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Physikalisch-chemische Untersuchungen über das Verhalten der Harnsäure und ihrer Salze in Lösungen. II. Abhandlung

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{"created":"2022-01-31T13:20:24.235627+00:00","id":"lit17459","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"His d. J., W.","role":"author"},{"name":"Theodor Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 31: 64-78","fulltext":[{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"Physikalisch-chemische Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure und ihrer Salze in L\u00f6sungen.\nVon\nDr. Wilhelm His jun., a. o. Professor an der Universit\u00e4t Leipzig\nund\nDr. Theodor Paul, a. o. Professor an der Universit\u00e4t T\u00fcbingen.\n(Der Redaction zugegangen am 9. September 1900.)\n2. Abhandlung: Die vermeintliche Leichtl\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen starker S\u00e4uren.\n(Inhaltsangabe: 1. Theoretisches: Das Verhalten von Harns\u00e4urederivaten als amphotere Elektrolyte. \u2014 Die Anwendung der Theorie von der elektrolytischen Dissociation auf das Verhalten der Harns\u00e4ure in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen starker S\u00e4uren. 2. L\u00f6slichkeitsversuche. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in ca. 4- und 6fach normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure. 3. Schlussfolgerungen.)\n1. Theoretisches.\nIn der Litteratur findet sich \u00f6fters die Angabe, dass Harns\u00e4ure in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure leichter l\u00f6slich sei, als in Wasser. Diese Angabe scheint sich auf eine \u00e4ltere Untersuchung zu st\u00fctzen, welche aufzufinden uns nicht gelungen ist ; sie findet sich, ohne Cit\u00e2t, in Fehling's Handw\u00f6rterbuch der Chemie (1878, Band III, S. 584), in Ladenburg's Handw\u00f6rterbuch (1893, Band V, S. 7): neuere Autoren, z. B. B\u00fcdel (Arch, f\u00fcr experimentelle Pathologie Band XXX) und Smale (Centralblatt f\u00fcr Physiologie Band IX, Nr. 12), nehmen sie als erwiesen an, ohne Quellen anzugeben. Dagegen fehlt die Angabe in dem \u00e4lteren Handw\u00f6rterbuch der Chemie von Liebig, Poggendorf und W\u00f6hler (1848), in Berzelius-W\u00f6hler\u2019s Lehrbuch der Chemie (1840) sowie in den neueren Lehr-","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\nund Handb\u00fcchern von Beilstein, Bunge, Neumeister, Hammarsten und Hoppe-Seyler. Zabelin [Annalen der Chemie und Pharm., Supplement II, S. 313 (1863)] sagt ausdr\u00fccklich, dass ein Gehalt des Wassers an Salzs\u00e4ure auf das L\u00f6sungsverm\u00f6gen f\u00fcr Harns\u00e4ure keinen Einfluss habe.\nVon vornherein erscheint die gr\u00f6ssere L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in w\u00e4sserigen Minerals\u00e4uren nicht unwahrscheinlich, weil sie sich auf die Analogie mit nahe verwandten K\u00f6rpern, Xanthin, Guanin, Theobromin, st\u00fctzt. Von diesen Verbindungen wissen wir, dass sie sich starken S\u00e4uren gegen\u00fcber wie schwache Basen und zu starken Basen wie schwache S\u00e4uren verhalten, dass sie also als negative Anionen auftretend positive Wasserstoff-Ionen und als positive Kationen negative Hydroxyl-Ionen (OH-Ionen) zu bilden verm\u00f6gen. Die Gleichgewichte, welche in den w\u00e4sserigen L\u00f6sungen solcher Stoffe auftreten, sind von Georg Predig1) n\u00e4her untersucht worden; er nannte derartige K\u00f6rper, welche gleichzeitig sowohl saure, wie basische Natur zeigen k\u00f6nnen, amphotere Elektrolvte. Betrachten wir z. B. das Xanthin C5H4N402, dessen chemisches Verhalten allgemein durch nachstehende Constitutionsformel ausgedr\u00fcckt und dessen Verwandtschaft mit Harns\u00e4ure, durch die daneben gesetzte Formel derselben veranschaulicht wird.