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{"created":"2022-01-31T13:46:19.381124+00:00","id":"lit17647","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Krafft, F.","role":"author"},{"name":"R. Funcke","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 35: 376-385","fulltext":[{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen\nund Wasser. II.\nVon\nF. Krallt und R. Funcke.\nMit einer Tafel.\niDtf KeJaction zugegaugen ain 1;Y Dozembor 1901.)\nDas Heptylamin, C7Hl5 NH2, wie seine Homologen aus der Luft Feuchtigkeit und Kohlens\u00e4ure anziehend, ist ein zu Myelinbildungen vorz\u00fcglich geeignetes Pr\u00e4parat. Bringt man einen Tropfen dieser Base mit Wasser in kohlendioxydhaltiger Luft unter das Mikroskop, so sieht man in Folge der Carbonatbildung sehr d\u00fcnnwandige und Tormenreiche Myelinbildungen entstehen. Viel best\u00e4ndiger, theilweise von einer fast unbegrenzten Haltbarkeit sind diejenigen eolloidalen Hohlk\u00f6rper, welche von den Heptylaminseifen gebildet werden. Die Untersuchung dieser Objecte, \u00fcber deren vorl\u00e4ufige Ergebnisse nach-\nstehend kurz berichtet wird, schliesst sich an die fr\u00fcheren Beobachtungen des Einen von uns \u00fcber Alkaliseifen an.\nDa die Ouellung und L\u00f6sung der Seifen in Wasser wesentlich von der Schmelztemperatur der freien Fetts\u00e4uren abh\u00e4ngt, sind die Seifen der tiefschmelzenden Oels\u00e4uren schon\nbei niederen Temperaturen in Wasser l\u00f6slich oder mit demselben (juellbar. Ganz ebenso verhalten sich die Heptylaminseifen der Ocls\u00e4ure und ihrer Homologen.\nDie Darstellung dieser Salze, deren Componenteu leicht schmelzbar und fl\u00fcssig sind, erfolgt m\u00fchelos, indem man S\u00e4ure und Base in \u00e4quivalenten Mengen abw\u00e4gt und fl\u00fcssig mit einander mischt. Bei der Abk\u00fchlung erstarren solche\nSalze dann in bl\u00e4ttrig kristallinischer Form und verfl\u00fcssigen sich wieder bei einer Temperatur, welche nur wenig vom Schmelzpunkt der freien Oels\u00e4uren abliegt.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung culloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptyiaminseifen und Wasser. 377\nFetts\u00e4uren\tFormel\tSchmelz- punkt\tHcptylaminscifen\tSchmelz- punkt\nOleins\u00e4ure . . Waidins\u00e4ure . . Erukas\u00e4ure \u00ab . Brassidins\u00e4ure .\t( 1 l4#< Oj,sll4aOt\t14\u00bb 45\u00b0 83\u00bb (\u00bb0\u00b0\tNil, C:1I1S C\u201elt\u201e0, \u2022 SIL. c,tl15 \u2018y\u2022..'>.* NH, \u2022<\u2019,\u00bb\u201e\t13,8* 45.0\u00b0 21 44 5\u00b0\nOelsaures Nalron, mit dessen H\u00fclfe die Frage der Mvelin-bildung schon so oft bearbeitet wurde, l\u00f6st sich nicht nur ziemlich leicht in \\\\ asser auf, sondern wird auch schon durch die KlOfache VVassermenge merklich in dem Sinne zersetzt, dass dem hei 0\u00b0 sich ausscheidenden Salze bereits saures Oleat beigemengt ist, w\u00e4hrend etwas Alkali in L\u00f6sung ver-bleibi. lirassidinsaures Heptylamin erleidet dagegen noch keine nachweisbare Zersetzung, wenn man es mit derselben Wassermenge behandelt, die gequollene Substanz hei 0\u201c wieder\nkrystallisiren l\u00e4sst und das abliltrirte und getrocknete Pr\u00e4parat analysirt:\nGefunden -ill \u00b0,o X; feer, f\u00fcr CMH4lO\u00c4\u2022\tN.