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Ueber Jodfette und ihr Verhalten im Organismus

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{"created":"2022-01-31T15:01:05.729153+00:00","id":"lit17203","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winternitz, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 24: 425-448","fulltext":[{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Jodfette und ihr Verhalten im Organismus, nebst Untersuchungen \u00fcber das Verhalten von Jodalkalien in den Geweben\ndes K\u00f6rpers.\nVon\nDr. Hugo Winternitz.\n(Aus dem hygienischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaction zugegangen am 15. Januar 1893.)\nIn meiner vorl\u00e4ufigen Mittheilung \u00abUeber das Verhalten von Jodfetten im Organismus und ihre therapeutische Verwendung\u00bb1) sind die damals gewonnenen Erfahrungen in K\u00fcrze zusammengefasst. Die nachfolgende Mittheilung bringt die n\u00e4heren Darlegungen und einen Nachweis \u00fcber die wichtigeren Versuche.\nUeber Jodfette und die Methode ihrer Darstellung.\nDie F\u00e4higkeit der Fette, sich mit den Halogenen zu verbinden, ist den Chemikern zwar lange bekannt, hat aber praktische Bedeutung erst gewonnen, seit v. H\u00fcbl ein einfaches und zuverl\u00e4ssiges Verfahren angegeben hat, das Jod-Additionsverm\u00f6gen der Fette festzustellen. Theoretisch werden die Halogene von den Fetten in dem Maasse addirt, als die Fette Glieder der unges\u00e4ttigten Fetts\u00e4uren bezw. deren Triglyceride enthalten. W\u00e4hrend die ges\u00e4ttigten Fetts\u00e4uren unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen von den Halogenen nicht angegriffen werden, addirt die Gruppe der Acryls\u00e4uren (Oels\u00e4ure, Erucas\u00e4ure) 2 Atome, die Gruppe der Tetrols\u00e4ure (Lein\u00f6ls\u00e4uren) 4 Atome eines Haloides. Dabei verhalten sich aber die Halogene keineswegs gleichwerthig, am leichtesten findet die Aufnahme von Brom statt. Sch\u00fcttelt man ein Fett oder ein fettes Oel mit Bromwasser\ni) Deutsche medic. Wochenschr., 1897, Nr. 23.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426 \u2014\noder alkoholischer Broml\u00f6sung, so wird das Brom vom Fett f\u00f6rmlich verschluckt, so dass weder Geruch noch Farbe auf die Anwesenheit von Brom hindeuten. L\u00e4sst man hingegen eine alkoholische Jodl\u00f6sung unter gleichen Bedingungen einwirken, so ist die Aufnahme des Jods nur eine sehr allm\u00e4hliche und ungleichm\u00e4ssige. Immerhin gelang es mir auf diese Weise, unter kr\u00e4ftigem Sch\u00fctteln und Einwirkung m\u00e4ssiger W\u00e4rme, 7\u20148\u00b0/o Jod bei Mandel\u00f6l bezw. Sesam\u00f6l zur Addition zu bringen. Die auf solche Weise hergestellten Jodfette zersetzen sich bald unter Jodabspaltung; noch weniger gelingt es, mittelst Jod-Jodkalil\u00f6sung brauchbare Pr\u00e4parate zu erhalten. Beim Verreiben von metallischem Jod in Oelen geht die Beaction ziemlich glatt vor sich, wobei neben einfacher L\u00f6sung der Hauptsache nach Jodadditionen verlaufen; enthalten diese Pr\u00e4parate nur 1\u20142 \u00b0/o Jod, so zersetzen sie sich nicht leicht, bei h\u00f6herem Jodgehalt dagegen sehr rasch.\nDie Versuche v. H\u00fcb Fs1) haben gezeigt, dass eine glatte und vollst\u00e4ndige Addition unter Anwendung einer alkoholischen Jodl\u00f6sung bei Gegenwart von Quecksilberchlorid erfolgt; v. H\u00fcbl sagt: \u00abDas durch Schwefelkohlenstoff ausgezogene Produkt, welches bei der Beaction der Jod-Quecksilberchloridl\u00f6sung auf reine Oels\u00e4ure gebildet wurde, stellte eine farblose Verbindung von schmalzartiger Z\u00e4higkeit dar, welche sich bald unter Jodabscheidung br\u00e4unt. Die Bestimmung der Chlor- und Jodmenge, sowie das S\u00e4ttigungsVerh\u00e4ltniss bez\u00fcglich Alkali liessen die Verbindung als Chlorjodstearin s\u00e4ure erkennen. \u00bb Gerade die Angaben v. H\u00fcbl\u2019s \u00fcber die leichte Zersetzlichkeit dieses Pr\u00e4parates haben mich anfangs davon abgehalten, den Weg zu betreten, den v. H\u00fcbl eingeschlagen hatte. Da aber andere Versuche zu keinem brauchbaren Resultat gef\u00fchrt hatten, kehrte ich wieder zur H\u00fcbFschen L\u00f6sung zur\u00fcck.\nEs stellte sich nun bald heraus, dass mittelst der Jod-Quecksilberchloridl\u00f6sung gut haltbare Jodchlorfette resultirten,\nl) Dingier\u2019s Polytechn. Journal, 253 Bd., Jahrg. 1884: \u00abEine allgemein anwendbare Methode zur Untersuchung der Fette,\u00bb von Baron H\u00fcbl, kaiserl. \u00f6sterr. Hauptmann.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"wenn man die L\u00f6sung nur in solchen Mengen verwendete, die zur Bildung der theoretisch m\u00f6glichen, h\u00f6chst gejodeten Verbindung unzureichend sind. Immerhin haftete diesen Pr\u00e4paraten noch ein gewisser Grad von Zersetzlichkeit an, zwar erfolgte auch nach langer Zeit keine Br\u00e4unung, aber trotzdem liess sich die spurenweise Abspaltung von Chlor und Jod fortlaufend verfolgen. Dies h\u00e4tte nun ihrer Verwendung zu physiologischen Versuchszwecken keinerlei Eintrag gethan, und in der That sind Vorversuche und sp\u00e4tere Thierversuche mit derartigen Pr\u00e4paraten ausgef\u00fchrt; die aber schon damals beabsichtigte therapeutische Anwendung der Pr\u00e4parate liess es gerathen erscheinen, von der Verwendung des Sublimats Abstand zu nehmen. Zwar macht die Reinigung der Fette von den darin enthaltenen Jodquecksilberverbindungen keinerlei Schwierigkeit, sie muss aber naturgem\u00e4ss so lange fortgesetzt werden, bis die chemische Pr\u00fcfung das Fehlen jeder Quecksilberspur erweist.\nDie Versuche, das Sublimat durch andere Chlorsalze, z. B. Eisenchlorid, zu ersetzen, haben zu befriedigenden Ergebnissen nicht gef\u00fchrt; nicht viel g\u00fcnstiger waren die Resultate, welche ich bei Verwendung von Jod in Tetrachlorkohlenstoff und mit Jodtrichlorid in alkoholischer L\u00f6sung erzielte.\nBei Verwendung von Jodmonochlorid erhielt ich nach jeder Richtung befriedigende Resultate. J. Ephraim1) hat zur Bestimmung der Jodzahl\u00bb das Jodmonochlorid an Stelle der H\u00fcb Eschen L\u00f6sung empfohlen, ein Vorschlag, der aus manchen Gr\u00fcnden bisher keine Verwendung gefunden hat. Nach der Ansicht von J. Ephraim veranlasst das Jodmonochlorid \u2014 entstanden durch die Umsetzung von Quecksilberchlorid und Jod\u2014 die Reaction der Hiibl\u2019sehen L\u00f6sung.\nv. H\u00fc bl hat festgestellt, dass, um die Wirkung des gesammten Jods auszun\u00fctzen, auf je 2 Atome desselben mindestens ein Molek\u00fcl HgCl8 n\u00f6thig ist. Unter dieser Voraussetzung kann man sich die Bildung von Jodmonochlorid nach J. Ephraim durch die Gleichung erkl\u00e4ren:\nHg Cl2 -f J2 = Hg Cl J -f C1J.\n*) \u00abUeber die H\u00fcbl\u2019sche Jodadditionsmethode,\u00bb Zeitschr. f\u00fcr angewandte Chemie, 1895.