\nH-N \u2014 C\u2014NH\\\n! II >C=0 C=\u00d6 C\u2014NH/\nH\u2014N \u2014 C=N\\\nH\u2014X \u2014 C=0 Harns\u00e4ure = CJEN.O,\nH\u2014N \u2014 C\u2014H Xanthin \u2014 CbH.N.O,\nEinmal geht die elektrolytische Dissociation in der Weise vor sich, dass positive Wasserstoff-Ionen und negative C5H3N402-Ionen gebildet werden, d. h. das Xanthin functionirt als S\u00e4ure. Da indessen die Concentration der H-Ionen nur sehr gering ist, sind die Salze sehr stark hydrolytisch gespalten; eine wirkliche Salzbildung, d. h. die Bildung einer gr\u00f6sseren Menge negativer C5H3N402-Ionen kommt nur dann zu Stande, wenn durch einen starken Ueberschuss von Lauge die Dissociation\nL G. Bredig, lieber amphotere Elektrolyte und innere Salze. Zeitschrift f\u00fcr Elektrochemie 6, 33 (1899).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXI.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\ndes Wassers sehr zur\u00fcckgedr\u00e4ngt wird.1) Die Verh\u00e4ltnisse liegen hier \u00e4hnlich wie bei den in unserer ersten Abhandlang erw\u00e4hnten secund\u00e4ren harnsauren Salzen, welche ebenfalls nur in stark alkalischer L\u00f6sung zu existiren verm\u00f6gen. Die Bildung von negativen Hydroxyl-Ionen (OH-Ionen) geht wahrscheinlich in derselben Weise wie beim Ammoniak NH3 vor sich, welches in w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch Anlagerung von H20 und durch die Umwandlung des dreiwerthigen Stickstoffs in den f\u00fcnfwerthigen, in Ammoniumhydroxyd NH40H \u00fcbergeht, das theilweise in positive Ammonium-Ionen iNH4-Ionen; und negative Hydroxyl-Ionen (OH-Ionen) dissociirt ist. Analog w\u00fcrde die Stickstoffbase Xanthin C5H4N402 durch Anlagerung von H20 in C5H5N402 \u2022 OH \u00fcbergehen, dessen Ionen das positive C5H5N402-Ion und das negative Hydroxyl-Ion (OH-Ion) sind. Die Concentration der Hydroxyl-Ionen (OH-Ionen) kann auch hier nur sehr gering sein, infolgedessen sind die Salze des Xanthins mit den S\u00e4uren ebenfalls stark hydrolytisch gespalten und die Bildung einer gr\u00f6sseren Menge positiver C5H5N402-Ionen erfolgt nur bei Gegenwart eines gr\u00f6seren Ueberschusses starker S\u00e4uren.\nDa die Zusammensetzung der Harns\u00e4ure der des Xanthins so \u00e4hnlich ist, liegt der Schluss nahe, dass auch die Harns\u00e4ure starken S\u00e4uren gegen\u00fcber die Rolle einer schwachen Base zu spielen und positive Ionen zu bilden vermag. Die Entscheidung dieser Frage hat sowohl vom praktischen, wie auch vom theoretischen Standpunkt aus einiges Interesse, da bei der Bestimmung der Harns\u00e4ure im Harn und in ihren Salzen, die vielfach durch die Abscheidung derselben mittelst \u00fcbersch\u00fcssiger Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure geschieht, und bei der Berechnung des chemischen Gleichgewichtes in solchen Gemischen das Auftreten eines positiven Ions wegen der damit verbundenen Verschiebung der L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse von grossem Einfluss sein w\u00fcrde. Die Thatsache, dass sich die Harns\u00e4ure in concentrirter Schwefels\u00e4ure ohne Zersetzung\n1) Die Bildung negativer Xanthin-Ionen kann auch durch Dissociation des Hydrates C5H5N402- OH in negative C5H4N402- OH-Ionen und positive H-Ionen vor sich gehen.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\nin grosser Menge l\u00f6st und dass sogar krystallinische Verbindungen von Harns\u00e4ure mit Schwefels\u00e4ure gewonnen wurden,1) kann hier nicht zur Entscheidung herangezogen werden, da in diesen F\u00e4llen das Wasser nicht als L\u00f6sungsmittel functionirt. Der Umstand, dass sich die Harns\u00e4ure nach Zusatz von Wasser zur L\u00f6sung in Schwefels\u00e4ure wieder abscheidet, spricht eher zu Gunsten der Ansicht, dass die Harns\u00e4ure nicht als Base zu functioniren vermag.