\nNoch deutlicher zeigt sich die Best\u00e4ndigkeit dieser und an<lcrer llcptylaminsalze gegen Wasser dadurch-, dass m\u00e4n an den unter das Mikroskop gelegten Quelhmgskiirpern gr\u00f6ssgre W assermengen vorbeistr\u00f6men lassen kann, ohne dass sie sich ver\u00e4ndern, w\u00e4hrend die aus Oels\u00e4ure und \u00fcbersch\u00fcssigem\nAlkali \u25a0\u2018erhaltenen Pr\u00e4parate sich unter diesen l'mst\u00e4nden sofort l\u00f6sen.\nIm erukasauren Heptylamin, \u00fcbrigens auch im \u00f6lsauren Heptylamin, besitzt man \u2014 wegen ihrer tiefliegenden Selmielz-ii>p. Quf lhmgstemperaturen \u2014 sein* geeignete Pr\u00e4parate um ohne weitere ll\u00fclfsmittel mit Wasser hei Zimmertemperatur, recht stabile colloidaio Hohlk\u00f6rper beobachten zu k\u00f6nnen. Man braucht nur einen kleinen Tropfen fl\u00fcssiges Hcptylamin-erukat an das Deckgl\u00e4schen zu heften, auf den Objecttr\u00e4ger etwas Wasser zu legen, und die Oelseil'e mit dein Wasser zusammen zu bringen, um den durchsichtigen Oellropfen namentlich am Bande Schl\u00e4uche und Kugeln anssenden zu sehen, deren Wachsen eine gewisse Zeit fortdauert (Fig. 1).","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"H78\nF. Krafft und R. Funcke.\nW\u00e4hrend das geschmolzene Heptylaniinsalz auf polarisirtes Licht nicht ein wirkt, sieht man sofort an (hui wasserdurch-triinkton Hohlk\u00f6rpern die sch\u00e4rfsten Farbenkreuze und hei st\u00e4rkerer Quellung das denkbar pr\u00e4chtigste Farbenspiel.\nTr\u00e4gt man einen kleinen Tropfen -fl\u00fcssigen Heptylamin-erukats in eine nicht zu geringe Wassermenge ein. die sieh auf einem Objectglas befindet, so erfolgt momentan die gleiche Quellung, indem sieh das Oel milchig tr\u00fcb!. Heim Verreiben zerf\u00e4llt es rasch in eine grosse Anzahl kleiner Individuen, die sich stets als doppelt contourirte col loi dale Hohlk\u00f6rper von Kugelform oder von Gylinder- und Fadenform, oder aus Combinationen beider bestehend, erweisen <Fig. Bruchst\u00fccke scheinen dabei nicht aufzutreten, vielmehr gleich wieder in geschlossene Formen \u00fcberzugehen, was leicht erkl\u00e4rlich ist, wenn man bedenkt, dass 'diese* K\u00f6rper noch dem fl\u00fcssigen Zustande .angeh\u00f6ren: stellt man eine st\u00e4rkere Vergr\u00f6sserung demgem\u00e4ss auf kleinste scheinbare Tr\u00f6pfchen scharf ein, so gewahrt man deutlich, dass auch diese nichts anderes sind, als solda* doppelt contourirte collo\u00efdale Hohlk\u00f6rper (Fig. ;>), fl\u00fcssig und doch mit dem polarisirten Lichte deutliche Farbenkreuze bildend.\nDie h\u00f6her schmelzenden krvstallinischen Aminsalze, wie Heptylamiueiaidat und Heptylainiiibrassidat, quellen nicht mit kaltem Wasser, wohl aber mit passend erw\u00e4rmtem; l\u00e4sst man dann abk\u00fchlen, so wandeln sich die Quellungsk\u00f6rper unter eigenth\u00fcinlichen Begleiterscheinungen iSchrumpfung unter Wasseraustritl u. s. f.) wieder in Krystalle um: ein Versuch, wie er zur Demonstration des nahen Zusammenhangs zwischen kristallinischen und orgartisirten Gebilden kaum einfacher mit k\u00e4uflichen Pr\u00e4paraten auszuf\u00fchren sein d\u00fcrfte. Das Krystal-lisiren erforderte bei den vorliegenden Pr\u00e4paraten, von seinem Beginn bis zu seiner Vollendung stets eine Abk\u00fchlung um einige Grade: bei geeigneten Temperaturen sieht man daher Hohlk\u00f6rper und Krystalle, namentlich mit H\u00fclfe \u00ables polarisirten Lichts leicht zu unterscheiden, neben einander. Besonders sch\u00f6n l\u00e4sst sich diese Erscheinung an einem Anfangs mit Wasser erw\u00e4rmten, dann sich auf Zinnnertemperatur a|>-","page":378},{"file":"p0378s0004tableIV.txt","language":"de","ocr_de":"fur physiologische (J\u00fcemie, minci i\u00e4\u00e4v.