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{"created":"2022-01-31T16:36:40.591535+00:00","id":"lit17369","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"M\u00f6rner, Karl Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 28: 471-523","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntniss einiger Eigenschaften des Glutins.\nY on\nCarl Tli. H\u00f6rner in Upsala.\n(Der Redaction zugegangen am 30. August 1899.)\nNicht nur die chemische Constitution des Glutins \u2014 im eigentlichen Sinne dieses Ausdrucks \u2014 ist eine Frage, deren endg\u00fcltige Entscheidung wir wegen ihrer \u00fcberaus complicirten und die Forschung erschwerenden Beschaffenheit wohl erst in ferner Zukunft erhoffen d\u00fcrfen: auch gewisse- andere auf diesen Stoff bez\u00fcgliche Fragen mehr unmittelbarer Natur, die Isolirungstechnik, die elementare Zusammensetzung, die F\u00fcr bungs- und F\u00e4llungsreactionen, die Gelatinirung u. dergl. betreffend, harren noch einer genaueren Er\u00f6rterung. Hinsichtlich mehrerer dieser, bei dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft keineswegs unergr\u00fcndbaren Verh\u00e4ltnisse waltet indes gegenw\u00e4rtig eine so offenbare Unsicherheit ob, dass man z. B. bei dem Studium der in den letzten Jahren erschienenen Lehrb\u00fccher der physiologischen Chemie Schwierigkeiten hat, sich hierin eine bestimmte Auffassung zu bilden.\nAngesichts dieser Sachlage habe ich das Glutin zum Gegenstand einer Untersuchung in einigen oben angedeuteten Beziehungen gew\u00e4hlt. Nachstehend gebe ich eine Darstellung der gewonnenen Ergebnisse.\n1. Isolirung.\nBei der Isolirung des Glutins sind besondere Massregeln noting zur Entfernung von Stoffen, welche \u2014 gew\u00f6hnlich zu mehreren \u2014 regelm\u00e4ssig in jedem urspr\u00fcnglichen Collagen-","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"material Vorkommen und, falls die erforderliche Umsicht ausser Acht gelassen wird, auch in das Glutinpr\u00e4parat \u00fcbergehen. Unter diesen nat\u00fcrlichen Verunreinigungen des Glutins sind anzuf\u00fchren Eiweiss-, Proteid- (in erster Reihe Mucin-) und Nuklein-Substanzen, ferner Chondroitinschwefels\u00e4ure. Hierbei stehen zwei Wege offen ^ die haupts\u00e4chlichste Reinigung kann entweder schon bei dem Collagen selbst oder erst bei dem fertigen Glutin vorgenommen werden, mit anderen Worten, entweder vor oder nach jener Procedur, durch die das Kollagen in Glutin \u00fcbergef\u00fchrt wird. Im Anschluss an van Name (Z S. 119) hege ich die Ueberzeugung, dass das erstere Verfahren das rationellste ist, da es am sichersten zum Ziele f\u00fchrt, und zwar ist es ganz entschieden dann vorzuziehen, wenn die Darstellung m\u00f6glichst reinen Glutins aus einem gegebenen Kollagenmaterial bezweckt wird. Andererseits ergibt meines Erachtens auch das letztereV erfahren ein durchaus befriedigendes Resultat, was ja bei solchen Arbeiten sehr erw\u00fcnscht ist, f\u00fcr die eine gr\u00f6ssere Menge Glutins erforderlich ist, da man f\u00fcr diesen Fall irgend eins der im Handel billig zu erhaltenden und mit kr\u00e4ftigem Gelatinirungsverm\u00f6gen ausger\u00fcsteten \u00ab Gelatine \u00bb-pr\u00e4parate verwenden kann.\nIm Allgemeinen bedient man sich bei der Reinigung der Gelatine nur des Wassers1) als Auswaschungsfl\u00fcssigkeit, bisweilen ausserdem einer Kochsalzl\u00f6sung.2) Obschon diese Fl\u00fcssigkeiten die obenerw\u00e4hnten, verunreinigenden Substanzen zu l\u00f6sen im Stande sind, wirken sie doch in dieger Hinsicht nicht so kr\u00e4ftig, dass sie ein reines Pr\u00e4parat garantiren. Weitaus zuverl\u00e4ssiger w\u00e4re eine alkalische Extractionsfl\u00fcssigkeit.\nDurch die Angaben der Lehrb\u00fccher, dass das Glutin in alkalischen Fl\u00fcssigkeiten leicht l\u00f6slich sei,3) beeinflusst, er-\n1)\tLehmann, T S. 374; Fr. Hofmeister, P S. 302; Chittenden u. Solley, D; Dastre u. Floresco, E S. 706; Hammarsten, N S. 48.\n2)\tNeumeister, A S. 47.\n3)\tK\u00fchne \u00e4ussert z. B. (S S. 357): \u00abIn kaltem Wasser quillt der trockene Leim auf, ohne sich zu l\u00f6sen. Sehr geringe Mengen von Alkalien [vom Verf. cursivirtj oder S\u00e4uren dem Wasser zugesetzt, bewirken jedoch die L\u00f6sung schon in der K\u00e4lte\u00bb.","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"wartete ich Anfangs von einem solchen Verfahren nichts, da ich bef\u00fcrchtete, dass das Glutin dem Beispiel der Verunreinigungen folgen, d. h. sich l\u00f6sen w\u00fcrde. Demgem\u00e4ss bediente ich mich bei meinem ersten diesbez\u00fcglichen Versuche einer 0,025\u00b0/oigen Kalilauge, wobei das Auslaugen \u00fcberdies bei einer wenig \u00fcber 0\u00b0 G. betragenden Temperatur und w\u00e4hrend der Dauer von nur 24 Stunden stattfand. Der Versuch fiel indes gl\u00fccklich aus r die Gelatine hatte sich nicht merklich gel\u00f6st. Weitere Versuche ergaben, dass das Glutin einer nicht unerheblichen Resistenz gegen die Einwirkung von Kalilauge f\u00e4hig ist, so dass nicht nur deren St\u00e4rke bis auf 0,2 \u2014 0,5\u00b0/o gebracht, sondern das Auslaugen sogar bei Zimmertemperatur geschehen und die Dauer auf ein paar Wochen ausgedehnt werden konnte. Obgleich nun aber das Ergebniss dieser Alkalibehandlung insofern ein gutes war, als das freilich stark gequollene Glutin gr\u00f6ssten-theils u\u00fcgel\u00f6st verblieb und unschwer gesammelt werden konnte, so lag immerhin die Bef\u00fcrchtung nahe, dass das Glutin doch wohl vielleicht in chemischer Beziehung irgendwie habe ver\u00e4ndert werden k\u00f6nnen. Diese Bef\u00fcrchtung wurde jedoch aufgehoben, da Gelatinirungsversuche ergaben, dass das mit Alkali behandelte Glutin dieselbe vorz\u00fcgliche Gelatinirungsf\u00e4higkeit besass, wie die urspr\u00fcngliche Gelatine: l\u00b0/oige L\u00f6sungen lieferten in beiden F\u00e4llen feste Gallerte. Eine chemische Ver\u00e4nderung w\u00fcrde sich nothwendiger Weise durch eine geschw\u00e4chte oder verloren gegangene Gelatinirungsf\u00e4higkeit zu erkennen gegeben haben, da eben diese Eigenschaft des Glutins bei verschiedenartigen chemischen Eingriffen bekanntlich fr\u00fchzeitig zu Grunde geht.1)\ni) Dass keine chemische Ver\u00e4nderung eingetreten war, wurde \u00fcbrigens durch das Ergebniss der Schwefelbestimmungen erh\u00e4rtet, welche an Glutinpr\u00e4paraten ausgef\u00fchrt wurden, die, aus demselben Gelatinmaterial stammend, einer weit verschiedenen Kalibehandlung unterzogen worden waren. Drei Glutinpr\u00e4parate, f\u00fcr deren Herstellung resp. 0,1 \u00b0/o Kalilauge w\u00e4hrend 1 Tages, 0,2 \u00b0/o Kalilauge w\u00e4hrend 20 Tage und 0,5 \u00b0/o Kalilauge w\u00e4hrend 10 Tage verwendet worden, ergaben den gleichen Schwefelgehalt: 0,20\u00b0/o (siehe S. 478). Eine etwaige chemische Ver\u00e4nderung des Glutins sollte Variationen des Schwefelgehaltes bei dem Endprodukte hervorgerufen haben.","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"Zwecks effektiver Reinigung der Gelatine schlage ich demnach folgendes Verfahren vor:\nDie Gelatinescheibchen werden w\u00e4hrend einiger Tage mit \u00e4therhaltigem destillirtem Wasser1) ausgewaschen, dann mit Kalilauge (von 1 bis ein paar Zehntel \u00b0/o) w\u00e4hrend einiger Wochen, oder bis die Gallerte so locker geworden, dass bei ihrem Durchsieben ein nennenswerther Verlust eintritt, darnach mit destillirtem Wasser, sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und schliesslich wieder mit destillirtem Wasser. Das Auswaschen findet bei Zimmertemperatur statt : die Erneuerung der Extraktionsfl\u00fcssigkeit \u2014 1 Liter pro 25 \u2014 50 g Gelatin \u2014 geschieht t\u00e4glich oder jeden zweiten Tag, wobei die Gallerte z. B. vermittels eines porzellanenen Siebes gesammelt wird. Nachdem die stark gequollene Gallerte mit Alkohol geh\u00e4rtet worden,2) erh\u00e4lt man die Glutinmasse in erstarrtem Zustande; dieselbe kann, falls der specielle Zweck dies ben\u00f6thigt, wiederum durch L\u00f6sen in warmem Wasser, Filtriren, Ausf\u00e4llen mit Alkohol, Trocknen, Pulverisiren, Extrahiren mit Aether u. s. w. behandelt werden. Als Endprodukt erh\u00e4lt man bei diesem Verfahren ein Glutin, welches eine beachtenswerthe Garantie f\u00fcr die Abwesenheit nahezu jeder denkbaren Verunreinigung darbietet \u2014 ausgenommen einen gew\u00f6hnlich nicht hochgradigen (0,25\u20140,75 \u00b0/oi Gehalt an mineralischen Bestandtheilen \u2014 und welches zugleich keiner chemischen Ver\u00e4nderung unterzogen worden.\nW\u00fcnscht man das demgem\u00e4ss von organischen, fremden Stoffen befreite Glutin m\u00f6glichst aschearm darzustellen3), so\n1)\tDer Zusatz des Aethers hat ausschliesslich antiseptischen Zweck. Wenn in der Folge destillirtes Wasser hei Extraktions versuchen erw\u00e4hnt wird, ist \u00e4therhaltiges gemeint.\n2)\tGew\u00f6hnlich ist 2\u20143 malige Erneuerung des Alkohols von N\u00f6then, um die bedeutende Menge imbibirten Wassers zu extrahiren.\n3)\tEs d\u00fcrfte nahezu unm\u00f6glich sein, durch direkt unternommene protahirte Wasserextraktion der nach beendeter Alkalibehandlung stark gequollenen und bei dem -\u2014 behufs Erneuerns der Fl\u00fcssigkeit n\u00f6thigen\n__ Durchsieben in immer kleinere St\u00fcckchen zerfallenden Gallerte einen\nh\u00f6heren Grad von Aschefreiheit zu gewinnen, und zwar aus dem Grunde, dass das Material in Folge des Verlustes beim Durchsieben gleichsam unter den H\u00e4nden schwindet. Die H\u00e4rtung im Alkohol bezweckt eben, die Substanz der weiteren Handhabung zug\u00e4nglich zu machen.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"wird in der W\u00e4rme eine starke (10\u201415 \u00b0/o) w\u00e4sserige L\u00f6sung bereitet und behufs Gelatinirens abseits gestellt. Die Gallerte wird in d\u00fcnne Scheibchen zerschnitten, welche Wochen hindurch mit reichlichem, oftmals erneuertem (\u00e4therhaltigem) destillirtem Wasser ausgewaschen werden. Der Gehalt an Asche wurde hierdurch bei zwei Darstellungen \u2014 von 1,87 \u00b0/o in der urspr\u00fcnglichen Gelatine \u2014 auf 0,16 bezw. 0,13 \u00b0/o im Glutinpr\u00e4parate herabgesetzt.\nNachtrag. Nachdem die experimentellen Arbeiten f\u00fcr diese Abhandlung bereits beendet waren, habe ich erfahren, dass auch in einem anderen Falle behufs Reinigens von der Gelatine eine alkalische Extractionsfl\u00fcssigkeit zur Yerwendung gelangte. In seiner 1898 erschienenen Inaugural-Dissertation (G S. 6) theilt n\u00e4mlich Faust mit, dass er (ausser Wasser, verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und Chlornatriuml\u00f6sung) verd\u00fcnntes Ammoniak verwendete. Diese Anwendung verd\u00fcnnten Ammoniaks, ist zweifelsohne ein Fortschritt; es d\u00fcrfte jedoch, insbesondere bei nur eint\u00e4gigem1) Gebrauch, hinsichtlich des Effects nicht der andauernden (10\u201420 Tage langen) Extraction mit fixem Alkali (Kali- oder Natronlauge) gleichkommen, da letzteres in der F\u00e4higkeit, Proteinstoffe zu l\u00f6sen, das Ammoniak betr\u00e4chtlich \u00fcbertrifft, ein Unterschied, der \u2014 um auf einen bestimmten Fall hinzuweisen \u2014 in Bezug auf die Albumoidsubstanz der-Linsentasern zu Tage tritt (Verf. V S. 74).\n2. Scliwefelgehalt.\nDie Frage nach dem Schwefelgehalt des Glutins (resp. des. Collagens) ist von verschiedenen Forschern sehr abweichend beurtheilt worden. Einige vertreten z. B. die Ansicht, dass, das chemisch reine Glutin ein schwefelfreier K\u00f6rper sei, mit andern Worten, dass der Schwefel ein dem Glutinmolek\u00fcl fremdes Element sei, welches einer zuf\u00e4lligen Verunreinigung zu verdanken sei, wenn man es im Glutinpr\u00e4parate vorf\u00e4nde.\nO \u2014 \u2014 \u2014 dann das Wasser abgegossen, frisches zugegeben, etwas Ammoniak zugesetzt und nach 24st\u00fcndigem Stehen [cursiv.\nvom erf.] mit---------Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen\nReaction ausgewaschen.\u00bb (Faust loe. cit.)","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nIn diesem Sinne \u00e4ussern sich, direkt oder indirekt, die \u00e4lteren Forscher1) insgemein, aber auch bei sp\u00e4teren st\u00f6sst man auf indirekte diesbez\u00fcgliche Aussagen (Sch\u00fctzenberger u. Bourgeois, F' S. 262: Fr. Hofmeister, P S. 322; oder ohne irgend welchen Vorbehalt angef\u00fchrte Citate (Hjelt u. Asch an, 0 S. 952).\nKein heutiger2) Chemiker, welcher die Sache selber gepr\u00fcft hat, d\u00fcrfte indes Anlass finden, den Schwefelgehalt des reinen Glutins arizuzweifein. Nur in Bezug auf die Gr\u00f6sse dieses Schwefelgehalts hat das Urtheil noch nicht die erw\u00fcnschte Festigkeit erlangt.\nVerdeil (H S. 322) fand im Hausenblasecollagen 0,69\u00b0/o Schwefel; S chlieper (D'S. 379) in demselben Material 0,56 \u00b0/o ; Chittenden u. Solle y (D S. 23) in gereinigter Gelatine 0,71 \u00b0/o ; Verf. (W S. 135) im Fischschuppenglutin 0,52 \u00b0/o : Faust (G S. 7 ff.) in gereinigter Gelatine 0,49 \u00b0/o, in Gelatine, die aus der Kopfhaut des Kalbes hergestellt war, 0,48\u00b0/o und im Hausenblaseglutin 0,46 \u00b0/o. Aehnlich verhalten sich die in den Lehrb\u00fcchern allgemein vorkommenden Angaben: 0,56\u00b0 o Schwefel geben Gorup-Besanez (I S. 142) und Hammarsten (N S. 46) an; 0,6\u00b0 o findet man bei K\u00fchne (S S. 357) und Neumeister (\u00c4 S. 46).3)\n!) Berzelius, A S. 812; Scherer, B' S. 46; Godoever; J S. 63; Mulder, Y S. 206. \u2014 Ausnahmen sind jedoch vorhanden (Verdeil, IF S. 322; Schlieper, Df.\n2)\tEs scheint ganz besonders bezeichnend f\u00fcr die \u00e4lteren Forscher zu sein, dass sie durchgehends die Bedeutung des Schwefels als eines wichtigen kennzeichnenden Constituenten des Molek\u00fcls der meisten Proteinstoffe untersch\u00e4tzt haben. Das Mucin wird beispielsweise noch im Lehrbuch von Gorup-Besanez aus dem Jahre 1878 (I S. 133), wo er sich auf die Untersuchungen Scherer\u2019s (C' S. 199), Eichwaid\u2019s (F S. 192) und Obolensky\u2019s (\u00d6S. 591) st\u00fctzt, als schwefelfrei aufgef\u00fchrt; und das El as tin wurde erst ganz neulich in Folge der Arbeiten von Chittenden u. Hart (CS. 371) und vor Allem derjenigen von Schwartz (G' S. 505) als schwefelhaltiger K\u00f6rper anerkannt. Diese den Schwefel verkennende Richtung wurde auch von der bekannten Mulder \u2019sehen Proteintheorie innegehalten (X S. 138).