\nEhe wir zu unseren L\u00f6slichkeitsversuchen \u00fcbergehen, wollen wir unter Zugrundelegung der in unserer ersten Abhandlung dargelegten theoretischen Betrachtungen die Frage er\u00f6rtern: Wie verh\u00e4lt sich eine ges\u00e4ttigte w\u00e4sserige Harns\u00e4urel\u00f6sung bei Zusatz starker S\u00e4uren und unter der durch das Experiment best\u00e4tigten Voraussetzung, dass die Harns\u00e4ure nicht als Base zu functioniren vermag? Eine w\u00e4sserige Harns\u00e4urel\u00f6sung enth\u00e4lt, wie wir gesehen haben, nicht dissociirte Harns\u00e4uremolekeln, prim\u00e4re Harns\u00e4ure-Ionen (C5H3N403-Ionen) und Wasserstoff-Ionen. Die Ge-sammtmenge der in 1 Liter bei 18\u00b0 ges\u00e4ttigter L\u00f6sung enthaltenen Harns\u00e4ure betr\u00e4gt 0,0253 g ass 0,0001506 Mol, wovon nach den unter Abzug der specifischen elektrischen Leitf\u00e4higkeit des zur L\u00f6sung benutzten Wassers angestellten Berechnungen 0,0001363 Mol auf die nicht dissociirten Harns\u00e4uremolekeln und je 0,0000143 Mol auf die prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen und Wasserstoff-Ionen entfallen. Bezeichnen wir die Concentration der prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen mit a, die der Wasserstoff-Ionen mit b und die der nicht dissociirten Harns\u00e4uremolekeln mit c, so besteht nach dem oben erw\u00e4hnten Gesetz, dass das Produkt der Concentrationen der Ionen eines bin\u00e4ren Elektrolyten gleich der Concentration des nicht dissociirten Antheils, multiplicirt mit einer Constanten ist, die Gleichung:\na-b = C'k,\t(1)\nin welcher k die Affmit\u00e4ts- oder Dissociationsconstante der\n0 Fritzsche citirt in Annalen der Chemie und Pharm. 28, 332 (1838); Journal f\u00fcr pract. Chemie 14, 243; L\u00f6we, Journal f\u00fcr pract. Chemie. 97, S. 108 und Zeitschr. f. Chemie IX, S. 249 (1866); Dessaignes, Jahresber. \u00fcber d. Fortschr. d. Chemie 1854, S. 469.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nHarns\u00e4ure bedeutet. Um uns zun\u00e4chst zu \u00fcberzeugen, dass diese Beziehungen thats\u00e4chlich bestehen, wollen wir die uns bekannten Werthe in die Gleichung einsetzen. Da man unter Concentration den Quotienten aus der absoluten Menge und dem Volumen versteht, so ist die Concentration der Harns\u00e4ure in der ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen L\u00f6sung, welche in einem\nLiter 0,0001506 Mol enth\u00e4lt = Q*00^1506 _ 0,0001506. Die\nConcentration der prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen und der Wasserstoff-Ionen ist demnach je 0,0000143 und die des nicht dis-sociirten Antheils der S\u00e4ure 0,0001363. Die Affinit\u00e4tscon-stante k war nach den in der ersten Abhandlung angestellten Berechnungen nach Abzug der speeifischen Leitf\u00e4higkeit des Wassers = 0,00000151. Setzen wir diese Werthe ein, so erhalten wir die Gleichung :\n0.00001432 = 0,0001363 X 0,00000151 205 \u2022 10-12 = 206 \u2022 IO-\u00ab\nWir sehen also, dass, abgesehen von einer kleinen Differenz, die durch das Abrunden obiger Zahlen entstanden ist, die Gleichung erf\u00fcllt wird.\nSetzen wir nun zu dieser ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen Harns\u00e4urel\u00f6sung eine starke S\u00e4ure, wie z. B. Salzs\u00e4ure, so bringen wir damit Wasserstoff-Ionen, Chlor-Ionen und nicht dissociirte Chlorwasserstoffmolekeln in dieselbe. Der Zustand dieses Gemisches l\u00e4sst sich durch nachstehendes Schema veranschaulichen.\nSchema f\u00fcr den Zustand einer g Harns\u00e4urel\u00f6sung nach Zusa\nta) C-H3N403 H\n(b)\n\\\tjf\n\\y\n(c) C5H4N403\n(\u201e)\tC5H4N403\nFeste Harns\u00e4ure\nIn diesem Schema entsprechen die Buchstaben den Concentrationen folgender Stoffe:\na = Concentration der prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen, b =\t\u00bb\t\u00bb Wasserstoff-Ionen der Harns\u00e4ure.\n\u00a9s\u00e4ttigten w\u00e4sserigen\ntz von Salzs\u00e4ure.\n4\"\t\u2014\nH\tCI\n(d )\t(e)\nHCl (f)","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nc = Concentration der\tnicht dissociirten Harns\u00e4uremolekeln,\nd =\t\u00bb\t\u00bb\tWasserstoff-Ionen der Salzs\u00e4ure,\ne =\t\u00bb\t\u00bb\tChlor-Ionen der Salzs\u00e4ure,\nf \u2014\t>,\t\u00bb\tnicht dissociirten Salzs\u00e4uremolekeln.\ng bedeutet die ausgeschiedene Harns\u00e4ure, welche am Gleichgewicht in der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung als Bodenk\u00f6rper nicht mit ihrer ganzen Masse Theil nimmt.