulfatl\u00f6sung gel\u00f6st. Die klar filtrirte L\u00f6sung wird sodann mit ges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung bis nahe zur Dichte einer halbges\u00e4ttigten L\u00f6sung versetzt und mit Eiweisskryst\u00e4llchen \u00abgeimpft\u00bb. War die Reinheit der Eiweissl\u00f6sung eine gen\u00fcgende, so tritt in wenigen Stunden feine Tr\u00fcbung, in 24 Stunden die Abscheidung eines v\u00f6llig weissen, rein krystallinischen Bodensatzes ein. In 2mal 24 Stunden ist dieselbe beendet.\nDas so erhaltene krystallinische Eiweiss l\u00f6st sich wasserklar und ohne F\u00e4rbung in Wasser und scheidet sich bei Wiederholung der Procedur neuerdings sch\u00f6n krystallinisch ab. Dabei f\u00fchrt diese Art des Um-krystallisirens keine merklichen Verluste herbei, denn die Abscheidung\ni) Zeitschr. f. physiolog. Chemie Bd. 14, 165, und Bd. 16, 187.\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"aus halbges\u00e4ttigter Aminonsulfatl\u00f6sung erfolgt nahezu quantitativ und die Mutterlaugen enthalten zuletzt kaum Spuren von Eiweiss. Dies ist zugleich der beste Beweis, dass die Abtrennung der begleitenden, nicht krystallisirenden Eiweissstoffe gelungen ist 1)\nDie Ausbeute an krystallisirtem Eiweiss ist auch bei Anwendung dieses Reinigungsverfahrens eine relativ geringe. Im h\u00f6chsten Fall betrug sie etwa 15 gr. aus einem Liter H\u00fchnereiweiss. Dieses enth\u00e4lt eben neben dem krystallisirenden Eiweissk\u00f6rper, dem Globulin und Ovomucoid, noch eine grosse Menge Eiweissstoff vom Typus der Albumine, aber anderem Schwefelgehalt (und anderem Jodbindungsverm\u00f6gen). Praktisch beachtenswerth ist, dass die Darstellung der Krystalle nur aus ganz frischem Eiweiss gelingt. Aus k\u00e4uflichem getrockneten H\u00fchner-eiweiss konnte trotz aller Bem\u00fchungen keine krystallinische Ausscheidung erzielt werden. Aber auch die Darstellung aus Markteiern gelingt nicht jedesmal, zumal im Winter, wo vielfach conservirte Eier der frischen Waare beigemischt werden.\nDas Vorgehen bei der Einwirkung des Jods auf Eiweiss musste naturgem\u00e4ss so gew\u00e4hlt werden, dass ein constantes Endprodukt zu erwarten war. Da das einfache Zusammenbringen von Jod und Eiweiss in kalter w\u00e4sseriger L\u00f6sung nur ein lockeres Anlagern des Jods veranlasst, bei Einwirkung in der W\u00e4rme aber, je nach der Gr\u00f6sse des Jod\u00fcberschusses und der Dauer der Erhitzung, ungleich grosse Mengen Jod in fester Bindung zur Aufnahme gelangen, ergab sich die Notliwendig-keit, die Bedingungen, unter denen die Jodaufnahme eine maximale und damit constante wird, n\u00e4her festzustellen. Dazu dienten Vorversuche mit nativem H\u00fchner eiweiss, bei denen zun\u00e4chst Jod in Jodkaliuml\u00f6sung, sp\u00e4ter Jodkalium und jodsaures Kali neben der zum Freimachen des Jods erforderlichen S\u00e4uremenge zur Verwendung kam. Das Reactionsprodukt, ein gut abfiltrirbarer brauner Niederschlag, wurde durch L\u00f6sen in Ammoniak, F\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure und jedesmaliges gr\u00fcndliches Auswaschen gereinigt. Um den zuerst vorhandenen Uebersehuss an ungel\u00f6stem Jod zu entfernen, wurde auch wohl erst mit\ni) Das so erhaltene krystallisirte Produkt zeigt unter dem Mikroskop allenthalben dieselben Krystallformen. Dies, sowie der oben erw\u00e4hnte Umstand, dass die Abscheidung quantitativ erfolgt, stellen das Pr\u00e4parat vor dem Verdacht sicher, als h\u00e4tte man es mit einem Gemenge zusammenkrystallisirender Eiweissk\u00f6rper verschiedener L\u00f6slichkeit zu thun.