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{"created":"2022-01-31T13:33:00.913831+00:00","id":"lit17385","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Arnold, V.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 29: 78-85","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Beitrag zur Spectroskopie des Blutes.\nVon\nDr. V. Arnold.\nJNIit einer Abbildung.\n(Aus dem Institut f\u00fcr physiologische Chemie der Universit\u00e4t zu Lemberg.) (Der Redaction zugegangen am 19. November 1899.\nDas Spectrum des neutralen H\u00e4matins.\nDas H\u00e4matin ist nach den Angaben der Antoren (z. B. Neubauer-Vogel. Analyse des Harns 1898: Ol of Hammarsten, Lehrbuch der physiolog, Chemie 1899 u. A.) unl\u00f6slich in Wasser, Alkohol, Aether und Chloroform. Bez\u00fcglich des spectral en Verhaltens desselben sind die Spec treu des alkalischen H\u00e4matins, des H\u00e4matins in saurer L\u00f6sung und des reducirten H\u00e4matins beschrieben worden. Ein Zwischenprodukt zwischen H\u00e4matin und H\u00e4mochromogen haben 1890 Bertins-Sans und Moites si er beschrieben. Dasselbe isl durch ein auf D liegendes Absorptionsband charakterisirt. Ein neutrales H\u00e4matinspectrum war bisher unbekannt.\nNun beobachtete ich, als ich eine alkoholische, stark mit Kalilauge versetzte H\u00e4matinl\u00f6sung neutralisirte, dass im Moment des Eintritts der neutralen Reaction die braune 1 arbe der L\u00f6sung in Roth umge\u00e4ndert wurde, zugleich aber fiel mir auf, dass das H\u00e4matin nur theilweise ausgef\u00e4llt wurde, zum grossen Theil aber in (neutraler, alkoholischer) L\u00f6sung blieb. Erst durch st\u00e4rkere Verd\u00fcnnung mit destillirtem Wasser wurde das H\u00e4matin ausgef\u00e4llt. (Die alkalische H\u00e4matinl\u00f6sung erhielt ich auf diese Weise, dass ich frisches, defibrinirtes Blut in stark mit KOH versetzten Alkohol eintrug, worauf zum Sieden erhitzt und durch Glaswolle filtrirt wurde.)","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\nDass das H\u00e4matin entgegen der Eingangs erw\u00e4hnten Ansicht von der Unl\u00f6slichkeit des H\u00e4matins in Alkohol, hier in L\u00f6sung verblieb, musste ich auf den Umstand beziehen, dass die L\u00f6sung bei dem von mir gew\u00e4hlten Verfahren reich an Neutralsalz war und dass dieser Gehalt an Neutralsalz die L\u00f6slichkeit des H\u00e4matins in Alkohol bedingte. Das ausgeschiedene, auf dem Filter gut ausgewaschene und getrocknete H\u00e4matin erwies sich n\u00e4mlich unl\u00f6slich in Wasser, in eon-eentrirten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen von Neutralsalzen (Ammonsulfat. NaC.l). in reinem absoluten und verd\u00fcnnten Alkohol:\n80 75 70\t65\t60\nt Spectrum des neu Ir. H\u00e4matins 2 Spectrum des Oxyh\u00e4moglobins\nwurde es jedoch mit einer alkoholischen L\u00f6sung eines Neutralsalzes (ich verwendete NaCl und Ammonsulfat) env\u00e4rmt, so l\u00f6ste es sich mit ziemlicher Leichtigkeit. Die erhaltene neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung wurde nun auf ihre spectroskopischen und sonstigen Eigenschaften hin untersucht. Eine solche L\u00f6sung ist deutlich rotli gef\u00e4rbt. Sie besitzt bei geeigneter Verd\u00fcnnung ein charakteristisches, aus zwrei B\u00e4ndern bestehendes Absorptionsspectrum, welches zwischen den Frauenhofen sehen Linien D und b eingeschlossen ist (Fig. 1).","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 80\nDiese B\u00e4nder sind jedoch im Vergleich zu dem Spectrum des Oxyh\u00e4moglobins deutlich gegen das violette Ende des Spectrum s. verschoben, so dass das erste Band von der D-Linie durch einen entsprechend breiten Zwischenraum getrennt ist. Auch das zweite H\u00e4matinband