\nFig. 1. Yergr. 85 lin.1 Erukasaures Heptylamin.\nm\n\nFig. 3. Yergr. 975 lin. Erukasaures Heptylamin.\nKrtm.p\n\n'Per etc. II. \u00ab\nFig. 5. Yergr. 180 lin. Brassidinsaures Heptylamin.\nFig. 2. Yergr. 85 lin. Erukasaures Heptylamin.\nFig. 4. Yergr. 180 lin. Ela\u00efdinsaures Heptylamin.","page":0},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. 379\nk\u00fchlenden Pr\u00e4parat von elaidinsaurem Heptylamin wahrnehmen d ig. 4); ebenso ist dieses der Fall bei brassidinsaurem Heptyl-amin (Fig. 5), das indessen in nicht zu warmen R\u00e4umen, bald aus dem eolloidaten, gequollenen Zustande wieder vollst\u00e4ndig in den krystallinisehen \u00fcbergegangen ist (Fig. Hy. Fs liegt somit hier ein reciproker Umwandlungsprocess von Krystallen und organisirten Gebilden vor, der sich beliebig oft wiederholen l\u00e4sst und deutlich zeigU dass ('s sich bei der Entstehung der sogenannten Myelinformen wesentlich um einen Quelhings-vorgang handelt.\nEs empfiehlt sich, die Erscheinungen, welche- an den vier oben genannten, f\u00fcr Jedermann leicht zug\u00e4nglichen Ileptylamin-seilen durch Wasser bervorgebracbt werden und auf einem heizbaren Objecttisch alle Phasen durchlaufen, f\u00fcr die einzelnen Pr\u00e4parate elwas eingehender zu beschreiben.\n1. Brassidinsaures Heptylamin.\nDas Verhalten dieses Salzes gegen Wasser l\u00e4sst sich mikroskopisch sehr bequem auf einem heizbaren Objecttische beobachten, also einer Glaskammer, durch welche aus einem hbher siebenden Wasserbude Wasser von beliebiger Temperatur oder unter langsamer Temperatur\u00e4nderung hindurch-slr\u00f6mt. Ein horizontal in die Glaskammer eingef\u00fchrtes Thermometer bestimmt f\u00fcr die Vertiefungen auf der Oberfl\u00e4che des Objecllisches nahezu die wirklich vorhandenen Temperaturen, wie das Schmelzen aulgelegter Pr\u00e4parate von bekanntem Schmelzpunkte erweist.\nMan legi eine kleine Probe des krystalliniseh erstarrten lleptylaminbrassidats in eine Vertiefung des Objecttisches, verreibt mit nicht zu wenig Wasser, bringt nach Auflegung eines Deckgl\u00e4schens unter eine m\u00e4ssige Vergr\u00f6sserung und l\u00e4sst w\u00e4rmer werdendes \\\\ asser aus dem Reservoir durch den Objecttisch hindurchfliessen. Hei 31\u201432\u00b0 treten aus dem bereits etwas fr\u00fcher gequollenen Salze Schl\u00e4uche hervor, die sich zum 1 heil losl\u00f6sen und als zellen\u00e4hnliche Gebilde umherschwimmen. In der N\u00e4he seiner Schmelztemperatur, bei 43\u00b0, ist das Salz vollst\u00e4ndig in colloidale Hohlk\u00f6rper \u00fcbergegangen.\nllo|.|u'-Sry|(T- Zci!>vlirin f. pliy.\u00f6ol. Ch.miv. XXXV.\n27","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"880\nF. Krafft und R. Funcke.\nDiese K\u00f6rperchen besitzen die mannigfaltigsten Formen, ver\u00e4ndern leicht ihre \u00abestait und- zeigen bei massiger Vergr\u00fcsse-rung glatte Oberfl\u00e4chen. Bei der Abk\u00fchlung schn\u00fcren sie sieh zu Ketten zusammen, oder nehmen Formen wie solche von Grashalmen mit Internodien .an. L\u00e4sst man noch kalter werdendes Wasser durch die Glaskammer fliessen, so beginnen bei Zimmertemperaturen, in einem Falle bei K>u, die Quelluugs-k\u00f6rper sich zu strecken, oder in zickzackartige Formen umzubilden, ans denen nach dem Einschrumpfen der Membranen Krystallnadeln nach allen Richtungen hervorschiessen.