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 163 \u2014\nJodkaliuml\u00f6sung, dann erst mit Wasser gewaschen. Nach zwei- oder dreimaligem L\u00f6sen und F\u00e4llen wurde ein Pr\u00e4parat erhalten, das kein locker gebundenes Jod mehr enthielt. Es wurde dann L\u00f6sung und F\u00e4llung mehrfach wiederholt, das erst mit Wasser, dann mit Alkohol und Aether ersch\u00f6pfte Produkt bei 110\u00b0 getrocknet und auf seinen Jodgehalt untersucht.\nZur Jodbestimmung diente mit fortheil das Verfahren von Vol-hardj) das bei nichtfl\u00fcchtigen und wenig zersetzlichen Jod Verbindungen bequeme Handhabung mit Verl\u00e4sslichkeit der Resultate verbindet. Nur muss auf die Innigkeit der Mischung von Substanz und Soda-Salpeter-gemenge ganz besonderes Gewicht gelegt werden, sonst k\u00f6nnen kleine Mengen Jod bei rascherem Erhitzen verloren gehen. Die Unannehmlichkeit, dass bei der Austitrirung mit Silber- und Rhodanl\u00f6sung ein Tropfen mehr oder weniger auf den berechneten Procentgehalt merklichen Einfluss \u00fcbt, l\u00e4sst sich durch entsprechende Verd\u00fcnnung der Titerfl\u00fcssigkeit, besser noch durch Verwendung gr\u00f6sserer Substanzmengen, vermeiden.\nIn der nachstehenden Tabelle sind die zuletzt angestellten Vorversuche zusammengestellt, wobei die Angaben der ersten Golumnen die Menge der zu je 10 ccm. Roheiweiss (\u2014- ca. 1,2 gr. trockenes Eiweiss) zugef\u00fcgten Reagentien betreffen, die letzte Golumne den Procentgehalt des resultirenden gereinigten Produktes an festgebundenem Jod angibt.\nJod\tJK\tJOjK\tSOt lU 2)\tWasser\tZeitd.Er-\tJodgehalt d.\nin gr.\tin gr.\tin gr.\tccm.\tccm\thitzens\tProdukts\nVers. 1.\t0,625\t1,25\t\u2014\t0,25\t7,5\t4 Std.\t7,0 %\n.,\t2.\t1,667\t3,33\t\u2014\t0,66\t10,0\t4 \u201e\t7,2 \u201e\n.,\t3.\t1,667\t3,33\t\u2014\t0,66\t10,0\t8 \u201e\t6,9 \u201e\n..\t4.\t\u2014\t1,67\t0,87\t0,66\t5,0\t4 , j\t7,13 \u201e jimMiltel\n1 7,22 \u201e \\ 7,17%\nEs gen\u00fcgt somit der Zusatz von 1 gr. Jod auf 2 gr. Eiweiss, um maximale Jodaufnahme zu erzielen. Weder h\u00f6here Jodzufuhr noch l\u00e4ngere Einwirkung geben jodreichere Substanzen. Bei Steigerung der Jodmenge und der Dauer des Erhitzens \u00fcber\n1)\tLiebig\u2019s Annalen S. 190, 40. Zeitschrift f. analyt. Chemie 18,\nS. 278.\n2)\tDer S\u00e4urezusatz beg\u00fcnstigt nicht bloss die Jodeinwirkung, sondern ist auch unentbehrlich, um die Coagulation des Eiweisses im Beginn des Erhitzens zu verh\u00fcten.\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\ndie angegebenen Werthe hinaus resultiren zunehmend dunkelgef\u00e4rbte Produkte von mehr harzartiger Beschaffenheit.\nDie Darstellung des Jodprodukts aus krystallisirtem Eieralbumin wurde zweimal vorgenommen. Das erste Mal diente als Ausgangsmaterial ein Pr\u00e4parat, das in der Art dargestellt und umkrystallisirt war, wie sie in meinen ersten Mittheilungen beschrieben ist. Die Menge des verwendeten Eiweisses betrug der polarimetrischen Bestimmung zufolge rund 20 gr. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung (in ca. 400 ccm.) wurde mit 10 gr. Jodkalium, 5 gr. jodsaurem Kali und 4 ccm. concentrirter Schwefels\u00e4ure versetzt, die gut durchger\u00fcttelte Mischung 4 Stunden auf dem kochenden Wasserbad erhitzt. Der entstandene schon braune Niederschlag wurde nach dem Erkalten abfiltrirt und durch viermaliges L\u00f6sen und F\u00e4llen nebst entsprechendem Auswaschen gereinigt. Zum Schluss wurde er mit Alkohol von Wasser befreit, dann mit Aether extrahirt und getrocknet.\nBei der zweiten Darstellung kamen rund 10 gr. eines nach der oben beschriebenen \u00abAussaatmethode\u00bb umkrystal-lisirten \u00e4usserst reinen Pr\u00e4parates zur Verwendung. Dasselbe wurde in 100 ccm. Wasser gel\u00f6st und nach Zusatz von 5 gr. Jodkalium, 2,5 gr. jodsaurem Kalium und 2 ccm. Schwefels\u00e4ure 4 Stunden auf dem Wasserbade belassen. Die Reinigung des Jodprodukts erfolgte wie oben.\nIII. Eigenschaften und Zusammensetzung des Jodalbumins.\nIn beiden Versuchen wurde das Jodprodukt nach dem Trocknen als hellbraunes, grobes, br\u00f6ckliges, nicht hygroskopisches Pulver erhalten, das beim Verreiben eine lichtockergelbe Farbe annahm, in Wasser nicht, wohl aber in Alkali l\u00f6slich wTar und in seinen Eigenschaften etwa einem Acid-albumin entsprach. Aus der alkalischen L\u00f6sung liess sich die Substanz quantitativ durch verd\u00fcnnte S\u00e4uren in Form eines weissen, nicht gelatin\u00f6sen Niederschlages ausf\u00e4llen, der im Ueberschuss von S\u00e4ure l\u00f6slich war. Freies Jod liess sich der Substanz nicht entziehen. Bei Einwirkung von salpetriger S\u00e4ure konnte durch Chloroform erst nach geraumer Zeit freies","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Jod nachgewiesen werden. Hingegen ergab die Veraschung mit Soda und Salpeter einen hohen Jodgehalt.\nVon Eiweissreactionen zeigte die Substanz die Xanthoprotein- und die Biuretprobe, die Zuckerreaction nach Molisch (mit a-Naphtol), die F\u00e4llbarkeit durch die Alkaloidreagentien und auch durch Ferroeyankalium. Hingegen fehlte die Mil-lon\u2019sche Probe, die Bleischw\u00e4rzung beim Kochen mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung und die Adamkiewicz\u2019sche Reaction.\nDer Versuch, das Jodprodukt durch spontanes Ausfallenlassen aus einer ammoniakalischen und mit Ammonsulfat versetzten L\u00f6sung krystallinisch zu gewinnen, ergab kein Resultat. Die Ausscheidung erfolgte wegen des Verdunstens des Ammoniaks zu rasch. Immerhin bestand der Niederschlag nicht aus den gew\u00f6hnlichen amorphen Massen, sondern aus Globuliten.\nWie schon der Ausfall der Probe von Molisch erwarten liess, enth\u00e4lt das Jodprodukt noch Kohlenhydrat. Durch Kochen mit m\u00e4ssig concentrirter S\u00e4ure und entsprechende weitere Behandlung konnte daraus eine nicht unerhebliche Menge eines K\u00f6rpers vom Verhalten eines Phenylosazons erhalten werden.\nDie Zusammensetzung des bei 110\u00b0 getrockneten Jodprodukts ergab sich, wie folgt:\nPr\u00e4p.\tI:\tPr\u00e4p.\tII:\t\tMittel :\n47,65\t47,86\t\u2014\t47,45\t48,06\t48,13\t47,83 \u00b0/o\n6,49\t6,35\t\u2014\t6,88\t6,66\t\u2014\t6,59 \u201e\n8,94\t9,08\t8,85\t8,84\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t8,93 \u201e\n14,11\t14,34\t\u2014\t14,25\t14,19\t14,32\t14,28\t14,25 \u201e\n1.20\t1,30\t\u2014\t1,28\t\u2014\tsog\t\u2014 1,26 \u201e\n_\t\t \u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t20,96 \u201e\n0,17\t\u2014 \u2014\t0,20\t\t\t- 0,18 \u201e 100,00 \u00b0/o\nIV. Beziehungen des Jodalbumins zum Albumin.