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{"created":"2022-01-31T14:55:50.005251+00:00","id":"lit17829","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schittenhelm, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 39: 199-202","fulltext":[{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Die Nucleinbasen der Faeces unter dem Einflu\u00df anhaltender\nF\u00e4ulnis.\nVon\nAlfred Schittenhelm.\n(Aus der medizinischen Klinik der Universit\u00e4t Breslau.) (Der Redaktion zugegangen am 4. Juli 1903.)\nDer Einflu\u00df der F\u00e4ulnis auf die Purinbasen ist schon mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Baginsky1) fand, da\u00df bei der unter Abschlu\u00df und Behinderung des Zutritts atmosph\u00e4rischer Luft vorgenommenen F\u00e4ulnis von fein zerhacktem frischem Rindspankreas die drei Purinbasen Guanin, Xanthin und Hypoxanthin vernichtet werden, so da\u00df die erheblichste Einbu\u00dfe das Guanin erlitt, w\u00e4hrend sich das Hypoxanthin als der der F\u00e4ulnis am meisten widerstehende K\u00f6rper ergab. Schindler2) wiederholte die Versuche, indem er Adenin und Guanin mit Pankreasinfus faulen lie\u00df, und fand dabei, da\u00df durch F\u00e4ulnis bei Luftabschlu\u00df Adenin in Hypoxanthin und Guanin in Xanthin umgewandelt wird. Kr\u00fcger und Schittenhelm3) untersuchten den Basengehalt der menschlichen Faeces und fanden ein Basengemisch, welches vornehmlich aus Guanin und Adenin, zum kleineren Teil aus Xanthin und Hypoxanthin bestand. Es war dies ein auffallendes Resultat, weil nach Schindlers Untersuchungen eine andere Mengenverteilung der Basen h\u00e4tte erwartet werden m\u00fcssen, indem vorausgesetzt wurde, da\u00df die Darmf\u00e4ulnis einen \u00e4hnlichen Einflu\u00df aus\u00fcbe, wie die F\u00e4ulnis mit Pankreas.\nUm ein Urteil dar\u00fcber zu gewinnen, welchen Einflu\u00df die F\u00e4ulnis auf die Nucleinbestandteile der Faeces aus\u00fcbt, habe ich die folgenden Untersuchungen angestellt.\nfl Diese Zeitschr., Bd. VIII, S. 395.\n2) Diese Zeitschr., Bd. XIII, S. 441.\n*) Diese Zeitschr., Bd. XXXV, S. 162.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nAlfred Schittenhelm\nZuerst habe ich die Versuche derart ausgef\u00fchrt, da\u00df ich eine Faecestagesportion in zwei H\u00e4lften teilte, deren eine ich sofort, deren andere erst dann auf ihren Basengehalt untersuchte, nachdem sie einige Wochen bei gew\u00f6hnlicher Temperatur mit Wasser verr\u00fchrt der Selbstf\u00e4ulnis ausgesetzt war.\nDie Methode zur quantitativen Bestimmung der Nuclein-basen, deren ich mich dabei bediente, ist schon fr\u00fcher von Kr\u00fcger und Schittenhelm x) ausprobiert. Es wird dabei die Tagesmenge Faeces mit 2 Litern Wasser und 15 ccm cone. H2S04 2\u20143 Stunden \u00fcber freier Flamme gekocht. Die Abkochung wird mit Natronlauge alkalisch, mit Essigs\u00e4ure stark sauer gemacht und nach Zugabe von 10 g Oxals\u00e4ure nochmals 10\u201415 Minuten erhitzt. Nach dem Erkalten wird auf 3000 ccm aufgef\u00fcllt und nunmehr filtriert. Vom Filtrat werden je 500 ccm mit Natriumbisulfit und Kupfersulfat nach vorheriger Neutralisation versetzt. Der Niederschlag enth\u00e4lt die Kupferverbindungen der Nucleinbasen. Dieselben werden mit Natriumsulfidl\u00f6sung zersetzt, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und so lange gekocht, bis sich der ausgeschiedene Schwefel zusammenballt. Das hei\u00df abgesaugte Filtrat wird mit 10 ccm 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure auf ca. 10 ccm eingeengt. Aus dem Filtrate werden nunmehr die Basen mit der Salkowskischen Silberf\u00e4llung ausgef\u00e4llt und nach Kjeldahl bestimmt.\nVersuch I. Normaler Stuhl.\n1. H\u00e4lfte sofort verarbeitet; auf 3000 ccm aufgef\u00fcllt.\nZu je 500 ccm verbraucht 15,25 und 15,15 ccm 1/t0 N.-HCL Demnach Gesamtbasenstickstoff 0,1109 g.\n2. H\u00e4lfte, nach 14t\u00e4giger F\u00e4ulnis.\nZu je 500 ccm verbraucht 9,0 und 9,1 ccm 1/10 N.-HCL Demnach Gesamtbasenstickstoff \u2014 0,076 g.\nVersuch II. Normaler Stuhl, 400 g Feuchtgewicht.\n1. H\u00e4lfte sofort verarbeitet.\nZu je 500 ccm verbraucht 18,2 und 17,9 ccm Vio N.-HCL Demnach Gesamtbasenstickstoff = 0,1516 g.