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{"created":"2022-01-31T13:12:05.239146+00:00","id":"lit17806","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salaskin, S.","role":"author"},{"name":"Katharina Kowalevsky","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 38: 567-584","fulltext":[{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes auf das H\u00e4moglobin, resp. Globin.\n(Zweite Mitteilung).\nVon\nS. Salaskin und Katharina Kowalevsky.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der medizinischen Hochschule f\u00fcr Frauen und aus der chemischen Abteilung des Instituts f\u00fcr experimentelle Medizin zu St. Petersburg).\n(Der Redaktion zugegangen am 19. Mai 1903.)\nVorliegende Arbeit bildet eine Fortsetzung der Untersuchungen, welche der eine von uns begonnen hat*) und welche das Studium der bei protrahierter Einwirkung von Magensaft auf Eiwei\u00df entstehenden Endprodukte bezwecken. Isoliert und untersucht wurden f\u00fcrs erste diejenigen K\u00f6rper, welche mit Phosphorwolframs\u00e4ure nicht ausgef\u00e4llt werden k\u00f6nnen. Das Studium der basischen Produkte wird den Inhalt weiterer Mitteilungen bilden.\nVon den die Einwirkung von Magensaft auf Eiwei\u00df behandelnden Literaturangaben interessieren uns nur diejenigen, welche die Frage, wie weit die Zersetzung des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls unter Einwirkung des von den Verdauungsdr\u00fcsen des Magens produzierten Eiwei\u00dfenzyms* 2) geht, betreffen. Diese Frage geh\u00f6rt nicht zu den neuen. Vor 30 Jahren haben Lubavin3) und\n\u00dc Siehe S. Salaskin, Diese Zeitschr., Bd. XXXII (1901), S. 592.\n2)\tWir vermeiden absichtlich den Terminus \u00abPepsin\u00bb. Nach den Untersuchungen von J. Pawlow und S. Paraschtschuk darf man weder von Pepsin noch von Labferment, sondern ausschlie\u00dflich von der Pepsin- oder Labwirkung des von den Magendr\u00fcsen produzierten Enzyms reden.\n3)\tLubavin, Med. ehern. Unters, v. Hoppe-Seyler, Bd. IV (1871), 463\u2014485.","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky\nM\u00f6hlenfeld1) festgestellt, da\u00df bei der Einwirkung von Magensaft auf Eiwei\u00df unter anderm Leucin und Tyrosin entstehen. Auf diesen Untersuchungen fu\u00dfend, sagt Hoppe-Seyler2) in seinem Lehrbuche, da\u00df \u00abbei verl\u00e4ngerter Einwirkung der Verdauungsfl\u00fcssigkeit sich aus den Peptonen langsam Leucin, Tyrosin und unbekannte K\u00f6rper bilden\u00bb. \u00abK\u00fchne\u00bb, f\u00e4hrt Hoppe-Seyler fort, \u00abhat diese weitere Spaltung bei der Magenverdauung mit Unrecht bestritten!\u00bb K\u00fchne3) sagt an der Stelle, auf die Hoppe-Seyler Bezug nimmt: \u00abDie Angabe, da\u00df durch Pepsinverdauung Eiwei\u00dfstoffe, namentlich das Gasein, in Peptone einerseits, in Leucin und Tyrosin andererseits zersetzt w\u00fcrden, beruht auf Irrtum. In den Arbeiten von Lubavin und von M\u00f6hlenfeld, welche es behaupten, ist \u00fcbersehen, da\u00df die Magenschleimhaut und besonders das daraus durch Glycerin extrahierte Rohenzym bedeutende Quantit\u00e4ten Leucin und Tyrosin bei der Aufl\u00f6sung in verd\u00fcnnten S\u00e4uren geben. Casein, mit gereinigtem Pepsin vollst\u00e4ndig verdaut, gibt keine Spur Leucin oder Tyrosin\u00bb. Dank der Autorit\u00e4t K\u00fchnes fa\u00dfte die Ansicht, da\u00df das sogenannte \u00abPepsin\u00bb Eiwei\u00dfstoffe nur bis zur Bildung von Peptonen zerzetzt, Fu\u00df und fand in allen Lehrb\u00fcchern Aufnahme.\nDie Frage wurde durch die Arbeit von Lawrow,4) welche im Jahre 1897 aus dem Laboratorium von Prof. A. Danilewsky hervorgegangen ist, wieder auf die Tagesordnung gebracht. \u00ab12 kg der frischen, sorgf\u00e4ltig gewaschenen und vom Schleim und Fettgewebe befreiten Schweinemagen wurden mit 35 1 0,6\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure unter Zusatz von 175 ccm Chloroform und Thymol ungef\u00e4hr\u2019 zwei Monate bei 40\u201445\u00b0 gehalten\u00bb (1. c. 515). Das neutralisierte Filtrat wurde im Wasserbade eingedickt, beim Erkalten verwandelte sich das eingeengte\n*) M\u00f6hlenfeld, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. 5 (1872), S. 381\u2014400.\n2)\tPhysiologische Chemie. Berlin 1881, S. 228.\n3)\tVerhandl. d. naturhist.-mediz. Vereins zu Heidelberg. N. F. I. Bd. (1877), 237.\n4)\t\u00dcber den Chemismus d. peptischen u. tryptischen Verdauung des Eiwei\u00dfes. Inaug.-Diss. St. Petersb. 1897. Im Auszuge ist diese Arbeit in dieser Zeitschr., Bd. XXVI (1898/99), S. 513, abgedruckt.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc.\n569\nFiltrat in eine krystallinische Masse. Der zwischen Flie\u00dfpapierbl\u00e4ttern sorgf\u00e4ltig ausgepre\u00dfte und bei Zimmertemperatur getrocknete Niederschlag wog ca. 1,5 kg. Bei mikroskopischer Untersuchung fanden sich Leucinkugeln; die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Krystalle zeigte keine Millonsche Reaktion. Die erhaltenen krystallinischen Produkte wurden erst bedeutend sp\u00e4ter von Lawrow*) einer genauem chemischen Untersuchung unterworfen. Hierbei konnte er Leucin, Amidovalerians\u00e4ure, Asparagin-s\u00e4ure, Tetramethylendiamin und Pentamethylendiamin ausscheiden. Da\u00df diese Produkte, wenigstens der gr\u00f6\u00dfte Teil derselben, w\u00e4hrend der Selbstverdauung der M\u00e4gen entstanden waren, nicht aber in ihnen von vornherein enthalten waren, unterliegt unsrer Meinung nach keinem Zweifel; bezweifelt k\u00f6nnte nur die Frage werden, ob man auf Grund von Versuchen, in welchen es sich um Selbstverdauung des Magens handelt, auch dem Magensafte die F\u00e4higkeit, Eiwei\u00dfstoffe bis zu krystallinischen Produkten zu zersetzen, zuerkennen kann. Diese Zweifel sind durchaus begr\u00fcndete, da wir wissen, da\u00df die Organe und Gewebe der sogenannten Autolyse unterliegen k\u00f6nnen, und best\u00e4rkt werden unsere Zweifel noch dadurch, da\u00df zu Lawrows Versuchen nicht nur die Magenschleimhaut, sondern der ganze Magen verwandt wmrde.* 2) Jedenfalls aber gab Lawrows Arbeit den Ansto\u00df zur Revision einer Frage, die bereits gel\u00f6st schien.\nZuntz3) weist in seiner Arbeit \u00ab\u00dcber den quantitativen Verlauf der peptischen Eiwei\u00dfspaltung\u00bb unter anderm darauf hin, da\u00df schon ganz im Beginn der peptischen Verdauung ein bedeutender Teil des Eiwei\u00dfstickstoffes durch K\u00f6rper, welche keine Biuretreaktion zeigen, repr\u00e4sentiert ist. \u00abAllem Anschein nach\u00bb, f\u00fcgt der Verfasser hinzu, \u00abstellen diese die Biuretreaktion nicht mehr gebenden Stoffe auch die Hauptmasse der bei intensiver Pepsinverdauung gebildeten Endprodukte dar. Inwieweit dieser Befund die angefochtenen Angaben von Hoppe-Seyler\n*) Diese Zeitschr., Bd. XXXIII (1901), S. 312.\n2)\tVgl. hierzu die Bemerkung Salkowskis, Diese Zeitschr., Bd. XXXV, S. 546.\n3)\tDiese Zeitschr., B. XXVIII (1899), S. 132.","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky,\nund seinen Sch\u00fclern \u00fcber das Auftreten von Aminos\u00e4uren bei Pepsinverdauung, sowie auch die \u00e4hnlichen gelegentlichen Beobachtungen von Lawrow aus j\u00fcngster Zeit best\u00e4tigt, bleibt dahingestellt (1. c. 171)\u00bb.\nPfaundler,1) der die Endprodukte der Magenverdauung von Eiweihstoffen studiert hat, formuliert seine Ergebnisse in folgender Weise (1. c. 98): \u00abDie Frage, ob die der Biuretreaktion entbehrenden Endprodukte der Pepsinverdauung ganz oder zum Teil einfache Aminos\u00e4uren sind, kann auf Grund des Serumalbuminversuches nur verneint werden. Denn wenn Leucin und Tyrosin \u00fcberhaupt Endprodukte der Pepsinverdauung darstellen, so w\u00e4re in diesem Versuche, bei sechsmonatlicher Dauer der Digestion, die ja nahezu zum Verschwinden der Album\u00f6sen gef\u00fchrt hatte, sicher das Auftreten derselben in betr\u00e4chtlichen Mengen zu erwarten gewesen. Da\u00df sie nicht gefunden wurden, w\u00e4hrend der Nachweis des Leucins unter den durch Salzs\u00e4ure erhaltenen Spaltungsprodukten des Verdauungsrestes ohne Schwierigkeit gelang, spricht ganz entschieden gegen ihre Bildung bei der Pepsinverdauung. Freilich l\u00e4\u00dft sich bei den Schwierigkeiten, die sich dem Nachweise der Asparagin- und Glutamins\u00e4ure, sowie auch der Diamins\u00e4uren entgegenstellen, dieser Schlu\u00df nur unter gewisser Wahrscheinlichkeit auf die \u00fcbrigen aus Eiwei\u00df erh\u00e4ltlichen Aminos\u00e4uren ausdehnen.\u00bb\nDem einen von uns2) ist es bei den Versuchen \u00fcber Einwirkung von Magensaft auf das H\u00e4moglobin gelungen, aus dem Verdauungsgemisch Leucinimid zu gewinnen; dieser Befund berechtigte mich zu der Behauptung, da\u00df \u00abbei der protrahierten peptischen Verdauung auch krystalloide Produkte entstehen, was schon von Hoppe-Seyler und vor kurzem von Lawrow hervorgehoben wurde\u00bb (1. c. 597).\nWeiter folgt die Arbeit von Langstein.3) In einem Versuche unterwarf er 700 g Eiwei\u00df des Pferdeserums im Laufe von 12 Monaten der Einwirkung einer 2o/oigen L\u00f6sung von Gr\u00fcblerschem Pepsin in l\u00b0/o H2S04. Das Volumen des\n\u2018) Diese Zeitschr., Bd. XXX (1900), S. 90.\n2)\tSalaskin, Diese Zeitschr., Bd. XXXII (1901), S. 592.\n3)\tHofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. I (1902), 507 u. Bd. II, S. 229.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc. 571\nVerdauungsgemisches betrug ungef\u00e4hr 40 Liter. In einem andern Versuche wurden 500 g krystallinischen Eieralbumins im Laufe von 12 Monaten der peptischen Verdauung ausgesetzt: in diesem Falle betrug das Volumen des Verdauungsgemisches ca. 30 Liter. \u00abAls Produkt langandauernder peptischer Spaltung sind folgende K\u00f6rper isoliert worden : Leucin, Tyrosin, Phenylalanin, Glutamins\u00e4ure, Asparagins\u00e4ure, Cystin, Lysin, Pentamethylendiamin, Oxyphenyl\u00e4thylamin, ein polymeres stickstoffhaltiges Kohlehydrat\u00bb. Au\u00dferdem konnte die Anwesenheit noch anderer K\u00f6rper, welche jedoch wegen zu geringer Quantit\u00e4t des Untersuchungsmaterials nicht identifiziert wurden, nachgewiesen werden. Bei der Beurteilung seiner Ergebnisse, sowie