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{"created":"2022-01-31T14:49:56.626858+00:00","id":"lit17824","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 39: 155-158","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Nachtrag zur Hydrolyse des Caseins und Seidenfibroins durch S\u00e4uren.\nVon\nEmil Fischer.\n(Aus dem I. Chem. Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 26. Juni 1903.)\nAuf die Bedeutung der Oxyaminos\u00e4uren als Spaltungsprodukte der Proteinstoffe habe ich fr\u00fcher wiederholt hingewiesen und mit Hilfe der verbesserten Erkennungsmethoden war es nicht schwer, ihre weite Verbreitung festzustellen.\nDas fr\u00fcher nur aus dem Seidenleim isolierte Serin wurde zuerst im Seidenfibroin,1) dann im Horn2) aufgefunden und seither haben weitere Untersuchungen aus dem hiesigen Institut gezeigt, da\u00df es auch im Oxyh\u00e4moglubin,3) Serumalbumin4) und Edestin5) vorkommt.\nSeltener ist die Oxypyrrolidincarbons\u00e4ure, die ich zuerst aus Gelatine gewann,6) wieder aufgefunden worden, aus dem einfachen Grunde, weil ihr Nachweis ziemlich schwierig ist.\nDa nun beim Casein die neuen Methoden zur Erkennung und Trennung der Aminos\u00e4uren vorzugsweise ausgearbeitet worden sind,7) so schien es mir nicht \u00fcberfl\u00fcssig, auch hier auf die Anwesenheit der beiden Oxys\u00e4uren zu pr\u00fcfen.\nt) Emil Fischer und Aladar Skita, Diese Zeitschrift, Bd. XXXV,\nS. 221.\n*) Emil Fischer und Th. D\u00f6rpinghaus, Diese Zeitschrift, Bd: XXXVI,\nS. 462.\n\u2022\u2022) Emil Abderhalden, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 484.\n4)\tEmil Abderhalden, Diese Zeitschrift, Bd, XXXVII, S. 495.\n5)\tEmil Abderhalden, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 499.\n6)\tBer. der deutch. chem. Ges., Bd. 35, S. 2660.\n7)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 151.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nEmil Fischer\nSerin und Oxy-a-pyrrolidincarbons\u00e4ure aus Gasein.\nZum Nachweis des Serins diente vorzugsweise die Fraktion der Ester, die bei 0,25 mm Druck zwischen 95 und 130\u00b0 siedet. Ihre Menge betrug 110 g aus einem Kilo Casein (nach Hammarsten). Als sie mit der 20fachen Menge Petrol\u00e4ther vermischt wurde, entstand eine \u00f6lige F\u00e4llung, die nach einiger Zeit mechanisch abgetrennt wurde. Sie enth\u00e4lt die Ester des Serins, der Asparagin- und Glutamins\u00e4ure und wenig Phenylalaninester.\nIhr Gewicht betrug 32 g; sie wurde zun\u00e4chst mit \u00c4ther vermischt und dann mehrmals mit dem gleichen Volumen Wasser durchgesch\u00fcttelt. Das Phenylalanin und kleinere Mengen von Glutamin- und Aspargins\u00e4ureester bleiben in dem \u00c4ther. Der Serinester wird dagegen neben dem Rest von Glutamin-und Asparagins\u00e4ureester durch das Wasser aufgenommen. Zur Verseifung wird die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit \u00fcbersch\u00fcssigem Barytwasser zwei Stunden auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt, dann der Baryt mit Schwefels\u00e4ure quantitativ ausgef\u00e4llt und das Filtrat mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupferoxyd gekocht ; beim Abk\u00fchlen scheidet sich aus der filtrierten tiefblauen L\u00f6sung das schwerl\u00f6sliche asparaginsaure Kupfer ab. Die Mutterlauge enth\u00e4lt das Serinkupfer, au\u00dferdem noch ziemlich viel glutaminsaures Kupfer neben wenig asparaginsaurem Salz. Das Kupfer wird mit Schwefelwasserstoff ausgef\u00e4llt, das Filtrat im Vacuum eingeengt und aus dem R\u00fcckstand durch sehr konzentrierte Salzs\u00e4ure die Glutamins\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Nachdem die Krystallisation des Hydrochlorates bei 0\u00b0 m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig geworden ist, wird filtriert und aus der Mutterlauge durch Eindampfen im Vacuum und Behandeln mit Silbercarbonat die Salzs\u00e4ure entfernt. Aus dem stark eingedampften Filtrat scheidet sich das Serin ab und wird durch mehrmaliges Umkrystallisieren aus Wasser gereinigt. Seine Menge betrug 3,4 g aus einem Kilo Casein ; weitere 0,9 g wurden auf dieselbe Art aus der Fraktion 60\u201495\u00b0 gewonnen, so da\u00df die Gesamtausbeute 4,3 g betrug. Das entspricht noch nicht ganz 0,5 \u00b0/o vom angewandten Casein. In Wirklichkeit ist die Menge aber wohl erheblich gr\u00f6\u00dfer, da bei der Abscheidung der Ester und der sp\u00e4teren","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Nachtrag zur Hydrolyse des Caseins und Seidenfibroins etc. 157\nIsolierung der freien S\u00e4uren grade f\u00fcr die Oxyaminos\u00e4uren erhebliche Verluste unvermeidlich sind.