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{"created":"2022-01-31T14:59:15.614583+00:00","id":"lit17514","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Steudel, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 32: 285-290","fulltext":[{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten einiger Pyrimidinderivate im Organismus.\nVon\nII. Steud\u00e8l.\nAus dem phy.siologbcheu Institut zu Marburg a, Li (Der Ke.laction zugegangcn am I. M\u00e4rz iyni.,\nDie Frage nach der Herkunft der Harns\u00e4ure im thierischen Organismus hat schon seit langen Zeiten- das Interesse der Physiologen und Kliniker lebhaft besch\u00e4ftigt, und zahlreich sind die Versuche, in denen eine L\u00f6sung dieser f\u00fcr den thierischen Haushalt grundlegenden Frage angestrebt wurde. Aber erst, nachdem durch die Arbeiten Rossel s die Nucleihs\u00e4uren als Muttersubstanzen der Alloxurk\u00f6rper erkannt waren, w\u00e4hrend man fr\u00fcher die Purink\u00f6rper noch zu den Bestandtheilen des Eiweisses rechnete, wurde die Forschung nach der Entstehung der!lane s\u00e4ure in sichere Hahnen gelenkt. Naturgem\u00e4ss richtete sich das Hauptaugenmerk aller Beobachter zun\u00e4chst auf das Verhalten der bis jetzt bekannten Bestandtheile der Nueleins\u00e4uren, w\u00e4hrend der noch unbekannte Best nur nebenher Beachtung fand, und die Alloxurk\u00f6rper wurden demgem\u00e4ss in inehr oder minder hohem Grade f\u00fcr die Bildung der Harns\u00e4ure theils direkt, theils indirekt verantwortlich gemacht Nachdem nun aber unter den Spaltungsprodukten dei; Nueleins\u00e4uren auch Substanzen aus der Pyrimidinreihe *) aufgefunden worden waren, musste man doch daran denken, ob nicht auch der animalische Organismus die F\u00e4higkeit habe, aus diesen einfacheren Verbindungen Alloxurk\u00f6rper aufzubauen und so durch Anlagerung eines IlarnstofTrestes an den Pyrimidinkern Purinderivate zu liefern. Der Gedanke schien umsomehr erw\u00e4gungswerth, als bekanntlich die erste wirklich rationelle Synthese der Harns\u00e4ure von Behrend und Roosen2) experimentell \u00fcber Derivate aus der Pyrimidinreihe hin ausgef\u00fchrt ist und derselbe Weg\nD Diese Zeitschrift. Bd. 32, s. 241.\nLiebig's Annalen. Bd. CCLl, S. 2H5.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"sich nach den Versuchen von Traube1\u00bb auch zur synthetischen Darstellung ariderer Alloxurk\u00f6rper als gangbar erwiesen hat.\nDie Synthese der Harns\u00e4ure nach Reh rend und Roo sen*) verl\u00e4uft, kurz zusammengef\u00e4sst, in folgender Weise :\nHarnstoff und Aeetessigester eondensiren sich zu rani i d oc rot ons \u00e4 i iret * s t er.\nNH# GO \u2014CH3 \u00c0 - y- '- \" >-t- V\t\u25a0\u25a0\u25a0'. 4! 4\tNH --C CH , 1\t\u2022 II\t\nCO f CH,\t=\tCO CH '4-k\t:.i. \u2022 NH, COOC,H,\t4- H,< 1.\n\u2022\t- \u25a0 j.\" ;\u2022\t\u2022' - \u2022 J Nil, CO0C,ll5 T;\u2019;:'\t\t\nDieser Ester. mit KOH\tverseife gibt das\tKaliumsalz der\nspn\u2018ebenden Saun\\ die in\tl freien Zustande\taber gleich 11./)\npaltet und in ihr - Anhydrit\t1, Methyluraeil, \u00fc\tbergeht.\n444 Nil o cn,\tNH-C -CH, !\tII CO dH\t\nCH\t\t4 H,0.\t-\nNil, dOOll\tNil CO\t\nDas Melhyluracil wird (\tlurch rauehende !\tSalpeters\u00e4ure in\nXitmuracilcai hons\u00e4ure verwandelt :\nMl C\u2014CH..