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{"created":"2022-01-31T13:23:46.251436+00:00","id":"lit17511","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulz, Fr. N.","role":"author"},{"name":"Fr. Kutscher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 32: 268-277","fulltext":[{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"Fr. N. Schulz und Dr. J. Mainzer.\nAus 4er < hem. AMhVilung des physio). Instituts zu .Jena. L)< r Kedaetio\u00bb zugegangen am H. fYbruar l'toi\nVor einiger Zeit li\u00e2t dor eine von uns auf Grund einer Ileihe von Stickstoffbilanzversuchen die Ansicht vertreten, dass der Verlauf d\u00e9s Kiweissumsatzes bei absoluter Xahrungseut-ziehung nicht in dem gew\u00f6hnlich angenommenen Maasse von den stickstofffreien \"Reservestoffen\u00bb des betreffenden Thieres abh\u00e4ngig sei.1 > Insbesondere bezog sich diese Meinung aut die intensive Steigerung des Kiweissumsatzes kurze Zeit vor dem Tode\u00bb, welche man f\u00fcr gew\u00f6hnlich als durch das Verschwinden des Reservefettes bedingt ansieht. Im Gegensatz zu. dieser gel\u00e4ufigen Anschauung wurde als Ursache der prii-inortaten Steigerung des Kiweissumsatzes ein rapides Absterben von K\u00f6rperzellen angesprochen, durch deren Tod gr\u00f6ssere Mengen eines dem Nahrungseiweiss \u00e4quivalenten Materials in di(\u2018 Circulation gelangen k\u00f6nnten.\nZur weiteren Begr\u00fcndung dieser Theorie, die von meh-ieron Seiten aus einer experimentellen Pr\u00fcfung zug\u00e4nglich erscheint, wurde zun\u00e4chst neben dem Stickstoffumsatz der Uhosphorumsatz mit in den Keretch der Betrachtung gezogen.\nKe her den 1\u2018hosphors\u00e4urestoffweclisel unter normalen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen liegt ein zusammenf\u00e4ssendes\n1 I t . X. h u lz. I eher das Wesen der (\u00bbramortalen Stickst*\u00bbfi-\"ti'i^Tun^. M\u00fcnchener ined. Wochenschrift 1S\u00ceM.\nDerselbe.^ Deitnige zur Kenntnis s des Stoffwechsels hei unzu-reu In nrer Ki i\u00bb;ilirung. 1\u2018tliigcr's Archiv. 1809. Dd. 70. S. 879\u2014 U0.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"hctorat \\un I . Horgell*) vor, auf welches zur Vermeidung einer \\\\ iederholung des dort Gesagten hinsichtlichder I\u00e4tieratur im Wesentlichen verwiesen werden soll.\nDer Gedanke, der den inr Nachfolgenden initzutheilendeu Versuchen zu Grunde lag, ist folgender: Das Eiweiss des Protoplasmas ist, wenn nicht ausschliesslich, so doch zum grossen Theil mit phosphorhaltigen Complexen verbunden. Die Menge dieses mit Eiweiss verbundenen Phosphors ist besonders gross in dem als Kern ditferenzirten Theil der Zelle, der als ganz besonders wichtig f\u00fcr die Lebensth\u00e4tigkeit gilt, also voraussichtlich vom hungernden Organismus am. meisten geschont wird. Die Richtigkeit dieser Annahme ist durch das Experiment best\u00e4tigt. Nemser2) fand bei M\u00e4usen, dass beim Hunger die Xuoleine zwar eingeschmolzen werden, aber in geringerem Ausmaasse als die \u00fcbrigen Bestandtheile der Zelle. Es fand also bei Hungerthieren ein relativer Zuwachs an Ge-simmt- und Nucleinphosphors\u00e4ure statt, der recht betr\u00e4chtlich war. W enn nun in der That ein rapides Absterben von relativ plmsphorreichen Zellresten vor dem Hungertodo eintritt. so besteht dit* M\u00f6glichkeit, dass