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{"created":"2022-01-31T13:06:26.971159+00:00","id":"lit17444","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Goto, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 30: 473-477","fulltext":[{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die L\u00f6sung, der Harns\u00e4ure durch Nucleins\u00e4ure\nund Thymins\u00e4ure.l)\nVon\nDr. Motonosukc Goto.\n/Aus dom physiologischen Institut in Marb\u00fcrjr tDcr Redaction zugegangen am jy. Juli l'yoo\nIm Jahre 1893 machte A. Kossel2). die Beobachtung. dass <lir Nucleins\u00e4ure im Stande ist, sich mit einer gewissen Menge von Adenin, Hypoxanthin oder anderen Purinbasen, welche ihrer L\u00f6sung zugef\u00fcgt werden, zu vereinigen. F\u00fcgt man zu einer Xucleiris\u00e4urel\u00f6sung eine kleine Menge dieser Hasen hinzu, so werden dieselben durch die Nucleins\u00e4ure in einen Zustand iib\u00e9rgel\u00fchrt, in dem sie gewisse F\u00e4llungsroactionon, die ilmen im freien Zustand zukommen, eingeb\u00fcsst haben : sie sind z, H. durch ammoniakalische Silberl\u00f6sung nicht mehr f\u00e4llbar. Nacli-\u00abhm A. Kos sei sodann in Gemeinschaft mit A. Neumann \u00abiui e h Abspaltung der Nucleiubasen aus der Nucleins\u00e4ure die Thymins\u00e4ure gewonnen hatten, 3) fanden sie die gleiche Kigen->c!mft hei der Thymins\u00e4ure wieder. Diese Beobachtungen gejien eine Krkl\u00e4rung daf\u00fcr, dass aus Orgaucxtracteu, welche Nucleins\u00e4ure oder Thymins\u00e4ure enthalten, nicht die ganze Menge der Nueleinbasen durch die gebr\u00e4uchlichen F\u00e4llungs-mitfcl zu gewinnen ist.\nDiese Thatsachen haben die Veranlassung zu den fol-gemhm ITitersuchungen gegeben. Bei den engen chemischen Beziehungen der Purinbascn zu der Harns\u00e4ure lag es nahe das \\ erhalten der Harns\u00e4ure zu der Nucleins\u00e4ure und Thvmin-siure zu pr\u00fcfen. Ich habe diese Pr\u00fcfung auf Veranlassung des Herrn Professor A. Kossel unternommen : dieselbe hat < in ganz besonderes biologisches Interesse, da die Frage nach\n]\u00bb Vorl\u00e4ufig mitgetheilt in den Sitzungsberichten des Vereins f\u00fcr die Bef\u00f6rderung der gesammten Naturwissenschaften in Marburg. Sitzung vum 0. April 1900.\t.\n2\tK. du Bois-Reymonds Archiv f\u00fcr Physiologie 1893. S. 104. Anni.\n3\tDiese Zeitschrift. Bd. XXII. S. 74.","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"den Mitteln, durch welche die Harns\u00e4ure in den Organen in L\u00f6sung^gehalten wird, f\u00fcr physiologische und pathologische Erw\u00e4gungen sehr bedeutungsvoll ist.\nDie zun\u00e4chst angestellten Versuche, welche sich auf die Ausf\u00fcllung der Harns\u00e4ure durch Aininoniumchlorid und durch Silhernitrat. bezogen, schienen der Annahme einer Verbindung nicht g\u00fcnstig zu sein. Als Beispiel gehe ich folgenden Versuch:\nKino L\u00f6sung von Harns\u00e4ure wurde in drei gleiche Theile von je 100 ccm. getheilt. Der erste TI teil (a) diente direkt zur Bestimmung des Harns\u00e4uregehalts, der zweite Theil h) wurde mit 0,5 g Hefenueleins\u00e4ure, der dritte Theil ei mit 0,5 g Thymusnucleins\u00e4ure versetzt: In allen drei Portionen Wurde eine Harns\u00e4urehestimmung nach Hopkins in folgender Weise ausgef\u00fchrt:\nIn 100 ccm. der Fl\u00fcssigkeit wurden 30 g Salmiak in der K\u00e4lte gel\u00f6st. Die Anfangs tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit kl\u00e4rte sich