\nDie Salzs\u00e4ure geh\u00f6rt zu den st\u00e4rksten S\u00e4uren und deshalb ist sie auch in gr\u00f6sserer Concentration weitgehend in Wasserstoff-Ionen und Chlor-Ionen dissociirt. Um bei einem concreten von uns experimentell untersuchten Beispiel zu bleiben, wollen wir annehmen, dass einem Liter der L\u00f6sung 36,5 g Chlorwasserstoff zugesetzt wurde, die Concentration desselben demnach = 1 sei. Den Dissociationsgrad einer solchen \u00abnormalen\u00bb w\u00e4sserigen Salzs\u00e4ure k\u00f6nnen wir mit einer f\u00fcr den vorliegenden Zweck vollkommen gen\u00fcgenden Genauigkeit aus der elektrischen Leitf\u00e4higkeit derselben berechnen. Wir machen dabei die Annahme, dass die elektrische Leitf\u00e4higkeit dem Dissociationsgrad dieses bin\u00e4ren Elektrolyten proportional ist. Nach F. Kohlrausch betr\u00e4gt die molekulare elektrische Leitf\u00e4higkeit der normalen = llitrigen w\u00e4sserigen Salzs\u00e4ure bei 18\u00b0 301 ^ und diejenige bei unendlicher Verd\u00fcnnung, welche sich additiv aus den Wanderungsgeschwindigkeiten des Wasserstoff-Ions \u2014- 318 und des Chlor-Ions = 66 zusammensetzt, = 384.1 2) Da die Dissociation der Salzs\u00e4ure bei unendlicher Verd\u00fcnnung praktisch als vollst\u00e4ndig angesehen, der Dissociationsgrad also \u2014 1 gesetzt werden kann, betr\u00e4gt derjenige in llitriger L\u00f6sung\nQf|1\nZ\u2014 = 0,78, oder mit anderen Worten in einer llitrigen L\u00f6sung\nist die Salzs\u00e4ure zu 78 Procent in positive Wasserstoff-Ionen und negative Chlor-Ionen dissociirt. Die Concentration dieser Ionen betr\u00e4gt demnach je 0,78. Vergleichen wir hiermit die Concentration der Wasserstoff-Ionen, welche von der Harns\u00e4ure abgespaltet werden und 0,0000143 betr\u00e4gt, so sehen\n1)\tF. Kohlrauscli und L. Holborn, Das Leitverm\u00f6gen der Elektrolyte. Leipzig 1898. Seite 160.\n2)\tIbid., Seite 200.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nwir, welchen ausserordentlich grossen Zuwachs die Gesammt-concentration der Wasserstoff-Ionen in der L\u00f6sung durch den Zusatz der Salzs\u00e4ure erfahren hat. Aber auch unter diesen Verh\u00e4ltnissen muss die Gleichung\na \u2022 b = c \u2022 k,\tf 1)\nwelche die Beziehungen zwischen dissociirtem und nicht dis-sociirtem Antheil der Harns\u00e4ure regelt, zu Recht bestehen und wir sehen an diesem Beispiel so recht die Bedeutung der von W. Ostwald eingef\u00fchrten Dissociationsconstanten. Da die linke Seite der Gleichung das Produkt aus prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen und Wasserstoff-Ionen darstellt und die Concentration der letzteren durch den Salzs\u00e4urezusatz um d vermehrt worden ist, muss die Gleichung (1) jetzt lauten:\na \u2022 (b ~|~ d) \u2014 c \u2022 k.\t12)\nIn beiden Gleichungen hat die rechte Seite c * k denselben Werth, da c, die Concentration des nicht dissociirten Antheils der gel\u00f6sten Harns\u00e4ure, in ges\u00e4ttigten L\u00f6sungen eine unver\u00e4nderliche Gr\u00f6sse und k eine Constante ist. Die Gleichung (2) kann demnach nur dann erf\u00fcllt werden, wenn die Goncentrationen a und b andere Werthe annehmen, d. h. der Dissociationsgrad der Harns\u00e4ure muss durch den Zusatz der Salzs\u00e4ure eine Aenderung erleiden. Dies ist thats\u00e4chlich der Fall und wir wollen nun feststellen, welcher Art diese Aenderung ist.\nEs ist a = b und d im Verh\u00e4ltniss zu diesen Concentra-tionen, wie wir gesehen haben, ausserordentlich gross, folglich kann das Produkt a \u2022 (b -j- d) nur dann denselben Werth beibehalten, wenn der Factor a entsprechend klein wird. L\u00f6sen wir die Gleichung\na \u2022 (b ~j~ d) = c \u2022 k\noder, da a = b ist, a \u2022 (a d) = C \u2022 k nach a auf, so erhalten\nwir f\u00fcr a = \"y/c k \u2014)\u2014\tL\u00e4sst sich schon aus diesem\nAusdruck ein Schluss auf die minimale Gr\u00f6sse a ziehen, wenn d sehr gross wird, so werden diese Verh\u00e4ltnisse noch anschaulicher, wenn wir die Rechnung f\u00fcr die von uns als Beispiel gew\u00e4hlte llitrige Salzs\u00e4ure durchf\u00fchren. In diesem Falle betr\u00e4gt die Concentration der zugesetzten Wasserstoff-","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"71\nIonen 0,78 und das Produkt c \u2022 k nach der oben (Seite 61) ausgef\u00fchrten Rechnung ca. 2 \u2022 IO-10, demnach wird a =\n\u25a0^0,0000000002 + (^)2 \u2014 (^r)2 d-h- es erreicht eine im\nVergleich zu seinem vorherigen Werthe 0,0000143 verschwindend kleine Gr\u00f6sse. Auch wenn wir die Salzs\u00e4ure hundertmal verd\u00fcnnter anwenden, bleibt der Werth von a noch sehr klein und erreicht erst bei 1000Ihriger S\u00e4ure den hundertsten Theil des vorherigen Werthes. Da a die Concentration der prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen bedeutet, geht aus diesen Betrachtungen, die auch f\u00fcr andere S\u00e4uren G\u00fcltigkeit haben, hervor, dass durch den Zusatz einer starken S\u00e4ure zu einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Harns\u00e4ure der Dissociationsgrad der Letzteren vermindert oder, wie man allgemein zu sagen pflegt, die Dissociation der Harns\u00e4ure zur\u00fcckgedr\u00e4ngt wird. Ferner haben wir gesehen, dass diese Zur\u00fcckdr\u00e4ngung der Dissociation schon bei Gegenwart von 100 Ihriger (\u2014 Fioo normaler) Salzs\u00e4ure so vollst\u00e4ndig ist, dass sie vom praktischen Standpunkt aus durch weiteren Zusatz von S\u00e4ure nicht gesteigert werden kann. Schliesslich haben wir noch zu untersuchen, welchen Einfluss diese R\u00fcckdr\u00e4ngung der Dissociation auf die L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure aus\u00fcbt.\nDurch die Vereinigung der prim\u00e4ren Harns\u00e4ure-Ionen mit den Wasserstoff-Ionen entstehen nicht dissociirte Harns\u00e4uremolekeln. Deren Concentration c kann aber, weil wir es mit einer ges\u00e4ttigten L\u00f6sung zu thun haben, nicht gr\u00f6sser werden und in Folge dessen m\u00fcssen sich alle diejenigen Harns\u00e4uremolekeln, welche durch die R\u00fcckdr\u00e4ngung der Dissociation gebildet werden, in der Form fester Harns\u00e4ure abscheiden. Der Zusatz einer starken S\u00e4ure zu einer ges\u00e4ttigten Harns\u00e4urel\u00f6sung hat demnach nicht nur eine R\u00fcckdr\u00e4ngung der Dissociation, sondern auch eine Verminderung der L\u00f6slichkeit zur Folge. Da die Concentration der dissociirten Harns\u00e4ure 9,5\u00b0/o der gesammten in L\u00f6sung befindlichen S\u00e4ure betr\u00e4gt, geht die L\u00f6slichkeit derselben um diesen Betrag zur\u00fcck. Das Ergebniss dieser Betrachtungen k\u00f6nnen wir demnach dahin zusammenfassen: Die L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure wird","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\ndurch Zusatz starker S\u00e4uren vermindert und erreicht schon in lOOlitrigen S\u00e4uren den Minimalwerth von 7336 Litern, welcher einem L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltniss von 1:43620 oder einem Gehalt von 0,0229 g Harns\u00e4ure in 1 Liter L\u00f6sung entspricht. Wie die L\u00f6slichkeitsversuche mit diesen theoretischen Berechnungen \u00fcbereinstimmen, soll in folgendem Abschnitt gezeigt werden.\n2. L\u00f6slichkeitsversuche.\nDie L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in den w\u00e4sserigen L\u00f6sungen starker S\u00e4uren wurde in derselben Weise ermittelt, wie wir dies in der ersten Abhandlung bei der L\u00f6slichkeitsbestimmung in reinem Wasser beschrieben haben. Die S\u00e4urel\u00f6sungen, welche durch Verd\u00fcnnen einer titrirten, starken, reinen S\u00e4ure mit reinem kohlens\u00e4urefreien Wasser von der durchschnittlichen specifischen elektrischen Leitf\u00e4higkeit 1,0 X 10~6 hergestellt wurden, brachten wir mit einer gewogenen Menge \u00fcbersch\u00fcssiger reiner Harns\u00e4ure in sorgf\u00e4ltig verschlossenen Erlenmeyer'schen Kolben in den Rotationsapparat, fiitrirten dann durch den Go och\u2018sehen Tiegel und wogen schliesslich nach dem Trocknen die nichtgel\u00f6ste S\u00e4ure zur\u00fcck. Alle L\u00f6slichkeitsbestimmungen wurden bei 18\u00b0 ausgef\u00fchrt. Bei s\u00e4mmthehen Versuchen benutzten wir die von uns aus reinem prim\u00e4rem harnsaurem Kalium dargestellte Harns\u00e4ure.\n1. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 1 Ihriger (normaler) Salzs\u00e4ure (= 3,65\u00b0/o HCl).\nNr.