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{"created":"2022-01-31T13:10:27.456447+00:00","id":"lit17818","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Simnitzki, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 39: 99-125","fulltext":[{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis.\nVon\nDr. S. Simnitzki, St. Petersburg.\n(Aus dem chemischen Laboratorium des Pathologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 18. Juni 1903.)\nVom theoretischen Standpunkt aus ist es, im Gegensatz zu den Anschauungen Pasteurs, wahrscheinlich, da\u00df das Leben des Tieres auch ohne Bakterien im Darm m\u00f6glich ist. In der Tat haben Thierfelder und Nuttal1) durch ihre au\u00dferordentlich m\u00fchevollen und sorgf\u00e4ltigen Untersuchungen erwiesen, da\u00df diese Voraussetzung richtig island sogar Wachstum stattfindet. Dennoch geht andererseits mis den bekannten Versuchen von Schottelius2) an H\u00fchnchen der Wert und die Bedeutung der \u00abDarmbakterien\u00bb f\u00fcr das Leben hervor. Es hat sich in diesen Versuchen an H\u00fchnchen gezeigt, da\u00df das Leben zwar ohne Bakterien m\u00f6glich ist, aber die Entwicklung des Organismus bei Aufnahme steriler Nahrung nicht normal verl\u00e4uft und die Energie der Lebenserscheinungen erheblich leidet, Folgeerscheinungen, die aufh\u00f6ren, wenn derselben Nahrung Darmbakterien beigemischt werden.\nWenn nun das Leben des Organismus im Zusammenhang mit den G\u00e4hrungsprozessen steht, so erscheint unter diesen Prozessen andererseits der gesteigerte Eiwei\u00dfzerfall, der im Darmkanal unter dem Einfl\u00fcsse der Bakterien zustande kommt, als der gef\u00e4hrlichste, weil derselbe imstande ist, in gewissen F\u00e4llen eine ganze Reihe von pathologischen Erscheinungen mit dem Charakter von Intoxikationen (Resorptions- bezw. enterogene Autointoxikationen) heraufzubeschw\u00f6ren. Wenn schon, wie bekannt, unter normalen Verh\u00e4ltnissen im Darmkanal aus Eiwei\u00dfsubstanzen sich toxische Substanzen bilden (Senator),3) so ist es\n*) Diese Zeitsehr., Bd. XXI, S. 109 u. Bd. XXII, S. 62.\n2) Archiv f. Hygiene, Bd. 34 u. 40.\n) \u00dcber Hvdrothion\u00e4mie. Berliner klin. Wochenschr., 1864, Nr. 24.\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXIX.\t8","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nS. Simnitzki\nbei pathologischen Zust\u00e4nden im Bereiche des Darmkanals, bei denen die Prozesse der Metamorphose und der Assimilation der Eiwei\u00dfsubstanzen eine Ver\u00e4nderung erfahren, und die Bakterienflora in aktiveren Zustand \u00fcbergeht oder einen andern Charakter annimmt, um so mehr der Fall. Die Ursachen, welche diese Verh\u00e4ltnisse schaffen, sind verschieden und lassen eine kurze Verallgemeinerung nicht zu.\nDer von Ch. Bouchard1) gemachte Versuch, den Grad der Intoxikation \u00fcberhaupt mittels Studiums des \u00aburotoxischen Ko\u00ebfficienten\u00bb zu bestimmen, ergibt nicht immer einen zuverl\u00e4ssigen Anhaltspunkt zur Beurteilung des Intoxikationsgrades, ganz abgesehen davon, da\u00df dieses Verfahren als eine Methode, welche wenigstens eine Vorstellung von der Intensit\u00e4t der Darmg\u00e4rungsprozesse gibt, keineswegs als zuverl\u00e4ssig betrachtet werden kann. Nachdem Baumann u. a. die Wahrnehmung gemacht haben, da\u00df die F\u00e4ulnisprodukte der aromatischen Reihe, mit Ausnahme der Homologen der Benzoes\u00e4ure, Phenylpropions\u00e4ure und Phenylessigs\u00e4ure, mit dem Harn in Form von \u00c4therschwefelverbindungen ausgeschieden werden, hat Baumann2) diese Tatsache zur Beurteilung der Intensit\u00e4t der Darmf\u00e4ulnis zu verwerten versucht. Die in dieser Richtung von Baumann,3) Wassiliew,3) Fr. M\u00fcller,4) Ortweiler,5) Nencki6) und Sal-kowski ausgef\u00fchrten weiteren Untersuchungen haben ergeben, da\u00df sich die aromatischen Komponenten der \u00c4therschwefelverbindungen tats\u00e4chlich in Abh\u00e4ngigkeit von der Aktivit\u00e4t der Bakterien bilden. Unter diesen Umst\u00e4nden lag es vollst\u00e4ndig auf der Hand, die Quantit\u00e4t der mit dem Harn zur Ausscheidung gelangenden \u00c4therschwefelverbindungen als Indikator der Darmf\u00e4ulnis zu betrachten; in Wirklichkeit aber werden nicht alle Produkte des Eiwei\u00dfzerfalls in Form von gepaarten S04H2-Verbindungen ausgeschieden; au\u00dferdem h\u00e4ngt die Ausscheidung\n*) Gaz. hebdom. de m\u00e9d. et chir., 1884. Nr. 21 ; Bull, de la Soc. de Biol., 1884 u. Le\u00e7ons sur les autointoxiations. Paris 1887.\n8) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 13, S. 285; diese Zeitschr., Bd. X, S. 123.\n3)\tJeschenedelnaja Klinitscheska Gazeta, 1882, Nr. 12\u2014-14.\n4)\tMitteilungen der W\u00fcrzburger medizinischen Klinik, Bd. 2, S. 342.\n5)\tIbidem, S. 153.\n6)\tBerichte der d. Chem. Gesellschaft, Bd. 8, S. 336 u. 722.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 101\nselbst vom Zustande des Absorptionsprozesses etc. ab. Diese Betrachtung hatte zur Folge, da\u00df man in dieser Richtung nach neuen Methoden fahndete (Albu,1) Jaffe,2) Salkowski,3) Brieger,4) Sucksdorf),5) und die Klinik verdankt den betreffenden Untersuchungsmethoden einen sehr gro\u00dfen Teil der Erweiterung ihrer Kenntnisse der Prozesse der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis, die im Darmkanal unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen vor sich geht, sowie der sogenannten enterogenen Intoxikationen.\nAu\u00dferdem haben die Untersuchungen ergeben, da\u00df ein gewisser Teil der genossenen Nahrung unvermeidlich der Einwirkung der Mikroorganismen des Darmtraktus anheimf\u00e4llt. Nach den Untersuchungen von Macfadyen, Nencki und Sieber6) werden im D\u00fcnndarm gew\u00f6hnlich nur 6h des Nahrungseiwei\u00dfes assimiliert, w\u00e4hrend der \u00fcbrige Teil desselben im Dickdarm in F\u00e4ulnis \u00fcbergeht; Tappeiner7) berechnet einen Verlust von 10\u00b0/o des \u00abausgen\u00fctzten Eiwei\u00dfes\u00bb im Darmkanal des Pferdes durch bakterische Zersetzung.\nMit dem Fortschreiten unserer Kenntnisse des Wesens der Darmintoxikationen wurde nach Schutzmitteln gegen dieselben gefahndet und geforscht, indem man einerseits, der Idee Bouchards von der Desinfektion des Darmes folgend, phar-maceutische Mittel erprobte, andererseits, von der Empirie ausgehend , den Einflu\u00df der verschiedenen di\u00e4tetischen Mittel studierte. In letzterer Richtung ist eine ganze Reihe von Experimenten gemacht worden, wobei die empirisch begr\u00fcndete Ansicht, da\u00df die Kohlehydrate die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis zu beeinflussen verm\u00f6gen, in den Untersuchungen von M\u00fcller8) und Ort-w\u2019eil er9) \u2014 welche Autoren der Beurteilung dieser Frage das\n*) Berliner klin. Wochensch., 1895, Nr. 44; Deutsche med. Wochenschrift, 1897, Nr. 32.\n*) Virchows Archiv, Bd. 70, S. 72.\ns) Virchows Archiv, 1878, Bd. 73, S. 409.\n4)\tDiese Zeitschr., Bd. II, S. 241.\n5)\tArchiv f. Hygiene, 1886, Bd. 4.\n6)\tArchiv f. exper. Pathologie, Bd. 28, S. 311.\n7)\tZeitschr. f. Biologie, XX.\n8)\tMitteilungen der W\u00fcrzburger medizinischen Klinik, Bd. 2, S. 342.\n9)\tIbidem, S. 153.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nS. Simnitzki\nStudium der Ausscheidung von Indikan mit dem Harn zugrunde gelegt haben \u2014 eine Best\u00e4tigung gefunden hat. Die von E. Krau\u00df Q an Hunden angestellten Experimente haben \u00e4hnliche Resultate ergeben. Demgegen\u00fcber kann man aus den Arbeiten von Biernacki2) und Eisenstadt3) den Schlu\u00df ziehen, da\u00df die Kohlehydrate nur eine schwache hemmende Wirkung auf die Darmf\u00e4ulnis aus\u00fcben; in demselben Sinne hat sich vor kurzem auch Backmann4) ausgesprochen.