heim Stehen, w\u00e4hrend das Ammonurat sich absetzte, Der abtiltrirte und mit ges\u00e4ttigter Salmiakl\u00f6sung gewaschene Niederschlag wurde mit Wasser erhitzt und mit einigen Uubik-centimelerii concentrirler Salzs\u00e4ure versetzt. Das Volumen der Fl\u00fcssigkeit betrug 2t)\u201430 ccm. Die beim Erkalten ans-geschiedene Harnsifcre wurde nach mehrst\u00fcndigem Stehen auf gewogenem Filter gesammelt und gewogen. F\u00fcr je 15 ccm. \\lullerhiijgo z\u00e4hlte ich nachHopkins der gewogenen Harns\u00e4ure 1 mg zu.\nDie Untersuchung ergab folgende Resultate:\na) Ohne Zusatz:\n100 ccm. Fl\u00fcssigkeit enthielten :\nVersuch 1\t.... O.HH85 g Harns\u00e4ure,\nI I . . . . 0,H:i65 g \u25a0 \u00bb\nh) Zusatz von 0,5 g Hefenueleins\u00e4ure :\n100 ccm. Fl\u00fcssigkeit ergaben :\nVersuch I . . . 0,82l\u00e0 g Harns\u00e4ure.\n\u00bb\tII\t.\t.\t.\t.\t0.8177 g\t\u00bb\ne i Zusatz\tvon\t0,5\tg\tNueleins\u00e4ure\taus\tThymus :\n1(H) < ern: Fl\u00fcssigkeit ergaben :\nVersuch\tI\t.\t.\t.\t.\t0.3005 g\tHarns\u00e4ure.\n\u00bb\tII\t.\t.\t.\t0.3110 g\t\u00bb","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Die Ausf\u00fcllung der Harns\u00e4ure wird somit zwar in erkennbarem, doch immerhin recht geringem Maasse durch die Xucleins\u00fcure und das Nuclein behindert.\nln ganz anderer Weise tritt die Einwirkung der. Nuclein--s\u00e4ure hervor, wenn man die F\u00e4llung der Harns\u00e4ure oder des sauren harnsauren Natrons durch S\u00e4uren in Betracht zieht. Ich f\u00fchre zun\u00e4chst eine Versuchsreihe an, bei welcher die Abscheidung der Harns\u00e4ure durch Salzs\u00e4ure hervorgerufen wurde. Die Versuchsanordnung der ersten Heiko war folgende: je 0,0o g Harns\u00e4ure wurde unter Zusatz einer sehr geringen -Menge Natronlauge in Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung auf 50 ccm. auf gef\u00fcllt. Ich bereitete1 drei solcher L\u00f6sungen und f\u00fcgte zu der ersten L\u00f6sung thyminsauros Natron V) hinzu, welches durch Doppelzersetzung aus 0,5 g thyminsaurem Baryt gewonnen war, zu der zweiten 0,5 g Witte-Pepton, die dritte. blieb ohne Zusatz. Sodann wurden alle drei L\u00f6sungen mit je einem Cubikeentimeter concentrirter Salzs\u00e4ure gef\u00e4llt. Nach . 2\u00bb Stunden wurde der Niederschlag auf gewogenem Filter gesammelt und gewogen. Fine zweite Versuchsreihe stellte ich in gleicher Weise mit 0,2 g Harns\u00e4ure an.\nDie Resultate sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.\nF\u00e4llung der Harn\ns\u00e4ure durch Salzs\u00e4ure.\n50 ccm. Wasser, 1 ccm.\t\tconcentrirte Salzs\u00e4ure\t\t\nZusatz\tAngewandte Harns\u00e4ure- menge .\t. Zeit, bis zur. Filtration des Niederschlages. Stunden\tAu.* geschiedene Harn- s\u00e4ure\tIn Losung gebliebene Harns\u00e4ure in l\u2019rocenten der (iesammt-menge\n1 h y mm sau res Natron . .\t0.05\t24\t0.0012\t. 07.0\nWitte-Pepton 0.5 g . . . .\t0.05\t24\tO.OH45\t' Hin\nOhne Zusatz\t\t0.05\t24\t0,0380\t24.0 \u25a0'\u25a0*\n1 hyminsaures Natron . .\t0.2\t00\to.oooo\t* \u25a0 \u25a0\u25a0 V . \u2022\t\u25a0 50.2\nWitte-Pepton\t\t .\t0.2\too\t0.1750\ti 12.2\nOhne Zusatz\t\t0.2\tPC\u00bb\t!... 0.18(50\t7.0\nr> Vgl. A. Kossel und A. Neumann, Diese Zeitschrift, Bd. XXII, * Seite 74. %","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"Fs ergibt sich, dass die Thymins\u00e4ure ein betr\u00e4chtliches L\u00f6sungsverm\u00f6gen f\u00fcr Harns\u00e4ure besitzt.