\nDie gute Uebereinstimmung in der Zusammensetzung zweier getrennt und unter Verwendung verschiedener Jodmengen\n1)\tUeber den Kohlenhydratgehalt des krystallisirten Eiweisses selbst siehe unten.\n2)\tWesentlich Phosphors\u00e4ure und Kalk.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\ndargestellter Pr\u00e4parate, wie sie in den soeben mitgetheilten Analysen hervortritt, berechtigt zu der Annahme, dass das isolirte Jodprodukt nicht ein Gemenge, sondern eine einheitliche Substanz darstellt. Reactionen und Zusammensetzung dieses K\u00f6rpers, welcher vorl\u00e4ufig Jodalbumin genannt sei, gestatten einen Einblick in die Art, wie er aus der Muttersubstanz hervorgeht.\nDas Jodalbumin stellt das einzige fassbare Produkt k\u00fcrzerer Jodeinwirkung dar. Die Ausbeute daran betr\u00e4gt gegen 70 \u00b0/o der Muttersubstanz. Es ist danach anzunehmen, dass je ein Molek\u00fcl Albumin in ein Molek\u00fcl Jodalbumin \u00fcbergeht. Die beiderseits gefundene Zusammensetzung kann daher direkt in Vergleich gebracht werden.\nBetreff der Zusammensetzung der Mutter Substanz, des krystallisirten Albumins, ist hier eine Bemerkung am Platz.\nEs liegen von dieser Substanz ausser von mir Analysen von Bondzynski und Zoja1 2) vor, und zwar haben diese einen niedrigeren Kohlenstoff-, hingegen einen h\u00f6heren Stickstoff- und Schwefelgehalt ergeben. Bei der Sorgfalt, welche die genannten Untersucher ohne Zweifel auf die Analyse der erhaltenen Krystallfractionen verwendet haben, ist es umsomehr zu bedauern, dass ihnen die Trennung des krystallisirenden Bestandtheils von den \u00fcbrigen Eiweissstoffen albuminartigen Charakters, vermuthlich wegen ungen\u00fcgenden Umkrystallisirens, nur unvollkommen gelungen ist. Mir ist weder fr\u00fcher noch sp\u00e4ter bei der Darstellung des krystallisirenden Albumins eine Thatsache aufgestossen, welche auf die Existenz mehrerer solcher K\u00f6rper von ungleicher L\u00f6slichkeit h\u00e4tte schliessen lassen; ganz besonders spricht das oben beschriebene Verhalten beim Umkrystallisiren, die homogene und nahezu quantitative Abscheidung nach Aussaat von Krystallen, gegen eine solche Annahme. Es liegt daher f\u00fcr mich keine M\u00f6glichkeit vor, f\u00fcr den Vergleich des Jodprodukts mit der Muttersubstanz die Analysenzahlen B on dzyii ski\u2019s und Zoja\u2019s heranzuziehen. Hingegen schien mir die Nachpr\u00fcfung meiner analytischen Befunde in Betreff des Schwefelgehaltes am Platz, einmal weil die Schwefelzahl f\u00fcr die Berechnung des Molekulargewichtes stark ins Gewicht f\u00e4llt, sodann weil die von mir ermittelten Zahlen (1,01 und 1,18 \u00bb mehr als w\u00fcnschenswerth auseinanderliegen. Zwei Schwefelbestimmungen, welche Herr Dr. Fr. N. Schulz im hiesigen Laboratorium an einem frisch dargestellten mit H\u00fclfe der oben erw\u00e4hnten \u201eAussaats-Methode umkrystallisirten Albuminpr\u00e4parats) nach dem Verfahren von\n1)\tZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, 19. S. 1.\n2)\tIch verdanke dasselbe Herrn H. Schneider.