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{"created":"2022-01-31T13:17:01.102547+00:00","id":"lit17646","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Krafft, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 35: 364-375","fulltext":[{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen\nund Wasser. I.\nVon\nF. Krafft.\n(Der Heilurtioi\u00bb zug>;gangon am 15. Dezember 1901.)\nDie eigenth\u00fcmliehen Quellungserscheinungeiv welche man hei Seifen in Folge von deren colloidalem Charakter unter geeigneten Bedingungen beobachten kann, sind in der chemischen Fachlitteratur noch nie n\u00e4her behandelt worden, lind doch sowohl an und f\u00fcr sich, zur Erkl\u00e4rung der Wirkungen der Seife, wie f\u00fcr den Chemiker, der fast t\u00e4glich mit colloidalen Ausscheidungen oder Niederschl\u00e4gen, mit Emulsionen oder Sch\u00e4umen zu tliun hat, von unmittelbarstem Interesse. Ich m\u00f6chte mir deshalb erlauben, der Mittheilung einiger neuer, bemerkenswert her F\u00e4lle*, welche dieses Gebiet den* organischen Synthese \u00fcberweisen, jene \u00e4lterem Beobachtungen kurz vorauszuschicken: man wird dann verstehen, warum es statthaft ist, die* Seifenl\u00f6sungen als \u00abcollo\u00efdale\u00bb zu bezeichnen und die Seifensch\u00e4ume in einen, sonst vielleicht schwer fassbaren Zusammenhang mit dem Problem der Bildung organisirter K\u00f6rper- zu bringen.\nEine* quellungsf\u00e4hige Materie auffallendster Art beobachtete Virchow1) bereits 1854 in den thierischen Geweben (Gehirnmark, H\u00fcckenmark, Nervenfasern u. s. w.) und schlug vor, diese Substanz ; Markstolf oder Myelin \u00bb zu nennen, um ihr Vorkommen als homogener isolirbarer Stoif anzudeuten, im Sinne von Bezeichnungen wie Albumin, Fibrin, Syntonin. Diese\ni Archiv f. palhol. Anat. u. Physiol'... IM. VI. S. 5452\u2014A72. (IS.Vfj","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. 3\u00f6\u201d>\nSubstanz ist in Aether, Chloroform, Terpentin\u00f6l und \u00ab in heissein Alkohol leicht l\u00f6slich und scheidet sich beim Erkalten zum Theil aus, w\u00e4hrend ein anderer Theil noch gel\u00f6st bleibt. In Wasser quillt sie in einem ungew\u00f6hnlichen Muasse auf, in etwas \u00e4hnlicher Weise, wie St\u00e4rkemehl in heissem Wasser. Gerade in diesem aufgequollenen Zustande zeigt sie ihre charakteristischen morphologischen Eigenschaften\u00bb. Virchow beschreibt diese letzteren in eingehender Weise: sie bestehen namentlich in der Bildung langer, scharf doppelt contourirter und im Innern mit einem hellen Axialraume versehener, cylindrischer F\u00e4den (der Breite und Gestalt nach einer Nerven-primitivfaser \u00e4hnlich), oder kugelf\u00f6rmiger, wiederum doppelt contourirter Tropfen oder mannigfaltigster Combinationen jener beiden Grenzformen.\nEr h\u00e4lt die Substanz f\u00fcr identisch mit dem Nervenmark (I. c. S. 5f>8) und macht auf eine Mittheilung von Drummond1) aufmerksam, wonach man durch Extraction von Gehirn oder Nerven mit Alkohol und Verjagen des L\u00f6sungsmittels eine fettige Substanz erhalte, die genau in der von ihm selbst beschriebenen Weise die Form doppelt contourirter Ringe und Schlingen annimmt\nW\u00e4hrend Virchow eine genauere mikroskopische Beschreibung der sogenannten \u00abMyelinformen\u00bb lieferte, machte Met ton hei mer eine weitere interessante Wahrnehmung an denselben, indem er ihre F\u00e4higkeit autfand, in dem zwischen zweij N k\u00f6lschen Prismen verdunkelten Gesichtsfeld ein sehr deutliches Farbenkreuz zu bilden. Das Myelin >, sagt er, ist ein sehr stark das Licht polarisirender K\u00f6rper, und jedem kleinsten, nicht mehr messbaren Tr\u00f6pfchen kommt diese Eigenschaft zu>. Daher lassen sich selbst sehr geringf\u00fcgige Mengen dieses Stofls mit H\u00fclle des Polarisationsapparats leicht Jiach-woisen.