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{"created":"2022-01-31T13:15:23.720270+00:00","id":"lit17828","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Plenge, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 39: 190-198","fulltext":[{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen.\nVon\nH. Plenge.\n(Aus dem physiolog. Institut Heidelberg. Vorgetragen im naturhistorisch-medizinischen Verein Heidelberg am 3. Juli 1903.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1. Juli 1903.)\nNachdem Araki (1903) seine Arbeit \u00ab\u00fcber die enzymatische Zersetzung der Nucleins\u00e4ure\u00bb im hiesigen Institut beendet und gefunden hatte, da\u00df Trypsin, Erepsin und in Organextrakten der Thymus, Leber, Milz enthaltene Fermente imstande sind, die Nucleins\u00e4ure aus der a- in die b-Form \u00fcberzuf\u00fchren und mehr oder weniger weit zu zerlegen, schlug Herr Prof. A. Kos sei mir vor, die Frage in der Weise weiter zu verfolgen, da\u00df ich die gelatinierende a-Nucleins\u00e4ure als N\u00e4hrboden f\u00fcr Bakterien und andere Mikroorganismen ben\u00fctze und pr\u00fcfe, ob diese imstande seien, die Nucleins\u00e4ure \u00e4hnlich wie die Gelatine zu verfl\u00fcssigen.\nIch bin ihm f\u00fcr die Anregung zu diesem, wie sich zeigen wird, ergebnisreichen Versuch zu gro\u00dfem Dank verpflichtet und ebenso f\u00fcr ein im hiesigen Institut nach der Vorschrift von A. Neumann (1899) hergestelltes Pr\u00e4parat von a-nuclein-saurem Natron. Es l\u00f6st sich in Wasser beim Erw\u00e4rmen mit v\u00f6lliger Klarheit und Durchsichtigkeit und erstarrt in 5\u00b0/oiger L\u00f6sung, wie es A. Neumann (1899) angibt, -zu einer festen Gallerte. Bei mehrfachem, anhaltendem Sterilisieren im Kochschen Dampftopf b\u00fc\u00dft es sein Erstarrungsverm\u00f6gen nicht ein; auch nicht, wenn man vorher die an sich leicht alkalische Reaktion durch Hinzuf\u00fcgen von etwas kohlensaurem Natron verst\u00e4rkt, doch tritt dabei manchmal eine leichte Tr\u00fcbung auf. Die erstarrte L\u00f6sung bleibt bei Brutschranktemperatur von 37\u201440\u00b0 fest, \u00fcber 40\u00b0 beginnt sie fl\u00fcssig zu werden, wird bei 50\u00b0 ganz fl\u00fcssig","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen. 191\nund beginnt beim Abk\u00fchlen bei etwa 420 zu erstarren. L\u00f6sungen von geringerem Prozentgehalt in reinem Wasser erstarren bei Zimmertemperatur nicht mehr vollst\u00e4ndig: 2,5\u00b0/o gibt nur eine stark zitternde Gallerte. Wohl aber erstarren 2,5\u00b0/oige L\u00f6sungen, wenn man sie nicht mit reinem Wasser, sondern mit Fleischwasserpeptonbouillon herstellt, oder der Wasserl\u00f6sung 0,5\u00b0/o Kochsalz hinzuf\u00fcgt. Auch diese salzreichen L\u00f6sungen bewahren ihr Erstarrungsverm\u00f6gen nach dem Sterilisieren, doch h\u00e4lt die nur mit NaCl versetzte L\u00f6sung die Brutsehranktemperatur nicht aus, ohne stark zitterig bis fl\u00fcssig zu werden, w\u00e4hrend die mit Fleischwasserpeptonbouillon hergestellten N\u00e4hrb\u00f6den bei 37\u00b0 vollkommen