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{"created":"2022-01-31T14:57:04.145971+00:00","id":"lit17556","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hart, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 33: 347-362","fulltext":[{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die quantitative Bestimmung der Spaltungsprodukte von\nEiweissk\u00f6rpern.\nVon\nEdwin Hart (Geneva, N.-Y.).\n(Aus dem physiologischen Institut in Heidelberg.) (.Der Redaction zugegangen am 15. Juli 1901.)\nDie fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber die Eiweissk\u00f6rper und ihre Spaltungsprodukte haben sich wesentlich auf ihre elementare Zusammensetzung und auf qualitative Arbeiten \u00fcber ihre Spaltungsprodukte beschr\u00e4nkt. Erst in der letzten Zeit ist den quantitativen Ergebnissen und Methoden auf diesem Gebiete ein gr\u00f6sseres Interesse zugewendet worden, und besonders versprechen die von A. Kossel und F. Kutscher1) bei ihren letzten Arbeiten angewandten Methoden zur Bestimmung der Hexonbasen einen Aufschluss \u00fcber das Verh\u00e4ltniss der verschiedenen Eiweissk\u00f6rper zueinander. Von besonderem Werthe werden diese Methoden f\u00fcr die Erforschung der ersten Spaltungsprodukte der Eiweissk\u00f6rper sein, denn die Frage nach der Natur der als Propeptone, Albumosen, Peptone bezeichneten K\u00f6rper kann nur durch die quantitative Bestimmung ihrer Spaltungsprodukte in entscheidender Weise gef\u00f6rdert werden. Die Elementaranalysen von M\u00f6hlenfeld, Kistiakowsky, A. Kossel, K\u00fchne und Chittenden, sowie von den Sch\u00fclern des letztgenannten Forschers lehren, dass diese Produkte im Allgemeinen \u00e4rmer an Kohlenstoff und Stickstoff und reicher an Sauerstoff sind als die urspr\u00fcnglichen Eiweissk\u00f6rper, und dass diese Ver\u00e4nderungen bedingt sind durch den Eintritt der Elemente des Wassers in das Eiweissmolek\u00fcl. Durch die Ergebnisse der Elementaranalyse ist aber nicht entschieden, ob\ni) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165.","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\n\u2022 Edwin Hart.\nbei dieser hydrolytischen Umwandlung der Eiweissk\u00f6rper auch zugleich ein Zerfall in mehrere verschiedenartige Antheile des Molek\u00fcls stattfindet. Diese Frage ist erst in neuerer Zeit von Pick,1) Haslam2) und Andern in Angriff genommen worden. Pick zog aus seinen Untersuchungen den Schluss, dass die Heteroalbumose, die er nach seinem eigenen Verfahren darstellte, eine andere Constitution besitzen m\u00fcsse, als die \u00fcbrigen gleichzeitig in dem Verdauungsgemisch des Eiweisses Vorgefundenen Albumosen. Haslam untersuchte ein Produkt, welches zwar denselben Namen f\u00fchrt, aber offenbar von Pick\u2019s Heteroalbumose v\u00f6llig verschieden ist \u2014 n\u00e4mlich die nach K\u00fchne\u2019s Verfahren dargestellte \u00abHeteroalbumose\u00bb. Pick\u2019s Resultate lassen sich dahin zusammenfassen, dass die Heteroalbumose und die Protalbumose sich durch das Fehlen der durch a-Naphthol und Schwefels\u00e4ure nachweisbaren furfurolbildenden Gruppe auszeichnen, dass die Heteroalbumose Glycocoll enth\u00e4lt, hingegen die Protalbumose nicht, dass fernerhin die Heteroalbumose wenig Tyrosin und Indol liefert, hingegen die Protalbumose viel von diesen Atomgruppen enth\u00e4lt. Ausserdem ist nach Pick die Menge des Stickstoffs der durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Substanzen bei der Heteroalbumose eine gr\u00f6ssere als bei der Protalbumose, w\u00e4hrend bei der nach K\u00fchne dargestellten und von Haslam untersuchten Heteroalbumose die Menge der Hexonbasen keinen derartigen Zuwachs zeigte. Beide Pr\u00e4parate, sowohl das von Pick wie auch das von Haslam, waren aus Witte-Pepton dargestellt.\nIch habe die Frage nach der Natur der Heteroalbumose und ihrem Verh\u00e4ltniss zur Protalbumose durch die Anwendung der oben erw\u00e4hnten Methoden zur Bestimmung der Hexonbasen ihrer L\u00f6sung n\u00e4her zu bringen versucht. Hierbei ergab sich eine Beobachtung in Bezug auf die Betheiligung des Lysins an der Bildung der Huminsubstanzen, welche mich veranlasste, die Bedingungen, unter denen der Stickstoff in den Huminsubstanzen gebunden wird, weiter zu verfolgen.\n1)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 219.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 54.