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"Wenn der Vorgang sich wirklich so vollzieht, dann ist es am wahrscheinlichsten, dass das Resultat der Einwirkung der H\u00fcb Eschen L\u00f6sung bezw. des Jodmonochlorids ein Jodchlor-Additionsprodukt ist, wie v. H\u00fcbl selbst annimmt und f\u00fcr das Endprodukt bei Einwirkung auf Oels\u00e4ure festgestellt hat. Allerdings sagt er: \u00ab Es ist vom praktischen Standpunkt ganz gleichgiltig, ob nur Jod oder ob Jod und Chlor, und in welchem Verh\u00e4ltnis\u00ae beide in die Verbindung eingetreten sind, da bei der maassanalytischen Bestimmung beide Elemente ganz gleiehwerthig sind.\u00bb\nDie Ansichten, ob Jod und Chlor gleichm\u00e4ssig addirt werden, oder ob auch Substitutionen stattfinden, sind nun sehr getheilt.\nMeine Untersuchungen sprechen daf\u00fcr, dass der Reactions-ablauf entsprechend der von H\u00fcbl und J. Ephraim ausgesprochenen Ansicht erfolgt und dass in jedem Stadium der Reaction \u00e4quivalente Mengen Jod und Chlor addirt werden. Unter verschiedenen Bedingungen analysirte Jodchlorfette \u2014 2 bis 15\u00b0/o Jod enthaltend \u2014 enthielten \u00e4quivalente Jod-und Chlormengen: schon dieser Umstand spricht f\u00fcr eine gleichm\u00e4ssig erfolgende Jod- und Chlor addition, noch viel mehr aber die Thatsaehe, dass derartige Chlorjodfette nunmehr \u00abJodzahlen\u00bb ergeben, welche in dem Maasse erniedrigt sind, ais das Sauerstoffdeficit der unges\u00e4ttigten Fetts\u00e4uren durch Jod- und Chloraufnahme ausgeglichen wurde. Nachfolgend ein analytisches Beispiel, \u00fcber die Methode der Aufschliessung folgen weiter unten noch einige Angaben.\nMit Jodmonochlorid dargestelltes Jodchlorsesam\u00f6l, welches zufolge dem Mengenverh\u00e4ltniss des Reagens zum Fett ca. 8\u00b0\u00f6 Jod erwarten liess. Von diesem Pr\u00e4parat lieferten a) 0,3399 gr. = 0,0366 Jodpalladium\n-\t0,0257 Jod = 7,58 \u00b0/o J. b) 0,3985 gr. = 0,0418 Pd J2 = 0,29435 Jod\n-\t7,38% Jod.\n1,3472 gr. dieses Fettes lieferten 0,2855 gr. gesammten Silberniederschlag, dazu noch 0,0083 gr. J- und Cl-Silberniederschlag im Filter (nach Veraschung); 0,2855 gr. Jod-Chlorsilberf\u00e4llung erlitten beim Gl\u00fchen im Chlorstrom einen Gl\u00fchverlust von 0,0710 gr. entsprechend einem Jodgehalt von 0,0985, wozu noch 0,0028 Jod im Filter kommen, ins-gesamrnt also 0,1014 gr. Jod in 1,3472 gr. Jodsesam\u00f6l. entsprechend","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"429\n7,52\u00b0/o Jod (mit Jodpalladium waren 7,38 bezw. 7,58\u00b0,'o Jod gefunden); 0,1014 Jod entsprechen 0,1876 Ag J und 0,2938 (Jodsilber Chlorsilber) -\u2014 0,1876 Jodsilber = 0,1062 gr. CI Ag = 0,02626 Chlor. Dieser Chlorgehalt entspricht 1,949\u00b0/o Chlor in dem analysirten Jodchlorsesam\u00f6l (gefordert f\u00fcr 7,48\u00b0/o Jod 2,08\u00b0/o Chlor).\nDie nach H\u00fc bl ausgef\u00fchrte Bestimmung der Jodzahl ergab 73; das zur Grundlage verwendete Sesam\u00f6l hatte die Jodzahl 107.\nBei der Darstellung von .lodfetten verfuhr ich folgender-massen :\nDas betreffende Fett (Schweinefett, Sesam\u00f6l, Cacaobutter u. s. w.) wurde mit der berechneten Menge des Jod und Chlor abgebenden Reagens (Jodmonochlorid) in einem grossen Volumen Alkohol bei 40\u201450\u00b0 kr\u00e4ftig gesch\u00fcttelt, bis alles Jod und Chlor aufgenommen war, worauf im Scheidetrichter, eventuell mit Zuh\u00fclfenahme einer K\u00e4ltemischung, vom Alkohol \u25a0abgetrennt wurde. Nach wiederholter Behandlung mit Alkohol bei ca - 40\u00b0 wird das Produkt im Vacuumdestillationsapparat vom Alkohol befreit und getrocknet.\nDie Jodfette sind in Aussehen und Geschmack von den Fetten und fetten Oelen, die ihnen zur Grundlage dienen, nicht zu unterscheiden und zeigen gemeinschaftlich die Reactionen der Fette und organischen Halogenverbindungen. Durch Behandlung mit \u00e4tzenden Alkalien werden sie verseift ; aus der w\u00e4sserigen Seifenl\u00f6sung scheiden sich beim Uebers\u00e4uern die F etts \u00e4uern ab, frei von Halogen, falls die Verseifung vollkommen und mit einem gen\u00fcgenden Ueberschuss von Aetzkali durchgef\u00fchrt wurde. Sind die Pr\u00e4parate gut getrocknet, dann zeigen sie im Licht und bei Einwirkung h\u00f6herer Temperatur grosse Best\u00e4ndigkeit und d\u00fcrfen unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen als un zersetzlieh gelten. Bei 10\u201420 st\u00e4ndigem Erhitzen im Wasserbad habe ich keinerlei Ver\u00e4nderung beobachtet, Jodsesam\u00f6le spalten auch bei mehrst\u00fcndiger Einwirkung einer Temperatur von 110\u00b0 kein Jod ab, dagegen bewirken selbst schw\u00e4chste w\u00e4sserige Sodal\u00f6sungen, die keinerlei Verseifung herbeif\u00fchren, dass Jod an das Alkali geht.\nWerden die Jodfette unter Zusatz von fixen Alkalien oder Alkalicarbonat verascht, so zeigt eine filtrirte, w\u00e4sserige L\u00f6sung des Veraschungsr\u00fcckstandes die Reactionen der Jodalkalien. Durch Zusatz von Oxydationsmitteln und Chloroform\n28*","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nkann der Jodgehalt leicht veranschaulicht werden, auch k\u00f6nnen die Halogene durch Silberl\u00f6sung bezw. das Jod durch Palladium quantitativ gef\u00e4llt werden.\nZum Zweck der Veraschung bei den Jod- und Chlorbestimmungen habe ich 0,1\u20142,0 gr. der Fette in einer Platinschale mit fein pulverisirtem, trockenem Natriumcarbonat, so lange das angew\u00e4rmte Fett davon aufnahm, versetzt und nunmehr, stets auf dem Drahtnetz, allm\u00e4hlich, schliesslich bei gr\u00f6sserer Flamme und aufgelegtem Deckel verascht. Die Bildung von Jodat ist unbedeutend, beim Ans\u00e4uern tritt nur schwache Gelbf\u00e4rbung auf ; durch Zusatz schwefliger S\u00e4ure wird das ausgeschiedene Jod in Jodwasserstoff \u00fcbergef\u00fchrt. 1) Der Verlust an Jod ist gering, da Doppelbestimmungen, in dieser Weise ausgef\u00fchrt, sehr gut \u00fcbereinstimmen. Von der Aufschliessung im eingeschmolzenen Rohr nach Carius konnte Abstand genommen werden, Kontrollbestimmung mit der Methode nach Carius ergaben gen\u00fcgende Genauigkeit des angewendeten Verfahrens.\nDas Verhalten der Jodfette im Thierk\u00f6rper.\nDarreichung mit der Nahrung.\nDie Vorversuche wurden ausgef\u00fchrt, um \u00fcber m\u00f6gliche toxische Eigenschaften der Jodfette Aufschluss zu erhalten und einen Anhalt zu gewinnen, ob \u00fcberhaupt ein Ansatz von Jodfetten im K\u00f6rper erfolgt. Wenn die eingef\u00fchrten Jodfette einer raschen Oxydation anheimfallen, so konnte das massenhaft in Freiheit gesetzte Jod eine delet\u00e4re Wirkung aus\u00fcben, andererseits war es freilich von Anfang an wahrscheinlich, dass die bei der Verbrennung der Fette frei werdenden Jodmengen sich im Zustande der Entstehung mit den Alkalisalzen -des Blutes und der Gewebsfl\u00fcssigkeiten umsetzen und sonach im Wesentlichen als Jodalkalien circuliren.\nEin 8900 gr. schwerer Hund erh\u00e4lt innerhalb 3 Tagen neben magerem Fleisch 29,34 gr. eines 6,64\u00b0/oigen Jodschweinefettes, also rund 2 gr. Jod. Innerhalb 6 Tagen werden mit dem Harn 1,39 gr. Jod ausgeschieden, der Koth enth\u00e4lt nur sehr geringe Mengen Jod. 10 Tage nach der letzten Fettf\u00fctterung ist der Harn noch jodhaltig. Das Thier ist jederzeit munter und fresslustig.