\n3)\tNeumeister gibt mit den Worten: \u00abSeine Zusammensetzung betr\u00e4gt nach den Analysen von Franz Hofmeister (Ueber die ehern.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Einem ganz anderen Typus geh\u00f6ren die aus einigen anderen Untersuchungen gewonnenen Schwefelwerthe an. Im Glutin (und Collagen) der Rinderhornhaut fand Verf. (V S. 225) 0,30 \u00b0/o; van Name (Z S. 124) erzielte aus dem Sehnenglutin des Rindes 0,25 \u00b0/o, und Verf. letzthin aus gereinigter Gelatine 0,20 \u00b0/'o.\nUeber die letztere, bisher nicht ver\u00f6ffentlichte Beobachtung mag hier n\u00e4her berichtet werden. Um das Verhalten des Glutinschwefels bei der Oxydation zu studiren, ben\u00f6thigte ich eines gr\u00f6sseren Quantums m\u00f6glichst reinen, besonders von Sulfaten und sonstigen schwefelhaltigen Verunreinigungen freien Materials. Da ich bemerkt hatte, dass jede k\u00e4ufliche Gelatine gr\u00f6ssere oder geringere Sulfatmengen* 1) enth\u00e4lt, nahm ich eine orientirende Pr\u00fcfung vor mit 11 im Handel erh\u00e4ltlichen Sorten, um zu ermitteln, welche von diesen den geringsten Sulfatgehalt besitze * zugleich wurde vergleichende Pr\u00fcfung der Gelatini-rungsf\u00e4higkeit der einzelnen Sorten ausgef\u00fchrt. Nachdem durch dieses Verfahren eine Gelatinesorte2) (\u2014 mit R\u00fccksicht auf ihren relativ geringen Sulfatgehalt die beste der 11 Proben und mit R\u00fccksicht auf ihre gute Gelatinirungsf\u00e4higkeit die drittbeste der 11 Proben) ausgew\u00e4hlt war, wurde daraus bei einem\nStructur des Collagens, Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. IL 1879, S. 322) im Mittel : 50,75 \u00b0/o C, 6,47 \u00b0/o H, 17,86 \u00b0/o N, 24,32 \u00b0/o 0 und 0,6 \u00b0/o S. \u00bb den Schwefelgehalt 0,6\u00b0,als von Hofmeister dargethan an. Dem ist jedoch nicht ganz' so, da dieser Forscher in der citirten Arbeit des Schwefelgehalts des Collagens (hezw. Glutins) mit keinem einzigen Wort erw\u00e4hnt, somit indirekt seine Auffassung des Glutins als eines schwefelfreien K\u00f6rpers kundgehend. Der von Hofmeister selbst angegebene Werth f\u00fcr 0 betr\u00e4gt 24,92 \u00b0/o \u2022\u2014 nicht wie Neumeister ihn angibt 24,32 \u00b0/o \u2014, und wenn man ihn zu den C-, H- und N-Werthen addirt. wird die Summe denn auch genau 100 \u00b0/o,\n1)\tGr\u00d6sstentheils aus dem bei der Fabrikation verwendeten Wasser stammend.\nVor ein paar Jahren fand ich ein dem Aussehen nach sch\u00f6nes und hinsichtlich seiner Freiheit von fremden organischen Stoffen untadeliges Gelatinepr\u00e4parat, das infolge starker Verunreinigung durch Sulfat Schwefelwerthe lieferte, welche sogar \u00fcber 1 \u00b0/o hinausgingen (bei 2 Analysen 1,02 bezw. 1,05 \u00b0/o).\n2)\tHandelsmarke: \u00abWH Nr. 1866. Qualit\u00e4t Extra Gelatine\u00bb (Golddruck.)","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nanf\u00e4nglichen Versuche ein Glutinpr\u00e4parat (Nr. I) durch 24 st\u00e4ndiges Auslaugen mit O,l\u00b0/oiger Kalilauge und 7 t\u00e4giges Auswaschen mit destillirtem Wasser resp. verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure dargestellt. Die Analyse ergab 0,19 \u00b0/o Schwefel.1) Dieser auffallend niedrige Werth legte anf\u00e4nglich die Vermuthung eines Analysenfehlers2) nahe, seine Richtigkeit wurde jedoch von zwei weiteren Bestimmungen, die 0,20\u00b0/o ergaben, best\u00e4tigt. Unwillk\u00fcrlich warf sich die Frage auf, ob dasselbe Gelatinematerial bei gr\u00f6sserer Energie der Kalibehandlung wohl noch schwefel\u00e4rmere oder vielleicht gar g\u00e4nzlich schwefelfreie Glutinpr\u00e4parate liefern m\u00f6chte. Um dies zu ermitteln, wurden 5 Versuche mit verschiedenartiger Intensit\u00e4t der Kalieinwirkung angestellt. Aus jedem Versuche ging ein Glutinpr\u00e4parat hervor (Nr. II\u2014VI), das auf seinen Schwefelgehalt hin analysirt wurde. Die Anordnung des Reinigungsverfahrens nebst den Ergebnissen der Analyse sind aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich.\nNr. des Glutinpr\u00e4parates\tAuswaschung w\u00e4hrend insgesammt (Tage)\tAuswaschung mit Kalilauge w\u00e4hrend (Tage)\tConcentration der Kalilauge C7o)\tSchwefelgehalt des Glutins (%)\nI\t8\t1\t0,1\t0,20\nII\t12\t4\t0,1\t0,20\nIII\t12\t8\t0,1\t0,18\nIV\t26\t20\t0,1\t0,20\nV\t26\t20\t0,2\t0,20\nVI\t16\t10\t0,5\t0,20\n1)\tHier und in der Folge werden die Analysenresultate auf aschefreie Trockensubstanz berechnet angegeben. Bei s\u00e4mmt-lichen Schwefelbestimmungen bediente ich mich der von Hammarsten (L S. 283 ff.) auf ihre Fehlerquellen hin so sorgf\u00e4ltig kontrollirten Liebig\u2019sehen Methode. Von dem Untersuchungsmaterial wurden per Analyse etwa 2,0 g, in keinem Falle weniger als 1,8 g verbraucht. (Als weniger angemessen ist zu bezeichnen, dass Faust (G) bei Schwefelbestimmungen in Bezug auf ein so schwefelarmes Material, wie das Glutin es ist, sich \u00f6fters mit einer Quantit\u00e4t von 0,5\u20140,6 g, ja einmal mit nur kaum 0,4 g per Analyse, begn\u00fcgt.)\n2)\tDie obenw\u00e4hnte, in einer neuen amerikanischen Zeitschrift erschienene Arbeit van Name\u2019s war mir damals nicht bekannt. Erst nach Abschluss der einschl\u00e4gigen Laboratorienarbeiten erfuhr ich von","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"479\nGleichzeitig wurde ein Auswaschungsversuch nur mit destillirtem Wasser w\u00e4hrend 12 Tage gemacht; das erhaltene Glutinpr\u00e4parat (Nr. VII) enthielt 0,22 \u00b0/o Schwefel.* 1) Die Untersuchung des diesen Glutinpr\u00e4paraten zu Grunde liegenden Materials (Gelatine),2 3) das notorisch sulfathaltig war, ergab einen Schwefelgehalt von nur 0,49 \u00b0/o.\nWas ist nun aus diesen Versuchen zu folgern?\n1.\tDass in den gegebenen F\u00e4llen der f\u00fcr das Glutin allgemein angenommene Schwefelgehalt von 0,5\u20140,6 \u00b0/o unter keinerlei Umst\u00e4nden zu erreichen war.\n2.\tDass der in diesem Fall beobachtete niedrige Gehalt an Schwefel nicht auf das Reinigungsverfahren (Kalibehandlung) zur\u00fcckzuf\u00fchren war, da im Grossen und Ganzen schon durch die einfache Extraction mit Wasser derselbe Schwefelwerth erzielt wurde, dass es mit anderen Worten in diesem Falle des Verfahrens mit alkalischer Extractionsfl\u00fcssigkeit nicht bedurfte, um ein von fremden, organischen schwefelhaltigen Substanzen (Eiweissstoffen u. A.) freies Pr\u00e4parat zu gewinnen.\n3.\tDass demnach im Handel zuf\u00e4llig Gelatine von solcher Beschaffenheit angetroffen wird, dass sie nach einfacher Extraction mit Wasser einen ebenso niedrigen\u00e4) Schwefelgehalt ergibt, wie er \u00fcberhaupt bisher bei irgend einem mit der gr\u00f6ssten Sorgfalt gereinigten Glutin hat erzielt werden k\u00f6nnen. .\n4.\tDass der hier gefundene niedrige Gehalt an Schwefel \u2014 da er den \u00e4usserst verschiedenen Intensit\u00e4tsgraden der\nihrer Existenz; der g\u00fctigen Vermittlung der Herren Prof. Zuntz und Dr. Loewy verdanke ich die Beschaffung des fraglichen Heftes jener im hiesigen Lande nicht zug\u00e4nglichen Zeitschrift.\n1)\tDie Pr\u00e4parate I\u2014VII zeigten dieselbe vorz\u00fcgliche Gelatinirungs-f\u00e4higkeit, wie die urspr\u00fcngliche Gelatine, und zwar hei der Pr\u00fcfung von resp. 1 \u00b0/oigen L\u00f6sungen.\n2)\tAls Pr\u00e4parat Nr. VIII beziffert.\n3)\tDie Aussage van Name\u2019s (Z S. 126): \u00abIn the content of sulphur however, there is a wide difference [from commercial gelatin], pure gelatin from tendons containing only 0,25 per cent of this element\u00bb ist freilich im Grossen und Ganzen richtig, auf jeden einzelnen Fall aber nicht zutreffend.\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie, XXVIII.\n32","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nAlkalieinwirkung gegen\u00fcber gar keine entsprechende Schwankung andeutet -\u00ab-' nicht auf r\u00fcckst\u00e4ndige schwefelhaltige Verunreinigungen zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, sondern im Glutin selbst fest gebunden ist und demnach das Vorhandensein eines schwefelfreien Glutins entschieden verneint.\nBei einem Blick auf die bisher betreffs des Schwefelgehalts des Glutins mitgetheilten Werthe f\u00e4llt es in die Augen, dass die bei verschiedenen Gelegenheiten und an verschiedenem Materiale beobachteten Schwefel werthe sich auf zwei ver-h\u00e4ltnissm\u00e4ssig abgegrenzte Gruppen vertheilen, deren eine etwa 1U \u00b0/o, die andere den doppelten Betrag, W \u00b0/o, darweist.\nEbenso gewiss, wie das Vorhandensein jenes niedrigeren Schwefelgehaltes (etwa 1U\u00b010) nachgewiesen worden (von van Name und Verf.), ebenso unm\u00f6glich ist es, die G\u00fcltigkeit des h\u00f6heren Gehalts (etwa Vs0/0) mit der Muthmassung von der Hand zu weisen, dass das infolge der Analyse zu der letzteren Kategorie zu rechnende Glutin nach sorgf\u00e4ltigerem Reinigen Schwefel werthe des niedrigeren Typus gezeigt haben w\u00fcrde. Um beispielsweise das vom Verf. (W) studirte Fischschuppenglutin zu erw\u00e4hnen, so sei daran erinnert, dass dieses einen durchschnittlich 0,52 \u00b0<\u2019o betragenden Schwefelwerth enthaltende Glutin aus einem Material dargestellt wurde, welches in seiner physikalischen Beschaffenheit (\u00e4usserst d\u00fcnne Lamellen ) ganz besonders g\u00fcnstige Bedingungen f\u00fcr effectives Auswaschen des Collagens vor dessen Glutinwandelung darbietet, und dass ein sorgf\u00e4ltiges Auswaschen ihm denn auch thats\u00e4chlich bei der Herstellung des Analysenmaterials zu Theil wurde (1. c. S. 1281. Betreffs der Mehrzahl der oben (S. 476) citirten Glutinschwefel-werthe (ann\u00e4hernd 0,6 \u00b0/o), welche aus nur mit Wasser gereinigtem Material gewonnen wurden, mag wohl anzunehmen sein, dass sie bei sorgf\u00e4ltigerem Reinigen, z. B. mit der oben vorgeschlagenen Alkalibehandlung, ein wenig niedriger geworden sein m\u00f6chten und sich also dem Werthe 0,5 \u00b0/o etwas mehr gen\u00e4hrt h\u00e4tten; dass sie aber durch ein weiteres, an dem Materiale \u2014 dem urspr\u00fcnglichen Collagen oder dem fertigen Glutin \u2014 angebrachtes Reinigungsverfahren bis auf die Zone der niedrigeren Werthe h\u00e4tten reducirt werden k\u00f6nnen,","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"481\nscheint mir bei reiflicher Ueberlegung undenkbar. *) Es er\u00fcbrigt nun noch, jene letzthin von Faust (loc. cit.) ver\u00f6ffentlichten Schvvefelwerthe in Erw\u00e4gung zu ziehen, welche, nur mit wenigen Hundertstel Procent unter 0,5\u00b0/o hinabgehend, bei der Analyse ausserordentlich sorgf\u00e4ltig gereinigter Pr\u00e4parate verschiedener Herstammung gewonnen worden sind. In diesen Werthen (0,49, 0,48 bezw. 0,46), einschliesslich des vom Verf. f\u00fcr das Fischschuppenglutin erzielten Werthes, 0,52 \u00b0/o, glaube ich einen ungef\u00e4hr exacten Ausdruck f\u00fcr die h\u00f6heren Glutinschwefel-werthe erblicken zu d\u00fcrfen.\nKurz, der Thatsaehe, dass die bisher nachgewiesenen Werthe des Glutinschwefels im Ganzen sich einem der beiden Werthe 1U und h\u00e4 \u00b0/o anschliessen, w\u00e4hrend dazwischen eine, freilich recht begrenzte, freie Zone gelegen ist, entnehme ich den Anlass, die Hypothese aufzustellen, dass es in Bezug auf die Gr\u00f6sse des Schwefelgehalts zwei Typen Collagen bezw. Glutin gibt, die sich von einander dadurch unterscheiden, dass der eine 1 Atom Schwefel im Molek\u00fcl gegen\u00fcber 2 Atomen bei dem anderen, oder vorsichtiger ausgedr\u00fcckt, nur halb so viele Schwefelatome wie der andere enth\u00e4lt. Insofern\ni) Anderer Meinung ist offenbar van Name (Z S. 124), der, nachdem er das Vorhandensein eines Glutins mit 0,25 \u00b0/o Schwefelgehalt nachgewiesen, hieraus folgert: \u00abUndoubtly the small percentage of sulphur, as contrasted with those in the older analyses [0,6 \u00b0/o] is due to the more complete removal of mucin [vom Verf. cur-sivirt] in these preparation, for, as been recently found, the sulphur-content of mucin from tendons is quite high, 2,32 per cent. \u00bb\nGegen eine solche Deutung der Thaisachen muss ich jedoch Einspruch erheben. Man bedenke, dass eine durch Verunreinigung mit organischer, schwefelhaltiger Substanz bewirkte Steigerung des Schwefelgehalts eines Glutinpr\u00e4parats von dem als das Richtige supponirten Werthe 0,25 bis auf 0,6 \u00b0/o \u2014 gesetzt, dass die Verunreinigung sogar den hohen Schwefelgehalt von 2,3 \u00b0/o bes\u00e4sse \u2014 immerhin etwa 17 \u00b0/o der fremden Substanz erheischen m\u00fcsste, und dass eine so hochgradige Verunreinigung sich nat\u00fcrlich nicht der Entdeckung sollte haben entziehen k\u00f6nnen bei der Untersuchung der qualitativen Reactionen des Pr\u00e4parates. (Pr\u00fcfung der F\u00e4llbarkeit S\u00e4uren gegen\u00fcber, auf bleischw\u00e4rzenden Schwefel, auf reducirende Substanz nach Kochen mit verd\u00fcnnter Minerals\u00e4ure u. s. w.).\n32*","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nerscheint diese Annahme ansprechend, als mit ihrer Gutheissung der Widerspruch zwischen den auf diesem Gebiete bisher gemachten Beobachtungen wesentlich vermindert wird. Falls diese Zerlegung sich als zutreffend erweist, w\u00e4re die durch eine Untersuchung gut gereinigten Glutins mit bekanntem * Ursprung zu gewinnende Feststellung des Verbreitungsgebietes jedes dieser zwei Typen von Interesse.