\nBald darauf wurde noch ein anderer bekannter und ganz bestimmter chemischer Stoff, n\u00e4mlich das Cholesterin, von\n]) Monthly .lourn. 1852. .Ian. p. 57:1.\n-i Korrrspondon/.bl. d. Vor. f. \u00ab\u00ab\u2022moins. Arb. /.. Kord, d. wiss kundr. N,. dl. S. Mu. (IS5H.I","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"\nF. Krafft.\nB en eke1) als Tr\u00e4ger aller dieser Eigenschaften namhaft gemacht. < )hne Cholesterin keine Myelinformen > lautet der etwas einseitige Schluss, zu welchem der Genannte durch seine im fiebrigen nicht crgebnisslosen Versuche kommt. \u2014 Diese Auffassung wurde Wesentlich erweitert, als Neubauer2) entdeckte, dass man die merkw\u00fcrdige Erscheinung der Myelin-(|uellung sehr leicht und sicher auch mit Oels\u00e4ure und Ammoniak, also mit einer Seite erh\u00e4lt. - Bringt mau auf das Objeetgl\u00e4schen ein kleines Tr\u00f6pfchen reine oder schon gelb gewordene Oels\u00e4ure, befleckt fliese mit einem nicht zu kleinen Deckgl\u00e4schen und l\u00e4sst darauf von der Seite Ammon zutrelen. so zeigen sich sofort die wunderbarsten Formen, deren allm\u00e4hliche Entwickelung unter dem Mikroskope zu den interessantesten Erscheinungen geh\u00f6rt und lange Zeit den Beobachter fesseln kann. Ich habe mir die Oels\u00e4ure zu diesem Zweck rein dargestellt... .allein auch k\u00e4ulliche gibt dasselbe sch\u00f6ne Besultat. Wendet man statt Oels\u00e4ure ein an Oels\u00e4ure reiches Neutralfett, Oliven\u00f6l, Mandel\u00f6l etc. an. so entstehen, in gleicher Weise mit Ammon behandelt, dieselben Formen, allein viel langsamer, auch bleiben sie viel kleiner. Im letzten Falle bedarf mau einer 800 lachen Yergr\u00f6sserung. w\u00e4hrend bei reiner Oels\u00e4ure (\u2018ine SO fache gen\u00fcgt.\u00bb\nDie Entdeckung Neu batter's scheint in Vergessenheit ger\u00e4then zu sein, da sie IS Jahre sp\u00e4ter vom Famintzin nochmals gemacht wurde:3) -Es gen\u00fcgt, einen Tropfen k\u00e4uflicher Oels\u00e4ure mit w\u00e4sserigem Ammoniak zusammenzubringen, um sofort sowohl verschiedenartige cylindrische Ausw\u00fcchse, als auch gesonderte Kugeln aus dem Oels\u00e4uretropfen heraustreten zu lassen. An beiden Arten von Gebilden, welche anf\u00e4nglich gew\u00f6hnlich ungeschichtet erscheinen, kann man Schritt f\u00fcr Schritt Schichtenbildung durch allm\u00e4hliche Zerkl\u00fcftung in eoncenlrische Lamellen 'verfolgen, Diese Schichten sehen denen der Zellenmembran und der St\u00e4rkek\u00f6rner vollkommen \u00e4hnlich :\ni Studien \u00fcb. d. Vorkommen; d. Verbreitung u. d. Function von (iallcnbcslartdthcilen. (\u00abiesseh ISH2.\n- Archiv f. pathol, An.it. u. Physiol., Bd. XXXVI. S. And. I8b(j.i\nBull, de l'Acad. imp. de St.-P\u00e9tersb., bd. XXIX. p. 414. (1884.)","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaniinseifen und'Wasser. 