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{"created":"2022-01-31T13:26:41.434240+00:00","id":"lit17429","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sieber, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 30: 101-112","fulltext":[{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"(Ueber die Umikoffsche Reaction in der Frauenmilch.\nVon\nK. Sieber.\n(Aus dom Laboratorium von M. Neneki in St. Petersburg.) (Der Redaction zugegangen am 10. Juni 1900.)\nIn den Ver\u00f6ffentlichungen der Aerzte des Petersburger Findelhauses, Jahrgang 1898, hat Dr. N. Z. UmikofPj eine Reaction beschrieben, milteist welcher man im Stande ist, \u00ablas Alter der Frauenmilch, von Beginn der Lactation ab gerechnet. zu bestimmen. Die Reaction besteht darin, dass eine bestimmte Menge, etwa 5 ccm. der zu untersuchenden Milch, mit dem halben Volumen, also 2,5 ccm. ID0folgen w\u00e4sserigen Ammoniaks versetzt und 15 bis 20 Minuten lang im .Wasserbade aul t><)\u00b0 erw\u00e4rmt wird. Die Milch nimmt dabei eine violett* r\u00fctbliche F\u00e4rbung an, und die Nuance ist um so intensiver, F hher die Milch, seit Beginn der Lactation, ist. Kuhmilch, verschiedenen Alters, in gleicher Weise behandelt, nimmt eine g' lho, h\u00f6chstens gclblichbraune F\u00e4rbung an, so dass durch \u00abli' ^c cinlaciie Reaction sofort die Frauenmilch von der Kuh-tuilch unterschieden werden kann. Es war nun von Interesse, zu erlahren, durch welchen specilischen Bestandtheil der frauemnilch diese charakteristische Reaction bedingt ist und <\u00bbl>, ausser der Kuhmilch, die Milch anderer Thierspecies diese Reaction nicht gibt.\nDank der Liebensw\u00fcrdigkeit des dirigirenden Arztes des Petersburger' Findelhauses, Dr. M. D. van Puteren, der mich a,jl diese Reaction aufmerksam machte und mir Frauenmilch\nL Trudy Wratschej St. Petershurgskaogo w\u00f6spitatelnaogo doma 1898,","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"in verschiedenen Lactationsperioden zur Verf\u00fcgung stellte, wof\u00fcr ich ihm meinen besten Dank ausspreche, konnte ich zun\u00e4chst die Richtigkeit der Angaben von Dr. Um i ko ff best\u00e4t igen, und bei der praktischen Bedeutung dieser Reaction habe ich mir zur Aufgabe gestellt, die Ursache sowie die n\u00e4heren Bedingungen derselben zu ermitteln.\nWas den Eintritt und die \u00e4usseren Erscheinungen der Reaction betrifft, so wird beim l\u00e4ngeren Erw\u00e4rmen oder h\u00f6herer Temperatur die F\u00e4rbung br\u00e4unlich: ebenso wenn concent r\u00fcderes Ammoniak angewendet wird. Milch, die mehrere Tage, selbst einen Monat gestanden, auch aufgekochte Milch gibt die Reaction. Zusatz von Kochsalz, Soda, Natriumsulf\u00e4t, nach meiner Beobachtung auch Natriumphosphat und Ammonsulfat, st\u00f6ren die Reaction nicht. Milch, der verschiedene S\u00e4uren zugesetzt sind und die dann mit Ammoniak neutralisirt worden ist, f\u00e4rbt sich ebenfalls violettroth. Ein Zusatz von 2\u2014d Volumen Alkohol schw\u00e4cht die F\u00e4rbung ab; bei weiterem Zusatz tritt sie nicht\u2019 mehr ein, ebenso nach Vermischen mit Aether oder Chloroform, wenn mehr als das gleiche Volumen davon zugesetzt wurde. Zusatz von Salmiak zu der Milch vernichtet die Reaction.