gen\u00fcgend festbleiben, sowohl in Reagierzylindern als in Petri-Sch\u00e4lchen ausgegossen. Bei der Bereitung der L\u00f6sungen auftretende oder durch anhaftende Papierf\u00e4serchen bedingte Tr\u00fcbungen lassen sich mit dem Hei\u00dfwassertrichter leicht abfiltrieren: auch die 5\u00b0/oige L\u00f6sung l\u00e4uft glatt durch das Filter, so da\u00df wir in dem a-nucleinsauren Natron einen festen N\u00e4hrboden haben, der an Durchsichtigkeit und Klarheit Gelatine und Agar weit \u00fcbertrifft und sich mit viel geringerer M\u00fchewaltung herstellen l\u00e4\u00dft. Nur mu\u00df man R\u00fccksicht darauf nehmen, da\u00df der dem Pr\u00e4parat etwa noch anhaftende Alkohol bei der Herstellung gen\u00fcgend verdunsten kann. Ich habe damit keine Schwierigkeiten gehabt. Dazu bietet das a-nucleinsaure Natron den Mikroorganismen, speziell den pathogenen, einen Stoff, der ein direkter Abk\u00f6mmling der in der Zelle bez\u00fcglich im Kern enthaltenen Substanzen ist, w\u00e4hrend selbst die Gelatine, die wohl au\u00dfer dem Blutserum allein von den sonst \u00fcblichen festen N\u00e4hrb\u00f6den zugleich als Nahrungsmittel in Betracht kommt, nur aus den Zwischenzellsubstanzen stammt. Weiterhin k\u00f6nnen wir auch im Brutschrank, also bei jedem Temperaturoptimum, auf Verfl\u00fcssigung pr\u00fcfen.\nZu den ersten Versuchen stand mir ein leuchtender Elbvibrio aus Hamburg in zwei verschiedenen Originalkulturen zur Verf\u00fcgung, den wir zu Vorlesungszwecken benutzt haben, f\u00fcr dessen \u00dcbersendung ich Herrn Prof. Dunbar zu Dank verpflichtet bin. Dieser Vibrio eignete sich zu den Vorversuchen besonders gut, da er durch sein Leuchten ein sehr einfach zu","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nH. Plenge,\nbeobachtendes und unverkennbares Zeichen seiner Reinheit, Lebensf\u00e4higkeit und seines Wachstums gab. Es zeigte sich bald, da\u00df der Vibrio auf 5\u00b0/oiger Gallerte von a-nucleinsaurem Natron in destilliertem Wasser (Strichkultur auf schr\u00e4g erstarrtem N\u00e4hrboden) sich gut entwickelte und wuchs, wenn auch etwas langsam, da\u00df er leuchtete und sogar scheinbar verloren oder zur\u00fcckgegangenes Leuchtverm\u00f6gen (Kultur von 93) in ausgiebiger Weise wiedergewann und l\u00e4nger bewahrte als gleichzeitig auf Bouillonagar oder -Gelatine gezogene Kulturen, vielleicht infolge des hohen Phosphorgehaltes; endlich, da\u00df er, wie die Gelatine, auch das nucleinsaure Natron verfl\u00fcssigt und sich an der Oberfl\u00e4che des fl\u00fcssigen N\u00e4hrbodens ansammelt.\nHiermit waren in den ersten Tagen des Mai dieses Jahres die Hauptfragen gel\u00f6st; es war bewiesen erstens: da\u00df sich das a-nucleinsaure Natron in Wasser gel\u00f6st als N\u00e4hrboden eigne, die Lebens\u00e4u\u00dferungen der verimpften Bakterien nicht hindere oder wesentlich ab\u00e4ndere, zweitens: da\u00df gewissen Bakterien die F\u00e4higkeit zukommt, das a-nucleinsaure Natron so zu ver\u00e4ndern, da\u00df es sein Erstarrungsverm\u00f6gen verliert.