das Verh\u00e4ltnis*\u2018 des aus geschiedenen Stickstotfs zum ausgeschiedenen Phosphor sich mit dem Eintritt der pr\u00e4mortalen Stickstotfsteigerung zu Gunsten- des Phosphors wesentlich ver\u00e4ndern wird. ,\nDa. soweit \\\\ir die Litteratur \u00fcbersehen k\u00f6nnen. Hungerversuche mit gleichzeitiger Bestimmung des ' nusgeschiedenen Stickst oil\u2019s und Phosphor bis zum Eintritt der pr\u00e4mortalen Steigerung des Eiweissumsatzes nicht vorliegen, sahen wir uns zum Anstellen einiger derartiger Versuche veranlasst 3) Es\nD Beter Bergeil. Fortschritte der Medicin. 1808. Kd.'IO.S. 1 \u20141k.\nM. Xe in ser. Maty's Jahresbericht. I8\u00cfHI. S. 001,\n:!i l,er Hungerversuch von bidder u. Schmidt an der Katze \\ erdauungss\u00fcfte und Stoffwechsel. 1852;.' sowie die Versuche von Fa Ick ;in Bunden Ibeitr\u00fcge zur Physiol.. Pharm, u. Hygiene. 1885) sind soweit mis bekannt dir einzigen, in welchen die ausgesehiedene iyj5 bis zum Hungertode bestimmt wurde. Auffallender Weise verliefen aber gerade diese \\ ersuche \\ I an der Zahl;, ohne dass eine intensive pr\u00e4mortale Steigerung des Eiweissumsalzes stattfand, sind afso f\u00fcr den vorliegenden Zweck nicht verwerthhar.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"wurden drei Versuche an Kaninchen und ein Versuch am Hunde unternommen. Da nur grosse Differenzen im Verhalt ni ss N : P als beweisend f\u00fcr unsere theoretischen Tebcr-h*gungen h\u00e4tten in Betracht kommen k\u00f6nnen, so wurde aut\n\u00ab ine absolut genaue Abgrenzung der einzelnen Tagesportionen verzichtet : ebenso wurde von einer Analyse des Hungerkothes abgesehen, dessen Verkeilung auf (lie einzelnen Hungertage ausserdem nur mit Willk\u00fcr m\u00f6glich gewesen w\u00e4re: Die Thiere\nwurden in einen Stoffwechselk\u00e4fig gesetzt und jeden Mittag um 12 I hr der in der untergesetzten Schale vorhandene Harn entnommen. Hei jeder Entnahme von Harn wurde der\nlg ausgesp\u00fclt und das Sp\u00fclwasser mit dem Harn vereinigt Die Kaninchen wurden bis zur Entleerung der Hauptmasse des Von \u00abh\u2018r vorgegangenen Nahrung herr\u00fchrenden Rothes\nd \\ I age) durch einen dichten Drahtmaulkorb ihres Rothes verhindert, um zu verh\u00fcten, dass Nahrungsphosphor in di\u00ab* Circulation hereingeratla\nain Fressen nachtr\u00e4glich\nV \u00ab\u2018 r su c ii I.\nAusgescliie-\u00ablener N \u25a0\tAusgesehie-tlene P..0. \u2022 v .\t\u2022}\u2022 .\u2022 \u2022 \" \u2022\u2022\u2022 \u2022 \u2022 X : IM). i o.\n\t\u00abUS\t\u00ab;.2\n1.15\t0,20\t1.15\n\t\u25a0;y. 0.25 :\t4.7\n4. v:\t'v 1.54\to.:u\t5.0\n\t0.25\t4.5\n-'Ti\u201c .>\u2022' \u25a0\t0.25\tt./\n\t0.50\t5.5\n\t0.55 '\ti : \u00ab;.n\n0,\t2,05\t0.52\t'\t0.5\n10. 2.70\t0,42\t0.4\n\u25a0 11.\t154 I\t0.52\t\u25a0 4.8\t\"\u00ab\u2022\nPas Thier starb einige Stunden vor Ablauf ties 11. Versm-hsta^s.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Der Stickstoff wurde in diesem und den nachfolgenden Versuchen nach Kjeldahl bestimmt, die P.,Or mit Urannitrat titrirt, unter Benutzung von Cochenille als Indicator.\nVorsuch II. Kaninchen >weiblich);\nVersuchstag \u00bb 1\tAusgeschiedener N\t\u00c4usgeschie- i deno l\\Os\tNP\u00c0\n\u00ab I.\t! 1.025\t\\\t1 0.48\t1\t2.1\n2\t0,007\t0.10 |\t4.8\n3.\t1.120\t0:25 .\t4.5\nj\t1.120\t0.25\ti\t4.5\n5.\t0,022\t! 0,10 !