\nWenn k\u00fcnftige Untersuchungen nun auch best\u00e4tigen sollten, dass man mit Recht zwischen \u2014 um eine alterth\u00fcm-liche Ausdrucksweise zu gebrauchen \u2014 \u00ab einfach geschwefeltem \u00bb und \u00abdoppelt geschwefeltem\u00bb Glutin unterscheiden k\u00f6nne, so ist daraus aber nicht zu folgern, dass die Schwefelatome der letzteren Art in ihrer Bindungsform untereinander verschieden sein m\u00fcssen. Im Gegentheil sprechen alle bisher bekannten Verh\u00e4ltnisse daf\u00fcr, dass der Schwefel bei jedem gut gereinigten Glutin, ganz abgesehen davon, ob er in dem ik oder lk \u00b0/o n\u00e4her liegenden Betrage darin vorkommt, in sogen, fester1) Bindung vorhanden ist, da die Pr\u00fcfung mit alkalischer Bleil\u00f6sung \u2014 in Bezug hierauf waltet v\u00f6llige Einigkeit in der Litteratur \u2014 stets negativ ausgefallen ist.\nAls experimentellen Beweis der ausserordentlich festen,\nl) Der \u00ab fest \u00bbgebundene Schwefel, der eine geraume Zeit lang auch als \u00aboxydirter\u00bb bezeichnet wird\u2014 im Gegensatz zudem \u00ablose\u00bb gebundenen Schwefel, welcher, obschon eine Collectivbezeichnung mehrerer verschiedener Bindungsarten ausmachend, dennoch den Beinamen \u00abun-oxydirter\u00bb f\u00fcr sich beanspruchen k\u00f6nnte \u2014, sollte nicht mehr mit diesem Adjectiv (\u00aboxydirt\u00bb) vereint werden, da es nunmehr immer offenbarer geworden, dass hier (in Bezug auf Proteinstoffe \u00fcberhaupt) von keinem an Sauerstoff gebundenen Schwefel die Rede ist, sondern von der Bindung di\u00e8ses Elements innerhalb der Merkaptangruppe, einer Bindungsform, die mit den Sauerstoffverbindungen des Schwefels die Eigenschaft gemeinsam hat, dass sie mit alkalischer Bleil\u00f6sung nicht reagirt.\nWenn van Name (Z S. 125) in dem Satze \u00abFurther the above samples of gelatin give no reaction for mercaptan-sulphur with plumbic acetate and potassium hydroxide\u00bb jene Schwefelbindungsform, welche mit alkalischer Bleil\u00f6sung reagirt, als Merk apt an Schwefel bezeichnet, so ist dies wohl nur als eine unabsichtliche Verwechslung des Ausdrucks zu betrachten.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"483\norganischen Bindung des Schwefels im oben erw\u00e4hnten, 0,20\u00b0/o Schwefel enthaltenden Glutin sei beil\u00e4ufig das Ergebnis einiger Oxydationsversuche erw\u00e4hnt.1)\nVersuchs- nummer\tOxydations- mittel\tGewonnene Menge OxydirterSchwefel BaS04 g\tJ\t>\t\n1.\tGone. Salpeters\u00e4ure ('Spec. Gew. 1,39)\t0,007\t0,019\n2_\tRauch. Salpeters. (Spec. Gew. 1,50)\t0,0045\t0,012\n3.\tConc. K\u00f6nigswasser j (stsvl Vol. rauch. Salpeters, -j- 3 Vol. conc. Salzs\u00e4ure vom spec. Gew. 1,19)\t0,0065\t0,018\nTrotz der wohlbekannten Energie der benutzten Reactions-mittel, die sogar in reichlichem Ueberschuss und unter Erhitzung zur Verwendung kamen, war also nur ein geringer Bruch-theil des Glutinschwefels zu Schwefels\u00e4ure oxydirt worden: von den urspr\u00fcnglichen 0,20\u00b0/o entzogen sich 0,18\u20140,19\u00b0/o einer solchen Einwirkung. Eine andere Frage wirft sich auf, welches Schicksal die Hauptmasse des Schwefels in Folge der bei jener energischen Behandlung unvermeidlichen Destruction des Glutinmolek\u00fcls erlitten hat. Obgleich meine daraufhin\ni) Bei jedem Versuche gelangte eine so grosse Menge des Glutinpr\u00e4parats Nr. I zur Verwendung, dass sie genau 5 g aschefreier Trockensubstanz entsprach. In einem mit einem Uhrglase \u00fcberdeckten Glasbecher wurde jede solche Portion mit 75 ccm. der betreffenden Oxydationsfl\u00fcssigkeit behandelt \u2014 die zur Verwendung gelangenden Salpeter- und Salzs\u00e4uren waren durch Umdestilliren von jeder Verunreinigung mit Schwefels\u00e4ure befreit \u2014. zuerst 24 Stunden in Zimmertemperatur, dann im Sandbade 2 oder mehr Tage (davon ein Weilchen mit der Mischung in vollem Sieden). Je nachdem die Concentration des Inhalts eintrat, wurden die Becher ins Wasserbad gebracht, wo die Verdampfung der Reactions-mischung so lange andauerte, bis ein fester R\u00fcckstand gewonnen wurde. Nachdem der R\u00fcckstand in der W\u00e4rme des Wasserbades mit Salzs\u00e4ure abgeraucht, wurde unter Beobachtung der bekannten Vorsichtsmassregeln die Menge des w\u00e4hrend des beschriebenen Verfahrens zu Schwefels\u00e4ure oxydirten Schwefels bestimmt.","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nunternommenen Versuche wegen der technischen Schwierigkeiten bei der Isolirung des schwefelhaltigen Endproduktes noch keinen Abschluss gefunden, und man demnach nicht behaupten darf, dass das Resultat endg\u00fcltig festgestellt sei, will ich indes auf meine bisherigen Beobachtungen gest\u00fctzt, als h\u00f6chst wahrscheinlich erkl\u00e4ren, dass der Glutinschwefel nach einem Oxydationsverfahren obiger Art haupts\u00e4chlich als Methylsulfons\u00e4ure, CH3HS03, wiederzufmden ist.\nAnl\u00e4sslich einer im Lehrbuch Neumeister\u2019s (\u00c4 S. 47) vorkommenden Angabe, dass das Glutin, obschon es \u00ab den leicht abspaltbaren Schwefel der Eiweissk\u00f6rper\u00bb nicht besitze, bei der Zersetzung mit Salzs\u00e4ure Schwefelwasserstoff abgebe, habe ich das Glutinpr\u00e4parat Nr. I daraufhin gepr\u00fcft, habe aber ein v\u00f6llig negatives Resultat erhalten. In einem Glaskolben wurde das Glutin mit concentrirter Salzs\u00e4ure (specifisches Gewicht 1,19) \u00fcbergossen, und durch den in das lebhaft kochende Wasserbad hinabgesenkten Kolben wurde ein Luftstrom geleitet, der dann durch eine Absorptionsflasche mit Kalilauge hindurchgelassen wurde. Nach einigen Stunden wurde der noch immer alkalische Flascheninhalt mit einem Zusatz von Bleiacetat resp. Nitroprussidnatrium gepr\u00fcft, ohne dass dadurch eine Sulfidreaction erzielt wurde. Obgleich dieser nur an einem Glutinpr\u00e4parate ausgef\u00fchrte Versuch streng genommen nur beweist, dass die Behauptung Neumeister\u2019s nicht auf jedes Glutin zutrifft, hege ich dennoch Zweifel, dass es \u00fcberhaupt gelingen sollte, an irgend einem von fremden, organischen Schwefelverbindungen gut gereinigten Glutin, es m\u00f6ge dem schwefelreicheren oder dem schwefel\u00e4rmeren Typus angeh\u00f6ren, ein entgegengesetztes Resultat zu erlangen.\n3. Verhalten zu Mill on\u2019 s Reagens.\nBetreffs des Verhaltens des Glutins zu diesem bei physiologisch-chemischen Untersuchungen so fleissig benutzten und in vielen F\u00e4llen werthvollen Reagens begegnet Einem allgemeinx) in Specialarbeiten und Lehrb\u00fcchern die Angabe, dass eine schwache\n1) Eine isolirte Stellung behauptet in dieser Frage W. Krukenberg (R S. 174), der Einzige, welcher \u00fcber ein von ihm untersuchtes","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Rothf\u00e4rbung eintrete, mit anderen Worten, ein positiver Ausfall, wenn schon ein erheblich schw\u00e4cherer als der von der Pr\u00fcfung z. B. echter Eiweissstoffe bekannte. Bisweilen wird diese Angabe ohne jedweden Commentai' angef\u00fchrt (Weiske, P S. 462; F. Hoppe Seyler, Q S. 271), \u00f6fters mit einer zur\u00fcckhaltenden Bemerkung gegen\u00fcber der Bedeutung des positiven Ausfalls. Hierbei beobachtet dieser oder jener Autor \u25a0;llaminarsten, K S. 306; K\u00fchne, S S. 358) eine gewisse Vorsicht, beispielsweise die M\u00f6glichkeit oder gar Wahrscheinlichkeit muthmassend, dass der positive Ausschlag nicht dem Glutine selbst angeh\u00f6re, sondern auf eine Verunreinigung mit anderen Proteinstoffen zur\u00fcckzuf\u00fchren sei, w\u00e4hrend Andere (Neumeister, \u00c4 S. 47 ;* 2) Salkowski, A' S. 267)3) mit Bestimmtheit f\u00fcr die Richtigkeit dieser Annahme eintreten.\nDieser unter den wissenschaftlichen Forschern weitverbreiteten Anschauungsweise tritt letzthin van Name (Z S. 128) ganz entschieden entgegen, indem er sich auf die Ergebnisse st\u00fctzt, welche seine Untersuchungen des vorerw\u00e4hnten, umsichtig gereinigten, schwefelarmen Glutins geliefert. Er schliesst seine Abhandlung mit folgender, hier in w\u00f6rtlicher Uebersetzung wiedergegebener Aussage : \u00abDie Reaction f\u00e4llt allzu kr\u00e4ftig aus, um auf Spuren verunreinigenden Eiweisses bezogen zu werden, wie man sie im Allgemeinen hat deuten wollen. Viel mehr wahrscheinlich ist die Annahme, dass die Atomgruppen \u2014 monohydroxylirte Benzolkerne \u2014 welche sich durch Rothf\u00e4rbung mit Mil Ion\u2019s Reagens kundgeben, und welche im Eiweissmolek\u00fcl so reichlich vertreten sind, im Molek\u00fcl des Glutins verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig sparsam Vorkommen\u00bb.\nGlutin berichtet, das bei der Pr\u00fcfung mit dem erw\u00e4hnten Reagens keine F\u00e4rbung ergeben haben sollte. Die Darstellung eines so beschaffenen Glutins l\u00e4sst er auf der lang andauernden Extraction des Collagens mit 5\u201410 \u00b0/o iger Natronlauge und nachfolgendem sorgf\u00e4ltigen Auswaschen mit Wasser beruhen.\n2)\t\u00ab.........gibt der Leim noch eine schwache Millon\u2019sche\nReaction, weiche nicht auf das Glutin, sondern auf beigemischtes Eiweiss zu beziehen ist.\u00bb\n3)\t\u00abDie geringe Rothf\u00e4rbung ist auf Reimischung von Albumosen oder Pepton zu beziehen.\u00bb","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nObgleich ich in einigen anderen auf das Glutin bez\u00fcglichen Fragen nicht ganz mit van Name \u00fcbereinstimme, muss ich ihm in diesem Punkte entschieden beipflichten, und zwar nicht nur deswegen, weil ich schon w\u00e4hrend fr\u00fcherer Untersuchungen von Glutin verschiedener Herkunft veranlasst gewesen, die Richtigkeit der obwaltenden Meinung anzuzweifeln, sondern besonders deshalb, weil die Pr\u00fcfungen meiner oben beschriebenen Glutinpr\u00e4parate mich zu der gleichen Auffassung gef\u00fchrt haben. Folgender diesbez\u00fcglicher Versuch war dabei entscheidend.\nVon den Glutinpr\u00e4paraten Nr. I\u2014VI (mit Kali behandelti. Nr. VII (nur mit Wasser extrahirt) und Nr. VIII (die urspr\u00fcngliche Gelatine) wurde H indem der Gehalt an Wasser und Asche jedes einzelnen Pr\u00e4parates ber\u00fccksichtigt worden \u2014 eine Quantit\u00e4t abgewogen, welche in warmem Wasser gel\u00f6st eine 50 ccm. betragende L\u00f6sung mit einem Gehalt an 4\u00b0/o organischer Trockensubstanz ergab. Diese betreffs der Concentration demnach auf einer Stufe stehenden L\u00f6sungen wurden unter gleichartigen Verh\u00e4ltnissen mit dem Mi Hon\u2019sehen Reagens gepr\u00fcft. In verschiedenen Probenr\u00f6hren wurden 10 ccm. jeder L\u00f6sung mit dem gleichen Volumen eines sehr verd\u00fcnnten Reagens gemischt und dann die acht Probemischungen gleichzeitig ins Wasserbad hereingesenkt. Innerhalb des Bruchtheils einer Minute erschien in s\u00e4mmtliehen Proben eine bestimmt wahrnehmbare Rothf\u00e4rbung, die w\u00e4hrend der nachfolgenden Minuten etwas gesteigert wurde. Sowohl als die Probemischungen nach 5 Minuten dem Wasserbade entnommen wurden,* als sp\u00e4ter, nach dem Abk\u00fchlen, war die F\u00e4rbung in allen Proben von derselben St\u00e4rke; weder Verf. noch zwei andere mit derartigen Reobachtungen vertraute Personen waren trotz ernsten Bem\u00fchens im Stande, eine der Proben in Bezug auf den F\u00e4rbungsgrad von den anderen auszuscheiden. Q\n1) Auch bei der Pr\u00fcfung mit der Xanthoproteins\u00e4urereaction, die ja betreffs Proteinstoffe im Allgemeinen mit der Mil Ion\u2019sehen parallel verl\u00e4uft, ergab sich, besonders bei Uebers\u00e4ttigung mit Ammoniak, bei allen acht L\u00f6sungen ein durchaus deutlicher positiver Ausschlag, und zwar hier ebenfalls ohne einen bemerkbaren Unterschied bez\u00fcglich des F\u00e4rbungsgrades der verschiedenen Proben.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"Wenn das positive Verhalten des Glutins der Millon\u2019sehen Reaction gegen\u00fcber tats\u00e4chlich nur das Vorhandensein unvermeidlicher, accessorischer Beimischungen (Eiweissstoffe, Mucin u. A.) anzeigen sollte, h\u00e4tten Glutinpr\u00e4parate, welche einer in Bezug auf die Entfernung solcher Beimischungen so differenter Behandlung unterzogen waren, wie es im vorliegenden Falle geschehen, nothwendiger Weise wenigstens eine Abstufung im Reactionsresultate ergeben m\u00fcssen ; eine solche konnte jedoch, wie eben erw\u00e4hnt worden, nicht einmal bei der Vergleichung der extremen Proben beobachtet werden: der Pr\u00e4parate Nr. V und VI (d. h. der am kr\u00e4ftigsten mit Kali behandelten) gegen\u00fcber den Pr\u00e4p\u00e4raten Nr. VII und VIII (der nur mit Wasser extrahirten, bezw. der urspr\u00fcnglichen Gelatine). *\u25a0)\u25a0\nDer zuerst von van Name ausgesprochenen und auch von mir gehegten Ueberzeugung steht besonders die Angabe V . Krukenberg\u2019s (siehe oben S. 484,Fussnote) in bestimmtem Widerspruch gegen\u00fcber. Da ich indes beobachtet habe, dass je nach der Art und Weise, wie mit der Millon\u2019sehen Reaction verfahren wird, dasselbe Glutinmaterial das eine Mal eine deutliche und bleibende, ein anderes Mal aber nur eine rasch vor\u00fcbergehende F\u00e4rbung darweist, dass mit anderen AVorten bei ungeeigneter Anordnung ein positiver Ausfall sich der Beachtung entziehen kann, so wage ich in diesem Umstande eine Erkl\u00e4rung der Entstehung jener von keinem Anderen best\u00e4tigten Krukenberg\u2019sehen Angabe zu erblicken. Wenn man dem Uebersehen eines etwaigen positiven Ausschlages bei der Pr\u00fcfung des Glutins mit dem Millon-schen Reagens Vorbeugen will, sollte man nur eine ganz geringe Menge des Reagens zusetzen oder sich eines im Voraus stark verd\u00fcnnten Reagens bedienen, denn ein Ueber-schuss bewirkt, dass die F\u00e4rbung \u2014 auch wenn sie wenige Augenblicke zum Vorschein kommt \u2014 schnell und zwar de-\np Dass nicht einmal die urspr\u00fcngliche Gelatine eine kr\u00e4ftigere F\u00e4rbung lieferte, als die \u00fcbrigen Pr\u00e4parate, wird dadurch erkl\u00e4rt, dass hier zuf\u00e4llig eine aussergew\u00f6hnlich reine Handelssorte verwendet wurde.","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 488\nfinitiv verschwindet. *) Die nachstehenden Versuche theilen hier\u00fcber N\u00e4heres mit.