\nViel schwieriger war es, das Wesen dieser Reaction aufzukl\u00e4ren. Durch Extraction der neutralen, unges\u00e4uerten oder alkalisirten Milch mit Alkohol, Aether, Aceton, Chloroform, Essig\u00e4ther oder Ligroin war der Stoff, der diese Reaction bedingt, nicht zu isoliren. Ebenso wenig war der entstandene Farbstotf durch die genannten L\u00f6sungsmittel, sei es aus alkalischer oder saurer L\u00f6sung,, extrahirbar. Wurde die Milch mit Metallsalzen oder Tannin gef\u00e4llt, so gab sowohl der Niederschlag als wie auch das Filtrat, wenn auch schw\u00e4cher, die Reaction. Das Destillat alkalisirter oder anges\u00e4uerter Milch gibt die Reaction nicht. Wird Frauenmilch mit dem halben Volumen 10\u00b0 rtiger Kali- oder Natronlauge versetzt,. so f\u00e4rbt sieh die Milch braun, aber nicht violettroth. Von organischen Basen habe ich folgende bei wechselnder Concentration und Ki-w\u00e4rmen gepr\u00fcft : Aethylamin, Anilin, Dimethylanilin. Pyridin. Pikolin, Piperidin, Nicotin, Chinolin und Benzylamin.\nAethylamin und Piperidin geben orange, Benzylamin","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"zitronengelbe F\u00e4rbung: die anderen Hasen f\u00e4rbten die Milch scliwadl gelblich oder br\u00e4unlich, ebenso auch das Diamid.\nWild Frauenmilch auf dein Wasserbade verdunstet, der R\u00fcckstand mit dem urspr\u00fcnglichen Volumen W'asser wieder auf genommen, filtrirt, mit dem halben Volumen 10\u00b0 oigen Ammoniaks versetzt und auf (>o\u00b0 erw\u00e4rmt, so tritt die Umi-knff sehe Reaction sch\u00e4rfer und sch\u00f6ner als wie. in der urspr\u00fcnglichen Milch ein. Die Furbung. ist schwach rosa, mit einem bl\u00e4ulichen Stich. W\u2019ird Milch aus einem Tergament-papierschlaucli gegen destillirtes Wasser dialysirt und das Ihalysat mit l\u00dc'Voigem Ammoniak erw\u00e4rmt, so erh\u00e4lt man damit, ebenfalls sch\u00f6ner und reiner die Um ikoff-sehe Reaction. \\ieht allein mit dem Dialysat der Frauenmilch, sondern auch mit dem der Kuh-, R\u00fcffel-, Ziegen-und Schafmilch erh\u00e4lt man jetzt die gleiche Reaction, nur in verschiedener St\u00e4rke.\nAuch nach Verdunsten der Milch der genannten Thiere und Aufnahme des R\u00fcckstandes mit kaltem Wasser verhalten sieh die Filtrate wie die von der Frauenmilch, Die violett-r*\u00bbthen L\u00f6sungen zeigen im Spectrum keinen Absorptionsstreifen.\t/\nMit der Umikoffsehen Reaction hat sieh bereits Dr. Marchetti1) in Florenz besch\u00e4ftigt und constatirt, dass das Filtrat von der coagulirten Milch sowie das Dialvsat diese Reaction geben. Nach seiner Ansicht ist es der Milchzucke r, welcher beim Erw\u00e4rmen mit Ammoniak die Um ikoff sehe .Reaction bedingt. Nimmt man Frauenmilch von Individuen von verschiedenen Lactationsperioden, aber gleichem Gehalt an Milchzucker und stellt damit die Umikoffsche Reaction an, so wird man finden, dass die Milch aus \u00e4lterer Lactatiouszeit \u00ablie Reaction intensiver zeigt. Der Milchzucker ist also liier \"\"'ht allein ausschlaggebend. Ich habe diesen Versuch sowohl mit Frauenmilch, als wie auch mit den Dialysaten derselben '\u00bb hr h\u00e4ufig und stets mit gleichem Resultate angestellt, immer war bei gleichem Gehalt an Milchzucker die Reaction in der alteren Milch intensiver. Ich habe lo. Proben, je 5 ccm. von\nJ) Vgl. Maly\u2019s Jahresbericht f\u00fcr 1897, S. 266.