Open Access
{"created":"2022-01-31T13:25:49.658747+00:00","id":"lit17217","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Moraczewski, W. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 25: 122-127","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"Heber den Inhalt zweier ausgeschalteter Darmschlingen.\nVon\nDr. W. v. Moraczewski.\n(Aus dem Laboratorium \u2018ties I\u2018rof. Dr. A. Beck in Lemberg! (Der Redaction zusregang\u00ebn am 1\u00ab. M\u00e4rz 1808.)\nHerr Dr. Daracz, Docent f\u00fcr Chirurgie an der hiesigen 1 nivcrsit\u00e4l. lint in deni physiologischen Institut Versuche an Hunden angestellt, um die Gefahren einer totalen Ausschaltung der Darmschlingen kennen zu lernen.\nMs hot sieh Gelegenheit, den Inhalt solcher Darmschlingen YM untersuchen, und liier sollen die Resultate kurz initgetheilt \u25a0werden. ; ;\n\u2022\u00bbei dem ersten Hunde wurde eine Parlhie des Ileum, lias Coecmn und der Anfang des Colons ausgeschaltet. Der Darm wurde selbstredend am Mesenterium gelassen, der Inhalt nach dem Unterbinden ausgesp\u00fclt und die Darmenden zugen\u00e4ht, nicht zu einem Stink nach Hermann, sondern jedes Ende f\u00fcr sich. Die vollst\u00e4ndig leere Darmschlinge wurde reponirt. Der Hund \u00fcberlebte die Operation, wurde wohlgen\u00e4hrt und gross. Nach Verlauf eines Jahres wurde das Thier get\u00f6dtef und die Darmschlinge auf gesucht. Sie bildete einen prallgef\u00fclltcn Sack, zeigte sonst v\u00f6llig normales Aussehen, keine Narben und keine alten oder frischen Geschw\u00fcre. Der Inhalt, welchen ich zu untersuchen hatte, betrug feucht gewogen 360 gr , war dunkel gef\u00e4rbt, breiig, zeigte keinen besonders unangenehmen\nGeruch und erinnerte in jeder Hinsicht an Meconium (Kindspech). \u25a0 '\t'\nDer Inhalt hihterliess beim Trocknen 26 \u00b0 o einer Masse, welche sich fett anf\u00fchlte, beim Erw\u00e4rmen schmolz und mit heller Flamme verbrannte, wobei 20 > der Trockensubstanz als Gl\u00fchr\u00fcckstand zur\u00fcckblieb.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Die bei 110\u00b0 getrocknete Masse wurde successive ..mit Aelher, Chloroform, Alkohol, Amylalkohol und Eisessig behandelt. Eine andere Portion wurde mit Wasser extrahirl, eine dritte in Asche verbrannt.\nDer Aether gab ein farbloses Extract, welches aus Fett, Cholesterin und Stercorin1) bestand. Durch Verseifen mit alkoholischem Kali und Extraction mit Aether Hess s:ch das Cholesterin und Stercorin von den Seilen trennen. Pie beiden K\u00f6rper wurden an ihrer Krystaliform und den Keactinnen erkannt. Cholesterin war verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig in geringer Menge vorhanden, alle React io tien traten wenig scharf auf und die Behandlung mit Chloroform und Schwefels\u00e4ure bewirkte erst eine gelbe F\u00e4rbung, welche ganz langsam in das f\u00fcr Cholesterin charakteristische 11 uorescirende Both \u00fcberging. Auch mit Eiscn-ehlorid etc. wurde in Folge des Vorherrsehens vom Stercorin keine starke Reaction erhalten. Das Cholesterin betrug an Menge li'\\o, der gesummte Aetherauszug Ui0/\u00ab, somit sind 1.0\" o Feit vorhanden.