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{"created":"2022-01-31T13:29:08.164666+00:00","id":"lit17523","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kutscher, Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 32: 419-424","fulltext":[{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Hefetrypsin.\nVon\nFr. Kutscher.\nAus dom physiologischen Institut in Marburg.; Dir Hedaction zugegangen am s. April 15*01.)\nIn seiner Arbeit \u00abUeber das Invertin der liefe > bat Salkowski1) auch einige Bemerkungen bez\u00fcglich des Hefc-\u25a0trypsins gemacht, die ich berichtigen muss. Salkowski schreibt in seiner Ver\u00f6ffentlichung: \u00abBei meinen Versuchen \u00fcber die Autodigestion der Hefe habe ich drei bisher unbekannte hnzyme in der Hefe aufgefunden: 1. ein eiweissspaltondes, welches in seiner Wirkung dem Trypsin sehr nabe steht, jedoch mit dem Unterschied, dass es noch energischer spaltend zu wirken scheint, da die digorirte Fl\u00fcssigkeit nichts Wesentliches von Albumosen oder Pepton enth\u00e4lt. M. Hahn und Berel haben dasselbe k\u00fcrzlich aus Hefepresssalt isolirt und testgestellt, dass es sich von dem Trypsin dadurch unterscheidet, dass es am besten bei saurer Reaction wirkt.\nAls Beleg f\u00fcr diesen Satz f\u00fchrt Salkowski seine Arbeiten im Centralblatt f. d. rned. Wissenschaften 1889, No. 13, in dieser Zeitschrift, Bd. XIII, S. 500 und in der Zeitschrift f. klin. Med., Supp], z. Bd. 17, S. 77, 1890, auf. Sieht man jedoch die betreffenden Arbeiten durch, so findet man keine Angaben, die Salkowski gestatten, oben eitirten Satz in der Form auszusprechen, in der er es gethan hat. Mari erf\u00e4hrt aus denselben nur, dass bei der Autodigestion der Hefe mit ( hloroformwasser Albumosen, Pepton, Leucin, Tyrosin, Alloxurbasen und Phospliors\u00e4urc in die Digestionslh\u2019issigkcit \u00fcbergeben. Die Bildung dieser Substanzen f\u00fchrt Salkowski auf einen Fermentvorgang zur\u00fcck. Ueber die Natur des Fermentes sagt Salkowski dagegen nichts. Und doch h\u00e4tte\n\u2019i those Zeitschrift. P,d. XXXI. S. ff.","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"er damals aul Grund der Angaben K\u00fchn e\u2019s \u00fcber die Wirkungsweise dos Trypsins mit einigem Recht behaupten k\u00f6nnen, dass das in den Hefezellen enthaltene proteolytische Enzym ein tryptisches sei.\t' .\nNachdem ich aber die Anschauung K \u00fc h ne \u2019s \u00fcber die \\V irkung des Trypsins als irrig erwiesen habe und da die .Spaltungsprodukte, die Sa I k o w s ki bei der Autodigestion der liefe erhalten hatte, nicht charakteristisch f\u00fcr die Wirkung-weise des Trypsins sind, durfte Salkowski auf Grund seiner Arbeiten gar nicht mehr behaupten, das Enzym in der Hefe sei ein tryptisches.\nWenn SaIkowski aber gar noch nach Empfang meiner Arbeit,1) in der icb die Gelege daf\u00fcr erbracht habe, dass das proteolytische Enzym der Hefe ein dein Trypsin identisches oder nahe verwandtes sei, die Behauptung aufstellt, er habe in der lieh; ein eiweissspaltendos Enzym/ welches in seiner\nWirkung dem Trypsin sehr nahe steht, festgestellt, so scheint mir die von SaIkoWski benutzte Ausdrucksweise in doppelter Hinsicht sebr ungl\u00fccklich gew\u00e4hlt. Denn erstens gibt dieselbe