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"1\u201410* Mtrer w\u00e4sseriger Milchzuckerl\u00f6sung bereitet, zu jeder Probe 2.5 ccm. lo\u00b0/oigen Ammoniaks zugesetzt und dieselben -0\u20143t). Minuten lang auf 000 erw\u00e4rmt. Die L\u00f6sungen f\u00e4rbten sich r\u00f6thlich, hatten aber eine andere Nuance als die, welche ich mit Milchzucker nach Ausf\u00e4llung des Gaseins oder mit Milohdialysaten erhalten habe. Der rosaviolette Farbenton fehlte. Erw\u00e4rmt man dann solche Proben von reinem Milchzucker auf 70\u00b0 oder 80^, so wird die F\u00e4rbung nur br\u00e4unlicher und noch mehr von der typischen Umikoffsehen Nuance verschieden. Dass andererseits der Milchzucker f\u00fcr das Zustandekommen der Reaction absolut nothwendig ist. gehl daraus hervor, dass nach Entfernung desselben aus dem Filtrat oder Bialysat der Milch die Reaction beim Erw\u00e4rmen mit 10\u00b0 <> igem Ammoniak ausbleibt. Es handelte sich nunmehr darum, herauszufinden, welcher andere Bestandtheil der Milch ausser dem Milchzucker f\u00fcr das Zustandekommen der charakteristischen F\u00e4rbung nothwendig ist.\nDass sowohl Fett wie die Eiweissstoffe der Milch bei dieser Reaction ausser Betracht kommen, geht schon aus dem I mstande hervor, dass die Dialysale nicht allein der Frauen-, sondern auch der Milch der Kuh und anderer Pflanzenfresser die charakteristische F\u00e4rbung geben. Eher konnte man denken, dass in den differenten Proteinstoffen der Ptlanzenfressermikii die Ursache liegt, dass diese Milch nicht die gleiche F\u00e4rbung wie die Frauenmilch zeigt. Das N\u00e4chste war daher, in den Bestand!heilen der Dialysale die beim Erw\u00e4rmen mit Ammoniak sich violettroth f\u00e4rbenden Substanzen zu suchen.\nUm gr\u00f6ssere Mengen der Milch zu dialysiren, benutzte ich Schl\u00e4uche aus Pergamentpapier. Bei kleinen Quantit\u00e4ten \u2014 tU bis 20 ccm., womit ich namentlich bei Frauenmilch aus verschiedenen Lactationsperioden zu thun hatte \u2014 benutzte ich an beiden Enden offene kleine Glasr\u00f6hren, wovon das eine Ende, zwecks dichten Verschlusses, wulstig abgeschmolzen, mit Pergament papier \u00fcberzogen und mit Bindfaden zugebunden war. Kleine Mitehmengen dialysirte ich gew\u00f6hnlich gegen das vierfache Volumen destillirten Wassers, gr\u00f6ssere \u2014 100 bis \u00f6oo ccm. \u2014 gegen das doppelte bis dreifache Volumen.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"I'm die l\u00e4stige St\u00f6rung durch die Mikroorganismen zu vermeiden, war es unbedingt n\u00f6thwendig, die Apparate vorher zu 'tei ilisiren. Der Milch, sowie dem Aussenwasser setzte ieh einige Krystalle von Thymol hinzu, nachdem ich mich \u00fcberzeugt hatte, dass lhvmol in w\u00e4sseriger oder ammo-nmknliseher L\u00f6sung auch heim Erw\u00e4rmen keinen Einlluss aut den Verlauf der Reaction hat. Ich konnte damit sowohl die Milch wie das Dialysat Monate lang vor bakterieller Zersetzung bewahren. Gew\u00f6hnlicherh\u00e4lt man im Dialysale die Fmikofl-sehe Reaction schon am dritten Tage,.am st\u00e4rksten jedoch\nfh'en bis zehnten Tage, ln den meisten F\u00e4llen dialysirte i' li o bis 12 Tage lang.