\ni) Dagegen erfolgt bei der Veraschung von Harn unter gleichen Bedingungen stets eine relativ reichliche Bildung von Jodat, weshalb hier der Zusatz von schwefliger S\u00e4ure vor der F\u00e4llung mit Palladium-chlor\u00fcr unbedingt n\u00f6thig ist.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"431\nDer Verlauf dieses Versuches lehrte, dass toxische \\\\ ir-kurigen in dem oben angedeuteten Sinne nicht auftraten (innerhalb gewisser Grenzen); 3 Tage nach der letzten Jodfettgabe waren erst 2k des Jods zur Ausscheidung gelangt, und da im Darm, wie die mit Knochen bewirkte Abgrenzung der Jodfettperiode zeigte, Jodfette nicht mehr vorhanden waren, so durfte angenommen werden, dass das zur\u00fcckgehaltene Jod der Hauptsache nach als Jodfett im K\u00f6rper deponirt war.\nTersuche an H\u00fchnern.\nEin Huhn erh\u00e4lt innerhalb 5 Tagen (3.\u20147. Aug. 1896) 94,9 gr. Jodschweinefett, welche rund 8 gr. Jod enthalten (dazu noch Weizen).\nIn den Excrementen und im Magendarmkanal finden sich 47 gr. Jodfett wieder, es waren sonach 48 gr. Fett resorbirt (mit 4 gr. Jod). In den vom Fett befreiten Excrementen fanden sich noch 1,8 gr. Jod, so dass also ungef\u00e4hr 2,2 gr. Jod in Form von Jodschweinefett in den K\u00f6rpergeweben abgelagert waren.\nK\u00f6rperfett auf dem Wasserbad ausgeschmolzen (30 gr.), filtrirt, nach der Verseifung ist Jod deutlich nachweisbar. Die quantitative Bestimmung (durch Veraschung und Jodpalladium) ergab 0,0104 gr. Jod in 1,154 gr. K\u00f6rperfett, in 30 gr. rund 0,2 gr. Jod. (Ein Hund, welcher 100 gr. von dem reinpr\u00e4parirten H\u00fchnerfleisch frass, schied in den n\u00e4chsten 2 Tagen 0,4 gr. Jod im Harn aus ! entsprechend ca. 5 gr. des verf\u00fctterten Jodschweinefettes.)\nDas ausgeschmolzene Fett unterschied sich dem Ansehen nach in nichts von gew\u00f6hnlichem H\u00fchnerfett, irgend eine direkte Jodreaction war so wenig wie im verf\u00fctterten Jodfett zu erhalten: wurden dagegen wenige Tropfen verseift, so liess sich in der Seifenl\u00f6sung Jodalkali bezw. Jod leicht nach weisen.\nSowohl bei der Verseifung der \u00abJodfette\u00bb als auch der jodhaltigen K\u00f6rperfette (nach Jodfettf\u00fctternng) bildet sich neben KJ h\u00e4ufig Jods\u00e4ure bezw. KJ03, so dass beim blossen Uebers\u00e4uern der Seifenl\u00f6sung \u2014 ohne Zusatz eines Oxvdationsmittels \u2014 sich Jod abscheidet.\nAuffallend war es, dass in dem Fettgewebe des K\u00f6rpers nur 0,2 gr. Jod gefunden wurden (allerdings handelt es sich nur um das in grober Weise herauspr\u00e4parirte Fett); diese 0,2 gr. Jod entspr\u00e4chen 2,26 gr. des verf\u00fctterten Jodfettes.","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"Daraus den Schluss zu ziehen, dass nur 2,2 gr. des verf\u00fctterten Fettes in der Bauchh\u00f6hle und im Unterhautzellgewebe zur Ablagerung kamen, w\u00e4re nicht vollkommen gerechtfertigt.\nIn den beiden folgenden Versuchen wurde das Jodfett in emulgirtem Zustand verabreicht (in den fr\u00fcheren Versuchen wurden die Jodfette einfach mit Schlundsonde eingegossen), die Versuche selbst dauerten 6 Tage, vorher hatten die Thiere 4 Tage gehungert.\nA.\tVon einem li,5\u00b0/oigen Jodfett werden in 6 Tagen 95 gr. (mit 11,4 gr. Jod) eingegeben. Resorbirt wurden 27 gr. Jodfett mit 3,1 gr. Jod, im Magendarminhalt und in den Excrementen fanden sich 1,51 gr. Jod, somit verblieb ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte des Jods im K\u00f6rper. Das Gewicht hatte w\u00e4hrend der F\u00fctterung nur 25 gr. zugenommen.\nBei der Section erweist sich das Thier als sehr abgemagert, aus dem Bauch- und R\u00fcckenfett konnten nur 11 gr. durch Ausschmelzen gewonnen werden, Jod darin leicht nachweisbar. Die Leber wiegt 36 gr.. ist stark verfettet (44,6\u00b0/o Trockensubstanz)und enth\u00e4lt in ihrem Fett 90 mgr. Jod.\nDie getrockneten R\u00f6hrenknochen enthalten 13,1 \u00b0'o Fett, 1 gr. Markfett (Aetherextract) enth\u00e4lt 10,5 mgr. Jod.\nDas Aetherextract der Muskeln gibt nach der Verseifung starke Jodreaction.\nB.\tVon einem l,9\u00b0('oigen Jodschweinefett werden 105 gr. (mit rund 2 gr. Jod) verf\u00fcttert, davon sind resorbirt 88 gr., im Magendarminhalt und in den Excrementen fanden sich 0,72 gr. J\u00f6d, es waren sonach 0,9 gr. Jod, entsprechend 50 gr. des verf\u00fctterten Fettes, zur\u00fcckbehalten.\nDas ausgeschmolzene Bauchfett \u2014 25 gr. \u2014 enth\u00e4lt Jod, die L e b er wiegt 32 gr. und enth\u00e4lt in ihrem Fett 0,012 gr. Jod. Die trockenen R\u00f6hrenknochen enthalten 22\u00b0/o Fett und in 1 gr. des Knochenfettes 3mgr. Jod. Das Thier hatte w\u00e4hrend der Fettf\u00fctterung um 45 gr. zugenommen.\nDie beiden Versuche zeigen bemerkenswerthe Unterschiede. Bei der F\u00fctterung des ll\u00b0/oigen Jodfettes war die Resorption und Ausnutzung weit schlechter (hochwerthige Jodfette haben nat\u00fcrlich ein weit h\u00f6heres specifisches Gewicht als die Fettbasis). Der Fettansatz war sehr gering, es hatte im Vergleich zum Versuch B, wobei ein l,9\u00b0/oiges Jodfett gef\u00fcttert wurde, augenscheinlich eine weit gr\u00f6ssere Fettzersetzung stattgefunden; ich werde auf diesen Umstand noch zur\u00fcckkommen. Die zun\u00e4chst folgenden Versuche sollten Aufschluss geben, ob etwa bei Darreichung von Jodfetten mit sehr geringem Jodgehalt eine vollst\u00e4ndige Jodabspaltung stattfindet, so zwar, dass das Jod","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 433 \u2014\nin dem angesetzten K\u00f6rperfett \u00fcberhaupt nicht mehr nachweisbar ist. Es wurden zu diesem Zwecke verf\u00fcttert a) 50 gr. eines 0,5\u00b0/0igen Jodschweinefettes innerhalb 9 Tagen, b) 45 gr. eines 0,12%igen Jodschweinefettes in 2 Tagen. Das ausgeschmolzene K\u00f6rperfett enthielt in beiden F\u00e4llen deutlich Jod, ebenso war im Fett der Knochen, Muskeln und Leber Jod in Spuren nachweisbar.\nDer Vorgang ist wohl der, dass die in feinster Vertheilung im Blut circulirenden Fetttr\u00f6pfchen an ihrer Oberfl\u00e4che zwar Jod durch Umsetzung an die sie umsp\u00fclenden Alkalisalze abgeben, w\u00e4hrend sie im Innern des Fettk\u00fcgelchens ihr Jod fest-halten, soweit sie nicht der Oxydation anheim fallen (bei der Verseifung' mit alkoholischen Laugen hingegen, wo eine vollst\u00e4ndige L\u00f6sung des Fettes stattfmdet, wird alles Jod durch Alkali abgespalten).