3H7\nsie k\u00f6nnen, je nach Umst\u00e4nden, lange Zeit unver\u00e4ndert bleiben, oder aber theilweise manchmal sogar vollkommen wieder in eine homogene Masse zusammenfliessen. >\nEinstweilen wurde das so interessante Ph\u00e4nomen der Bildung colloidaler w\u00e4sseriger Hohl- oder Quellungsk\u00f6rper nicht unter chemischen und physikalischen Gesichtspunkten in seiner reinen Form eingehender studirt: vielmehr wurde eine unnothige Complication damit verbunden, indem inan die Erscheinung mit der Bildung von Emulsionen, an die obige Beobachtung Neubauer s ankn\u00fcpfend, in Zusammenhang brachte. Br\u00fccke1) hatte gezeigt, dass Oel durch verd\u00fcnnte Eiweissl\u00f6sung, durch frische schleimhaltige Ochsengalle, namentlich aber durch verd\u00fcnnte Borax- oder Sodal\u00f6sung leichter und vollkommener emulgirt wird, wenn es mit fetten S\u00e4uren verum einigt, als wenn es von diesen Verunreinigungen befreit ist; Gad*i machte sodann die Wahrnehmung, dass diese Emulsionsbildung unabh\u00e4ngig von \u00e4usseren Ersch\u00fctterungen erfolgt.\nNach den Beobachtungen des letzteren verbreitet sich um einen in Sodal\u00f6sung eingebrachten Oeltropfen, der freie Oels\u00e4ure enth\u00e4lt, eine weissliehe Tr\u00fcbung, welche dichter und dichter wird, bis der an Volumen stark verringerte Tropfen in einer milchweissen Fl\u00fcssigkeit schwimmt. Betrachtet man den \\organg bei schwacher Vergr\u00f6sserung, so sieht man. wie in der Umgebung des Fetttropfens die lebhafteste Bewegung herrscht und dass die die Tr\u00fcbung bedingenden Partikelchen Fetttr\u00f6pfchen von minimaler Gr\u00f6sse sind. Die milchweisse Fl\u00fcssigkeit ist eine \u00e4usserst feine Emulsion > : die Vertheilung kleiner Fetttr\u00f6pfchen in einer Oelseifenl\u00f6sung. Gad sieht die Erkl\u00e4rung f\u00fcr das Zustandekommen von Emulsionen ohne \u00e4ussere Ersch\u00fctterungen im Zusammenwirken von Ditfusions-\nvorg\u00e4ngen. namentlich der fetten S\u00e4ure ins umgebende Alkali und umgekehrt.\nEs W lelc-lit zu verstellen, das\" Emulsionen, in denen leine, aber doch v\u00f6llig homogene Tr\u00f6pfchen isolirt ,<ind, und\n1 Wiener \u00ffitzunjsber. |X7o. li. (if, H. Al.tli.. n.\n- Archiv f Physiol, v. iHi\u00dfois-lteyinond. 1X7K, s. Ixl","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"F. Krafft.\nMyelinforrnen. deren gequollene Substanz von Wasser durchsetzt wird, also ein inhomogenes Gebilde ist, sieh unter gewissen Gesichtspunkten scharf unterscheiden: dieser Unterschied wurde jedoch verwischt durch Betrachtungen Br\u00fccke's * \u00fcber den Zusammenhang zwischen der freiwilligen Emulgirung der Gele und dem Entstehen sogenannter Myelinformen -. Der Genannte macht darauf aufmerksam, dass \u00abman Alles so findet, wie G a d beobachtet, wenn man sich innerhalb der Bedingungen h\u00e4lt, die letzterer als g\u00fcnstig f\u00fcr die Emulsionsbildung bezeichnet; wenn man aber den Zusatz von Oels\u00fcure zu dem Oliven\u00f6l, mit dem man arbeitet, und auch die Menge des kohlensauren Natrons nach und nach steigert, treten die Myelin-\nformen immer charakteristischer hervor \u2022>. Er sagt -Wenn die Seife au der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che sofort\ndann weiter : in gr\u00f6sserer\nMasse gebildet wird, so erw\u00e4chst hierdurch eine Erschwerung\nf\u00fcr die in Action gesetzten Kr\u00e4fte. Die Folge davon ist, dass sic das Ziel ihrer Arbeit, die chemische Vereinigung von Oel-s\u00e4ure und Alkali, nicht auf dem k\u00fcrzesten Wege