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 349\nDa der Ursprung des k\u00e4uflichen Witte-Peptons sich der Kontrolle entzieht, so stellte ich mir als Ausgangspunkt f\u00fcr meine Untersuchungen Syntonin aus Rindfleisch dar und gewann hieraus Protalbumose und Heteroalbumose.\nI.\tDie Darstellung des Syntonins war folgende: Fein gehacktes mageres Rindfleisch wurde in weithalsige Flaschen gebracht, die mit Gaze zugebunden waren und so lange von Wasser durchstr\u00f6mt wurden, bis alles Blut herausgewaschen war. Nach dem Ablassen des Wassers liess ich es 24 Stunden unter gelegentlichem Umr\u00fchren in 0,l\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure (Liebig)1) stehen, dann durch leinene Beutel fliessen und filtrirte schliesslich durch Kattun. Hierdurch erhielt ich eine schwach gef\u00e4rbte dicke Fl\u00fcssigkeit. Nun wurde mit Soda neutralisirt, wobei sich das Syntonin in einer flockigen weissen Masse ausschied. Nachdem es sich zu Boden gesetzt hatte, wurde es durch zweimalige Decantation gekl\u00e4rt, dann filtrirt und mit Wasser gewaschen, hierauf abermals in 0,l\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und mit Soda niedergeschlagen, wiederum decantirt, filtrirt und mit Wasser gewaschen. So wurden gegen 1000 g Syntonin hergestellt, um theils zur Analyse, theils zu Verdauungsversuchen verwendet zu werden. Ich hielt es f\u00fcr sicherer, eine grosse Quantit\u00e4t herzustellen und durcheinander zu mischen, um f\u00fcr m\u00f6glichst viele Untersuchungen dasselbe Pr\u00e4parat zu benutzen. Es wurde nun wieder in 0,l\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure aufgel\u00f6st und nach Zusatz von Chloroform in Flaschen bei Seite gestellt. Ein Quantum von ungef\u00e4hr 40 g wurde herausgenommen und sorgf\u00e4ltig mit Na2C03 neutralisirt, filtrirt, erst mit Wasser, dann mit Alkohol gewaschen, mit Aether extrahirt und bei 110\u00b0 getrocknet, um dann durch S\u00e4ure zerlegt zu werden.\nII.\tAus diesem Syntonin gewann ich Heteroalbumose nach folgendem Verfahren : Etwa 200 g Syntonin wurden auf einen Salzs\u00e4uregehalt von 0,2o/0 gebracht, 500 ccm. eines frischen Extractes von Schweinemagenschleimhaut hinzugef\u00fcgt und unter Zusatz von reichlich Chloroform in einem Brutschrank auf 38\u00b0 erw\u00e4rmt. Das Pepsinextract war folgendermassen hergestellt\n1) Annalen der Chem. u. Pharm., Bd. 73, S. 125.","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nEdwin Hart.\nworden: Die gereinigte Schleimhaut von Schweinemagen wurde fein zerhackt, mit 1 V2 Liter 0,2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure behandelt und einige Stunden stehen gelassen, dann zu einer v\u00f6llig klaren L\u00f6sung filtrirt und mit 3\u20144 ccm. Chloroform versetzt, um die F\u00e4ulniss zu verhindern. Es ging eine sehr intensive Pepsinverdauung vor sich, die ich eine Nacht hindurch wirken liess. Dann wurde sorgf\u00e4ltig mit Na2C03 neutralisirt und filtrirt. Das klare Filtrat wurde 15 Stunden lang dialysirt, aber es entstand kein Niederschlag von Heteroalbumose. Erst als der ganze Inhalt der Dialysatoren vereinigt und bei 57\u201462\u00b0 eingedampft wurde, begann ein flockiger Niederschlag sich zu bilden. W\u00e4hrend die L\u00f6sung auf dieser Temperatur erhalten wurde, schied sich eine betr\u00e4chtliche Menge von Eiweisssubstanz aus, bei h\u00f6herer Temperatur trat hingegen keine weitere Abscheidung ein. Der durch Filtration von der Fl\u00fcssigkeit getrennte Niederschlag wurde darauf zun\u00e4chst mit Wasser \u2014 worin er v\u00f6llig unl\u00f6slich war \u2014, dann mit Alkohol und Aether gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die Ausbeute betrug etwa 3 g. Die Substanz war unzweifelhaft Heteroalbumose, die nicht durch Dialyse abtrennbar war, und zwar entweder weil sie in zu geringer Concentration vorhanden war, oder vielleicht weil andere Stoffe ihre L\u00f6slichkeit vermehren. Um die Annahme zu widerlegen, dass die erhaltene Substanz etwa nur nach dem Neutralisiren zur\u00fcckgebliebenes Syntonin sei, wurde folgender Versuch angestellt: Ungef\u00e4hr 20 g Syntonin wurden verdaut, bis sich nach der Neutralisation ein schwacher Niederschlag von r\u00fcckst\u00e4ndigem Syntonin ergab. Die von dem Niederschlag abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit wurde auf 65\u00b0 erhitzt; es trat aber keine Gerinnung ein, selbst nicht bei 80\u00b0. Hierdurch wurde bewiesen, dass, wenn die Verdauung eine lange Zeit hindurch wirkte und so gen\u00fcgend Gelegenheit gab, die prim\u00e4ren Produkte in secund\u00e4re umzuwandeln, ein der Heteroalbumose entsprechender Niederschlag nicht zu bemerken war, selbst wenn ein Rest von Syntonin zur\u00fcckblieb. -Dass die Heteroalbumose vor der Dialyse nicht vollst\u00e4ndig aus der L\u00f6sung abgeschieden wird, muss aus der im Filtrat nachtr\u00e4glich beim Erhitzen eintretenden Abscheidung geschlossen werden. Die","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Ei weissk\u00f6rpern.