\nDie Seife wurde in Wasser gel\u00f6st und auf P gepr\u00fcft. Sie gab keine Reaction, somit ist in dem Aetherauszug kein Lecithin enthalten. (Das Lecithin wurde auch in dem Alkohol-anszug vergebens gesucht.)\nNach der Extraction mit Aelher, welche im Soxhlet scheu Apparat vor sich ging, wurde im selben Apparat mit Chloroform extrahirt. Der Chloroformauszug war braun gef\u00e4rbt und zeigte deutliche gr\u00fcne Fluorescenz. Alle I tenet mnen auf (\u00eeallen-larbsiolle fielen negativ aus. Spectroskopiseh gepr\u00fcft zeigte der Farbstoff keine Absorptionsstreifen. Beim Versetzen mit Schwefels\u00e4ure f\u00e4rbte er sich sch\u00f6n purpurrotli und zeigte die l\u2018 Inorescenz deutIicher, dagegen f\u00fchr!en \u00e4ndere Proben nicht zu einem Resultat. Zn Cl2 verst\u00e4rkte die Fluorescein nitdil, Salpciiers\u00e4ure, Schutze'sReagens, Fr\u00f6hdes Reagens etc; versagten.\nDer Farbstoff enthielt Eisen und da dieses nicht unwichtig war, so wurde nicht nur der Cliloroformauszug, sondern\nL Kupiostcarin (nach llontlzynski und Hurnnicki i. Diese Zeit sehr. IM. 22. S. :wu.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"auch andern gef\u00e4rbte Ausz\u00fcge (Amylalkohol, Petroleum\u00e4thei darauf gepr\u00fcft. Ein Febergang von Eiwei\u00df und Ei.sensalzf i, war ausgeschlossen und trotzdem gaben alle gef\u00e4rbten Extrade d,e Eisenreactien. (Berlinerblau ebenso deutlich wie die Rhodan\nkaliumreaction.)\nS\u00e4uerte inan die extrahirte Substanz an, so Hess sich daraus ein reines Extract mit Aether, Chloroform und Amylalkohol gewinnen, welche das erste an Menge \u00fcbertraf. k> betrug 27\u00b0,o. Dieses neue Extract war tief braun gef\u00e4rbt, gab ebenfalls Eisenreaction und zeigte keine Ver\u00e4nderung hei Zusatz von Eisenchlorid etc.\nEs war mir sehr wahrscheinlich, dass aromatische Verbindungen darin enthalten waren. Um auf diese zu pr\u00fcfen, wurde die unver\u00e4nderte Masse mit Schwefels\u00e4ure destillirt. Es ging eine Fl\u00fcssigkeit \u00fcber, welche sehr unangenehm roch, in welcher aber schon durch den Geruch Phenole zu entdecken waren. Die Bromreaction best\u00e4tigte dieses vollkommen.\nExtrahirte inan eine besondere Portion mit Alkohol, so ging der Farbstoff nicht in L\u00f6sung, dagegen andere Substanzen, welche Skatolgeruch zeigten und auch die Skatolreaetion mit Nitroprussidnatrium gaben. Indolreaetionen fielen negativ aus : ebenso, wie oben erw\u00e4hnt, die Lecithinreaction. Machte man einen sauren Auszug mit Alkohol, so war beim Erw\u00e4rmen der mit Natronlauge versetzten Fl\u00fcssigkeit ein Geruch nach Alky \u2022lammen, zu bemerken. Die Ptomainreacti\u00f6nen ebenso wie die Alkaloidreactionen waren zu undeutlich, als dass man einen Schluss auf die Art der Amide machen d\u00fcrfte.\nDas Wasserextract filtrirte ungemein schwer und zeigte eine unbedeutende Braunf\u00e4rbung. Die Reaction war stark alkalisch. Mit Essigs\u00e4ure schwach sauer gemacht und aufgekocht, Hess die Fl\u00fcssigkeit Eiweiss f\u00e4llen, welches, in Procenten der Trockensubstanz ausgedr\u00fcckt, 1,5 \u00b0/o a\u00fcsmachte.