der raschen Oberfl\u00fcohenvermehrung erreichen, sondern je nach der Dicke und Festigkeit der gebildeten Seifenh\u00fcllen bald gr\u00f6bere, bald feinere Kolben aust reiben, die aber noch mit dem Mul ter tropfen in Zusammenhang bleiben, w\u00e4hrend sich die weitere Seifeu-hildung theils an der Oberfl\u00e4che neu hervortretender Kolben, thcils dadurch vollzieht, dass Oels\u00e4ure und Alkali an bereits\ngebildeten Seifentheilen fortwandern und so die Seifenh\u00fcllen\nmehr und mehr verdicken\u00bb.\n\u00abEine Zwischenstufe zwischen der Bildung der gew\u00f6hn-liohen Myelinformen und der freiwilligen Emulgirung in ihrer vollkommensten Gestalt besteht darin, dass aus dem Mutter-tropfeu d\u00fcnne, fadenf\u00f6rmige Kolben raketenartig hervorschiessen und dann von ihrem Ernie einige Oelkugeln fort schleudern, ohne sich jedoch in ihrer Totalit\u00e4t vom Muttertropfen zu trennen oder in kleine Tr\u00f6pfchen zu zerfallen. >\nln diesem Falle w\u00e4re die Bildung von Myelintormen eine auf halbem Wege stehende Emulsionsbildung, und so hat auch\nCi Wiener Sitzungsberichte. Bd. 7U, 111. Abth.. S. 207. (1079.\u00bb","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. 369\ndie Mehrzahl der Beobachter die Erscheinung seil her aufgefasst. Diese Auffassung ist aber nicht ganz zutreffend.\nDas Wesen zun\u00e4chst der Emulsion ergibt sich aus der Definition derselben, wie sie u. A. von Quincke in einer Abhandlung \u00fcber Emulsionsbildung\u00bb1] gegeben wurde: Eine Emulsion bestellt aus einer grossen Anzahl ; kleiner kugelf\u00f6rmiger Fetttr\u00f6pfchen, welche in einer w\u00e4sserige;r Fl\u00fcssigkeit vertheilt sind.\u00bb\nDie Best\u00e4ndigkeit der Emulsion wird nicht nur durch die Kleinheit und das spezifische Gewicht der Oeltr\u00f6pfehen beeinflusst, sondern auch durch die mehr oder weniger deutlich ausgesprochen collo\u00efdale Natur der w\u00e4sserigen L\u00f6sung. Der Einfluss dieser letzteren bei Einulsionsbildungen. wird leicht verst\u00e4ndlich durch meine Annahme,2) dass colloidal verfl\u00fcssigte Molek\u00fcle in sehr kleinen geschlossenen, Krystalloide. dagegen in relativ sehr grossem Bahnen oder Oberfl\u00e4chen rntiren\u00bb, wobei anzunehmen ist, dass sie sich durch die Dotation umeinander gegenseitig mehr oder weniger energisch im System fixiren. Hiernach ist eine colloidale L\u00f6sung vergleichbar mit einem netzartigen oder schwammigen Gewebe, dessen Maschen oder Hohlr\u00e4ume von Wassermolek\u00fclen erf\u00fcllt sind: sie bildet daher bei der Emulgirung eines Oels um jedes feine Oeltr\u00f6pfehen ein Netz, wodurch dasselbe vom Aulsteigen in der meist specifisch schwereren Fl\u00fcssigkeit und der Vereinigung mit anderen Oeltr\u00f6pfehen abgehalten wird, Bei n\u00e4herem Zusehen wird man in meinen fr\u00fcheren Mittheilungen finden, dass ich keinen wesentlichen, sondern nur einen graduellen Fnterschied zwischen ^krvstalloiden> und \u00abcolloidalen\u00bb L\u00f6sungen iriachc; f\u00fcr Seifen und f\u00fcr Alkylaminsalze, wie f\u00fcr Farbstoffe, habe ich den allm\u00e4hlichen Febergang der einen Art von L\u00f6sungen\nin die andere, zugleich mit wachsendem Molekulargewicht, nachgewiesen.3)\nDie Erkl\u00e4rung der Emulsion wird von Quincke auf die\n1 Pfl\u00fcgers Archiv. Bd 10. S 129.\t1x79.1\n- Bert. Her.. 29. Bill : .12. 159U.