\t351\nSubstanz war in verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure l\u00f6slich, w\u00e4hrend Syn-tonin unter gleichen Verh\u00e4ltnissen gef\u00e4llt wird. Letzteres gerinnt erst bei mehr als 70\u00b0, unser Pr\u00e4parat dagegen that dies schon bei 58\u201464\u00b0. Auch seine weisse gummiartige Beschaffenheit wich von dem gallertigen Aussehen des Syntonins ab. Getrocknet nahm es eine dunkelbraune Farbe an und war \u00e4usserst hart und spr\u00f6de, Syntonin dagegen ist heller gef\u00e4rbt und leicht in Pulver zu verwandeln. Die Ausbeute war so gering, dass das Verfahren wiederholt wurde, bis etwa 10 g dieses Stoffes beisammen waren. Es ergab die Reactionen von Molisch, Adamkiewicz und Millon.\nIII. Zum Vergleich wurde ein anderes Pr\u00e4parat dieser Heteroalbumose nach einer Pick\u2019sQ Verfahren \u00e4hnlichen Darstellungsweise gewonnen: Da mein gesammtes Syntonin zur Darstellung der geronnenen Heteroalbumose und der sp\u00e4ter zu beschreibenden Protalbumose verbraucht war, so wurde ein neues Quantum von 1000 g nach der oben auseinandergesetzten Methode hergestellt. Diese Menge wurde in 7 Liter 0,2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, mit 500 ccm. kr\u00e4ftiger Pepsinl\u00f6sung und 10 ccm. Chloroform versetzt und dann bei einer Temperatur von 38\u00b0 der Verdauung \u00fcberlassen. Nun wurde sorgf\u00e4ltig mit Na2C03 neutralisirt, filtrirt und das Filtrat bei 35\u00b0 im Vacuum zu einer etwa 40\u00b0/oigen L\u00f6sung concentrirt, hierauf durch die doppelte Volumenmenge 96\u00b0/oigen Alkohols ein Niederschlag ausgef\u00e4llt und eine Nacht \u00fcber stehen gelassen. Darauf filtrirte ich und suspendirte die Substanz in 125 ccm. Wasser. Sie war in Wasser fast unl\u00f6slich, unterschied sich also hierin von Pick\u2019s1 2) aus Witte-Pepton gewonnener Heteroalbumose. Da sie nichts anderes als die der Heteroalbumose entsprechende Substanz sein konnte, so wurde sie jetzt nach Pick\u2019s Vorschrift mit dem gleichen Volumen ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung behandelt, umger\u00fchrt, filtrirt und v\u00f6llig trocknen gelassen, wieder vom Filter genommen, in 125 ccm. Wasser suspendirt, mit dem gleichen Volumen ges\u00e4ttigter L\u00f6sung von (NH4)2S04 behandelt, abermals filtrirt, in Wasser gebracht, mit dem\n1)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 219.\n2)\tEbenda.","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nEdwin Hart.\nhalben Volumen 95\u00b0/oigen Alkohols versetzt, filtrirt, noch einmal mit Alkohol behandelt und wiederum filtrirt. Aber das Auswaschen des Ammoniumsulfats mit 32\u00b0/oigem Alkohol erwies sich als zu langwierig und unsicher. Daher wurde der Niederschlag in Wasser suspendirt, dialysirt, bis er frei von (NH4)2S04 war, und abermals auf ein Filter gebracht. Hiernach l\u00f6ste ich ihn in einer 5 \u00b0/oigen Kochsalzl\u00f6sung auf und erhielt dadurch eine milchige Fl\u00fcssigkeit, die ich dann dialysirte. Dabei schied sich eine betr\u00e4chtliche Menge aus, aber die Menge des Niederschlages nahm beim Erhitzen auf 60\u00b0 noch zu. Die L\u00f6sung, welche den Niederschlag enthielt, wurde nun bei 60\u00b0 eingedampft und nach dem Erkalten mit dem halben Volumen 96\u00b0/oigen Alkohols behandelt, dann filtrirt, mit Aether gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die auf diese Weise hergestellte Substanz war vor dem Trocknen sehr wenig in Wasser l\u00f6slich, nach dem Trocknen in 5\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung unl\u00f6slich. Aeusserlich \u00e4hnelte sie der durch das obige Verfahren (II) erhaltenen Heteroalbumose. Sie gab die Reactionen von Mo-lisch, Adamkiewicz und Millon. Die Ausbeute betrug 11 g.