\nBei den K\u00f6rperfetten musste zum Zw^eek der quantitativen Jodbestimmung von einer Veraschung im Allgemeinen abgesehen werden, es hat sich vielmehr folgendes Verfahren bew\u00e4hrt: 0,1\u20142 gr. (event, mehr) des jodhaltigen Fettes werden mit alkoholischer Kalilauge verseift, nach dem Ans\u00e4uern der w\u00e4sserigen Seifenl\u00f6sung und Zusatz weniger Tropfen schwefliger S\u00e4ure (vergl. S. 431) wird von den ausgeschiedenen Fetts\u00e4uren abfiltrirt : die Fetts\u00e4uren werden nochmals mit w\u00e4sseriger Kalioder Natronlauge verseift und, nach abermaliger Abscheidung mittelst Schwefels\u00e4ure, durch dasselbe Filter filtrirt, mit Wasser gewaschen und die vereinigten Filtrate auf ein bestimmtes Volumen gebracht. Die Fetts\u00e4uren enthalten nur mehr Spuren von Jod, welche vernachl\u00e4ssigt werden k\u00f6nnen. In 10, 20 bis 40 ccm. wird nun der Jodgehalt colorimetrisch bestimmt (man k\u00f6nnte nat\u00fcrlich auch unter bestimmten Kautelen mit V200 Na-triumhyposulfitl\u00f6sung titriren). Als Beispiel folgt die nach diesem Vorgang ausgef\u00fchrte Jodbestimmung in einem hochwertliigen Jod-fett nebst der gewichtsanalytischen Kontrollbestimmung.\na) Colorim. Jodbestimmung nach Verseifung von 0.500 gr. des Fettes, die Filtrate auf 300 ccm. gestellt. 10 ccm. des Filtrats entsprechen 26 ccm. einer L\u00f6sung von 0.1 gr. KJ im Liter (1 ccm. = 0,077 mgr. J). 300 ccm. (entsprechend 0,5 gr. des Fettes) enthalten 60,06 mgr. Jod = 12,01 % Jod.","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"b) Gewichtsanalyt. Jodbestimmung nach Veraschung: 0,405 gr. des Fettes liefern 0,0658 PdJ2 = 11,44 \u00b0/0 Jod und 0,183 gr. Fett liefern 0,0208 PdJ2 = 11,46 % Jod.\nVersuche an Hunden.\nVon mehreren Versuchen bespreche ich zwei ausf\u00fchrlicher, die sich in \u00e4hnlicher Weise erg\u00e4nzen, wie die Versuche A und B an H\u00fchnern (S. 432). Der erste konnte allerdings nicht, wie es im Versuchsplan lag, durchgef\u00fchrt werden, da der Hund wider Erwarten einging.\nVersuch I. Ein Hund, der zu Beginn des Versuches 7000 gr. wog (er hatte mehrere Tage vorher je 300 gr. fettfreies Fleisch bekommen), erhielt innerhalb 11 Tagen 4 kg. fettfreies Pferdefleisch und insgesammt 476 gr. eines 5,56\u00b0/0igen Jodschweinefettes (davon an einigen Tagen 60 gr.). Am 12. Tag sollte an Stelle des Jodschweinefettes gew\u00f6hnliches Schweinefett treten, um im Anschluss daran eine fettfreie ev. Hungerperiode folgen zu lassen; aus der Bestimmung der jeweiligen Jodausscheidung im Harn liessen sich Aufschl\u00fcsse \u00fcber den Fettansatz bezw. die Fettzersetzung erwarten. Nachdem der Hund am 11. Tag die letzte Fleischration und 58 gr. Jodschweinefett verzehrt hatte (nebst Knochen zur Koth-grenzung), erschien er am n\u00e4chsten Tag sichtlich krank (Zittern der Beine, grosse Schw\u00e4che) und verendete im Laufe des Nachmittags. Die Section ergab keinerlei Anhaltspunkte f\u00fcr die Todesursache1).\nInnerhalb 11 Tagen hatte der Hund in dem verzehrten Jodfett 26,6 gr. Jod, t\u00e4glich also 2,4 gr. Jod aufgenommen, d. i. mehr als 0,35 gr. Jod f\u00fcr 1 kg. des K\u00f6rpergewichts.\nDer Hund nahm w\u00e4hrend der Jodfettf\u00fctterung um 450 gr. an Gewicht ab. Die ausgeschiedene Jodmenge betrug 11,108 gr. im Harn und 2,1 gr. Jod in den Excrementen und Inhaltsmassen des Darmkanals. Es verblieben sonach im K\u00f6rper noch 13 gr. Jod (davon ein allerdings nicht bestimmter Antheil als Jodfett im Magen), als Minimum dessen, was in den Geweben des K\u00f6rpers auf-\nl) Vgl. Lewin. Lehrbuch der Toxilogie, 1897. S. 43.","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"485\ngespeichert war, d\u00fcrfen 10 gr. Jod in Rechnung gestellt werden.\nin 4,687 gr. des ausgeschmolzenen K\u00f6rperfettes sind 23 mgr. Jod enthalten (0,48 \u00b0/o Jod), in 80 gr. ausgeschmolzenen Fetts sonach 0,384 gr. Jod. (Ueber die in diesem K\u00f6rperfett vorgenommene Chlorbestimmung vergl. S. 438.)\nGewicht der Leber 338 gr. ; das Fett von 6,392 gr. frischer Lebersubstanz enth\u00e4lt 10,14 mgr. Jod, d. i. 0,53 gr. Jod im Fett der ganzen Leber.\nIm Fett aus 18,4 gr. frischer Muskeln sind 6,3 mgr. Jod enthalten; wird das Gewicht der frischen Muskeln zu 40 \u00b0/o des K\u00f6rpergewichts angenommen, so sind im Muskelfett (Aetherextract) des Thieres ins-gesammt 0,87 gr. Jod enthalten. Diese Zahl kann nur eine beil\u00e4ufige Orientirung geben, da das Fleisch zwar verschiedenen Stellen entnommen wurde, aber mit R\u00fccksicht auf den Fettgehalt kaum eine richtige Durchschnittsprobe darstellt.\nDas Fett der bei 80\u00b0 getrockneten R\u00f6hrenknochen enth\u00e4lt reichlich Jod, im A ether extract aus 122 gr. frischer Knochen sind 0,116 gr. Jod enthalten.\nDie Galle enth\u00e4lt neben Jodalkalien \u00e4therl\u00f6sliche Jod verb in d\u00fcngen (aus der mit Sand getrockneten Galle ex-trahirt).\nDas Aetherextact des Gehirnes gibt (nach vorausgegangener Alkoholextraction) deutlich nachweisbare Spuren von Jod, der R\u00fcckstand des Gehirnes wird abermals mit Alkohol bei 40\u00b0 extrahirt und das Extract zeigt nach Verseifung wiederum Spuren von Jod.\nDieser Versuch \u2014 \u00fcbrigens auch die fr\u00fcher mitgetheilten Versuche an H\u00fchnern \u2014 sprechen daf\u00fcr, dass trotz eines je nach den Versuchsbedingungen schwankenden, oft ganz erheblichen Ansatzes von Jodfetten eine \u00ab Fettmast \u00bb bei F\u00fctterung mit Jodfetten nicht erreicht werden kann, da gleichzeitig eine erhebliche Einschmelzung von K\u00f6rperfett zu erfolgen scheint. Die Stickstoffausscheidung im Harn und Koth des Hundes betrug 124 gr., der Hund war also im Stickstoffgleichgewicht geblieben (128 gr. Stickstoff in der Nahrung) und die Gewichtsabnahme konnte trotz der Fettzufuhr, die weit \u00fcber das Calorienbed\u00fcrfniss hinausging, nur einem Zerfall von K\u00f6rperfett entsprechen; freilich k\u00f6nnte es sich auch zu einem Theil","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 436\num Wasserverlust handeln. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass das bei der Oxydation des Jodfettes und sonst abgespaltene Jod bezw. Jodalkali daf\u00fcr verantwortlich zu machen ist.\nVielfach liegen Angaben \u00fcber Abmagerung ( Jodkachexie) bei Gebrauch von Jodsalzen vor, gleichwohl scheint nach Versuchen von Magnus-Levy (Zeitsehr. f. klin. Medicin, 33. Bd. Heft 3 u. 4) eine Steigerung der Oxydationsvorg\u00e4nge durch Jodkalium nicht bewirkt zu werden. Vergleichende respiratorische Untersuchungen \u00fcber die Einwirkung der Jodfette und \u00e4quivalenter Jodalkalimengen d\u00fcrften die vorliegende Frage kl\u00e4ren; ich beabsichtige diese Untersuchungen aufzunehmen.\nDer nachfolgende Versuch erbringt \u00fcbrigens indirekt f\u00fcr die eben ausgesprochene Vermut hung einen Beweis und ist in dieser Absicht unternommen worden. Da anzunehmen ist, dass kleine Jodmengen ohne wesentlichen Einfluss auf den Stoffwechsel sind, so m\u00fcsste mit niederwerthigen Jodfetten eine Jodfettmast zu erzielen sein.\nZu diesem Zwecke wurde ein Jodschweinefett mit 0,22\u00b0/o J o d g e h a 11 dargestellt.\nV ersuch.\nGut gen\u00e4hrter Dachshund im Gewicht von 5570 gr. erh\u00e4lt w\u00e4hrend 24 Tagen je 200 gr. fettfreies Fleisch und wiegt zu Beginn des Jodfettversuches 4,650 kg. W\u00e4hrend des 28t\u00e4gigen Versuches verzehrte er 1490 gr. des Jodschweinefettes und t\u00e4glich je 200 gr. fettfreies Fleisch.