ist im Vergleich zum entsprechenden Oxyh\u00e4moglobinband gegen das violette Ende verschoben: es reicht \u00fcbrigens mit seinem rechten Rande ein wenig \u00fcber die b-Linie hinaus, w\u00e4hrend das zweite Oxyh\u00e4moglobinband diese Linie nicht erreicht, indem es etwa mit E abschliesst. Ausserdem verhalten sich die beiden B\u00e4nder bez\u00fcglich ihres Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses zu einander gerade entgegengesetzt, wie die beiden Oxyh\u00e4moglobinb\u00e4nder: w\u00e4hrend das erste Oxyh\u00e4moglobinband an Intensit\u00e4t der Lichtabsorption und Sch\u00e4rfe der Begrenzung das zweite bedeutend \u00fcbertrifft (Fig. 2), ist hier gerade entgegengesetzt das zweite H\u00e4matinband intensiver und sch\u00e4rfer begrenzt als das erste. Was \u00fcbrigens die Sch\u00e4rfe und Deutlichkeit der Begrenzung betrifft, so sind die f\u00fcr das neutrale H\u00e4matin charakteristischen B\u00e4nder weniger scharf begrenzt als die Oxyh\u00e4moglobinb\u00e4nder, wozu noch der Umstand beitr\u00e4gt, dass die beiden Absorptionsb\u00e4nder durch einen schwachen Schatten verbunden sind, sowie dass die Absorption des violetten Endes des Spectrums st\u00e4rker hervortritt als bei gleich gef\u00e4rbten Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen. Die Lage beider B\u00e4nder des neutralen H\u00e4matins ist, in Wellenl\u00e4ngen ausgedr\u00fcckt, folgende :\n(Zur Gewinnung dieser Zahlen diente mir ein Abbe-Zeiss5 sehes Mikrospectroskop.)\nBand 1. X \u00d675\u2014556.\nBand 2. X 546\u2014516.\nBehufs exacter Feststellung des Ortes beider Absorptionsb\u00e4nder wurde das Spectrum des neutralen H\u00e4matins noch vermittelst eines grossen Spectroskops von Krtiss (bei Verwendung von 2 Prismen) untersucht. Die vermittelst dieses Instrumentes gewonnenen Zahlen wichen \u00fcbrigens kaum von den mit-getheilten ab :\nBand 1. X 576\u2014555.\nBand 2. X 545\u2014518.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\nDes Vergleiches halber wurde mit demselben Instrumente auch eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung untersucht:\nBand 1. \\ 582\u2014571.\nBand 2. X 550\u2014526.\nDie wichtigste Eigenschaft einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung ist jedenfalls die, dass die rothe L\u00f6sung beim Erhitzen ihre Farbe in Braun \u00e4ndert, w\u00e4hrend gleichzeitig an Stelle des charakteristischen neutralen Spectrums das Absorptionsband des alkalischen H\u00e4matins tritt : beim Abk\u00fchlen der L\u00f6sung restituirt sich zugleich mit der urspr\u00fcnglichen rothen F\u00e4rbung auch das neutrale Spectrum. Dies ist f\u00fcr die Gharakterisirung einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung um so wichtiger, als nicht nur das Spectrum derselben dein Oxyh\u00e4moglobinspectrum \u00e4hnlich ist, sondern auch die Farbe der L\u00f6sung lebhaft an Oxyh\u00e4moglobin erinnert, derart, dass eine st\u00e4rker verd\u00fcnnte neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung von einer verd\u00fcnnten Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung nur schwer ohne Spectroskop zu unterscheiden ist, da beide denselben r\u00f6thlichgelben Farbenton besitzen. Beim Erhitzen w\u00fcrde sich eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung tr\u00fcben, w\u00e4hrend eine klare H\u00e4matinl\u00f6sung selbstverst\u00e4ndlich auch beim Erhitzen klar bleibt. Was \u00fcbrigens die F\u00e4rbung einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung betrifft, so tritt diese Schwierigkeit der Unterscheidung derselben von einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung haupts\u00e4chlich bei st\u00e4rkerer Verd\u00fcnnung