\nIV. Die Darstellung der Protalbumose (Protosyntonose) wurde nach Folin\u2019s *) Methode ausgef\u00fchrt. Das Filtrat von der durch Hitze coagulirten Heteroalbumose (siehe II) wurde concentrirt und dann vorsichtig ges\u00e4ttigte Kupferacetatl\u00f6sung zugesetzt, bis sich kein weiterer Niederschlag mehr bildete. Nachdem derselbe sich abgesetzt hatte, wurde die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit abgegossen, der R\u00fcckstand in verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gel\u00f6st (die L\u00f6sung ging \u00e4usserst schwierig von statten) und dann mit Natronlauge neutralisirt. Sobald der Niederschlag von Protalbumose zu erscheinen begann, wurde noch etwas Kupferacetat hinzugef\u00fcgt. Hatte der Niederschlag sich dann abgesetzt, so wurde wieder decantirt und abermals in verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gel\u00f6st, und dieser Process wurde noch zweimal wiederholt. Nachdem das Kupfer durch Schwefelwasserstoff ausgef\u00e4llt war, wurde die Fl\u00fcssigkeit eingedampft und in 96\u00b0/oigen Alkohol gegossen. Dies ergab einen in Wasser leicht\n1) Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 152.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 363\nl\u00f6slichen K\u00f6rper, der durch Natriumchlorid f\u00e4llbar war und auch durch wenige Tropfen Salpeters\u00e4ure ausgef\u00e4llt wurde.\nIn nachstehender Tabelle sind die Procente von Stickstoff (nach der Methode von Kjeldahl), auf aschefreie Substanz bezogen, zusammengestellt mit dem Procentgehalt an Asche in den obigen Substanzen.\n\tSyntonin\tHeteroalbumose nach Verfahren II.\tHeteroalbumose nach Verfahren III.\tProto- albumose\nStickstoff auf aschefreie Substanz bezogen \t\t15,89\t16,09\t16,12\t15,88\nAsche . . . \t\t\t0,14\t2,09\t9,61\t1,47\nDer hohe Aschegehalt der durch Alkoholf\u00e4llung dargestellten Heteroalbumose beruhte auf einer unvollkommenen Entfernung des Kochsalzes, wie die genauere Untersuchung der Aschebestandtheile ergab. Diese zuf\u00e4llige Verunreinigung f\u00fchrte zu auff\u00e4lligen Ergebnissen, welche mich veranlassten, den Einfluss des Kochsalzes auf den Gang der Spaltung bei einigen Eiweissk\u00f6rpern zu verfolgen.\nV. Spaltung durch S\u00e4uren. \u2014 Die K\u00f6rper wurden alle auf folgende Weise zerspalten : 1 g Eiweisssubstanz wurde mit 3 g concentrirter Schwefels\u00e4ure und 6 g Wasser 14 Stunden lang im Sandbade unter einem R\u00fcckflussk\u00fchler gekocht. Die Methode f\u00fcr die Bestimmung der Hexonbasen und der Humin-substanz war dieselbe wie die von Kossel und Kutscher1) bei ihren Studien \u00fcber die Eiweissk\u00f6rper benutzte, mit Ausnahme der Ammoniakbestimmung, f\u00fcr welche ich ein vereinfachtes Verfahren anwandte. Sie hatten n\u00e4mlich dazu Magnesiumoxyd verwendet, aber diese Substanz musste nachher wieder entfernt werden, was betr\u00e4chtliche Zeit und M\u00fche kostete. Im Baryumcarbonat nun fand ich eine Substanz, die nicht nur mit Leichtigkeit zur Bestimmung der \u00fcbrigen Produkte wieder entfernt werden kann, sondern auch das gesammte Ammoniak liefert. Magnesiumoxyd gibt oft gr\u00f6ssere Werthe als Baryum-\ni) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXIII.\n23","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\n' Edwin Hart.\ncarbonat, was seinen Grund wohl darin hat, dass es Ammoniak noch von anderen K\u00f6rpern als Ammoniumsalzen losreisst. Zwar mag dies bei Baryumcarbonat ebenfalls in geringem Umfange der Fall sein, aber die niedrigeren Werthe, die es liefert, zeigen, dass es weniger kr\u00e4ftig wirkt, w\u00e4hrend es dabei doch alles Ammoniak ergibt.\nDie in der folgenden Tabelle zusammengestellten Werthe ergeben eine Vorstellung von der Wirkungsweise des Baryum-carbonats im Verh\u00e4ltniss zur Magnesia. Der Ammonstickstoff ist in Procenten des Gesammtstickstoffs angegeben.\n\tDestillation mit Magnesia\tDestillation mit BaCOg\nGlutin\t\t1,28\t1,27\nCasein\t\t10,22\t8,87\nSyntonin\t\t7,18\t4,82\nAmmoniumsulfat ....