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"D\u00fcring1) ausf\u00fchrte, ergaben 1,24 und 1,27 \u00b0/o Schwefel. Ich nehme daher im Nachstehenden den Schwefelgehalt entsprechend dem Mittelwerth zu l,18\u00b0/o an.\nVon den Zahlen Bondzynski\u2019s und Zoja\u2019s (1,61\u20141,70 \u00b0/o) liegen auch die neugefundenen Werthe weit ab. Da der durchschnittliche Schwefelgehalt des nicht weiter getrennten Albumingemenges, wie es z. B. Hamm ar st en analysirte, ein noch h\u00f6herer ist (1,93 \u00b0/o), so wird auch hierdurch nahegelegt, dass die Krystallfractionen Bondzynski\u2019s und Zoja\u2019s noch erhebliche Mengen schwefelreicheren Albumins enthielten. Dies macht es auch verst\u00e4ndlich, dass ihre Analysenwerthe vielfach jenen nahestehen, die in fr\u00fcherer Zeit f\u00fcr das Gemenge der H\u00fchnereiweissstoffe ermittelt worden sind.\nDie Verschiedenheiten zwischen Albumin und Jodalbumin lassen sich in folgende Punkte zusammenfassen:\n1.\tDas Jodalbumin enth\u00e4lt nahezu 9\u00b0/o fest gebundenes Jod, was sehr ann\u00e4hernd dem Eintritt von 2 J auf je 1 S entspricht. Da es die Millon\u2019sche Reaction vermissen l\u00e4sst, fehlt ihm das f\u00fcr die Tyrosingruppe des Eiweisses typische Hydroxyl am Benzolkern. Es ist zu vermuthen, dass eines der eintretenden J an der Stelle dieses OH seinen Platz gefunden hat, was wiederum mit der nicht abzuweisenden Vorstellung zusammenstimmt, dass der Eintritt festgebundenen Jods im Eiweissmolek\u00fcle vorwiegend einer Jodsubstituirung des aromatischen Kernes entspricht.\n2.\tDie Ver\u00e4nderung, die der aromatische Kern des Eiweisses durch den Jodeintritt erf\u00e4hrt, d\u00fcrfte auch den negativen Ausfall der AdamkiewHcz\u2019schen Reaction erkl\u00e4ren.\nDiese ist, wie v. Udranszky2) hervorhebt, eine Furfurol-reaction, aber, wie man hinzuf\u00fcgen muss, dadurch eigenartig, dass bei ihr das Eiweissmolek\u00fcl neben dem furfurolliefernden Kohlenhydrat auch das zweite zum Eintritt der Reaction be-n\u00f6thigte Reagens, das demNaphthol oder Thymol der urspr\u00fcnglichen Moli sch\u2019sehen Probe entspricht, beistellen muss. Als dieses zweite Reagens darf der Tyrosin und Phenol liefernde aromatische Complex des Eiweisses angesehen werden, da diese Stoffe\n1)\tZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie 22, S. 281.\n2)\tZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie 12, S. 395.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nnach v. Udr\u00e4nszky mit Furfurol reagiren. Ist diese Gruppe im Eiweiss chemisch so ver\u00e4ndert, dass sie mit Furfurol keine F\u00e4rbung gibt, so muss die Adamkiewicz\u2019sche Reaction ausbleiben, w\u00e4hrend die Furfurolreaction auf Zusatz eines passenden Ersatzes, z. B. a-Naphthol, noch in unverT-minderter Sch\u00e4rfe eintritt. Ein solcher Fall liegt beim Jodalbumin vor, wo anscheinend die Eliminirung der aromatischen Hydroxylgruppe auch die Reaetionsf\u00e4higkeit gegen Furfurol vernichtet. Ein ganz \u00e4hnliches Verhalten hat hierorts j\u00fcngster Zeit Herr Dr. Ernst P. Pick bei einem Verdauungsprodukt des Eiweisses aufgef\u00fcnden. Auch hier fehlte Millon und Adamkiewicz, w\u00e4hrend Molisch\u2019s Probe in voller Sch\u00f6nheit \u25a0eintrat.