\tmj\u2014C \u2014conti\n\u2022# . \u2022 \u2022 \u2022 .... . \u25a0\n...\t; ! I.;\t\u25a0\tj \u2022\t.\t.\tI\nCO Ul 4..HNO., 4 80 4 CO d \u2014NO, 11,0.\nNil -CO\tNH -CO\nDie Nitrouracilcarbons\u00e4ure spaltet beim Erhitzen ein C()2 ab und gebt in Nitmuracil \u00fcber:\nNil \u2014o-Cooii NM eil\n:44V4 \u25a0\u25a0 ,\u25a0\u20220:\u2022\t4'; 44 i!;:\t. 4 4 \u25a0. \u25a0\t.4'-\\4\nco d \u2014NO, = CO O \u2014NO, -- CO,.\nv. NH \u2014 C.o} ; 4\t.y:-' Nil co ' : ; : \u25a0\t\u2022 ' :\nDas Nitrouracil liefert bei chu* Reduction mit Zinn und Salzs\u00e4ure theils Amidouracil, tlieils Isobarbiturs\u00e4ure :\nM\no\nI\nII.\nco c \u2014 NOj\nNH \u2014CO NH \u2014CH\nCO C -i i\nNH \u2014CO\nall\nNil\u2014eil\nCO C -NH,-r 211,0.\nNH \u2014CO NH \u2014CH\n\u25a0 \u00c7 \u25a0 \u25a0 . I \u25a0 i! '\nan, 4 hci == co coh 4 nh4ci 4 n,o\n!) Her. d. deutsch. 2 loc. eit.\nehern. Ges.. HHM\u00bb. Hd. XXXIU, S 1871.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Durch Oxydation mit Brom erh\u00e4lt man aus der Isobar-biturs\u00e4ure die Isodialurs\u00e4ure, die das Verbindungsglied der Pyrimidin- mit der Purinreihe darstellt, denn, mit Harnstoff bei (iegenwart von concentrirter Schwefels\u00e4ure erw\u00e4rmt, eondensirt >ie sich leicht zu Harns\u00e4ure:\t<\nNH \u2014CO\n1 !\nCO CDU\nNH,\naV.\nNH \u2014CO\n! 1 \u25a0\nCO C \u2014\nNH/\nCO\n00\nr 2 Hso.\nNH \u2014C-\nII ams\u00e4urt*.\nNH \u2014COH Isodialms\u00e4uro\nIch habe nun das Verhalten dieser s\u00e4rnmtliehen K\u00f6rper im Organismus gepr\u00fcft :: als Versuchsthier w\u00e4hlte ich einen Hund (weibl. Foxterrier von \u00f62oo g Oewiehl), dem die Substanzen in Dosen von t\u00e4glich 1 g Morgens, in Hackfleisch gewickelt. per os verabreicht wurden. Der mit dem Katheter zweimal t\u00e4glich entnommene Harn wurde dann eingeengt und aut in Wasser schwerl\u00f6sliche K\u00f6rper, eventuell nach Fx traction des llarnstolfs mit Alkohol, gefahndet. Hei negativem Ausfall wurde eine F\u00e4llung mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung, resp. Silbernitrat und Baryt, mit der s\u00e4mmtliche oben aufgef\u00fchrte K\u00f6rper, sowie etwaiges Allantoin u. s. w., scliwerl\u00f6sticbe Verbindungen geben, zu erhalten versucht, die dann in der W\u00e4rme mit Il2S zersetzt, heiss filtrirt und zur Kryst\u00e4llisation eingeengt wurde.\nI)abei wurde nun gefunden, dass das Met hyIuraeiI reichlich aus dem Harn wieder erhalten werden konnte. Fs krystallisirte schon spontan bei ruhigem Stehen aus und lieferte nach einmaligem Umkryslallisiren den theoretisch verlangten Stickstotfwerth.\nu.lOT\u00e4 g gaben 32.0 ccm. N bei t = 12J und p 7kFern, Hereebnet f\u00fcr C H0N./\t:\t(iefnnden :\n22.28 \u2019 \u2022\t22.35 \" .\nFm mich zu \u00fcberzeugen, oh nicht etwa sich ein Isomeres gebildet hatte, habe ich 1 g der Oxydation mit Kaliumpermanganat unterworfen und den f\u00fcr das Methyluracil. als Spaltungsprodukt charakteristischen, hei 215\u00b0 schmelzenden AcetylharnstofT erhalten.\nDie verf\u00fctterte Nitrouraeilearhons\u00e4ure konnte ich","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"dagegOi im Harne ebensowenig wie einen anderen schwer-l\u00f6slichen K\u00f6rper linden, es gelang mir weder, sie als schwer-l\u00f6slirlies Kaliumsalz, noch als Silberverbindung zu erhalten so dass dieser K\u00f6rper also wohl eine vollkommene Spaltung im Organismus erfahren hat.