\nDer llauplbestandtheil des Dialysates ist, wie zu erwarten war, Milchzucker, ln einem Falle, wo ich 2m ccnu I i auenmilch mit 5,5\u00b0,;i> Zucker gegen \u00f6l Kl ccm. Wasser 10 \u2022l\u00e4ge lang dialysirte, enthielt das Dialysat 1,0Mn Zucker. Die Aussen lliissigkeit enthielt also ebenso viel davon, wie die Milch. In einem anderen Versuch wurden Im com. Frauenmilch gegen bi Mein, destillirtes Wasser 8 Tage lang dialysirt. Die \u00c4\nenthielt 12,o|'Vn testen R\u00fcckstand und 0,2o\u00b0/o Asche..............\nDialysat halte das specifische Gewicht 1,(M*75 und enthielt l.lo'\u00bb,, festen R\u00fcckstand und 0,045Mo Asche. Das Dialysat von Frauenmilch gibt mit NO.Ag keine Tr\u00fcbung. Das von der Kuli- oder Riillelmilch gibt einen Niederschlag von Glilor-'dher. I!ei der Reaction auf Eisen mit HCl und Ferroevan-kalium erhielt ieh meistens nur gr\u00fcnliche F\u00e4rbung.\n\\ on A. 1>. Ma call um1 ) wird als das eniptind liebste Reagens a ul unorganisches Eisen eine o,5\u00b0/o w\u00e4sserige L\u00f6sung von chemisch reinem ll\u00e4matoxylin empfohlen. Die braungelhe L\u00f6sung gibt o'pmen von Eisensalz eine blauschwarze F\u00e4rbung; orga-\"iselie Eisenverbindungen, wie z. R. H\u00e4moglobin oder H\u00e4matin ver\u00e4ndern die F\u00e4rbung nicht. Das Dialysat von Frauenmilch I* '\u2022\u2022\u00bbmonatlicher Lactation gab mit ll\u00e4matoxylin keine l arhung; dagegen f\u00e4rbte sich damit blauvjolott das Dialysat 'l\u00ab r I rauenmilch nach einj\u00e4hriger Lactationszeit.\n1 A. R. Macallum. Journ. of physiol. 22. 92-08 Ref Malvs 1 ilires-Boricht 1807. Seite 116.\t\u2018\t\u2019\t*","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nDie Dialysate enthalten die \u00d6rthophosphors\u00e4ure in leicht durch molybd\u00e4nsaures Ammoniak nachweisbarer Form.\nVon A. Aseoli1) r\u00fchrt die Angabe her, dass minimale Mengen von Eisenoxyd, nach H.Hose-) auch Eisenoxydulsalzen, mit Metaphosphors\u00e4ure und Ammoniak versetzt, (\u00e2ne port-weinrothe F\u00e4rbung geben. Es war nun denkbar, dass aus dem Nucleon der Milch beim Erw\u00e4rmen mit Ammoniak nicht Ortho-, sondern Metaphosphors\u00e4ure abgespalten sein wird, und geringe Mengen von Eisen sind auch in der Milch vorhanden. Die bei der Einwirkung von Ammoniak auf Milchzucker hei liegen wart von Metaphosphors\u00e4ure und Eisensalz entstehende F\u00e4rbung konnte eventuell die Nuance der Um ikoff sehen Head ion haben, 3\u00b0 \u00bb bis 7\u00b0/o Milchzuckerl\u00f6sung, mit Spuren von Eisensalzen und Metaphosphors\u00e4ure versetzt, gaben beim Erw\u00e4rmen mit HVVo Ammoniak nur eine rothbraune F\u00e4rbung: am-Ii konnte ich in dein Dialysate der Frauenmilch nach der Vorschrift von I,. Lieber mann3) keine Metaphosphors\u00e4ure nachweisen.