\nW\u00e4hrend des Versuches nahm das Gewicht fortlaufend zu und am 29. Tag wog der Hund 5,500 kg., hatte sonach um 850 gr. d. i. 18\u00b0/0 zugenommen. Das aus dem Fettgewebe (mit Scheere und Pincette entfernt) ausgeschmolzene Fett wog ca. 200 gr. mit 0,196% Jod = 0,39 gr. Jod. Gewicht der Leber = 217 gr. In den Aetherextracten der Leber, Muskeln und Knochen war Jod leicht nachweisbar, ebenso im Aetherextract des getrockneten Blutes. In dem w\u00e4hrend der Versuchszeit ausgeschiedenen Harn (5590 ccm.) landen sich 1,65 gr. Jod wieder, in den Faeces 0,06 gr., sonach waren im K\u00f6rper 1,56 gr. Jod, entsprechend ca. 700 gr. des verf\u00fctterten Jod fett es, aufgespeichert.","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den bisher mitgetheilten Versuchen waren durchweg Jodschweinefette verwendet worden; weitere Versuche betrafen den Ansatz von Sesam\u00f6l, Cacaobutter, Hammeltalg und Cocosfett. Sie wurden mit den Jodadditionsprodukten dieser Fette in 2\u2014 3t\u00e4gigen F\u00fctterungsperioden an Tauben ausgef\u00fchrt. Der qualitative Nachweis der abgelagerten Jodfette gelang allenthalben.\nIn einem besonders zu nennenden Versuch wurden einem Kaninchen 15 gr. Jodsesam\u00f6l (3\u00b0/0ig) mit Schlundsonde beigebracht. Nach 24 Stunden wurde das Thier get\u00f6dtet und es fanden sich im ausgeschmolzenen Bauchfett und im Aetherextract der R\u00f6hrenknochen deutlich nachweisbare Jodmengen.\nErw\u00e4hnung verdienen diese Versuche nur in R\u00fccksicht auf die K\u00fcrze der Versuchsdauer; sie zeigen, in wie weitgehendem Maasse es mit H\u00fclfe der Jodfette m\u00f6glich ist, den Beweis f\u00fcr den Uebergang von Nahrungsfetten in den Bestand der Gewebe zu erbringen.\nEs sei noch darauf hingewiesen, dass die Jodfette bei entsprechender Verbitterung eigentlich kaum irgendwo vermisst wurden, auch die Nieren, von allem sichtbaren Fett befreit, sowie der Herzmuskel enthalten Jodfett (abgesehen von dem Fett, welches dem Herzen aufgelagert ist).\nIm Uebrigen bedarf die Thatsache selbst, dass n\u00e4mlich eine Ablagerung k\u00f6rperfremder Fette im Thierk\u00f6rper erfolgt, keines Beweises mehr, denn gerade mit H\u00fclfe von Lein\u00f6l und Hammeltalg haben Lebedeff1) und namentlich J. Munk2) diesen Beweis in vollkommener Weise gef\u00fchrt: vom Cocosfett macht Rosenfeld3) die Angabe, dass es nach Verbitterung (nat\u00fcrlich nach entsprechend langer Dauer) leicht in den Geweben nachweisbar ist.\nEs er\u00fcbrigt noch, zu er\u00f6rtern, ob der Nachweis des Jods in den K\u00f6rperfetten eine an sich einwandfreie Entscheidung f\u00fcr den Uebergang der verf\u00fctterten Fette in den Bestand des K\u00f6rpers liefert. Die Frage erledigt sich durch den gleichzeitigen Nachweis von organisch gebundenem Chlor : auch die abgelagerten Jodfette > sind Jodchlorfette.\n1)\tFeber Fettansatz im Thierk\u00f6rper. Med. Centralbl., 1882.\n2)\tZur Lehre von der Resorption, Bildung und Ablagerung der Fette im Thierk\u00f6rper, Virchow's Archiv, 1884, Band 95.\n3)\tVerhandlungen d. Congr. f. innere Medizin, 1895 S. 430. Discussion.","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nMehrere Gramm des betreffenden K\u00f6rperfettes werden unter den fr\u00fcher angegebenen Cautelen verascht, mit AgNOs gef\u00e4llt, der AgJ und Ag CI enthaltende Niederschlag mit anderthalbfach kohlensaurem Ammon (Hager), das nur Chlorsilber l\u00f6st, ausgezogen. In diesem Auszug kann der Nachweis des Chlor nach einer der bei Fresenius1) angegebenen Methoden gef\u00fchrt werden. Nat\u00fcrlich m\u00fcssen das Natriumcarbonat und kohlensaure Ammon chlor frei sein.\nZur quantitativen Bestimmung beider Elemente nebeneinander wurde der Silberniederschlag im Chlorstrom gegl\u00fcht, in den meisten F\u00e4llen aber sind die Jod- und Chlormengen zu gering. Die wenigen Bestimmungen, welche durchgef\u00fchrt wurden, haben gleichartige Verh\u00e4ltnisse nicht ergeben, es ist auch gar nicht anzunehmen, dass im Darm und Blut aequivalente Mengen abgespalten werden. Immer war aber relativ mehr Chlor als Jod vorhanden. So enthielt z. B. das ausgeschmolzene Hundefett (Versuch S. 435) in 2,142 gr. neben 10,7 mgr. Jod 4,1 mgr. Chlor, also erheblich mehr Chlor, als der Jodmenge aequivalent ist.\nSubcutane Einverleibung von Jodfetten.\nDie bekannten Untersuchungen v. Leube\u2019s haben den Beweis erbracht, dass subeutan injicirtes Fett als solches angesetzt und im Stoffwechsel vollst\u00e4ndig verbraucht wird. Nach dieser Richtung konnten irgend wesentliche neue Aufschl\u00fcsse von der Verwendung der Jodfette nicht erwartet werden. Ich beschr\u00e4nke mich darauf, mitzutheilen, dass nach 3w\u00f6chiger, subcutaner Einverleibung eines 0,2\u00b0/0igen Jodfettes bei einem Spitzhund der Nachweis des Ansatzes allenthalben, namentlich im Knochenmark, in der Leber, im Me-senterial-und Nierenfett, gelang.\nEinem Kaninchen wurden innerhalb 5 Tagen 50 gr. Jodschweinefett (0,66 \u00b0;0 Jod) unter die Haut des R\u00fcckens gespritzt. Das organisirte Fett an den Schulterbl\u00e4ttern, in der Bauchh\u00f6hle, ferner das Knochenmark- und Muskelfett enthielten deutlich Spuren von Jod; ein Nachweis nach so kurzer Zeit kann wohl nur mit H\u00fclfe der Jodfette erbracht werden.\nUeber das Verhalten der Jodfette zu Magen-, Dann- und Pankreassaft, sowie zu Blut und Galle.\nEs ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass im Blut und andern Orts eine Abspaltung von Jod als Jodalkali event.\nl) Qualit\u00e4t, chemische Analyse, 1895 S. 295 und 313.\n","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"jodsaures Alkali erfolgen d\u00fcrfte; das Verhalten von Jodfetten zu schwachen Sodal\u00f6sungen liess diese Annahme gerechtfertigt erscheinen. Folgende Versuche in dieser Richtung seien angef\u00fchrt :\nl) 100 ccm. frisches Rindsblut werden mit 0,4 gr. Jodsesam\u00f6l (4.0 \u00b0/0 .Tod) versetzt und lji Stunde unter Umsch\u00fctteln bei 35\u201438\u00b0 gehalten, dann wird mit Essigs\u00e4ure \u00fcbers\u00e4uert und wiederholt mit Aether extrahirt, bis der Aetherauszug kein Jodfett mehr enth\u00e4lt, vom Aether abgetrennt, aufgekocht, filtrirt und das Filtrat mit Natriumcarbonat eingedampft und verascht. Im Aschenauszug ist Jod nachweisbar.\nI) 100 ccm. frisch bereitetes Pankreasextract von schwach saurer Reaction (sehr wirksam gegen\u00fcber Fetten und Fibrin) werden mit 1 gr. Jodsesam\u00f6l 2 Stunden unter zeitweiligem Umsch\u00fctteln bei ca. 37\u00b0 erhalten, dann mit Aether ausgesch\u00fcttelt. In der vom Aether abgetrennten Fl\u00fcssigkeit ist kein Jod nachweisbar. Auch bei 6st\u00fcndiger Einwirkung des Pankreasextractes auf 3 gr. Jodsesam\u00f6l wurde kein Jod abgespalten.\nIn \u00e4hnlicher Weise wurden die Versuche mit Rindsgalle und Magensaft ausgef\u00fchrt.\nIm Blut erfolgt also eine- Abspaltung von Jod, ebenso sind w\u00e4sserige Sodal\u00f6sungen von dem Alkalescenzgrad des RIutes bereits im Stande, Jod aus Jodfetten abzuspalten.