\nDieser Erfolg war in keiner Weise mit Sicherheit vorauszusehen, denn nach mehreren fr\u00fcheren Untersuchern, Hankin, Christmas, Bitter, Vaughan (cit. bei H. Kossel 1894) gelten gewisse Bestandteile des Zellkerns, die zum Teil als Nuclein bezeichnet wurden, als baktericid. \u00c4hnliches schienen die Arbeiten von Brieger, Kitasato, Wassermann (cit. bei H. Kossel 1894) mit Ausz\u00fcgen zellenreicher Organe besonders der Thymus zu ergeben. Dann hat H. Kossel (1894) f\u00fcr die Nucleins\u00e4ure aus der Kalbsthymus die baktericide Wirkung in einwandfreier Weise festgestellt. Er brachte sie mit der eiwei\u00dff\u00e4llenden Eigenschaft der Nucleins\u00e4ure in Beziehung. Dies Verm\u00f6gen kommt dem Natronsalz der a-Nucleins\u00e4ure nicht zu und so ist es vielleicht zu erkl\u00e4ren, da\u00df diese S\u00e4ure keine baktericide Wirkung hat, so lange die L\u00f6sung, oder der feste N\u00e4hrboden durch fixe Alkalien alkalisch bleibt.\nDie n\u00e4chsten Fragen waren erstens: wie verhalten sich die \u00fcbrigen Bakterien und andere Mikroorganismen? Zweitens:","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen. 193\ngehen die F\u00e4higkeiten, Gelatine oder a-nucleinsaures Natron zu verfl\u00fcssigen, einander immer parallel, wird die Verfl\u00fcssigung, wenn \u00fcberhaupt durch ein Enzym, durch das gleiche bedingt, oder gibt es Mikroorganismen, die nur eines von beiden verfl\u00fcssigen, das andere anzugreifen aber nicht f\u00e4hig sind? Ich verdanke der Freundlichkeit der Herren im hiesigen pathologischanatomischen Institut, besonders des Herrn Dr. W. Hofmann, 25 verschiedene Arten, an denen ich die Fragen pr\u00fcfen konnte.\nUm m\u00f6glichst gleiche Bedingungen f\u00fcr beide zu vergleichende N\u00e4hrb\u00f6den, Gelatine und a-nucleinsaures Natron, zu schaffen, habe ich zun\u00e4chst das a-nucleinsaure Natron nur als Erstarrungsmittel verwendet und zu 2,5 \u00b0/o in der gleichen Fleischwasser-pepton-bouillon gel\u00f6st, mit der ich die (wegen der zu erwartenden h\u00f6heren Sommer-Temperaturen) 10\u00b0/oige N\u00e4hrgelatine hergestellt habe. Nach vorschriftsm\u00e4\u00dfiger Sterilisation wurden unmittelbar hintereinander von denselben Originalkulturen je ein oder zwei Gelatine- und a-nucleinsaures Natron-R\u00f6hrchen durch Stich geimpft und in einem ger\u00e4umigen verschlossenen Schranke bei Zimmertemperatur gehalten. Das im Schranke aufgeh\u00e4ngte Thermometer zeigte im allgemeinen 18\u201420 oder 21\u00b0, stieg nur in den hei\u00dfen Tagen anfang Juli auf 22 und einmal auf 23\u00b0 C. an. Die Gelatine blieb bei diesen Temperaturen fest. Eine bemerkenswerte Austrocknung fand in aufgestellten, nicht bes\u00e4ten Kontrollr\u00f6hrchen nicht statt.\nDie Ergebnisse dieser Vergleichsreihen, die ich in der nebenstehenden Tabelle S. 198 niedergelegt habe, waren folgende:\n1.\tEs gibt Mikroorganismen, die sowohl Gelatine als a-nucleinsaures Natron verfl\u00fcssigen, wie die schon erw\u00e4hnten leuchtenden Elbvibrionen, ferner Prodigiosus, Finkler Prior, Milzbrand, Staphylococcus citr. u. a. m. ;\n2.