\nMilchfett, so wie fl\u00fcchtige Fetts\u00e4uren und Milchs\u00e4ure waren ebenfalls ohne Einfluss auf die Head ion. Ein constant er Hestandtheil der Dialysate von Kuh- und Frauenmilch ist die Gitronens\u00e4ure, die wie bekannt von Soldner4). Henkel und Soxhlet5) und Scheibe0) als constanter lle-standtheil der Milch nachgewiesen wurde. Hei Verarbeitung, des ganzen Dialysates von 100 ccm. Frauenmilch erhielt ich in einem Falle 0,02, im andern 0,023 p'i> Gitronens\u00e4ure auf die verwendeten tOO g Milch berechnet. Wie eben erw\u00e4hnt, wurde die Gitronens\u00e4ure zuerst von Henkel7) als normaler Bestand\"\nli A. Ascoli, Ueber die Plasmins\u00e4ure. Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie. IW. XXVIII, Seite WO.\n2i II. Rose. Ueber die isomeren Modificationen des phospli\"!-sauren Pogg. A. 7(1. 1879.\n3) h. Liebermann, Ptl\u00fcger\u2019s Archiv. 47. 155\u2014l(if). lief. ;n Malys j. IL f\u00fcr 181)1. 775.\n4i Landwirt lisch. Yersuchsstat., Bd. 35. Seite 18.\n6i Separatabdruck d. Gesellseh. f. Morphol. und Physiol, in M\u00fcnchen Bef. Maly .1. B. 1888\u201494.\n\u00ae) Landwirthsch. Yersuchsstat., 3t), 153.\n7? Molkereizeitung. 2, 259. Ref. Maly Jahr.-Bericht. 1888. 9\u00bb.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\ntlieil dor Kuhmilch nachgewieson. Nach don sp\u00e4teren Untersuchungen \\on A. Scheibe ist sie auch ein constitutor Bo-stundthcil der Frauenmilch. Nach seinen Bestimmungen enth\u00e4lt die Kuhmilch zwischen 1,7 bis 2,0\"V die Frauenmilch o.\u00e4i bis 0,57\u00b0 oo Citronens\u00e4ure.\nIch fand nun, dass, wenn zu 0,5- bis S\u00b0 oigen Milehzucker-losungen Citronens\u00e4ure oder citronensaures Natron oder Kalk in der minimalen Menge, wie sie in der Milch vorhanden ist, zugesotzt wird, dann beim Krwarmen mit 10\u00b0/Vigeiyi Ammoniak aut BO0 der r\u00f6thliehe Farbenton einen mehr violetten Stich annimmt,,\u00e4hnlich wie dies in der Frauenmilch bei der Umi-kolt sehen Beaction der Fall ist. Bei diesen k\u00fcnstlichen Mischungen von Milchzucker und Citronens\u00e4ure verblasst die Farbe schon nach einigen Stunden, falls der Zuckergehalt i\u00b0/0 und mehr betr\u00e4gt. Bei geringerem Zuckergehalte h\u00e4lt sich die Farbe \u00fcber 21 Stunden, ln den Milchdialysaton und in dci Frauenmilch verblasst sie viel sp\u00e4ter, manchmal erst am zweiten l\u00e4ge. Leber den Citronens\u00e4uregehalt der Frauenmilch zu verschiedener Lactationszeit sind keine quantitativen Angaben \\oibanden. 1 la mir hinreichend Frauenmilch von verschiedenen Lactationszeiten zur Verf\u00fcgung stand, so habe ich. darin den Inhalt an Citronens\u00e4ure nach der Vorschrift von A. Scheibe,1) v(> wie auch ade \u00fcbrigen' Bestandteile quantitativ bestimmt und gelte in nachfolgender Tabelle die erhaltenen Zahlen\nOer Gehalt an Kiweissstot\u00eeen wurde direkt durch F\u00e4llung\nder Milch mit Metaphosphors\u00e4ure und indirekt aus dem Stickstoff\nnach Kjeldahl bestimmt.-) Im Filtrate von der Metaphosphor-\u00ab\n0 A. Scheibe. Landwirthschaftl. Versuehsstat. 811, 158.\nDas F iltrat von der Metaphosphors\u00e4ure enthielt zwar noch Spuren ' m.