\nIn Bezug auf die Milchdi\u00e4t erkl\u00e4ren s\u00e4mtliche Autoren einstimmig, da\u00df bei derselben eine bedeutende Herabsetzung der Darmf\u00e4ulnis stattfindet (Poehl),5) Biernacki,2) Winternitz,6) Rennert,7) Skorodumow,8) Albu9) u. a.). Desgleichen soll die Ausscheidung von \u00c4therschwefelverbindungen mit dem Harn beim Genu\u00df von verschiedenen Milchprodukten, wie z. B. beim Genu\u00df von K\u00e4se (Quark), abnehmen (Schmitz,10) Gussarow,11) Nasarow);12) die gleiche Wirkung soll auch dem Kefir zukommen (Rovighi).13)\nWas diejenigen Momente betrifft, die der Milch und deren Produkten die soeben besprochene Wirkung auf die F\u00e4ulnisprozesse verleihen, so gehen die Meinungen der Autoren in\n*) Diese Zeitschr., Bd. XVIII, S. 167.\n*) Deutsches Archiv f. klin. Medizin, Bd. 49 ; Medicinskoe Obosr., 1891, Nr. 31.\n3)\tArchiv f. Verdauungskrankheiten, Bd. 3, S. 155.\n4)\tZeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 44, S. 458.\n5)\tPetersburger med. Wochenschrift, 1887, Nr, 50.\n6)\tZeitschr. f. physikalische Chemie, 1892, S. 460.\n7)\t\u00dcber den Einflu\u00df der gasierten und nichtgasierten Milch auf die Darmg\u00e4rung des gesunden Menschen. St. Peterburger Dissertation, 1893.\n8)\t\u00dcber den Einflu\u00df der Milchdi\u00e4t auf die Darmf\u00e4ulnis bei gesunden Menschen. St. Petersburger Dissertation, 1895.\n9)\tDeutsche med. Wochenschr., 1898, Nr. 32.\n10)\tZeitschr. f. physiol. Chemie, 1894, Bd. 19, S. 386.\nu) Beitrag zur Frage des Einflusses des Quarks auf die Darmf\u00e4ulnis bei gesunden Menschen. St. Petersburger Dissertation, 1895.\n12) \u00dcber den Einflu\u00df der Milch und des Quarks auf die Menge der \u00c4therschwefels\u00e4uren im Harn und der Bakterien in den St\u00fchlen. St. Petersburger Dissertation, 1895.\nM) Diese Zeitschr., 1892, S. 20.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 103\ndiesem Punkte auseinander. Im gro\u00dfen und ganzen lassen sich diese Ursachen auf folgende Momente zur\u00fcckf\u00fchren:\n1.\tauf die den andern Eiwei\u00dfk\u00f6rpern gegen\u00fcber geringere Neigung des Caseins, in F\u00e4ulnis \u00fcberzugehen:\n2.\tauf die Wirkung des Milchzuckers und\n3.\tauf die Wirkung der Milchs\u00e4ure (sowie anderer S\u00e4uren) als Zersetzungsprodukte des Milchzuckers.\nNach Hirschler1) soll das Fett an der besprochenen Wirkung der Milch und deren Produkte gar keinen Anteil haben, weil es im Gegenteil die F\u00e4ulnisprozesse beg\u00fcnstigt (Backmann).2) Andererseits verh\u00e4lt sich das Casein, wie es Winternitz3) gezeigt hat, den F\u00e4ulnisprozessen gegen\u00fcber wie jede andere Eiwei\u00dfart. Da auch der K\u00e4se seine F\u00e4higkeit, die Darmf\u00e4ulnis zu hemmen, einb\u00fc\u00dft, wenn ihm mittels Extraktion der Zucker entzogen wird, so l\u00e4uft die Wirkung der Milch auf die Darmf\u00e4ulnis auf den Einflu\u00df des Milchzuckers hinaus. Hirschler1) hat schon fr\u00fcher gezeigt, da\u00df Rohrzucker, Glycerin, Dextrin, St\u00e4rke, Glykogen und milchsaurer Kalk auf die in Eiwei\u00dfl\u00f6sungen vor sich gehenden F\u00e4ulnisprozesse hemmend wirken; von der Tatsache ausgehend, da\u00df bei allen Experimenten eine gen\u00fcgende Quantit\u00e4t Alkalien zur Bindung der bei der G\u00e4rung entstehenden S\u00e4uren hinzugesetzt wurde, spricht sich Hirschler dahin aus, da\u00df die gr\u00f6\u00dfere S\u00e4urebildung anscheinend keine Rolle spiele, und da\u00df in den Mischungen, welche Zucker (bezw. Kohlehydrate) enthalten, die Anwesenheit dieses letzteren, wie man annehmen mu\u00df, dasjenige Moment sei, welches den hemmenden Einflu\u00df auf den Gang der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis aus\u00fcbt. Au\u00dferdem l\u00e4\u00dft er auch die M\u00f6glichkeit einer Formver\u00e4nderung der Bakterien unter dem Einfl\u00fcsse des Zuckers zu. Dieser Ansicht schlie\u00dft sich auch Winternitz3) an. Seelig,4) der mit Bact. coli experimentiert hat, nimmt gleichfalls an, da\u00df der Milchzucker per se die Zer-\nx) \u00dcber den Einflu\u00df der Kohlehydrate auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis. Diese Zeitschr., Bd. X, S. 306, 1886.\n2) Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 44,-S. 458.\n8) Zeitschr. f. physiologische Chemie, 1892, S. 460.\n4) Virchow\u2019s Archiv, 1896, Bd. 146, S. 53.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nS. Simnitzki,\nSetzung von Pepton hintanh\u00e4lt; jedoch mu\u00df daraufhingewiesen werden, da\u00df hier eine bedeutende Entwicklung von S\u00e4uren beobachtet wurde, wenn auch die Anwesenheit von Milchs\u00e4ure nicht konstatiert werden konnte. Rovighi1) mi\u00dft auf Grund seiner mit Kefir ausgef\u00fchrten Experimente, bei denen ein Teil des Milchzuckers durch G\u00e4rung in Milchs\u00e4ure \u00fcberging, auch dieser letzteren eine gewisse desinfizierende Wirkung bei. Nach Blumenthal h\u00e4ngt die f\u00e4ulnishemmende Wirkung der Milch von der S\u00e4urebildung auf Kosten des in der Milch enthaltenen Zuckers ab. Weitere klinische Untersuchungen \u00fcber den Einflu\u00df gewisser Zuckerarten auf die Darmf\u00e4ulnis haben ergeben, da\u00df sowohl Milchzucker in einer Quantit\u00e4t von 75 g pro die (Solu c ha,2) Kopecki),3) wie auch Traubenzucker in einer Quantit\u00e4t von 70 g pro die (Wereschtschagin)4) die Darmf\u00e4ulnis bedeutend herabsetzen; die Milchs\u00e4ure \u00fcbt eine solche Wirkung aus, wenn sie in einer Quantit\u00e4t von 1,5 pro die verabreicht wird (Kopecki).3) Bei Genu\u00df von Milch und Quark sinkt die Zahl der in den Faeces enthaltenen Bakterien bedeutend (Nasaro w).5)\nDa\u00df konzentrierte Zuckerl\u00f6sungen die Lebensf\u00e4higkeit der Bakterien zu beeinflussen verm\u00f6gen, beweisen die Versuche der Wundbehandlung in der antiseptischen Zeit, als man sich derselben bediente, um einer eventuellen Eiterung der Wundoberfl\u00e4che vorzubeugen. Noch im Jahre 1888 hat Jacques Bey6) Zuckersirup zur Behandlung von Verbrennungen empfohlen. Fischer7) hat sich \u00fcberzeugt, da\u00df Eiter, Trans-und\nfl Diese Zeitschr., 1892, S. 20.\n2)\tBeitrag zur Frage des Einflusses des Milchzuckers auf den Eiwei\u00dfstoffwechsel und die Darmf\u00e4ulnis bei gesunden Menschen. St. Petersburger Dissertation, 1896.\n3)\tBeitrag zur Frage der Wirkung des Milchzuckers und der Milchs\u00e4ure auf die Harnsekretion und die Darmf\u00e4ulnis bei gesunden Menschen. St. Petersburger Dissertation, 1900.\n4)\tBeitrag zur Frage des Einflusses des Traubenzuckers auf die Darmf\u00e4ulnis bei gesunden Menschen. St. Petersburger Dissertation, 1895.\n5)\t\u00dcber den Einflu\u00df der Milch und des Quarks auf die Menge der \u00c4therschwefels\u00e4uren im Harn und der Bakterien in den St\u00fchlen. St. Petersburger Dissertation, 1895.\n6)\tR\u00e9vue g\u00e9n\u00e9r. de clin, et de th\u00e9rapeutique, 31. Mai 1888.\n7)\tZeitschr. f. Chirurgie, Bd. 22, S. 225.