Open Access
{"created":"2022-01-31T13:16:37.194272+00:00","id":"lit17661","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 35: 545-549","fulltext":[{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Begriff des Trypsins.\nVoll\nK. Salkowski.\n!>< r |{(-\u2022 1 ;i\u00ab ti<in /u^roantMMi am 12. Juni 11*02\nl\u2019clier den i\u00bbe\u00abrrill''des?Trypsins liai sich zwischen Kutscher und mir eine Controverse entwickelt, welche fortzusetzen mir tni Interesse der Sache liegend erscheint.\nW\u00e4hrend Kutscher als charakteristisch f\u00fcr das Trypsin oder trypsin\u00e4hnlich wirkende Enzyme die Ihldung von Hexon-hasen ansieht und den Nachweis dieser als Spaltungsprodukte verlangt, wenn man irgendwo von dem Vorkommen eines tryptischen Enzyms sprechen will, habe ich meine entgegengesetzte Meinung k\u00fcrzlich folgendermaassen ziisanpmengefasst :\u2019)\nNach wie vor ist man berechtigt, Enzyme, welche nachweislich das Eiweissmolek\u00fcl zertr\u00fcmmern, tryptische oder dem Trvpsin \u00e4hnliche zu nennen, ganz unbek\u00fcmmert darum, ob eine Bildung von Hexonbasen dabei erwiesen ist oder nicht. \u00bb Kutscher2) glaubt nun meine Definition als falsch\u00bb erwiesen zu haben, da sie auch auf das Pepsin haarscharf\u00bb stimme, welches deswegen doch Niemand als tryptisches Enzym bezeichnen werde. Er sagt, dieses Enzym zertr\u00fcmmert das Eiweissmolek\u00fcl ebenfalls und zwar recht weitgehend, wie wir aus den Arbeiten Iloppe-Seyler's, Lawrow s etc. wissen.\u00bb\nEs nimmt mich Wunder, dass Kutscher von mir glaubt, ich h\u00e4tte mich dieser Angaben nicht erinnert, als ich meine Definition aufstellte. Selbstverst\u00e4ndlich kenne ich sie ebenso gut wie Kutscher, derTnterschied ist nur der, dass sic f\u00fcr\nm Ifieso Zeitsoh\u00bb\u2019.. IM. XXXIV. S. I.V.*.\n- tVi.se Zeitsehr.. IM. XXXIV. S. \u00e2l\u00ee*.\n11 f ji-S.yt. r > Zeitschrift f. j \u2022 h y ^ i < \u25a0 I. Ch.nrii'1 XXXV\nIS","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":",54*5\nK. > a 1 k o u' ski.\nmich nichts beweisen, Gewiss kann man mit Ausz\u00fcgen von Magenschleimhaut oder gar zerkleinertem Schweinemagen selbst aueh tryptjsche Wirkungen aus\u00fcben, wer sagt uns aber, dass sie von Pepsin abh\u00e4ngen? Kutscher \u00fcbersieht diesen wichtigen Punkt vollst\u00e4ndig. Alle Untersuchungen \u00fcber die Knzvme des Organismus, ja selbst der einzelligen Organismen werden bekanntlich erschwert durch das gleichzeitige mehrfache bis vielfache Vorkommen verschiedener Knzvme an derselben Stelle. In allen Geweben linden sich trypsin\u00e4hnlich wirkende, eiweiss-spaltende Knzvme; unsere Aufgabe besteht gerade darin, die einzelnen Knzvme zu trennen oder, wo dieses nicht m\u00f6glich ist. sie nach ihrer Wirkung zu dilTerenziren. Ks ist bei der grossen Verbreitung trypsin\u00e4hnlich wirkender Knzvme \u00e4usserst unwahrscheinlich, dass die Magenschleimhaut gerade kein ei-weisszertr\u00fcmmerndes Knzym enthalten sollte, das, wenn auch in geringen Mengen vorhanden, also schwach wirkend, doch in seiner Wirkung m\u00e4chtig erscheint, falls die Verdauung sehr lange Zeit dauert.\nLaw row.1) auf den sich Kutscher beruft, hat 12 kg in kleine St\u00fccke zerschnittene Sehweinemagen \u2014 also nicht (\u2018inmal Schleimhaut, sondern den ganzen Magen direkt ! \u2014 mit 20 Liter 0,5'Voiger Salzs\u00e4ure 2 Monate der Verdauung \u00fcberlassen. Kann man sich wohl eine Versuchsanordnung aus-denkeii, die noch ungeeigneter w\u00e4re, um die Wirkung des Pepsins zu studirenV Allerdings bekam Lawrow grosse Mengen von Leucin, Amidovulerians\u00e4ure, Asparagins\u00e4ure, Pu-\u25a0trescin und Gadaverin, die Wirkung ging also zum Theil noch \u00abibet* die vom Pankreas ausge\u00fcbte hinaus, warum sollen aber alle diese Produkte vom'Pepsin geliefert sein? Wenn Kutscher den Nachweis f\u00fchren k\u00f6nnte, dass ein, soweit es uns bis jetzt m\u00f6glich ist, gereinigtes Pepsin, also etwa das von P ekel -harm g dargestellte oder das von Nencki durch Abk\u00fchlung von normalem Magensafte des Hundes erhaltene, unter physiologischen Bedingungen oder doch nicht zu weit davon abweichenden das Li Weissmolek\u00fcl zertr\u00fcmmert, dann w\u00e4re die\n\u00ab 1 Zeitsrln-. IM XXXIII. \u00ff.:;U'H.