\n3. Das Jodalbumin enth\u00e4lt keinen bleischw\u00e4rzenden Schwefel. Dieser ist aber, wie die Schwefelzahlen zeigen, nicht abgespalten, sondern unter dem Einfluss des Jods (und der Jods\u00e4ure) oxydirt. Mit Loew1) und Maly2) empfiehlt sich nls einfachste Deutung anzunehmen, dass dabei der nicht oxydirte Schwefel aus einer mercaptan- oder sulfid\u00e4hnlichen Bindung in eine sulfos\u00e4ure\u00e4hnliche \u00fcbergef\u00fchrt worden ist. Ueber die Frage, ob die Oxydation den gesammten Schwefel oder nur \u25a0einen Theil desselben betroffen hat, kann nur die quantitative Bestimmung des im nativen Eiweissmolek\u00fcl enthaltenen picht oxydirten Schwefels Anhaltspunkte geben. Auf Grund von Versuchen, die Herr Dr. Fr. N. Schulz ausgef\u00fchrt hat, um die Menge des nicht oxydirten Schwefels im krystallisirlen Eiweiss zu ermitteln,3) ergab sich dieselbe zu etwa 0,5 \u00b0/0, also nahezu der H\u00e4lfte des Gesammtschwefels entsprechend. Nur f\u00fcr diesen Theil des Schwefels kann somit eine Oxydation in Anschlag gebracht werden. Zugleich zwingt aber dieses Verhalten dazu, im Molek\u00fcl der Muttersubstanz, wie des Jodderivates, mindestens zwei Schwefelatome anzunehmen.\n1)\tJournal f\u00fcr praktische Chemie N. F. 5, 433 und 31, 129.\n2)\tMonatshefte zur Chemie 1885, 6, S. 107.\n3)\tUeber das angewandte Verfahren wird Herr Dr. Schulz selbst berichten.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\n4. Stellt man die Analysenwerthe des krystallisirten Albumins und des Jodabk\u00f6mmlings nebeneinander:\nC\tH J\tNS\t0\nAlbumin: 53,28\t7,26\t\u2014\t15,00\t1,181)\t23,28\nJodalbumin: 47,92\t6,60\t8,95\t11,27\t1,26\t21,00 2)\nso sieht man, dass der Jodaufnahme eine etwa entsprechende Abnahme des Stickstoffgehalts parallel geht, die Abnahme des Kohlenstoffgehalts jedoch eine gr\u00f6ssere ist, als sich ans dem Eintritt von 9 \u00b0/0 Jod berechnen l\u00e4sst. Da \u00fcberdies der Schwefelgehalt keine sichere Aenderung aufweist, so folgt mit Noth-wendigkeit, dass die Vergr\u00f6sserung des Molekulargewichts, welche durch Eintritt von Jod in das Eiweissmolek\u00fcl erfolgt, auf der anderen Seite durch Abgabe eines kohlenstoffhaltigen, aber stickstofffreien Complexes so ausgeglichen wird, dass das Molekulargewicht keine auffallende (wenigstens im Schwefelgehalt erkennbare) Ver\u00e4nderung erf\u00e4hrt.\nWelcher Art der abgespaltene stickstofffreie Complex ist, l\u00e4sst sich daraus entnehmen, dass das krystallisirende Eieralbumin ein kohlenhydratreicher Eiweissk\u00f6rper ist (wie \u00fcbrigens schon nach seinem relativ niedrigen Stickstoffgehalt zu ver-muthen war) und schon beim Kochen mit sehr verd\u00fcnnten S\u00e4uren einen Theil seines Kohlenhydrats abspaltet. Die zur Bereitung des Jodalbumins n\u00f6thige vierst\u00fcndige Digestion bei Anwesenheit freier Minerals\u00e4ure bringt eine solche partielle Abspaltung nothwendig mit sich. Wenn trotzdem das gebildete Jodprodukt noch eine erhebliche Kohlenhydratmenge im Molek\u00fcl enth\u00e4lt, so ist dieser scheinbare Widerspruch leicht dahin aufzukl\u00e4ren, dass der Kohlenhydratgehalt des krystallisirenden Eieralbumins ein unerwartet hoher ist. Aus einem Gramm desselben habe ich in einem Versuche 0,13 gr. sch\u00f6n krystallisirendes Osazon gewinnen k\u00f6nnen, was im Hinblick auf die unvollst\u00e4ndige Ueberf\u00fchrbarkeit der Kohlenhydrate in Osazon und die sonstigen\n0 Vergleiche oben.