\nVon aus den Pr\u00e4paraten Nr. I\u2014VIII hergestellten 2\u00b0/oigen Glutinl\u00f6sungen wurden je 10 ccm. abgemessen und diese Proben auf 2 Serien, A und B, vertheilt. Den Proben der Serie A wurden je 10 ccm. vom unverd\u00fcnnten Millon\u2019sehen Reagens zugef\u00fcgt, denen der Serie B die gleiche Menge eines mit 8\u201410 Volumina destillirten Wassers verd\u00fcnnten Reagens. Die Proben wurden ins Wasserbad eingesenkt.\nSerie A: A\u00c4T\u00e4hrend der ersten 1U\u20141h Minute, d. h. ehe die Probemischung die Temperatur des siedenden Wassers angenommen hatte, erschien eine Roth-f\u00e4rbung, die aber fast augenblicklich verschwand und w\u00e4hrend der bis auf die Dauer von 10 Minuten fortgesetzten Erhitzung nicht wieder bemerkbar wurde, sondern von einer schwachen Gelbf\u00e4rbung (= Xantho-proteins\u00e4urereaction) ersetzt wurde.\nSerie B: Nach und nach zeigte sich die Roth-f\u00e4rbung, die, nachdem sie binnen weniger Minuten ihr Maximum erreicht, w\u00e4hrend der weitere 10 Minuten lang dauernden Erhitzung unver\u00e4ndert blieb.\nDie eben besprochenen Versuche geben leicht zu verstehen, dass, falls man sich des in der Serie A benutzten Reagenszusatzes bedient h\u00e4tte, und wenn man \u2014- nachdem die Probengl\u00e4ser in ein gew\u00f6hnliches, undurchsichtiges Wasserbad gebracht worden \u2014 sie erst nach etwa einer Minute zwecks Beobachtens wieder herausgenommen h\u00e4tte, jene fl\u00fcchtige F\u00e4rbungserscheinung nothwendiger Weise g\u00e4nzlich \u00fcbersehen worden w\u00e4re.\nl) Die Vorschrift Salkowski\u2019s (A' S. 267): \u00ab....zweck-\nm\u00e4ssig erhitzt man zuerst die Leiml\u00f6sung zum Sieden, tropft einige Tropfen [vom Verf. cursiv.] Millon\u2019s Reagens hinzu und erhitzt dann weiter \u00bb, l\u00e4sst Einen ganz deutlich zwischen den Zeilen lesen, dass S. die gleiche Erfahrung gemacht hat.","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"489\n4. Verhalten zn Ferrocyankalium and Essigs\u00e4ure, a) Einleitung.\nSogar in so sp\u00e4ter Zeit wie Anfangs dieses Jahrzehnts hatte das Verh\u00e4ltniss des Glutins zur obengenannten Reagentien-combination noch keine streitigen Auffassungen veranlasst. Allgemein war die Angabe, dass Glutin von Ferrocyankalium M Essigs\u00e4ure (bezw. Salzs\u00e4ure) nicht gef\u00e4llt werde.* 1) Ja, man meinte sogar in diesem Umstande ein Unterscheidungsmittel zwischen dem Glutin und der Mehrzahl der Eiweissstoffe zu besitzen. Den ersten Stoss versetzte Hammarsten dieser damals so verbreiteten Ansicht in seinem 1891 erschienenen Lehrbuche (M S. 32) mit den Worten : \u00abVon gelbem Blutlaugensalz kann eine mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerte Leiml\u00f6sung bei vorsichtigem Zusatz des Reagens gef\u00e4llt werden\u00bb. In dem zwei Jahre sp\u00e4ter erschienenen Lehrbuche von F. Hoppe-Seyler -(Q S. 271) findet man dieselbe Auffassung und neulich (1897) hat van Name (Z S. 129) sich ihr angeschlossen. Andererseits hat die \u00e4ltere Auffassung sich in den verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig neuerschienenen Lehrb\u00fcchern Neumeister\u2019s (\u00c4S. 47) und Salkowski\u2019s (A' S. 266) \u2014 beide im Jahre 1893 ver\u00f6ffentlicht \u2014 unver\u00e4ndert bewahrt.\nDieser Sachlage gegen\u00fcber fragt man sich unwillk\u00fcrlich: was mag der Anlass sein, dass eine scheinbar so einfache Frage so diametral verschieden beantwortet worden, und was mag vor Allem bewirkt haben, dass von den sich mit ihr besch\u00e4ftigenden Forschern nur wenige, und zwar erst j\u00fcngst,, mit der betreffenden Reagentiencombination positive Resultate verzeichnen haben k\u00f6nnen? Der Grund ist ganz gewiss darin zu erblicken, dass diese f\u00fcr das Glutin durchaus charakteristische F\u00e4llungsreaction gegen einige bei dem Ausf\u00fchren zur Wirkung kommende Nebenumst\u00e4nde, deren jeder einzelne das Eintreten der Reaction behindern kann, \u00e4usserst\n1) Lehmann, TS. 373; Gerhardt, HS. 510; Gorup-Besanez\nI S. 141; Hammarsten, K S. 306; Verf., U S. 232.\n(Bei Gerhardt und Gorup-Besanez ist das Ans\u00e4uern der Fl\u00fcssigkeit nicht direkt angegeben.)","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nempfindlich ist, und dass man diesen Umst\u00e4nden bisher nicht die geb\u00fchrende Aufmerksamkeit zugewandt hat.\nEine wichtige Fehlerquelle hat bereits Hammarsten hervorgehoben, n\u00e4mlich die L\u00f6slichkeit des Niederschlags im Ferrocyankalium\u00fcberschuss, woraus zu folgern ist, dass eine unvorsichtige Zugabe dieses Reagens das Nichteintreten des Niederschlags nach sich ziehen kann. Eine diesbez\u00fcgliche Warnung bringen denn auch Hoppe-Sevler und van Name.\nEs finden sich aber, nach dem, was ich durch eingehenderes Studiren dieser Reaction ermittelt habe, noch andere verschiedene Ursachen des Misslingens der Reaction. Dieser Fehlerquellen wird in der n\u00e4chsten Abtheilung Erw\u00e4hnung gethan.\nb) Eigene Versuche, a) Methodik.\n1.\tGlutinmaterial. Verwendet wurden theils Pr\u00e4parat Nr. VIII mit einem Gehalt an Asche von 1,87\u00b0/o, theils ein daraus durch energisches Auswaschen mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und destillirtem Wasser dargestelltes Pr\u00e4parat (Nr. IX i mit einem Aschengehalt von 0,22\u00b0,/o.\nDie St\u00e4rke der benutzten Glutinl\u00f6sungen wurde mit Rezugnahme auf den Gehalt der Pr\u00e4parate an Feuchtigkeit und Asche berechnet, und die nachstehenden Glutinwerthe beziehen sich also auf aschefreie Trockensubstanz. Bei den Hauptversuchen kamen Concentrationen von 1, 2, 4 bezw. 8\u00b0/o zur Verwendung.1)\n2.\tReagensl\u00f6sungen. Verwendet wurden 10\u00b0/oige Wasserl\u00f6sungen von krystallisirtem Ferrocyankalium, Essigs\u00e4ure und Chlornatrium.\ni) Mit dem Procentgehalt einer L\u00f6sung ist \u00fcberall in dieser Abhandlung die Gesammtzahl der betreffenden Substanz in 100 ccm., nicht in 100 g der L\u00f6sung gemeint. Dieses Bezeichnungsverfahren ist zwar theoretisch nicht ganz correct, veranlasst jedoch keinerlei Irrthum, wenn es consequent angewandt wird, und bei Arbeiten der vorliegenden Kategorie ist es mit erheblichem praktischen Vortheil verkn\u00fcpft.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"491 \u2014\n3. Allgemeine Anordnung. In Probenr\u00f6hren wurden je 10 ccm. der fraglichen, kurz zuvor dargestellten und bis auf Zimmertemperatur abgek\u00fchlten Glutinl\u00f6sung gegossen. Ohne Verzug wurde in einen kleinen Messcylinder die berechnete Menge Essigs\u00e4ure gegeben \u2014 in gewissen Versuchen ausserdem die berechnete Menge Chlornatriuml\u00f6sung \u2014 nebst soviel destillirtem Wasser, dass die ganze Mischung (aus Essigs\u00e4ure, destillirtem Wasser, eventuell Chlornatriuml\u00f6sung) 10 ccm. minus die berechnete Menge der Ferrocyankaliuml\u00f6sung ausmachte. Diese Mischung wurde in die Glutinl\u00f6sung gegossen und mit ihr gemischt, worauf die' berechnete Menge der Ferro-cyankaliuml\u00f6sung aus einer feingraduirten Pipette zugesetzt wurde. Das'gesammte Volumen der Reactionsmischung belief sich demnach f\u00fcr jede Probe auf genau 20 ccm.1)\nNach sofortiger Vermischung des Proberohrinhalts begann die Beobachtung, die falls der Niederschlag nicht schon fr\u00fcher zum Vorschein kam \u2014 1/2 Minute lang fortgesetzt wurde. Als positives Ergebniss wurde jede Probe verzeichnet, in der ein deutlicher, flockiger Niederschlag w\u00e4hrend der erw\u00e4hnten Zeit beobachtet wurde; als negative die \u00fcbrigen, in denen nach jener Periode die Fl\u00fcssigkeit entweder klar blieb oder nur eine Opalescenz oder \u2014 in einzelnen F\u00e4llen \u2014 eine unbestimmte, nicht flockige Tr\u00fcbung darwies. In den Versuchsprotokollen bezeichnet \u00ab+ 15\u00b0 C.\u00bb die jedesmalige Zimmertemperatur, in diesem Falle -j- 15\u00b0 C. oder ein wenig h\u00f6her, bis h\u00f6chstens -f 18\u00b0 G. Bei den mit bestimmter Temperatursteigerung Pis _j-30\u00b0 C. angestellten Versuchen wurden sowohl die Glutinl\u00f6sung, die Reagenzl\u00f6sungen und das zu verwendende destillirte Wasser, als auch die Mess-und Beobachtungs-gef\u00e4sse in ein Wasserbad von der betreffenden Gradzahl versenkt.\nDer Uebersichtlichkeit halber werden nachstehend nicht die bei den Versuchen direkt verwendeten Reagensl\u00f6sungs-\n1) Der Glutingehalt in der Reactionsmischung war demnach genau halb so gross wie derjenige der betreffenden Glutinl\u00f6sung.","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nmengen sondern die mit ihrer H\u00fclfe berechneten Pro cent zahlen der fraglichen Substanz (krystallisirtes Ferro-cyankalium, Essigs\u00e4ure u. s. w.) in der Reactionsmischung angegeben, welches Berechnungsverfahren auch in Bezug auf das Glutin selbst (und dessen Aschenbestandtheile) angewandt wird.\nIn jeder besonderen Versuchs gruppe (insgesammt 48 St.) wurde verwendet:\nVon Ferrocyankalium (\u00abFck\u00bb) 0,015; 0,03; 0,06; 0,125; 0,25; 0,5 bez. l,0\u00b0/o;\nVon Essigs\u00e4ure (\u00abA\u00bb) 0,03; 0,06; 0,125; 0,25; 0,5; 1,0; 2,0 bezw. 4,0\u00b0/o.1)\nIn jeder Versuchssme (insgesammt 12 St.; je 4 Gruppen umfassend) wurde verwendet:\nVon Glutin 0,5; 1,0; 2,0 bezw. 4,0\u00b0/o2)\nDie Protokolle verzeichnen nur diejenigen Reagens-combinationen, welche positive Ergebnisse lieferten: mit H\u00fclfe der obigen, in jeder Versuchsgruppe gepr\u00fcften Reagensmengen ist indes die Vervollst\u00e4ndigung der negativ ausfallenden Reagenscombinationen leicht zu bewerkstelligen, auch wenn sie z. Th. der Raumersparniss halber nicht direkt angef\u00fchrt worden.\n1)\tWenn in den Protokollen ein Bindestrich zwei .die Essigs\u00e4uremenge angebende Ziffern verbindet, z. B. 0,25\u20144,0, sind die dazwischen liegenden Mengen einbegriffen. Also in dem angef\u00fchrten Exempel: 0,5; 1,0 und 2,0.\n2)\tDa die Zifferangaben der Versuchsprotokolle sammt und sonders \u00b0/o bezeichnen, wird auf das jedesmalige Hinzuf\u00fcgen des \u00b0/o-Zei chens verzichtet.\nDie den Glutinmengen 0,5; 1,0; 2,0 und 4,0 entsprechenden Versuchsgruppen jeder Serie werden in den Protokollen als Gruppe 1. 2, 3 bezw. 4 aufgef\u00fchrt, sodass die Glutinconcentration einer \u00abGruppe 1\u00bb immer 0,5, einer \u00abGruppe 3\u00bb immer 2,0 u. s. w. war.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"493\n\u00df) Protokolle.\nI. Glutinpr\u00e4parat Nr. VIII.\nA. Ohne Zusatz von NaCl. a) Versuchstemperatur + 15\u00b0 G.\nGruppei. Glutin: 0,5. Aschebestandtheile : approx. 0,01. Ser. 1.\nFck\tA\tAnzahl -j-1)\n0,06\t0,06 \u20140,5\t\n0,125\t0,125-2,0\t17\n0,25\t0,25 \u20141,0\t\n0,5\t1,0 \u20141,0\t\nGruppe 2. Glutin: 1,0. Aschebestandtheile: approx. 0,02.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -j-\n0,125\t0,5\t1\n0,25\t0,5-2,0\t\nGruppe 3. Glutin: 2,0. Aschebestandtheile: approx. 0,04.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -f-\n\u2014\t\u2014\t0\nGruppe 4. Glutin: 4,0. Aschebestandtheile: approx. 0,08.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -|-\n\u2014\t\u2014\t0\nb) Versuchstemperatur + 30\u00b0 C.\nGruppe 1.\t________________________________ Ser. 2.\nFck\tA\tAnzahl -j-\n0,125 0,25\t1,0 0,5-1,0\t3\nl). = Anzahl der Reagenscombinationen, welche positives Resultat ergaben.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nGrappe 2\u20144.\nFck\tA\tAnzahl\nB. Mit Zusatz von a) Versuchstemperatur \u00ab) NaCl : 0;06 Gruppe 1.\t\t0 . NaCl. + 15\u00b0 G.\nFck\tA\t. Anzahl -]-\n0,125 0,25 Gruppe 2\u20144.\t0,25\u20140,5 0,5\t3\nFck\tA\tAnzahl -j-\n\u00df) Gruppe 1\u20144.\tNaCl : 0,12;\t0 5.\nFck\t\u00c4\tAnzahl -f-\nb) Versuchstemperatur o) NaCl : 0,0t Gruppe 1.\t\t0 -f 30\u00b0 C.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -J-\n0,125\t1,0\t\n\t\t3\n0,25\t0,5\u20141,0\t\nGrappe 2\u20144.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -f~\n\u2014\t\u2014\t0\nSer. 3\nSer. 4\nSer. 5","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"495\nGruppe 1\nGruppe 1.\nGruppe 2\nGruppe 3\nGruppe 4\n\u00df) NaCl : 0,125.\n\u2014 A.\nSer. 6\nFck\tA\tAnzahl -j-\n\u2014\t\u2014\t0\nII. Glutinpr\u00e4parat Nr. IX.\nA. Ohne Zusatz von NaCl. a) Versuchstemperatur + 15\u00b0 C.\nGlutin: 0,5. Aschebestandtheile: approx. 0,001. Ser.\nFck\tA\tAnzahl\n0,03\t0,06 \u20140,25\t\n0,06\t0,06 -1,0\t\n0,125\t0,125\u20142,0\t21\n0,25\t0,25 \u20144,0\t\n0,5\t1,0 \u20144,0\t\nGlutin: 1,0. Aschebestandtheile: approx. 0,002.\nFck\tA\tAnzahl ~h\n0,06\t0,25\t\n0,125\t1 0,25\u20142,0\t1 9\n0,25\t0,5 \u20144,0\t\n0,5\t1,0 \u20144,0\t\nGlutin: 2,0. Aschebestandtheile: approx. 0,004.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl\n0,25\t1,0\t1\nGlutin: 4,0. Aschebestandtheile: approx. 0,008.\nFck\tA\tAnzahl -j\u201c\n\u2014\t\u2014\t0\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXVIII.\n33","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\nGruppe 1.\nGruppe 2.\nGruppe 3\u20144.\nGruppe 1.\nGruppe 2.\nGruppe 3\u20144.\nb) Versuchstemperatur + 30\u00b0 C.\nFck\tA\tAnzahl -j-\n0,06\t0,125\u20140,5\t\n0,125\t0,25 \u20141,0\t9\n0,25\t0,5 \u20142,0\t\nFck\tA\tAnzahl -j-\n0,125 0,25\t0,25\u20141.0 0,5 \u20142,0\t6\nFck\t\u00c4\tAnzahl -J-\n\u2014\t\u2014\t0\nB. Mit\tZusatz von\t. NaCl.\na) Versuchstemperatur + 15\u00b0 C. u) NaCl : 0,06.\nFck\tA\tAnzahl -}-\n0,125\t0,25\u20141,0\t\n0,25\t0,25\u20142,0\t7\nFck\tA\tAnzahl\n0,25\t1,0\u20142,0\t2\nFck\tA\tAnzahl\n'.\t\u2014\t0\nSer. 8.\nSer. 9.","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"497\n\u00df) NaCl : 0,125.\nGruppe 1\u20144.\tSer. 10.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl +\n\u2014\t\u2014\t0\nb) Versuchstemperatur 4- 30\u00b0 C.\n\u00ab) NaCl : 0,06.\nGruppe 1\u20144.___________________________________ Ser. 11.\nFck\tA\tAnzahl -(-\n\u2014\t\u2014\t0\n\u00df) NaCl : 0,125.\nGruppe 1\u20144.\tSer. 12.\n\t\t\nFck\tA\tAnzahl -R\n\u2014\t\u2014\t0\nTj Aus den Protokollen (nebst einigen Extraversuelien) gefolgerte\nSchl\u00fcsse, betreffs der Einwirkung nachstehender Factoren.\n1. Die Mengenverh\u00e4ltnisse des Feh, bezw. der A.