\t100\t100\nDiese Zahlen wurden nach der Zersetzung der Eiweissk\u00f6rper mit concentrirter Salzs\u00e4ure (i g Substanz auf 5 ccm. HCl) und 8 st\u00e4ndigem Kochen im Sandbade am R\u00fcckflussk\u00fchler erhalten. In den F\u00e4llen dagegen, wo Schwefels\u00e4ure zur Spaltung benutzt worden war, wurde bei der Ausf\u00fchrung der Bestimmung die L\u00f6sung der Endprodukte mit Barytwasser nahezu neutralisirt, filtrirt und der Niederschlag von BaS04 und der Huminsubstanz dreimal mit Wasser ausgekocht und filtrirt. Die leicht anges\u00e4uerten Waschw\u00e4sser wurden mit dem ersten Filtrat vermischt, dann wurden die Bestimmungen nach Kjeldahl ausgef\u00fchrt. Zur Ammoniakbestimmung entnahm ich Quanta von je 100 ccm., versetzte dieselben mit Baryumcarbonat und destillirte daraus das Ammoniak ab, wobei ich Oxals\u00e4ure zum Absorbiren und Rosols\u00e4ure als Indicator benutzte. Es war noth wendig, das Destillat vor dem Titriren zu kochen, um Kohlens\u00e4ure und andere fl\u00fcchtige K\u00f6rper, welche eine scharfe Endreaction verhindern, zu entfernen. Der nicht zur Ammonbestimmung verwendete Rest der L\u00f6sung wurde in einer Porzellanschale mit Baryumcarbonat zum Sieden erhitzt,","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 355\num alles Ammoniak zu entfernen. Alle die verschiedenen von Ammoniak befreiten Fl\u00fcssigkeitsmengen wurden nach der Destillation in die Porzellanschale zur\u00fcckgebracht, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, filtrirt und der Niederschlag gut gewaschen. Die weitere Durchf\u00fchrung der Methode stimmte mit der von Kos sei und Kutscher benutzten \u00fcberein.\nDie Resultate der S\u00e4urespaltung, wie sie mit der obigen Ab\u00e4nderung bei den vier Eiweissk\u00f6rpern vorgenommen wurde, sind in nachstehender Tabelle angegeben.\n\t\tProcente des Gesammt-stickstoffs\t\t\t\t\tGewichtsprocente\t\t\t\tZer- setztes\n\t\tHisti- din\tArginin\tLj sin\tAmmo- niak\tHnmin- substanz\tHisti- din\tArgi- nin\tLjsin\tAmmo- niak\tEiweiss Gramm\nSyntonin . . . .\t\t4,53\t10,29\t3,98\t4,32\t8,34\t2,66\t5,06\t3,26\t0,83\t46,4\nHeteroalbumose Coagulation) .\t(durch\t1.92\t17,46\t3,76\t2,92\t11,65\t1,12\t8,55\t3,08\t0,56\t7,1\nHeteroalbumose Alkoholf\u00e4llung;\t(durch\t0,64\t17,36\t8,11\t4,95\t6,80\t0,37\t8,52\t7,03\t0,97\t8,2\nProtalbumose\t. . .\t5,76\t9,30\t3,76\t4,01\t9,17\t3,35\t4,55\t3,08\t0,76\t12,2\nBei Betrachtung dieser Zahlen sieht man, dass die Prot-albumose sich wenig von der Mutter-Eiweisssubstanz (Syntonin) unterschied, w\u00e4hrend beide Heteroalbumosen sowohl von dem Syntonin wie auch von der Protalbumose erheblich verschieden waren \u2014 und dass ausserdem zwischen den beiden Hetero-syntonosen selbst ein Unterschied bestand. Z\u00e4hlt man die in den Hexonbasen, im Ammoniak und in den Huminsubstanzen enthaltenen Stickstoffprocente zusammen, so ergeben sich fol-\ngende Zahlen:\nSyntonin.......................................31,46\t\u00b0/o\nHeterosyntonose\tdurch\tCoagulation..............37,71\t\u00b0/o\nHeterosyntonose\tdurch\tAlkoholf\u00e4llung......... 37,86\t\u00b0/o\nProtosyntonose................................ 32,00\t\u00b0/o.\nEs ergab sich somit der auffallende Befund, dass die Summe der Stickstoffprocente in den beiden Heterosyntonose-Pr\u00e4paraten die gleiche war. Bei dem einen dieser Pr\u00e4parate war weit weniger Huminstickstoff vorhanden, doch war das\n23*","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\n\u2018 Edwin Hart.\nDeficit an Huminstickstoff durch ein Plus an Lysin und Ammoniak wieder ausgeglichen.\nWie oben erw\u00e4hnt, enthielt die durch Alkohol gef\u00e4llte Heteroalbumose viel Kochsalz; es enstand nun die Frage, ob die Gegenwart des Kochsalzes etwa einen Einfluss auf das quantitative Ergebniss der Spaltung besitze. Zur Entscheidung dieser Frage diente die folgende Untersuchung des Caseins.\nVI. Spaltung des Caseins. Ein von Merck bezogenes Pr\u00e4parat von Casein wurde in oben beschriebener Weise der Zersetzung mit Schwefels\u00e4ure unterworfen. Der Versuch wurde sodann in gleicher Weise wiederholt mit der einzigen Ab\u00e4nderung, dass 3 g Kochsalz hinzugef\u00fcgt wurden.\nBei der Berechnung der Stickstoffprocente ist der von Chittenden gefundene Procentgehalt des Caseins von 15,91 \u00b0/0 N zu Grunde gelegt worden.\nSpaltung des Caseins. (Versuch I.)\n\tProcente des Gesammtstickstoffs\t\t\t\t\tGewichtsprocente\t\t\t\tZer- setztes Eiweiss Gramm\n\tHisti- din\tArgi- nin\tLysin\tAmmo- niak\tHumin- substanz\tHisti- din\tArgi- nin\tLysin\tAmmo- niak\t\nOhne Kochsalz\t3,66\t9,51\t2,31\t7,34\t9,09\t2,53\t4,70\t1,92\t1,43\t9,7\nMit Kochsalz\t3,75\t9,80\t6,98\t9,48\t1,77\t2,59\t4,84\t5,80\t1,84\t9,2\nHier bemerkt man wieder, dass durch die Gegenwart von Chlornatrium der Stickstoff der Huminsubsta'nz verringert und statt dessen die Menge des Ammoniaks und des Lysins vermehrt war; ferner, dass die Summen der bestimmten Bestandteile in Procenten des Gesammtstickstoffs 31,91 resp. 31,88, also ann\u00e4hernd gleich sind. Hier besteht also dieselbe Beziehung, wie bei den beiden Heteroalbumosen. Diese Beobachtungen k\u00f6nnen den Gedanken nahelegen, dass derjenige Stickstoff, welcher bei der Spaltung in Gegenwart von Kochsalz an Lysin und Ammoniakstickstoff mehr gefunden wird, bei Abwesenheit von Kochsalz in Huminstickstoff \u00fcbergeht.