weit mehr, als den von Salkowski erhaltenen Resultaten entspricht, und zweitens muss, da Salkowski meine Arbeit, auf die gest\u00fctzt er Angaben \u00fcber die Natur des proteolytischen Hefeenzyms machen konnte, nicht ci tirt, der Eindruck entstehen, a Is < >b S a I k owsk i mich absichtlich nicht als den Autor nennt, dessen Arbeit endg\u00fcltige Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Natur des Hefetrypsins gegeben bat, um seine Untersuchungen als weitgehender erscheinen zu lassen, wie sie es in Wirklichkeit sind.\nDar\u00fcber also, dass Salkowski nicht die Natur des proteolytischen Enzyms der Hefezellen festgestellt hat, kann nach Vorstehendem kein Zweifel sein und es fragt sich nur noch, ob Salkowski. wie er behauptet, das proteolytische Enzym in den Hefezellen entdeckt hat. Ich habe dazu in den Sitzungsberichten derGesellschaft zur Bef\u00f6rderung der gesummten Natur Wissenschaften zu Marburg Folgendes geschrieben : \u00ab Die\n1 Aus (l. ii Sitzungsberichten der Gesellsch. z. Bef\u00f6rd. der ge-Xafurw. zu Xlarburir. Juni luoo.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"121\nt i>(cn Angaben, welche auf das Vorhandensein starker proleo-klischer Enzyme im Inneren der Hefe hjnweisen, verdanken wir Sch\u00fctzenberger (Bull, de la soc. chimique de Baris. I. 21, 1K74, S. HITu. 201, weiter \u00bbDie(j\u00e4hrungserseheinnngenV IKTiil und Kessel iZeitschr. f. physiol. Chemie, IM. IV, und lid. VII, S. l/i. Die beiden genannten Forscher \u00fcber-Hessen gewaschene Hefe der Selbstg\u00e4hrung bei 37\u2014ki0 und konnten danach eine starke Zunahme der wasserl\u00f6slichen Suis stanzen feststellen, Unter denselben fanden sieh in reichlicher Menge Jyrosin, Leucin, freie Alloxurbasen und freie Dhosphor-s.iure. Es sind das lauter Substanzen, die nur aus zersetzten Xuelemen und Eiweissk\u00f6rpern der Hefe stammen konnten. I>ie folgenden Arbeiten von Salkowski (Zeitschrift f. physiol, (iliemie, Bd. XII, S. 506 und Zeitschrift lur klinische .Medioin, bd. 17, Suppl.) und Hahn (Her. d. deutsch, chemisch (iesell-schaft, Bd. 31, S. 200 u. 2335) haben \u00fcber die Natur de\u00bb proteolytischen Enzyms in der Hefe und den Abbau, den die\nEiweissk\u00f6rper durch denselben erfahren, nichts wesentlich Wues ergeben. \u00bb\nDiese S\u00e4tze versucht Salkowski zur\u00fcekzuweisen, ohne .-ell/st jetzt sich die n\u00f6thigen Kenntnisse der Sch\u00fctzen-berger sehen Arbeiten zu verschallen. W\u00fcrde er dies geihan Haben, so w\u00fcrden ihm wahrscheinlich seine eigenen Untersuchungen als das erscheinen, wof\u00fcr ich sie ansehe, n\u00e4m-\n1 \"i* !lls Wiederholungen \u00e4lterer, haupts\u00e4chlich Sch\u00fctzen-bvrger\u2019scher Versuche.\nDa aber Salkowski die Arbeiten Sciiiilzeriberger s immer noch nicht kennt, muss ich auf dieselben etwas n\u00e4her < ingehen. Sowohl B\u00e9champ, wie Sch\u00fctzenberger \u00bbj nlmr-iu ssen zun\u00e4chst gewaschene \u00fcberlebende liefe sieh selbst und eonslatirlcn dabei die reichliche Bildung von Leucin, Tyrosin, Alloxurbasen, Alkohol und Kohlens\u00e4ure. Um Infusorienbildung auszuschliessen, wandten sie sp\u00e4ter Kreosotwasser an, unter '\u2022cm die Hole die gleichen Erscheinungen zeigte. Schon ^h\u00fctzenbergor1) gab f\u00fcr die eben genanntenTVoees.se,\n1 rUc (t;iliriingsersclu\u2018in\u00abngen, Leipzig lNTf\u00ee.