\nEin gewisses Minimum sowohl des Fck als der A war in jedem einzelnen Falle von n\u00f6then. Kein positives Resultat wurde mit 0,015 Fck erlangt und nur in einem Falle (Ser. 7, Gr. 1) mit 0,03: gew\u00f6hnlich betrug das Minimum 0,06 oder 0,125, wurde aber in 2 F\u00e4llen (Ser. 7, Gr. 3; Ser. 9, Gr. 2) bis auf 0,25 gebracht.1) Von der A erwies die Menge 0;03 sich in s\u00e4mmtlichen F\u00e4llen als ungen\u00fcgend; in 2 F\u00e4llen (Ser. 1, Gr. 1; Ser. 7, Gr. 1) waren 0,06, in einem Falle (Ser. 8, Gr. 1) 0,125 hinreichend, w\u00e4hrend das Minimum in den \u00fcbrigen F\u00e4llen zwischen 0,25 und 1,0 variirte.\nAndererseits war ein Maximum nachweisbar, dessen Ueberschreiten das Nichteintreten der Reaction \u2014 wegen der\n1) Dieser Werth repr\u00e4sentirte in beiden F\u00e4llen auch das Maximum.\n33*","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nL\u00f6slichkeit des Niederschlages im Reagens\u00fcberschusse \u2014 bef\u00fcrchten liess. Betreffs Fck lag dieses Maximum, nach dem was Hammarsten u. A. betont (siehe S. 490), ausserordentlich niedrig. In allen F\u00e4llen erwies das Maximum sich als \u00fcberschritten bei 1,0, und s\u00e4mmtliche beobachtete Maximalwerthe lagen innerhalb der engen Grenzen 0,25\u20140,5. Dem entgegen ergaben die Maximalzahlen der A-Werthe ein Schwanken innerhalb weiter Grenzen, von 0,25 (Ser. 7, Gr. 1\u20142) bis 4,0.^\nWas das gegenseitige Verh\u00e4ltniss der beiden Reagentien zu einander betrifft, so erheischt eine gr\u00f6ssere Zugabe von Fck eine entsprechende Vermehrung von A. Um ein Beispiel aus der Mitte herauszugreifen: w\u00e4hrend (in der Ser. 7, Gr. 1) 0,06 Fck schon mit 0,06 A den Niederschlag erzeugt, erheischt 0,5 Fck mindestens 1,0 A. Als eine Reagenseombination von allgemeinerer G\u00fcltigkeit ergab sich :\t0,25 Fck mit\n0,5 \u20141,0 A, welche in allen jenen F\u00e4llen, wo \u00fcberhaupt ein positives Resultat erlangt wurde, einen Niederschlag erzeugte.\n2. Die Concentration der Glutinl\u00f6sung.\nHinsichtlich dieses Factors bringt das Studium der Versuchsprotokolle ganz unerwartete Ergebnisse an den Tag. Es erhellt aus ihnen, dass die Reaction bei Verwendung einer concentrirten Glutinl\u00f6sung viel eher dem Misslingen ausgesetzt ist, als bei dem Gebrauch einer verd\u00fcnnten. Von der Glutinmenge 0,5 ausgehend, finden wir, dass die Zahl der. positiv ausfallenden Reagenscombinationen f\u00fcr jeden h\u00f6heren Concen-trationsgrad rasch abnimmt, z. B. in der Ser. 7, Gr. 1\u20144 von 21 bis auf 12, 1, bezw. 0 sinkt. Durchgehends war mit gar keiner Combination der betreffenden Reagentien \u00fcberhaupt noch ein Niederschlag zu erlangen, falls ein gewisses, keines-\nl) Oder, richtiger, in vielen F\u00e4llen einen noch h\u00f6heren Werth (als 4,0), obgleich der thats\u00e4chliche A-Maximalwerth bei dem Festhalten an konsequenter Durchf\u00fchrung des Untersuchungsplanes nicht mit Gewissheit ermittelt werden konnte, weil das Volumen der Reactionsmischung bei- reichlicherer A-Zugabe \u00fcber 20 ccm. (siehe S. 491) hinausgegangen w\u00e4re und also keine direkte Vergleichung der Proben weiter h\u00e4tte geschehen k\u00f6nnen.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"499\nwegs sehr hohes Glutinmaximum (1,0 bei dem Pr\u00e4parat Nr. VIII, 2,0 bei dem Pr\u00e4parat Nr. IX) \u00fcberschritten worden war.\nBei dem stark aschehaltigen Pr\u00e4parate Nr. VIII ist diese Erscheinung offenbar zum Theil auf das Vorhandensein der verunreinigenden Salze zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass sie aber nicht ausschliesslich darauf beruht, sondern gr\u00f6sstentheils von der zu starken Glutinanh\u00e4ufung in den Reagensmischungen abh\u00e4ngt, erhellt aus den Parallelversuchen mit dem an Asche armen Pr\u00e4parat Nr. IX, welches der Hauptsache nach dieselbe Eigenth\u00fcmlichkeit aufweist.\nAndererseits kann die Glutinmenge erheblich (unter den Werth 0,5) herabgebracht werden, ohne dass deswegen das positive Resultat ausbliebe. Bei einer Extra-Versuchsgruppe war das Optimum der Glutineoncentration sogar niedriger als jener Werth.\nVers. Glutin (Pr\u00e4parat Nr. VIII): 0,25. Aschebestandtheile: approx. 0,005. Versuchstemperatur + 15\u00b0 C.\nFck\tA\tAnzahl- Jj\u00a7\n0,03\t0,06-0,125\t\n0,06\t0,06\u20141,0\t\n0,125\t0,06\u20142,0\t21\n0,25\t0,25\u20144,0\t\n0,5\t1,0 \u20144,0\t\nHier wurde demnach eine h\u00f6here Zahl (21 gegen\u00fcber 17) von F\u00e4llung erzeugenden Reagenscombinationen erzielt, als bei der entsprechenden Versuchsgruppe mit der Glutinconcentration 0,5 (Ser. 1, Gr. 1).\nDiese F\u00e4llungsreaction besitzt einen betr\u00e4chtlichen Grad von Empfindlichkeit. Wenn die Beobachtungszeit \u00fcber die in den vorhin angef\u00fchrten Versuchen beobachtete Dauer von 112 Minute hinausging, ergab jegliche Glutinmenge bis auf 0,015 hinab bei der Pr\u00fcfung beider Glutinpr\u00e4parate positiven Ausschlag.","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nVers. Fck: 0,25, A: 1,0. Versuchstemperatur 4- 15\u00b0 C.\nGlutin\tF\u00e4llungsresultat\n0,25\t\\ Sofort flockiger Niederschlag.\n0,125\t/\n0,06\t^\tSofort Tr\u00fcbung; innerhalb 1k, bezw. 3 Minuten flockiger\n0,03\tj Niederschlag.\n\tAllm\u00e4hlich eintretende Tr\u00fcbung, die nach 10 Minuten\n0,015\tin einen \u00e4usserst feinflockigen Niederschlag \u00fcberging.\nAus dem Dargelegten erhellt ganz deutlich, dass es bei dem Ausfuhren dieser F\u00e4llungsreaction zweckwidrig w\u00e4re, um \u00absicher zu gehen\u00bb, eine besonders starke Glutinl\u00f6sung zu benutzen, im Gegentheil, mit einer schw\u00e4cheren L\u00f6sung wird man des Gelingens sicherer sein.\n3. Gegenwart von Neutralsalzen.\nEine Durchsicht der Versuchsprotokolle l\u00e4sst den Einfluss gewahren, den Na CI, sogar in recht unbetr\u00e4chtlicher Menge, auf das Ergebniss der Reaction aus\u00fcbt. Schon die geringe Menge von 0,06 NaCl bewirkte eine deutliche Abnahme der Anzahl -j- [man vergleiche z. B. die Ser. 7, Gr. 2 (12 \u2014)' mit der Ser. 9, Gr. 2 (2 S\u00a7 oder die Ser. 8, Gr. 1 (9 -j-) mit der Ser. 11, Gr. 1 (0 +)], und die Quantit\u00e4t 0,125 verhinderte in jedem Falle das Eintreten der Reaction.\nNachdem die quantitative Pr\u00fcfung mit mehreren anderen Salzen1) ergeben, dass diese ausnahmslos die F\u00e4higkeit besitzen, das Entstehen des Niederschlags zu erschweren, resp. zu verhindern, war somit die Erkl\u00e4rung zweier Verh\u00e4ltnisse \u2014 der Empfindlichkeit der Reaction gegen\u00fcber \u00fcbersch\u00fcssigem Fck. und des unverkennbaren Einflusses des Gehaltes an Glutinasche \u2014 gefunden.\nUm mehr direkt nachzuweisen, dass \u00fcbersch\u00fcssiges Fck die Entstehung des Niederschlags verhindert, und zwar nicht in\n1) Ausser dem Kochsalz kamen noch Chloride von Kalium, Ammonium, Magnesium, Calcium und Baryum, Sulfate von Natrium und Ammonium, Nitrate von Natrium und Ammonium, Phosphat von Natrium und Acetate .von Natrium und Baryum zur Verwendung.","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"501\nFolge des Ferrocyanwasserstoffgehaltes dieser Verbindung, sondern eben in Folge seiner Eigenschaft als Neutralsalz wodurch das Fck nur als ein vereinzeltes Exempel der allgemeinen Regel dargelegt werden w\u00fcrde \u2014 wurden einige Versuche mit Ir ei er Ferrocyanwasserstoffs\u00e4ure1) als Ersatz des Kaliumsalzes ausgef\u00fchrt, bei denen die Zugabe von A \u00fcberfl\u00fcssig war. Im Uebrigen wurden die Versuche nach dem oben (S. 490\u2014492) angegebenen Plane ausgef\u00fchrt.\nVers. Glutin (Pr\u00e4p. Nr. IX): 0,5: 1,0, bezw. 2,0. Ferrocyanwasserstoffs\u00e4ure: entsprechend 0,5; 1,0; 2,0, bezw. 4,0 Fck. Versuchstemperatur -j- 15\u00b0G. S\u00e4mmtliche Proben lieferten positive Ergebnisse.\nWenn wir uns des Ergebnisses bei den entsprechenden Versuchen mit Kaliumsalz (Ser. 7, Gr. 1\u20143) erinnern, bei denen das Maximum des Fck durchgehends niedriger als 1,0 war, kann in Bezug hierauf kein Zweifel mehr obwalten.\nIn manchen F\u00e4llen wird es vorgekommen sein, dass der ber\u00fchrte Factor \u2014 Vorhandensein von Neutralsalz \u2014 auf den Verlauf der Reaction, und demzufolge auch auf die Auffassung des Untersuchers hinsichtlich der F\u00e4llbarkeit des Glutins mit der Reagenszusammenstellung Fck + A, st\u00f6rend eingewirkt hat. Es seien ein paar leicht denkbare F\u00e4lle zu nennen : a) mit einem an sich mehr als gew\u00f6hnlich aschehaltigen Glutin; b) mit einem nach dem Ausf\u00e4llen mit Ammoniumsulfat einfach ausgepressten (d. h. nicht durch Dialyse oder dergl. vom Salz befreiten) Glutin; c) mit einer urspr\u00fcnglich sauren2) Glutin-\n0 Nach der Vorschrift im Handbuch Schmidt\u2019s (E' S. 553) hergestellt und dann gereinigt durch wiederholtes L\u00f6sen in Wasser und Ausf\u00fcllung durcfi Abk\u00fchlung unter Aetherzusatz. Die krystallisirte S\u00e4ure, welche hei qualitativer Pr\u00fcfung keinen Ausschlag f\u00fcr Kalium oder Chlor lieferte, wurde in Wasser gel\u00f6st. Die beim Titriren 6,1 \u00b0/o Ferrocyan-wasserstoffs\u00e4ure \u2014- etwa 12\u00b0/o krvst. Fck entsprechend \u2014 enthaltende L\u00f6sung wurde verd\u00fcnnt, bis sie einer 10\u00b0/oigen Fck-L\u00f6sung entsprach, so dass sie in Bezug auf die Ferrocyanwasserstoffs\u00e4ure mit der bei den. \u00fcbrigen Versuchen verwendeten Fck-L\u00f6sung gleichwerthig war.\n2) Ein Salzs\u00e4uregehalt von nur 0,15\u20140,2\u00b0/o w\u00fcrde bei der Neu-tralisirung mit Natronlauge eine f\u00fcr das Verhindern der Reaction hinreichende Menge NaCl ergeben.","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\nl\u00f6sung, die vor dem Reactionsversuche neutralisirt wurde \u2014 mit jedem derartigen Versuchsmateriale w\u00fcrde die Reaction entschieden misslungen sein.\n4. Gegenwart gewisser organischer Stoffe.\nEinige freilich weniger direkt interessirende Versuche, durch welche ermittelt werden sollte, ob gewisse bei physiologischchemischen Arbeiten allgemein vorkommende organische Stoffe die fragliche F\u00e4llungsreaction beeinflussen, seien hier mitgetheilt.\nVers. Glutin (Pr\u00e4parat Nr. IX): 0,5. Fck: 0,25. A: 1,0. Versuchstemperatur +15\u00b0 C. Die Versuchssubstanz wurde in der Glutinl\u00f6sung aufgel\u00f6st: im Uebrigen die gew\u00f6hnliche V ersuchsanordnung.\nV ersuchssubstanz\nF\u00e4llungsresultat\nAethylalkohol\nAethyl\u00e4ther\nGlycerin\nMannit\nTraubenzucker\nRohrzucker\nHarnstoff\nKreatin\nGlycocoll\nAsparagins\u00e4ure\nIn Mengen bis 5,0 ohne sichtbaren Einfluss.\nIn Mengen von 0.25 ohne deutlichen Einfluss,\nIaber bereits bei 1,5 das positive Resultat g\u00e4nzlich verhindernd.\n5. Versuchstemperatur.\nDieser Factor ist unleugbar von grossem Einfluss, und zwar insofern, als die Steigerung das Eintreten des Niederschlags behindert. Es seien z. R. verglichen die bei 15\u00b0 G. ausgef\u00fchrten Versuche der Ser. 1, Gr. 1\u20142 mit denen bei + 30\u00b0 C. der Ser. 2, Gr. 1\u20142, welche den ersteren sonst in Allem gleich kommen. Rei jenen finden wir 17, bezw. 4 Reagens-combinationen, welche positive Resultate ergeben, bei diesen nur 3, bezw. 0.","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"503\nNach meinem Daf\u00fcrhalten ist eben diese Einwirkung der Temperatur eine Fehlerquelle gewesen, welche \u2014 vielleicht nebst einer oder mehreren der hier angef\u00fchrten \u2014 eine Anzahl der negativen Angaben in Bezug auf die F\u00e4llbarkeit des Glutins f\u00fcr Fck R- A veranlasst haben mag, denn da das Glutin behufs des L\u00f6sens unbedingt Erw\u00e4rmen fordert, wird leicht eingesehen, dass der Untersucher bisweilen mit einer L\u00f6sung von 4* 30\u00b0 C. oder einer noch w\u00e4rmeren gearbeitet haben mag, da kein Grund vorlag, dem Abk\u00fchlen der Glutinl\u00f6sung vor dem Ausf\u00fchren der Reaction irgendwelche besondere Aufmerksamkeit zuzuw enden.1)\n6. Vorkommen des Glutins in nicht-gelatinirender Form.\nZuf\u00e4llig wurde die Beobachtung gemacht, dass eine 0,5\u00b0/oige Glutinl\u00f6sung (Pr\u00e4parat Nr. VIII), die mehr als eine Woche - lang in Zimmertemperatur aufbewahrt worden und w\u00e4hrend der Zeit einen F\u00e4ulniss verrathenden Geruch angenommen hatte, mit Fck R-A keinen Niederschlag mehr gab. Nachdem die L\u00f6sung \u00fcber dem Wasserbade auf den berechneten Glutingehalt von 4\u00b0/o concentr\u00e2t worden war, ohne darnach w\u00e4hrend 24-st\u00fcndigen Stillstehens an k\u00fchlem Ort Anzeichen von Gelatinirung zu zeigen, wurden verd\u00fcnnte L\u00f6sungen von 2,0: 1,0; 0,5: 0,25, bezw. 0,125\u00b0,o hergestellt und mit Fck -j- A in wechselnden Mengen gepr\u00fcft \u2014Alles aber mit negativem Resultat. Muthmassend, dass das Ausbleiben der Reaction m\u00f6glicher Weise vom Vorhandensein l\u00f6slicher F\u00e4ulnissprodukte abh\u00e4ngen k\u00f6nnte, f\u00e4llte ich den Rest der 4\u00b0/oigen L\u00f6sung mit Alkohol, sammelte den z\u00e4hen Niederschlag sofort auf und pr\u00fcfte ihn in verschieden stark verd\u00fcnnten Wasserl\u00f6sungen. Auch hierdurch war kein Niederschlag zu gewinnen.\nl) Siehe die Vorschrift in dem Lehrbuche Salkowski\u2019s (A' S. 266): \u00abDie so erhaltene ungef\u00e4hr 2\u00b0/oige L\u00f6sung dient, nachdem sie sich etwas [vom Verf. cursiv.] abgek\u00fchlt hat, zu folgenden Reactionen . . . .\u00bb.\n\u00abZusatz von Essigs\u00e4ure R- Ferrocyankalium: kein Nieder-s chlag \u00bb.\nHierbei sei daram erinnert, dass eine L\u00f6sung von z. B. R- 30 bis 35\u00b0 C. nach gew\u00f6hnlicher Auffassung nicht als \u00abwarm\u00bb imponirt.","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\nUm dieses Versuchsresultat zu kontrolliren, wurde eine 4\u00b0/oige L\u00f6sung des Pr\u00e4parats Nr. IX in dem Autoclaven einige Stunden lang bis auf 150\u00b0 C. erhitzt. Die dann nicht gelatinirende L\u00f6sung ergab bei der Pr\u00fcfung in wechselnder Verd\u00fcnnung das gleiche, n\u00e4mlich ein negatives Resultat. Eine weitere Best\u00e4tigung, dass das Nichteintreten der Reaction keineswegs der zuf\u00e4lligen Existenz ung\u00fcnstig beeinflussender Stoffe zuzuschreiben war, wurde durch fernere Versuche mit der bis 0,5\u00b0/o verd\u00fcnnten, nicht gelatinirenden L\u00f6sung erzielt. Die Versuche vertheilten sich auf 2 Parallelserien. In der ersten (Ser. A) wurde jede Probe wie gew\u00f6hnlich mit de still irtem Wasser bis auf das Volumen von 20 ccm. verd\u00fcnnt, in der zweiten (Ser. B) wurde zur Erreichung desselben Volumens eine 0,5\u00b0/oige L\u00f6sung unver\u00e4nderten gelatinirenden Glutins (Pr\u00e4parat Nr. IX) verwendet.