\nRei einem anderen Versuch wurde geschmolzenes Heptyl-aminbrassidat bei -45\u2022 in Oelform auf den erw\u00e4rmten Object-liseh gebracht und sodann Wasser von 45\u00b0 zugef\u00fcgt. Alsdann entstanden, aus der reichlich aufgespeicherten Salzmasse, verh\u00e4ltnism\u00e4ssig grosse Gebilde, bei weiterem Erw\u00e4rmen aut etwa r>;\u00ee\u00b0 unter sichtlicher Quellung best\u00e4ndig wachsend. In diesem Falle begann die Krystallisation durch Abk\u00fchlung bei Hl\u00ab und war bei 11\u00b0 vollendet. Rei nochmaligem Erw\u00e4rmen zeigte sich wiederum Quellung des \u25a0 Salzes bei\n2. Elaidinsaures Heptylamin.\nAul dom langsam st\u00e4rker erw\u00e4rmten Objecttisch mit Wasser behandelt, zeigte dieses Salz schon bei 25\u00b0 deutliche Quellung und war gleichfalls bei seiner Schmelztemperatur 45\u00b0 vollst\u00e4ndig in colhndale Hohlk\u00f6rper umgewandelt. Bei der Abk\u00fchlung trat die R\u00fcckbildung von Krystallen in diesem Falle b(\u2018i 18\u00b0 ein, indem die Hohlk\u00f6rper vor dem Frstarren meist zu Blasen oder Kugeln zusammenliefen, aus denen dann die Krystalle hervorschossen. Das Elaidat gibt, in tolge seiner geringeren Molekulargr\u00f6sse, minder z\u00e4hfl\u00fcssige Membranen, als das Brassidat. Bringt man das Elaidat in geschmolzenem Zustande mit warmem Wasser zusammen, so erh\u00e4lt man auch liier verhiiltnissm\u00e4ssig grosse Quellungsk\u00f6rper. Sind diese wieder zu Krystallen erstarrt und dabei mehr oder weniger zerfallen, so gibt heim wiederholten Erw\u00e4rmen mit Wasser jedes Kryst\u00e4llchen f\u00fcr sieh einen verhiiltnissm\u00e4ssig kleineren Quellungsk\u00fcrper. Abgesehen von diesem Nebenumstande ist","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"BiUUinc <\u2022( illoyaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. .'Wl\naber auch liier der MyelinbMings- und Kryslollisation.s|.rocess ein beliebig olt wiederholbarer Ouellungs- und Contactions, vorgang.\n3.\tErukasaures Heptylamin.\nWie die anderen Seifen beginnt dieses Salz mit Wasser schon etwas unterhalb seiner bei 21-22liegenden Schmelztemperatur zu quellen : in einem Kalle wurde auf dem heizbaren Objecttisch Ouellung bei H\u201c beobachtet. Ihre verschiedenen Formen behielten die hierbei auftretenden, sehr mannigfaltigen Gebilde bis 08\u00b0, dann gingen sie, indem bei der h\u00f6heren Temperatur die Gesetze des tropfbar fl\u00fcssigen Zu-standcs immer mehr zur Geltung kamen, s\u00e4mifitlioh in Kugeln oder Blasen \u00fcber. L\u00e4sst man nun wieder abk\u00fchlen, so treten die polaren Anziehungen der S\u00e4ure- und Basemolek\u00fcle wiederum mein- hervor, und es kommen die verschwundenen Schl\u00e4uche und F\u00e4den aufs Neue zum Vorschein, ohne dass darum eine Kristallisation unter Erstarren stattf\u00e4nde. Nimmt man aber schliesslich durch Eis gek\u00fchltes Wasser zu H\u00fclfe, dann beginnt l\u00fcr das erukasaure Heptylamin die Krystallisation bei d\u00b0, indem zugespilzte Kryst\u00e4llchen aus den Schl\u00e4uchen oder Schn\u00fcren hervortreten, in \u00e4hnlicher Weise wie beim isomeren Brassiduisalz. Das fl\u00fcssige Heplylaminerukat, mit Wasser hei Zimmertemperatur zusammengebracht, ergibt besonders sch\u00f6ne und grosse Myelinformen, wie schon oben bemerkt wurde; zu Demonstrationen geeigneter Versuch.