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{"created":"2022-01-31T14:11:17.096452+00:00","id":"lit17410","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pr\u00f6scher, Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 29: 411-415","fulltext":[{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Acetophenonazobilirubin.\nVon\nDr. Fr. Pr\u00f6sclier.\nMit einer Tafel.\n'Aus de,n Ir,fi,i,ut f\u00fcr experimentelle Therapie in Frankfurt ajMain.i 1 Der Redaction zugegangen am l.r>. April im>.)\nAls Ehrl\u00bb\u00e7h irn \u00abJahre 1 88311 seino iTit\u00f6Fsucluingon \u00fcber ilio Diazoreaction dp\u00bb Harns pnhlicirte, zeigte or, dass das liilirubin sieh mit Diazohcnzolsull\u00f6ehlorid zu einem pracht-vnllen Farbstoff eombinirt. Diese leicht ausf\u00fchrbare und, wie weiter unten gezeigt werden wird, f\u00fcr den Nachweis des Bilirubins iiusserst scharfe Reaction ist bis jetzt f\u00fcr klinische Zwecke sehr wenig angewandt worden. Da es von grossem Interesse war, dieses neue Derivat des Bilirubins in chemisch ieiner form in H\u00e4nden zu haben, habe ich versucht, den aus liilirubin und einer Diazoverbindung sich bildenden Farbstoff zu isoliren. Das Bilirubin wurde aus Rindergallensteinen nach der Methode von Staedler und Mal.y dargestellt und nach K\u00fcster2; ans Dimethylanilin mnkrystailisirt. Zun\u00e4chst m\u00f6chte ich bemerken, dass das Bilirubin3! sich am leichtesten mit Diazoverbindungen eombinirt. Sehr bemerkenswert!! ist, und steht das Bilirubin meines Wissens in dieser Beziehung allein da, dass es in so stark saurer, ja selbst in eoncentrirter Salzs\u00e4ure sich mit Diazoverbindungen kuppelt. Die. gr\u00f6sste Mehrzahl aromatischer Amine, Phenole etc. kuppeln sich mit Diazo-\nD Charit\u00e9 Annalen, Bd. VIII.\nCentralblatt f\u00fcr klinische Mediein, 1888, $r. R\n2) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI. S. 815.\t\u00bb\t\u25a0 <\n\u00a3| Von dcn \u00fcbrigen Gallenfarlistoffen geben mir Itilij.rasin und Dili fuse in die Reaction, aber in bedeutend schw\u00e4cherem Maasse. Bili-hunin und Biliverdin combiniren sich mit Diazoverbindungen nicht.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"Verbindungen in stark saurer L\u00f6sung jrar nicht. Ehe ich zur Lex'lireibung \u00abhu* Darstellung des Azobilirubins \u00fcbergehe, m\u00f6chte ieb nee). Einiges \u00fcber die Sch\u00fcrfe der Reaction mittheilen.\nZur Ausf\u00fchrung fier Reaction gibt man der auf Bilirubin m PJ\u2019\u00fcfenrien Fl\u00fcssigkeit 1 3 Volumen Alkohol zu und s\u00e4uert die Fl\u00fcssigkeit mit eoneentrirter Salzs\u00e4ure stark an und gibt flann die bekannte Llirl ich sehe Diazol\u00f6sung zu. Ist Rilirubin 111 nicht zu geringer Menge vorhanden, so f\u00e4rbt sich die Fl\u00fcssigkeit blau, ist Rilirubin nur in Spuren da, so wird die Fl\u00fcssigkeit dunkler. Sch\u00fcttelt man jetzt mit Chloroform aus, so geht das Azobiljrubin je nach der Concentration der L\u00f6sung mit l'laiier oder blauvioleltcr Farbe in das Chloroform \u00fcber\" Das Bilirubin ist mit Jl\u00fclle dieser Reaction noch in einer Verd\u00fcnnung v<>n 1 : tit) 000 nachweisbar. Fine genaue Beschreibung du Reaction liir klinische Zwecke werde ich demn\u00e4chst in einer klinischen Zeitschrift puhlicircn.\nt Zur Darstellung des Azobiliruhins wird das Rilirubin in Chlorolorm gel\u00f6st, die L\u00f6sung soweit mit Alkohol verd\u00fcnnt. '!,a<s M:$iitrubin in L\u00f6sung bleibt, und stark mit Salzs\u00e4ur\u00abt unges\u00e4uert. Als Raa Hing wurden Atnidoacetophenon benutzt,1 \u00ablas iii Alkohol gel\u00f6st, mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit der berechneten Menge Natriumnitrit, das vorher in wenig Wasser gelost wird, in Riazoacetuphenon irhergef\u00fchrt. Die Diazoaeet\u00ab\u00bb-j\u00e4icnonl\u00f6sung w ird der Biliritbinl\u00f6sung allm\u00e4hlich zugegeben. I)en Endpunkt der Reaction erkennt man am besten