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 105\nExsudate im Beisein einer 25\u00b0/oigen Zuckerl\u00f6sung l\u00e4ngere Zeit unzersetzt erhalten werden konnten. Die Fortschritte der Bakteriologie haben gelehrt, da\u00df Zucker selbst in sehr schwachen Konzentrationen bisweilen einen ung\u00fcnstigen Einflu\u00df auf die vitalen Eigenschaften gewisser Bakterien, beispielsweise des Staphylococcus pyogenes aureus, aus\u00fcbt. So verliert z. B. der Staphylococcus pyogenes aureus unter der Einwirkung einer Zuckerl\u00f6sung sein Verm\u00f6gen, Pigment zu produzieren (Buj wid) ,*) w\u00e4hrend der Choleravibrio in alkalischen Eiwei\u00dfmedien kein Indol produziert (Corini);* 2) manche Bakterien verlieren ihr proteolytisches Verm\u00f6gen (Auerbach);3) schlie\u00dflich gibt es auch solche Bakterien, auf welche schon Spuren von Zucker verderblich ein wirken (Hell str\u00f6m).4)\nIn Anbetracht des Umstandes, da\u00df die Wirkung der verschiedenen Zuckerarten auf die F\u00e4ulnis erst im Darmkanal zur Geltung kommt, ist es von Interesse, von einigen Angaben \u00fcber das Schicksal des per os eingef\u00fchrten Zuckers Kenntnis zu nehmen. Bekanntlich werden Saccharosen nicht per se, sondern, nachdem sie gewisse Ver\u00e4nderungen erfahren haben, vom Organismus aufgenommen; so bestehen beispielsweise f\u00fcr Milchzucker schon im Magen Verh\u00e4ltnisse, die eine Spaltung desselben in Glukose und Galaktose erm\u00f6glichen (Hammarsten), nach Dastre5) geht die Aufnahme des Milchzuckers aus dem Darm nur in diesem Zustande vor sich. Albertoni6) hebt hervor, da\u00df Milchzucker viel schwerer resorbiert wird als Glukose (Traubenzucker) und, indem er l\u00e4nger im Darmkanal verweilt, eine durch Bakterien bewirkte Zersetzung erf\u00e4hrt, wobei in den obern Abschnitten des Darmkanals Milchs\u00e4ure, im untern Abschnitt weitere Zersetzungsprodukte desselben pr\u00e4valieren (Nothnagel und Ro\u00dfbach).7)\n*) Centralblatt f. Bakteriologie, 1888, Bd. 2, S. 588.\n2)\tIbidem, Bd. 13, S. 790.\n3)\tArchiv f. Hygiene, 1899, Bd. 31, S. 311.\n4)\tCentralbl. f. Bakteriologie, 1899, 1, 170, 217.\n5)\tTransformation du lactose dans l\u2019organisme. Arch, de physiol., 1890, S. 103.\n6)\tArch, italien, de Biologie, 1895, T. 15, p. 321.\n7)\tLehrbuch der Pharmakologie. 2. russische Ausgabe, Bd. 2, S. 479.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nS. Simnitzki\nIndem ich mich nun meinen eigenen Untersuchungen zuwende, m\u00f6chte ich zun\u00e4chst darauf hinweisen, da\u00df denselben das Studium des Einflusses des Milchzuckers als eines der Bestandteile der Milch auf die F\u00e4ulnis zugrunde gelegt worden ist, weil die Autoren den Einflu\u00df des Milchzuckers auf die F\u00e4ulnis im Prinzip zwar anerkennen, in ihren Ansichten \u00fcber die Art und Weise, in der diese Wirkung stattfindet, auseinandergehen. Da aber nach Nencki (\u00dcber den chemischen Mechanismus der F\u00e4ulnis, Journal f\u00fcr praktische Chemie, 17, 105) bei F\u00e4ulnis von Eiwei\u00dfsubstanzen Hydratations-, Oxydationsund Reduktionsprozesse beobachtet werden, so konnte man als Resultat der Hydrolyse des Milchzuckers in faulenden Mischungen nat\u00fcrlich teilweise eine Spaltung desselben in Traubenzucker und Galaktose erwarten; aus diesem Grunde wurde gesondert auch der Einflu\u00df dieser Zuckerarten auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis untersucht. Das Interesse dieser Experimente wird noch dadurch gehoben, da\u00df Milchzucker auch im Magen-Darmkanal sich in dieselben Kompenenten spaltet. Au\u00dferdem kann man, wenn man die durch die Aldehydgruppe bedingten Eigenschaften der Glukose in Betracht zieht, an die M\u00f6glichkeit denken, da\u00df unter dem Einfl\u00fcsse der die F\u00e4ulnis begleitenden Reduktionsprozesse auch eine partielle Umwandlung der Zuckerarten in \u00dfatomigen Alkohol stattfindet. Dieser Umstand gab Veranlassung, einen Versuch mit Mannit anzustellen und die Wirkung desselben auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis zu studieren, umsomehr als Hirse hl er auf den Einflu\u00df des Glycerins (\u00dfatomiger Alkohol) aufmerksam gemacht hat.\nVon den oben angef\u00fchrten Tatsachen beanspruchen besonderes Interesse unbedingt die so h\u00e4ufig zitierten, von Hirsch 1er erzielten Resultate. Jedoch lassen sich gegen die von Hirschi er ausgef\u00fchrten Experimente einige Einwendungen machen. Erstens geht aus der Versuchsanordnung hervor, da\u00df in der Fl\u00fcssigkeit, welche der F\u00e4ulnis ausgesetzt war, wenig Eiwei\u00dfsubstanzen enthalten waren, da diese Fl\u00fcssigkeit nur ein Fleisch- und Pankreas-Extrakt war, so da\u00df die Zahl der hinzugef\u00fcgten Kohlehydrate (16 g) zu bedeutend in bezug auf das Eiwei\u00df gewesen sein konnte. Zweitens wurden in den","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 107\nExperimenten Hirsehlers die Mischungen in Kolben der \u00abAutoinfektion\u00bb \u00fcberlassen, wobei nat\u00fcrlich infolge der verschiedenen Verh\u00e4ltnisse des Mediums (Vorhandensein und Nichtvorhandensein von Zucker) schon a priori eine Differenz in der Bakterienflora angenommen werden kann; drittens wurde die Quantit\u00e4t des Ausgangs- und des durch die Bakterien zersetzten Eiwei\u00dfes in dem einen und in dem anderen Falle nicht bestimmt; au\u00dferdem fehlen Angaben dar\u00fcber, ob am Ende des Experiments der ganze Zucker zersetzt oder ein Teil desselben noch unver\u00e4ndert war.\nAlle diese Momente schaffen gewisse Schwierigkeiten bei der Beurteilung der so interessanten Untersuchung \u00fcber den Einflu\u00df der Kohlehydrate auf die F\u00e4ulnis. Aus diesem Grunde schien es von Interesse und f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des Wesens der vor sich gehenden Erscheinungen wichtig, die quantitativen Beziehungen der bei der F\u00e4ulnis sich bildenden Substanzen zu erforschen und auf diese Weise den Modus der Einwirkung der verschiedenen Zuckerarten resp. der Kohlehydrate n\u00e4her zu charakterisieren.\nIndem ich einerseits bestrebt war, mich im wesentlichen an die Experimente Hirsehlers anzulehnen, und andererseits erwog, da\u00df nach den Arbeiten von E. und H. Salkowski die Prozesse der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis, welche bei der experimentellen Erforschung der Frage stattfinden, in h\u00f6chstem Grade an die Prozesse der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis im Darm erinnern, habe ich es als zweckm\u00e4\u00dfiger erachtet, nicht mit irgend welchen bestimmten Bakterienarten, sondern mit Mischkulturen zu arbeiten, um wenigstens gewisserma\u00dfen die M\u00f6glichkeit zu haben, die gewonnenen Tatsachen zur Erl\u00e4uterung der Frage des Einflusses der verschiedenen Zuckerarten resp. Kohlehydrate auf die Darmf\u00e4ulnis zu verwenden \u2014 einer Frage, welche, wie wir bereits gesehen haben, mehrfach zum Gegenstand der klinischen Untersuchung auserkoren wurde.\nBei der quantitativen Analyse der Produkte, mit welchen ich bei meinen Experimenten zu tun hatte, bestimmte ich nur einige, f\u00fcr welche bereits mehr oder minder genaue Methoden vorhanden sind, und welche zur Beurteilung der F\u00e4ulnis am","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nS. Simnitzki,\nwichtigsten erscheinen, wie Phenol, Indol, Ammoniak, SH., und Merkaptan; au\u00dferdem wurde auch die Quantit\u00e4t der zur Entwicklung gelangenden fl\u00fcchtigen und nichtfl\u00fcchtigen S\u00e4uren bestimmt. Indem ich die Quantit\u00e4t des durch die Bakterien zersetzten Eiwei\u00dfes bestimmte, hatte ich einen ungef\u00e4hren Ma\u00dfstab zur Beurteilung der Itensit\u00e4t der unter dem Einfl\u00fcsse des Zuckers stattfindenden bakteriellen Zersetzung. Au\u00dferdem wurden je nach den Verh\u00e4ltnissen auch andere Produkte bestimmt, meistenteils qualitativ (Aldehyd, Bernstein- und Milchs\u00e4ure - etc.).