\n4.\tOelsaures Heptylamin.\nDiese Seife gibt beim Zusammenbringen mit kaltem Wasser, sofort eine milchige Fl\u00fcssigkeit; die zwischen etwa -\u00ce \u00b0 hnd 42\u00b0 Neigung zum Sch\u00e4umen besitzt. Erw\u00e4rmt man noch st\u00e4rker, so l\u00e4sst die F\u00e4higkeit zu sch\u00e4umen nach, und oberhalb 70\u00b0 scheidet sich \u00f6l f\u00f6rmiges Salz aus und steigt an die Oberfl\u00e4che des Wassers.\nSch\u00fcttelt man beispielsweise 0,5 g Heplybuninoleat mit 1 g W asser bei 8\u00b0 im Beagenscylinder, dann erh\u00e4lt man eine milchige, sch\u00e4umende Fl\u00fcssigkeit, deren unter dem Mikroskop sichtbare Elemente aus denselben colloidalen Hohlk\u00f6rpern he-","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nF. Krafft und R. Funcke.\nstehen, wie in den anderen F\u00e4llen. W\u00e4hrend dieses Mal die Blasenform vorwiegend auftrat, ergab Verdoppelung der Wassermenge mehr die Bildung von Schl\u00e4uchen. Gr\u00f6ssere Mannigfaltigkeit, wie durch Ver\u00e4nderung der Wassermenge, kommt jedoch durch Temperaturschwankungen in die Formenbildung, indem beim Fr w\u00e4rmen einerseits, bei der Abk\u00fchlung andererseits Ouellung resp. Zusammenziehung der Hohlk\u00f6rper nicht von entgegengesetzten Kffecten begleitet ist, Vielmehr z. B. aus Schl\u00e4uchen leicht Perlschn\u00fcre entstehen u. s. f.\nDas \u00f6lsaure lleptylamin wurde mit R\u00fccksicht auf seine liefe Ouellungs- und Krystallisationstemperatur. auf dem heizbaren Objecttische vorl\u00e4ufig nicht n\u00e4her untersucht. Dass die Ouellungstemperatur nahezu mit der Schmelztemperatur der lleptylaminseifen, resp. der in ilinori enthaltenen freien Oel-s\u00e4uren. zusainmenl\u00e4llt, schien ohnehin \u00ablurch die Versuche mit den \u00abIrei vorgenannten Salzen hinl\u00e4nglich erwiesen. Dadurch werden i'ihef die Heptylaminseifen in ihrem Verhallen gegen Wasser neben die Alkaliseifen gestellt und die von mir f\u00fcr die Molekularmechanik \u00ables colloidalen Zustandes aufgestellten S\u00e4tze (Berl. I \u00bber. 20. 13311 lindem auch auf die MyclinbiMung Anwemlung, mit einer, durch \u00ablas merkw\u00fcrdige Hinzutreten polarer Anziehungen sich ergebenden Einschr\u00e4nkung.\nDa die beschrieb\u00abmen Ouelhmgsk\u00f6rper da\u00ablurch zu Stande kommen, dass \u00ablas Wasser S\u00e4ure und Base des Salzes bis zu einem gewissen Grade-auseinander treibt, ohne ihren Zusammenhang ganz nufzuheixm, so kann man an den Objecten die Fr-sch<\u2018iiumgen der Endosmose und Fxosmo.se deutlich wahr-n\u00ab\u2018hm\u00ab,n. (mschmidzenes erukasaurt's lleptylamin liefert mit einer P'oigcm Kalisalpeterl\u00f6sung dieselben K\u00f6rper, wie mit Wasser. Durch Auflegen eines Deckglases werden diese Gebilde oinigermassen lixirt und. hierauf Wasser zugegeben oder mitlelsl Flmsspapier durchgesaugt i dabei erfolgt sofort starke Volumzunahme der Quellungsk\u00f6rper unter D\u00fcnnerWerden ihrer Mtmibranen. Die Formen vereinfachen sieb und geben meistens in kugelige, sehr elastische Gebilde \u00fcber, die schliesslich dem inneren Druck nicht mehr Stand halten und zerplatzen. Ganz \u00e4hnliche Erscheinungen nimmt man wahr, wenn man \u00f6lsaures","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"B.Wun.. colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. 