\n3 F\u00fcr Seifen: Herl. lier. 2X, 2\u00f67.i u. 29, Bi:i7: f\u00fcr Aminsal/.e: Herl. Ber. 29. l&il f; f\u00fcr Farbstoffe: Bert. Her. A2. lliOH.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nF. Krafft.\nAusbreitung von Seifenwasser an der Oeloberfl\u00fcche und die damit verbundene Abnahme der Oberfl\u00e4chenspannung zwischen Oel und Wasser zur\u00fcckgef\u00fchrt fl. e.). Auch nach dieser Richtung l\u00e4sst sich, ankn\u00fcpfend an den genannten Forscher, der die Fl\u00fcssigkeiten als Continua behandelt, der Schritt zu einer molekularmechanischen Betrachtung der Emulsionen thun. Fl\u00fcssigkeiten, die sich mit Wasser in jedem Verli\u00e4ltniss mischen, Wie Alkohol oder Salzl\u00f6sungen, bilden in Wasser keine isolirten Tropfen und haben an der Grenzfl\u00e4che mit Wasser die Oberfl\u00e4chenspannung 0. An der Grenze von Wasser und Oliven\u00f6l findet man die Oberfl\u00e4chenspannung 2,3 mg: an der Grenze von Seif en wasser und Oliven\u00f6l 0,3b mg: da Wasser und Scitenvvasser die Oberfl\u00e4chenspannung 0 an ihrer Grenze haben, sinkt diejenige zwischen Oliven\u00f6l und Wasser auf 0,3t > mg, wenn sich Seifen wasser an der Oberfl\u00e4che des Oels ausbreitet. Auf these Weise n\u00e4hert sich das fein zertheilte Otvl der Mischbarkeit mit Wasser, und darauf beruht die praktisch so wichtige Wirkungsweise der Seife, als Emulgirungs-mittel, auf die zuerst Chevreul hinwies. *)\nl)it\u2018 Frage l\u00e4sst sich aber noch eingehender beantworten, wenn man von der durch mich nachgewiesenen Thatsache ausgeht, dass Seifen vom Wasser gel\u00f6st werden unter Spaltung in Fetts\u00e4ure und Alkali, innerhalb gewisser Grenzen ohne L\u00f6sung des Zusammenhangs zwischen diesen Componenten. Man hat dann zwischen den emulgirten Fetttr\u00f6pfchen und dem Wasser das molekulare System (Fetts\u00e4ure + Alkali -f Wasser), in welchem die Fetts\u00e4ure mit dem eingeschlossenen Oeltr\u00f6pfchen mehr oder: weniger mischbar ist, und ebenso andererseits das Alkali mit dem umgebenden Wasser. Die Seifenschicht steht also f\u00fcr einen ihrer Bestandtheile zum Oel, f\u00fcr den anderen zum Wasser im Verli\u00e4ltniss mit einander mischbarer und in einander diffundirbarer K\u00f6rper und wird dadurch bef\u00e4higt, den Gegensatz zwischen Oel und Wasser zu verringern oder auf-zuheben. Nimmt inan dieses als richtig an, so kann wohl auch kaum bezweifelt werden, dass bei der Kmulsionsbildun\"\n1 !\u00f6*\u00ab l\u00ab\u2018relies chimiques sur les corps gras. .-(1823', |>. 37*\u00bb.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heplylaminseifen und Wasser. 371\naus einem freie Fetts\u00e4ure enthaltenden Oel die Fetts\u00e4ure zum Alkali diffundiren kann, und umgekehrt. Einen solchen Dilfusions-proeess kann man in reinerer Form verfolgen, wenn man z. B. freie Oels\u00e4ure mit Sodal\u00f6sung, oder mit Natronlauge, oder mit Ammoniak direkt zusammenbringt: hier treten unter geeigneten Bedingungen die oben geschilderten F\u00e4lle von Myelinbildung ein, schon mit schwachen Vergr\u00f6sserungen deutlich verfolgbar, und diese sind, wie in Nachfolgendem gezeigt werden wird, zweifellos auf Diffusion beruhende Ouellungsproees.se. Beines Natriumoleat, ohne Uebersehuss von Alkali, ist wenig geeignet zur Erzeugung von Emulsionen oder von Myelinformen.