\nVers. Fck: 0,125\u20140,25. A 0,5\u20141,0. Versuchstemperatur \u25a0+ 15\u00b0 C.\nSer. A. Durchg\u00e4ngig negatives Resultat.\nSer. B. Niederschlag in allen Proben.\nDer Versuch ergab, dass ausserhalb des Glutins liegende Hindernisse, welche etwa die Verantwortung f\u00fcr die negativen F\u00e4llungsergebnisse h\u00e4tten tragen k\u00f6nnen, nicht existirten.\nAllen Anzeichen nach gilt also die Fck + A-Reaction nur f\u00fcr das echte gelatinirende Glutin, nicht f\u00fcr die nicht-gelatinirende Form (\u00df-Glutin) oder die weiteren Umwandlungsprodukte (Gelatose, Glutinpepton u. dergl.),\n5. Gelatinirnng.\nDie F\u00e4higkeit, zu gelatiniren, diese Cardinaleigensehaft des echten Glutins, wird hier aus zwei speciellen Gesichtspunkten besprochen, und zwar anl\u00e4sslich einiger meines Wissens bisher nicht durch Nachuntersuchung kontrollirter Litteraturangaben, deren eine die Frage vom Zusammenh\u00e4nge zwischen dem Aschegehalt und der Gelatinirungsf\u00e4higkeit ber\u00fchrt, die andere eine Erscheinung behandelt, die von den","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"505\nbetreffenden Verfassern mit dem Namen \u00abdie Salzdigestion des Glutins\u00bb bezeichnet wird.\n1. Nimmt die Gelatinirungsf\u00e4higkeit mit der Verminderung des Aschegehaltes ah?\nDiese zuerst von Nasse (\u00c2 S. 32) aufgeworfene Frage wurde von ihm bestimmt bejaht.1 2) Die Ansicht dieses Forschers ist ferner in einigen neueren Lehrb\u00fcchern (F. Hoppe-Seyler, Q S. 270: Hammarsten, N S. 47) erw\u00e4hnt und neulich ohne R\u00fcckhalt von van Name (Z S. 127)8) acceptirt worden.\nSchon in einem 1897 ver\u00f6ffentlichten Aufsatze \u00fcber die organische Substanz der Fischschuppen (W S. 134) hatte Verb Anlass, die Richtigkeit der Nasse\u2019schen Auffassung anzuzweifeln, weil Versuche mit sehr aschearmen, aus Fischschuppen dargestellten Glutinpr\u00e4paraten sie nicht best\u00e4tigten. Diese Pr\u00e4parate (es waren ihrer 11, und zwar mit einem Aschegehalt von durchschnittlich 0,14 \u00b0/o) gaben n\u00e4mlich bei einer Goncentration, die sich zwischen 1 und 2 \u00b0/o bewegte, feste Gallerte. Meine sp\u00e4teren Erfahrungen verfolgen dann auch eine Richtung, mit der die von Nasse ausgesprochene Meinung sich nicht gut vereinbaren l\u00e4sst.\nVon 5 Glutinpr\u00e4paraten,3 *) die sich durch niedrigen Aschengehalt auszeichneten \u2014 resp. 0,13; 0,13; 0,16; 0,17 und 0,22 \u00b0/o -\u2014, gelatinirten s\u00e4mmtliche bei einer Concentration von 10/o, ja sie zeigten schon bei 0,5 \u00b0/o deutlich die beginnende Erstarrung. In dieselbe Versuchsserie (Glutinl\u00f6sungen genau 10/o ig) wurden 7 andere Pr\u00e4parate mit h\u00f6herem, innerhalb\n1)\tNasse gibt (sich auf die Versuche Kruger\u2019s st\u00fctzend) sogar der Hypothese Raum, dass aschefreies Glutin der F\u00e4higkeit zu gelatiniren g\u00e4nzlich ermangeln solle.\n2)\tvan Name bedient sich n\u00e4mlich der Nasse\u2019schen Auffassung,, um den Umstand zu deuten, dass eine seiner Glutinl\u00f6sungen (2 \u00b0/o ig ; Gehalt des Glutins an Asche etwa 0,3 \u00b0/o) ein verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig schwaches Gelatini rungsverm\u00f6gen (\u00ab . . . some what weak power of gelatination\u00bb) darwies.\n3)\tVermittelst eines sorgf\u00e4ltigen Reinigungsverfahrens aus der in\nder Fussnote 2, S. 477, erw\u00e4hnten Gelatine dargestellt.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nweiter Grenzen (0,40\u20143,12 Vo)1) wechselndem Aschengehalt aufgenommen. Jede L\u00f6sung erstarrte bei Zimmertemperatur zu fester Gallerte binnen weniger Stunden, wobei nicht einmal die geringen Zeitunterschiede betreffs der Dauer bis zum Eintreten der Erstarrung der verschiedenen L\u00f6sungen darauf hinwiesen, dass die aschereicheren Pr\u00e4parate die weniger aschehaltigen bez\u00fcglich der Gelatinatinirungsf\u00e4higkeit \u00fcbertrafen.\nMeine Ermittelungen stehen in schroffem Gegensatz zu der Folgerung, welcher Nasse (loc. eit.), wie es scheint, nur einen einzigen Versuch zu Grunde gelegt hatte ; erbeschreibt diesen u. A. mit folgenden Worten: < Der Aschengehalt des Glutins ist noch von Bedeutung f\u00fcr einige andere Eigenschaften des Glutins. Es nimmt erstens mit Abnahme des Aschengehaltes auch das Gelatinirungsverm\u00f6gen der Glutinl\u00f6sungen ab. So war bei 17\u00b0 noch gerade deutlich Gelatiniren zu erkennen bei\nGlutingehalt der L\u00f6sung\tAschengehalt des Glutins\n1,7 \u00b0/o\t3,10\n2,9 \u00b0/o\t1.5\u00b0;\n3,7 \u00b0/o\t0.6 \u00b0,\nOb ganz aschefreies Glutin gar nicht mehr gelai inirt? Unm\u00f6glich w\u00e4re es nicht : zeigt doch auch das aschefreie Eiweiss gewissen F\u00e4llungsmitteln etc. gegen\u00fcber ein ganz anderes Verhalten, als das aschenhaltige \u00bb.\nWenn die Serie in derselben Richtung weiter ausgef\u00fchrt w\u00fcrde, sollte z. B. Glutin mit 0,3 \u00b0/o Aschengehalt vielleicht eine 5 \u00b0/oige L\u00f6sung erheischen u. s. w., oder \u2014 um nicht aufs Gerathewohl bestimmte Ziffern zu nennen \u2014 unter allen Umst\u00e4nden eine Concentration, die den zu unterst in der Serie angef\u00fchrten Werth, 3,7 \u00b0/o, weitaus \u00fcbertr\u00e4fe: es ist dieses aber eine Consequenz, die \u2014 wie zur Gen\u00fcge aus dem Obigen hervorgeht \u2014 den Thatsachen nicht entspricht. Obschon es aussichtslos sein d\u00fcrfte, die Entstehung der Ziffern, die Nasse seiner Hypothese unterbreitet, mit Bestimmtheit zu erkl\u00e4ren, so erinnere ich daran, dass der Einfluss mancher\ni) Aschengehalt: 0,40; 0,57; 1,45; 1,87; 1,96; 2,19 bezw. 3,12 \u00b0/o. Von diesen Pr\u00e4paraten waren einige Handelsgelatine im urspr\u00fcnglichen Zustande, andere durch Kalibehandlung u. s. w. gereinigt.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"507\nphysikalisch oder chemisch wirkender Mittel das Gelatinirungs-verm\u00f6gen des Glutins leicht modificirt, weshalb meines Erachtens die Nasse\u2019schen Ziffern diesem oder jenem nicht mit in Erw\u00e4gung gezogenen Nebenumstand ihre Entstehung verdanken d\u00fcrften, mit anderen Worten, dass die in den beiden Reihen der Versuchsserie zur Schau kommende relative Regelm\u00e4ssigkeit zuf\u00e4llig und nicht als Causal Zusammenhang zn deuten ist.\nIn einem ganz anderen als dem von Nasse ber\u00fccksichtigten Sinne existirt allerdings ein Zusammenhang zwischen jenen beiden Factoren \u2014 der Gelatinirungsf\u00e4higkeit und der Gegenwart mineralischer Stoffe \u2014, was zum Vorschein kommt, wenn der Gehalt des Glutins an solchen durch einen Zusatz von Neutralsalz auf eine excessive H\u00f6he gesteigert wird, eine Frage, welche unter der n\u00e4chsten Rubrik n\u00e4her er\u00f6rtert werden wird.\n2. Existirt thats\u00e4chlich eine Erscheinung, wie die unter der Bezeichnung \u00abdie Salzdigestion des Glutins\u00bb beschriebene?\na) Einleitung.\nJenem Ausdruck \u2014 \u00ab Salzdigestion des Glutins \u00bb (\u00ab digestion saline de la g\u00e9latine\u00bb) \u2014 begegnen wir zum ersten Male in einer von Dastre u. Floresco 1895 ver\u00f6ffentlichten Arbeit (E), welche damit ihre Beobachtung bezeichnen wollen, dass Neutralsalze die F\u00e4higkeit bes\u00e4ssen, unter gewissen Bedingungen echtes, gelatinirendes Glutin in ein nichtgelatinirendes Produkt (Gelatose) \u00fcberzuf\u00fchren. Der Hauptzug der Auffassung jener Forscher kann durch folgende S\u00e4tze ausgedr\u00fcckt werden.\na)\tEinfaches Beimischen des Neutralsalzes zu einer Glutinl\u00f6sung ver\u00e4ndert deren Gelatinirungsf\u00e4higkeit nichts)\nb)\tErst wenn die Mischung 24\u201428 Stunden lang der Digestionstemperatur (+40\u00b0 C.) ausgesetzt wird, tritt\n\u00ef) \u00abLes solutions salines (sel 1\u201410 \u00b0/o, g\u00e9latine 15 \u00b0/o) se g\u00e9lifient \u00e0 la temp\u00e9rature ordinaire et y restent ind\u00e9finement \u00e0 l\u2019\u00e9tat de gel\u00e9e. La pr\u00e9sence du sel introduit \u00e0 temp\u00e9rature basse ne les modifie pas\u201e elles continuent \u00e0 se liquifier \u00e0 chaud et se g\u00e9lifient \u00e0 froid. \u00bb (loc. cit. S. 706.)","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\ndie Ver\u00e4nderung ein, indem \u2014 wenn Chlorid des Natriums und des Ammoniums oder Jodid des Kaliums und zwar in einer Concentration von 10 \u00b0/o in der Reactionsmischung vorlag \u2014 die GelatinirungsF\u00e4higkeit v\u00f6llig1) zu Grunde geht,2) und zwar ohne R\u00fccksichtnahme auf die H\u00f6he des Glutingehalts (1, 2,5 oder 5\u00b0/o der Mischung).\nc)\tDas Ausbleiben des Gelatinirens wird dadurch bedingt, dass das Glutin in Gelatose3) \u00fcbergef\u00fchrt worden, demnach in eine chemische Umwandlung des Glutins.\nd)\tDiese Umwandlung des Glutins ist jener v\u00f6llig analog,4) welche unter ganz anderen Verh\u00e4ltnissen Statt hat, z. R. bei der Einwirkung peptischer Enzyme oder gewisser Rakterien.\nAls Glutinmaterial benutzten D astre u. Floresco bei ihren Versuchen eine durch Ausw\u00e4sserung gereinigte Handelsgelatine, deren L\u00f6sungen (1, 2,5 bezw. 5\u00b0/o Glutin in der fertigen Reactionsmischung) einer entweder antiseptischen5) oder aseptischen6) Rehandlung unterzogen wurden, um der F\u00e4ulniss\n!) Nur solche hinsichtlich des Endeffects vollg\u00fcltigen Versuche habe ich. experimentell wiederholt. Deswegen \u00fcbergehe ich in der Darstellung Versuche mit den vorerw\u00e4hnten Salzen in schw\u00e4cherer Concentration {1 \u00b0/o), ferner auch die Versuche mit Fluornatrium.\n2)\t\u00ab Il n\u2019en est plus de m\u00eame si on porte le m\u00e9lange \u00e0 l\u2019\u00e9tuve \u00e0 40\u00b0 et qu\u2019on l\u2019y abandonne pendant un temps suffisant (de 21 heures \u00e0 plusieurs jours). Les liqueurs tir\u00e9es de l\u2019\u00e9tuve ne se prennent plus en gel\u00e9e\u00bb (loc. cit. S. 706).\n\u00ab La digestion saline de la g\u00e9latine exige pour s\u2019accomplir le contact prolong\u00e9 du sel dissous avec la g\u00e9latine dissoute. On le r\u00e9alise . . . en laissant s\u00e9journer le m\u00e9lange de vingt-quatre \u00e0 quarante-huit heures \u00e0 l\u2019\u00e9tuve \u00e0 40\u00b0 \u00bb (loc. cit. S. 710).\n3)\t\u00ab Elle [la g\u00e9latine] est compl\u00e8tement transform\u00e9e en g\u00e9latose \u00bb (loc. cit. 709). \u00abOn constate, lorsque la transformation est compl\u00e8te, que la solution pr\u00e9sente les caract\u00e8res de la g\u00e9latose .... \u00bb (loc. cit. S. 706).\n4)\t\u00abLa g\u00e9latine subit dans ce cas un changement tout-\u00e0-fait analogue \u00e0 celui qu\u2019elle \u00e9prouve de la part des ferments digestifs, dans l\u2019acte de la digestion, et des microbes dans l\u2019acte de la liqu\u00e9faction\u00bb (loc. cit. S. 709).\n5)\tZusatz von Thymol oder fl\u00fcchtigem Senf\u00f6l.\n6)\tSterilisirung in der Autoclave bei -f 120\u00b0 C. w\u00e4hrend einer Stunde.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"509\nbei den lange andauernden Digestionsversuchen vorzubeugen. Die allgemeine Versuchsanordnung wird von den Verfassern selbst durch ein Beispiel angegeben (loc. cit. S. 705).\n\u00abEin gewisses Volumen (z. B. 25 ccm.) einer 2\u00b0/oigen Glutinl\u00f6sung, die bei +40\u00b0 C. fl\u00fcssig gemacht worden, wird mit demselben Volumen einer ebenfalls 2 0 eigen und auf die gleiche Temperatur gebrachten Jodkaliuml\u00f6sung gemischt, wodurch sich 50 ccm. einer Fl\u00fcssigkeit, die 1 \u00b0/o Glutin und l\u00b0/o Jodkalium enth\u00e4lt, ergibt. Die so gewonnene Mischung wird verschiedenen Einfl\u00fcssen ausgesetzt, z. B. bei + 40\u00b0 G. w\u00e4hrend mehrerer Tage digerirt. Nach dem Herausnehmen aus dem Digestionsapparate wird die Zeit notirt, welche bis Eintreten der Erstarrung verfliesst, falls sie nun \u00fcberhaupt eintritt\u00bb.\nDa diejenigen Versuchsserien von Dastre u. Floresco (loc. cit. S. 707\u2014708), welche mit \u00absolutions fortes de sels neutres \u00bb (= 10 \u00b0/o Salz in der Reactionsmischung) und mit einem Glutingehalt in der Mischung von 1, 2,5 bezw. 5 \u00b0/o ausgef\u00fchrt wurden, die wichtigste St\u00fctze ihrer Schlussfolgerungen und zugleich den Hauptgegenstand meiner Kritik bilden, sei hier das Wesentlichste der betreffenden Versuchsprotokolle im Auszuge mitgetheilt :\nExp. III. Six ballons dont un t\u00e9moin contiennent de la g\u00e9latine \u00e0 1 \u00b0/o ... Ils sont laiss\u00e9s pendant 42 heures \u00e0 l\u2019\u00e9tuve \u00e0 40\u00b0 ; on les retire et on les abandonne \u00e0 la temp\u00e9rature du laboratoire, 12\u00b0.\nChlorure d\u2019ammonium 10 \u00b0/o. Reste liquide ind\u00e9finiment. Jodure de potassium 10 \u00b0/o. Reste liquide.\nChlorure de sodium 10 \u00b0/'o. Reste liquide.\nBallon t\u00e9moin\tPrise en gel\u00e9e apr\u00e8s 50 m.\nVolume total du m\u00e9lange: 150 centim\u00e8tres cubes.\nExp. IV. G\u00e9latine 2,5 \u00b0/o. S\u00e9jour \u00e0 l\u2019\u00e9tuve, 44 heures. Temp\u00e9rature ambiante 12\u00b0 [Volume totale 150 ccm].\nB'allon t\u00e9moin.\tG\u00e9lifi\u00e9 apr\u00e8s 40 m.\nKJ 10 \u00b0/o\tReste liquide.\nNaCl 10 \u00b0/o\tReste liquide.\nAz H4C1 10 \u00b0/o\tLiquide.","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nExp. V. G\u00e9latine 5 Temp\u00e9rature ambiante 12\u00b0. Ballon t\u00e9moin. NaCl 10\u00b0/o Az H4C1 10\u00b0/o KJ 10 \u00b0/o\n\u00b0/o. S\u00e9jour \u00e0 l\u2019\u00e9tuve \u00e0 40\", 45 Ballon 50 centim\u00e8tres cubes.\nSe g\u00e9lifie en 15 m. Reste liquide. Liquide.\nLiquide.\nheures.\nb) Eigene Versuche, a) Methodik.