\n9 Die Methode wird noch ausf\u00fchrlicher publiziert werden.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Die Nucleinbasen der Faeces unter dem Einflu\u00df anhaltender F\u00e4ulnis. 201\n2. H\u00e4lfte nach 3w\u00f6chiger F\u00e4ulnis.\nVerbraucht 6,8 und 7,0 ccm V10 N.-HC1. Demnach Gesamtbasenstickstoff = 0,0579 g.\nVersuch III. Normaler Stuhl; 360 g Feuchtgewicht.\n1. H\u00e4lfte sofort verarbeitet.\nVerbraucht 19,8; 19,5 und 20,3 ccm lli0 N.-HG1. Demnach Gesamtbasenstickstoff = 0,1669 g.\n2. H\u00e4lfte -f- 1 g Adenin nach 4w\u00f6chiger F\u00e4ulnis.\nVerbraucht 7,0 und 6,8 ccm Vio N.-HG1. Demnach Gesamtbasenstickstoff \u2014 0,05796 g.\nVersuch IV. Normaler Stuhl; 320 g Feuchtgewicht.\n1. H\u00e4lfte sofort verarbeitet.\nVerbraucht 19,3 und 19,45 ccm Vio N.-HG1. Demnach Gesamtbasenstickstoff *= 0,1627 g.\n2. H\u00e4lfte -f 1 g Adenin nach 3w\u00f6chigem Faulen an der Sonne.\nVerbraucht 9,3 ccm 1 io N.-HG1. Demnach Gesamtbasen-menge s\u00e4 0,078 g.\nVersuch V.\nca. 30 normale St\u00fchle wurden mit Wasser verr\u00fchrt und ungef\u00e4hr 2 Monate der F\u00e4ulnis bei gew\u00f6hnlicher Temperatur ausgesetzt. Die gesamte Menge wurde nach der von Kr\u00fcger und Schittenhelm1) angegebenen Methode verarbeitet. Bevor jedoch eine Guaninf\u00e4llung vorgenommen wurde, habe ich die vereinigten salzsauren Basen nach dem Eindampfen in 1000 ccm Wasser gel\u00f6st. Mit je 100 ccm dieser L\u00f6sung machte ich eine quantitative F\u00e4llung wie in den ersten Versuchen.\nVerbraucht als Mittelwert von zwei Bestimmungen 13,4 ccm i/io N.-HG1. Demnach Gesamtbasenstickstoff \u00ab= 0,1876 g.\nAus dem Rest (800 ccm) wurden die einzelnen Basen isoliert und aus den gewonnenen Produkten die Menge mittels des durch Kjeld a hl erhaltenen Stickstoffwertes berechnet. Eine genauere Analyse lie\u00dfen die geringen Mengen nicht zu.\n9 l. c.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202 Alfred Schifte nhelm, Die Nucleinbasen der Faeces etc.\nAuf diese Weise erhielt ich folgende Zahlen:\nBasenart\tVio N.-HC1\tBerechneter N-Gehalt\t\u00b0to der Gesamtbasenstickstoffmenge\tGesamtmenge auf Substanz berechnet\nAdenin .\t.\t.\t31,8\t0,04452\t47,111\t0,0857 g\nGuanin .\t.\t.\t12,0\t0,0168\t17,777\t0,0347 \u00bb\nXanthin .\t.\t.\t19,2\t0,02688\t28,444\t0,0719 \u00bb\nHypoxanthin\t4,5\t0.0063\t6,666\t0,01539 \u00bb\nEs ergab sich demnach aus allen Versuchen mit absoluter Sicherheit, da\u00df die Nucleinsubstanzen des Stuhles durch anhaltende Selbstf\u00e4ulnis zum Verschwinden gebracht werden, bis auf einen kleinen Rest, welcher stets zur\u00fcckgeblieben war. Dem faulenden Stuhle zugesetztes Adenin (Versuch III und IV) erreichte dasselbe Schicksal. Bei dieser Zersetzung sind wohl zweifellos die Mikroorganismen des Stuhles bet\u00e4tigt. Ob dieselben jedoch ganz allein oder nur mit Hilfe von anderen chemischen Reagentien (Fermente etc.) diese Arbeit zu leisten imstande sind, m\u00fcssen weitere Versuche dartun. Auch der Weg, \u00fcber den die Zersetzung, vor sich geht, kann aus vorliegenden Versuchen nicht mit Sicherheit erkannt werden. Die Analyse der nach der F\u00e4ulnis in den Faeces zur\u00fcckgebliebenen Reste ergab ein Basengemisch, welches s\u00e4mtliche Nucleinbasen enthielt. Dieselben hatten jedoch weder diejenige prozentualische Zusammensetzung, welche Kr\u00fcg\u00ear und Schittenhelm f\u00fcr die frischen menschlichen Faeces festsetzten, noch die, welche bei einer Umsetzung der normalerweise vorhandenen Nucleinbasen im Sinne Schindlers zu erwarten gewesen w\u00e4re. Ich glaube daher, da\u00df die erhaltenen Nucleinbasen nur zum geringsten Teile als Reste des urspr\u00fcnglichen Gehaltes anzusehen sind, da\u00df vielmehr die Hauptmenge derselben als ein fester Bestandteil der Bakterien aufzufassen ist, in deren Leibern sie als Nucleoproteide etc. festgelegt, aus denen sie aber durch das Auskochen mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure freigemacht wurden.","page":202}],"identifier":"lit17829","issued":"1903","language":"de","pages":"199-202","startpages":"199","title":"Die Nucleinbasen der Faeces unter dem Einflu\u00df anhaltender F\u00e4ulnis","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:50.005256+00:00"}