-r durch Pliosphorwolframs\u00e4ure und auch durch Tannin f\u00e4llbaren Substanz: auch sind du* Zahlen f\u00fcr den IWenlgehalt an Kiweiss durch Multi-plication des nach Kjeldahl gefundenen Stickstoffs mit fi.87 ein wenig pousser als wie der direkt gefundene 1 Wenteiwoissgchalt. Der (ienauig-d halber habe ich nach der F\u00e4llung mit der Metaphosphors\u00e4ure das Filtrat 'or\" ( rlialtenen Niederschlage noch mit Phosphorwotfr\u00e4rns\u00e4ufe gef\u00e4llt und m 'l(\u2018n Jetzt erhaltenen Niederschlage den Stickstoff nach Kjeldahl he-'titmnt. Diese Stickstoffmenge jedoch ist sehr-ge/ing. Auf Kiweiss urn-P-rechnet betr\u00e4gt sie nur 0.1 bis 0.17% Kiweiss","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 108","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109 \u2014\ns\u00e4uref\u00e4llung wurde die Citronens\u00e4ure und der .Milchzucker nach Soxhlet mit der Modification von E, Pfeiffer bestimmt.\nKin abgemessener 1 heil des Filtrates von der Eiweissf\u00e4llung wurde nach entsprechender Verd\u00fcnnung mit \u00fcbersch\u00fcssiger Fehlingscher L\u00f6sung erhitzt. Das abgeschiedene Kupferoxydul nach dem Trocknen durch Ammoniumnitrat in das Oxyd \u00fcbergef\u00fchrt und als solches gewogen.\nFett wurde in 10 ccm. der Milch nach Bondzvnski bestimmt, ln einem linderen Theil der Milch wurde der Trockenr\u00fcckstand, Asche und darin der Eisengehalt ermittelt.\nAusser den in der ersten Rubrik der Tabelle mitgetheil-ten Restimmungen der Citronens\u00e4ure. habe ich bei anderen Individuen nur Citronens\u00e4ure bestimmt und die erhaltenen Zahlen unter Citronens\u00e4ure in der zweiten Rubrik angef\u00fchrt. Oie Bemerkungen \u00fcber die UmikolTsche Reaction beziehen sich nicht auf diese Zahlen.\nIch habe vorgezogen, die minimalen, Eisenmengen, die ich beim Veraschen von 20 ccm. Milch erhielt, nicht eolori-metrisch, sondern gewichtsanalytisch zu bestimmen. Anfangs versuchte ich das Eisen colorimetrisch mit dem Ferrometer von A. Jolies zu bestimmen: ich erhielt aber in der gleichen Milch keine \u00fcbereinstimmenden Zahlen. In einigen F\u00e4llen, haupts\u00e4chlich im Anfang der Lactationsperiode, war die Asche nach Schmelzen mit Kaliumbisulfat auch nach Zusatz von\nSalzs\u00e4ure tr\u00fcbe; in anderen war die Nuance der L\u00f6sung verschieden von der Vergleichsl\u00f6sung des Rhodanammoniums. Sie hatte keine r\u00f6thliche, sondern rein gelbe F\u00e4rbung. Ich halte f\u00fcr solche minimale Eisenmenge die von G. Knorre1) angegebene F\u00e4llung des Eisens als Ferrinitrosonaphtol f\u00fcr zweckm\u00e4ssiger und sind auch alle meine Bestimmungen nach dem Verfahren von G. Knorre ausgef\u00fchrt worden. / Die Milchasche wurde in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, mit NHS \u00fcbers\u00e4ttigt und auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt. Das nach einigen Stunden abgeschiedene Eisenoxydhydrat wurde, abfiltrirt, aus-\n0 Berichte der deutsch, chem. Gesellschaft, Bd. XX, S. 283 und Zeitsehr. f\u00fcr analytische Chemie, Bd. XXVIII. 'S. 234.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"gewaschen und von Neuem in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Aus der salzsauren L\u00f6sung wurde dann das Eisen mit der essigsauren L\u00f6sung des Nilroso-\u00df-Naphtol gef\u00e4llt und als Eisenoxyd gewogen.