\t1\t^ m \u00f6 .g \u20195 *> ^ \u00d6\t-, ! *53 3 5 b\u00df j\t1 vT\ttS\u00f6 \u25a013 |!jp _ c\t\"g.\n1\tNach 1 i[% st\u00fcndigem Rotiren waren gel\u00f6st\t\tI\t\n\tin 713,6 ccm. normaler Salzs\u00e4ure 0,0166 g\t\t\t\n\tHarns\u00e4ure\t\t1: 42990\t0.0233\t7231\n2\tNach 2 V2 st\u00fcndigem Rotiren waren gel\u00f6st\t\t\t\n\tin 703,2 ccm. normaler Salzs\u00e4ure 0,0168 g\t\t\t\n\tHarns\u00e4ure\t\t1: 41860\t0,0239\t7041\n\tMittel . . .\t1: 42430\t0,0236\t7136","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\n2. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 21itriger (normaler) Schwefels\u00e4ure (= 4,9\u00b0/o H2S04).\nNr.\t\tL\u00f6sungsver- h\u00e4ltniss auf das Gewicht eines gleichenVolums Wasser berechnet\tIn 1 Liter L\u00f6sung sind enthalten g Harns\u00e4ure\tZahl der Liter, | in denen 1 Mol = 168,2 g Harns\u00e4ure gel\u00f6st ist\n1\tNach einer Rotationszeit von 75 Minuten\t\t\t\n\twaren gel\u00f6st in 705,5 ccm. normaler Schwefels\u00e4ure 0,0161 g Harns\u00e4ure . .\t1: 43820\t0,0228\t7370\n2\tNach 2st\u00fcndigem Rotiren waren gel\u00f6st\t\t\t\n\tin 698,0 ccm. normaler Schwefels\u00e4ure 0,0157 g Harns\u00e4ure\t\t1:44460\t0,0225\t7478\n\tMittel . . .\t44140\t0,0227\t7424\nAus diesen beiden Versuchsreihen geht Folgendes hervor:\n1.\tWie bei den L\u00f6slichkeitsversuchen in reinem Wasser, wird auch hier der S\u00e4ttigungspunkt bereits nach 1- bis 2 st\u00e4ndiger Rotationsdauer erreicht.\n2.\tDie auf Grund der elektrolytischen Dissociationstheorie angestellten theoretischen Betrachtungen haben nicht nur in qualitativer, sondern auch in quantitativer Beziehung eine Best\u00e4tigung erfahren. Die L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in der verd\u00fcnnten Salzs\u00e4ure, wie auch in der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure ist geringer, wie im reinen Wasser. Die thats\u00e4chlich gefundene L\u00f6slichkeit 1 : 42430 und 1 : 44140 stimmt mit der theoretisch berechneten 1 :43620 unter Ber\u00fccksichtigung der bei solchen Versuchen unvermeidlichen Fehlerquellen sehr befriedigend \u00fcberein. Die Anwendung der elektrolytischen Dissociationstheorie auf derartige Untersuchungen erweist sich demnach als sehr zweckm\u00e4ssig.\n3.\tIn normaler Salz- und Schwefels\u00e4ure vermag die Harns\u00e4ure keine positiven Ionen zu bilden, d. h. sie vermag nicht als Base zu functioniren. W\u00e4re dies der Fall, so m\u00fcsste die L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in diesen S\u00e4uren gr\u00f6sser wie in reinem Wasser sein.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nSchliesslich haben wir auch noch untersucht, wie gross die L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in S\u00e4urel\u00f6sungen st\u00e4rkerer Concentration ist. Dabei ist noch zu ber\u00fccksichtigen, dass bei Anwendung grosser Concentrationen Aenderungen in der L\u00f6slichkeit eintreten k\u00f6nnen, da unsere theoretischen Betrachtungen und bisherigen Versuche nur L\u00f6sungen betrafen, bei denen das Wasser in der Hauptsache das L\u00f6sungsmittel war. Wenn aber die S\u00e4uren einen wesentlichen Theil des L\u00f6sungsmittels bilden (3,75 bezw. 6,24fach normale Salzs\u00e4ure mit 13,69\u00b0/o bezw. 22,77\u00b0/o HCl und 3,2 bezw. 6,4fach normale Schwefels\u00e4ure mit 1.5,67\u00b0/o bezw. 31,34\u00b0/o H2S04), so muss sich, wie wir schon oben auseinandergesetzt haben, ihr specifischer Einfluss auf das L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltniss bemerkbar machen. Die Rotationszeiten bei diesen Versuchen schwankten zwischen 1 bis 6 Tagen, da wir gleichzeitig untersuchen wollten, ob und in welchem Maasse die bei rein w\u00e4sserigen Aufschwemmungen beobachtete Zersetzung der Harns\u00e4ure bei Gegenwart dieser S\u00e4uren auftritt.\n3. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 0,267 litriger = 3,75 fach normaler Salzs\u00e4ure (= 13,69 \u00b0 o\nHCl).\nNr.