\tsolche, die nur das a-nucleinsaure Natron verfl\u00fcssigen, z. B. Bac. typhi homin. Bact. Coli;\n3.\tsolche, die nur die Gelatine, nicht das a-nucleinsaure Natron verfl\u00fcssigen, B. subtilis;1)\np B. subtilis beginnt jetzt auch das a-nucleins. Natron zu verfl\u00fcssigen. Anm. b. d. Korrektur 18. VII. 03.","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nH. Plenge,\n4.\tsolche, die eines von beiden m. w. energisch, das andere sehr langsam verfl\u00fcssigen, so da\u00df sich ein trockner Trichter, wie ich es nennen m\u00f6chte, bildet, d. h. es verdunstet ebensoviel Fl\u00fcssigkeit, als gebildet wird ;1)\n5.\tsolche, die keines von beiden verfl\u00fcssigen, z. B. Fluorescens long., Proteus mirabilis, Soor etc.2)\n6.\tDie mit besondern Eigent\u00fcmlichkeiten (Farbstoff bildung, Leuchten etc.) begabten Mikroorganismen behalten diese bei und lassen keinen wesentlichen Unterschied erkennen;\n7.\twohl aber zeigen sich bei verschiedenen Arten in der Wachstumsart im Stich einige Verschiedenheiten, die noch weiter zu verfolgen sind.\nUm es noch einmal zu betonen, gelten diese Angaben nur f\u00fcr Zimmertemperatur und Stichkulturen. Bei Brutofentemperatur konnte ich bisher in Ermangelung eines toluolfreien gr\u00f6\u00dferen Thermostaten nur ein paar besonders wichtig erscheinende Arten verfolgen.\nBesonders interessant war mir das Verhalten der Kulturen von B. typhi hom. und Bact. Coli communis. Beide peptoni-sieren die Gelatine in dieser Konzentration des N\u00e4hrbodens nicht, wohl das a-nucleinsaure Natron; aber der Bacillus typhi hat diese F\u00e4higkeit in viel ausgepr\u00e4gterem Grade als die von mir untersuchte Rasse von Bact. Coli. Von diesem konnte ich nur einen Stamm erhalten, w\u00e4hrend ich von Typhus zwei Kulturen pr\u00fcfte, die von zwei verschiedenen Sektionen stammten. Beide l\u00f6sten das a-nucleinsaure Natron viel energischer auf als das Bact. Coli, bei dem ich bei Zimmertemperatur wochenlang im Zweifel war, ob es \u00fcberhaupt l\u00f6se. Lange Zeit bildete sich nur eine ganz langsam fortschreitende Vertiefung der Oberfl\u00e4che des Stiches aus und erst mit dem starken Ansteigen der Au\u00dfentemperatur zeigte sich deutliche, sehr langsam fortschreitende Verfl\u00fcssigung, w\u00e4hrend die zugleich geimpften Typhuskulturen l\u00e4ngst den ganzen N\u00e4hrboden verfl\u00fcssigt hatten. Bei Brutofentemperatur zeigt B. Coli 24 Stunden sp\u00e4ter den Beginn der\n9 Lufttrichter nach Kruse, 1896, S. 90.\n2) Ich benenne die Bakterien etc. zun\u00e4chst so, wie ich sie aus dem path.-anat. Institut bezogen habe.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen. 195\nVerfl\u00fcssigung, die bei B. typhi schon 24 Stunden nach der Impfung deutlich zu erkennen ist; bei der noch k\u00fcrzlich von Bonhoff (1903) demonstrierten Schwierigkeit der Diagnose d\u00fcrfte dieses eventuelle neue diagnostische Hilfsmittel nur willkommen sein.