383\n\u00bb\noder erukasaures Heptylamin mit fein gepulvertem Zucker auf dem Objeettr\u00e4ger verreibt und hierauf mit Wasser behandelt\nD.e mkehrung des Versuchs tritt ein, wenn man zu den aus Heptylaminseifen und reinem Wasser dargestellten Hohlk\u00f6rpern concentrirte Kochsalzl\u00f6sung zugibt. Das in den collo\u00efdale\" Hohlk\u00f6rpern aufgespeicherte Wasser str\u00f6mt zur Kochsalzl\u00f6sung und die Gebilde schrumpfen rasch ein; beispiels-we.se zogen sich cylindrisehe Hohlk\u00f6rper aus elaidinsaurem Hcplylamin auf Zusatz einer 20\"/\u201eigen Salzl\u00f6sung sofort unter lebha ter Bewegung zu kugeligen Gebilden zusammen, deren Oberllaehe ziemlich regelm\u00e4ssige Polyeder aufwies. Combinirt man derartige Versuche mit der Theorie colloidaler L\u00f6sungen des Emen von uns, so hat man eine leicht verst\u00e4ndliche Erkl\u00e4rung des praktisch so wichtigen Aussalzungsprocesses\nDie colloidalen Hohlk\u00f6rper lassen sich intensiv l\u00e4rben Zu erukasaurem Heptylamin, das bei 33\" auf dem heizbaren\nwiirde'ei ' ^0!\u2018f;ndi\u00ab 111 ^ Gebilde \u00fcbergegangen war, W UK e ein Iropfchen concentrirte Methylenblaul\u00f6sung zugef\u00fcgt\nDie Hohlk\u00f6rper speicherten den Farbstoff alsbald auf, indem sie ihn dem umgebenden Wasser entz\u00f6gen, und bildeten tiefblaue jn der farblosen w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit schwimmende Individuen. Dasselbe beobachtet man beim F\u00e4rben mit Malachit-gr\u00fcn odor t uchsinl\u00f6sung.\nWie die \u00e4lteren sogenannten Myelinf\u00f6rmen zeigen auch\ndie mit W asser gequollener. Aminseife.. Doppelbrechung in\nausgezeichneter V\\eise, welche sieh deutlich von demjenigen\nunterscheidet, was man bei den festen Krystallen derselben\n\u2018 \u2022: f1 sle %. ^b'nilat man die Heptylaminseifen auf dem\nheizbaren Objecttisch oder bringt sie geschmolzen unter das\nPolarisationsmikroskop, indem man mit Gasgl\u00fchlicht beleuchtet\nso beobachtet man nichts an ihnen, sie verhallen sich wie\nandere u,differente Fl\u00fcssigkeiten. Dringt man jedoch mittelst\neines Capillarfadens \u00fcusserst kleine Wassermehgen in das Oel\nem, so nimmt man an den feucht gewordenen Punkten sofort\nd'O uhlung wassererf\u00fcllter, in .las \u00fcbrige Oel eingelagerter\nlohlkorper wahr, kenntlich durch die sch\u00f6nsten Polarisations-er.schcinimjreM.","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"m\nV. Krafft und R. Funcke.\nAuch nach Zusatz von Wasser zu den geschmolzenen Aminseifen und namentlich heim Verreiben mit demselben zeigen die einzelnen Individuen, die jedoch nicht in Schichten \u00fcbereinander liegen d\u00fcrfen, Doppelbrechung in scharf ausgepr\u00e4gter Weise: s\u00fcmmtiiche Farbenkreuze sind in gleichem Sinne orientirt.\nMan kann sich leicht davon \u00fcberzeugen, dass die Heptyl-aminseifcn Doppelbrechung noch betr\u00e4chtlich oberhalb ihrer Schmelztemperatur, wie auch oberhalb derjenigen ihrer Component cni oder auch des Vergleiches halber dargestellter, ebenfalls tief schmelzender \u00absaurer\u00bb Salze), zeigen. Gequollenes \u00f6lsaures lleptylamin besass die Eigenschaft der Doppelbrechung noch bei 56\u00b0, wo der Versuch unterbrochen wurde, eruka-saures lleptylamin bei ()0\u00b0, und Entsprechendes wurde auch bei ehiidinsa\u00fcrem und brassidinsaiirem Salz beobachtet.