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"die sich an der \u00fcberlebenden und unter Kreosotwasser gehaltenen Hole abspielen, eine Erkl\u00e4rung, der wir auch heute nur beistiinmen k\u00f6nnen. Kr .sehreiht dar\u00fcber in Theil II der H\u00e4hrungserseheinmigen, 8. 2t>t>, nachdem er die Pepsin- und Trypsinverdauung ubgehandelt hat : *- Die Analogie der Functionen gab Bernard Veranlassung, auch im Pflanzenreich nach einer Kiweissverdauung zu suehen; Verstehen wir mit Bernard darunter jeglichen Febergang. albuminoider Substanzen in l\u00f6sliehe diffusible K\u00f6rper, dann kommt sie sicherlieh auch im Ptlanzenreiehe vor. Bei der Alkoholg\u00e4hrung wurde der Kischeinungen gedacht, die man an einer der Inanition \u00fcberlassenen und teuehtgehaltenen Hefe beobachtet: sie d\u00fcrfen nur als wirkliche Verdauung von Porteinsubstanzen gedeutet \u25a0'werden. S;.*.\nNach den citirten Versuchen von B\u00e9e ha mp und Sch\u00fctzenberger H>wie der Erkl\u00e4rung Sch\u00fctzcnberger\u2019s war es klar, dass es sich dabei nur um einen Ferment Vorgang handeln konnte. Ks war s\u00ab) klar Ural selbstverst\u00e4ndlich, dass es eigentlich gar nicht mehr gesagt zu werden brauchte* Die Versuche Salkowskis, der an Stelle von Kreosot wasser Ohloroform-wasser setzte, im Febrigen aber zu den gleichen Resultaten wie Bcchamp und Seh\u00fctzenberger kam, k\u00f6nnen daher mir als eine Wiederholung und unwesentliche Modification \u00e4lterer Versuche gelten.\nNun behauptet Salkuwski allerdings, (lier Versuche, in denen Schiit zen berger und B\u00e9champ mit Kreosot wasser arbeiteten, waren von mir nicht in Betracht gezogen wordey. Haikowski schreibt dazu: Diesc Versuche hat aber Kutscher sicher nicht im Auge gehabt, denn er spricht nur von Selbst-g\u00e4lirung und dass diese nicht die Existenz eines eiweissspal-tendmi Enzyms beweist. liegt auf der Hand. Ich schreibe jedoch in meiner Abhandlung ausdr\u00fccklich : < Die folgenden Arbeiten von Salkowski und Hahn haben \u00fcber die Natur des proteolytischen Enzyms in der Hefe und den Abbau, (len die Ei weissk\u00f6rper durch dasselbe erfahren, nichts wesentlich Neues ergeben. ln vorstehendem Satz glaubte ich mich so deutlich wie nur m\u00f6glich ausgesprochen zu haben. Mt","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"habe midi, win idi sehe, geirrt, und muss daher Salkowski \u201c'klaren, dass, wenn ich nur an die Selbstg\u00e4hrung der \u00fcberlebenden Hefe gedacht h\u00e4tte, ich logischer AVeise hatte sehreihen m\u00fcssen : Die folgenden Arbeiten von Salkowski und Halm haben bez\u00fcglich der Seibstg\u00fclining nichts Neues ergeben. AImt gnade weil ich die Versuche von Seh\u00fclzenborger und Iteehamp mit Kreosotwasser, sowie die Erkl\u00e4rung derselben \u00ablurch Sch\u00fctzenberger kannte, durfte ich schreiben: <Die* lolgenden Arbeiten von Salkowski und Hahn haben bez\u00fcg-li\u00ab h der Natur des proteolytischen Enzyms in der liefe nichts wesentlich Neues ergeben. * Die einzelnen Versuche Sc It \u00fc tz e u bergers aufzuf\u00fchren, verbot die Form der Mittheilung meines Vortrages, die die K\u00fcrze eines Referates hat.