\nWenn wir also in \u00dcbereinstimmung mit der Ansicht, da\u00df die Aufl\u00f6sung der Gelatine durch die Mikroorganismen eine Enzymwirkung darstellt, uns vorstellen, da\u00df auch die F\u00e4higkeit der Mikroorganismen, das a-nucleinsaure Natron zu verfl\u00fcssigen, auf Enzymwirkung beruht, so sehen wir, da\u00df in gewissen F\u00e4llen ein besonderes Enzym auftritt, das nur das letztere, nicht auch die Gelatine zur Verfl\u00fcssigung zu bringen vermag. Mit Versuchen, die wahrscheinliche Enzymwirkung von den lebenden Zellen isoliert zu erhalten, bin ich noch besch\u00e4ftigt. Ebenso mit Untersuchungen dar\u00fcber, worauf die Umwandlung des a-nucleinsauren Natrons beruht, wodurch es seine Erstarrungsf\u00e4higkeit einb\u00fc\u00dft. Damit im Zusammenh\u00e4nge steht das Bestreben, zu finden, wie weit die Nucleins\u00e4ure durch die Bakterien gespalten wird, ob es bis zur Bildung von freier Phosphors\u00e4ure etc. kommt.1) Dazu geh\u00f6ren nat\u00fcrlich N\u00e4hrb\u00f6den, die nur a-nucleinsaures Natron enthalten. Auf diesen wachsen aber die Mikroorganismen etwas langsamer als aufFleischwasserpepton-a-nucle-insaurem Natron.\nEine weitere Reihe im Gang befindlicher Untersuchungen erstreckt sich auf die Frage, wie sich die Virulenz der pathogenen Arten nach dem Wachstum auf a-nuel ein saurem Natron verh\u00e4lt und ob sich nicht dieser N\u00e4hrboden f\u00fcr sonst schwer oder nicht zu z\u00fcchtende Arten, z. B. Gonococcus und andere, ersprie\u00dflich erweist. Wenn es mir m\u00f6glich ist, m\u00f6chte ich noch Versuche mit anderen Krankheiten machen, die der bakteriellen \u00c4tiologie dringend verd\u00e4chtig sind. Zu diesen verschiedenen Zwecken wird man nat\u00fcrlich das nucleins\u00e4ure\n1) cf. Iwanoff diese Zeitschr. XXXIX. Bd. S. 31\u201443, erschien nach der Niederschrift dieser Arbeit. I. weist nach, da\u00df Schimmelpilze eine tiefgehende Zersetzung des a-nucleinsauren Natron bewirken, die auf einer Fermentwirkung beruht (\u00abNuclease\u00bb). Diese scheint den toten Zellleibern und der abfiltrierten zersetzten Kulturfl\u00fcssigkeit anzuhaften.\n14\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXIX.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nH. Plenge,\nNatron mit anderen schon bew\u00e4hrten Zus\u00e4tzen: Glycerin, Zucker etc. kombinieren.\n\u00dcber die Beziehungen des Verm\u00f6gens der Bakterien das a-nucleinsaure Natron zu verfl\u00fcssigen zu der Pyocyanase Emmerich und Low\u2019s (1899) wird sp\u00e4ter zu berichten sein.\nSchlu\u00dfs\u00e4tze :\n1.\tDas a-nucleinsaure Natron eignet sich sowohl in destilliertem Wasser, als in 0,5%iger Kochsalzl\u00f6sung, als in Fleischwasserpeptonbouillon gel\u00f6st in 2,5\u20145\u00b0/oiger L\u00f6sung vortrefflich als fester N\u00e4hrboden f\u00fcr Mikroorganismen, und zwar sowohl f\u00fcr Stich- als Strich- als Plattenkulturen. Dazu ist der N\u00e4hrboden sehr leicht herzustellen in v\u00f6lliger Durchsichtigkeit.\n2.\tDie F\u00e4higkeit der Mikroorganismen, Gelatine oder a-nucleinsaures Natron zu verfl\u00fcssigen, geht nicht immer parallel, sondern es ist in vielen F\u00e4llen wahrscheinlich ein besonderes auf Nucleins\u00e4ure abgestimmtes Enzym vorhanden.