\nWenn man ein Oel, beispielsweise das specilisch leichte Paraffin\u00f6l, mit einer f>b \u00f6igen wasserhellen L\u00f6sung von reinem Natriumoleat sch\u00fcttelt, tritt keine nennenswerthe Emulsionsbildung ein, das Paraffin\u00f6l vereinigt sich vielmehr rasch wieder zur urspr\u00fcnglich aufschwimmenden Schicht; Emulsionsbildung erfolgt aber sofort in vollkommener Weise, wenn man ein wenig Sodal\u00f6sung, oder Natronlauge, oder Kochsalzl\u00f6sung, oder Ammoniak zuf\u00fcgt; die Seife muss also aus ihrer verd\u00fcnnten L\u00f6sung < ausgesalzen > werden, um das Oel zu emulgiren, um dasselbe mit den oben bez\u00fcglich ihrer Bestandtheile betrachteten netzartigen Membranen zu um-\nf\t\u2022\t.\ngehen.\nDie Nothwendigkeit dieser Aussalzung des Natriumoleats f\u00fcr eine Emulsionsbildung ergibt sich auch daraus, dass, wie man leicht beobachten kann, reines Natriumoleat zwar mit Wasser von Zimmertemperatur anf\u00e4nglich gelatinirt, dann aber sich rasch zu einer w\u00e4sserhellen L\u00f6sung vertheilt. Aus solchem L\u00f6sungen kann man diejenige Fetts\u00e4ure, die in Folge der Verd\u00fcnnung der eontinuirlichen Einwirkung des Alkalis mehr oder weniger vollst\u00e4ndig entzogen ist, durch indifferente L\u00f6sungsmittel aussch\u00fctteln, andererseits aber durch Zusatz von Sodal\u00f6sung, Natronlauge und Aehnlichem Blasen oder eolloidale Hohlk\u00f6rper ausseheiden, welche sich vollkommen wie Mvelin-formen verhalten, auch gegen polarisirtes Licht.\nDer Schaum einer mit Alkali oder Aehnlichem versetzten Natriumoleatl\u00f6sung h\u00e4lt sieh Tage und Wochen lang, w\u00e4hrend","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nF. Krafft.\nderjenige einer reinen, namentlich auch palmitatfreien Natrium-oleatl\u00f6sung schon nach kurzer Zeit wieder zusammenlliesst; der Grund hierf\u00fcr ist im Vorstehenden gegeben.\nIm Jahre 1900 hat F. G. Donnan1) in den Laboratorien der Herren van't Hoff und Ramsay einige Versuche \u00fcber die Natur der Seifenemulsionen ausgef\u00fchrt, indem er sich an Gad, Br\u00fccke und Andere anlehnt ; er kommt dabei zu Resultaten, die, wie er sagt, eine bemerkenswerthe Analogie mit den von mir bei Untersuchung der Seifen, namentlich bei Siedeversuchen erhaltenen zeigen. Fin Ergebniss seiner, wie schon meiner Versuche ist: die Natronsalze der Fetts\u00e4uren zeigen zunehmende F\u00e4higkeit zur Membranbildung, also des colloidalen Charakters, beim Aufsteigen in der homologen Reihe. Bei der Erkl\u00e4rung der einschl\u00e4gigen Erscheinungen weichen wir aber darin von einander ab, dass Donnan, der sich \u00fcbrigens nur mit Emulsionen, nicht mit colloidalen L\u00f6sungen besch\u00e4ftigt, in \u00fcblicher Weise die Fl\u00fcssigkeiten als Continua behandelt und mit der Oberfl\u00e4chenspannung argument\u00e2t, w\u00e4hrend ich die einzelnen Molek\u00fcle betrachte, dabei zwischen krystalloiden und colloidalen Fl\u00fcssigkeiten oder L\u00f6sungen keinem wesentlichen, sondern nur einen graduellen Unterschied erblickend. In diesem Sinne soll auch die Bezeichnung der. Seifenl\u00f6sungen unter bestimmten Bedingungen, als colloidaler*, f\u00fcr dieselben nur nach allgemein verst\u00e4ndlichem Sprachgebrauch das starke Hervortreten gewisser Eigenth\u00fcmlichkeiten, worunter auch die fortdauernden Beziehungen der bereits gel\u00f6sten Molek\u00fcle zu einander, hervorheben. Donnan, mit den so merkw\u00fcrdigen alleren Beobachtungen \u00fcber Myelin- und Membranbildungen durch die Seifenl\u00f6sungen offenbar v\u00f6llig unbekannt, widerspricht meiner Charakterisirung der letzteren und beruft sich dabei auf den von mir-) doch hinreichend widerlegten Einwand von Kahlenberg und Schreiner, wonach die mangelnde Siedepunkt serh\u00f6hung ooneentrirter Seifenl\u00f6sungen auf deren starkes Sch\u00e4umen zur\u00fcckzuf\u00fchren sei: dem gegen\u00fcber stelle ich n\u00f6ch-\nl| Zeitschrift f. jdiysikal. C.lieni.. ltd. ill. S. 12. 