\nBez\u00fcglich des Milchzuckers ergeben meine Bestimmungen <lcn h\u00f6chsten Procentgehalt in den letzten 10 bis 12 Monaten. Der Citronens\u00e4uregehall ist schwankend, zeigt aber die gr\u00f6ssten Zahlen in dem \u00f6. bis 11. Monate.\nDass die Intensit\u00e4t der Um iko ff\u2018sehen F\u00e4rbung nicht proportional dem Milchzucker ist. geht deutlich aus meinen Bestimmungen hervor. So ist in Nr. 2, 3 und 12 die Farben-reaction schwach, der Zuckergehalt verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig stark. Auch geben die Dialysate, die ja nur 1\u20142\u00b0/o Milchzucker enthalten, die Reaction eben so gut wie die urspr\u00fcngliche Milch mit 5-7\u00b0;'o Zuckergehalt. Auch in dem Gehalt an Citronen-s\u00e4ure und der St\u00e4rke der F\u00e4rbenintensit\u00e4| ist kein Parallelismus vorhanden. M\u00f6glicherweise ist der Eisengehalt der Milch f\u00fcr die Reaction der Milch von Bedeutung, zumal wie bekannt Eisenoxyd durch Citronens\u00e4ure in L\u00f6sung gehalten wird.\nIch habe zu 50/dgor Milchzuckeii\u00f6sung in verschiedenen Proben 0,5 \u00b0,oo, 1 \u00b0/on, 2\u00b0/oo und 4 \u00b0/oo Citronens\u00e4ure, citronen-saures Natron resp. citronensauren Kalk zugesetzt. In zwei anderen R\u00f6hrchen mit 5ft/<> Milchzuckerl\u00f6sung und 0,5 \u00b0/oo resp. 1 \u00b0/o<> Citronens\u00e4ure wurde die Luft durch Wasserstolf ausgetrieben. In zwei anderen wurde eine Spur Pepton Witte zugeselzt und daneben als Kontrolle 5\u00b0/oige Milchzuckerl\u00f6sung aulgestellt. Alle R\u00f6hrchen wurden zugleich auf 60\u00b0 erw\u00e4rmt. Die F\u00e4rbung trat in allen R\u00f6hrchen etwas sp\u00e4ter als wie in der Milch resp. Milchdialysaten ein \u2014 erst nach 30 bis 45\". \u2014 Die Kontrollprobe mit Milchzucker allein hatte eine r\u00f6thliche F\u00e4rbung. Den st\u00e4rksten violetten Stich zeigten die R\u00f6hrchen mit Peptonzusatz und die, die bei Luftausschluss erw\u00e4rmt wurden. In den R\u00f6hrchen, die bei Luftzutritt mit verschiedenem Citronens\u00e4uregehalt erw\u00e4rmt wurden, war kein auffallender Unterschied bemerkbar. Die F\u00e4rbung war in allen schwach violettrosa.\nWie bekannt, geben die citronensauren Salze mit Chlorcalcium im Ueberschuss versetzt, einen Niederschlag von","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\ncitronensaurem Kalk, der in Kali oder Natron unl\u00f6slich ist, dagegen von Salmiaklosung leicht aufgenommen wird. Kocht 11khi die L\u00f6sung mit Salmiak, so scheidet sich der citronen-saure Kalk in einer darin unl\u00f6slichen Form ab. Schon Fmi-k(*ll gibt an, dass nach Salmiakzusatz die Milch beim law dunen mit Ammoniak die Reaction nicht mehr gibt. Die ammoniakhaltige und mit Chlorcalcium versetzte L\u00f6sung der (.itioiK ns\u00e4ure gibt alsbald nach dem Erw\u00e4rmen einen Nieder-.-rlilag von dem trimetallischen Calciumcitrat. Ich land in dci 1 hat, dass Milcbdialysat, mit etwas Chlorcalcium versetzt, kim Lrw\u00e4rmen mit Ammoniak die Umi ko ff sehe Reaction sehr abgeschw\u00e4cht zeigt. In dem verschiedenen K\u00e4lkgehalte ,i(;r Mdeli wohl auch der Grund zu suchen, weshalb die Kuhmilch die Reaction nicht gibt. Wie G. Runge1) gezeigt hat, enth\u00e4lt die Kuhmilch in 100 Gewichtstheilen der 1 lockensubstanz l,ol CaO, w\u00e4hrend die Frauenmilch nur \u00bb\u00bb.in g CaO, also (> Mal weniger davon enth\u00e4lt. Reim Erw\u00e4rmen \u20221er Kuhmilch mit Ammoniak wird die Citronens\u00e4ureals Kalk-.'