hervor. Goncentrirtere L\u00f6sungen unterscheiden sich doch darin, dass eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung lebhafter roth erscheint, w\u00e4hrend das Both der neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung jedenfalls stumpfer und matter ist, sowie einen Stich ins Gelbe zeigt. (Dies tritt besonders im auffallenden Licht deutlich hervor.) Verd\u00fcnnt man eine neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung sowie eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung derart, dass ihre Farbenintensit\u00e4t dem Auge gleich erscheint, so bemerkt man, dass bei einer Verd\u00fcnnung, bei welcher das Spectrum des neutralen H\u00e4matins schon verschwindet, die beiden B\u00e4nder des Oxyh\u00e4moglobins noch sehr scharf hervortreten, sowie bei weiterer Verd\u00fcnnung noch ziemlich lange sichtbar bleiben. Ausgef\u00e4lltes neutrales H\u00e4matin erscheint, wenn man dasselbe zwischen zwei Glasplatten zu einer durchsichtigen Schicht\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXIX.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"durch starken Druck ausbreitet, roth mit leicht gelblichem Farbenton.\nWas die weiteren Eigenschaften einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung betrifft, so ist f\u00fcr diese noch charakteristisch, dass eine klare L\u00f6sung, die also eine zur Aufl\u00f6sung des H\u00e4matins gen\u00fcgende Menge Neutralsalz enth\u00e4lt, durch Verd\u00fcnnen mit destillirtem Wasser oder reinem Alkohol sich tr\u00fcbt und ihr H\u00e4matin in Form von fleischfarbenen Fl\u00f6ckchen ausfallen l\u00e4sst. Eine solche, eine ungen\u00fcgende Menge Neutralsalz enthaltende L\u00f6sung wird sich beim Erw\u00e4rmen kl\u00e4ren, indem sich das ausgef\u00e4llte H\u00e4matin im Alkohol l\u00f6st, beim Abk\u00fchlen der L\u00f6sung aber wird wieder ein Theil des H\u00e4matins ausgef\u00e4llt werden.\nSetzt man einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung auch nur die geringste Menge Kalilauge zu, so wird die L\u00f6sung braun und es erscheint das Spectrum des alkalischen H\u00e4matins. Gegen den Zusatz von S\u00e4ure ist dagegen die L\u00f6sung um ein Bedeutendes weniger empfindlich und sie ver\u00e4ndert sich dementsprechend nur langsam. Zuerst bemerkt man, dass das erste H\u00e4matinband verwaschen auszusehen beginnt: bei weiterem S\u00e4urezusatz verschwindet dann dasselbe, worauf auch das zweite Band an Intensit\u00e4t und Sch\u00e4rfe der Begrenzung verliert und etwas nach vorn r\u00fcckt. Gleichzeitig damit tritt das Band zwischen C und D auf. Die L\u00f6sung hat mittlerweile ihre rothe F\u00e4rbung eingeb\u00fcsst und ist braun geworden.\nIch habe mir nun die Frage vorgelegt, unter welchen Umst\u00e4nden das neutrale H\u00e4matin aus dem Blutfarbstoff entsteht, und habe gefunden, dass \u00fcberall dort, wo der Blutfarbstoff in neutraler L\u00f6sung in seine Componenten zerf\u00e4llt, der Farbstoff als neutrales H\u00e4matin abgespalten wird.\nAm leichtesten bewirkt man diese Umwandlung in neutrales H\u00e4matin bei Verwendung von Meth\u00e4moglobin, was darauf hinweist, dass das Meth\u00e4moglobin ein viel lockereres Molekulargef\u00fcge besitzt, als das Oxyh\u00e4moglobin. Ich habe mit Meth\u00e4mo-globinl\u00f6sungen folgende Versuche vorgenommen: Wird eine Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung mit demselben Volumen concentrirten Alkohols versetzt, so \u00e4ndert sich augenblicklich die F\u00e4rbung der braunen L\u00f6sung in ein helles Roth: das Spectrum des","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Meth\u00e4moglobins verschwindet : die L\u00f6sung tr\u00fcbt sich sogleich und