\n1.\tGlutinmaterial: Die vorerw\u00e4hnten Pr\u00e4parate Nr. VIII und IX, nebst dem Pr\u00e4parat Nr. X1) (Aschengehalt 0,40 \u00b0/o), die in L\u00f6sungen von 2, 5 bezw. 10\u00b0/o verwendet wurden, s\u00e4mmtliche der Antisepsis wegen mit 0,1 \u00b0/o Thymol versetzt.\n2.\tSalzl\u00f6sungen: 20\u00b0/oige Wasserl\u00f6sungen von Chlorammonium (NH4C1), Chlornatrium (NaCl), Chlorkalium (KCl)2) und Jodkalium (KJ).\n3.\tAllgemeine Anordnung: Glutin- und Salzl\u00f6sungen, nebst dem f\u00fcr die Herstellung der Kontrollproben n\u00f6thigen des f\u00fchrten Wasser wurden im Digestionsapparate (+ 40\u00b0 C.) belassen, bis sie seine Temperatur erhielten. Nach dem Herausnehmen der Aufbewahrungsgef\u00e4sse wurden schnell die erforderlichen Mengen entnommen: von der Glutinl\u00f6sung 50 ccm., von der Salzl\u00f6sung3) bezw. dem destillirten Wasser (f\u00fcr die Kontrollproben) ebenfalls 50 ccm. Die beiden Fl\u00fcssigkeiten, insgesammt 100 ccm., wurden in eine Erlenmeyer\u2019sche Flasche gethan und sorgf\u00e4ltig gemischt. Nachdem s\u00e4mmtliche* zu einer Versuchsgruppe geh\u00f6renden 5 Probenmischungen in wenigen Minuten hergestellt worden waren, begannen die Beobachtungen, welche nach je 10 Minuten wiederholt wurden und mit deren H\u00fclfe f\u00fcr jede einzelne Probe die Zeit, welche bis zum\nf) Hergestellt durch das Reinigen einer 3,12 \u00b0/o Asche enthaltenden Gelatine mit der Handelsmarke \u00ab WS \u00bb in Golddruck.\n2)\tDieses von Dastre u. Floresco nicht benutzten Salzes bediente ich mich ausserdem, um \u00fcber die Einwirkung der Alkalichloride eine allseitigere Kenntniss zu gewinnen.\n3)\tDie fertigen Glutinsalzmischungen enthielten-demnach 10\u00b0/o Salz. Alle Zahlen der Versuchsprotokolle bedeuten Procente der Mischung.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"511\nersten Wahrnehmen der Erstarrung verflossen, verzeichnet wurde.1)\nNach dem Verlauf der ersten Beobachtungsperiode wurden die Proben in Digestionsapparate (+ 40\u00b0 G.) gethan und die gleiche Gelatinirungsprobe wiederholt, nachdem die Proben nach 2 X 24 Stunden andauernder Digestion2) in Zimmertemperatur gebracht worden waren. Die Temperatur\nP Um die erw\u00fcnschte Gleichm\u00e4ssigkeit bei derartigen Versuchen zu erzielen, ist es noting, sich theils m\u00f6glichst gleich grosser und congruenter Gef\u00e4sse zu bedienen, theils consequent eine bestimmte, ein wenig mehr vorgeschrittenere Endstufe ins Auge zu fassen und sich nicht mit allzu dehnbaren Angaben, wie \u00ab beginnendes Erstarren \u00bb zu begn\u00fcgen.\nDemzufolge bediente ich mich einer Reihe Erlenmeyer-Flaschen, die eigens mit R\u00fccksichtnahme auf ihre Gleichf\u00f6rmigkeit ausgew\u00e4hlt wurden und je 115 ccm. fassten. Mit \u00ab GelatinirUngszeit \u00bb wird in den Protokollen die Zeit bezeichnet, welche vom Anfang des Versuches bis zu dem Punkte verfloss, wo die Versuchsflasche, unter Beobachtung grosser Vorsicht, auf den Kopf gestellt und in dieser Lage beibehalten werden konnte, ohne dass vom Inhalt etwas heraustropfte. Diese Abschlussstufe ergab sich in Bezug auf die Mischungen mit 2,5 oder 5 \u00b0/o Glutingehalt als trefflich gew\u00e4hlt, bei dem Gehalt von nur 1 \u00b0/o wurde indes kein g\u00fcnstiges Resultat erzielt. Das bei den verschiedenen Beobachtungen unvermeidliche, wiederholte Seitw\u00e4rtsneigen des Versuchs-gef\u00e4sses wirkte n\u00e4mlich nachtheilig auf die Coh\u00e4renz der Gallerte, indem eine dermassen \u00abgest\u00f6rte\u00bb Probe nie die Stufe des Aufdenkopfstellens ohne Inhaltverlust erreichte, w\u00e4hrend ein Gef\u00e4ss, das mit demselben Inhalt ebenso lange (z. B. 2 Stunden) unbewegt dastand, eine tadellose Gallerte lieferte. Da also in Bezug auf 1 \u00b0/oige Glutinmischungen keine mit den \u00fcbrigen vergleichbare Werthen f\u00fcr Gelatinirungszeit bezw. GelatinirungsVersp\u00e4tung erzielt werden konnten, wurden die Versuche mit dieser Glutinconcentration nicht zum Abschluss gebracht. Die beobachtete Verminderung der Coh\u00e4renz der Gallerte bildete offenbar den B eginn jener Erscheinung, welche K\u00fchne in seinem Lehrbuche (S S. 356) mit den Worten ber\u00fchrt: \u00ab Indessen ist zu bemerken, dass das Gelatiniren \u00e4usserst verd\u00fcnnter Leiml\u00f6sungen durch starkes und anhaltendes Sch\u00fctteln scheinbar verhindert werden kann. In diesem Falle besitzt die erkaltete L\u00f6sung dann eine syrup\u00f6se (nicht visc\u00f6se, fadenziehende) Beschaffenheit ----. \u00bb\n2) Die der Serie 6 angeh\u00f6renden Proben wurden nach noch einer Digestionsperiode von etwa 2 X 24 Stunden (= insgesammt etwa 4 X 24 Stunden) wiederum beobachtet (siehe Ser. 7).\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXVIII.\n34","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"des Arbeitszimmers wurde w\u00e4hrend der Beobachtungen, so weit es m\u00f6glich war, innerhalb +13 bis 15\u00b0 C. gehalten.\n\u00df) Protokolle.\n1. Gluf\u00c4npr\u00e4parat Nr. IX. A. Ohne Digestion.\nGruppe\t1. Glutin: 2.\t5.\t\t\tSer\n\t\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.\t-Versp\u00e4t, l)\n\tKontrollprobe\t0 St.\t50 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\n\tNH4C1\t2 \u00bb\t10 \u00bb\t1 \u00bb\t20 \u00bb\n\tNaCl\t2 \u00bb\t00 \u00bb\t1 \u00bb\t20 \u00bb\n\tKCl\t2 \u00bb\t00 \u00bb\t1\t7\t10 \u00bb\n\tKJ\tMehr als\t5 Stunden\tViele\tStunden\nGruppe\t2. Glutin : 5,0.\t\t\t\t\n\t\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir\t.-Versp\u00e4t.\n\tKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\n\tNH4C1\t1 *\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\n\tNaCl\t1 *\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\n\tKCl\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb\t30\t\u00bb\n\tKJ\t3 \u00bb\t10 \u00bb\t2 \u00bb\t30 \u00bb\n\tB. Mit Digestion (45 Stunden).\t\t\t\t\nGruppe\t1. Glutin: 2,\t5.\t\t\tSer.\n\t\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir\t.-Versp\u00e4t.\n\tKontrollprobe\t1 St.\t00 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\n\tNH4C1\t2 \u00bb\t10 \u00bb\t1 \u00bb\t10 \u00bb\n\tNaCl\t2 \u00bb\t10 \u00bb\t1 \u00bb\t10 \u00bb\n\tKCl\t2 \u00bb\t10 \u00bb\t1 \u00bb\t10 \u00bb\n\tKJ\tMehr als\t5 Stunden\tViele\tStunden\n1) Gelatinirungsversp\u00e4tung = die Zeit, welche \u2014 ausser der bei den Controllproben erforderlichen \u2014 die Beendigung der Gelati-nirung erheischte.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"513\nGrappe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\t\nKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\nNH4C1\t1 >\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nNaCl\t1 \u00bb\t20 >\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb\t30 \u00bb\nKJ\t3 \u00bb\t00 \u00bb\t2 \u00bb\t20 \u00bb\nII. Glutinpr\u00e4parat Nr. X.\nA. Ohne Digestion.\nGruppe 1. Glutin: 2,5.\tSer. 3.\n\tGelatinir.-Zeit\tGelatinir .-V ersp\u00e4t.\nKontrollprobe\t1 St. 00 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t2 \u00bb 20 \u00bb\t1 * 20 \u00bb\nNaCl\t2 \u00bb 20 \u00bb\t1 \u00bb 20 \u00bb\nKCl\t2 \u00bb 10 \u00bb\t1 \u00bb 10 \u00bb\nKJi)\tMehr als 5 Stunden\tViele Stunden\nGruppe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St. 50 Min.\nNH4C1\t1\t3\u00bb\t30\t\u00bb\t0 \u00bb\t50\t\u00bb\nNaCl\t1 \u00bb\t30 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKJ\t2 \u00bb\t40\t\u00bb\t2 \u00bb 00 \u00bb\n0 Diese Probemischung wurde doppelt hergestellt. Die eine stand bis zum folgenden Tage in Zimmertemperatur und w\u00e4r zur Zeit der Beobachtung, etwa 20 Stunden nach der Herstellung, gelatinirt.\n34*","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\nB. Mit Digestion (44 Standen).\nGruppe 1. Glutin: 2,5.\tSer. 4.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t1 St.\t00 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t2 \u00bb\t20 \u00bb\t1 \u00bb 20 \u00bb\nNaCl\t2 \u00bb\t20 \u00bb\t1 \u00bb 20 \u00bb\nKCl\t2 \u00bb\t00 \u00bb\t1 \u00bb 00 \u00bb\nKJ\tMehr als\t5 Stunden\tViele Stunden\nGruppe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t20 \u00bb.\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nNaCl\t1 *\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb\t30\t\u00bb\nKJ\t2 \u00bb\t40\t*'\t2 \u00bb 00 \u00bb\n111. Glutinpr\u00e4parat Nr. VIII.\nA. Ohne Digestion.\nGruppe 1. Glutin: 2,5.\tSer. 5.\n\tGelatinir.-Zeit\tGelatinir.-V ersp\u00e4t.\t\nKontrollprobe\t0 St. 40 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\nNH4C1\t2 \u00bb 10 \u00bb\t1 \u00bb\t30 \u00bb\nNaCl\t2 \u00bb 10 \u00bb\t1 *\t30\t\u00bb\nKCl\t2 - \u00bb 00 \u00bb\t1 \u00bb\t20 \u00bb\nKJ\tMehr als 5 Stunden\tViele 1\tStunden","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 515\nGruppe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit .\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t20 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb\t50\t\u00bb\nNaCl\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb\t50\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t00 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKJ\t3 \u00bb\t10 \u00bb\t2 \u00bb\t50\t\u00bb 1\nB. Mit Digestion (47 Stunden).\nGruppe 1. Glutin: 2,5.\tSer. 6.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\n. Kontrollprobe\t1 St.\t00 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t2 \u00bb\t30 \u00bb\to CO tH\nNaCl\t2 \u00bb\t30 V\t1 \u00bb\t30 .\u00bb\nKCl\t2 \u00bb\t30 \u00bb\t1 >\t30\t\u00bb\nKJi)\t\t\t\nGruppe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nNaCl \u00bb\t1 *\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t20 *\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKJ\t3 \u00bb\t40 \u00bb\t3 \u00bb\t00\t>\n0 Wegen der in den Serien 1 und 3 bei den entsprechenden Proben erzielten Gelatinirungsresultate wurde die KJ-Probe der Serie 6, Gruppe 1 nicht in die Digestionsapparate gethan, sondern stand bis zum folgenden Tage in Zimmertemperatur. Zur Zeit der dann stattfindenden Beobachtung (etwa 20 Stunden nach Herstellung der Mischung) war die Probe erstarrt \u2014 \u00fcbereinstimmend mit der in der Fussnote Seite 513 erw\u00e4hnten Doppelprobe.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nB'. Mit Digestion (91 Stunden).\nGruppe 1. Glutin: 2,5.\tSer. 7.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir\t.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t1 St.\t00 Min.\t\u2014 St.\t\u2014 Min.\nNH4C1\t2 \u00bb\t20 \u00bb\t1 \u00bb\t20 \u00bb\nNaCl\t2 \u00bb\t10 \u00bb\t1 \u00bb\t10 *\nKCl\t2 \u00bb\t00 \u00bb\t1 \u00bb\t00 *\nKJ\tMehr als\t5 Stunden\tViele\tStunden\nGruppe 2. Glutin: 5,0.\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir. -V ersp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t40 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nNaCl\t1 *\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKCl\t1 \u00bb\t20 \u00bb\t0 \u00bb\t40\t\u00bb\nKJ\to o\t\t3 \u00bb\t20\t\u00bb\ny) Aus den Protokollen (nebst einigen Extraversuclien) gezogene Schl\u00fcsse.\nUm den Vergleich zwischen den von Dastre u. Floresco angegebenen und den aus meinen Untersuchungen hervorgehenden Resultaten zu erleichtern, werden letztere \u2014 analog den entsprechenden S\u00e4tzen von Dastre u. Floresco \u2014 auf folgende 4 Punkte (a\u2014d) vertheilt.\na) Schon das Vorhandensein1) der Neutralsalze NH4C1, NaCl, KCl und KJ behindert in ganz unverkennbarem Grade das Eintreten der Gelatinirung, und zwar unmittelbar nach-\n!) Dieser Erscheinung ist (betreffs KCl) in der physiologisch-chemischen Litteratur meines Wissens zum ersten Male in meinem Aufs\u00e4tze \u00fcber das Fischschuppenglutin (W S. 129, Fussnote 3) Erw\u00e4hnung geschehen. Die dort angef\u00fchrte \u2014 zuf\u00e4llig gemachte \u2014 Beobachtung, welche sich nicht gut mit der Angabe bei Dastre u. Floresco vereinbaren liess, war der eigentliche Anlass zu den in dieser Abhandlung beschriebenen, mehr detaillirten Versuchen. \u2014- Obgleich die Abh\u00e4ngigkeit der Glutingelatinirung von der Gegenwart einer gr\u00f6sseren Menge Neutral-","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"517\ndem das Salz der Glutinl\u00f6sung zugegeben worden, d. h. unabh\u00e4ngig von der Dauer des Vorkommens beider Substanzen nebeneinander und der Aufbewahrung der Mischung in der Digestionstemperatur. Es ist dieses ein Gesetz, welches auf Grund der constant eintretenden Versp\u00e4tung der Gelatinirungs-zeit bei den Proben, welche Salz enthalten, aus den Versuchsprotokollen (siehe die Serie 1, 3 und 5) unanfechtbar erhellt: die Alkalichlorid-Proben erheischen 2\u20143 Mal, die Kaliumjodid-Proben vielmal die Gelatinirungszeit der Kontrollproben. Besonders auffallend ist hierbei die weitaus kr\u00e4ftigere Einwirkung des Jodkaliums* 1) als die der drei Chloride, welche bei den Versuchen mit l.\u00b0/oiger Glutinl\u00f6sung noch deutlicher zum Vorschein kam.\nVers. Glutin (Pr\u00e4p. Nr. VIII): 1,0. Beobachtung nach 24 Stunden langem Stehen der Proben.\nKontrollprobe\n| Kein Anzeichen von Erstarrung; noch nach ( 3t\u00e4giger Beobachtung fl\u00fcssig.\nDemnach meine ich wohlbegr\u00fcndeten Anlass zu haben, die Angabe von Dastre u. Floresco, dass das Vorhandensein von Neutralsalz an sich die Gelatinirungsf\u00e4higkeit einer Glutinl\u00f6sung nicht beeintr\u00e4chtigen k\u00f6nne, zu bestreiten.\nb) Betreffs der im vorigen Punkte hervorgehobenen (durch die Gegenwart neutraler Salze veranlassten) Herabsetzung der Gelatinationsf\u00e4higkeit wirkt die Digestion bei -j- 40\u00b0 C. weder f\u00f6rdernd noch hemmend. Und wie eine solche Digestion f\u00fcr\nsalzes in der physiologisch-chemischen Litteratur unbeachtet geblieben, war diese Thatsache der Hauptsache nach indes schon fr\u00fcher bekannt. Im Lehrbuche Schmidt\u2019s vom Jahre 1882 (E' S. 1212) t* B. heisst es n\u00e4mlich: \u00abDurch manche Salze, wie durch Kochsalz, Salpeter, Salmiak . . . wird das Gelatiniren der Glutinl\u00f6sung vermindert.