\nDas reine Produkt schmolz bei 241\u00b0 (korr.) und gab folgende Zahlen:\n0,2001 g Substanz gaben 0,2500 g C02 und 0,1215 g H20.\n0,1620 g Substanz gaben 18,4 ccm N bei 17\u00b0 und 758 mm.\nBerechnet C3H703N: 34,30% C, 6,67% H, 13,30% N.\nGefunden\t34,07 % C, 6,75 % H, 13,18% N.\nEs zeigte auch in Krystallform, Geschmack und L\u00f6slichkeit die Eigenschaften des Serins und gab wie dieses eine \u00df-Naphtalin-sulfoverbindung, die den richtigen Schmelzpunkt 214\u00b0 besa\u00df.\nZum Nachweis der Oxypyrrolidincarbons\u00e4ure unter den Spaltungsprodukten des Gaseins wurde dasselbe Verfahren wie beim Leim benutzt,1) dessen Beschreibung deshalb hier \u00fcberfl\u00fcssig erscheint. Ein Kilo Casein gab allerdings nur 2,3 g reine krvstallisierte S\u00e4ure vom Schmelzpunkt 270\u00b0, aber ihre Menge d\u00fcrfte auch erheblich gr\u00f6\u00dfer sein, da die Abscheidung keineswegs quantitativ ist.\nDie Analyse der S\u00e4ure gab folgende Zahlen :\n0,1446 g Substanz gaben 0,2420 g C02 und 0,0141 H20.\n0,1665 g Substanz gaben 16,1 ccm N bei 22\u00b0 und 758 mm.\nBerechnet C5H903N : 45,80% C, 6,86% H, 10,69 % N.\nGefunden\t45,64% C, 7,03 % H, 10,92 % N.\nZur weiteren Charakteristik diente die \u00df-Naphtalinsulfo-Verbindung,2) die bei 90\u2014910 schmolz und folgende Zahlen lieferte :\n0,1529 g Substanz gaben 0,2991 g C02 und 0,0701 H20.\nBerechnet C15H1505N S + H20: 53,09% C, 5,01% H.\nGefunden\t53,34 % C, 5,09 % H.\na-Pyrrolidincarbons\u00e4ure aus Seidenfibroin.\nW\u00e4hrend die gew\u00f6hnlichen Eiwei\u00dfk\u00f6rper ziemlich erhebliche Mengen von Pyrrolidincarbons\u00e4ure bei der Hydrolyse liefern, konnte dieses Spaltungsprodukt beim Seidenfibroin bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Die folgenden Beobachtungen f\u00fcllen diese L\u00fccke aus.\n200 g Seidenfibroin, welches in der fr\u00fcher beschriebenen Weise vom Seidenleim befreit war, wurde mit Schwefels\u00e4ure\nx) Ber. der deutsch, ehern. Ges., Bd. 35, S. 2660.\n2) ibid., Bd. 35, S. 3785.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 Emil Fischer, Nachtrag zur Hydrolyse des Caseins etc.\nhydrolysiert,1) das Tyrosin nach dem Ausf\u00e4llen der Schwefels\u00e4ure durch Krystallisation abgeschieden und die Mutterlauge, welche die \u00fcbrigen Aminos\u00e4uren enth\u00e4lt, im Vacuum zur Trockne verdampft. Zur Isolierung der Pyrrolidincarbons\u00e4ure diente ihre L\u00f6slichkeit in Alkohol. Das Gemisch der freien Aminos\u00e4uren wurde mit 2 1 absolutem Alkohol t\u00fcchtig ausgekocht. Beim Verdampfen der alkoholischen L\u00f6sung blieben 4,2 g eines dicken Sirups, der den charakteristischen Geruch der Fleischbr\u00fche besa\u00df; er wurde mit 40 ccm Alkohol aufgenommen und nach dem Kochen mit Knochenkohle das erkaltete Filtrat vorsichtig mit \u00c4ther versetzt, bis die Krystallisation der a-Pvrrolidincarbons\u00e4ure eintrat. Von ihr wurden 0,6 g erhalten, die gegen 207\u00b0 (korr.) schmolzen und die richtige Zusammensetzung zeigten.\n0,1755 g Substanz gaben 0,3342 g C02 und 0,1281 g H20.\nBerechnet C5H902N: 52,18 \u00b0/o C, 7,83 \u00b0/o H.\nGefunden\t51,93 \u00b0/o C, 8,16 \u00b0/o H.\nAus der Mutterlauge der S\u00e4ure f\u00e4llt auf Zusatz von mehr \u00c4ther ein amorphes, stark hygroskopisches Produkt aus, welches mit Wasser gekocht den schon erw\u00e4hnten charakteristischen Geruch nach Fleischextrakt in hohem Ma\u00dfe zeigte und in dem man eine neue Aminos\u00e4ure vermuten darf.\nBemerkenswert ist die kleine Quantit\u00e4t der Pyrrolidincarbons\u00e4ure im Fibroin, besonders mit R\u00fccksicht auf die ebenfalls sehr geringe Menge der Diaminos\u00e4uren. Diese quantitative Beziehung zwischen der cyklischen S\u00e4ure und den Diaminoverbindungen scheint allgemein zu sein und gibt der Vermutung Raum, da\u00df sie einen gemeinsamen Ursprung haben.\nBei der Ausf\u00fchrung obiger Versuche bin ich von Herrn Dr. Th. D\u00f6rpinghaus aufs eifrigste unterst\u00fctzt worden, wof\u00fcr ich ihm auch hier besten Dank sage.\nb Emil Fischer und Aladar Skita, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII,\nS. 177.","page":158}],"identifier":"lit17824","issued":"1903","language":"de","pages":"155-158","startpages":"155","title":"Nachtrag zur Hydrolyse des Caseins und Seidenfibroins durch S\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:56.626864+00:00"}