daran. da>s ein I roplen der L\u00f6sung, auf T\u00fcpfelpapier getropft, mit Diazoacetoplienonl\u00f6sung keine st\u00e4rkere Blauf\u00e4rbung mehr gibt. Ist die Reaction beendigt, so gibt man die L\u00f6sung in stark mit Salzs\u00e4ure unges\u00e4uertem W'ass\u00e7r. Es scheidet sich das Chloroform aus, das den gesummten Azok\u00fcrper mit blauer Farbe aulnimmt, Zugleich gebt \u00ablas \u00fcbersch\u00fcssige Diazoacetophenon und 'riet' Alkohol in das Wasser \u00fcber. Man trennt das Wasser m\u00f6gt rohst vom Chloroform und w\u00e4scht mit destillirtem Wasser s<> lange aus, bis dasselbe durch Silbernitrat nicht mehr getr\u00fcbt v\\ ird. Reim Auswaschen der sauren Chlorolorml\u00f6sung\n1 Statt Aiiddo\u00e0e\u00e9tojdienon kann auch jede andere diazotirbare Arnido\\cihindunur verwendet werden.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"schl\u00fcgt flic blaue Farbe des Azobilirubins in Roth um. Nach dem Auswaschen wird die Chlorolbrml\u00f6sung des Azobilirubins durch ein Irockcnes Faltenliller liltrirt und das \u00fcbersch\u00fcssige Chloroform aus dem Wasserbade abdeslillirt. Die concent rirte besang wird in Hachen Sehaalen, die zweckmassig unter den r.xsiecatnr gebracht werden, der mit l,aratliusehnilzehi beschickt ist. der Krystalhsalien \u00fcberlassen. Die Krystalle sind mikroskopisch klein und bestehen ans prisnienl\u00f6rmigen {Nadele\u2022heu die nn auflallenden Lichte fuchsinartigen lilanz haben, im dureh-lallenden schwarz erscheinen. Das Aeetophononazubilirubin ist nach ein- Ins zweimaligem Finkrystallisiren. aus Chlorof,.rm nahezu analysenrein. Die empirische Znsammonsetzun.r des AceU.phenenazobflirubins ist (:,,|l,,\\,lt\u201e besteht also aus einem Molek\u00fcl bilirubin und einem Molek\u00fcl Riazoaeolophenbn, was durch die Analyse best\u00e4tigt wird.\nDer.: C 0(1.51, || 5.;ix. X |2.!K{\n\u2022dl.: V. tili. 17. || 5.77. X lg \u00bb.\nO.l\u00eelat g Substanz: 0.-I7\u00bb g Cd, \u201eml 11.10\u00ab g 11,11\n'\t\u2019\t17.au ci i:!. X il5,7*. 74ttjO linni.\nDas Acetophcnonazobilirubin stellt die Monnnzovorbinduu\u00ab des llihrubms dar: ob Di- oder Triazoverbind,Ingen m\u00f6glich \u2022und, konnte ich bis jetzt nicht feslstellen. und wird die Aufgabe weiterer I ntersuchungen sein. Das Aeelophenonazobili-rMbm ist in Chloroform, Alkohol. Amylalkohol, Dimethylanilin. Diehlorhydrin. eoncentrirter Salzs\u00e4ure. Schwefels\u00e4ure,' Kssig-saure, verd\u00fcnnter Kalilauge und Ammoniak leicht l\u00f6slich hi Aether, Schwefelkohlenstoff, Wasser sehr schwer, in coneen-Inrter Kaldauge v\u00f6llig unl\u00f6slich. Die neutrale L\u00f6sung ist roll, \u2018dbnbsebe (gr\u00fcnt, die ammoniakalis\u00ab he viotettroth. die salzsaure und Schwefels\u00e4ure L\u00f6sung blau. In coneehtrirtem Ammoniak l\u00f6st sieb das Azobilirubin mit blauer Farbe, die beim Verd\u00fcnnen mit Wasser oder Alkohol in R\u00f6thviolelt \u00f6ber-\u25a0 J1' L\"sl man Azobilirubin in Kssigs\u00e4ure, so erh\u00e4lt man eine rothe L\u00f6sung, die bei Zusatz von Salzs\u00e4ure in Rlau umsehl\u00e4gl Das Azobdirubin verh\u00e4lt sich in dieser Reziehung wie das \u2022 alranin, das in essigsaurer L\u00f6sung roth, in salzsaurer L\u00f6sung Wau ist. Die rothe L\u00f6sung stellt wahrscheinlich die monoacide, 'lie blaue die diacide L\u00f6sung des Farbstoffes dar.","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nEs war ferner von Interesse, das spectroskopische Verhalten des Azobilirubins kennen zu lernen. Herr J. Form\u00e0nek in Prag hatte die G\u00fcte, die spectralanalytische Untersuchung auszuf\u00fchren, wof\u00fcr ich ihm an dieser Stelle bestens danke. Er theilte mir Folgendes mit: Acetophenonazobilirubin ist in Wasser fast unl\u00f6slich, in Aethyl- und Amylalkohol leicht mit rother Farbe l\u00f6slich. Die passend verd\u00fcnnte Farbstoffl\u00f6sung liefert unter Anwendung der Reagenfien charakteristische Farbenver\u00e4nderungen, und