auch besonders der Ergebnisse Lawrows wirft der Verfasser die Frage auf, \"ob nicht etwa die bei diesen Untersuchungen beobachtete Spaltung der Eiwei\u00dfstoffe bis zu krystallinischen Produkten von dem von Glae\u00dfnerim Pylorusteil des Magens entdeckten Pseudopepsin abh\u00e4ngen konnte. Diese Vermutung verliert gegenw\u00e4rtig ihre G\u00fcltigkeit ganz und gar. Klugl) zieht aus seinen Untersuchungen den Schlu\u00df : \u00abes gibt kein Pseudopepsin\u00bb. Diese Behauptung hat, wie dem einen von uns auf Grund einer pers\u00f6nlichen Mitteilung von J. Pawlow bekannt ist, in den im Laboratorium dieses letzteren vorgenommenen Arbeiten ihre volle Best\u00e4tigung gefunden; J. Pawlow hat au\u00dferdem mit unbestreitbarer Sicherheit auch alle Fehlerquellen Glae\u00dfners aufgedeckt, so da\u00df wir jetzt keinen triftigen Grund besitzen, von Pseudopepsin zu reden: es existiert nicht. Bei der Absch\u00e4tzung von Langsteins Ergebnissen kann ein anderer Umstand unsern Zweifel erregen; es fragt sich n\u00e4mlich, was mit Eiwei\u00df Substanzen geschehen w\u00fcrde, wenn wir sie im Laufe eines Jahres bei einer Temperatur von 37\u201440\u00b0 C. der Einwirkung einer l\u00b0/oigen Schwefels\u00e4urel\u00f6sung unterwerfen wollten. Das Enzym besitzt keine aufl\u00f6sende, sondern nur eine beschleunigende Wirkung, d. h. im Laufe eines bedeutenden Zeitraumes kann mit der S\u00e4ure der n\u00e4mliche Effekt erzielt werden, wie mit dem Magen-\n*) \u00dcber das Ferment der Pylorasschleimhaut. Pfl. Arch. Bd. 92 (1902), S. 281.","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky\nsaft. Au\u00dferdem nimmt die verdauende, resp. spaltende Wirkung des Enzyms allm\u00e4hlich ab und h\u00f6rt schlie\u00dflich ganz auf; deshalb k\u00f6nnen wir mit Recht annehmen, da\u00df in Langsteins Versuchen die spaltende Wirkung fr\u00fcher ausgeblieben ist, als wie er die Verdauung unterbrach; folglich kann hier wohl kaum davon, da\u00df Eiwei\u00dfstoffe im Laufe von 12 Monaten der Einwirkung des Eiwei\u00dfenzyms des Magensaftes ausgesetzt wurden, die Rede sein.\nAus allem oben Angef\u00fchrten geht hervor, da\u00df das Studium der Einwirkung von reinem Magensaft auf Eiwei\u00dfsubstanzen, welches einige der erw\u00e4hnten Zweifel l\u00f6sen k\u00f6nnte, sowohl von Interesse, als auch von Redeutung ist.\nIn folgendem wollen wir \u00fcber die Ergebnisse, zu denen wir auf Grund unseres Studiums gekommen sind, berichten.\nVersuche.\nIn s\u00e4mtlichen Versuchen verwandten wir zweimal um-krystallisiertes und zwischen Flie\u00dfpapierbl\u00e4ttern sorgf\u00e4ltig getrocknetes H\u00e4moglobin des Pferdeblutes. Magensaft wurde durch Scheinf\u00fctterung von nach J. Pawlow operierten Hunden gewonnen. Der Magensaft wurde dem zu verdauenden H\u00e4moglobin in einzelnen Portionen von je 400\u2014600 ccm in Zwischenr\u00e4umen von 3 bis 5 Tagen zugesetzt. Nachdem sich ein aus abgespaltenem H\u00e4matin bestehender Niederschlag gebildet hatte, wurde er abfiltriert, wonach wir das Filtrat einer erneuten Verdauung aussetzten. Die Verdauungskraft des Magensaftes betrug nach Mett 4 -5 mm., die Acidit\u00e4t ca. 0,5 \u00b0/o.\nVers. 1 Vers. 2\nOxyh\u00e4moglobin, auf den Trockenr\u00fcckstand berechnet 145 g 223 g\nVerdauungsdauer.............................. 57 Tage 44 Tage\nMenge des im ganzen hinzugef\u00fcgten Magensaftes . 3890 ccm 5450 ccm.\nZu Ende der Verdauungsperiode war die Fl\u00fcssigkeit in beiden F\u00e4llen durchsichtig, in dicker Schicht gelbbraun gef\u00e4rbt. S\u00e4ttigten wir die zum Sieden erhitzte Fl\u00fcssigkeit mit (NH4)3S04, so bildete sich ein unbedeutender Niederschlag; bei Zusatz von CuS04 kein Niederschlag. Mit der He 11 er sehen Probe erzielten wir nur einem kaum wahrnehmbaren Ring; nach der Neutrali-","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc.\n573\nsation \u2014 eine kaum merkliche Opaleszenz. Die Biuretreaktion fiel in stark roter F\u00e4rbung aus.\nEs wurden nun beide Portionen zusammengegossen. Zur Entfernung der HCl wurden sie mit PbO behandelt, dann der Niederschlag abfiltriert, im Filtrate der Blei\u00fcberschu\u00df durch H2S ausgeschieden, die vom PbS abfitrierte Fl\u00fcssigkeit durch den Luftstrom vom H2S befreit und hierauf zwecks Entfernung der \u00fcbrig gebliebenen Salzs\u00e4ure mit feuchtem Ag20 behandelt; weiter wurde durch das Filtrat wieder Schwefelwasserstoff geleitet und dieser letztere, nach Entfernung des Ag2S durch Filtration, durch den Luftstrom verdr\u00e4ngt. Die erhaltene alkalische Fl\u00fcssigkeit, welche in dicker Schicht schwach gelbgef\u00e4rbt erscheint, wurde nun bei m\u00e4\u00dfiger Temperatur bis zu verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringem Volumen eingeengt. Beim Stehen der konzentrierten Fl\u00fcssigkeit bildete sich ein krystallinischer Niederschlag. Die Krystalle bieten in ihrem Aussehen \u00c4hnlichkeit mit Tyrosinkrystallen, zeigen die Hoffmannsche Reaktion. Die abfiltrierten Krystalle wurden mehrmals aus Ammoniakl\u00f6sung umkrystallisiert, dann mit