\n3.\tEs scheint in dem Verhalten gegen a-nucleinsaures Natron ein neues differential-diagnostisches Hilfsmittel zur Unterscheidung von Bacterium Coli und Bacillus typhi hominis gegeben zu sein, doch bedarf dieses Ergebnis noch ausgiebiger Nachuntersuchung.\n4.\tDas a-nucleinsaure Natron erweist sich f\u00fcr die biologische Einteilung der Bakterien und zur Erforschung ihrer Wachstumformen von einigem Interesse.\n5.\tEbenso wird es zu einer n\u00e4heren Charakterisierung der proteolytischen Fermente eine willkommene Handhabe bieten.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen. 197\nLiteratur :\nAraki. 1893, \u00dcber die enzymatische Zersetzung der Nucleins\u00e4ure. Diese Zeitschr., Bd. XXXVIII, S. 83\u201489, gibt noch die wichtigsten fr\u00fcheren Arbeiten \u00fcber Nucleins\u00e4ure und das Verhalten der Nucleine zu Enzymen.\nA. Neumann, 1899, Verfahren zur Darstellung der Nucleins\u00e4uren a und b und der Nucleothymins\u00e4ure. Archiv f. (Anat. u.) Physiologie 1899, Suppl. S. 552\u2014555. Verhandlung der Physiol. Gesellsch., Berlin 9. Juni 1899.\nH. Kossel, 1894, \u00dcber die Einwirkung der Nucleins\u00e4ure auf Bakterien (nach gemeinschaftlich mit Herrn A. Kossel angestellten Versuchen). Verh. d. Physiol. Ges., Berlin 1894, S. 28\u201431. Archiv f. (Anat. u.) Physiol.\nW. Kruse, 1896, Einleitende Bemerkungen zur Klassifikation (der Bakterien) in C. Fl\u00fcgge, Die Mikroorganismen, II. Teil, III. Aufl., 1896.\nBonhoff, 1903, Wasseruntersuchung und Typhusbacillen. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk., 33. Bd., Originale Heft 6, p. 461.\nTI. Emmerich und 0. L\u00f6w, 1899, Bakteriolytische Enzyme als Ursache der erworbenen Immunit\u00e4t und die Heilung von Infektionskrankheiten durch dieselben. Zeitschr. f. Hyg., 31. Bd. S. 1\u201465.\nDieselben, 1901, Zeitschr. f. Hyg., 36. Bd. S. 9\u201428.\nR. Emmerich, 0. L\u00f6w und A. Kornhund, 1902, Centralbl. f. Bakter., XXXI, S. 1\u201425.\nAlb. Dietrich, 1901, Beruht die bakterienvernichtende Wirkung bakterieller Stoffwechselprodukte nach den von Emmerich und L\u00f6w angef\u00fchrten Beweisen auf proteolytischen Euzymen (Nucleasen)? Habilitat.-Schrift, T\u00fcbingen 1901.\nA. Dietrich, 1902, Sind alle Einw\u00e4nde gegen die Natur und Wirkungsweise der sogenannten Nucleasen widerlegt? Centralbl. f. Bakteriol., XXXI Originale S. 165\u2014170.\nR. Emmerich und Saida, 1900, \u00dcber die morpholog. Ver\u00e4nderungen der Milzbrandbazillen bei der Aufl\u00f6sung durch Pyocyanase. Centralbl. f. Bakteriol., XXVII Originale S. 776\u2014787.\n14*","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198 H. Plenge, Die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung etc.\nZusammenstellung\nder gepr\u00fcften Mikroorganismen-Arten bez\u00fcglich ihres Verhaltens gegen 2,5\u00b0/oiges a-nucleinsaures Natron und gegen 10\u00b0/oige Gelatine, beide in der gleichen Fleischwasser-Pepton-Bouillon gel\u00f6st: 1\u201427. A und B Vorversuche mit a-nucleinsaurem Natron in Wasser zu 5\u00b0/o gel\u00f6st und in Fleischwasser-Pepton-Bouillon zu 2,5 \u00b0/o. (Nach dem Befunde am 27. VI. 03, dem Datum der Niederschrift.)