\nDas Filtrat gab noch starke Biuretreaction, so dass man darin Peptone und Albumosen vermuthen musste, wenn auch dieselben vielleicht w\u00e4hrend der Arbeit durch F\u00e4ulniss entstanden waren. Von den l\u00f6slichen Salzen waren Natrium. Calcium, Magnesium und Eisen sicher nachzuweisen, von den","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"f\nS\u00e4uren Salzs\u00e4ure, Schwefels\u00e4ure (in Spuren) und Phosphor-\u00ab\u00e4tire.\nDer Gl\u00fchr\u00fcckstand bildete eine braun gef\u00e4rbte Masse und enthielt fast ausschliesslich Calcium, in geringer Menge auch Magnesium und Eisen. Von den S\u00e4uren waren Kohlens\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure vorwiegend.\nFassen wir unseren Befund zusammen, so ergibt sich: I. aus dem hohen Aschengehalt, 2. aus dem'Calcium- und Phosphorreichthum, 3. aus der Chlorarmuth, 4. aus dem reichlichen Gehalt an Fett, Cholestrin und Seifen, dass der liarminhalt in allen Punkten an Koth erinnerte. Da nun der Koth in gewissem Maasse aus den unverdauten Nahrungsbestand-Iheilen, daneben aber aus der Darmsecretion hervorgeht,, so d\u00fcrfen wir nach unserem Befunde schliessen, dass die Darm-wand nach dem operativen Eingriff weiter secernirte und keine wesentliche St\u00f6rung erlitt. Wir d\u00fcrfen einen Schluss aus dem Analysenbefund auf die Secretion der Darmwand ziehen, denn von einer Verfettung der Epithelien, von einer Abstossung und einem Zerfall derselben kann hier nur insofern die Rede sein, als ein solcher Zerfall auch normaler Weise stattfindet. Der hohe Calciumgehalt w\u00fcrde unerkl\u00e4rt bleiben, wenn wir nicht eine Darmsecretion voraussetzen wollten.\nEs sei erw\u00e4hnt, dass keinerlei Enzyme mit Sicherheit nachzuweisen waren, besonders konnte die Invertose nicht nach-tfew iesen werden. Der Inhalt enthielt aber reichliche Bact\u00e9rien, welche mit dem Bacterium coli nicht identisch waren. Die analy tischen Befunde m\u00f6gen hier nochmals zusammengestellt werden.\n2(>\u00b0.o Trockensubstanz.\t\u25a0 ^\n74\u00b0/o Wasser,\n(31 \u00b0/o Unbestimmtes),\n10 \u00b0/o neutrales Fett,\n0\t0 i Cholesterin und Stercorin, \u00f6\u00b0o Farbstoff (mit Amylalkohol)\n27 \u00b0/o Fetts\u00e4uren,\t.\n1\t\u00b0> Eiweiss,\n20 \u00b0/o Asche,\n0,0855 \u00b0;o Chloride, sehr viel Phosphate,","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"wenig Sulfate, sehr viel (Carbonate, sehr viel Natron,\nWenig\nT\t^ sehr viel r.aleium.\n\\vt*ni<r Magnesium.\n;'.'r\t.\u2022/ wenig Kisen.\nkein Zucker, keine Knzvrne.\n. !\t\u25a0\t4\nkein Ia*cithin.\n, wenig Amine.\nBei dem anderen Hunde wurde nichts vom D\u00fcnndarm cingesehlossen, sondern die Schl\u00fc\u00dfe bestand aus einem Tlieil des Colon ascemh*ns. Das Verfahren war dasselbe wie in dom ersten Kall, d. h. die Colonenden waren einerseits zusannncn-inuuiht, so dass der Darm f\u00fcr Speisen wegbar war, der ah-gesolm\u00fcrte \u00bbSack wurde seinerseits an beiden Enden zusammen-jr<*ii\u00eeiht. Der Hund lebte ein volles Jahr, war gesund und lebhaft. Kr wurde wie der erste get\u00f6dtet und die ausgeschlossene Schlinge pr\u00e4sentirte sich als ein prall gelullter, durchscheinender Sack. Nach dem \u00d6eflnen ergossen sich etwa 250 ccm. einer tr u g e t \u00e0 r b t e n, etwas tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit. Sie zeigte einen unangenehmen Skatolgeruch, reagirte sehr stark alkaliseh und maclttt* sonst den Kindruck eines Transsudates.