Wasser ausgewaschen; sie wogen 0,2 g, wurden mit ebensolchen Krystallen, welche wir in den weitern Versuchen erhielten, zusammen analysiert (siehe dort die Ergebnisse der Analyse) und erwiesen sich als Tyrosin-krystalle. Die von ihnen abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde zweimal mit 700 ccm Essig\u00e4ther extrahiert, dann der \u00c4ther aus dem Extrakte entfernt, die \u00fcbrig gebliebene Fl\u00fcssigkeit im Wasserbade bis zur Trockene verdampft. Der schmutzigbraune Niederschlag wurde weiter mit kaltem Alkohol behandelt, der nicht gel\u00f6ste R\u00fcckstand abfiltriert, mit Alkohol ausgewaschen und dann in einem Gemisch von Alkohol und Essig\u00e4ther gel\u00f6st. Hierauf wurde die Fl\u00fcssigkeit filtriert, mit Wasser verd\u00fcnnt und Alkohol und \u00c4ther durch Verdampfen im Wasserbade verdr\u00e4ngt; schlie\u00dflich wurde der hierbei entstehende Niederschlag abfiltriert, mit Wasser ausgewaschen, erst auf Flie\u00dfpapier, dann im Vacuum-apparat \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Seine Menge reichte nicht zur Ausf\u00fchrung einer Elementaranalyse aus. Sein Schmelzpunkt ist 265\u2014267\u00b0 (unkorr.). Allen seinen Eigenschaften nach entspricht er dem Leucinimid, welches der eine von uns","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky\nschon fr\u00fcher bei der peptischen und tryptischen Verdauung des Globins isoliert hat.\nAus dem mit Essig\u00e4ther bearbeiteten Hauptfiltrat entfernten wir den \u00c4ther durch Verdampfen im Wasserbade. Hiernach betr\u00e4gt das Volumen der Fl\u00fcssigkeit 690 ccm; sie enth\u00e4lt 30 g N, 188 g Trockenr\u00fcckstand.\n620 ccm dieser Fl\u00fcssigkeit wurden nun mit Wasser bis auf 5 Liter nachgef\u00fcllt, mit H2S04 bis zu l\u00b0/o Gehalt anges\u00e4uert, mit 33\u00b0/oiger Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung niedergeschlagen; die vollst\u00e4ndige Ausscheidung des Niederschlages erforderte 2100 ccm Phosphorwolframs\u00e4ure. Weiter wurde der Niederschlag mit 0,5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4urel\u00f6sung ausgewaschen; nach jeder Waschung pre\u00dften wir den Niederschlag zwischen Flie\u00dfpapierbl\u00e4ttern aus und vermengten ihn dann mit 0,5 \u00b0/oiger H2S04. Das hierbei erhaltene Filtrat und das Waschwasser behandelten wir mit \u00c4tzbaryt, fdtrierten den dabei entstehenden Niederschlag ab und wuschen ihn mit Wasser aus. Letzteres Filtrat und Waschwasser wurden mit C02 behandelt, eingeengt, filtriert. Die Menge des endg\u00fcltigen Filtrates betrug 4540 ccm; es enthielt 8 g Stickstoff, d. h. in das Filtrat waren 26 \u00b0/o des Gesamtstickstoffes \u00fcbergegangen.\nIn dem nun stark eingeengten Filtrate fiel ein krystalliniseher Niederschlag zu Boden; bei mikroskopischer Untersuchung gewahrt man in diesem charakteristische Leucinkugeln. Zur Isolierung der Aminos\u00e4uren wurde das von E. Fischer* 2) vorgeschlagene Verfahren angewandt. Die Destillation der \u00c4ther der Aminos\u00e4uren fand bei Druck von ca. 15 mm statt.\n1.\tFraktion 40\u00b0\u201455\u00b0 \u2014 2,3 g\n2.\t\u00bb\t55\u00bb\u2014110\u00b0 \u2014 13,4 \u00bb\n3.\t\u00bb\t\u00fcber 110\u00b0 \u2014 2,0 \u00bb\nDie erste und die zweite Fraktion wurden durch 5 st\u00e4ndiges Kochen mit dem zehnfachen Volumen Wasser am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler verseift. Die aus der zweiten Fraktion erhaltene L\u00f6sung unterwarfen wir der fraktionierten Krystallisation und erhielten\n*) Diese Zeitschr., Bd. XXXII (1901), 592.\n2) Diese Zeitschr., Bd. XXXIII (1901), S. 153 u. ff.","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc.\n575\nhierbei perlmuttergl\u00e4nzende Bl\u00e4ttchen, welche zur Elementaranalyse verwandt wurden.\n0,2228 g der Substanz lieferten 0,4481 g C02 und 0,2011 g H20. Berechnet f\u00fcr C6H13N02:\tGefunden:\nC = 54,96 o/o\t54,86 \u00b0/o\nH = 9,92 \u00b0/o\t10,03 \u00b0/o\nDiese Substanz war also Leucin. Die \u00fcbrigen ausgeschiedenen Fraktionen von Krystallen wurden zu den bei den folgenden Versuchen erhaltenen Fraktionen hinzugef\u00fcgt.\nVers. 3 Vers. 4\nOxyh\u00e4moglobin, auf den Trockenr\u00fcckstand berechnet 271 g 474 g\nVerdauungsdauer................................. 30 Tage 37 Tage\nMenge des im ganzen hinzugef\u00fcgten Magensaftes . 7110 ccm 7020 ccm 7110 ccm Magensaft enthielten N.................1,86 g\nBeide Portionen wurden zusammengegossen. Eigenschaften und Reaktion des Verdauungsgemisches waren dieselben wie in Versuch 1 und 2. Nach Neutralisation mit Ba(0H)2 wurde von dem geringen Neutralisationsniederschlage abfiltriert, das Filtrat bedeutend eingeengt und nach Entfernung des Baryt\u00fcberschusses durch Schwefels\u00e4urezusatz mit Phosphorwolfram-s\u00e4ure (es waren 2400 ccm der 33\u00b0/oigen L\u00f6sung erforderlich) gef\u00e4llt. Weiter wurde der Phosphorwolframniederschlag, wie auch fr\u00fcher, mit H2S04 ausgewaschen und das Waschwasser besonders gesammelt; nach \u00fcblicher Behandlung mit Ba(0H)2 und Eindickung desselben bildete sich in ihm beim Stehen ein krystallinischer Niederschlag. Dieser wurde abfiltriert, mit Wasser ausgewaschen und zweimal aus hei\u00dfer ammoniakali-scher L\u00f6sung umkrystallisiert. Nach all seinen Eigenschaften zu urteilen, stellt dieser K\u00f6rper Tyrosin dar. Er wurde mit demselben, in Versuch 1 und 2 erhaltenen Niederschlage (siehe S. 573) vermengt. Zwecks endg\u00fcltiger Reinigungr) wurde das Gemisch der Niederschl\u00e4ge im Kolben mit Wasser zum Sieden erhitzt, dann NH3 bis zu vollst\u00e4ndiger L\u00f6sung des Ganzen hinzugetan; der hei\u00dfen L\u00f6sung wurde nun vorsichtig Bleiessig bis zur Bildung eines farblosen Niederschlages hinzugesetzt,\nl) Siehe Hlasiwetz u. Habermann, Liebigs Ann. N. F., Bd. 93 (1875) 151\u2014166.