\nDie Versuchsordnung war folgende: In 2 Kolben (von je 2 1 Raumgehalt) wurden je 1100\u20141150 ccm Wasser gegossen; letzteres wurde so lange gekocht, bis in den Kolben nur noch 1 1 Wasser blieb, was durch einen an den Kolben angebrachten Strich bestimmt wurde ; hierauf wurden die Kolben mit Watte verschlossen und der Abk\u00fchlung \u00fcberlassen. Nach der Abk\u00fchlung wurden in die Kolben je 125 g ein und desselben feingehackten mageren Fleisches (ca. 25 g Eiwei\u00df), je 20 ccm in K\u00e4lte ges\u00e4ttigte Natriumcarbonatl\u00f6sung und in einen der Kolben eine bestimmte Quantit\u00e4t Zucker (12,5 oder 6,25 g) hineingebracht. Die Kolben wurden mit einer bestimmten Quantit\u00e4t (40 ccm) einer faulenden Eiwei\u00dfmischung (Impfmischung nach Salkowski: Practicum der physiologischen und pathologischen Chemie. Berlin 1900, S. 223) infiziert. Diese Infizierungsmethode hat viele Vorz\u00fcge, weil in diesem Falle, wenn man die Verh\u00e4ltnisse des Antagonismus im Wachstum der Bakterien, welche Eiwei\u00dfsubstanzen und Kohlehydrate resp. Zucker spalten, in Betracht zieht, eine Bakterienflora hineingebracht wurde, die augenscheinlich eine gr\u00f6\u00dfere Affinit\u00e4t zu Eiwei\u00df besitzen mu\u00df. \u2014 Die Befolgung der oben geschilderten Ma\u00dfnahmen leistete uns somit gen\u00fcgende Gew\u00e4hr f\u00fcr den Vergleich der bei der Analyse erhobenen Befunde: der Infizierungsmodus, die Menge der f\u00fcr das Experiment verwendeten Substanzen, sowie die \u00fcbrigen Versuchsbedingungen waren \u00fcberall die gleichen, und der Unterschied lag nur darin, da\u00df zum Inhalt des einen der Kolben Zucker zugesetzt wurde, w\u00e4hrend der andere Kolben","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 109\nzur Kontrolle und als Vergleichseinheit diente. Die Kolben wurden mittels Kautschukpropfen verschlossen, die mit zwei \u00d6ffnungen versehen waren; in der einen \u00d6ffnung steckte ein langes Glasr\u00f6hrchen, das in die Fl\u00fcssigkeit versenkt war, und dessen oberes, mit Watte verschlossenes Ende mit der Luft kommunizierte ; in der zweiten \u00d6ffnung steckte ein kurzes Rohr, welches mittels eines Gummir\u00f6hrchens mit einem Glasrohr kommunizierte, das bis auf den Boden eines Wulfsehen Gef\u00e4\u00dfes reichte, welches eine L\u00f6sung von Quecksilbercyanid enthielt. Die Kolben wurden in den Brutschrank (39\u2014400 G.) f\u00fcr die Dauer von 4 Tagen gestellt und h\u00e4ufig gesch\u00fcttelt. Dieser Zeitraum ist aus dem Grunde gew\u00e4hlt worden, weil er, sofern man nach den Vorversuchen urteilen konnte, f\u00fcr die Zersetzung der f\u00fcr den Versuch verwendeten Zuckermenge ausreichend war. Die Quantit\u00e4t der zu pr\u00fcfenden Kohlehydrate machte 25\u00b0/o und 50\u00b0/o des Eiwei\u00dfes der Mischung aus. Die Gesamtzahl der Experimente betr\u00e4gt 20, diejenigen, die zur Aufkl\u00e4rung einiger speziellen Fragen vorgenommen wurden, nicht mitgerechnet.\nWas die Details der Methodik der Analyse betrifft, so m\u00f6chte ich mich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Arbeiten von E. und H. Salkowski, von Blumenthal1) und das Lehrbuch von F. Hoppe-Seyler-Thierfelder berufen und nur hervorheben, da\u00df ich das Indol mittels direkter Methode als solches bestimmte, weil diese Methode augenscheinlich genauere Resultate liefert, als die Bestimmung des Indols in Form von Nitrosoindol bezw. von pikrinsaurem Indol (Blumenthal S. 8).\nIm gro\u00dfen und ganzen war der Verlauf der Untersuchung folgender: Nach 4t\u00e4gigem Stehen der Mischungen im Brutschrank wurden aus den Kolben die Gase (SH2 und Merkaptan) mittels IV2\u20142 st\u00e4ndiger Durchleitung von Luft durch die oben n\u00e4her geschilderten vereinigten Gef\u00e4\u00dfe mittels Wasserstrahlpumpe, unter m\u00e4\u00dfiger Erw\u00e4rmung der Kolben mit den faulenden Mischungen auf einem Sandbad, entfernt und in einer Quecksilbercyanidl\u00f6sung aufgefangen. Hierauf wurden von den\n\u00d6 Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 28, H. 3\u20144.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nS. Simnitzki,\nMischungen unterZusatz von Wasser m\u00f6glichst genau je 1500 ccm abdestilliert und das gewonnene Destillat filtriert ; ein Teil desselben wurde qualitativ auf Indol (Reaktionen von Nencki, Legal, sogenannte Gholerarotreaktion), sowie auf Phenol und Parakresol (Reaktion mit Mill on sehen Reagens und HCl -f- Brom-wasser), Alkohol und Aldehyd (Reaktion mit S04H2 -\\- chromsaures Kali, mit Jod-Jodkalium -f- NaHO und ammoniakalisch-alkalischer Silberl\u00f6sung) untersucht. 1000 ccm wurden mehrfach mit \u00c4ther bearbeitet, der \u00c4therauszug nach mehrmaliger Schiittelung mit schwacher NaHO-L\u00f6sung diente zur Restimmung des Indols. 300 ccm Destillats dienten zur Restimmung des Phenols (in Form von Tribromphenol).\nDer im Kolben gebliebene R\u00fcckstand wurde eingedampft und durch Rearbeitung mit 95\u00b0/oigem bezw. absolutem Alkohol in einen in Alkohol unl\u00f6slichen und einen in Alkohol l\u00f6slichen Anteil getrennt. Der in Alkohol unl\u00f6sliche Anteil diente, nachdem er mit \u00c4ther extrahiert und dadurch getrocknet war, zur Restimmung des der Zersetzung durch die Rakterien entgangenen Eiwei\u00dfes. Der in Alkohol l\u00f6sliche Anteil wurde eingedampft, dann mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure destilliert, die fl\u00fcchtigen S\u00e4uern im Destillat durch Titrieren bestimmt. Der bei der Destillation gebliebene R\u00fcckstand wurde mit alkoholhaltigem \u00c4ther angesch\u00fcttelt und dieser Auszug gleichfalls titriert (nicht-fl\u00fcchtige S\u00e4uern).\nIndem ich mich nun der Retrachtung der von mir erhobenen Befunde zuwende, erachte ich es im Interesse der weitern Darstellung f\u00fcr zweckm\u00e4\u00dfig, darauf hinzuweisen, welchen Einflu\u00df der eine oder der andere Prozentgehalt der faulenden Mischungen an Zucker auf die Zersetzung des Eiwei\u00dfes durch Bakteriengehalt hat, weil die betreffenden Quantit\u00e4ten bei den weitern Betrachtungen als Ma\u00dfstab zum Vergleich der gewonnenen Produkte dienen werden (Tabelle I).","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc 111\nTabelle I.\nExperimente\t\tProzentuales Verh\u00e4ltnis des Zuckers zum Eiwei\u00df\tDauer des Versuchs\tQuantit\u00e4t der zersetzten Eiwei\u00dfsubstanzen in g\t| in Prozent\t\tQuantit\u00e4t des unzer-setzt gebliebenen Zuckers\n\tA\t~\u00a9 o o (M\t9 Tage\t16,4\t65,6\t1,765 g\ng\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t24,33\t97,32\t0\n\tB\t50\t4 Tage\t6,73\t26,92\t0\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t22,25\t89,0\t0\n\u00cfSI\tc\t25\t4 Tage\t18,5\t74,0\t0\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t23,69\t94,76\t0\nS\tD\t50\t4 Tage\t10,8\t43,2\t0\n\u00a3S2 fi\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t22,95\t91,8\t0\n\tE\t25\t4 Tage\t16,5\t66,0\t0\nH\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t23,1\t92,4\t0\n\tH\t50\t4 Tage\t19,02\t76,08\t0\ncn\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t22,68\t90,72\t0\n, *\u25a0> <\t\t\t\t\t\t\n\tJ\t25\t4 Tage\t18,5\t74,0\t0\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t18,93\t75,72\t0\n1 1\tK\t50\t4 Tage\t12,75\t54,0\t0\n\u00ab\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t21,38\t85,52\t0\ns \\\t\t\t\t\t\t\nAus der Betrachtung der im Vorstehenden verzeichneten Befunde geht deutlich hervor, da\u00df die st\u00e4rkste hemmende Wirkung auf die Eiwei\u00dfzersetzung durch die Anwesenheit von Milchzucker, dann durch diejenige von Traubenzucker bedingt war ; die Wirkung der Galaktose hat sich als eine sehr beschr\u00e4nkte erwiesen, und deren Anwesenheit in einer Quantit\u00e4t von 25\u00b0/o im Verh\u00e4ltnis zu der Eiwei\u00dfquantit\u00e4t der Mischung blieb schon fast \u00fcberhaupt ohne Einflu\u00df auf den Zersetzungsvorgang. Die Mitte zwischen Traubenzucker und Galaktose nimmt seiner Wirkung nach Mannit ein. Aus einigen speziellen Experimenten geht hervor, da\u00df die Zersetzung in Mischungen mit und ohne Zucker am ersten Tage des Experiments ungef\u00e4hr zu gleicher Zeit beginnt. Daraus folgt, da\u00df die Zersetzung des Eiwei\u00dfes,","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nS. Simnitzki,\ndie in beiden F\u00e4llen gleichzeitig beginnt, in Gegenwart von Zucker quantitativ nicht mit gleicher Energie vor sich geht. Was die Abweichungen im Zersetzungsvorgang selbst betrifft, so geht dies aus der Betrachtung und der Gegen\u00fcberstellung der einzeluen Substanzen, die sich im Laufe des Experiments bilden, deutlich hervor.