\nIm k\u00fcnstlichen Pankreasextract erfolgt keinerlei Jodabspaltung. Die Jodfette sind Triglyceride der halogenisirten Fetts\u00e4uren und sonach bleibt das Jod bei der einfachen Spaltung der Fette in Glycerin und Fetts\u00e4uren mit diesen verbunden. Anders muss sich die Sache beim nat\u00fcrlichen Pankreas-secret verhalten, welches entsprechend seiner Alkalescenz Jod abspaltet.\nDie Galle bewirkt leicht Jodabspaltung als Jodalkali; ausserdem enth\u00e4lt die Galle der mit Jodfetten gef\u00fctterten Thiere \u00e4therl\u00f6sliche Jodprodukte, vermuthlich Jodfette, welche aus der Leber auf demselben Weg in die Galle gelangen, den auch sonst geringe Fettmengen nehmen ; \u00fcbrigens addiren auch Lecithin, Cholesterin und gallensaure Salze Jod.\nIm k\u00fcnstlichen und nat\u00fcrlichen (normalen) Magensaft erfolgt auch nach sehr langer Einwirkung keine Jod-","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 440\nabspaltung. Der Darmsaft wird entsprechend seinem Alkali-gelialt jodabspaltend einwirken.1)\nlieber die Dauer und Form der Jodausscheidung im Harn nach Jodfettf\u00fctterung.\nSchon fr\u00fcher wurde erw\u00e4hnt, dass nach einer 3 t\u00e4gigen F\u00fctterung von insgesammt 30 gr. eines 6,6\u00b0/oigen Jodfettes die Jodausscheidung im Harn w\u00e4hrend 10 Tagen nach der letzten Fettgabe verfolgt wurde : die nachfolgenden Versuche erweitern diese Beobachtung.\n1)\tEin gut gen\u00e4hrter, 8 kg schwerer Spitzhund erh\u00e4lt am 14. Juni 1897 250 gr. Fleisch und 17 gr. Jodfett (0,66 \u00b0/0ig) und am 15. Juni 45 gr. von demselben Pr\u00e4parat. Der Hund erhielt also in zwei Tagen 62 gr. Fette mit einem Gehalt an 0,4 gr. Jod, von da ab t\u00e4glich 250 gr. fettfreies Fleisch. Im Harn ist fortlaufend Jod als Jodalkali nachweisbar.\nNach 14 Tagen 29./VI.\tzum 30 ./VI. sind\tin 200 ccm. Harn 3,1\tmgr.\tJod enthalt.\n., 16\t\u201e\tl./VII.\t\u201e\t2./VII. .,\t\u201e 359\t\u201e\t\u201e 9,7\t..\t..\n,\t18\t\u201e\t3./VII.\t,.\t4./VII. \u201e\t450\t8,5\t\u201e\t\u201e\nund so fort\tbis zum\t12.\tJuli, an welchem\tTag\tJod im\tHarn nur\tmehr\nnach dem Veraschen nachgewiesen werden konnte. Vom 12. zum 13. Juli wird ein Hungertag eingeschaltet, und im Harn vom 14. zum 15. Juli ist wieder deutlich Jod nachweisbar, also 30 Tage nach der Ver-f\u00fctterung einer 0,4 gr. Jod enthaltenden Fettmenge.\n2)\tEin sehr fetter Hund erh\u00e4lt einige Tage hindurch fettfreies Fleisch, vom 17. zum 20. August inch verzehrt er 168 gr. desselben Jodfettes (1,1 gr. Jod enthaltend), weiterhin Fleisch und Hundekuchen.\nAm 6. September wird auffallend starke Jodreaction beobachtet, er hatte mehrere Tage wenig gefressen. In 270 ccm. Harn vom 7. zum 8. September sind 0,197 gr. Jod enthalten! (0,0311 PdJ2 in 30 Harn).\n1) Es w\u00e4re denkbar, dass durch Bakterienth\u00e4tigkeit Jodabspaltung bewirkt wird; in diesem Falle m\u00fcssten den Jodfetten bakteriensch\u00e4digende Eigenschaften zukommen. Auf Veranlassung von Herrn Geheimrath Rubner wurde diese Frage durch Herrn Dr. H. Jacobsthal gepr\u00fcft. Aus den mir freundlichst zur Verf\u00fcgung gestellten Versuchsprotokollen ist zu ersehen, dass durch Bakterien bewirkte Jodabspaltungen nicht beobachtet wurden, und dass auch ein irgend erheblicher Einfluss auf das Bakterienwachsthum mit Sicherheit nicht festzustellen war (gepr\u00fcft mit Staphylococcus pyogenes albus, Streptococcen-Eiter und Diphtheriebacillen).","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Dann nimmt die Jodausscheidung ab. Am 15. September stieg der Jodgehalt wieder stark an, der mit Katheter entleerte Harn gab intensive-Jodreaction.\nIm Harn vom 18. zum 20. September (30 Tage nach der Jodfettgabe) sind 72 mgr. Jod enthalten!\nHarn vom 21. und 22. September gibt keine Jodreaction, nach eint\u00e4gigem Hungern ist im Harn, f\u00fcnf Wochen nach der Jodfettgabe, wieder ohne Weiteres Jod nachweisbar.\nEin Commentar ist kaum n\u00f6thig, der Verlauf der Versuche l\u00e4sst Zweifel \u00fcber die Ursachen nicht entstehen, sie finden \u00fcbrigens durch den nachfolgenden Versuch vollkommene Erkl\u00e4rung und Best\u00e4tigung.\nEin 4 \u2018/2 kg. schwerer Hund erh\u00e4lt einige Tage 200 gr. fettfreies Fleisch. Innerhalb 4 Tagen erh\u00e4lt er mit Schlundsonde 116 gr. eines 3,05\u00b0/0igen Jodsesam\u00f6les, von da ab 150 gr. fettfreies Fleisch, eine selbst f\u00fcr das kleine Thier unzureichende Nahrung.\nDer Ham wird vom 1. Versuchstag, d. i. vom 22. August bis 1. September gesammelt, 910 ccm. mit 1,2 gr. Jodgehalt. Der Koth w\u00e4hrend der Jod\u00f6lf\u00fctterung, mit Knochen abgegrenzt, enthielt 0,31 gr. Jod. Nach 11 Tagen verbleiben also noch 1,9 gr. im K\u00f6rper.\nDie weitere Pr\u00fcfung des Harns ergibt fortlaufend Jodreaction, z. B. der vom 6. zum 7. September gelassene Harn 14 mgr. Jod.\nAm 16. September, 3 Wochen nach der letzten Jodfettgabe, wird der Hund get\u00f6dtet. Der bei der Section direkt der Blase entnommene Harn zeigt deutliche Jodreaction.\nDer Hund ist vollkommen abgemagert, aus der Bauchh\u00f6hle und wenigen andern Stellen lassen sich kaum 10 gr. Fettgewebe heraus-pr\u00e4pariren. Einige Tropfen des ausgeschmolzenen Fettes (sowie der Alkohol-Aetlierauszug) gaben nach Verseifung intensive Jodreaction. Im Fett der Leber, Knochen, Muskeln etc. ist Jod nicht nachweisbar. Thy-roidea (2,77 gr. frisches Gewebei enthielt 2,3 mgr. Jod (nach Baumann\u2019s Angaben bestimmt).\nW\u00e4hrend also bei der 3 Wochen gereichten unzureichenden Nahrung das Jod aus dem Fett der Leber, Muskeln und Knochen verschwunden war, liess es sich in den geringen Fettresten der Bauchh\u00f6hle leicht nachweisen.\nDie Quelle des Jods im Harn war sonach zuletzt bloss das Bauchfett, das als ein gewissermassen todtes Reservematerial am sp\u00e4testen verbraucht wird.\nWas die Form betrifft, in welcher das Jod im Harn auf-tritt, so scheinen wechselnde Verh\u00e4ltnisse vorzuliegen. Die","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"Hauptmenge des Jods verl\u00e4sst den K\u00f6rper als Jodalkali, jodsaure Salze habe ich direkt nie nachweisen k\u00f6nnen. Ein wechselnder Antheil des Jods erscheint in organischer Bindung: eine Isolirung der organischen Jodverbindung ist mir bisher nicht gelungen.\nNach Einnahme von Jodfetten per os ist Jod im Harn, je nach dem F\u00fcllungszustand des Magens, in 10, sp\u00e4testens 20 Minuten sehr deutlich nachweisbar. Da im Magen Jodabspaltung h\u00f6chstens in Spuren erfolgen k\u00f6nnte, so erkl\u00e4rt sich die Erscheinung nur aus dem raschen Uebertritt des Fettes vom Magen in den Darm.\nDer TJebergang von Jodfetten in die Milch.\nIn einem an anderer Stelle mitgeth eilten Versuch1) wurde gezeigt, dass von 430 gr. Jodschweinefett, welche in 5 Tagen bei einer Ziege verf\u00fcttert wurden, nahezu 5 \u00b0/o in der w\u00e4hrend dieser Zeit secernirten Milch auffindbar waren.\nEin weiterer Versuch hatte folgendes Ergebniss : Die Ziege erhielt um 10 Uhr Vorm, und um 4 Uhr Nachm, je 60 gr. eines 0,80\u00b0/oigen Jodsesam\u00f6les. Die am n\u00e4chsten Morgen um 10 Uhr abgemolkene Milchmenge betrug 1480 ccm. mit 3,1 \u00b0/o Fettgehalt. Im Milchfett fanden sich in toto 0.0429 gr. Jod gebunden.