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXVIII.\t38","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky\nsofort abfiltriert, das Filtrat fast bis zum Sieden erhitzt, dann mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure zwecks Neutralisation des NH3 und Bleiausscheidung\u2019 versetzt, die hei\u00dfe L\u00f6sung rasch abfiltriert. Nach dem Erkalten wurde ein seidenartig schimmernder, die Hoffmannsche Reaktion zeigender Niederschlag ausgeschieden. Bei der Stickstoffbestimmung desselben erhielten wir folgende Zahlen :\n0,2252g Substanz gaben 16,2ccm N (757,5 mm, t 24,5)\nBerechnet auf C9HltN03:\tGefunden:\n7,74 \u00b0/o\t8,07 \u00b0/o\nNachdem das Tyrosin abfiltriert worden war, wurde das Waschwasser zwecks Entfernung des Baryums mit H2S04 bearbeitet, dann das BaS04 abfiltriert. In dem Filtrate bildet sich nach Zusatz von Phosphorwolframs\u00e4ure ein Niederschlag, welcher dadurch bedingt ist, da\u00df beim Waschen des urspr\u00fcnglichen Phosphorwolframniederschlags sich ein Teil desselben gel\u00f6st hat; deshalb wurde das Filtrat von neuem mit Phosphor-wolframs\u00e4urel\u00f6sung gef\u00e4llt, dann die Fl\u00fcssigkeit von dem hierbei entstehenden Niederschlage abgegossen: der Niederschlag ist von teigiger Konsistenz und klebrig; zwecks vollkommener Reinigung wurde er mehrmals in anges\u00e4uertem Wasser zerstampft, dann mit hei\u00dfem Wasser extrahiert, die hei\u00dfe L\u00f6sung von dem unl\u00f6slichen Teile abfiltriert; nach Erkalten der L\u00f6sung f\u00e4llt ein Niederschlag, der die n\u00e4mlichen Eigenschaften wie der urspr\u00fcngliche besitzt, zu Boden; es wurde nun die Mutterlauge abgegossen, der Niederschlag aber in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und mit hei\u00dfer Barytl\u00f6sung versetzt. Da das Phosphorwolframat in seinen Eigenschaften an diejenigen erinnert, welche E. Schulze und E. Winter stein1) als f\u00fcr das Phosphorwolframat des Phenylalanins charakteristische Merkmale beschreibt, so hielten wir uns in der weitern Bearbeitung genau an die Angaben von E. Schulze und Winter-stein (1. c. 215), d. h. es wurde zu der vom Baryumphosphor-wolframat abfiltrierten, mit C02 bearbeiteten und sodann\nl) Diese Zeitschr., Bd. XXXV (1902), S. 215.","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc. oll\neingedickten Fl\u00fcssigkeit Kupferacetat hinzugetan. Der hierbei entstehende Niederschlag wurde sodann abfiltriert, ausgewaschen, in Wasser suspendiert und mit H2S zersetzt. Weiter wurde die von dem Kupfersulfid abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit durch Verdampfen bis zur Bildung einer krystallinischen Kruste konzentriert und mit Alkohol versetzt, dann der abfiltrierte Niederschlag in das Hydrochlorat \u00fcbergef\u00fchrt, letzteres aus HCl umkrystallisiert, durch Ammoniak zersetzt, mit Wasser von dam Chlorammonium abgewaschen, in Wasser aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung eingeengt, schlie\u00dflich mit dem 3\u20144fachen Volumen Alkohol versetzt; der hierbei entstehende abfiltrierte und getrocknete Niederschlag krystallisiert in atlasgl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen, schmilzt bei 266 \u00b0. Seine charakteristischen Eigenschaften entsprechen also denen des Phenylalanins. Diese Krystalle wurden mit den n\u00e4mlichen, bei Verarbeitung der nach E. Fischer (siehe unten) erhaltenen Fraktionen ausgeschiedenen Krystallen vermengt.\nDas Waschwasser wurde nach Ausscheidung s\u00e4mtlicher mit Phosphorwolframs\u00e4ure einen Niederschlag bildenden K\u00f6rper aus demselben zu dem urspr\u00fcnglichen Filtrate hinzugetan. Die so entstandene Fl\u00fcssigkeit wurde weiter mit Ba(OH)2 und C02 behandelt, eingeengt und von dem hierbei entstehenden Niederschlage abfiltriert, das in der L\u00f6sung \u00fcbrig gebliebene Baryum durch Schwefels\u00e4urezusatz ausgeschieden, das Baryumsulfat abfiltriert. Das Filtrat mi\u00dft 500 ccm. Bei Verdampfen eines geringen Teiles dieses mit Tierkohle vorbehandelten Filtrates werden Krystalle ausgeschieden, unter denen man bei mikroskopischer Untersuchung deutlich die charakteristischen Leucinkugeln gewahrt. Die 500 ccm Fl\u00fcssigkeit enthalten 11,5 g N. Zwecks fraktionierter Scheidung wurde nach E. Fischer verfahren. Die \u00c4ther wurden bei ca. 15 mm Druck destilliert:\n1. Fraktion\tbis\t40\u00b0\tC\t10,7 g\n2. \u00bb\t\u00bb\t75\u00b0\t\u00bb\t11,9 \u00bb\n3.