\nNi trou raeil Hess sieh wiederum leicht unver\u00e4ndert aus dem Harn zur\u00fcckgewinnen : mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung umgehillt und mit HCl wieder in Freiheit gesetzt, gab es bei der volumetrischen Stickstoffbestimmung den verlangten Worth.\nO.IM2 g lieferten 82.8 rem. N bei t = 10\u00b0 und p = 71.2 cm Gerechnet f\u00fcr r.4lfaX304 :\tGefunden :\n2(1,88 V :\nNach der Yerl\u00fctler\u00fcng von Isobarbiturs\u00e4ure und Iso-dialurs\u00e4iire endlich trill ebenfalls kein schw(\u00bbrl\u00f6sliches Condens\u00e2t ionsprodukl im Harn auf, da ich auch liier mit ammonia-kaliscbcm Silber nicht irgendwie nennenswert he Niederschl\u00e4ge crbalt(\u2018ii habe, ein Hesultat, das das gleiche war, als ich dem Hunde Thymi11 und ferner das 2,1) Dioxypyrimidin aus Hclemiclcins\u00e4ure verabreicht hatte. Es (Erschienen aber auch iiichl die-verf\u00fctterten K\u00f6rper im Harn wieder. Eine Synthese war also bei keiner der Substanzen eingetreten; besonders aui-lallend ist. dass im (iegensatz zum Thymin (\u201d> Methyl- 2,G dioxv-pyriuiidin) das nur in d(\u2018r Stellung Vier Melhylgrup|>e von ihm verschiedene Methyluracil ! f Methyl- 2,G dioxypvrimidin) den sp\u00e4henden Kr\u00e4ften des Organismus Widerstand leistet. Ebenso wird das Xitrouraeil (o Nitro- 2.G dioxypyrimidin) vom Thitu-k\u00f6rper nicht angegriffen, so dass also die Nitrogruppe in derselben Stellung wie die Melhylgruppe den Pyrimidinring vor einer Spaltung mit Erl\u00f6lg zu sch\u00fctzen vermag.\nI m die fleilie der zur Beobachtung herangezogenen Pyrimidinderivale noch etwas zu vergr\u00f6ssern, habe ich dann lerner das nach der von Traubel) angegebenen Metliode dar-gestellte 2,1-Diamino G-oxypyrimidin v';;X = mn","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\nund das 2,4,5-Triamino 6-oxypyrimidin\t.\nN = CO\nNH, <: C.NH,\nH II\nN \u2014 C NH,\na ul ihr Verhalten im Thierk\u00f6rper gepr\u00fcft. Beide, in Form ihres Sulfats dein Hunde in gewohnter Weise zu je 1 g ver-ahreieht, erwiesen sich, w\u00e4hrend alle anderen K\u00f6rper keine St\u00f6rungen hervorgerufen hatten, als toxisch: nach dem fic-ntiss des Diaminooxypyrimidinsulfats trat Krbreehen auf, so dass ich von einer weiteren Verl\u00fctterung Abstand nahm, und das Triaminooxypyrimidin rief ebenfalls erhebliche St\u00f6rungen im Allgemeinbefinden des- Vorsuehsthieres hervor. Der I bind hatte etwa (\u2018ine Stunde nach Verabreichung der Substanz starken Brechreiz, ohne jedoch etwas von sich zu geben, er winselte und heulte, hatte keine Fresslust und lag fast den ganzen Tag in seinem K\u00e4lig interesselos auf der Seite, w\u00e4hrend er sonst recht munter war und gerne spielte, sobald man sich mit ihm\nbesch\u00e4ftigte. Der Harn enthielt etwas Kiweiss, hv\u00e4line (Minder\n\u2022 4 * \u2022 \u00bb * \u2022\nund unver\u00e4ndertes Triaminooxypyrimidin, das leicht in Form seines Sulfates wieder gewonnen und durch die charakteristische Dunkelviolettf\u00e4rbung der freien Base an der Luft identilicirt werden konnte, wenn man das Sulfat mit NH* \u00fcbers\u00e4ttigte. Um mich \u00fcber die Giftigkeit der Substanzen etwas n\u00e4her zu orientireu, habe ich die Batten subeulan eingespritzt