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigkeit meiner Definition in Kragt* gestellt, vorher nh lit. Nebenbei bemerkt, widerspricht sich \u00fcbrigens Kn I solier selbst. Wenn er als charakteristisch f\u00fcr die Trypsinwirkung die Abspaltung von Hexonbasen ansiebt, so kann er '.unm\u00f6glich, die von Lawrow beobachteten VerdauungsVorg\u00e4nge als Pepsin-wirknng bezeichnen. Lawrow bat ja in seiner Verdauungsl\u00f6sung Putrescin und Cadaverin gefunden, die doch unzweifelhaft aus den Hexonbasen stammen! Hier waren also Hexonbasen abgespalten, hier waren also die .Characteristics!' der Trypsinwirkung vorhanden! Warum ist denn dieser Vorgang f\u00fcr Kutscher auf einmal wieder \u00abPepsinwirkung ?*\nKs kann also gar keine Hede davon sein, dass meine Definition haarscharf\u00bb auf Pepsin passt.\nAber darum bandelt es sieb eigentlich gar nicht. Kutscher hat die ganze Streitfrage verschoben. Die Differenz zwischen ihm und mir bezieht sich in 'erster Linie aiif einen, ganz andern Punkt. Ks ist ja nicht absolut undenkbar, dass das Pepsin hei \u00fcberm\u00e4ssig langer Dauer der Einwirkung auch zertr\u00fcmmernd auf das Kiweissmolek\u00fcl, also tryptisi li wirkt. Darauf scheinen die Beobachtungen von Salaskin1\u00bb \u00fcber die Bildung von Leucinimid hinzuweisen, allerdings aus (Ilohin. welches sich von dem eigentlichen Kiweiss nicht unerheblich entfernt; ebenso die von Langstein,deren Beweiskraft freilich dadurch beeintr\u00e4chtigt wird, dass sie mit k\u00e4uflichem Pepsin angestellt sind. Aber darum handelt es sich hier, wie gesagt,\ngar nicht, die Streitfrage ist vielmehr die, ob dem Nachweis\n\u2022 *\nder Hexonbasen eine h\u00f6here Dignit\u00e4t, eine grossere Beweiskraft f\u00fcr die Annahme der Zertr\u00fcmmerung des Kiweissmolek\u00fcls zukommt, als dem Nachweis der Monamidos\u00e4uren, speciell Leucin und Tyrosin. Ich sage: \u00fcberall wo man Leucin und Tyrosin findet, ist das Kiweissmolek\u00fcl zertr\u00fcmmert, man ist im gegebenen Falle berechtigt, von einem tryptisehen, d. h eiweisszertr\u00fcmmernden Knzym zu sprechen. Kutscher sagt . Nein, dazu geh\u00f6rt noch der Nachweis der Hexonbasen. Warum?\ni. Dies** Zeitsclir.. Bd XXXII. S. im.\n\u25a02 Brjinige zur ehern. Physiol. u. Pathol.. IM. I. S. .\u2019>07 un*i IM. II.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"5t s\nI' . Sal'k owsk'i.\nWarum >oil dem Nachweis der Hexonbasen ein\u00ea gr\u00f6ssere lie-weiskratt zukommen. ills dem der Monamidi is\u00fcuren V f)as w\u00e4re rdeid.ar nur dann der Fall, wenn sieh Leucin und Tyrosin aus dem Kiweiss abspallcn k\u00f6nnten ohne Zertr\u00fcmmerung des\nMolek\u00fcle. Kann man sich (\u2018inen solchen Vorgang vorstellen? Ich glaube nicht.\nA priori ist es ja nicht undenkbar, dass man von dem jrros.sen Ihm des Liweissmolek\u00fcls Atomcomplexe herausbrechen kitnu, ohne dass das ganze Molek\u00fcl in sich zusammenst\u00fcrzt, 'rciadc so wi(* man, um einen bildlichen Vergleich zu brauchen, an einem Haust* mancherlei Theile l\u00f6rtnehmen kann, ohne dass das Geb\u00e4ude zusammenst\u00fcrzt oder aulh\u00f6rt, ein bewohnbares Haus zu sein. Lin solcher Vorgang liegt alter Wahrscheinlichkeit naeh )>ei der Hildung der sogenannten Atmid-idbumose yor, bei welcher ein Theil des Schwadeis und etwas Stickstoii als Ammoniak abgespalten wird und .doch der \u00fcbrig bleibende liest nach meinen Versuchen h\u00f6chstwahrscheinlich noch alle physiologischen Functionen des Fiweisses auszu\u00fcben\nim Stande ist.