\t\u00bb\t110\u00b0\t\u00bb\t8,7 \u00bb\n4.\t\u00bb\ty>\t130\u00b0\t7>\t10,2 \u00bb\n5.\t\u00bb\tbei\t130\u00b0\t\u00bb\t8,2 \u00bb\n6. \u00bb\tbis\t160\u00b0\t\u00bb\t3,2 \u00bb 52,9 g\n38*","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky,\n1.\tFraktion, bis 40\u00b0 G.\nIm Laufe von 5 Stunden mit dem 10 fachen Volumen Wasser am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Filtriert, durch Verdampfen eingeengt, von dem in geringer Quantit\u00e4t ausgeschiedenen Niederschlage abfiltriert. Filtrat bis zur Trockene verdampft ; Gewicht des Trockenr\u00fcckstandes 1,1 g. Der Trockenr\u00fcckstand in einer geringen Menge hei\u00dfen Wassers gel\u00f6st und in 200 ccm hei\u00dfen 95\u00b0 Alkohols ausgegossen. An k\u00fchlem Orte stehen gelassen. Der ausgeschiedene Niederschlag abfiltriert. Die Elementaranalyse des Niederschlages ergab folgende Zahlen :\n0,2207 g Substanz lieferten 0,3256 g C02, 0,1556 g H20.\nBerechnet f\u00fcr C3H7N03 :\tGefunden :\nC = 40,45 \u00b0/o\t40,23 \u00b0/o\nH = 7,86 \u00b0/o\t7,83 \u00b0/o\nEs handelt sich also um Alanin.\n2.\tFraktion, 40\u201475\u00b0.\nWie Fraktion 1 bearbeitet, filtriert, bis zur Trockene verdampft. Der R\u00fcckstand in 1500 ccm Wasser gel\u00f6st, dann die L\u00f6sung im Laufe einer Stunde mit \u00fcbersch\u00fcssigem, frisch dargestelltem Kupferoxyd gekocht. Die L\u00f6sung der Kupferverbindungen abfiltriert, eingeengt, die beim Verdampfen ausgeschiedenen Niederschl\u00e4ge abfiltriert; letzteres Filtrat, das die leichtl\u00f6slichen Kupferverbindungen enth\u00e4lt, bis zur Trockene verdampft.\n3.\tFraktion, 75\u2014110\u00b0.\nWie Fraktion 1 und 2 bearbeitet, filtriert, bis zur Trockene verdampft. Aus dem R\u00fcckst\u00e4nde, wie aus demjenigen der Fraktion 2 Kupferverbindungen dargestellt. Durch Verdampfen der L\u00f6sung fraktionierte Krystallisationen erhalten. Die leicht l\u00f6slichen Kupferverbindungen bis zur Trockene verdampft.\nDie schwer l\u00f6slichen Kupferverbindungen von Fraktion 2 und 3 vermengt, in kochendem Wasser aufgel\u00f6st; der beim Erkalten der L\u00f6sung sich bildende Niederschlag abfiltriert, getrocknet. Schlie\u00dflich wurde der Kupfergehalt bestimmt.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc. 579\n0,2110 g Substanz lieferten 0,0521 g CuO. Berechnet f\u00fcr C12H24N204Cu:\nGefunden : 19,71 %\nCu = 19,62%\nDie Ergebnisse der Analyse weisen auf eine Kupferverbindung des Leucins hin.\nBei entsprechender Verarbeitung der leicht l\u00f6slichen Kupferverbindungen war ein K\u00f6rper gefunden, der seinen Eigenschaften nach der Pyrrolidincarbons\u00e4ure glich. Seine Ausbeute war gering.\nFraktion 4, 5 und 6 wurden mit dem 5\u20146 fachen Wasservolumen versetzt und die erhaltene w\u00e4sserige L\u00f6sung mit dem gleichen Volumen \u00c4ther extrahiert. Weiter wurden die \u00c4therextrakte dreimal mit Wasser ausgewaschen und das Waschwasser zu der urspr\u00fcnglichen L\u00f6sung hinzugegossen. Nun verdampften wir die \u00c4therextrakte, erhitzten den R\u00fcckstand mit Salzs\u00e4ure, krystallisierten das erhaltene Hydrochlorat aus hei\u00dfer Salzs\u00e4ure um, fdtrierten es ab, zerlegten es mit Ammoniak, verdampften zur Trockene und extrahierten das Chlorammonium mit Wasser. Der R\u00fcckstand wurde nun gel\u00f6st, mit Tierkohle gekocht, das Filtrat eingeengt und mit dem 3\u20144fachen Alkoholvolumen vermengt, die seidenartig gl\u00e4nzenden, ausgeschiedenen Krystalle abfiltriert und mit den auf Seite 577 beschriebenen Krystallen vermengt. Sie schmelzen bei 2660 unter st\u00fcrmischer Gasentwickelung zu einem rotbraunen \u00d6le.\nDie Elementaranalyse dieser Krystalle ergab folgende Zahlen :\n0,1957 g Substanz lieferten 0,4686 g C02 und 0,1187 g H20.\nBerechnet f\u00fcr CgH^NO.,:\tGefunden:\n65,31 \u00b0/o 6,69 \u00b0/o\nC 65,45 \u00b0/o H 6,66 o/o\nEs handelte sich also um Phenylalanin.\nNach Ausscheidung des Phenylalanins wurden die \u00fcbriggebliebenen urspr\u00fcnglichen L\u00f6sungen zwecks Verseifung mit Barytwasser im Wasserbade erhitzt. Nach einigen Tagen wurde von dem Niederschlage (Barytsalz der Asparagins\u00e4ure) abfiltriert, das Filtrat zur Entfernung des Baryums mit Schwefels\u00e4ure behandelt. Weiter wurden die Filtrate zusammengegossen, verdampft, trockenes Chlorwasserstoffgas durch sie hindurchgeleitet, dann der ausgeschiedene Niederschlag, das Chlorhydrat der","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nS. Salaskin u. Katharina Kowalevsky\nGlutamins\u00e4ure, abfiltriert, das Filtrat durch Kochen mit Bleioxyd von der Salzs\u00e4ure befreit und mit frischdargestelltem Kupferoxyd behandelt. Die umkrystallisierte Kupferverbindung ergab bei der Elementaranalyse folgende Zahlen:\n0,2873 g Substanz lieferten 0,2585 g C02 und 0,0675 g H20.\nBerechnet f\u00fcr CuC4H5N04:\tGefunden:\n24,54 \u00b0/o 2,61 \u00b0/o\nG = 24,67 \u00b0/o H = 2,57 \u00b0/o\nDie ausgeschiedene Kupferverbindung erwies sich also als asparaginsaures Kupfer.