l\u00e4sst nach kurzer Zeit neutrales H\u00e4matin ausfallen. Den ganzen Vorgang kann man mit dem Spectroskop verfolgen, wenn man entweder die Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung oder den Alkohol mit einer gen\u00fcgenden Menge einer concentrirten Neutralsalzl\u00f6sung versetzt, da in diesem Falle die Tr\u00fcbung der L\u00f6sung und die Ausf\u00fcllung des H\u00e4matins ausbleiben und die L\u00f6sung bequem spectroskopisch untersucht werden kann. Man bemerkt in diesem Fall, dass gleichzeitig mit dem Umschlag der braunen F\u00e4rbung in Roth das Meth\u00e4moglobinspectrum verschwindet ; an Stelle desselben treten fast augenblicklich die beiden B\u00e4nder des neutralen H\u00e4matins auf. Dass wir es hier in der That mit neutralem H\u00e4matin zu thuri haben, dies wird ausser der Lage und den sonstigen Eigenschaften dieses Spectrums noch durch das Verhalten der L\u00f6sung beim Erhitzen derselben bewiesen ( Auftreten des Bandes vor D ; Restituirung des neutralen H\u00e4matinspectrums heim Abk\u00fchlen der L\u00f6sung. Zugleich bemerken wir den schon oben erw\u00e4hnten Farbenwechsel: Die erhitzte L\u00f6sung wird braun, heim Abk\u00fchlen erscheint jedoch zugleich mit dem neutralen Spectrum auch die rothe F\u00e4rbung. Die L\u00f6sung tr\u00fcbt sich beim Erhitzen nicht, was bei einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung der Fall sein m\u00fcsste. Die ausgef\u00e4llten fleisch-rothen Fl\u00f6ckchen sind in Wasser, auch heim Erw\u00e4rmen, vollkommen unl\u00f6slich, l\u00f6sen sich aber in alkoholischer L\u00f6sung eines Neutralsalzes), \u00fceberhaupt gestattet uns das geschilderte Verhalten einer Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung auf die bequemste Weise, eine neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung zu erhalten, um das Spectrum und die sonstigen Eigenschaften einer solchen L\u00f6sung zu untersuchen. (Uebrigens wird durch Alkohol auch eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung in derselben Weise ver\u00e4ndert, wie eine Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung, das ist, es wird neutrales H\u00e4matin abgespalten.)\nIm Gegensatz zum Oxyh\u00e4moglobin wird aber das Meth\u00e4mo-globin auch durch viel unbedeutendere Eingriffe in derselben Richtung ver\u00e4ndert. So gen\u00fcgt mehrmaliges Sch\u00fctteln mit Chloroform, um die braune F\u00e4rbung einer Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung in Hellroth unzuwandeln und den Farbstoff als neutrales H\u00e4matin\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"auszuf\u00e4llen. F\u00fcgt man jetzt etwa 1/$ Volumen Alkohol hinzu, so wird \u2014 nachdem man die Eprouvette einmal umgewendet hat \u2014 das ausgef\u00e4llte H\u00e4matin durch das anhaftende Chloroform in Gestalt eines sch\u00f6n rothen Niederschlages zu Boden gerissen. Man kann dieses sehr charakteristische Verhalten einer Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung recht gut \u2014 wie ich an anderer Stelle ausf\u00fchrlicher mittheilen will \u2014 zum qualitativen Nachweis desselben, z. B. im Harn, benutzen. Dieser rothe Niederschlag besitzt die Eigenschaften ausgef\u00e4llten neutralen Hamatins : Rothe Farbe, vollst\u00e4ndige Unl\u00f6slichkeit in kaltem oder auf 35\u00b0 G. erw\u00e4rmtem des f\u00fchrten Wasser, charakteristisches Spectrum des neutralen H\u00e4matins u. s. w. Im Gegensatz zum Meth\u00e4moglobin zeigt eine mit Chloroform gesch\u00fcttelte Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung in derselben Zeit (ja sogar nach 24 Stunden) keine sichtbare Ver\u00e4nderung.