.dz ausgel\u00e4llt. Ls w\u00e4re interessant, nach dieser Richtung hin die Milch von Omnivoren oder Fleischfressern wie z. R. vom Sehwein oder H\u00fcndin, zu untersuchen. Leider stand mir die Milch dieser Thiere nicht zu Gebote. Wie das Eisenoxyd, so wird auch das Calciumphosphat durch die Citronens\u00e4ure in Losung gehalten. \\\\ ird nach den Versuchen von L. Vaud in*) hische Milch bei 0\u00b0 durch Thontilter liltrirt und dann das l\u00fctiat erhitzt, so scheidet sich das Tricalciumphosphat aus, das sich beim Erkalten wieder l\u00f6st. Nach Vaudin ist es,<Jie Citronens\u00e4ure,^ welche als Alkalisalz das Tricalciumphosphat gGost halt. Gelatin\u00f6ses Calciumphosphat\u2019\u2019 durch F\u00e4llung einer verd\u00fcnnten Knochenaschel\u00f6sung mit Ammoniak und Auswaschen des Niederschlages erhalten, in Alkalicitrat gel\u00f6st, verhalt sich bei Gegenwart von Lactose gegen\u00fcber der W\u00e4rme, d(T ^ Miration durch Thonzellen etc. wie das in der Milch in\nJ) G. Bunge. Lehrbuch der physiolog. und patholog. Chemi f Auflage. 1808, S. 93.\t,\n2/1 L. \\audin, Ann. de l\u2019Institut Pasteur, Bd. 8, S. 502 u. 850.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 112 \u2014\nL\u00f6sung schalt one Galciumphosphat. Die Kuhmilch, die also b Mal mehr Kalk als die Frauenmilch enth\u00e4lt, enth\u00e4lt nur 1\u2014$ Mal mehr Gitronens\u00e4ure als die Frauenmilch. Heim Erw\u00e4rmen der Kuhmilch mit Ammoniak wird alle Gitronens\u00e4uie\ndaraus als Calciumcitrat neben Calciumphosphat gef\u00e4llt, hi der Frauenmilch d\u00fcrfte bei dem geringen Gehalte an Kalk ein Theil der Gitronens\u00e4ure in L\u00f6sung bleiben resp. einig** Metalle in L\u00f6sung halten. Die Dialysate der Kuhmilch enthalten jedenfalls weniger Kalk, da ein wesentlicher Theil davon bei dem Eiweiss als phosphorsaurer Kalk zur\u00fcckbleibt, w\u00e4hrend die Gitronens\u00e4ure in das Dialysat \u00fcbergeht, und so erkl\u00e4rt sich die Thatsache, dass die Dialysate der Kuhmilch die Fmikofische Reaction geben, w\u00e4hrend die ganze Milch dies nicht timt.\nAuf Grund meiner Beobachtungen erachte ich, dass die Um i ko ff sehe Keaction nicht allein ein werthvolles Mittel ist, um in einfacher Weise in k\u00fcrzester Zeit Frauenmilch von der Milch der Kuh und anderer Pflanzenfresser zu unterscheiden, sondern es l\u00e4sst sich damit die Frauenmilch in den ersten\nLactationsmonaten von den sp\u00e4teren, vom 4. bis 8. Monate ab gerechnet, mit ziemlicher Sicherheit diagnosticiren. Vom 8. Monate ab ist die Reaction nicht mehr gleichm\u00e4ssig, indem sie manchmal ganz stark, bei anderen Individuen nur schwach ausf\u00e4llt.","page":112}],"identifier":"lit17429","issued":"1900","language":"de","pages":"101-112","startpages":"101","title":"Ueber die Unikoff'sche Reaction in der Frauenmilch","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:26:41.434245+00:00"}