\nBei der Magensaftverdauung von H\u00e4moglobin resp. Globin konnten wir also folgende Substanzen isolieren: das Alanin, Leucin, Phenylalanin, die Glutamins\u00e4ure, die Aspara-gins\u00e4ure, das Tyrosin und die Pyrrolidincarbons\u00e4ure. Letztere ist unter den Produkten der hydrolytischen Spaltung der Eiwei\u00dfstoffe zum erstenmale von E. Fischer bestimmt worden, er fand sie auch bei der tryptischen Verdauung ; uns ist es nun gelungen, sie auch unter den Produkten der peptischen Verdauung zu isolieren. Es unterliegt also keinem Zweifel, da\u00df sie in dem Eiwei\u00dfmolek\u00fcl pr\u00e4formiert ist und da\u00df sie als prim\u00e4res Spaltungsprodukt anzusehen ist. In Anbetracht dieser Ergebnisse beabsichtigen wir, in allern\u00e4chster Zeit Versuche mit Einverleibung dieser S\u00e4ure in den tierischen Organismus anzusustellen, um ihr Verhalten im Organismus und die Ver\u00e4nderungen, welche sie in ihm erf\u00e4hrt, zu studieren.\nWir wollen hier nun \u00fcber einige von von uns festgestellte Tatsachen, deren genaueres Studium uns gegenw\u00e4rtig besch\u00e4ftigt, kurz berichten. Bei der Magensaftverdauung des krystallinischen Eieralbumins ist es uns gelungen, das Leucinimid zu isolieren und auch das Vorhandensein von Leucin nachzuweisen.\nAu\u00dferdem ist in der das Leucinimid betreffenden Abhandlung des einen von uns1) auch die dort angewandte Verarbeitung des Verdauungsgemisches beschrieben worden. Der nach Alkoholzusatz sich bildende Niederschlag wurde mit absolutem\n1) Diese Zeitschr., Bd. XXXII (1901), S. 593.","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc. 581\nAlkohol ausgekocht, wobei wir ihn in einen unl\u00f6slichen, einen aus der abgek\u00fchlten L\u00f6sung sich ausscheidenden und einen hierbei in der L\u00f6sung verbleibenden Teil trennen konnten. Der nach dem Erkalten der L\u00f6sung ausgeschiedene Niederschlag zeigte die Millonsche und sehr intensive Biuretreaktion, erschien unter dem Mikroskop als amorphe Masse. Ga. 6 g dieses Niederschlags wurde im Laufe einer Woche der Einwirkung von 100 ccm Magensaft ausgesetzt. Aus diesem Verdauungsgemisch konnte Leucin leicht dargestellt werden.\nIn einem anderen Versuche nahmen wir 33 g desselben Niederschlages, setzten 600 ccm Magensaft hinzu und lie\u00dfen 25 Tage im Thermostaten stehen. Nach Ausscheidung eines Niederschlages durch Phosphorwolframs\u00e4urezusatz und Entfernung der Salzs\u00e4ure aus dem in gewohnter Weise bearbeiteten Filtrate durch Zusatz von Ag20 erhielten wir beim Verdampfen desselben eine krystallinische Masse, aus welcher wir mit Leichtigkeit Leucin und Tyrosin darstellen konnten.\nWir glauben, da\u00df wir es im gegebenen Falle mit einem Gemisch verschiedener amorpher Substanzen, die jedoch von verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einfachem Best\u00e4nde und durch Magensafteinwirkung leicht zu zersetzen sind, zu tun haben.\nEin genaueres Studium dieser K\u00f6rper bietet unserer Meinung nach ein hervorragendes Interesse. Die k\u00fcnstliche Synthese des Eiwei\u00dfes ist eine sich gegenw\u00e4rtig immer mehr und mehr aufdr\u00e4ngende Aufgabe. Im Organismus findet diese Synthese Schritt f\u00fcr Schritt statt, ebenso wie auch die Eiwei\u00dfzersetzung durch Eiwei\u00dfenzyme ganz allm\u00e4hlich abl\u00e4uft. Die erste Aufgabe best\u00e4nde also in dem genauen Studium jener einfachen, jedoch immer noch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig komplizierten Eiwei\u00dfzersetzungsprodukte, welche Hofmeister Peptoide genannt hat. Weiter h\u00e4tte dann ihre synthetische Darstellung aus denjenigen Substanzen, welche wir als ihre Zersetzungsprodukte kennen, und erst an letzter Stelle die Synthese des komplizierteren Eiwei\u00dfmolek\u00fcls zu folgen. Verwirklicht k\u00f6nnte diese Synthese auf zweifache Art werden, n\u00e4mlich 1. auf rein chemischem Wege und 2. vermittelst der Eiwei\u00dfenzyme. Der reversible Verlauf der Enzymreaktion ist f\u00fcr einige Enzyme","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\tS. Salaskin u. Kathar ina Kowalevsky,\nmit Sicherheit nachgewiesen. J. Pawlow hat uns durch seine wichtige Entdeckung der Unit\u00e4t von Chymosin und Pepsin den Beweis erbracht, da\u00df auch die von den Eiwei\u00dfenzymen ausgel\u00f6ste Reaktion in zweifacher Richtung verlaufen kann. Das genaue Studium der physiologischen Eiwei\u00dfspaltung durch Eiwei\u00dfenzyme gibt uns also das Mittel, welches uns die Eiwei\u00dfsynthese zu verwirklichen bef\u00e4higen k\u00f6nnte, in die Hand. Da\u00df die Eiwei\u00dfsynthese im tierischen Organismus durch Vermittelung der Bildung verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einfacher Verbindungen stattfindet, das beweist uns folgende Beobachtung von Kutscher und Seemann:1) indem sie das Schicksal der im Darmkanal gebildeten Aminos\u00e4uren zu verfolgen suchten, fanden sie dieselben weder in der Darmschleimhaut, noch in dem aus dem Darmkanale abflie\u00dfenden Blute, jedoch konstatierten sie in der Darmschleimheit die Gegenwart eines K\u00f6rpers, welcher keine Biuretreaktion zeigte und beim Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure leicht zersetzt werden konnte, wobei sich Aminos\u00e4uren bildeten. Dieser K\u00f6rper kann als Ergebnis der ersten Synthese aus den Endprodukten der Eiwei\u00dfspaltung angesehen werden.