\nLfde. Nr.\tDatum der Impfung\tName des Organismus\tHerkunft der Originalkultur\tVerhalt a-nucleinsaures Natron\ten gegen Gelatine\nA\t30. IV.\tLeuclitenderElb vibrio 93\tbezogen 1902 Hamburg\t5\u00b0/0 in dest. Wasser. Strichkultur. Verfl. nach 14 Tagen\t-\nB\t1. V.\tLeuchtenderElbvibrio 95\tbezogen 1903 Hamburg\t2,5\u00b0/0 in Pepton-Bouillon. Verfl. deutl. nach 8 Tagen\t-\n1\t25. V.\tLeuchtenderElb vibrio 95\t\u00bb\tVerfl. von 30. V. an\tVerfl. von 30. V. an\n2\t\u00bb\tMilzbrand\tpathol. anat.Inst. Heidelberg\tVerfl. beginnt 6. VI.\tVerfl. beginnt 30. V.\n3\t\u00bb\tBact. Coli comm.\t\u00bb\tVerfl. zweifelhaft bis 15. VI., dann deutl.\tKeine Verfl.\n4\t\u00bb\tBac. Tyhi homin. I\t\u00bb\tVerfl. beginnt 31. V.\tKeine Verfl.\n5\t\tB. Prodigiosus I\t*\tVerfl. von 26. V. ab langsam\tVerfl. sehr rasch\n6\t>>\tStaphylococcus citr.\t\u00bb\tVerfl. langsam\tVerfl. langsam\n7\t\u00bb\tSaccharomyces cere vis.\t\u00bb\tVerfl. deutl. aber sehr langsam von l.VI.ab.\tKeine deutl. Verfl. Kleiner Lufttrichter\n8\t\u00bb\tFluorescens longus\t\u00bb\tKeine Verfl.\tKeine Verfl.\n9\t>>\tProteus mirabilis\t\u00bb\tKeine Verfl.\tKeine Verfl.\n10\t10. VI.\tBac. Typhi horn. II\t\u00bb\tVerfl.\tKeine Verfl.\n11\t14. VI.\tSchweinerotlauf\t\u00bb\tVerfl. nach 8 Tagen\tKeine deutl. Verfl. \"Lufttrichter\n12\t\u00bb\tV. Finkler Prior\t\u00bb\tVerfl. nach 48 Std.'\tVerfl. nach 24 Std.\n13\t\u00bb\tPseudomelanosus (P. Ernst)\t\u00bb\tVerfl. nach 8 Tagen\tKeine Verfl.\n14\t\u00bb\tStreptococcus\t\u00bb\tVerfl. sehr langsam\tKeine Verfl.\n15\t\u2022 \u00bb ' \u2018\tActinomyces\t\u00bb\tKeine Verfl.\tKeine Verfl.\n16\t\u00bb\tTaubendiphtherie\t\u00bb\tLufttrichter\tKeine Verfl.\n17\t\u00bb\tOidium lactis\t\u00bb\tVerfl.langsam, zuerst nach 8 Tagen\tKeine Verfl.\n18\t\u00bb\tWurzelbacillus\t\u00bb\tVerfl. am 3. Tage.\tVerfl. am 3. Tage\n19\t\u00bb\tSarcoma ventriculi\t\u00bb\tKeine deutl. Verfl. Lufttrichter ?\tKeine Verfl.\n20\t\u00bb\tSarcina aurantiaca\t\u00bb\tLufttrichter\tVerfl. nach 24 Std.\n21\t\u00bb\tSpirillum rubrum\t\u00bb\tKeine Verfl.\tKeine Verfl.\n22\t\u00bb\tBac. Indiens ruber\t\u00bb\tVerfl. nach 24 Std.\tVerfl. erst langsamer, dann schneller\n23\ti\tBac. prodigiosus II\t\u00bb\tVerfl. nach 24 Std. am 27. VI. 2/3 Verfl.\tVerfl. rascher, am 22. ganz verfl.\n24\t\u00bb\tSoor\t\u00bb\tKeine Verfl.\tKeine Verfl.\n25\t\u00bb\tProteus vulgaris\t\u00bb\tVerfl. nach 24 Std.\tVerfl. etwas rascher\n26\t\u00bb\tBac. subtilis\t\u00bb\tKeine Verfl. deutl.\tVerfl. nach 8 Tagen\n27\t\u00bb\tBac. lacticus\t\u00bb\tLufttrichter\tKeine Verfl.","page":198}],"identifier":"lit17828","issued":"1903","language":"de","pages":"190-198","startpages":"190","title":"\u00dcber die a-nucleinsaures Natron l\u00f6sende Wirkung einiger Mikroorganismen","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:15:23.720275+00:00"}