\nFs ergab sich, dass dieselbe sehr wenig Eiweiss enthielt, keinen Zucker, gar kein Fett, weder Cholesterin noch Lecithin, und auch die Beactionen auf ExtraetivstoHe, welche im ersten I\u2019 nlle in Hetr\u00e4cht kamen, fielen gr\u00f6sstentheils negativ aus. Den Haupt be^tandtheil bildeten Mineralsalze und zwar kohlensau ros Natrium und phosphorsaures Calcium. Eisen enthielt der Inhalt so gut wie gar nicht.\nDieses Resultat soll uns belehren, dass im normalen Zustande die Darmausscheidung im Colon so gut wie v\u00f6llig aufh\u00f6rt oder sich nur auf Mineralsalze beschr\u00e4nkt. Gegen diese Auffassung sprechen jedoch \u00e4ndere Beobachtungen von Dr. B\u00e4racz, in welchen er bei Ausschliessung des Colon allein auch eine meconium\u00fchnliohe Masse vorgefunden hatte.\nIch hatte leider nicht die Gelegenheit, die Masse zu sehen und zu untersuchen, kann also nicht beurtheilen, inwiefern","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"h\u00bb- der ersten hier besprochenen entsprach.Herr Dr. Baracz ragte mir aber, dass in diesen F\u00e4llen auch Darmgeschw\u00fcre gefunden wurden, was hier in beiden F\u00e4llen ausgeschlossen war. Solche Ver\u00e4nderung der Darinwand kann selbstredend nicht zur Benrtheilung der normalen Secretion dienen und so bleibt vorl\u00e4ufig die Vermuthung bestehen, dass die Ausscheidung von Fetten, Farbstoffen, Seilen, Cholesterinen nicht nur die alleinige Function der Leber ist, sondern dass sie der Darm-vvand zukommt und zwar bis zum Colon. Ebenso geht aus dem Gesagten hervor, dass ausser dein niedrigen Eiweissgehait der D\u00fcnndarmsehlingeninhalt sieh von normalem Koth unterschied 1. durch seine alkalische Reaction lind 2. durch den Gelialt an Skatol (vielleicht sccund\u00e4r gebildet). Dieser Unterschied ist nicht wesentlich und erkl\u00e4rt sich leicht durch die Provenienz des Darminhaltes. \u2014 Vergleicht man damit den Coloninhalt, so ist der Unterschied in allen Punkten auffallend, bekanntlich secernirtdie Colonwand kohl\u00e8nsaures Natrium und der Gehalt an diesem Salze deutet darauf hin, dass auch die Colon wand nach der Operation in normaler Weise weiter secernirte.\t?\tr .\nAber darauf war auch die Secretion beschr\u00e4nkt, denn weder Farbstoffe noch Fette jeder Art wurden iiv* nennenswert her Menge vorgefunden. Sollte eine Abstossung und Degeneration der Epithelien die Ursache des ersten reichlichen Inhaltes des D\u00fcnndarmsackes sein, so w\u00e4re gar nicht einzu-schen, warum nicht auch hier im Colon dieses Abstossen und die Degeneration zur Bildung jener Farbstoffe und Fette h\u00e4tten f\u00fchren sollen.\t;\nSomit w\u00e4re durch die beiden so verschiedenen Befunde die Secretion der Darmtheile charakterisirt. Die D\u00fcnndarmwand secernirt Farbstoff, Fette und Calciumsalze, die Dickdarmwand fast nur kohlensaures Natrium;","page":127}],"identifier":"lit17217","issued":"1898","language":"de","pages":"122-127","startpages":"122","title":"Ueber den Inhalt zweier ausgeschalteter Darmschlingen","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:25:49.658752+00:00"}