\nZu diesen Versuchen ist zu bemerken, dass die Annahme, als k\u00f6nnte die Einwirkung des Wassers die Heptylaminseifen bei solchen h\u00f6heren Temperaturen in feste, krystallinisehe K\u00f6rper, im gew\u00f6hnlichen Sinne, \u00fcberf\u00fchren, oder oberfl\u00e4chlich mit solchen \u00fcberziehen, durchaus keine Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat. Man gelangt demnach zu den am Schluss der vorstehenden Mittlieilung entwickelten Ansichten.\nWenn bei der Abk\u00fchlung die Hohlk\u00f6rper erstarren, so verschwinden Farbenkreuze und F\u00e4rbungen und statt dessen treten Krystal le mit gleichtn\u00fcssigem silbernen oder goldgelben Schimmer deutlich hervor.\nDie beschriebenen Quellungserscheinungen werden von einer langen Reihe von Aminsalzen geliefert; die Grenzf\u00e4lle werden einerseits durch die immer geringere Spaltbarkeit und Quellbarkeit hochmolekularer Salze in Wasser, andererseits durch die zu grosse L\u00f6slichkeit derselben hervorgerufen. Oel-saures Ilexadecylamin, G,8H3302 \u2022 NH3 \u2022 ClsH33r zeigt mit warmem Wasser zwar noch deutliche Quellung, allein seine Membran scheint in Folge der Molekulargr\u00f6sse bereits zu z\u00e4he zu sein, um unter den gew\u00f6hnlichen Redingungen noch leicht Myelin^ formen zu liefern: das isomere elaidinsaure Ilexadecylamin zeigt keine deutlichen Quellungserscheinungen mehr, offenbar","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"BiMung colloidalor Hohlk\u00f6rper aus Ihptylaminseifen und Wasser. B85\nwogen dos h\u00f6heren Schmelzpunkts der Elaidins\u00e4ure, und gibt somit eine obere Grenze der Quellbarkeit f\u00fcr die vorliegende K\u00f6rpergruppe an. Im anderen Sinne, wenn man die Molekulargr\u00f6sse der Base geringer worden lasst, ist die F\u00e4higkeit zur Bildung eolloidaler Hohlk\u00f6rper mit Wasser schon f\u00fcr das bei ca. 12\u00b0 erstarrende erukasaure Butylamin, CrtH4I\u00f6t. NH3 C4II9, geringer geworden; l\u00e4sst man die Gr\u00f6sse der \u00d6els\u00e4ure abnehmen, indem man beispielsweise undecylensaures Heptyl\u00e4min, GjiH^Ch,. NH3. C7Hi5, untersucht, so n\u00e4hert man sich gleichfalls der unteren Grenze deutlicher Myelinbildung mit reinem W asser. Kssigsaures oder propionsaures Hexadecyiamjn geben mit Wasser zwar noch collo\u00efdale, in der Whirmc vollkommen klare L\u00f6sungen und bei gr\u00f6sserer Concentration auch Gelatine, scheinen aber keine besondere F\u00e4higkeit zur Bildung organisier Individuen zu besitzen.\nDie aliphatischen Amine lassen sich durch andere Basen ersetzen, ohne dass die F\u00e4higkeit der Salze zur Bildung coD loidaler Hohlk\u00f6rper verschwindet : solche erh\u00e4lt man beispiels-w eise noch mit eruka- und brassidinsaurem Piperidin, wenn auch nicht von sehr grosser Stabilit\u00e4t.\nHerrn Geheimrath B\u00fctschti sind wir f\u00fcr die beigef\u00fcgten Abbildungen sehr zu Dank verpflichtet.\nHeidelberg, Laboratorium des Prof. F. Krafft.","page":385}],"identifier":"lit17647","issued":"1902","language":"de","pages":"376-385","startpages":"376","title":"Ueber Bildung colloidaler Hohlk\u00f6rper aus Heptylaminseifen und Wasser. II","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:19.381130+00:00"}