\t.7.7\n<>.\t0.053\ti ' \u00ab\u00bb,18. \\j:\t5.3\n7.\t1 .K00\t0.20\t7.3\ns.\t1.000\t0.34\t5.2\n0.\t2.841\t0.57\t4.0\nIo.\ti\t1.703\t0.23 i\ti\t7.4\n10. Versuchstag erstreckte\t\tsich nur \u00fcber\t12 Stunden\nVersuch III. Kan inchen (weiblich!.-\n\u25a0 \u25a0 Versuchstag\tAusgeschiedener N \u2022\t\u00c4usgeschie-dene P,0& I\t\n1.\t\u2022 1.42\t\u25a0 V : j ' 0.34\t\"\t4.2\n2-\t1.42\t0.34\t4:2\n;{.\t1.43 -\t0.20\ti f. \u2022\t4.0\t*;\n\u2022 4.\t1.43\t0.20 ; \u00ab \u2019\t4.0\n5\t1,43\t0.20 ; \u2022 i \u25a0\t4.0\n0.\t1.20 \u25a0\to,2l\tw. m 0./\n7.\t2 :i7 s\to,4o\t5.0\n8.\t2.37\t0.40\t|\t5.0\n0.\t2.70\t0.53\t! \u2022\t;>,2 <.\n10.\t2.04 .\t0.55\tj\t5.3\t;\nThier starb\t1 Stunde vor\tBeendigung des\tIO. Versuchstaig","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"Versuch IV. H\u00fcndin.\nM ,e,sucnsm,er war e,n sehr gut gen\u00e4hrter Terrier mit stark entwickelten) I anmculus adiposus. Das Thier-.starb einige Stunden nach Beendigung des go. Tages\nVe rsuchsta <f\t' Aiisgesrhie-\tAusgoschk\u00bb- !\t\n\ti fl\u00e8ner N in g\tdene P,()5\tAi : K ()\u201e in gj\t* 5\n4.\ti.\t\u2022-\t\u2022. - '\t\u201d,\t\u2022\u2022\u2022\t\u2022\u2022 V? \u25a0 \u25a0 \u2022 \u2022 \u2022\t. j\t; _ \t\t . !\t4.00 I-\t,\t\u2022' ' .\t\u25a0 ;\t.\ty j y }\u25a0;\u25a0.\t-. ~\ti. jr -v :- (V)7\ty \u2022\t\u2022\u2022\t. ; kl\n-7 y:\tf; ;^\t1\tH 7*> \u2022 h i \u00ab . 1-.\u2019 ' \u2022\" \\ \u2022 : \u2022 \u2022\th>: 0.85\t4.5\t1' -y\n\u2022'\u2022\u2022\u2022\t. ;V ^\ti\tJ\t5:i5 ': \u25a0\t;\t(Mia\t4.8\n\t3,70\t[V^ 0.85\t' .\t4.1\nyyiy y 7-y\"\t0.\t'^rr/y\t\t\n;\tU).\t5.14\tl.lo\t1.7 /.;\u25a0\n\t2,2\u00ab\t0.50\t4.0\n:i\t\\\tV',:.'.sr' -ivi.''; V \u2022:?!\t?.yy 2.05\t0.52\t5.0\n\t\u2022:V\u2019\t5.90\t(1,05\ti 0 5\n:;.V^ y.: l\u2019u :[7J:\ty;y/ 4.ai\tOO0\t0.5\n\u00ceK.\t5,02 '\t0.5(5\t. 7-'\t0.5\n17.\t5.95\t;\t0.0(5\t0.0\n\u25a0 y V, , y 1\u00ab.\t*\t5.15\t0.82\t0.5\n\t0.80\t1.25\t. ? ; 5.0\ny; -\t20.\t'\u2022 '* *\u20184 >\u2022-. ; \u00e9 .bi .\t1 18\t0,0\nDie*ei- Versnel\tIi verliert n\tin rebei\tsichtliehkeit dadurch.\nss <ii\u00ab* Harnen ilect\t\u2022ung harnen\tMich in\tder: ersten Zeit sehr\nunregelm\u00e4ssig war.\tTrotzdem g\teilt aus den gefundenen Zahlen\t\nhervor, dass der Verlauf des E\t\ti woissum\tsatzes etwas von dem\ngew\u00f6hnlichen Sehen\tla ab weicht\tEs ist keinesfalls in den\t\nersten Tagen das\t\u00fcbliche lau\tgsame :\u00df\tUifalien des Eiweiss-\nUmsatzes unter der\tNach wirke\t:ng der\tvorangegangenen Er-\nn\u00e4hrung mit Eiweiss\tzu beobacl\titen, soir\tdem der Versuch setzt\noffenbar mit einem 9j\tlinhnum des\tEiweissi\tnnsatzes ein. Wahr-\nscheinlich hat das V<\t\u2022\u2018rsucJistbier\tvor dem Beginn des Versuches\t\neine eiweissarme, le\ttt- und kohl\tlehydratr\teiche Kost bekommen\nEin besseres Bild las.\tst sich aus n;\t[ich folgen\tder Tabelle gewinnen.\nin <ier Versuchstag 1\t\u20147. sowie\t8 -15 zusammengezogen sind.\t","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 27\u2018\u00ee \u2014\nVersuchs- tag\tAusgeschiedener N in g pro die\t| Ausjreschiedene l*A ,in 2 pro die\tN : IV),\n1.-7. \u2022\t1.55\t.\t\u2022\t' v o.:i5\t.\t4.7\nH.\u201415.\tH.05\t0.5S\t5.;t\nni\t3.\u00ab2\t0.5I\u00ce\t15.5\n17.\t\to.<;i;\tifco\nls.\t5.1.5\tO.S2\t15.H\n19.\tes\u00bb;\t1.2a\t5.15\n20.