\t\tg c __ ^ m Jz ~\t~t\u00a3\tr-\tc ! \u00a3\tt\u00df\n1\tNach 22 st\u00fcndigem Rotiren waren gel\u00f6st in\t\t\n\t200 ccm. 3,75 fach normaler Salzs\u00e4ure\t\t\n\t0,0057 g Harns\u00e4ure\t\t1 :35100\t0,0285 5900\n2\tNach 6 t\u00e4gigem Rotiren waren gel\u00f6st in\t\t\n\t200 ccm. 3,75 fach normaler Salzs\u00e4ure\t1\t\n\t0,0048 g Harns\u00e4ure\t\t1: 41670 |\t0,0240 7000\n\tMittel . . .\t1: 38390\t0,0263; 6450\n4. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 0,16litriger = 6,24fach normaler Salzs\u00e4ure (\u00e4 22,77\u00b0/o HCl).","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Nr.\t\tL\u00f6sungsver- h\u00e4ltniss auf das Gewicht eines gleichen Volums Wasser berechnet\tIn 1 Liter L\u00f6sung sind enthalten g Harns\u00e4ure\tZahl der Liter, in denen 1 Mol = 168,2 g Harns\u00e4ure gel\u00f6st ist\n1\tNach 24 st\u00e4ndigem Rohren waren gel\u00f6st in 200 ccm. 6,24fach normaler Salzs\u00e4ure 0,0080 g Harns\u00e4ure\t\t1: 25000\t0,0400\t4200\n2\tNach 46st\u00e4ndigem Rohren waren gel\u00f6st in 200 ccm. 6,24fach normaler Salzs\u00e4ure 0,0070 g Harns\u00e4ure\t\t1 : 28570\t0,0350\t4800\n\tMittel . . . 1 1\t1: 26790\t0,0375\t4500\n5. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 0,6251itriger = 3,2 fach normaler Schwefels\u00e4ure (\u2014 15,67\u00b0/o\nh2so4).\nNr.\t\tL\u00f6sungsver-h\u00e4ltniss auf das Gewicht eines gleichen Volums Wasser berechnet\tIn 1 Liter L\u00f6sung sind enthalten g Harns\u00e4ure\tZahl der Liter, in denen 1 Mol = 168,2 g Harns\u00e4ure gel\u00f6st ist\n1\tNach 26 st\u00e4ndigem Rohren waren gel\u00f6st in 200 ccm. 3,2 fach normaler Schwefels\u00e4ure 0,0029 g Harns\u00e4ure\t\t1: 68960\t0,0145\t11580\n2\tNach 6 t\u00e4gigem Rohren waren gel\u00f6st in 200 ccm. 3,2 fach normaler Schwefels\u00e4ure 0,0053 g Harns\u00e4ure\t\t1: 37740\t0,0265\t6340\n\tMittel . . .\t1:53350\t0,0205\t8960\n6. Versuchsreihe. L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in 0,3131itriger sss 6,4 fach normaler Schwefels\u00e4ure (= 31,34\u00b0/o\nh2so4).","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nNr.\t\tL\u00f6sungsver- h\u00e4ltniss auf das Gewicht eines gleichen Volums Wasser berechnet\tIn 1 Liter L\u00f6sung sind enthalten g Harns\u00e4ure\tI ST \u201c \u2022\u25a0s a \u00abl 2 -g Uo\u00ab3\" O T\u201c( \"(fi ^ Lg'\u00ab h \t, a o a \u201d3 a\u2019\u201cSK \u201c In ^\n1\tNach 29st\u00fcndigem Rotiren waren gelost in 200 ccm. 6,4fach normaler Schwefels\u00e4ure 0,0035 g Harns\u00e4ure\t\t1: 57150\t0,0175\t9600\n2\tNach 47 st\u00e4ndigem Rotiren waren gel\u00f6st in 200 ccm. 6,4fach normaler Schwefels\u00e4ure 0.0038 g Harns\u00e4ure\t\t1 : 52620\t0,0190\t8840\n\tMittel . . .\t1 : 54890\t0,0183\t9220\nDas Resultat dieser vier Versuchsreihen ist folgendes:\n1.\tDie L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in der ca. 4- und 6 fach normalen Salzs\u00e4ure kommt derjenigen in reinem Wasser ziemlich nahe. Die Abweichungen liegen aber innerhalb der Versuchsfehler, wenn man ber\u00fccksichtigt, dass das Volum 200 ccm. f\u00fcr derartige Bestimmungen verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig klein ist.\n2.\tDie L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in der ca. 3- und 6 fach normalen Schwefels\u00e4ure ist durchg\u00e4ngig erheblich kleiner, als in reinem Wasser. Der Umstand, dass die L\u00f6slichkeit noch geringer ist, als diejenige bei vollkommener Zuriick-dr\u00e4ngung der elektrolytischen Dissociation der Harns\u00e4ure (1 : 53350 und 1 : 54890 gegen 1 : 43620), ist jedenfalls auf den specifischen Einfluss der Schwefels\u00e4ure als L\u00f6sungsmittel zur\u00fcckzuf\u00fchren, welche hier ca. den 6. bezw. 3. Theil des L\u00f6sungsmittels ausmacht.\n3.