\u00bb (Die einzige hierhergeh\u00f6rende Mittheilung, welche es mir gelungen ist, aufzufmden).\ni) Dieser auffallende graduelle Unterschied zwischen den Alkalichloriden einerseits und dem Kaliumjodid andererseits ist in der Arbeit von Dastre u. Floresco mit keinem Worte erw\u00e4hnt worden.","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\ndie Entstehung dieser Erscheinung keine noth wendige Vorbedingung ist, so beeinflusst sie ebenso wenig den Grad derselben. Diese Behauptung d\u00fcrfte keiner weiteren Motivirung bed\u00fcrfen, ein Hinweis auf die Versuchsprotokolle wird gen\u00fcgen. F\u00fcr die Gelatinirungszeit, bezw. -Versp\u00e4tung wurden im Grossen und Ganzen1) dieselben Werthe erzielt, sei es dass die Proben unmittelbar, d. h. ohne vorherige Digestion, beobachtet wurden, oder dass eine zweit\u00e4gige, ja sogar viert\u00e4gige Digestion der Beobachtung voraufging.\nDie Unhaltbarkeit der Auffassung von D astre u. F lore sco bez\u00fcglich der causalen Bedeutung der Digestion f\u00fcr die von ihnen beobachteten St\u00f6rungserscheinungen bei der Gelatinirung des Glutins glaube ich hiermit dargethan zu haben.\nDie Auffassung jener Forscher m\u00f6chte aller Wahrscheinlichkeit nach daraus zu erkl\u00e4ren sein, dass gen\u00fcgende Sorgfalt auf kontrollirende Versuche mit Beimischung von Salzen, aber ohne Zuziehung der Digestion nicht verwendet wurde.2)\nc) Die bei der Gegenwart von Salzen \u2014 vor oder nach der Digestion \u2014 bemerkte Beschr\u00e4nkung des Gelatinirungs-verm\u00f6gens beruht nicht auf chemischer Ver\u00e4nderung des Glutins: keine Gelatose oder andere Umwandlungsprodukte werden erzeugt.\nIm Gegentheil, das Glutin verbleibt intact, und das Gelatinirungsverm\u00f6gen kommt nach dem Entfernen des Salzes wieder in der urspr\u00fcnglichen St\u00e4rke zum Vorschein.\n!) Nat\u00fcrlicher Weise erschienen dann und wann geringere, f\u00fcr das Beurtheilen der Thatsachen jedoch g\u00e4nzlich unwesentliche Unregelm\u00e4ssigkeiten, deren Vorkommen darin eine befriedigende Erkl\u00e4rung findet, dass die Beobachtungen nicht continuirlich verliefen, sondern mit Intervallen von 10 Minuten; dass ferner die Temperatur im Versuchszimmer bei verschiedenen Gelegenheiten bis auf 2\u00b0 sich belaufende Unterschiede aufwies.\n2) Zwar st\u00f6sst man in ihrer Arbeit auf eine diesbez\u00fcgliche ategorische Erkl\u00e4rung (im Obigen S. 507, Fussnote 1, citirt) ; in ihren Versuchsprotokollen sp\u00fcrt man aber vergebens einem einzigen concreten Exempel nach, welches geeignet w\u00e4re, diese Behauptung zu bewahrheiten, w\u00e4hrend Kontrollversuche mit den Salze entbehrenden Glutinl\u00f6sungen regelm\u00e4ssig aufgef\u00fchrt werden.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Da aus den Versuchsprotokollen nichts zu ersehen ist, was die letztere Behauptung st\u00fctze, schreite ich zur Begr\u00fcndung derselben, indem ich nachstehend einige Extraversuche vorf\u00fchre.\nVers. 1. Nach dem Abschluss der Gelatinirungsversuche wurden die Kontroll-, NH4G1-1) und KJ-Proben aus der Ser. 2 (siehe S. 512\u2014513) eigens aufbewahrt. Nachdem sie aufsp400 C. erw\u00e4rmt worden (und die Gallerte dadurch fl\u00fcssig gemacht worden), wurden ihnen unter Umr\u00fchren 5 \u2014 6 Volumina starken Alkohols zugemischt. Das ausgef\u00e4llte z\u00e4he Glutinkl\u00fcmpchen2) wurde in Alkohol geknetet und in etwas warmem W asser gel\u00f6st. Destillirtes Wasser wurde, bis das Volumen 100 ccm. erreichte, und Thymol bis zum Gehalt von 0,05\u00b0/o hinzugesetzt und diese L\u00f6sungen dann ;mf \u25a0] \u25a0 40\u00b0 C. erw\u00e4rmt. Die Proben wurden gleichzeitig betreffs ihrer Gelatinirungszeit beobachtet :\na) Proben der Ser. 2, Gr. 1 (mit 2,5 Glutin).\n\tGelat\tinir.-Zeit\tCtelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t1 St.\t10 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t20 \u00bb\t0 \u00bb 10 *\nKJ\t1 *\t20 \u00bb\t0 > 10 \u00bb\nb) Proben der Ser. 2, Gr. 2 (mit 5,0 Glutin).\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Versp\u00e4t.\nKontrollprobe\t0 St.\t50 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nNH4C1\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 > 20 \u00bb\nKJ\t1 \u00bb\t10 \u00bb\t0 \u00bb 20 \u00bb\n0 Von den Alkalichloridproben eignete sich die NH4Cl-Probe f\u00fcr den fraglichen Versuch am besten, wegen der gr\u00f6sseren L\u00f6slichkeit des Ammoniumsalzes im Alkohol. Nach den Angaben Biedermann\u2019s (B S. 85, 93, 99) besitzen NH4C1 und KCl eine L\u00f6slichkeit in Alkohol von 12, bezw. 0,5 Theilen auf 100 Theile Alkohol, w\u00e4hrend NaCl darin unl\u00f6slich ist. KJ besitzt eine L\u00f6slichkeit, welche 14 Theilen auf 100 Theile Alkohol entspricht. (Loc. cit. S. 93).\n2) Die Hauptmasse des Salzes blieb in der alkoholischen Fl\u00fcssigkeit zur\u00fcck.","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nDieser Versuch zeigt, dass die bei der Ser. 2, wenn Salze vorhanden waren, nachgewiesene Gelatinirungs-Versp\u00e4tung von 1 St. 10 Min., bezw. 0 St. 40 Min. (f\u00fcr die NHjCl-Proben) und von \u00abvielen Stunden\u00bb, bezw. 2 St. 20 Min. (f\u00fcr die KJ-Proben) mit dem Entfernen der Salze auf ein ganz Unbedeutendes, 10\u201420 Min., reducirt wurde.1)\nDieses Verh\u00e4ltniss wird durch die folgenden 2 Versuche weiter best\u00e4tigt, und zwar bez\u00fcglich des Jodkaliums\u2014jenes Salzes, welches von den bei den Untersuchungen verwendeten die Gelatinirung des Glutins am st\u00e4rksten beeinflusste.\nVers. 2. Wurde nach dem im vorigen Versuch verwendeten Verfahren ausgef\u00fchrt; die Kontroll- und KJ-Proben waren der Ser. 4 (siehe S. 514) entnommen:\na) Proben aus der Serie 4, Gruppe 1 (mit 2,5 Glutin\n\tGelatinir.-Zeit\t\tGelatinir.-Yer sp.\nKontrollprobe\t1 St\t;. 00 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min.\nKJ\t1 \u00bb\t00 \u00bb\t0 \u00bb 00 \u00bb\nb) Proben aus der Serie 4, Gruppe 2 (mit 5,0 Glutin).\n\tGelatinir.-Zeit\tGelatinir.-Versp.\nKontrollprobe\t0 St. 40 Min.\t\u2014 St. \u2014 Min-\nKJ\t0 \u00bb\t50\t\u00bb\t0 \u00bb 10 \u2018 \u00bb\nDie vorhin in der Serie 4 beobachtete Gelatinirungs-versp\u00e4tung von \u00abvielen Stunden\u00bb, bezw. 2 Stunden 00 Min. war jetzt \u2014 nach dem Entfernen des Salzes \u2014 nahezu v\u00f6llig aufgehoben.\nVers. 3. Jene in dem S. 517 besprochenen Versuche erw\u00e4hnte Jodkaliumprobe (mit 1,0 Glutin), welche w\u00e4hrend der 3t\u00e4gigen Aufbewahrung in Zimmertemperatur\nl) Haupts\u00e4chlich daraus zu erkl\u00e4ren, dass die Salze durch nur einmalige Alkoholf\u00e4llung nicht gen\u00fcgend vollst\u00e4ndig entfernt wurden.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"521\nkeine Erstarrung andeutete, wurde dem oben beschriebenen Verfahren gem\u00e4ss mit Alkohol etc. behandelt. Nachdem in dieser Weise \u00fcbersch\u00fcssiges Jodkalium entfernt worden, zeigte die L\u00f6sung nach 2 st\u00fcndigem Stehen in Zimmertemperatur eine deutliche Gallertbildung.\nDiese und \u00e4hnliche Versuche weisen unzweideutig darauf hin, dass die betreffende Gelatinirungsver\u00e4nderung nicht in einer chemischen Umwandlung des Glutins begr\u00fcndet, sondern auf \u00e4ussere Umst\u00e4nde zu beziehen ist. Damit kommt demnach die Dastre u. Floresco\u2019sche 'Deutung der Erscheinung in Wegfall, n\u00e4mlich dass sie auf der Umwandlung des Glutins in Gelatose beruhe, somit den definitiven Verlust des Gelatinirungsverm\u00f6gens bedeute.\nd) Aus den unter a\u2014e zusammengestellten Thatsachen geht hervor, dass gar keine Berechtigung existirt, eine Analogie zwischen der Einwirkung von Neutralsalzen (mit oder ohne Digestion bei \u2014]\u2014 40\u00b0 G.) auf die Gelatinirungsverh\u00e4lt-nisse des Glutins und derjenigen Einwirkung, welche auf peptischen Enzymen oder lebenden Mikroorganismen beruht, aufzustellen, da eine solche Analogie durch keine reellen Thatsachen gest\u00fctzt wird.\nBei dem R\u00fcckblick auf die in dieser Abtheilung er\u00f6rterten Verh\u00e4ltnisse kann ich nicht umhin jene in der Rubriken\u00fcbersicht S. 507 aufgeworfene Frage: \u00abExistirt thats\u00e4chlich eine Erscheinung wie die unter der Bezeichnung \u00ab die Salzdigestion des Glutins\u00bb beschriebene?\u00bb entschieden zu verneinen, da \u00abdie Salzdigestion des Glutins\u00bb mit demjenigen Begriff, den die oft erw\u00e4hnten Forscher Dastre und Floresco diesem Ausdruck gegeben, in das Gebiet der Phantasie zu verweisen ist.","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"Litteratur - Verzeichniss.\nA)\tBerzelius: L\u00e4robok i organiska kennen. Del 6. Stockholm 1830.\nB)\tBiedermann: Chemikerkalender 1887. Berlin 1887.\nC)\tChittenden u. Hart: \u00abElastin und Elastosen\u00bb. Zeitschr. f. Biologie. Bd. 25, S. 3.68 (1889).\nD)\tChittenden u. Solley : \u00abThe primary cleavage products formed in the digestion of gelatin\u00bb. Journ. of physiologie. Bd. 12, S. 23 (1891).\nE)\tDastre u. Floresco: \u00abDigestion saline de la g\u00e9latine\u00bb Arch, de physiologie. Bd. 27, S. 701 (1895).\nF)\tEichwald: \u00abUeber das Mucin, besonders der Weinbergschnecke\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 134, S. 177 (1865).\nG)\tFaust: \u00abUeber das Glutolin, ein Albuminoid des Blutserums\u00bb. Inaugural-Dissertation. Strassburg 1898.\nH)\tGerhardt: \u00ab Trait\u00e9 de chimie organique \u00bb. 4. Theil. Paris 1854.\nI)\tGorup-Besanez : \u00abLehrbuch der physiologischen Chemie\u00bb.\n4.\tAufl. Braunschweig 1878.\nJ)\tGoudoever: \u00ab Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung des Leims\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 45, S. 62 (1843).\nK)\tHammarsten: \u00ab L\u00e4robok i fysiologisk kemi\u00bb. Upsala 1883.\nL)\tHammarsten: \u00abUeber den Gehalt des Caseins an Schwefel und \u00fcber die Bestimmung des Schwefels an Proteinsubstanzen \u00bb. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 9, S. 273 (1885).\nM)\tHammarsten: \u00abLehrbuch der physiologischen Chemie\u00bb. (Nach der 2. schwedischen Aufl.). Wiesbaden 1891.\nN)\tHammarsten: \u00abLehrbuch der physiologischen Chemie\u00bb. 3. Aufl. Wiesbaden 1895.\nO)\tHjelt und Aschan: L\u00e4robok i organisk kemi \u00bb. Kuopio 1893.\nP)\tHofmeister, Fr.: \u00abUeber die chemische Structur des Collagens \u00bb. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 2, S. 299 (1879).\nQ)\tHoppe-Seyler, F. (u. Thierfelder): \u00abHandbuch der physiologisch- und pathologisch-chemischen Analyse \u00bb. 6. Aufl. Berlin 1893.\nR)\tKrukenberg, W. : \u00ab Untersuchungen \u00fcber den chemischen Bau der Eiweissstoffe \u00bb. Chem. Untersuch, z. wissenschaftl. Medicin. Bd. 2,\n5.\t152 (1888).\nS)\tK\u00fchne: \u00abLehrbuch der physiologischen Chemie\u00bb. 2. Aufl.\n1.\tTheil. Leipzig 1866.\nT)\tLehmann: \u00abLehrbuch der physiologischen Chemie. 2. Aufl.\n2.\tTheil. Leipzig 1853.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"U)\tM\u00f6rner, C. Th.: \u00abChemische Studien \u00fcber den Tracheal-knorpel\u00bb. Skandinav. Arch. f. Physiologie. Bd. 1. S. 210 (1889).\nV)\tM\u00f6rner, C. Th. : \u00abUntersuchung der Proteinsubstanzen in den lichtbrechenden Medien des Auges\u00bb. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 18, S. 60 (I), S. 213 (II u. III) (1894).\nW)\tM\u00f6rner, C. Th.: \u00abDie organische Grundsubstanz der Fischschuppen vom chemischen Gesichtspunkte aus betrachtet\u00bb. Zeitschr. f, physiol. Chemie. Bd. 24, S. 125 (1897).\nX)\tMulder: \u00abUeber die Zusammensetzung einiger thierischer Substanzen\u00bb. Journ. f\u00fcr prakt. Chemie. Bd. 16, S. 129 (1839).\nY)\tMulder: \u00abUntersuchung des Leims nach l\u00e4ngerem Kochen\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 46, S. 205 (1843).\nZ)\tvan Name: \u00abThe gelatin from white fibrous connective tissue\u00bb. Journ. of experimental medicine. Bd. 2, S. 117 (1897).\nA) Nasse: \u00abUeber die Chemie des Glutins\u00bb. Rostocker Zeit., 1889, Nr. 105. (Unver\u00e4nderter Abdruck im Jahresber. \u00fc. die Fortschritte d. Thierchemie. Bd. 19, S. 29 [1889]).\n\u00c4) Neumeister: \u00ab Lehrbuch der physiologischen Chemie \u00bb. l.Theil. Jena 1893.\n0) Obolensky: \u00abUeber das Mucin aus der Submaxillardr\u00fcse \u00bb. Medicin.-chemische Untersuchungen (F. Hoppe-Seyler\u2019s). Heft 4. Berlin 1871. S. 590.\nA'j Salkowski: \u00abPracticum der physiologischen und pathologischen Chemie\u00bb. Berlin 1893.\nB') Scherer: \u00ab Chemisch-physiologische Untersuchungen \u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 40, S. 46 (1841).\nCO Scherer: \u00abUeber den fl\u00fcssigen Schleimstoff des thierischen K\u00f6rpers\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 57, S. 196 (1846).\nD') Schlieper: \u00abUeber den Schwefelgehalt des Leims\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 58, S. 378 (1846).\nE') Schmidt, E. :\t\u00ab Ausf\u00fchrl. Lehrbuch der pharmaceutischen\nChemie\u00bb. 2. Theil. Braunschweig 1882.\nF') Sch\u00fctzenberger u. Bourgeois: \u00abRecherches sur la constitution des mati\u00e8res collag\u00e8nes\u00bb. Compt. rendus. Bd. 82, S. 262 (1876).\nGO Schwartz: \u00abUntersuchungen \u00fcber die chemische Beschaffenheit der elastischen Substanz der Aorta. \u00bb Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 18, S. 487 (1894).\nHO Verdeil: \u00abSchwefelbestimmung einiger organischer K\u00f6rper\u00bb. Annal, d. Chemie u. Pharmacie. Bd. 58, S. 317 (1846).\nF) Weiske : \u00ab Zur Chemie des Glutins \u00bb. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 7, S. 460 (1883).","page":523}],"identifier":"lit17369","issued":"1899-1900","language":"de","pages":"471-523","startpages":"471","title":"Beitrag zur Kenntniss einiger Eigenschaften des Glutins","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:40.591540+00:00"}