\t/.I t\t1,1s\t15.0\n\\ui* der Besprechung der mitgethoilteu Versuche sei ganz besonders hervorgohohen, dass bei allen l Versuehsthieren trotz der sehr ausgesprochenen pr\u00e4mortalen Steige-1 ung des Eiweissumsatzes das makroskopiseh sicht bare Fettgewebe durchaus nicht v\u00f6llig verschwunden war. Namentlich der zu dem einen Versuche benutzte Hund batte noch einen nicht unbetr\u00e4chtlichen Pannicuhis adiposus. Fntm diesen Fmst\u00e4nden wurde auf eine quantitative Ketl-bestimmung in den Organen der Vorsuchsthiere verzichtet. Aus diesen Beobachtungen erhellt aufs Neue, dass zur Zeit des Eintretens der pr\u00e4mortalen Stickstotlsteigerung von einem absoluten Fettmangel keine Hede sein kann, sondern h\u00f6chstens von einem relativen.1)\nWenden wir uns nun zur genaueren lietrachtuug der Versuchsreihen, speciell zu der Frage, inwieweit dieselben sich zur St\u00fctzung der Eingangs erw\u00e4hnten Theorie verwerthen lassen.\nDie im Harn zur Ausscheidung gelangende Phosphors\u00e4ure stammt einmal von den anorganischen Phosphaten (der Nahrung und der Knochen etc.), andererseits von organisch gebundenem Phosphor d\u201cr verschiedenartigsten K\u00f6rper (Eeci-thin, Nuclein etc.), verdankt also physiologisch durchaus yer-schiedenen Bestand)heilen des Organismus ihren Ursprung. Hierdurch wird die Verwerthung der f\u00fcr die ausgeschiedeUe P\u00bb0-, gefundenen Zahlen ausserordentlich erschwert. Auch hei\n\u2022-i s. hei Schulz. I. c.","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"iibsniiitor Xahrungsontziohung bleibt diese Schwierigkeit be-\u2019 siehen, da auch liier fort w\u00e4hrend anorganische Phosphate der Kimchensubstanz in verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig betr\u00e4chtlichen Mengen /uni Einschmelzen gelangen und die im Harn auszuseheidende Phosphors\u00e4ure vermehren.*) Die physiologische Verschieden-artigkcit des organisch gebundenen Phosphors ist insofern leichter zu \u00fcberwinden, da Aer eine llaupttheil des organisch gebundenen Phosphors, der im Nervensystem eine Holle spielt, auch beim Hungerthier einen constanten Factor darstellen d\u00fcrfte. Der andere llaupttheil des organisch gebundenen Phosphors ist in Form von micleinartigen Substanzen auf die verschiedensten ( hgane in wechselnden Mengen vertheilt. Da das Zusammenwirken der Th\u00fctigkeit der einzelnen Organe bei v\u00f6lliger Xahrungsentziehung wesentlich alterirt ist, so muss auch das V erh\u00e4llniss der Phosphors\u00e4ure zu den anderen StofV-wechselondprodiiktcn dadurch vcr\u00e4nd<krt werden und auch in dial einzelnen Abschnitten der Hungerperiode verschieden sein, \u00e4hnlich wie sieh ja schon innerhalb 21 Stunden entsprechend den verschiedenen Tageszeiten Schwankungen in diesem Verh\u00e4ltnisse* narhweison lassen is. Her gell I. c. S. H). So zeigen \u00abIciui auch unsere Versuchsreihen derartige' Schwankungen im Quotient N : P20-,, aut deren Hedeutung gleich noch zur\u00fcck -gekonunen werden soll. Die Unterschiede halten sich jedoch innerhalb aullaltcmd enger Grenzen, sodass der Gedanke nahe gelegt wird, dass w\u00e4hrend der ganzen Hungerzeit die Zellbestandtheile der einzelnen Organe in ann\u00e4hernd gleichen wechselseitigen Mengenverh\u00e4ltnissen zur Einschmelzung gelangen. Der I heil der Versuche, auf den wir unser Augenmerk besonders ric hteten, die Zeit der pr\u00e4mortalen Steigerung des FiWeissumsatzes, verlief anders, als wir es nach den theoretischen Foberlegungen erwartet hatten. Es trat keine wesentliche Aeiulerung in dem Verh\u00e4ltnisse N : P20- ein. Es ist z>var in allen vier Versuchen w\u00e4hrend der Zeit der pr\u00e4mortalen Steigerung der Stickstof Fa usscheidung ein zeitweiliges rascheres Ansteigen der P205-Ausseheidnng zur Beobachtung\n1 ( >. H e r ge 1I V Hefi*ral. S. (\u00bb.