\nPhenol und Indol.\nTabelle II.\n\t\tProzen-\tDauer des Versuchs\tQuantit\u00e4t d. Phenols\t\t0 uantit\u00e4t des Indols\t\nExperimente\t\ttualesVer- h\u00e4ltnis des Zuckers z. Eiwei\u00df\t\tin Gramm\timprozen-tualenVer-h\u00e4ltnis z. zersetzten Eiwei\u00df\tin Gramm\tim prozentual enVer-h\u00e4ltnis z. zersetzten Eiwei\u00df\n\tA\t200\t9 Tage\t0\t0\t0\t0\nCD\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,164\t0,68\t0,1563\t0,6\n\u2022s\tB\t50\t4 Tage\t0\t0\t0\t0\no\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,0987\t0,43\t0,0854\t0,38\n\u00a7\tG\t25\t4 Tage\t0,044\t0,238\t0,043\t0,232\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,087\t0,36\t0,101\t0,425\n\tD\t50\t4 Tage\t0\t0\t0\t0\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,093\t0,405\t0,092\t0,404\n\tE\t25\t4 Tage\t0,047\t0,28\t0,023\t0,14\no 3 n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,102\t0,437\t0,082\t0,35\nCD .-Q\tF\t50\t4 Tage\t0\t0\t0\t0\ng H\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,22\t\u2014\t0,1462\t\u2014\n\tG\t25\t6 7* Tage\t0,0855\t\u2014\t0,068\t\u2014\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,1047\t\u2014\t0,106\t\u2014\n8\u00c8 tn O\tH\t50\t4 Tage\t0,0154\t0,08\t0,003\t0,016\n\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,101\t0,44\t0,0824\t0,363\nl\u00e0 < ci 73 O\t\t\t\t\t\t\t\n\tJ Kontrollversuch\t25 0\t4 Tage \u00bb\t0,0668 0,0849\t0,38 0,452\t0,0658 0,075\t0,357 0,4\n| |\tK\t50\t4 Tage\t0,04324\t0,39\t0,032\t0,25\nS \u00a7 1\tKontrollversuch\t0\t\u00bb\t0,101\t0,51\t0,078\t0,36\nIn den Experimenten F und G wurde die Quantit\u00e4t des durch die Bakterien zersetzten Eiwei\u00dfes nicht bestimmt.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Milch\nBeitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 113\nAus der vorstehenden Tabelle geht hervor, da\u00df die Anwesenheit von 50\u00b0/o Milchzucker oder Traubenzucker in der Eiwei\u00dfmischung die Bildung von Phenol und Indol (innerhalb eines 4t\u00e4gigen Zeitraums) vollst\u00e4ndig hemmt; im Beisein von 200o/o Milchzucker fehlen Indol und Phenol selbst gegen Ende des 9. Tages, zu welcher Zeit die Menge des zersetzten Eiwei\u00dfes 65,6 \u00b0/o ausmacht. Galaktose und Mannit (50 \u00b0/o) besitzen diese Eigenschaft nicht, wenn auch die Bildung von Indol und Phenol bei Galaktose sehr beschr\u00e4nkt ist. Im Beisein von geringeren Quantit\u00e4ten Trauben- und Milchzucker (25 \u00b0/o) f\u00e4llt diese hemmende Wirkung derselben aus. Immerhin bildet sich dabei um die H\u00e4lfte weniger Indol und Phenol, als in den entsprechenden Kontrollversuchen. Am n\u00e4chsten kommt dann seiner Wirkung nach Mannit (50\u00b0/o), w\u00e4hrend f\u00fcr Galaktose (25 \u00b0/o) die Differenz, welche sich aus dem Vergleich mit dem betreffenden Kontrollexperiment ergibt, schon eine sehr unbedeutende ist,\nAmmoniak.1)\nTabelle III.\nExperimente\nQuantit\u00e4t\ndes\nzersetzten\nEiwei\u00dfes\ndessen\nStickstoff\nQuantit\u00e4t\ndes\nNH3 im Destillat\nStickstoff\ndesselben\nProzent des Stickstoffes des NH3 im Verh\u00e4ltnis zum Stickstoff des in Zersetzung \u00fcbergegangenen Eiwei\u00dfes\nVer-\nh\u00e4ltnis\nA\nKontrollversuch\n16,4\nB\nKontrollversuch\n6,73\n22,25\n2,618\n1,077\n3.568\n0,1321\n0,0680\n1,4996\n0,0878\n0,0560\n1,2348\n3,35\n5,20\n34,61\n1: 6,50\nKontrollversuch\n18,50\n23,69\n2,960\n3,790\n0,6440\n1,2089\n0,5474\n0,9954\n18,49\n26,23\n1 :1,42\nl) Es ist zu bemerken, da\u00df die Werte durchschnittlich etwas zu niedrig sein d\u00fcrften, infolge der angewendeten Methode. Das Ammoniak wurde n\u00e4mlich im Destillat bestimmt, nachdem dasselbe behufs Gewinnung von Indol mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt war. Es zeigt sich hier auch die schon von Blumenthal hervorgehobene Schwierigkeit, die Mischungen nach allen Richtungen quantitativ zu verarbeiten.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nS. Simnitzki.\nExperimente\t\tQuantit\u00e4t des\tdessen\tQuantit\u00e4t des\tStickstoff\tProzent des Stickstoffes des NH3 im Verh\u00e4ltnis zum Stick-\tVer-\n\t\tzersetzten Eiwei\u00dfes\tStickstoff\tNH3 im Destillat\tdesselben\tstoff des in Zersetzung \u00fcbergegangenen Eiwei\u00dfes\th\u00e4ltnis\n\tD\t10,80\t1,728\t0,1275\t0,1050\t6,08\t\\ 1 \u2022 Q 79\n\tKontrollversuch\t22,95\t3,672\t1,0090\t0,8309\t22,63\t/1 \u25a0\n\tE\t16,50\t2,640\t0,6640\t0,5474\t24,39\t11:1,19\n\u00dc gj\tKontrollversuch 1\t23,10\t3,696\t1,3070\t1,0766\t29,13\t\no\tF\t\u2014\t\u2014\t0,7398\t0,6193\t\u2014\t\\ _\ns\tKontrollversuch\t\u2014\t\u2014\t1,8320\t1,5078\t\u2014\ti\n\tG\t\u2014\t\u2014\t1,7136\t1,4112\t\u2014\t\\ _\n\tKontrollversuch\t\u2014\t\u2014\t1,9040\t1,5680\t\u2014\t/\no m c\tH Kontrollversuch\t19,02 22,68\t3,043 3,629\t0,5702 1,2138\t0,4696 0,9960\t15,43 33,45\tJ 1: 2,10\nc3 O\tJ Kontrollversuch\t18,50 18,93\t2,960 3,029\t0,6582 0,7140\t0,5421 0,5880\t18,31 19,41\t11 :1,08\nMannit I\t1 \u00ab | Kontrollversuch\t12,75 21,38\t2,040 3,405\t0,5885 1,5716\t0,4845 1,2942\t23,75 38,00\t} 1 : 1,6\nEs hat sich somit auf den Gehalt des Destillats an NH3 gleichfalls in auffallender Weise der Einflu\u00df sowohl der betreffenden Zuckerart, wie auch die Quantit\u00e4t des Zuckers in der faulenden Eiwei\u00dfmischung geltend gemacht. Dies tritt uns mit augenscheinlicher Klarheit in den in der Tabelle III angef\u00fchrten Experimenten entgegen. So haben z. B. bei Anwesenheit von 50 \u00b0/o Zucker in der Mischung die in Prozenten in bezug auf den Stickstoff der entsprechenden Mengen des in Zersetzung \u00fcbergegangenen Eiwei\u00dfes berechneten Stickstoffmengen des im Haupt- und Kontrollexperiment zur Bildung gelangten Ammoniaks sich zu einander wie 1 : 6,5 bei Milchzucker, wie 1 : 3,72 bei Traubenzucker, wie 1 : 2,1 bei Galaktose und wie 1 : 1,6 bei Mannit verhalten. Eine so hohe Differenz wurde bei geringerem","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc.\n115\nZuckergehalt, beispielsweise bei 25o/0, nicht beobachtet, w\u00e4hrend sie im Experiment mit Galaktose schon fast verschwindet (Experiment I). Auf diese Weise war die schwach ausgesprochene Ammoniakproduktion in den zuckerhaltigen Mischungen, namentlich wenn man die bedeutende, durch Zersetzung der Mischungen bedingte S\u00e4urebildung in Betracht zieht, nat\u00fcrlich unzureichend, um eine gen\u00fcgende Alkalescenz des Mediums zu geben, welche f\u00fcr die weitere Zersetzung der Eiwei\u00dfsubstanzen durch Bakterien so notwendig ist; man mu\u00df infolgedessen in dieser Erscheinung ohne Zweifel einen der Faktoren des hemmenden Einflusses auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis erblicken.\nSchwefelwasserstoff und Merkaptan.\nIn zuckerhaltigen Mischungen trat schon am zweiten Tage des Experiments Ausscheidung von SH2 ein, was sich durch den Ausfall eines schwarzen Niederschlags in der Quecksilbercyanidl\u00f6sung zeigte; hierauf gesellte sich zu dieser Erscheinung der Ausfall von Merkaptan hinzu. In Mischungen, welche keinen Zucker enthielten, verschwand diese Differenz, und die Ausscheidung der Gase, welche gleichfalls am zweiten Tage begann, erreichte gew\u00f6hnlich eine h\u00f6here Intensit\u00e4t. Die Niederschl\u00e4ge, welche sich in den Quecksilbercyanidl\u00f6sungen bei den Experimenten mit Zucker bildeten, sahen gew\u00f6hnlich dunkler aus, w\u00e4hrend sie in den entsprechenden Kontrollexperimenten von gelblich-oliver Farbe, flockig und mehr volumin\u00f6s waren. Im Experiment A (200 \u00b0/o Milchzucker) begann die Ausscheidung von Schwefelwasserstoff erst am Ende des vierten Tages. Der Niederschlag diente zur Bestimmung der ausgeschiedenen Schwefelwasserstoffund Methylmerkaptanmengen. Von der Annahme ausgehend, da\u00df frisches Fleisch 0,216\u00b0/o Schwefel (nach Voit)1) enth\u00e4lt, habe ich daraufhin auch die Berechnung des S f\u00fcr meine Experimente ausgef\u00fchrt (in 125 g waren 0,27 g S enthalten).