\n100 ccm. Milch wurden mit gleichem Volumen Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag einigemale mit verd\u00fcnntem Alkohol ausgewaschen, bei 80\u00b0 mehrere Stunden auf dem Filter getrocknet und dann im Soxhlet vorerst eine Stunde und nach nunmehr erfolgter Verreibung noch einige Stunden extrahirt, der Aetherextraet gleich im K\u00f6lbchen verseift und zur Jodbestimmung, wie fr\u00fcher angegeben, verfahren; er enthielt 2,9 mgr. Jod, d. i. 0,0429 gr. Jod in der 24st\u00fcndigen Milchfettmenge.\nDa das verf\u00fctterte Milchfett 1,0 Jod enthalten hatte, so sind rund 5\u00b0/o, an das Milchfett gebunden, zur Ausscheidung gelangt. Die Zahl ist aber insofern (abgesehen von der event. Jodabspaltung) zu niedrig, als die Ziege nach 24 Stunden sicher noch nicht die 120 gr. Fett resorbirt hatte.\nViel ung\u00fcnstiger fielen Versuche mit h\u00f6herwerthigen Jod-\n!) Findet ein unmittelbarer Uebergang von Nahrungsfetten in die Milch statt? Deutsche med. Wochenschr., 1897, Nr. 30.","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"fetten aus, es waren relativ geringere Jodmengen im Milchfett enthalten.\nDas Jodmilchfett enth\u00e4lt neben dem organisch gebundenen Jod auch organisch gebundenes Chlor, bei den geringen Mengen ist der Nachweis nicht leicht, aber doch mit aller w\u00fcnschens-werthen Sch\u00e4rfe zu f\u00fchren.\nErw\u00e4hnung verdient der Umstand, dass auch bei Jodkaligebrauch Spuren von Jodfettadditionsprodukten in der Milchdr\u00fcse gebildet werden und in die Milch \u00fcbergehen. Diese Thatsache, dass bei Jodkaliumgebrauch Jod im Mi Ich fett erscheint, ist eigentlich nicht neu, hat aber keine Beachtung gefunden.\nB. Barrai bespricht in einer 1877 erschienenen Arbeit den Jodnachweis in verschiedenen Fetten (Leberthran u. s. w., er verbrennt die Fette und weist das Jod in den Destillationsprodukten nach): dort wird auch berichtet, dass bei Einf\u00fchrung von Jodkalium bei einer s\u00e4ugenden Ziege die aus der Milch gewonnene Butter Jodreaction ergab.1) Stumpf2) findet, dass bei Jodkaligebrauch das Jod in der Milch lediglich an Casein gebunden erscheint, und diese Angabe ist zumeist in die Literatur \u00fcbergegangen; sie ist aber nur zum Theil richtig.\nDie von Barrai beobachtete Erscheinung kann ich best\u00e4tigen. Nach Jodkaliumgebrauch fand sich in der Butter organisch gebundenes und zwar addirtes Jod. (L\u00f6st man eine solche Butter in viel Aether und sch\u00fcttelt wiederholt mit Wasser aus, so bleibt das Jod im Fett, erhitzt man solches Fett aber mehrere Stunden auf 150\u00b0, so verschwindet das Jod). Der gr\u00f6ssere Antheil des Jods in der Milch bei Jodkaliumgebrauch\n1)\tM\u00e9thode pour reconna\u00eetre l\u00efode dans l\u2019huile de foie de morue etc. Compt. rendus 84, 308. Aus der Beschreibung des Vorganges geht hervor, dass es sich um Spuren organisch gebundenen Jods handelte ; es heisst diesbez\u00fcglich ; Celui-ci (n\u00e4mlich du beurre) a \u00e9t\u00e9 lav\u00e9 avec soin, afin de le priver de tout le petit-lait qu\u2019il pouvait contenir; il a \u00e9t\u00e9 fondu, puis br\u00fbl\u00e9 dans mon appareil : le liquide en provenant a manifest\u00e9 la pr\u00e9sence \u00e9vidente de l\u00efode. Ajoutons que le beurre normal de la vache ne m\u2019a pas indiqu\u00e9 la plus l\u00e9g\u00e8re trace de l\u00efode.\n2)\tUeber die Ver\u00e4nderungen der Milchsecretion unter dem Einfluss einiger Medicamente. Archiv f. klin. Medicin. 1882, Bd. 30.\n29","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"findet sich im Serum als Alkali (im Widerspruch mit Stumpf), ein Theil am Casein und Spuren im Fett.\nDie Mengen des vom Milchfett addirten Jods bei Jodkaligebrauch sind ausserordentlich klein und k\u00f6nnen die in den Jodfettversuchen ermittelten Zahlen nicht beeinflussen. Bei Verbitterung von 71'2 gr. KJ bezw. 15 gr. in 3 Tagen und 10 gr. KJ an einem Tag erschien jeder Versuch, die .lodspuren im Milchfett quantitativ zu bestimmen, aussichtslos.\nWenn das K\u00f6rperfett aus den Fettdepots in die Milch \u00fcbergehen kann, wie aus Versuchen von Soxhlet1) und G. Rosenfeld2) hervorgeht, dann ist es nicht \u00fcberraschend, dass auch subcutan einverleibte Jodfette zu einem Theil ihren Weg in die Milchdr\u00fcse nehmen. Quantitative Bestimmungen habe ich nicht durchgef\u00fchrt (die Ziege war nach einer 10 gr. betragenden Jodkaliumdosis eingegangen).\nUeber das Verhalten der Jodalkalien in den Geweben des K\u00f6rpers.\nSo verschieden auch die Ansichten der Pharmakologen \u00fcber das \u00abWie\u00bb des Vorganges sind, darin stimmen fast alle \u00fcberein, dass beim Gebrauch der Jodsalze zu irgend einer Zeit und an irgend einem Ort ein Freiwerden von Jod stattfindet. Unter dieser Annahme liegt auch die M\u00f6glichkeit von Jod-Fettadditionen, die sich an Ort und Stelle, gewissermaassen in statu nascendi, vollziehen, nicht ganz abseits.\nF\u00fcr eine Oertlichkeit, wo ein solcher Vorgang sich in der That abspielt, ist der Beweis bereits erbracht, n\u00e4mlich f\u00fcr die Milchdr\u00fcse.\nZur weiteren Untersuchung der Frage wurden folgende Versuche ausgef\u00fch'rt:\n1. Ein Huhn erh\u00e4lt neben reichlichem Erbsenfutter in 3 Tagen 9 gr. Jodkali in w\u00e4sseriger L\u00f6sung in den Magen. (Spuren freien Jods enthaltend.)\n1)\tErzeugung fettreicher Milch. Wochenbl. landw. Yer. Bayerns, 1896, 717.\n2)\tGibt es eine fettige Degeneration? Yerh. d. Congr. f. innere Medicin 1897, S. 427.","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"445\n2. Ein Huhn erh\u00e4lt in 4 Tagen nebst Erbsen und 46 gr. Schweinefett 10,5 gr. Jodkali in w\u00e4sseriger L\u00f6sung.\nDie Leber beider H\u00fchner zeigt sich stark verfettet. (Gewicht bei 1. 58 gr., bei 2. 40 gr.)\nWeder in den Gewebsfetten (Leber, Muskeln) noch im ausgeschmolzenen K\u00f6rperfett fand sich Jod, dagegen waren in beiden F\u00e4llen deutliche Jodspuren im Aetherextract der R\u00f6hrenknochen nach Verseifung nachweisbar.\nSystematischer sind die beiden nachfolgenden Versuche durchgef\u00fchrt :\n1.\tEin Spitz (5720 gr.) erh\u00e4lt innerhalb 30 Tagen 51 gr. Jodkaliupi per os und t\u00e4glich 200 gr. fettes Pferdefleisch.\n2.\tEin Dachshund (5720 gr.) erh\u00e4lt innerhalb 14 Tagen 25 gr. Jodkalium subcutan und t\u00e4glich 300 gr. fettes Pferdefleisch, ausserdem noch Hundekuchen.\nDie Versuchsanordnung war also so gew\u00e4hlt, dass neben grossen per os und subcutan beigebrachten Jodkaliumdosen eine mehr als ausreichende, fette Nahrung verabreicht wurde.\nDas Ergebniss war folgendes : In den Aetherextracten von Muskeln, Leber und Knochen war kein Jod enthalten, dagegen ergaben die nach der Fettextraction veraschten Organe deutliche, zum Theil reichliche Jodmengen.