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"275\nge Langt, sodass X : iy>, auf K8, i,<>, 5,i, 5,b sinkt, aber die Differenzen sind doch viel zu geringf\u00fcgig und vor\u00fcbergehend, um daraus auf eine prineipielle Aendernng in der Art des zur Kinschmelzung gelangenden Materials' schliessen zu k\u00f6nnen Ausserdem ist auch zu ber\u00fccksichtigen, dass durch Vernachl\u00e4ssigung des ausgeschiedenen Hungerk\u00f6thes eine wenn auch geringe Fehlerquelle gegeben ist, welche die beobachteten kleinen Differenzen erkl\u00e4ren k\u00f6nnte.\nKs erhebt sich nun die f\u00fcr uns wichtige Frage, ob durch den im gewissen Sinne negativen Ausfall unserer Versuche irgend eine Entscheidung \u00fcber das Wesen der pr\u00e4mortalen Stickstoffsteigerung gef\u00e4llt ist. Dies ist nach unserer Meinung nicht der hall. Ks haben unsere Versuche, zun\u00e4chst wieder eine willkommene Best\u00e4tigung der Thatsache gegeben, dass Von einer absoluten Fettarmuth oder gar Fettfreiheit als Fr-sache der pr\u00e4mortalen Stickstoffsteigerung keine Rede sein kann. Ks konnte sich also nur um eine relative Fettarmuth handeln in dem Sinne, wie sie der eine von* uns fr\u00fcher *j er\u00f6rtert hat, um eine Concurrent- zwischen dem allm\u00e4hlich versiegenden, aber immerhin noch vorhandenen Fett und dem noch in reicherer Masse zur Verf\u00fcgung stehenden \u00d4rganeiw\u00e8iss. Diese f\u00fcr ganz extreme, f\u00fcr gew\u00f6hnlich wohl nur k\u00fcnstlich darstellbare f\u00e4lle bestehende M\u00f6glichkeit glauben wir jedoch f\u00fcr unsere Versuche ebenfalls mit Bestimmtheit ausschliessen zu k\u00f6nnen. Zun\u00e4chst d\u00fcrfte von einer Concurrent zwischen Kiweiss und fett doch nur dann die Rede sein, wenn das im Fanniculus adiposus gewissermassen ausserhalb der Organisation stehende Fett verbraucht ist, was bei allen unseren Versuchs-tliieren nicht der Fall war.\t.\t;\nSodann handelt es sich um fhiere, die Vor dem Beginn des Versuches mit einer Kost ern\u00e4hrt waren, die ei weissarm, daf\u00fcr reich an stickstofffreien N\u00e4hrstoffen war, bei denen also die Bedingungen f\u00fcr ein Ueberwiegen des K\u00f6rperei Wetsses gegen\u00fcber dem Reservefett m\u00f6gliclist ung\u00fcnstig waren. Besonders lehrreich in dieser Hinsicht ist der Versuch am Hund.\n1 ) Schulz. I. S. :\\Hi u. tOU.","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"Es war mit Absieht ein Tliier mit starkem Pannieulus adiposus gew\u00e4hlt worden? Der von der Regel abweichende Verlaut' des Eiweissumsatzes zeigte ausserdem auf das Deutlichste an. dass\ngerade das Eiweiss gegen\u00fcber dem Fett geschont wurde.\nhs bleibt also die Thatsache unbedingt bestehen, dass 'he gew\u00f6hnlich zur Erkl\u00e4rung der pr\u00e4mortalen Stieksiolfsteigerung herangezogene Annahme nicht geeignet ist. diese Erscheinung in thront vollen l'mlang zu erkl\u00e4ren.