\n2) Auf aschefreie Substanz berechnet.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nunvermeidlichen Verluste auf einen Gehalt von etwa 15 \u00b0/0 Kohlenhydrat schliessen l\u00e4sst.1)\n5. Endlich ist im Hinblick auf die hydrolytische Wirkungverd\u00fcnnter S\u00e4ure an einen Wassereintritt zu denken. Bei Annahme einer Kohlenhydratabspaltung ist er nahezu mit Sicherheit zu erwarten. Demgegen\u00fcber muss es auffallen, dass der Sauerstoffgehalt des Jodalbumins der Muttersubstanz gegen\u00fcber nicht gesteigert ist, zumal daneben, wie oben erw\u00e4hnt, ein Eintritt von Sauerstoff zur Oxydation eines Theiles des Schwefels erfolgt, Diese Erscheinung verliert jedoch sofort alles Befremdende, wenn man sich erinnert, dass die oben erw\u00e4hnte Abspaltung von Kohlenstoff, falls es sich um ein Kohlenhydrat handelt, mit einer entsprechenden Abgabe von Sauerstoff einhergehen muss.\nDie gesammten bei der Bildung des Jodalbumins sich abspielenden Vorg\u00e4nge lassen sich ohne Zwang durch Formeln ausdr\u00fccken, die der Elementarzusammensetzung der Muttersubstanz wie des Endproduktes gerecht werden.\nIch habe es seiner Zeit unterlassen, f\u00fcr das krystallisirte Albumin eine empirische Formel zu geben, da der Nutzen einer solchen sich erst bei Klarstellung der Verwandtschaft mit anderen Stoffen offenbaren kann. Dieser Fall d\u00fcrfte jetzt gegeben sein, da Formeln die Beziehungen des Jodalbumins zu seiner Muttersubstanz besser \u00fcberblicken lassen und zugleich eine ungef\u00e4hre Vorstellung der betreffenden Molekulargr\u00f6ssen vermitteln.\nDie oben angef\u00fchrte Elementarzusammensetzung des krystallisirten Albumins l\u00e4sst sich durch die Formel C239 H386\nN58 S 2 0 78 ausdr\u00fccken.\tBerechnet :\tGefunden:\nG 239 \u2014 2868\t58,33 \u00b0/b\t53,28 \u00b0/o\nH38c - 386\t7,18\t7,26 \u201e\nNs8 =\t812\t15.10 \u201e\to< O o\nS2\t-\t64\t1,19 \u201e\t1,18 \u201e\n078 = 1248\t23,20 ,,\t23,28 \u201e\n5878\t100,00 \u00b0/o\t100,00 \u00b0/o\ni) Ich habe bei diesen Versuchen auch gesehen, dass das aus Albumin erhaltene Osazon zwei verschiedenen Krystallisationsformen entsprach, nicht aber das aus Jodalbumin erhaltene. Doch m\u00f6chte ich dieser Beobachtung bei der schwankenden Form der Osazonausscheidungen vorl\u00e4ufig kein Gewicht beimessen.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\nNimmt man auf Grund der oben gegebenen Erw\u00e4gungen an, dass in dieses Molek\u00fcl 4 J, 3 0 (zur Oxydation eines S) und 6 H20 eintreten, hingegen 4 H und 2 (C6 H12 O,,)1) austreten, so ergibt sich f\u00fcr das Jodalbumin die Formel C227\nH370 h N58 s2 o75.\n\tBerechnet:\tGefunden :\n2724\t47,97 \u00b0/o\t47,92 o/o\n370\t6,52 \u201e\t6,60 \u201e\n508\t8,95 \u201e\t8,95 \u201e\n812\t14,30 \u201e\t14,27 \u201e\n64\t1,13 \u201e\t1,26 \u201e\n1200\t21,13 ,,\t21.00 \u201e\n5678\t100,00 \u00b0/o\t100,00 %\nDie' Uebereinstimmung von Rechnung und Versuch ist, wie man sieht, eine sehr befriedigende. Ich m\u00f6chte ihr trotzdem nicht allzuviel Werth beilegen. F\u00fcr die endg\u00fcltige Formulirung so complicirter Verh\u00e4ltnisse reichen die Thatsachen noch bei Weitem nicht aus, zumal einzelne der in den Formeln zum Ausdruck gelangenden Beziehungen, so die Abspaltung von Kohlenhydrat und die Aufnahme von Wasser, im Augenblick einer direkten quantitativen Pr\u00fcfung noch unzug\u00e4nglich sind.