2[ Herl. Iter., ltd. 32. lf>S5.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung kolloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. 373\nmais') ausdr\u00fccklich fest, dass z. B. coneenirirte w\u00e4sserige Losungen von reinem Natriumoleat oder reinem Kalinmoleat ohne jedes auffallende Sch\u00e4umen, fast so wie gew\u00f6hnliches Vasser, sieden und ihre vom Dampf aufgetriebenen d\u00fcnnfl\u00fcssigen Dlasen in einem Siederohr kaum 1\u2014\u25a0> cm. hoch steigen, um momentan wieder zu platzen; ein Geringes st\u00e4rker aber in reinem Zustande auch nur ganz m\u00e4ssig, sch\u00e4umen die hoher molekularen reinen Erukate von Natron oder Kali in w\u00e4sseriger L\u00f6sung. Donnan will um. nachweisen, wie das Sch\u00e4umen eine specifische Kigentl.\u00fcmlichkeit gewisser L\u00f6sn.,\u00bben oder verunreinigter Fl\u00fcssigkeiten sei, und beruft sich hieriad auf Lord Rayleigh,\u00ab) der \u00abzu dem Schl\u00fcsse komme, dass reine Hussigkeiten nicht sch\u00e4umen, nur wenn sie gewisse Verunreinigungen enthalten, komme das Ph\u00e4nomen zun. Vorschein\u00ab. Der angerufene Forscher ist aber bez\u00fcglich der analogen Beschaffenheit aller Fl\u00fcssigkeiten und L\u00f6sungen ganz meiner Ansicht, denn, wenn auch gewisse Fl\u00fcssigkeiten oder Losungen, beispielsweise \u00ablie oben besprochenen Alkalioh-at-losungen nach Zusatz von Alkali oder von Soda oder Ko\u00ab-h-salz besonders stark sch\u00e4umen, thun andere dieses in nur geringem Maasse, keine aber gar nicht. In diesem Sinne sagt Rayleigh: \u00abNow let us consider for a moment what is the meaning of foaming. A liquid foams when its films have a certain durability. Even in the case of pure water, alcohol, and ether, these films exist* (t. e. p. 8t5).\nDiese auch von mir getheiUe Auffassung erm\u00f6glicht es nun, gewisse Seifen durch richtige Aenderung ihrer Coni-ponenten als h\u00f6chst colloidale, also stark sch\u00e4umende und membranbildende Pr\u00e4parate zu gewinnen. Nach meiner Auffassung nimmt der colloidale Charakter der Natronseife., wesentlich in Folge Wachsens des S\u00e4uremolek\u00fcls zu. Das Natriiim-acetat hat in w\u00e4sseriger L\u00f6sung noch ganz die Eigenschaften eines Krystalloids, das Natriiimstearat steht dagegen den Collotden nahe. Dasselbe ist der Fall f\u00fcr Chlorammoniiim,\nh Ver^l. Un i. Her.. Bd. \u00d62. S. I\u00d4\u00ceKI. UV.i'l \u00ab. s.l\n2) Broc Roy. Inst., Bd. 1:4, S. H5 (t\u00abK)\u2014IH\u201812\u00ab. \u2022","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"H7i\nF Krafft.