\nWas nun die von dem einen von uns fr\u00fcher anfgesteilte Hypothese eines rapiden Absterbens von Zellen schon vor dem Tode des (iosammtorganismus anbelangt, so ist dieselbe durch dte mitgelheilten Versuche zwar nicht wahrscheinlicher gemacht\nworden, alter auch keineswegs , widerlegt. Wir hatten zwar\nvor A liste Heu der Versuche einen anderen Verlauf erwartet: es konnte sieh aber nat\u00fcrlich mn- um Vermulhiingeu handeln' da unsere Kenntniss von der Rolle des Phosphors im tliierisehen < trganisnius noch in vielen wichtigen Punkten der Aufkl\u00e4rung bedurl So viel steht jedoch fest (namentlich durch die l'nter-siichiingen von R\u00f6hmann und, seinen Sch\u00fclerin, dass die anorganischen Phosphate eine wesentlich andere Rolle spielen Wie tier organisch gebundene Phosphor. Dieser Letztere besitzt in hohem Maasse die Eigenschaft, vom Organismus zur\u00fcckgehaltenzu werden. w\u00e4hrend die anorganischen Phosphate anscheinend vom l\u2019liier nicht zum Aufbau organischer Phosphor-verhindungen verwertlml worden. Da der bei einem eventuellen Abstcrben von Zellen freiwerdende Phosphor vorwiegend in\norganischer Rindung in die Circulation gelangen d\u00fcrfte, w\u00e4re\nes sehr wohl m\u00fcglieh, dass derselbe von den \u00fcberlebenden Zellen zum Ersatz verb treuer llestandtheile zur\u00fcckbehalten w\u00fcrde.\nDer negative Ausfall unserer Versuche beweist also nicht, 'lass nicht doch grossere Mengen von Phosphor, aus abge-slorbeuen Zellen stammend, in die Circulation gelangt sind: sondern nur. dass kein l'eberschuss von Phosphors\u00e4ure zur Aus-a heidunj\u00ef jrelangt ist.\nAn dieser Stelle m\u00f6ge hervorgehoben worden, dass wir wohl erwogen ha|M*n. ob nicht unter diesen abnormen Vor-\" lisse\" auch abnorme grosse Mengen von Phosphor in","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"organischer Bindung in den Harn gelangten und dann dort eventuell der Titration mit Uran entgingen. Um dies festzustellen, wurden einige der Harne, welche der Zeit der pr\u00e4mor-tellen Steigerung entstammen, aul organisch gebundenen Phosphor untersucht.\nZun\u00e4chst wurden Harne einmal direkt und ein zweites Mal nach vorherigem Kochen mit st\u00e4rkerer Salzs\u00e4ure titrirt. Die Titration ergab keine nachweisbaren Unterschiede. 1 Nat\u00fcrlich wurde der unges\u00e4uerte Harn vor der Titration neutraUsirt.) Sodann wurden andere Harne analog dem von Gerte IM zur quantitativen Bestimmung angewandten Verfahren qualitativ auf organisch gebundenen Phosphor untersucht, mit dein Ur-gebniss, dass die nachweisbare Menge* so gering war, dass wir em Hecht hatten, sie bei unseren Versuchen zu vernachl\u00e4ssigen.\nWir halten unser Vorsuchsmaterial nicht f\u00fcr ausreichend, um in die Discussion \u00fcber den * Phosphor-Stoffwechsel * im Allgemeinen einzugreifen, so verlockend dies bei der F\u00fclle von\nProblemen, die sich auf diesem Gebiete entgegenstellen, erscheinen m\u00f6chte.\n11 Cer tel. Zeitschr. f. physiol. Chemie. I.XOH. Hd. XXVI. S 12\u00d4.","page":277}],"identifier":"lit17511","issued":"1901","language":"de","pages":"268-277","startpages":"268","title":"Ueber den Verlauf der Phosphors\u00e4ureausscheidung beim Hunger","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:23:46.251442+00:00"}