\nAuch Aether bewirkt in einer Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung dieselbe Abspaltung des neutralen H\u00e4matins, wiewohl diese Einwirkung hier nicht so energisch verl\u00e4uft, so dass noch nach 24 Stunden neben ausgeschiedenem H\u00e4matin gel\u00f6stes Meth\u00e4moglobin nachweisbar ist. Eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung wird in derselben Zeit durch Aether nicht sichtbar ver\u00e4ndert. Dass es sich in beiden F\u00e4llen um neutrales H\u00e4matin handelte, dies konnte ich, abgesehen davon, dass diese Niederschl\u00e4ge dieselbe F\u00e4rbung und dieselben L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse besassen, wie das aus H\u00e4matinalkali gewonnene neutrale H\u00e4matin, durch spectroskopische Untersuchung desselben feststellen. Zu diesem Zwecke wurde der ausgewaschene Niederschlag noch etwas feucht zwischen zwei Glasplatten einem starken Drucke aus-gesetzt, so dass er sich zu einer durchsichtigen Schicht ausbreitete, die bequem spectroskopisch untersucht werden konnte. Es konnten auf diese Weise diese Niederschl\u00e4ge in ihrem urspr\u00fcnglichen unver\u00e4nderten Zustande untersucht werden. Sie boten alle das Spectrum des neutralen H\u00e4matins.\nDas Resum\u00e9 dieser Studie l\u00e4sst sich in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen :\n1. Eine neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung ist von rother Farbe, mit einem Stich ins Gelbe; stark verd\u00fcnnte L\u00f6sungen","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"sind gelblichroth, wie stark verd\u00fcnnte Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen.\n2.\tMan erlangt eine solche neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung am bequemsten, wenn man eine Metli\u00e4moglobinl\u00f6sung mit gen\u00fcgender Quantit\u00e4t Neutralsalz versetzt (NaCI) und dann 1!h\u20141k Volumen Alkohol zusetzt; das Neutralsalz verhindert die Ausf\u00e4llung des H\u00e4matins und h\u00e4lt dasselbe in L\u00f6sung. Durch Neutralisiren einer alkoholischen, mit Kalilauge versetzten H\u00e4matinl\u00f6sung gelangt man zu demselben Ergebniss.\n3.\tEine solche neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung besitzt ein charakteristisches, aus zwei B\u00e4ndern bestehendes Absorptions-spectrum, welches zwischen den Frauenhofer'schen Linien D und b eingeschlossen ist: das zweite Band ist intensiver und besser begrenzt als das erste.\n4.\tDie charakteristische Eigenschaft einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung ist der Umschlag der rothen Farbe in Braun beim Erhitzen; gleichzeitig verschwindet das Spectrum des neutralen H\u00e4matins, um dem Absorptionsband des alkalischen H\u00e4matins Platz zu machen. Beim Abk\u00fchlen der L\u00f6sung restituirt sich zugleich mit der urspr\u00fcnglichen rothen Farbe der L\u00f6sung auch das urspr\u00fcngliche neutrale Spectrum. Eine weitere Eigenschaft einer neutralen H\u00e4matinl\u00f6sung w\u00e4re die Tr\u00fcbung beim Verd\u00fcnnen derselben mit destillirtem Wasser, da zur Aufl\u00f6sung des H\u00e4matins ein gewisser Gehalt an Neutralsalz Erforderniss ist. Diese beiden Eigenschaften charakterisiren eine neutrale H\u00e4matinl\u00f6sung hinl\u00e4nglich einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung gegen\u00fcber.\nEs sei mir gestattet, Herrn Prof. Niemilowicz am Schl\u00fcsse dieser Abhandlung f\u00fcr die mir gew\u00e4hrte Unterst\u00fctzung meinen lebhaften Dank abzustatten.\nLemberg, am 12. November 1899.","page":85}],"identifier":"lit17385","issued":"1900","language":"de","pages":"78-85","startpages":"78","title":"Ein Beitrag zur Spectroskopie des Blutes","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:33:00.913837+00:00"}