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 357\nBei einem zweiten Versuch, in welchem nur Lysin und Ammoniak bestimmt wurde, zeigte sich der Einfluss des Kochsalzes in gleichem Sinne, doch waren die Unterschiede geringer.\nSpaltung des Gaseins. (Versuch II.)\n\tProcente des Gesammtstickstoffs\t\tGewichtsprocente\t\tZersetztes Eiweiss.\n\tLysin\tAmmoniak\tLysin\tAmmoniak\t\nOhne Kochsalz . . .\t5,3\t6,7\t4,4\t1,29\t9,51\nMit Kochsalz ....\t6,9\t8,1\t5,7\t1,57\t9,55\nIn einer anderen durch Schwefels\u00e4ure in Gegenwart von Kochsalz zerspaltenen Probe von Casein, wobei nur die Humin-substanz und der Ammoniakgehalt bestimmt wurden, war der Stickstoff in der Huminsubstanz vollst\u00e4ndig verschwunden, w\u00e4hrend er in dem Ammoniak auf 10,12<>/o gestiegen war.\nVII. Spaltung des Leims. Hiernach wurde Leim untersucht, um einerseits die Hexonbasen, Ammoniak und Huminsubstanz zu bestimmen, die bei einer Spaltung durch S\u00e4ure, wie sie theilweise von Kossel und Kutscher1) untersucht wurde, resul-tiren, und um andererseits festzustellen, ob hier wieder durch die Gegenwart von Chlornatrium der Stickstoff ganz oder theilweise von der Huminsubstanz losgerissen und Ammoniak und Lysin gebildet w\u00fcrde. Die Darstellung geschah ungef\u00e4hr nach der Methode von Morn er.2) Etwa 300 g gute k\u00e4ufliche Gelatine wurden fein zerschnitten und 5 Tage lang unter h\u00e4ufigem Umr\u00fchren und Wasserwechsel eingeweicht, wobei das Wasser mit Chloroform ges\u00e4ttigt erhalten wurde. Hierauf wurde das Wasser abgelassen, der Rest dann mit l\u00b0/oiger L\u00f6sung von KOH behandelt und zwei Tage unter h\u00e4ufigem Umr\u00fchren stehen gelassen. Darauf wurde die Masse in leinene Beutel gebracht und erst mit destillirtem Wasser, dann mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und danach wieder mit Wasser t\u00fcchtig gewaschen, hierauf\n1)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 472.","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\n\u2022 Edwin Hart.\nin Standgl\u00e4sern unter Alkohol geh\u00e4rtet, nach dem Ablassen desselben in Porzellanschalen im Wasserbade geschmolzen, durch Kattun filtrirt und abermals mit Alkohol ausgef\u00e4llt. Eine kleine Probe wurde mit Alkohol und Aether gewaschen und bei 110\u00b0 getrocknet. Die Bestimmung nach Kjeldahl ergab einen Stickstoffgehalt von 17,54o/o (nicht auf aschefreie Substanz bezogen). Die Millon\u2019sche Reaction war deutlich, aber schwach, wodurch die Beobachtung von M\u00f6rner1) \u00fcber diesen Punkt best\u00e4tigt wird. Der Rest wurde \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet, dann wurden etwa 50 g davon 14 Stunden lang im Sandbade am R\u00fcckflussk\u00fchler mit 150 g concentrirter Schwefels\u00e4ure und 300 g Wasser gekocht.\nEin anderes Quantum von gutem k\u00e4uflichen Leim wurde zur Spaltung in Gegenwart von Kochsalz benutzt. Etwa 12 g wurden mit 3 g NaCl, 36 g H.,S04 und 72 g H20 14 Stunden lang gekocht. Bei dieser Spaltung wurden das Arginin und das Histidin nicht bestimmt. Die Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt.\nSpaltung des Leims.\n\tProcente des Gesammt-stickstoffs\t\t\t\t\tGewichtsprocente\t\t\t\tZer- setztes Eiweiss Gramm\n\tHisti- din\tArgi- nin\tLysin\tAmmo- niak\tHnmin- substanz\tHisti- din\tArgi- nin\tLysin\tAmmo- niak\t\nOhne Kochsalz Mit Kochsalz\t0,73 nicht hi\t14,18 stimmt\t2,76 3,05*)\t1,27 2,14\t3,50 0,81\t0,40\t7,62\t2,49 2,75\t0,26 0,43\t27.4 10.5\n1)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 472.\n2)\tUm festzustellen, ob das Lysin, als Pikrat gewogen, rein war, wurde es vollst\u00e4ndig in Hydrochlorid umgewandelt und in der ganzen eingedampften Masse Chlor und Stickstoff bestimmt. Das Resultat war folgendes :\nBerechnet :\tGefunden :\nf\u00fcr C6HuN208, 2HC1.\nN\t12,79 \u00b0/o\t12,54\nCI\t32,39o/o\t32,20\nDas bei Zusatz von Kochsalz erhaltene Lysin erwies sich somit als v\u00f6llig rein.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 359\nDie Zahlen zeigen, dass die Gegenwart von NaCl w\u00e4hrend der Spaltung auch hier eine Abnahme des Stickstoffs in der Huminsubstanz und eine Zunahme desselben in Ammoniak und Lysin zur Folge hatte.