\n0 Voit u. Bischoff: Ern\u00e4hrung des Fleischfressers, S. 302. Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXIX.\t9","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nS. Simnitzki,\nTabelle IV.\nExperimente\t\tantit\u00e4t des ;ersetzten Eiwei\u00dfes\tS im zersetzen Eiwei\u00df\tVon dem abgespaltenen S ist als H,S abgespalten\t\trozentuales h\u00e4ltnis zum S in der Mischung\tVon dem abgespaltenen S ist als Merkaptan abgespalten\t\trozentuales h\u00e4ltnis zum S in der Mischung\n\t\t3 ^ C*\t\tin g\tin Proz.\tS >\tg\tProzent\t\n\tA\t16,4\t0,17712\t0,016\t100\t5,92\t0\t0\t0\n\tKontrollversuch\t24,33\t0,26276\t0,0571\t.59,8\t21,15\t0,0384\t40,2\t14,22\n\u00d6\tB\t6,73\t0,072680\t0,001\t100\t0,37\t0\t0\t0\nN \u2018 \u00fc\tKontrollversuch\t22,55\t0,24350\t0,0448\t66,46\t16,4\t0,0226\t33,54\t8,37\n\tG\t18,5\t0,19980\t0,04864\t98,36\t19,01\t0,0081\t1,64\t3,0\n\tKontrollversuch\t23,69\t0,25855\t0,06240\t73,24\t23,11\t0,0228\t26,76\t8,44\n\u25a0% -\u00a7 <\tI D | Kontrollversuch\t10,8 22,95\t0,11664 0,24786\t0,0152 0,08672\t100 71,52\t5,63 17,3\t0 0,01861\t0 28,48\t0 6,9\n\t1\tH\t19,02\t0,20542\t0,0198\t62,28\t7,33\t0,01200\t37,72\t4,44\n2f 1 1*3 525\tI Kontrollversuch\t22,68\t0,24494\t0,0395\t68,63\t14,63\t0,01806\t31,37\t6,7\n11\t!\tK\t12,25\t0,13746\t0,0246\t67,33\t9,11\t0,01194\t32,67\t4,42\nJl\tI Kontrollversuch\t21,38\t0,23090\t0,0424\t66,57\t14,5\t0,02130\t33,43\t7,89\nAus der vorstehenden Tabelle geht hervor, da\u00df in den Kontrollexperimentell (4t\u00e4gigen) von dem Schwefel, der in Form von Gasen, n\u00e4mlich in Form von Schwefelwasserstoff und Merkaptan, abgespalten ist, auf den Schwefel des, ersteren 66,46\u201471,52 \u00b0/o, auf denjenigen des letzteren nur 29,48\u201433,54\u00b0/o entfallen, wobei die mit diesen Gasen zur Ausscheidung gelangte Schwefelmenge 22,33\u201429,55 \u00b0/o des Gesamtschwefels der Mischung und in dem 9t\u00e4gigen Experiment (A) 35,37 \u00b0/o desselben ausmacht. In den Experimenten mit Zucker wurden folgende Erscheinungen wahrgenommen: Im Beisein von 50\u00b0/'o Milch- oder Traubenzucker wurde Merkaptan \u00fcberhaupt nicht ausgeschieden, so da\u00df s\u00e4mtliche 100 \u00b0/o des in Form von Gasen zur Ausscheidung gelangten Schwefels auf den Schwefel des Schwefelwasserstoffs entfielen, wobei die Quantit\u00e4t dieses Schwefels bei Milchzucker nur 1,37 \u00b0/o des Gesamtschwefels des zersetzten Eiwei\u00dfes (im entsprechenden Kontrollversuch 18,4 \u00b0/o) oder","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 117\n0,37 \u00b0/o des Gesamtschwefels der Mischung (im entsprechenden Kontrollexperiment 16,4\u00b0/o) ausmachte; im Versuch mit Traubenzucker (50\u00b0/o) macht schon der Schwefel des Schwefelwasserstoffs 13,03\u00b0/o des Gesamtschwefels des zersetzten Eiweihes (im entsprechenden Kontrollexperiment 18,85\u00b0/o) oder 5,63 \u00b0/o des Gesamtschwefels der Mischung (im Kontrollexperiment 17,3\u00b0/o) aus. In den Experimenten mit 25\u00b0/o Milch- und Traubenzucker wurde schon eine gewisse Ausscheidung von Merkaptan beobachtet: so betrug im Experimente (Milchzucker) der in Form von Merkaptan zur Ausscheidung gelangte Schwefel 1,64 \u00b0/o des Gesamtschwefels, welcher mit beiden Gasen (Merkaptan und Schwefelwasserstoff) zur Ausscheidung gelangt ist, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen 98,36 \u00b0/o auf'den Schwefel des Schwefelwasserstoffs entfielen. Die Anwesenheit von 50\u00b0/o Mannit bezw. Galaktose f\u00fchrte gleichfalls keine Einschr\u00e4nkung der Merkaptanausscheidung herbei; dabei betrug die Menge des in Form von Schwefelwasserstoff ausgeschiedenen Schwefels schon 11,7 70 /o bezw. 13,53 o/o des Gesamtschwefels der Mischung. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, da\u00df in Gegenwart von Galaktose die Ausscheidung von Schwefel in Form von Merkaptan augenscheinlich intensiver vor sich ging (37,72 <Vo), als im entsprechenden Kontrollexperiment (31,37 \u00b0/o). In den 4t\u00e4gigen Kontrollexperimenten ging die Ausscheidung von Schwefel mit den Gasen haupts\u00e4chlich in Form von Schwefelwasserstoff vor sich, w\u00e4hrend im Experiment mit l\u00e4ngerer Dauer (9t\u00e4giges Experiment A) eine Zunahme der Merkaptanausscheidung bemerkbar wird. Diese Tatsache best\u00e4tigt somit die Ansicht der Autoren, da\u00df dort, wo bei der bakteriellen Eiwei\u00dfzersetzung gleichzeitig eine Ausscheidung von Schwefelwasserstoff und Merkaptan wahrgenommen wird, die Ausscheidung des letzteren mit der Zeit intensiver wird (Sieber und Schubenko,x) Blumenthal).* 2)\nS\u00e4urebildung.\nIn Anbetracht des Interesses, welches die S\u00e4urebildung in faulenden Eiwei\u00dfmischungen im Beisein von Zucker insofern\n*) Monatshefte f. Chemie, 1889, Bd. X.\n2) Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 28, H. 8\u20144.\n9*","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nS. Simnitzki,\ndarbietet, als dieses Moment zur Beurteilung der hemmenden Wirkung der gebildeten S\u00e4uren auf die bakterielle Eiwei\u00dfzersetzung herangezogen werden kann, m\u00f6chte ich vor allem eine Tabelle bringen, welche in Cubikcentimeter der 1/2Normal-NaHO-L\u00f6sung die absolute Menge der S\u00e4uren angibt, die sich sowohl in den Mischungen mit Zucker, wie auch in den entsprechenden Kontrollmischungen gebildet haben.\nTabelle V.\nExperimente\t\tFl\u00fcchtige S\u00e4ure\tNicht- fl\u00fcchtige S\u00e4ure\tSumme\tDifferenz\na>\tA (9 Tage) Kontrollversuch\t24.2 175.2\t232.8 78.8\t257.0 254.0\t-f- 3,0 \u2014 3,0\no\tB\t14,4\t64,0\t78,4\t\u2014132,4\no\tKontrollversuch\t112,8\t98,0\t210,8\t+ 132,4\ns\tC\t121,4\t84,0\t205,4\t\u2014 8,6\n\tKontrollversuch\t137,2\t76,8\t214,0\t+ 8,6\n\tD\t101,2\t52,6\t153,8\t\u2014 38,7\n\tKontrollversuch\t127,9\t64,6\t192,5\t+ 38,7\n<D\tE\t102,4\t61,4\t163,8\t\u2014 30,8\nO ts3\tKontrollversuch\t118,4\t76,2\t194,6\t+ 30,8\nS o cd\tF (250 g Fleisch zu 50\u00b0/o Zucker) Kontrollversuch\t140.5 202.5\t125,7 153,2\t266,2 355,7\t\u2014 89,5 + 89,5\n\tG (6i|2 Tage) Kontrollversuch\t146,2 137,0\t60,0 42\t206,2 179h\t+ 27,2 \u2014 27,2\n<D\tH\t126,2\t86,4\t212,6\t+ 1,5\nUi\tKontrollversuch\t108,0\t102,1\t210,1\t\u20141,5\n\tJ\t128,2\t67,2\t195,4\t+ 19,2\ncb\tKontrollversuch\t107,2\t69,0\t176,2\t\u2014 19,2\n1 ]\t\\\tH\t76,0\t\u2022 62,6\t138,6\t\u2014 65,0\n1 '\tKontrollversuch\t117,6\t86,0\t203,6\t+ 65,0","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 119\nAuf Grund der mitgeteilten Resultate l\u00e4\u00dft sich die interessante Tatsache konstatieren, da\u00df in den Mischungen mit Zucker die Quantit\u00e4t der gebildeten S\u00e4uren am Ende des Experiments gew\u00f6hnlich geringer war, als in den entsprechenden Kontroll-mischungen. In den Experimenten mit Galaktose, in denen die Eiwei\u00dfzersetzung intensiv vor sich ging und der Einflu\u00df des Zuckers unbedeutend war, bildete sich schon mehr S\u00e4ure als in den Kontrollexperimenten. Dieselbe Erscheinung tritt auch in den Experimenten A und G zu Tage, jedoch war hier die Yersuchsdauer eine l\u00e4ngere (9 bezw. 6V2 Tage).