und gefunden, dass bei ihnen das Diaminooxypyrimidin-sullat in einer Dosis von 0,2 g, das Triuntinooxypyrimidinsulfal in einer Gabe von 0,1 g letal wirkt. W\u00e4hrend nun aber die Section der mit Diaminooxypyrimidin vergifteten Hatten nichts Charakteristisches ergab, zeigten sich in den Nieren der mit Triaminooxypyrimidin get\u00fcdteten Thiere zahlreiche Goneromente, die unter dem Mikroskop in t\u00e4uschender Weise die Bilder lieferten, wie sie Minkowski11 an den Nieren von mit Adenin vergifteten Hunden beschrieben hat! Die Natur der Ablagerungen konnte in unserem Falle leicht festgestellt werden. Durch Behandeln der Schnitte mit verd\u00fcnntem Am-\nArch. f. exp. Path. u. Pliarm.. Bd. XL\u00cf, S. H75.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"Mioitiak \"(\u2018lang oh, an geeigneten Stelloii und dort. wo die Foneromonle keine allzu starke Figenfarbe besasson, eine v<>r-\u00fcborgehendo rr>tlilieli<* F\u00e4rbung derselben zu mielen : es hallo sich also in don Harnkan\u00e4lchen ein sehwerl\u00f6sliehes Salz dor unvor\u00e4ndorton Hase niedergeschlagen. in don Oloinerulis konnte ich ebensowenig wie Minkowski Honeremente entdecken.\nl)io Anlagerung von Amidogruppen an don Fyrimidinkorn hallo also gen\u00fcgt, um aus indifferenten K\u00f6rpom l\u00efir don lierisehen Organismus giftige Substanzen zu lie lorn, oin He-I, dor wohl geeignet ist, auch die giftigen Kigenschaflen des Adenins, das ja iFAminopurin ist / zu erkl\u00e4ren. I lurch iT\u00fcl\u00fcng anderer Amidoderivate der Pyrimidin- und Furinreiho wird inan leicht die allgemeine (iiiltigkeit der Hypothese beweisen k\u00f6nnen.\t. .\nDer Erwartung, eine Synthese zu einem Purink\u00f6rper einzugehen, hat also keiner der im Vorstehenden auf gef\u00fchrten' K\u00f6rper entsprochen, trotzdem wird man nicht aus den Versuchen den Schluss ziehen d\u00fcrfen, dass eine solche \u00fcberhaupt im Thierk\u00f6rper nun nicht slultlinden k\u00f6nnte. Krslens ist ja der Ihmd zum Studium der llariis\u00e4urebildung nicht das g\u00fcnstigste Versiiehsthior, und ich hallo ihn nur gew\u00e4hlt, weil seine Wartung und F\u00fcllerung (due leichte und das Anh\u00e4ngen dos Harns ohne Schwierigkeit quantitativ m\u00f6glich war : zweitens haben F\u00fcllerungsversuche. wie die obigen, in denen per os grosse Mengen von the ils k\u00f6rperfremden Substanzen und theils solchen eingef\u00fchrt werden, die sonst nur sehr allm\u00e4hlich im Lauft* ties Stoffwechsels der Zellen an ganz anderen Orten entstehen, nur einem sehr relativen Werth, wie schon Kusse 1 >) hervorgehoben liai, und eine Febertragung der erhaltenen 10*-sultate auf die physiologischen und Ihais\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse ist nur mit grossen Finschriinkungen gestaltet. Wie sich die Kesultate beim Menschen gestalten werden, dem man auf (Irund der Frgebuisse der Thierversucht* wohl Methyturacil, Thymin *u. s. w. mit Ausnahme der Amidoderivate wird geben d\u00fcrfen, m\u00fcssen weitere Versucht* lehren.\nS-.-.\" r l>usv Zeitselirift. IM. *. S. W.","page":290}],"identifier":"lit17514","issued":"1901","language":"de","pages":"285-290","startpages":"285","title":"Das Verhalten einiger Pyrimidinderivate im Organismus","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:15.614589+00:00"}