\tDie Zersetzung der Harns\u00e4ure, welche bei l\u00e4ngerer Ber\u00fchrung derselben mit Wasser eintritt, geht bei Gegenwart starker S\u00e4uren nicht oder nur in \u00e4usserst geringem Maasse vor sich. Nach sechst\u00e4gigem Rotiren mit ca. 4 fach normaler Salzs\u00e4ure war noch weniger Harns\u00e4ure gel\u00f6st, wie in reinem Wasser und nach der ebenso lange dauernden Rotation mit","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\nca. 3 fach normaler Schwefels\u00e4ure lag die Abweichung innerhalb der Versuchsfehler.1)\n4. Auch in ca. 6 fach normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure vermag die Harns\u00e4ure keine positiven Ionen zu bilden, d. h. als Base zu functioniren. So erweisen sich die Analogieschl\u00fcsse, welche man auf Grund der dem Xanthin, Guanin, Theobromin etc. \u00e4hnlichen Constitution und deren Eigenschaft, sowohl als schwache S\u00e4ure, als auch als schwache Base aufzutreten, ziehen k\u00f6nnte, als nicht zutreffend.\n3. Schlussfolgerungen.\nDie Ergebnisse vorstehender Untersuchungen k\u00f6nnen wir in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen:\n1.\tDie in der Litter atur vielfach verbreitete Ansicht, dass die Harns\u00e4ure in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen starker S\u00e4uren erheblich leichter l\u00f6slich sei, als in Wasser, beruht auf Irrthum.\n2.\tDie L\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure erwies sich im Gegentheil geringer wie in reinem Wasser.\n3.\tDiese in verd\u00fcnnten S\u00e4uren beobachtete L\u00f6slichkeitsverminderung steht im vollen Einklang mit der Theorie der elektrolytischen Dissociation. Sie Hess sich nach derselben nicht nur voraussehen, sondern sogar zahlenm\u00e4ssig feststellen. Each dieser Theorie veranlasst ein Zusatz starker S\u00e4uren zu einer w\u00e4sserigen Harns\u00e4urel\u00f6sung wegen der damit verbundenen Zunahme der Concentration der Wasserstoff-Ionen eine Zur\u00fcckdr\u00e4ngnng der Dissociation der Harns\u00e4ure und damit eine Verminderung der L\u00f6slichkeit. Das theoretisch berechnete L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltniss 1 : 43620 stimmt mit thats\u00e4chlich beobachteten Verh\u00e4ltnissen 1 : 42430 (bei normaler Salzs\u00e4ure) und 1 : 44140 (bei normaler Schwefels\u00e4ure) unter Ber\u00fccksichtigung der bei solchen Versuchen unvermeidlichen Fehlerquellen sehr befriedigend \u00fcberein.\n*) Berthelot und Andr\u00e9 (Bullet, de la soci\u00e9t\u00e9 de chimie (2) 47, 840) haben gefunden, dass Harns\u00e4ure nach 2 Stunden langem Verreiben mit 10 \u00b0/o iger Salzs\u00e4ure beim Kochen mit Magnesia 1 \u00b0/o ihres Stickstoffs als Ammoniak abgibt.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\n4.\tAuch in ca. 6fach normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure findet keine L\u00f6slichkeitszunahme der Harns\u00e4ure gegen\u00fcber der in reinem Wasser statt; bei der Schwefels\u00e4ure geht die L\u00f6slichkeit sogar auf 1 : 54890 zur\u00fcck. Diese L\u00f6slichkeitsverminderung ist jedenfalls auf den specifischen Einfluss der Schwefels\u00e4ure als L\u00f6sungsmittel zur\u00fcckzuf\u00fchren.\n5.\tAuch in ca. 6 fach normaler Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure vermag die Harns\u00e4ure keine positiven Ionen zu bilden, d. h. als Base zu functioniren. W\u00e4re dies der Fcdl, so m\u00fcsste die L\u00f6slichkeil derselben in diesen S\u00e4uren gr\u00f6sser sein, wie in reinem Wasser.\n6.\tDie Zersetzung der Harns\u00e4ure, icelche bei l\u00e4ngerer Ber\u00fchrung derselben mit Wasser eintritt, geht bei Gegenwart starker S\u00e4uren nicht oder nur in \u00e4usserst geringem Maasse vor sich.\n7.\tDie Bestimmung der Harns\u00e4ure in ihren Salzen durch Abscheidung mittelst \u00fcbersch\u00fcssiger Salzs\u00e4ure, oder besser Schwefels\u00e4ure, f\u00fchrt zu genauen Resultaten, wenn die Uebers\u00e4ttigungs-erscheinungen durch anhaltendes Sch\u00fctteln vermieden werden und f\u00fcr den in der L\u00f6sung zur\u00fcckbleibenden Theil eine Correction von 2 mg f\u00fcr 100 ccm. Fl\u00fcssigkeit (bei 18\u00b0) angebracht wird.","page":78}],"identifier":"lit17459","issued":"1900-01","language":"de","pages":"64-78","startpages":"64","title":"Physikalisch-chemische Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure und ihrer Salze in L\u00f6sungen. II. Abhandlung","type":"Journal Article","volume":"31"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:20:24.235633+00:00"}

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