demgem\u00e4ss verschiedene Absorptions-spectra, welche jedoch verwaschen erscheinen. In nachstehender Tabelle sind die Aenderungen, welche die Farbstoffl\u00f6sung nach Zusatz der Reagentien erleidet, zusammengestellt, sowie die Dunkelheitsmaxima der Absorptionsstreifen in Wellenl\u00e4ngen angegeben. Die Wellenl\u00e4nge der Dunkelheitsmaxima der Absorptionstreifen konnte nur ann\u00e4hernd bestimmt werden, nachdem die Streifen I he il weise verwaschen sind. Die spec I ro-skopisch - chemisch en Reaction en sind jedoch so charakteristisch, dass man diesen Farbstoff auf diesem Wege leicht nachweisen kann. Als Reagentien wurden verwendet: verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure 1:3, Ammoniak vom specifischen Gewicht 0,96 1 :5, Kalihydrat in Aethylalkohol 1 : 10, und zwar von jedem Reagens etwa 3 Tropfen auf 5 ccm. verd\u00fcnnter Farbstoffl\u00f6sung.\nIn Aethylalkohol\t\t\t\tIn Amylalkohol\t\t\t\nAbsorption\tSalzs\u00e4ure\tAmmoniak\tKalihydrat in Aethyl-alkohol\tAbsorption\tSalzs\u00e4ure\tAmmoniak\tKalihydrat in Aethylalkohol\nver- waschener Streif 524,9\twenig S\u00e4ure : blauviolett, verwaschene Streifen 561,4\u2014525,8 mehr S\u00e4ure : blau, verwaschene Streifen 594,8\u2014564,7 con- centrirtere L\u00f6sung : 642,1 (kaum sichtbar)\t\u00e4ndert sich nicht\tbl\u00e4ulich- gr\u00fcn ver- waschener Streif 643,1\tver- waschener Streif 528,5\tblau, ver- waschene Streifen 600,2\u2014566,5 con- centrirtere L\u00f6sung 649,0 (kaum sichtbar)\t\u00e4ndert sich nicht\tgr\u00fcn ver- waschener Streif 6,50,0","page":414},{"file":"p0414s0001tableI.txt","language":"de","ocr_de":"Absorptions spectrum des Acetophenonazobilirulmi.","page":0},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 415\nDas Azobiliriibin geh\u00f6rt nach Formanek1) in die Gruppe VII der rothen Farbstoffe seiner Anleitung.\nDie L\u00f6sungen des Azobilirubins sind \u00e4usserst stabil und ver\u00e4ndern ihre Farbe bei tagelangem Stehen fast gar nicht. Das Azobilirubin unterscheidet sich vom Bilirubin durch seine ausserordentlich hohe Best\u00e4ndigkeit. W\u00e4hrend z. B. die alkalische L\u00f6sung des Bilirubins beim Stehen an der Luft in Biliverdin umgewandelt wird, wird die Azoverbindung nicht ver\u00e4ndert. Durch concentrirte Schwefels\u00e4ure wird Azobilirubin nicht ver\u00e4ndert, w\u00e4hrend Bilirubin in kurzer Zeit zerst\u00f6rt wird. Weiterhin ist das Azobilirubin gegen salpetrige S\u00e4ure relativ best\u00e4ndiger als das Bilirubin. So wird eine L\u00f6sung des Azobilirubins in concentrirter Schwefels\u00e4ure durch Natriumnitrit gar nicht ver\u00e4ndert, w\u00e4hrend das Bilirubin zu Biliverdin und weiter zu einem blauen Farbstoff oxydirt wird. Es scheint demnach die Azogruppe an der Stelle des Bilirubins einzugreifen , an der es eine besonders labile Wasserstoffgruppe besitzt, die zu gleicher Zeit die Veranlassung zur leichten Zerst\u00f6rbarkeit des Bilirubins bietet. Der Umstand, dass die Paarung in so stark saurer L\u00f6sung vor sich geht, kann mit B\u00fccksicht darauf, dass die aromatischen Basen in saurer, die Phenole in alkalischer L\u00f6sung sich mit Diazoverbindungen kuppeln, darauf hindeuten, dass auch in diesem Falle das Bilirubin einen aromatischen Complex enth\u00e4lt, der eine frei oder passend substitute Amidogruppe enth\u00e4lt. Durch Reduction des Azobilirubins mit Schwefelammonium gelangt man zu einem neuen K\u00f6rper. Ob das Reductionsprodukt die Hvdrazo- oder Amidoverbindung des Bilirubins darstellt, dar\u00fcber werde ich demn\u00e4chst berichten.\ni) Formanek, Spectralanalytischer Nachweis k\u00fcnstlicher, organischer Farbstoffe. Verl, von J. Springer, Berlin 1900.","page":415}],"identifier":"lit17410","issued":"1900","language":"de","pages":"411-415","startpages":"411","title":"Ueber Acetophenonazobilirubin","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:17.096461+00:00"}