\n\\\\ eiterhin w\u00fcrde Salkowski, vorausgesetzt, er bes\u00e4sse \u00ablie n\u00fcthige Litteratur-Kenntniss, verst\u00e4ndlich sein, warum ich \u00ablie Arbeiten Kos sel s im Zusammenhang mit denjenigen >eh\u00fclzen berger's citirt habe. Er w\u00fcrde sehen,* .dass die Arbeiten Kessel s denen Sch\u00fctzenberger s nicht vorans-g<,hcn, sondern folgen und die richtige Erkl\u00e4rung geben die Ihikunft der Alloxurbasen und der IMiosphorsaure, \u00abli\u00ab1 bei der Selbstverdauung der Hefe entstehen.\nZum Schluss wirft mir Salkowski vor, ich h\u00e4tte mir <iie (:hb\u00bbroformwasserdigestion der Heb* aneignen wollen; weil |( l' ihn nicht ausdr\u00fccklich als Autor derselben nenne, Er hdtc mir mit demselben Recht auch Vorworten k\u00f6nnen, dass i li Sch\u00fctzenberger und R\u00e9champ um die Kroosotwasser-'ligcstion der Hefe, wovon die Chloroform wasserdigestion nur Hue Modification ist, bringen wollte. Denn auch jene habe 1,1 ,,ichl n\u00e4her erw\u00e4hnt, trotzdem mich bei meinen ganzen ',m Salkowski beanstandeten Ausf\u00fchrungen nur das Bestreben gelodet hat, den von Salkowski nicht gekannten' Arbeiten\nN*hijtzenberger s gerecht zu werden mid sie bekannt zu machen.\n,,as!i niil' \u00ab*\u00ab'r '\u00abi\u00ab' von Salkowski untergesib\u00d6behe Ah-vollkommen gefohlt Imt, geht wohl am klarsten aus .1er Zusendung meiner Arbeit an Salkowski hervor. Im dieser '',l ausserdem die beiden Arbeiten Salkowski s iitier","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"m\ndie Autodigestion der Hefe, in denen Salkowski seine Cliloro-fonnwassermethode zur Gen\u00fcge hervorhebt, genau eitirt.\nIm Fobrigen war und ist es f\u00fcr meine Methode vollkommen gleichg\u00fcltig, ob ich mich des Chloroformwassers bei der Selbst Verdauung der liefe bediente. Ich h\u00e4tte ebenso gut Kreosotwasser oder salicylsaures oder \u00e4therhaltiges Wasser, das von K\u00fch ne1 ) und Heppe-Seylcr2) schon vor S a 1 ko w sk i mit gutem Krfolg bei der Autodigestion des Pankreas benutzt wurde, an wenden k\u00f6nnen. Ich h\u00e4tte sogar mit \u00fcberlebender liefe arbeiten k\u00f6nnen und w\u00e4re wahrscheinlich auch damit zum Ziele gelangt. Denn meine Methode beruht darauf, die f\u00fcr die Th\u00fctigkeit eines Enzyms charakteristischen Spaltungsprodukte zu isoliren und aus denselben die Natur des Enzyms zu ersehHessen. r:;;y\nIch muss daher die Reclamation Salkowskis, nach der meine Arbeit \u00fcber das liefetrypsin eine Fortsetzung seiner rntersuehungen sein soll, zur\u00fcckweisen. Sie ist, daraus habe ich kein Hehl gemacht, eine Fortsetzung der Versuche von Sch\u00fclzenberger und Kos sei. Eine Fortsetzung der Arbeiten Salkowski \\s kann sie nicht sein, weil diese lediglich eine Wiederholung der Ver\u00f6ffentlichungen von Sch fitzen-berger und Kos sei darstellen, die nur S a 1 ko w s k i und anderen. Welche die einschl\u00e4gige Litteratur nicht kennen, neu erscheinen.\n!) Verband). des naturliist.-ined. Vereins zu Heidelberg. X. 1\\. Ild. I. 1^77.\n-) Riese Zeitschrift. lid. VIII. S. 1:\u00bb0.\n","page":424}],"identifier":"lit17523","issued":"1901","language":"de","pages":"419-424","startpages":"419","title":"Ueber das Hefetrypsin","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:29:08.164671+00:00"}