\nAber cs ist im h\u00f6chsten Grade unwahrscheinlich, um meht zu sagen undenkbar, dass man Atomgruppen, welche zu einem so bedeutenden proeentisehen Hruchtheil im Kiweiss Meeken. w ie Leucin und Tyrosin aus dem Kiweiss herausnehmen kann, ohne dass das Kiw eissmolek\u00fcl als solches aut h\u00f6rt z\u00fc exist iren. Man kann sich ja wohl vorstellen, dass die hei dieser Abspaltung bleibenden Hesle ihren Zusammenhang bewahren, vielleicht auch unter Anhydridbildung oder sonst wie zu einem neuen Molek\u00fcl zusammentreten \u2014 K\u00fchne s und Siegfried s Antipeplon entspricht zuin llieil dieser Vorstellung \u2014. ganz gewiss ist dieses neue Molek\u00fcl aber nicht mehr Kiweiss mit semen physiologischen Kigenschaften. Aus diesem Grunde hahe ich auch gesagt, f\u00fcr die Aul\u00efassung. den Hegriif der tivptisehen Verdauung sei es ganz gleichg\u00fcltig, ob der nach Abspaltung von Leucin und Tyrosin etc. \u00fcbrig bleibende Atom-\u2018\u2022omplcx als solcher zusammenhall oder zu Hexonbasen \u00f6der was sonst etwa noch aufgespalten wird.\nIch kann also dem Nachweis der Hexonbasen","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"I \u00ab'htT den !\u00ee**iiiifl' des Trypsins'\n5'to\nkeinen Innreren Werth f\u00fcr die Feststellung von Try p-sinwirkung heiniessen, wie dem von Leucin und Tyrosin. Selbstverst\u00e4ndlich kann ich dementsprechend auch nicht anerkennen, dass erst Kutscher durch die Auffindung der llexonbasen unter den Produkten der Pankroasverdauung den Pegritl des Trypsins lest gestellt habe, und ebensowenig nat\u00fcrlich, dass er erst die Zugeh\u00f6rigkeit der Autodigostion oder Autolyse, speciell der Autodigestion der liefe,, in diese Uruppe von Enzymwirkungen erwiesen habe. Ja, ich w\u00fcrde es sogar f\u00fcr einen R\u00fcckschritt halten, wenn die Kutscher\u2019schc Anschauung sich Geltung verschaffen sollte, da der Nachweis der llcxonbasen schwieriger ist als die Auffindung von Leucin und Tyrosin, die Krkennung, die Diagnose des Vorganges also nicht erleichtert, sondern erschwert w\u00e4re. Davon, wird nat\u00fcrlich die Werthschatzung der Deobachtungen Kitt seller's \u00fcber die Dildung der Mexoiibasen bei der Pankreas Verdauung au sich nicht ber\u00fchrt, ich wende mich mir dagegen, dass Kutscher denselben einen diagnostischen W\u2019eith beilegt.\nVer\u00e4ndert ist die Sachlage in den letzten -Jahren allerdings insofern, als man fr\u00fcher unter Trypsin oder tryptischem Enzym das eiweissspaltende Fermen! des Pankreas verstand, w\u00e4hrend jetzt diese Dezeichinmg eine ganze (irnppe von Enzymen umfasst. Es ist nicht gesagt, dass die Wirkung dieser Enzyme immer ganz gleichartig ist, ja, wir wissen sogar, dass wesentliche l\u2019nler-schiede zwischen ihnen bestehen, wir k\u00f6nnen aber Trypsin oder tryptisehes Enzym als (iruppenbezeiclmung beibehalten. indem wir einstweilen zur n\u00e4heren (Iharakterisirung die Abstammung des Enzyms hinzuf\u00fcgen. Das ist um so noth wendiger; als die Individualit\u00e4t mancher dieser tryptischcii Enzyme zweifelhaft ist. So muss man z. II. jetzt in \u2022 der Thal mit Cohnheim1) au die M\u00f6glichkeit denken, dass das Trypsin des Pankreas nicht einheitlicher Natur ist, sondern aus zwei Enzymen besteht, deren eines das Eiwciss in Albunioscii und Pepton \u00fcberf\u00fchrt, w\u00e4hrend das andere das Pepton spaltet.\ni [):\u00ab>\u2022 Zeit sc It.. IM. XXXV. > t:i*\nf","page":549}],"identifier":"lit17661","issued":"1902","language":"de","pages":"545-549","startpages":"545","title":"Ueber den Begriff des Trypsins","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:16:37.194277+00:00"}