\nVIII.\tDer Erh\u00f6hung des Siedepunktes ist dieser Einfluss des Kochsalzes nicht zuzuschreiben; denn der Siedepunkt von 60 g H20 + 30 g H2S04 liegt zwischen 109 und 110\u00b0 und wird durch Zusatz von 3 g NaCl nicht in erheblicher Weise erh\u00f6ht, wie mit einem gew\u00f6hnlichen Thermometer festgestellt wurde. Natriumsulfat, das bei einer Spaltung von 12 g Casein an die Stelle des Natriumchlorids gesetzt wurde, hatte dieselbe Wirkung, indem es den Stickstoff der Huminsubstanz auf l,75\u00b0/o des Gesammtstickstoffs reducirte; wenn es dagegen durch 4 ccm. l,19\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure ersetzt wurde, so trat nur eine Reduction auf 4,34\u00b0/o ein.\nUdransky1) war es gelungen, durch Zersetzung von Zucker, bei Gegenwart von Harnstoff, Huminsubstanz herzustellen, welche Stickstoff enthielt. Es schien von Interesse, diesen Versuch mit Lysin an Stelle des Harnstoffs zu wiederholen. Ich kochte deshalb ein Gemisch von 2 g Lysin, 10 g Rohrzucker, 30 g Schwefels\u00e4ure und 60 g Wasser 8 Stunden hindurch. Es schied sich eine schwarze Masse aus, die von der Fl\u00fcssigkeit abfiltrirt, gut mit Wasser gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet wurde. Eine Untersuchung dieses R\u00fcckstandes auf Stickstoff zeigte, dass er von diesem Elemente frei war.\nIX.\tSpaltung von Zein. Kossel und Kutscher2) haben gezeigt, dass die in Alkohol l\u00f6slichen Pflanzeneiweissk\u00f6rper bei der S\u00e4urespaltung kein Lysin hergaben. Es war die Frage, ob diese Stoffe Lysin liefern w\u00fcrden, wenn sie in Gegenwart von Kochsalz zersetzt werden. Um dies festzustellen, wurde zun\u00e4chst Zein aus ganzen Getreidek\u00f6rnern nach der Methode von Ritthausen3) hergestellt, dann wurde es mit 30 g concentrirter\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XII, S. 33.\n.2) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165.\n3) Die \u00abEiweissk\u00f6rper\u00bb der Getreidearten etc. Bonn 1872.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\n. Edwin Hart.\nSchwefels\u00e4ure, 3 g Kochsalz und 60 g Wasser im Sandbad am R\u00fcckflussk\u00fchler gekocht. Folgendes sind die in Procenten des Gesammtstickstoffs gegebenen Resultate, verglichen mit denen von Kossel und Kutscher:\n\tZein ohne Kochsalz zersetzt Kossel u. Kutscher\tZein i) bei Gegenwart von Kochsalz zersetzt\nLysin\t\tKein Stickstoff\tKein Stickstoff.\nAmmoniak\t\t13,53\t17.21\nHuminsubstanz . . .\t11,83\tKein Stickstoff.\nMan sieht hier, dass bei dem Kochsalzversuch ein Theil des der Huminsubstanz angeh\u00f6rigen Stickstoffs zur Bildung von Ammoniak verwandt war, dass aber der \u00fcbrige, ebenfalls verschwundene Huminstickstoff kein Lysin gebildet hatte. Das Lysin ist also nicht etwa die einzige Quelle des Huminstick-stoffs. Jedenfalls ist es von grossem Interesse, dass hier aus einem Eiweissk\u00f6rper, dem Zein, eine stickstofffreie Huminsubstanz wie aus einem Kohlehydrat hervorgegangen war.\nX. Da ich gen\u00f6thigt war, meine Arbeiten abzubrechen, so ist es mir nicht m\u00f6glich gewesen, meine Untersuchungen \u00fcber diesen Einfluss des Kochsalzes auf die S\u00e4urespaltung bei anderen Eiweissk\u00f6rpern zum Abschluss zu bringen oder weitere Aufkl\u00e4rungen \u00fcber diese Einwirkung zu erlangen. Ich habe nur noch eine Frage in den Kreis meiner Arbeiten hineinziehen k\u00f6nnen: ob vielleicht in den stickstoffhaltigen. Humin-substanzen, welche aus Eiweiss hervorgehen, die Gruppe des Lysins noch in der Weise enthalten ist, dass aus ihnen Lysin gewonnen werden kann. Daher wurde Huminsubstanz selbst durch Spaltung von Casein mit concentrirter Salzs\u00e4ure hergestellt, um zu ermitteln, ob, nachdem sie einmal gebildet wrar, ihr Stickstoff durch Kochen mit Schwefels\u00e4ure in Gegenwart von Kochsalz wieder losgel\u00f6st werden k\u00f6nnte, um dann Ammoniak und Lysin zu bilden. 125 g Merck\u2019sches Casein\n1) 11,8 g zersetzt.