\nDas ausgeschmolzene Fett verschiedener Stellen enthielt keine Spur Jod, ebensowenig die Aetherextracte des getrockneten Fettgewebes, w\u00e4hrend auch hier die bindegewebigen R\u00fcckst\u00e4nde deutliche Jodmengen enthielten.\nVerascht man ein St\u00fcck Fettgewebe z. B. aus der Bauchh\u00f6hle, unter Zusatz von Na2C03, so findet sich deutlich Jod, w\u00e4hrend das extrahirte Fett absolut jodfrei ist. Dabei habe ich mich hier nicht mit dem Jodnachweis durch Verseifung etc. begn\u00fcgt, sondern grosse Fettmengen, ca. 10 gr., mit Na2C03 verascht, die Asche wiederholt mit heissem Alkohol extrahirt u. s. w. ; es ist mir nicht gelungen, Jodspuren aufzufinden.\nEbensowenig konnte im Fett des Knochenmarkes Jod nachgewiesen werden, w\u00e4hrend dieser Nachweis wiederum bei einem Huhn, das Jodnatrium mit der Nahrung erhielt, gelang. Der Aetherextract des eingetrockneten Blutes enthielt kein Jod, w\u00e4hrend in den Aetherextracten der Haare Jodspuren zweifellos vorhanden waren.\n29*","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"Die Untersuchung der Haare erfolgte im Anschluss an die von Drechsel und Howaid gemachten Mittheilungen. Howald1) spricht bereits die bestimmte Vermuthung aus, dass das in den Aetherextracten der Haare aufgefundene Jod (nach Jodkaligebrauch) als Dijodstearins\u00e4ure bezw. Dijodolein vorhanden sei: ich kann diese Angaben best\u00e4tigen.\nAlle ausgef\u00fchrten Versuche hatten also das gemeinsame Ergebniss, dass Jodfettadditionen im K\u00f6rper bei Jodkaliumgaben im Allgemeinen keine Rolle spielen ; nur an drei Stellen scheinen sie, wenn auch nur in Spuren, vorzukommen: in der Milchdr\u00fcse, im Knochenmark (bei H\u00fchnern beobachtet) und in den Haaren. Es ist vielleicht kein Zufall, dass dieser Vorgang sich gerade an jenen Orten vollzieht, wo lebhafte regenerative Processe stattfinden.2)\nIn mancher Beziehung haben die Jodfette den Erwartungen, welche man von physiologischen Gesichtspunkten aus an sie kn\u00fcpfen konnte, nicht voll entsprochen. Ueber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Fettablagerung sind von ihrer Verwendung exacte Aufschl\u00fcsse nicht zu erhalten. Das im Harn ausgeschiedene Jod kann keinen vollkommenen Massstab f\u00fcr die Menge des der Oxydation anheimgefallenen Jodfettes abgeben, da auch durch andere Umst\u00e4nde Jodabspaltung erfolgt; ferner kommt in Betracht, dass die bei der Oxydation der Jodfette in Circulation gesetzten Jodmengen f\u00fcr den normalen Ablauf der Stoffwechsel Vorg\u00e4nge nicht gleichgiltig zu sein scheinen.\nDagegen d\u00fcrften sich die Jodfette f\u00fcr die Beantwortung noch mancher specieller physiologischer Fragen brauchbar erweisen. Vergleichende Untersuchungen \u00fcber den Fettabfluss.\n1)\tVorkommen und Nachweis von Jod in den Haaren. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. XXIII, S. 223.\n2)\tAuch nach Verbitterung von Jod in Vaselin\u00f6l, von Jodvasogen und Jodvasol (Pr\u00e4paraten des Handels) findet man im K\u00f6rper keine Fett-Jodadditionsprodukte; eine Erkl\u00e4rung dieser Thatsache w\u00fcrde zu weit f\u00fchren.","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"447\ndurch das Pfortader- und Lebervenenblut, die Frage, ob alles aus dem Darm aufgesaugte Nahrungsfett den Weg durch den ductus thoracicus nimmt u. A., k\u00f6nnten vielleicht mit H\u00fclfe der Jod-fette besser als bisher beantwortet werden.1)\nBez\u00fcglich der Bromfette, welche ich gleichfalls dargestellt habe, besitze ich keine Erfahrungen. Ein Vorversuch hat gezeigt, dass sie angesetzt werden. In Bezug auf Abspaltbarkeit und Ausscheidung des Broms sind wahrscheinlich Unterschiede vorhanden.\nUeber die therapeutische Verwendung l\u00e4sst sich, so lange klinische Beobachtungen nicht vorliegen, wenig mehr sagen, als in der vorl\u00e4ufigen Mittheilung angedeutet wurde. Nur so viel m\u00f6chte* ich betonen, dass ihr Gebrauch in den Mengen, welche zur Erreichung der Wirkung nothwendig sind, ohne jeden Schaden auf lange Zeit hinaus fortgesetzt werden kann.\nZum Schluss ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimrath Professor Rubner f\u00fcr sein lebhaftes Interesse an meinen Arbeiten verbindlichst zu danken.\nZur Ausf\u00fchrung der mitgetheilten Versuche wurde mir eine Beih\u00fclfe aus der Gr\u00e4fin Bose-Stiftung von der medicinischen Facult\u00e4t der Universit\u00e4t Berlin gew\u00e4hrt.\nNachschrift.\nMeine Arbeit war experimentell in der vorliegenden Form zum Abschluss gebracht, als ich aus dem eben erschienenen Maly\u2019schen Jahresbericht2) von einer im August 1896 (zur Zeit, wo ich meine Untersuchungen schon mehrere Monate aufgenommen hatte) erschienenen Arbeit zweier italienischen Autoren Kenntniss erhielt (Annali Chim. Farm. 24, 433, Florenz). Eine\n1)\tSo hat Herr Priv. Doc. Dr. Petersen in Heidelberg ein von mir dargestelltes 3\u00b0/0iges Jodfett benutzt, um in einem Fall von fetthaltigem Ascites die Frage zu entscheiden, ob es sich um einen Hydrops ascites chylosus im eigentlichen Sinne oder um einen sogenannten Ascites adiposus handelt.\n2)\tJahresbericht f. Thierchemie, XXVI, 1897.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nkurze Mittheilung dar\u00fcber im Centralblatt f\u00fcr Chemie1) ist mir leider entgangen. Ich bedauere dies um so lebhafter, als ich es sonst nicht unterlassen h\u00e4tte, in meiner vorl\u00e4ufigen Mittheilung darauf hinzuweisen. Das Original war mir bisher nicht zug\u00e4nglich, soviel ich dem Referat entnehmen kann, kommen die Verfasser zum Theil zu \u00e4hnlichen Schl\u00fcssen, haben aber, von anderen Gesichtspunkten ausgehend, ihre Untersuchungen wesentlich anders gestaltet; insofern werden sich die beiden Arbeiten erg\u00e4nzen.\nSie stellten durch Einwirkung von \u00abJod auf Mandel\u00f6l\u00bb ein Jodfett mit 1 gr. Jod in 100 gr. Oel und mit H\u00fclfe der Jod-Sublimatl\u00f6sung ein Pr\u00e4parat mit ca. 30\u00b0/o Jodgehalt, dar. Ihre Untersuchungen galten vor Allem den Unterschieden im Verhalten des Jodfettes und des Jodchlorf'ettes und der Form der Jodausscheidung im Harn (unter Anderem wollen die Verfasser die Jodfette zu einem Theil als Jod seifen im Ham wiedergefunden haben). Im Fettgewebe solcher Thiere fanden sie organisch gebundenes Jod wieder, wie es scheint, haben sie nur das Fett in den Fettdepots untersucht.\nAuf vorhandene Differenzpunkte einzugehen, habe ich nicht die Absicht, da es sich bei meiner Arbeit weder um eine Nachpr\u00fcfung, noch um eine Fortsetzung jener Untersuchungen handelt. Ich kann nur betonen, dass sie davon durchaus unabh\u00e4ngig entstanden ist.\ni) LXYTI Jahrg., Bd. II, 1040. G. Coronedi und G. Marchetti, Pharmakologische Untersuchungen \u00fcber das Jod und neuer Beitrag zur physiologischen Chemie der Fette.","page":448}],"identifier":"lit17203","issued":"1898","language":"de","pages":"425-448","startpages":"425","title":"Ueber Jodfette und ihr Verhalten im Organismus","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:05.729159+00:00"}

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