\nAuf Grund der mitgeteilten Experimente, sowie auch in Ber\u00fccksichtigung des Umstandes, da\u00df in s\u00e4mtlichen Experimenten, mit Ausnahme des Experiments A, die Fl\u00fcssigkeit alkalisch blieb, .k\u00f6nnte man bei oberfl\u00e4chlicher Betrachtung annehmen, da\u00df nicht die S\u00e4urebildung dasjenige Moment ist, welches den Einflu\u00df des Zuckers im Sinne einer Einschr\u00e4nkung der bakteriellen Eiwei\u00dfzersetzung bedingt \u2014 eine Ansicht, welche von Hirschi er zum Ausdruck gebracht worden ist. Die Sache gewinnt aber eine ganz andere Form, wenn man eingehend die Beziehungen zwischen der S\u00e4ureproduktion und der Eiwei\u00dfzersetzung, die in den Mischungen vor sich gehen, studiert. W\u00fcrde man als Norm f\u00fcr jedes Experiment die Menge der sich im Kontroll-experiment bildenden S\u00e4uren festsetzen und f\u00fcr die Experimente mit Zucker die entsprechende Quantit\u00e4t der S\u00e4uren berechnen, welche sich aus dem hier in Zersetzung \u00fcbergegangenen Eiwei\u00df bilden sollen, so w\u00fcrde man sehr interessante Tatsachen bekommen, welche beweisen w\u00fcrden, da\u00df die relative Quantit\u00e4t der S\u00e4uren, welche sich in den Experimenten mit Zucker bilden, stets gr\u00f6\u00dfer ist. Au\u00dferdem treten hier interessante Tatsachen bez\u00fcglich der Variationen zu Tage, die in der S\u00e4ureproduktion je nach der Art der zu pr\u00fcfenden Substanz eintreten (cf. Tabelle VI).","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nS. Simnitzki,\nTabelle VI.\nExperimente\t\tFl\u00fcchtige S\u00e4ure\tNichtfl\u00fcchtige S\u00e4ure\tSumme\n25\tA\t\u2014 93,9\t+ 179,8\t+ 75,9\nS3 I \u2022\u00a7\tB\t\u2014 7,2\t+ 35,1\t-F 27,9\n\u25a01\t1 c\t-F 15,2\t+ 23,3\t38,5\nhl \u00bb\t\t-F 41,9\t+ 18,6\t\u2014J\u2014 60,5\nl\u00fc\tl E\t+ 17,9\t+\t7,0\t4- 24,9\n\tf\tH\t+ 49,5\t\u2014 0,8\t+ 48,7\nJ|\tl J\t+ 22,6\t\u2014 1,8\t+ 20,8\nMannil\tK\t+ 6,0\t+\t9,0\t+ 15,0\n\u2014 weist auf mangelhafte Produktion, -f- auf \u00dcberproduktion von S\u00e4uren, der Berechnung entsprechend, hin.\nAus dieser Tabelle geht deutlich hervor, da\u00df auch die \u00fcbersch\u00fcssige S\u00e4ureproduktion in den faulenden Mischungen in Abh\u00e4ngigkeit von der betreffenden Zuckerart vor sich ging : so pr\u00e4valiert bei Milchzucker die Bildung von nichtfl\u00fcchtigen S\u00e4uren ; bei Traubenzucker bilden sich haupts\u00e4chlich schon fl\u00fcchtige Fetts\u00e4uren, jedoch sind daneben in ziemlich bedeutender Quantit\u00e4t auch nichtfl\u00fcchtige S\u00e4uren vorhanden. Bei Mannit bilden sich sowohl die einen wie die anderen S\u00e4uren, wobei die Differenz in deren Bildung nicht so scharf ausgesprochen ist ; bei Galaktose bilden sich ausschlie\u00dflich fl\u00fcchtige S\u00e4uren. W\u00fcrde man diese Differenz in der S\u00e4urebildung mit der jeweiligen Zuckerart bezw. Kohlehydratenart in Zusammenhang bringen und eben durch den \u00dcberschu\u00df der S\u00e4urebildung in zuckerhaltigen Mischungen die hemmende Wirkung auf die F\u00e4ulnis erkl\u00e4ren wollen, so w\u00fcrde man von der Intensit\u00e4t, mit der die verschiedenen Zuckerarten die Eiwei\u00dfzersetzung in faulenden Mischungen hemmen (cf. Tabelle I), ausgehend, annehmen m\u00fcssen, da\u00df nichtfl\u00fcchtige S\u00e4uren augenscheinlich eine gr\u00f6\u00dfere Wirkung entfalten, als die fl\u00fcchtigen. Dies tritt besonders deutlich in den Experimenten","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc.\n121\nmit Milchzucker in die Erscheinung. Man kann es aber auch beim Vergleich des Einflusses des Milchzuckers mit demjenigen des Traubenzuckers sehen, wo trotz der bedeutenden S\u00e4urebildung \u00fcberhaupt die Quantit\u00e4t der nichtfl\u00fcchtigen S\u00e4uren eine geringere war ; hier ist auch der Einflu\u00df auf die Eiwei\u00dfzersetzung schw\u00e4cher ausgesprochen (cf. Experiment D der Tabelle VI). Bei Mannit hat sich bei unbedeutender Bildung von nichtfl\u00fcchtigen S\u00e4uren, jedoch im Beisein von nichtfl\u00fcchtigen S\u00e4uren die hemmende Wirkung als st\u00e4rker erwiesen, als dies in den Experimenten mit Galaktose (H, J) der Fall gewesen ist, wo bei \u00fcbersch\u00fcssiger Bildung von fl\u00fcchtigen S\u00e4uren nichtfl\u00fcchtige gefehlt haben.\nWie oben erw\u00e4hnt, wurde in s\u00e4mtlichen Experimenten in der Gesamtmenge der zur Bildung gelangten S\u00e4uren das Vorhandensein von Milch- und Bernsteins\u00e4ure bestimmt.1) Es hat sich nun herausgestellt, da\u00df in s\u00e4mtlichen Experimenten mit den verschiedenen Zuckerarten, sowie auch in denen mit Mannit, neben der Bernsteins\u00e4ure stets Milchs\u00e4ure vorhanden war, besonders reichlich in faulenden Mischungen mit Milchzucker, bei Galaktose dagegen nur in Spuren. In den entsprechenden Kontrollversueben war nur Bernsteins\u00e4ure vor-\n*} Die Analyse war gew\u00f6hnlich eine qualitative ; die S\u00e4uren wurden folgenderma\u00dfen bestimmt: Der nach der Verdampfung der fl\u00fcchtigen S\u00e4uren \u00fcbriggebliebene Rest wurde mehrmals durch Sch\u00fcttelung mit einer gen\u00fcgenden Quantit\u00e4t einer Mischung von \u00c4ther und Alkohol 1 :10 3\u20144mal extrahiert; der \u00c4ther wurde verdampft, der Rest mit Wasser verd\u00fcnnt und in 2 Teile geteilt. Die eine H\u00e4lfte wurde ca. 1 Stunde lang mit ZnO erhitzt, das Filtrat mittels Tierkohle entf\u00e4rbt, auf dem Wasserbad verdampft und dann abgek\u00fchlt; man erhielt dabei Krystalle der Milch- und Bernsteins\u00e4ure. Die Anwesenheit von Bernsteins\u00e4ure wurde leicht mittels der Neuberg sehen Reaktion (Erhitzung mit NH3, phosphorsaurem Ammoniak und Zinkstaub ; es bildet sich dabei Pyrrol, das einen mit konzentrierter Salzs\u00e4ure angefeuchteten Fichtenspahn rot f\u00e4rbt) nachgewiesen. Die andere H\u00e4lfte wurde eine Zeit lang mit Plumbum carbonicum erhitzt, dann vollst\u00e4ndig eingedampft, worauf das milchsaure Blei mittels hei\u00dfen Alkohols extrahiert wurde. Nach Bearbeitung des Extrakts mit Schwefelwasserstoff wurde das eingedampfte Infiltrat von sirup \u00e4hnlicher Konsistenz auf Milchs\u00e4ure untersucht (Uffelmann sehe Reaktion und Bildung von Jodoform).","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nS. Simnitzki\nhanden. Die gebildete Milchs\u00e4ure erwies sich, so oft diese untersucht wurde, nach dem Krystallwassergehalt des Zinksalzes als sogenannte G\u00e4rungsmilchs\u00e4ure.\nAuf Grund des im Vorstehenden geschilderten Befundes m\u00f6chte ich einen Teil der hemmenden Wirkung der verschiedenen Zuckerarten auf die Prozesse der Eiwei\u00dfzersetzung durch Bakterien auf Rechnung der sich dabei bildenden Milchs\u00e4ure setzen. Der stets positiv ausfallende Nachweis von Milchs\u00e4ure in faulenden Eiwei\u00dfmischungen, die Zucker resp. Kohlehydrate enthalten, steht in vollst\u00e4ndiger \u00dcbereinstimmung mit der Erkl\u00e4rung Hoppe-Seylers (Zeitschr. f. physiologische Chemie, Bd. Ill, S. 151), widerspricht aber den Beobachtungen von Seelig,1) der bei Zersetzung von Pepton durch Bacterium coli im Beisein von Milchzucker (200 \u00b0/o) in den sich dabei bildenden S\u00e4uren keine Milchs\u00e4ure fand. Aus diesem Grunde sagt dieser Autor, indem er die hemmende Wirkung ganz und gar auf das Vorhandensein des Zuckers selbst zur\u00fcckf\u00fchrt, ausdr\u00fccklich, da\u00df die f\u00e4ulnishemmende Kraft des Milchzuckers keinesfalls auf die entstehende Milchs\u00e4ure zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann. Jedoch geht aus den Experimenten von P\u00e9r\u00e9,2) Harden3) Tissier und Martelly4) u. a. hervor, da\u00df das Bact. coli in Eiwei\u00dfmischungen, welche Zucker resp. Milchzucker enthalten, Milchs\u00e4ure erzeugt. Es ist m\u00f6glich, da\u00df in den Experimenten von Seelig eine weitere Umwandlung der Milchs\u00e4ure stattgefunden hat. Wie schon erw\u00e4hnt, blieb die Reaktion in allen Experimenten, mit Ausnahme des Experiments A, bis zu Ende alkalisch, d. h. die bei der F\u00e4ulnis entstandenen S\u00e4uren waren gebunden ; man kann somit von einem Einflu\u00df der Salze der Milchs\u00e4ure sprechen ; auf den Einflu\u00df des milchsauren Calciums auf den Gang der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis ist von Hirschler hingewiesen worden.