\nEs unterliegt also keinem Zweifel, da\u00df das Enzym des Magensaftes bei protrahierter Einwirkung Eiwei\u00dfsubstanzen bis zur Bildung von krystallinischen Produkten zu spalten imstande ist. ln vitro ist seine Wirkung eine viel schw\u00e4chere, als wie diejenige des Trypsins; dieses berechtigt uns jedoch noch nicht zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df im Organismus die Eiwei\u00dfstoffe unter Einwirkung des Magensaftes keine so tiefen Ver\u00e4nderungen erfahren: im Organismus walten andere Verh\u00e4ltnisse vor, und die Frage kann nur durch entsprechende Untersuchungen gel\u00f6st werden; die von J. Pawlow eingef\u00fchrte Methodik l\u00e4\u00dft an die M\u00f6glichkeit dieser L\u00f6sung denken.\nZum Schlu\u00df noch einige Worte \u00fcber die Nomenklatur der Enzyme2) und speziell der Eiwei\u00df enzyme ; die gegenw\u00e4rtig \u00fcb-\n1)\tDiese Zeitschr., Bd. XXXV [1902], S. 433.\n2)\tEs w\u00e4re im h\u00f6chsten Grade w\u00fcnschenswert, da\u00df die physiologischen Chemiker, nm Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen zu entgehen, die Bezeichnung \u00abFerment\u00bb ganz fallen lie\u00dfen und nur das Wort \u00abEnzym\u00bb gebrauchten,","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes etc. 583\nliehe gibt Anla\u00df zu Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen, welche nicht aus demWesen der Dinge, sondern aus der ethymologischen Bedeutung der Worte hervorgehen. Nur auf diesem Boden sind Diskussionen, wie die zwischen Kutscher und Salkowski* 1) \u00fcber das, was man als tryptisches Enzym zu bezeichnen hat, m\u00f6glich. Gegenw\u00e4rtig sind zu den Eiwei\u00dfenzymen das entsprechende Enzym der Galle und des Darmsaftes (das Erepsin) hinzugekommen; f\u00fcgt man noch die intracellul\u00e4ren Eiwei\u00dfenzyme hinzu, so w\u00e4chst die Zahl dieser Enzyme recht bedeutend an. Sie alle in die Kategorie des Pepsins oder Trypsins einzureihen, geht nicht an; die Entdeckung des Erepsins hat erwiesen, da\u00df diese zwei Kategorien nicht gen\u00fcgen, und da\u00df die Enzyme, was ihre Wirkung anbetrifft, sehr mannigfaltig sind: so entsprechen z. B. den verschiedene Disacchariden spezifische Enzyme, das Invertin, die Maltase usw. ; viel richtiger w\u00e4re es, das Wort \u00abEiwei\u00dfenzym\u00bb als Gattungsname zu gebrauchen, die Speziesbezeichnung aber von der Bildungsst\u00e4tte des Enzyms zu nehmen; in diesem Falle m\u00fc\u00dften wir also von dem Eiwei\u00dfenzym des Magens, des Pankreas, des Darmsaftes, der Galle usw. reden. Diese, dem faktischen Tatbest\u00e4nde vollkommen entsprechende Bezeichnung birgt nichts Pr\u00e4judizierendes in sich; und je weniger das der Fall ist, um so besser, denn dieses schlie\u00dft einen Streit um Worte und nicht um das Wesen der Sache ganz aus. Die von v. Lipp-mann2) vorgeschlagene Nomenklatur findet f\u00fcrs erste f\u00fcr die Eiwei\u00dfenzyme keine Anwendung, denn die Bezeichnung gestaltet sich hier nach dem K\u00f6rper, welcher der Enzymwirkung unterworfenwird, und nach dem aus ihm entstehenden Produkte; so wird z, B. f\u00fcr das Enzym, welches Maltose und Glykose spaltet, die Bezeichnung \u00abMaltoglykose\u00bb vorgeschlagen; bei der Einwirkung\nals Ferment aber nur die organisierten Fermente bezeichneten. Augenscheinlich wird auch die Einwirkung der organisierten Fermente in kurzer Zeit auf die Summe der Wirkungen der in ihnen enthaltenen Enzyme zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.\n1)\tSiehe diese Zeitschrift Bd. XXXIV, S. 159. XXXIV, S. 519, XXV, S. 545. Dasselbe gilt auch von der Ansicht von Hahn und Geret, Die Zymaseg\u00e4hrung. Berlin. 1903. 321.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXVI (1903), 331.","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584 S. Salaskin u. Katharina Kowalevsky, Hundemagensaft etc.\nvon Eiwei\u00dfenzymen sind jedoch die hierbei entstehenden Produkte \u00fcberaus mannigfaltig und zuweilen schwer bestimmbar. Deshalb beschr\u00e4nkt man sich lieber auf die von uns vorgeschlagene empirische Nomenklatur und \u00fcberl\u00e4\u00dft eine rationelle Nomenklatur der Zukunft.\nGegenw\u00e4rtig untersuchen wir die basischen Produkte, welche bei Einwirkung von Magensaft auf Eiwei\u00dfstoffe entstehen.\nBerichtigung\nzu Seite 165 dieses Bandes:\nDer Name des Verfassers ist\nDr. Provan Cathcart \u2014 nicht Prowan Cathcart.","page":584}],"identifier":"lit17806","issued":"1903","language":"de","pages":"567-584","startpages":"567","title":"\u00dcber die Wirkung des reinen Hundemagensaftes auf das H\u00e4moglobin, resp. Globin. (Zweite Mitteilung)","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:12:05.239152+00:00"}