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern. 361\nwurden mit 500 ccm. concentrirter Salzs\u00e4ure acht Stunden lang im Sandbade am R\u00fcckflussk\u00fchler gekockt. Die dunkelgef\u00e4rbte L\u00f6sung, die einen geringen schwarzen, unl\u00f6slichen R\u00fcckstand enthielt, wurde hierauf vorsichtig mit Ba(0H)2 versetzt, bis es auf Lakmus nur schwach sauer reagirte, wobei ein betr\u00e4chtlicher Niederschlag sich zu bilden begann, der die L\u00f6sung beinahe ganz entf\u00e4rbte. Dies war die zu untersuchende Huminsubstanz. Die Fl\u00fcssigkeit wurde nun in Standgl\u00e4ser gegossen und, nachdem der Niederschlag sich zu Boden gesetzt hatte, derselbe so lange durch abwechselnde Decantation ausgewaschen, bis die Waschfl\u00fcssigkeit mit Phosphorwolframs\u00e4ure keine Tr\u00fcbung mehr gab, wodurch die vollst\u00e4ndige Entfernung aller Hexonbasen verb\u00fcrgt war. Dann wurde filtrirt, mit Wasser gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Ein Theil dieser schwarzen, amorphen Masse werde 8 Stunden lang mit 24 g concentrirter Schwefels\u00e4ure, 48 g Wasser und 3 g Kochsalz im Sandbade am R\u00fcckflussk\u00fchler gekocht. Der gesammte Stickstoffgehalt der L\u00f6sung betrug 0,161 g. Nun werde die L\u00f6sung mit Ba(0H)2 behandelt, bis sie nur noch schwach sauer reagirte, dann filtrirt und der Niederschlag von Baryum-sulfat gut gewaschen. Das Filtrat enthielt 0,28 g Stickstoff, das heisst, 17,3\u00b0/o des Gesammtstickstoffs waren losgetrennt worden in einer Gestalt, die in schwach saueren L\u00f6sungen l\u00f6slich war. Eine Ammoniakbestimmung, die durch Destillation mit BaC03 an diesem l\u00f6slichen Stickstoff vorgenommen wurde, ergab 0,0043 g N oder 2,64\u00b0/o des Gesammtstickstoffs. Nun wurde die L\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, filtrirt, gewaschen und concentr\u00e2t. Die schwach br\u00e4unlich gef\u00e4rbte L\u00f6sung wurde nun mit Schwefels\u00e4ure auf 5\u00b0/o anges\u00e4uert und Phosphorwolframs\u00e4ure hinzugef\u00fcgt; es trat ein leichter flockiger br\u00e4unlicher Niederschlag auf, der die L\u00f6sung vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbte. Die Untersuchung dieses Niederschlages auf Lysin ergab negative Resultate. Nachdem der ungel\u00f6ste Theil der Huminsubstanz bis zur Gewichtsconstanz \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet war, wurde sie selbst auf Stickstoff untersucht, wobei sich l,34\u00b0/o ergaben.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362 Edwin Hart, Best, der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern.\nZusammenfassung einiger Ergebnisse.\n1.\tDie beiden bei der Pepsinverdauung des Syntonins gebildeten prim\u00e4ren Produkte unterscheiden sich in ihrer Structur durch den Gehalt an Hexonbasen von einander und von der Muttersubstanz, dem Syntonin. Die Heteroalbumose enth\u00e4lt weniger, die Protalbumose mehr Histidin. Hingegen ist die Heteroalbumose reicher an Arginin als die Protalbumose.\n2.\tDie beiden nach verschiedenen Methoden (Coagulation, Alkoholf\u00e4llung) dargestellten Pr\u00e4parate von Heteroalbumose sind wahrscheinlich identisch. Der bez\u00fcglich des Lysins, des Ammoniaks und des Huminstickstoffs gefundene Unterschied ist wahrscheinlich dadurch herbeigef\u00fchrt worden, dass das eine Pr\u00e4parat mehr Kochsalz enthielt als das andere.\n3.\tWird die Spaltung von Casein oder Leim durch siedende S\u00e4uren bei Gegenwart einer gewissen Menge gel\u00f6ster anorganischer Salze (Kochsalz, Natriumsulfat) vorgenommen, so kann die Spaltung anders verlaufen als bei Abwesenheit dieser Salze. Bei Gegenwart von Kochsalz war bei diesen Eiweissk\u00f6rpern die Menge des gebildeten Ammoniaks und des Lysins eine gr\u00f6ssere, die des Huminstickstoffs eine geringere.\n4.\tAus einzelnen Eiweissk\u00f6rpern gelingt es, durch S\u00e4urespaltung bei Gegenwart von Kochsalz stickstofffreie Humin-substanzen zu erhalten.\n5.\tDas Zein liefert, auch bei Gegenwart von Kochsalz gespalten, kein Lysin.\n6.\tDie einmal aus Casein gebildete Huminsubstanz liefert bei nachtr\u00e4glicher Spaltung mit Schwefels\u00e4ure und Kochsalz kein Lysin mehr.\nIch m\u00f6chte die Gelegenheit ergreifen, an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Kossel meinen aufrichtigen Dank auszusprechen f\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit und f\u00fcr die stetige Aufmerksamkeit und Hilfe, die er mir w\u00e4hrend der Ausf\u00fchrung der obigen Untersuchung hat zu Theil werden lassen.","page":362}],"identifier":"lit17556","issued":"1901","language":"de","pages":"347-362","startpages":"347","title":"Ueber die quantitative Bestimmung der Spaltungsprodukte von Eiweissk\u00f6rpern","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:04.145977+00:00"}