\nI\u2019m die Versuehsbedingungen denen des thiorischen K\u00f6rpers \u00e4hnlicher zu gestalten, benutzte ich bei den folgenden Versuchsreihen nicht Salzs\u00e4ure, sondern Kohlens\u00e4ure zur Ausf\u00e4llung. Das ausgeschiedene saure harnsaure Natron l\u00f6ste ich wiederum in Natronlauge und f\u00e4llte es mit Salzs\u00e4ure.\nDie Kinzelheiten der Versuche sind aus der folgenden Tabelle zu ersehen:\t.\nF\u00e4llung der Harns\u00e4ure durch Kohlens\u00e4ure.\n(100 ccm. Wasser, eine Stunde Durchleitung der Kohlens\u00e4ure.)\n\t'\u2022\u2022V.\tZusatz\tAngewandte Harns\u00e4uremenge in g\tZeit bis zur Filtration des Natrium- urats Stunden\tI Ausgeschiedene Harns\u00e4ure in g - \u25a0 :\tIn L\u00f6sung gebliebene Harns\u00e4ure in Cro.cnt-n der <ie-sammt-harnsaure\nVersuch 1\tNucleinsa\u00fcrcs Natron aus liefe 0,25 g Nueleins\u00e4ure aus Thymus\t0.2 V. \u2022 - \u2018\t. .\t79 \u2022\u2022 \\ ' | \u00d6V\t0.009\t95.5 \u25a0\n\t1\t\u00b0~5 \u00a3\t0,2\t72\t0\tluii.u\n\tOhne Zusatz\t0.2\t72\t0.0818\t59.1\nVersuch H\tNuCleinsaures Natron aus Hefe 0,5 g\t0.4\t48\t0,1 Hl 5\t97,1\n\tNueleins\u00e4ure aus Thymus D.5 g\t0.4 hpv ; :\t48 1 .\t0,0004\t! 99.9\n\tOhne Zusatz\ti 0,4\t1 \u00ab\t0,28(58\t\u25a0 2s.:i '\nVersucht 11\tNucleinsauies Natron 1\taus Hefe 0,5 g\tf\t0,6 i' \u2022\t*'*\t\u2019\t!\t48 1 \u25a0' 1 \u25a0\u25a0 : ?.\u25a0\u25a0 \u25a0:\t0.8177\t47.1\n\t, Nueleins\u00e4ure aus Thymus 0,5 g :. '\tj: 0.0 i /\t1 48\t0.1971 1\t97.2\n\tOhne Zusatz V :\t\u25a0 'V-- V V---' >;\t: \" '\t):\u25a0; 0,6 t\t48\t0,5064 i\t15.9 \u25a0\nSomit wird unter geeigneten Hedingungen fast die ganze Menge der Harns\u00e4ure durch Nueleins\u00e4ure in L\u00f6sung gehalten. Ist das Verh\u00e4ltnis* zwischen Nueleins\u00e4ure oder Thymins\u00fcuie einerseits und der Harns\u00e4ure andererseits ein g\u00fcnstiges, s wird die Ausscheidung der Harns\u00e4ure, falls sie \u00fcberhaupt eint ritt, erheblich verz\u00f6gert.\nf !","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"/\nDiese V ersuche stellen in der Nucdeins\u00e4ure einen harn-' s\u00fcurel\u00f6senden Factor lest, welcher in den Geweben stets zu Gebote steht. Inwiefern dieser Factor bei den complicirten Verh\u00e4ltnissen des K\u00f6rpers zur Wirkung kommt, das ist eine weitere, bisher nicht gel\u00f6ste Fragte Vor Allem werden sich weitere Untersuchungen mit der M\u00f6glichkeit besch\u00e4ftigen m\u00fcssen, oh dieser Factor auch in therapeutischer Hinsicht zu verwerten ist. Hier w\u00fcrde zun\u00e4chst nicht die Nuele\u00fcis\u00fcure in-Betracht kommen, sondern die Thymins\u00fcure. Krstefe ist (dien ein mit den K\u00f6rpern der Puringruppe bereits beladener Atomeomplex: um diese vielleicht selbst Harns\u00e4ure bildenden, also sch\u00e4dlichen, t iruppen zu entfernen, ist es n\u00f6tliig, sie vorher von den locker gebundenen Basen zu befreien, mit anderen Worten, sie in die Thymins\u00e4ure \u00fcberzuf\u00fchren. Man w\u00fcrde in der Thymins\u00fcure dem Organismus eine Atomgruppe zu f\u00fchren, welche nicht nur die Uesen der Harns\u00e4uregruppe, sondern auch die Harns\u00e4ure selbst bindet und in L\u00f6sung h\u00e4lt.","page":477}],"identifier":"lit17444","issued":"1900","language":"de","pages":"473-477","startpages":"473","title":"Ueber die L\u00f6sung der Harns\u00e4ure durch Nucleins\u00e4ure und Thymins\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:06:26.971165+00:00"}