\nMethylaminchlorhydrat und Hexadecylaminchlorhydrat; nur das letztere, dessen Base eine derjenigen der Fetts\u00e4uren \u00e4hnliche Molekulargr\u00f6sse hat, verh\u00e4lt sieh in w\u00e4sseriger L\u00f6sung den wahren Colioiden oder Membranbildnern gleich, die ersteren zeigen das Verhalten von Krystalloiden. Hier r\u00fchrt der schrittweise Uebergang von Krystalloiden zu colloidalen Substanzen, also augenscheinlich vom Wachsen der basischen Componente her. 1st meine Erkl\u00e4rung $er colloidalen L\u00f6sungen1) die richtige, dann muss man zu hervorragend membranbildenden Pr\u00e4paraten kommen, wenn man in dem gleichfalls colloidalen, aber in passend erw\u00e4rmtem Wasser leicht l\u00f6slichen Methyl-aminpalmitat die Base durch ein h\u00f6heres Homologon ersetzt, das indessen noch kein ganz unl\u00f6sliches Pr\u00e4parat mit den h\u00f6heren Fetts\u00e4uren geben darf. Die Auswahl zwischen leicht zug\u00e4nglichen Aminen ist nicht gross: aus dem nach meinem Verfahren bequem darstellbaren Oenanthol gewinnt man nach verschiedenen Methoden das k\u00e4uflich zug\u00e4ngliche Heptylamin. Der Versuch mit demselben entsprach vollkommen der Erwartung: die Heptylaminseifen der Fetts\u00e4uren, namentlich aber der Oels\u00e4uren, sind eminent quellungsf\u00e4hige Substanzen und bilden bei Ber\u00fchrung mit Wasser Myelinformen > in ausgezeichneter Weise, zu weiteren Versuchen durch ihre Stabilit\u00e4t wohl geeignet. Zwischen zwei Nicols geben auch diese Ouellungs-k\u00f6rper Farbenkreuze von gr\u00f6sster Sch\u00e4rfe und Regelm\u00e4ssigkeit.\nF\u00fcr die vollst\u00e4ndige Erkl\u00e4rung der Myelinformen > wird diese letztere sehr auffallende Thatsaehe nie ausser Acht gelassen werden d\u00fcrfen. Geht man von meiner Theorie colloidaler L\u00f6sungen aus und nimmt demgem\u00e4ss auch bei der Entstehung organisirter Gebilde, wie es die Myelinformen sind, an, dass das Wasser beim Quell ungsprocess sich zwischen die Fetts\u00e4ure-und 1 lept ylaminmolek\u00fcle schiebt, ohne ihren Zusammenhang aufzuheben, so wird man weiter noch annehmen m\u00fcssen, dass eine polare Orientinnig der abwechselnd stark positiven und negativen Spaltungsst\u00fccke durch den ganzen gequollenen Hohlk\u00f6rper hindurch stattfinde. Man hat also, soweit sich bis jetzt\nK IW1: IW.. Bll. 20. s. m*.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colluidiiler Hohlk\u00f6rper aus Heptvlaminseifen und Wasser 375\nsclien l\u00e4sst, eine Art von Krystallbildung, etwa \u00e4hnlich krvstall-wasserreichen Salzen, jedoch im fl\u00fcssigen Zustande, also mit Isolirnng der einzelnen Molek\u00fcle, aber nicht unter Eintreten von vollkommenen Rotationsbewegungen. Vielmehr lindct durch Hare Orientirung eine partielle Einschr\u00e4nkung der fortschreitenden Rewegung und Aehsendrehung liir die einzelnen Molek\u00fcle statt. Dieser L'mstand verhindert die Ditl\u00fcsion in das umgebende L\u00f6sungsmittel und l\u00e4sst den eolloidalen lloldkiirper als Individuum oder orgaiiisirles (Jebilde lortbesleheii. Wenn sieh das im Wesentlichen so verh\u00e4lt, dann kann inan die sonst unverst\u00e4ndlichen cylindrischen liildungen der Mveliiilormen* als eine einfache Folge solcher polaren Orientirung idie auch den Anlass zu Schichten- und Eamelleiibililungen geben kann) betrachten, w\u00e4hrend die daneben aiiftretende, oder damitCom-binirle Kugelform der Ausdruck des namentlich bei st\u00e4rkerem Erhitzen in den Vordergrund tretenden fl\u00fcssigen Zustande\u00ab ist.","page":375}],"identifier":"lit17646","issued":"1902","language":"de","pages":"364-375","startpages":"364","title":"Ueber Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. I","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:17:01.102553+00:00"}