\nAus demselben Grunde vermeide ich es, eine rationellere Bezeichnung f\u00fcr das Jodprodukt einzuf\u00fchren, obgleich die vorl\u00e4ufig gew\u00e4hlte, \u00bbJodalbumin\u00ab, sich vermuthlich bald als unzureichend erweisen wird, auch dem Umstand, dass neben der Jodirung noch andere Ver\u00e4nderungen am Eiweissmolek\u00fcl vor sich gehen, keine Rechnung tr\u00e4gt.\nV. Schicksal des Jodalbumins im Thierk\u00f6rper.\nWird das Jodalbumin mit Pepsin und Salzs\u00e4ure im Br\u00fctofen digerirt, so tritt erst nach stundenlanger Verdauung etwas direkt nachweisbares Jod in L\u00f6sung \u00fcber. Nach zweit\u00e4gigem Stehen weist die Fl\u00fcssigkeit neben viel Pepton reichlich durch salpetrige S\u00e4ure nachweisbares Jod auf. Einbringen von er-\n1) Das entspr\u00e4che einer Abspaltung von etwas \u00fcber 6 \u00b0/o Zucker, was im Hinblick auf den oben erw\u00e4hnten hoben Kohlenhydratgehalt recht wohl denkbar ist.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"lieblichen Mengen von Jodalbnmin (3 gr.) in den Magen von Kaninchen f\u00fchrt in einigen Stunden zur Ausscheidung von Jodalkali im Harn, welche ein oder zwei Tage anh\u00e4lt. Intoxicationserscheinungen treten nicht auf.\nAuf intraven\u00f6se Injection schwach alkalischer Jodalbuminl\u00f6sung tritt, wenn die injicirte Menge gering war, nur Jodalkali im Harn auf. Nach relativ gr\u00f6sseren Mengen, z. B. 1 gr. auf ein l1/\u00bb Kilo Kaninchen, kommt es auch zur Ausscheidung unver\u00e4nderten Jodalbumins, erkennbar durch seine F\u00e4llbarkeit mit Essigs\u00e4ure und die L\u00f6slichkeit im Ueberschuss, sowie die F\u00e4higkeit, bei Einwirkung von salpetriger S\u00e4ure allm\u00e4hlich Jod abzuspalten.\nIm Ganzen scheint das Jodalbumin ein ungiftiger K\u00f6rper zu sein.1) Ob ihm bei l\u00e4ngerer Darreichung irgend beachtens-werthe Wirkungen zukommen, bleibt noch zu untersuchen. Erw\u00e4hnt sei nur, dass es bei tiefgreifender Spaltung mit S\u00e4uren eine in concentrirten Minerals\u00e4uren schwer l\u00f6sliche, in Alkali und auch etwas in Alkohol l\u00f6sliche Substanz hinterl\u00e4sst, welche sehr jodreich ist und in mehrfacher Beziehung an Baumann's. Jodothyrin erinnert. Untersuchungen, welche in meinem Laboratorium soeben im Gange sind, d\u00fcrften \u00fcber Natur und etwaige Wirkung dieses Spaltungsproduktes, sowie namentlich \u00fcber den Ort, wo das Jod in das Eiweissmolek\u00fcl eintritt; n\u00e4heren Aufschluss bringen.\ni) Auch das beim Zusammenbringen von Roheiweiss mit Jodjodkaliuml\u00f6sung entstehende Jodeiweiss, welches das Jod in lockerer Bindung enth\u00e4lt, entbehrt, nach den Erfahrungen von H\u00f6gyes (Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 10, S. 228) und Zeller (Zeitschrift f. physiol. Chemie 8, S. 70) zu schliessen, einer eigenen toxischen Wirkung.","page":172}],"identifier":"lit17186","issued":"1898","language":"de","pages":"159-172","startpages":"159","title":"Untersuchungen \u00fcber die Proteinstoffe. 1. Ueber jodirtes Eieralbumin","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:19:32.016017+00:00"}