\n1) Virchows Archiv, 1896, Bd. 146, S. 53.\n*) Cit. nach 0. Emmerling, Die Zersetzung stickstofffreier organischer Substanzen durch Bakterien. Braunschweig, 1902.\n3)\tIbidem, S. 43\u201445.\n4)\tRecherches sur la putr\u00e9faction de la viande de boucherie. Annales de l\u2019Institut Pasteur, 1902, Nr. 2, p. 865.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc.\n123\nAu\u00dferdem m\u00f6chte ich die Aufmerksamkeit noch auf eine Erscheinung lenken, welche ich in meinem Versuche mit Mannit beobachtet habe, n\u00e4mlich auf die bedeutende Bildung von Alkohol in der faulenden Mischung, wenn dieselbe Mannit enth\u00e4lt. Die Reaktionen des Destillats auf Alkohol und Aldehyd zeichneten sich hier durch ungew\u00f6hnliche Intensit\u00e4t aus, wie sie in den Experimenten mit verschiedenen Zuckerarten, in Aldehydreaktion gleichfalls stets erhalten wurde, niemals in Erscheinung trat. Da die Quantit\u00e4t des Destillats gew\u00f6hnlich \u00fcberall 1500 ccm betrug, und zur Vornahme der Reaktion Reagentien in bestimmten Quantit\u00e4ten genommen wurden, so kann man auf Grund dieser Gegen\u00fcberstellung mit Wahrscheinlichkeit sagen, da\u00df die Bildung von Alkohol im Beisein von Mannit in gr\u00f6\u00dferen Dimensionen vor sich ging. Ob diese Tatsache ihre Erkl\u00e4rung in dem Hinweise Hardens findet, da\u00df auf die Quantit\u00e4t des zur Bildung gelangenden Alkohols die chemische Konstitution des G\u00e4rungssubstrats, n\u00e4mlich die Anzahl der Gruppen CH2OH-CHOH von Einflu\u00df ist, n\u00e4mlich in dem Sinne, da\u00df, je gr\u00f6\u00dfer die Zahl dieser Gruppen, desto gr\u00f6\u00dfer die Quantit\u00e4t des zur Bildung gelangenden Alkohols, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, wenn ich auch andererseits hervorheben mu\u00df, da\u00df im Mannit 2 solche Gruppen enthalten sind : CH2-OH-(CHOH)4-CH2OH, w\u00e4hrend beispielsweise im Traubenzucker nur eine Gruppe enthalten ist : CH20H-(CH0H)4-CH0. Jedenfalls glaubte ich, die interessante Kongruenz der vorerw\u00e4hnten Erscheinungen nicht mit Stillschweigen \u00fcbergehen zu sollen. _\nIndem ich die bei meinen Experimenten erhobenen Befunde einer zusammenfassenden \u00dcbersicht unterziehe, gelange ich zu dem Schlu\u00df, da\u00df die Anwesenheit von gewissen Zuckerquantit\u00e4ten in einer in F\u00e4ulnis begriffenen Eiwei\u00dfmischung den Gang der bakteriellen Zersetzung des Eiwei\u00dfes (der F\u00e4ulnis) in bemerkbarer Weise modifiziert. Eine ganze Reihe von Produkten (wie z. B. Indol, Phenol, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Merkaptan) bildet sich dabei entweder \u00fcberhaupt nicht, oder nur in weit geringeren Quantit\u00e4ten als sonst. Als konstante Erscheinung beobachtet man Zunahme der S\u00e4urebildung im","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nS. Simnitzki.\nVerh\u00e4ltnis zu der Quantit\u00e4t des im Beisein von Zucker in Zersetzung \u00fcbergegangenen Eiwei\u00dfes, was mit der Zersetzung des Zuckers in Zusammenhang steht. Es werden somit bei reichlicherer Bildung von S\u00e4uren aus den Kohlehydraten und geringerer Entwicklung von Ammoniak in den faulenden Mischungen Verh\u00e4ltnisse geschaffen, die eine mangelhafte gegenseitige Neutralisation bedingen. Diese Kombination der Erscheinungen bedingt eine Ver\u00e4nderung der Alkaleszenz des Mediums in der faulenden Mischung, was einerseits, wie es aus den Experimenten von F. Blumenthall) hervorgeht, nicht ohne Wirkung auf den Proze\u00df der bakteriellen Eiwei\u00dfzersetzung selbst bleibt, und andererseits die Vitalit\u00e4t der Bakterien ver\u00e4ndert und unter gewissen Umst\u00e4nden sogar eine Hemmung in der Entwicklung (Tessier und Martelli)2) bewirkt. Der Grad des Einflusses des Zuckers auf die Vitalit\u00e4t der Bakterien bei der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis steht augenscheinlich in einem mehr oder minder bestimmten Zusammenhang mit dem Charakter der sich aus den verschiedenen Zuckerarten bildenden S\u00e4uren, worauf ich schon bei der Er\u00f6rterung der Frage der S\u00e4urebildung aufmerksam gemacht habe. Es ist die Annahme berechtigt, da\u00df die Milchs\u00e4ure und deren Salze eine bedeutende Rolle in diesem Sinne spielen. Im Experimente mit Mannit kann man auch an einen gewissen Einflu\u00df des Alkohols denken.\nAlles in allem ergibt sich aus den im Vorstehenden geschilderten experimentellen Untersuchungen folgendes:\n1.\tDie Zersetzung von Zucker und Eiwei\u00df beginnt in faulenden Mischungen gleichzeitig, geht aber nicht in gleicher Proportion vor sich.\n2.\tDie Anwesenheit von Zucker hemmt die Zersetzung von Eiwei\u00df durch Bakterien, und die Quantit\u00e4t des zersetzten Eiwei\u00dfes steht ungef\u00e4hr in umgekehrtem Verh\u00e4ltnis zum Gehalt der faulenden Mischung an Zucker resp. Kohlehydraten.\n3.\tDie verschiedenen Zuckerarten \u00fcben in dieser Richtung einen verschiedenen Einflu\u00df aus; so ist der hemmende Einflu\u00df\nfl Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 28, Heft 3\u20144.\nfl Recherches sur la putr\u00e9faction de la viande de boucherie. Annales de l\u2019Institut Pasteur, 1902, Nr. 2, p. 865.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate etc. 125\ndes Milchzuckers (50%) auf die bakterielle Eiwei\u00dfzersetzung in faulenden Mischungen intensiver, als derjenige des Traubenzuckers und der Galaktose (50\u00b0/o), w\u00e4hrend die Wirkung des Traubenzuckers ihrerseits intensiver ist als diejenige der Galaktose.\n4.\tDieser hemmende Einflu\u00df der verschiedenen Zuckerarten auf die in faulenden Mischungen vor sich gehende Eiwei\u00dfzersetzung steht mit der auf Kosten dieser Zuckerarten eintretenden S\u00e4urebildung in Zusammenhang; dabei spielen die Milchs\u00e4ure, sowie deren Salze augenscheinlich eine bedeutende Rolle in der Einschr\u00e4nkung der Eiwei\u00dfzersetzung.\n5.\tIm Beisein von Zucker findet in Eiwei\u00dfmischungen nur die erste F\u00e4ulnisphase (la phase des ferments mixtes nach Tissier. und Martelly) statt, weil die dabei vor sich gehende Entwicklung von Ammoniak unzureichend ist, um die \u00fcbersch\u00fcssige Acidit\u00e4t, das Resultat der G\u00e4rung der Kohlehydrate, zu neutralisieren; aus diesem Grunde f\u00e4llt die zweite F\u00e4ulnisphase (phase des ferments purs, qui ach\u00e8vent l\u2019attaque de l'albumine et de ses d\u00e9riv\u00e9s) aus oder sie erf\u00e4hrt eine bedeutende Ver\u00e4nderung. Das Resultat ist, da\u00df die Produkte des tieferen Eiwei\u00dfzerfalls, wie Phenol, Indol, Merkaptan etc., fehlen. Es ist m\u00f6glich, da\u00df der Proze\u00df des Eiwei\u00dfzerfalls in diesen F\u00e4llen auch in qualitativer Beziehung etwas anders vor sich geht.\nZum Schlu\u00df ist es mir eine au\u00dferordentlich angenehme Pflicht, Herrn Prof. E. Salkowski f\u00fcr das aufgegebene Thema und f\u00fcr die st\u00e4ndige liebensw\u00fcrdige Bereitwilligkeit, mir sowohl bei der Ausf\u00fchrung dieser Arbeit, wie auch bei meinen sonstigen im Laboratorium getriebenen Studien mit Rat beizustehen, an dieser Stelle meinen tiefempfundenen Dank zu sagen.","page":125}],"identifier":"lit17818","issued":"1903","language":"de","pages":"99-125","startpages":"99","title":"Beitrag zur Lehre des Einflusses der Kohlehydrate auf die Eiwei\u00dff\u00e4ulnis","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:10:27.456453+00:00"}